[DE] Think out of the Box - Nachmittags auf den Berg & Sonnenaufgang am Morgen

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Freedom33333
    Dauerbesucher
    • 09.09.2017
    • 898
    • Privat

    • Meine Reisen

    [DE] Think out of the Box - Nachmittags auf den Berg & Sonnenaufgang am Morgen

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Ich hatte Lust, mal wieder eine Nacht draußen in der Natur zu verbringen. Das Reiseziel stand bis zuletzt nicht konkret fest, alles was ich wusste war, dass ich nach Garmisch fahren würde.

    Da sich der Freitag Abend etwas länger hinzog als ursprünglich geplant ging es tatsächlich erst um 14.00 Uhr mit dem Zug los. Dass ich würde durch die Dunkelheit marschieren müssen schreckte mich nicht ab, im Gegenteil, wollte ich doch endlich mal schauen, wie sich meine Armytec Wizard im Gefecht so schlägt. Der Wetterbericht war klasse – Temperaturen um 0 Grad, quasi Windstille und kein Regen. Nachdem es in Schottland quasi 2 Wochen ununterbrochen geregnet hatte und der Sturm einen teilweise umgeblasen hat, schien mir das Wetter äußerst berechenbar. War es auch, nur hatte ich übersehen, dass sich die Temperaturvorhersage für Garmisch (700m) nicht auf 1800m übertragen lassen würde. Dort oben gab es dann leider doch deutliche Minusgrade.

    Als ich schließlich gegen 15.30 Uhr in Garmisch ankam hatte ich mich entschieden – es sollte die Bergkette Brünstlkreuz, Brünstelkopf, Vorderer Felderkopf (1928m) werden.

    Erst durch Garmisch durch und dann rechts um die Bergkette im Norden herum. Als ich den Pfleger-See erreicht hatte dämmerte es schon langsam. Immerhin, anderen Wanderern begegnete ich kaum noch hinter dem Pflegersee. An diesem wiederum standen am Parkplatz zahlreiche Autos. Auch kamen mir immer wieder Autos entgegen bis ich dort ankam. Danach wurde es ruhiger. Viel vom Weg kann ich nicht erzählen – mehr als die unmittelbare Umgebung vor oder hinter mir konnte ich ja nicht sehen. Aber es war schon ein Erlebnis, im Dunkeln alleine durch die Natur zu stapfen.

    Unbeschreiblich war das Glitzern der Eiskristalle in den Blättern am Boden – Millionen von glitzernden kleinen Punkten. Auf der Straße begegnete ich noch einem Wanderer der beim Abstieg war – für mich unverständlicherweise ohne Taschenlampe. Erst als ich meine Stirnlampe ausschaltete merkte ich, dass das Mondlicht so stark war, dass sich auf einer befestigten Straße ohne Probleme Ohne Licht wandern ließ, was ich dann auch eine Weile machte.

    Dann ging es doch recht steil bergauf und ich benötigte auch mal eine Pause. Als ich ein Quietschen hörte zuckte ich etwas zusammen – später sollte ich herausfinden, dass es mein Nordic Walking Stock war, der so gequietscht hatte ;).

    Dann begann der Aufstieg auf dem Kamm – eine schöne Strecke, endlich ein typischer Wanderweg. Mehrfach machte ich Pause und fand es irgendwo ein episches Gefühl, alleine im Dunkeln auf einem Kamm zu sitzen. Der Weg war teilweise doch durchaus steil, an einer Stelle musste ich auch die Hände zu Hilfe nehmen. Insgesamt würde ich – für erfahrene Berggänger sicherlich noch ein Rookie - den Weg aber als wenig gefährlich einstufen, bis auf ein paar Stellen hätte auch ein Ausrutschen keine drastischen Folgen nach sich gezogen.



    Dann endlich auf dem Gipfel vom Brünstelkreuz. Dort machte ich kurz Rast, wollte aber zumindest noch auf den Brünstelkopf, den ich dann auch erreichte. Die Lage dort war mir dann aber doch etwas zu exposed, so dass ich ein paar Minuten in Richtung Brünstelkreuz lief, wo ich auf dem Weg bereits 2 passende Stellen gefunden hatte um die Nacht zu genießen. Den Sternenhimmel betrachten – einfach wunderschön. Wie klein die Erde doch ist, wie unfassbar riesig das Universum. Und das, was man sieht, sind nur die Sonnen? Mit dem menschlichen Geist ist derartiges kaum noch zu fassen.

    Leider musste ich dann feststellen, dass meine Ausrüstung den temperaturen nicht gewachsen war und fror doch recht erheblich. Erst mit einer Kombination von allem was ich dabei hatte ließ sich die Temperatur einigermaßen aushalten. Sogar das Wasser in meiner Trinkblase fror mit der Zeit zu großen Teilen. ;)




    Gegen 7.00 Uhr machte ich mich auf, um dem Sonnenaufgang auf dem Brüstelkopf entgegenzusehen. Die Aussicht war unfassbar schön. Die Wolken im Tal vermittelten – je nachdem ob die Sonne darauf schien – den Eindruck, Meer oder Schnee zu sein.




    Als dann endlich die Sonne aufging freute ich mich, wie ich mich noch nie über einen Sonnenaufgang gefreut hatte. So müssen sich die Steinzeitmenschen gefühlt haben, wenn endlich nach der kalten Nacht die Sonne mit ihren wärmenden Strahlen die Kälte durchbrochen hat. Was für eine unfassbare Bedeutung der Sonnen/Nachtrythmus für die Menschen jahrtausendelang gehabt haben muss – für uns ist es doch heute nicht mehr mehr als ein „Ich fühle mich müde“ oder „Ich muss mir eine dickere Jacke anziehen für den Weg zwischen Wohnung und Arbeitsstätte“.






    Nach einer halben Stunde machte ich mich dann auf zum großen Zunderkopf und dem Vorderen Felderkopf, auf dem ich ca. eine Stunde in der Sonne lag (wenn auch in Daunenjacke). Gegen 11.00 Uhr kam dann tatsächlich auch die erste Wanderin vorbei, die aber einen Marathon zu laufen schien, da sie – nichtmal auf dem höchsten Berg dieser Kette – auch nur kurz anhielt.






    Gegen 12.00 Uhr kam mir dann eine Wandergruppe aus 3 Leuten entgegen, die sich auch gleich so laut unterhielten, dass man schon auf 500m hörte, dass sie über ihren harten Beruf und die Probleme des Alltags quatschten. Wie üblich eben. Dann nahm ich noch den Felderkopf und den Windstierkopf mit, dann ging es zur Enningalm wo einige Biker rasteten und dann den langen Weg zurück nach Garmisch. Anstatt die Bergkette nördlich von Garmisch im Westen zu umrunden nahzm ich den Weg nördlich der Bergkette durch das Tal, folgte hier aber auch erst einem Wald-Wanderweg der dann zu weit bergauf ging, sodass ich ca. 100m sehr steil quer durch den Wald nach unten musste. War ich da froh, meine Stöcke und meine Wanderstiefel zu haben.

    Auch ein wahnsinniges Erlebnis am Mittag – die zahllosen Spinnennetze, die von einer kleinen Eisschicht überzogen waren und den Eindruck vermittelten, das hier riesige Spinnen aus Harry Potter am Werk sein mussten. Da sieht man mal, wie wahnsinnig viele Spinnen es im Wald doch gibt. An jedem Baum hingen 20 solcher Netze. Da will ich keine Fliege im Wald sein!



    Auf dem letzten Stück bis zum Pflegersee wollte ich eine Abkürzung durch den Wald (45min statt 20min lol) nehmen – verlief mich aber und musste dann mittels Kompass und Karte den Weg zurück zum Weg finden, dabei den Bach durchqueren (Nach Schottland ein Spaziergang) und 2 sehr steile Anstiege machen. Dann endlich wieder auf der Straße und ein kurzer Abstecher ins Gasthaus am Pflegersee.

    Alles in allem eine tolle Tour. Das Wandern in der Nacht war auf jeden Fall ein Erlebnis, noch viel mehr aber natürlich das morgens alleine auf dem Gipfel sein und das Wolkenmeer unter sich zu erleben. Highlight natürlich das Aufgehen der Sonne.
    Auch wenn meine Freunde und Bekannten mir im Nachhinein einreden wollten, das wäre ja total verrückt was ich da gemacht habe, sehe ich das – auch als Rookie – nicht so. Die Wanderstrecke war bis auf wenige Stellen nicht gefährlich, das Wetter war perfekt und mal ein bisschen frieren ist auch ok. Man muss sich ja auch nicht den ganzen Tag wohl fühlen. Solange man keine bleibenden Schäden davonträgt, kann man auch mal eine Nacht frieren.

    Da demnächst wohl mit Schnee auf den Gipfeln zu rechnen ist, war es womöglich bis auf Weiteres die letzte Tour dieser Art, aber wissen kann man das nie. Learning by Doing und spontan Aufbrechen war schon immer meins.
    Zuletzt geändert von Freedom33333; 19.06.2020, 09:57.

  • MichaelH
    Dauerbesucher
    • 13.10.2014
    • 630
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [De] Think out of the Box - Nachmittags auf den Berg & Sonnenaufgang am Morg

    Sehr schöner Bericht mit tollen Fotos. Weiter so. So eine kleine Flucht aus dem Alltag ist doch immer wieder schön.

    Kommentar


    • india
      Dauerbesucher
      • 10.04.2010
      • 806
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: [De] Think out of the Box - Nachmittags auf den Berg & Sonnenaufgang am Morg

      Danke für den schön geschriebenen Bericht.
      Wenn Du Geld für die Matte sparen möchtest und ein wenig Mehrgewicht nicht scheust, kannst Du ja auch eine günstige Evazote Matte unter Deine Isomatte legen.

      Kommentar


      • qwertzui
        Alter Hase
        • 17.07.2013
        • 2877
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [DE] Think out of the Box - Nachmittags auf den Berg & Sonnenaufgang am Morg

        Hi, das freut mich, dass es bei dir mit der Tour auch geklappt hat, nachdem meine Antwort so knapp ausfiel, weil ich auch schon unterwegs war.

        Gedanken zur Temperatur: Bei uns ( wir waren in der Nähe von Berchtesgaden ) hat es in der Nacht ziemlich viel Wind gegeben. Bei gleichzeitig Temperaturen von bei dir zwischen -5 und - 10 C (die Bergfexapp sagt dir ziemlich genau welche Temperatur dich auf welcher Höhe erwartet) hätte bei einer Übernachtung ohne Zelt, ein einfacher Biwaksack um Isomatte und Schlafsack vermutlich ziemlich viel gebracht.

        Kommentar


        • mitreisender
          Alter Hase
          • 10.05.2014
          • 4855
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [DE] Think out of the Box - Nachmittags auf den Berg & Sonnenaufgang am Morg

          Nicht ganz unwahrscheinlich ist, dass bei evtl hoher Luftfeuchtigkeit die Daune ein wenig klamm geworden ist. Hinzu kommt der weite Schnitt des Comfort. Trotzdem. Machen ist immer besser als nicht machen

          Kommentar


          • Wandermaedel
            Erfahren
            • 02.11.2017
            • 177
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [DE] Think out of the Box - Nachmittags auf den Berg & Sonnenaufgang am Morg

            Danke für den Bericht und die tollen Bilder und: jede Erfahrung bringt uns weiter.
            Grüße Wandermaedel

            Kommentar

            Lädt...
            X