Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

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  • Sternenstaub
    Alter Hase
    • 14.03.2012
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    • Meine Reisen

    #81
    AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

    Zitat von Torres Beitrag anzeigen

    Wer typisiert, muss sich klar sein, dass es Widerstand gibt, wenn die Typisierung nicht der empirischen Analyse entstammt, sondern den Zweck nicht verbergen kann, das eigene Verhalten zu erhöhen. Und das macht Werner zurecht sauer, nicht irgendeine andere Meinung.
    das ist aber ganz schön starker Tobak, torres und aus meiner Sicht absolut nicht gerechtfertigt! Wie würdest du denn in dem Zusammenhang deine eigene gerade getroffene Bewertung sehen? Also echt.
    Two roads diverged in a wood, and I—
    I took the one less traveled by,
    And that has made all the difference (Robert Frost)

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    • Igelstroem
      Fuchs
      • 30.01.2013
      • 1888
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      • Meine Reisen

      #82
      AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

      Zitat von Torres Beitrag anzeigen
      Pauschalisierung und Abwertung einer Gruppe durch überspitze Kategorisierung. Das wird schon alleine dadurch der Sache nicht gerecht, weil die Wandertypen viel zu unterschiedlich sind. Mag sein, dass HAL sich in der Beschreibung wiedergindet. Wer Werner kennt, weiß, dass es auf ihn nicht zutrifft und auf viele andere eben auch nicht, die sich angesichts nervenaufreibender Beschäftigung oder allein aus Neugier auf Wanderwege einlassen.

      Wer typisiert, muss sich klar sein, dass es Widerstand gibt, wenn die Typisierung nicht der empirischen Analyse entstammt, sondern den Zweck nicht verbergen kann, das eigene Verhalten zu erhöhen. Und das macht Werner zurecht sauer, nicht irgendeine andere Meinung.

      OT: Wenn es zutreffen würde, dass der besagte Absatz ein Personenkollektiv charakterisieren soll, nämlich die Gruppe der ›Markierungswanderer‹, wäre Werners Reaktion ja einigermaßen berechtigt (zumindest wenn man voraussetzt, dass Gehorsam und Unterordnung etwas moralisch Anstößiges ist). Aber wenn man es so liest, wird natürlich ganz unverständlich, wie sich die beiden Absätze in meinem ersten Post zueinander verhalten. Charakterisiere ich dann im ersten Absatz eine andere Gruppe? Oder charakterisiere ich dieselbe Gruppe erst positiv und dann aus Daffke noch mal negativ?

      In Wirklichkeit ging es mir darum, dass ein und dasselbe Verhalten beim Wandern, nämlich das Bemühen um Kontinuität einer Route, aus sehr unterschiedlichen Motiven hervorgehen kann, darunter solche, die mir einleuchten, aber auch solche, die ich ablehnen würde. Der zweite Absatz war in diesem Sinne eine ideologiekritisch überspitzte Beschreibung einer Motivlage, die ich für denkbar halte, mit der sich aber niemand identifizieren muss. Es ist eben keineswegs ausgemacht, dass diese Beschreibung überhaupt auf eine Personengruppe unmittelbar zutrifft, und dass sie auf alle ›Markierungswanderer‹ zutrifft, ist dann umso weniger zu erwarten. Konsequenterweise sind ja in der Diskussion auch einige Gegenvorschläge gemacht worden, wie die vorwiegende Nutzung von markierten Wegen sonst noch motiviert sein kann.

      Überspitzte ideologiekritische Deutungen haben eben diese Eigenschaft, dass sie auf reale Akteure nie ganz passen. Sie haben aber mitunter irgendeinen wahren Kern, berühren einen Punkt oder karikieren einen Aspekt des Wirklichen. HAL und ein paar andere Teilnehmer der Diskussion haben das schon richtig verstanden, und zwar ohne dass sie dafür die Beschreibung eins zu eins auf sich beziehen mussten. Man kann aber natürlich die ideologiekritische Deutungsvariante auch ganz abweisen, wenn man das richtiger findet.
      Lebe Deine Albträume und irre umher

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      • derSammy

        Lebt im Forum
        • 23.11.2007
        • 7412
        • Privat

        • Meine Reisen

        #83
        AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

        Zitat von Bch Beitrag anzeigen
        Hallo,

        ich plane gerade eine 3-monatige Alpenroute...….


        Wie haltet ihr es mit der durchgängigen Begehung eurer Route?

        Grüße
        Birgit
        Ist doch eigentlich ganz einfach...

        a.) "Ich plane eine 3-Monatige Tour von A nach Z die ich durchgehende zu Fuß unterwegs sein will"

        b-) "Ich plane an einer 3 Monatigen Tour im Alpenraum bei der ich "die und die" Gegend durchqueren/erleben will...aufgrund meines "Solitstendaseins" und fehlender Erfahrung im Hochalpinen aber "den und den" Bereich überspringen/umfahren/ausweichen möchte"


        Es geht ja um DEINE 3 Monate und nicht um die "Likes" im Internet!

        Würde ich z.B auf die Idee kommen München Venedig zu "machen"

        Tag 1 mim Rad vom Marienplatz bis Lenggries und "hinter" den Bergen auch wieder ein Bike organisieren...


        Nur weil "jemand" sagt des muss zu Fuß" heisst das nicht "ich" muss zu Fuß....


        (Machs wie die Uellen…. am PC mit der Federwaage...im echten Leben "hike your own hike" und pack ein paar KG mehr rein )

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        • Galadriel
          Dauerbesucher
          • 03.03.2015
          • 913
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          • Meine Reisen

          #84
          AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

          Zitat von Torres Beitrag anzeigen
          Wer typisiert, muss sich klar sein, dass es Widerstand gibt, wenn die Typisierung nicht der empirischen Analyse entstammt, sondern den Zweck nicht verbergen kann, das eigene Verhalten zu erhöhen. Und das macht Werner zurecht sauer, nicht irgendeine andere Meinung.
          Genau das ist hier generell das Problem. Dass es hier oft nicht um rationale argumentative, sondern emotionale Reaktionen geht. Jemand kann sich durchaus betroffen fühlen, die persönliche Betroffenheit auch ausdrücken, aber der Widerspruch hier sollte aber dennoch rational argumentativ sein.
          Zuletzt geändert von Galadriel; 26.11.2018, 08:05.
          Wandern & Flanieren
          Neues entdecken durch Langsamkeit

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          • Mus
            Freak

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            • 13.08.2011
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            #85
            AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

            Zitat von Meer Berge Beitrag anzeigen
            Pilgern ist nach meinem Verständnis eher ein durchgehendes Laufen.
            Dabei Strecken mit Bus und Bahn zu fahren, würde die Sache ad absurdum führen.
            Pilgern, recht verstanden, sollte nichts Abgehobenes vom eigenen Leben sein.

            Und wie man sich im "echten Leben" eben auch durch manche Durststrecke durchbeißen und immer wieder aufstehen und weitergehen muss, wenn man fast nicht mehr kann, so sollte es auch auf einem Pilgerweg sein, sonst betuppt man vor allem sich selbst.
            Aber wie im "echten Leben" gibt es halt auch beim Pilgern Momente, wo man wirklich nicht mehr kann und fremde Hilfe braucht und die dann auch annehmen darf und soll. Für manchen Pilger ist genau das eine der wichtigsten Lektionen, die er auf dem Weg zu lernen hat. (Und manchmal darf man auch die Hilfe deshalb nicht zurückweisen, weil es für den, der sie gibt, wichtig ist, dass sie angenommen wird.)
            Die richtige Mischung aus den beiden Polen für sich selbst zu finden, ist wichtig, kann aber erst unterwegs gelernt werden. Darum gehört es ganz natürlich zu einer Pilgerfahrt dazu, sich auch mal in die eine oder andere Richtung zu vertun.

            Pilgern heißt schon, den inneren Schweinehund überwinden und auch mal was aushalten, heißt aber ebenso sich etwas schenken lassen und sich daran freuen können. Sinnloses Leiden macht weder einen Pilgerweg noch ein Leben besser. Die Vorstellung, es müsste jeden Tag super sein, auch nicht.

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            • qwertzui
              Alter Hase
              • 17.07.2013
              • 2900
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              • Meine Reisen

              #86
              AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

              Mus 1+
              Zuletzt geändert von qwertzui; 26.11.2018, 08:50. Grund: Autokorrektur rückbessern

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              • Intihuitana
                Fuchs
                • 19.06.2014
                • 2044
                • Privat

                • Meine Reisen

                #87
                AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

                Es pilgert doch heute kaum noch einer wirklich im Sinne einer Wallfahrt, um Buße zu tun oder um Heilung etc. zu bitten.


                Das konsequente Zu Fuß pilgern ist doch eine Erscheinung der säkulären Neuzeit, wo sich Leute selbst finden wollen/müssen.
                Früher war durchaus nicht immer der Weg das Ziel, sondern in erster Linie die Wallfahrtsorte und wer es sich leisten konnte, konnte auch mal auf Verkehrsmittel zurückgreifen.
                Das ist bei Religionen die noch wirklich gelebt werden, ja auch so. Nach Mekka kommt man heute mit dem Flugzeug und auch die Hindu pilgern zumeist mit Sammelbussen.
                Wobei es natürlich Ausnahmen gibt wie etwa die Umrundung des Mt. Kailash die Zu Fuß und auf den Knien gemacht werden muss.

                Das "Pilgerziel" ist ja doch heutzutage ein Narrativ, damit die Leute einen Grund haben diese Reise auf sich zu nehmen und sie selbst in eine Geschichte eingebettet sind.
                Insofern kann ich die Reaktionen auf Igelstroems recht gut beobachteten Beitrag nicht ganz verstehen.
                Ich kann ohne mich schämen zu müssen oder mich niedergemacht zu fühlen, behaupten, dass ich auch so manchen "Premiumwanderweg" gegangen bin und dort dann ach ganz klar mit der Intention mich auf den Weg einzulassen und mich bewusst führen zu lassen.
                Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

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                • lina
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                  • 12.07.2008
                  • 42956
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                  • Meine Reisen

                  #88
                  AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

                  Es gibt ja auch Unterschiede im Angebot der beschilderten Wanderwege. Je nach Vermarktungsanteil scheinen bei den einen die alten Handelswege (das Versprechen von mehr Wildnis und Abenteuer?) noch durch, andere wiederum klingen nach Th*rm*m*x (einfaches Ablaufen möglich, pflegeleichte Rundumversorgung wahrscheinlich) Immer einen Fuß vor den anderen setzen muss man bei allen. Vom Merkmal "Wanderweglänge" haben wir bisher noch kaum gesprochen.

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                  • Mus
                    Freak

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                    • 13.08.2011
                    • 13116
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                    • Meine Reisen

                    #89
                    AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

                    OT:
                    Zitat von Intihuitana Beitrag anzeigen
                    Das konsequente Zu Fuß pilgern ist doch eine Erscheinung der säkulären Neuzeit, wo sich Leute selbst finden wollen/müssen.Früher war durchaus nicht immer der Weg das Ziel, sondern in erster Linie die Wallfahrtsorte und wer es sich leisten konnte, konnte auch mal auf Verkehrsmittel zurückgreifen.
                    Das stimmt beides nicht.
                    Die Leute gingen auch früher schon oft freiwillig zu Fuß, obwohl viele Pilgerorte mit der Eisenbahn schon lange für erschwingliches Geld erreichbar waren.
                    Die meisten großen europäischen Pilgerorte, die mir bekannt sind, werden überwiegend mit modernen Verkehrsmitteln besucht, z.T. gibt es sogar extra Pilgersonderzüge. Bei den regionalen Pilgerorten ist es bei organisierten Pilgerfahrten meist eine flexible Mischung aus zu Fuß gehen und mit dem Bus fahren, die allen die Teilnahme ermöglicht.

                    Das ist bei Religionen die noch wirklich gelebt werden, ja auch so. Nach Mekka kommt man heute mit dem Flugzeug und auch die Hindu pilgern zumeist mit Sammelbussen.
                    Lustig, dass das Fremde immer viel intensiver wahrgenommen wird während man das, was sich vor der eigenen Türe abspielt einfach übersieht.

                    Das "Pilgerziel" ist ja doch heutzutage ein Narrativ, damit die Leute einen Grund haben die se Reise auf sich zu nehmen und sie selbst in eine Geschichte eingebettet sind.
                    Wenn du das auf den spanischen Jakobsweg beziehst, dann mag das überwiegend stimmen. Auf dem französischen sieht es bereits ganz anders aus. Aber der Jakobsweg ist auch nur ein einziges unter sehr vielen in ganz Europa .Er ist aber halt das einzige, dass kurioserweise in Massen von nicht religiösen Menschen genutzt wird und genau deshalb auch nicht religiös engagierten Menschen bekannt ist und so seit ein paar Jahrzehnten zum Massenphänomen geworden ist. Bei all den vielen anderen Wallfahrten und Pilgerwegen überwiegt der religiöse Aspekt (der übrigens nicht gleichbedeutend mit "Buße" ist ).

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                    • Sarekmaniac
                      Freak

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                      • 19.11.2008
                      • 10958
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                      • Meine Reisen

                      #90
                      AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

                      OT:
                      Zitat von Igelstroem Beitrag anzeigen
                      OT:
                      Der Diskurs übers Wandern ist ja in Deutschland in den letzten zwei Jahrzehnten von Leuten wie Rainer Brämer und Manuel Andrack bestimmt gewesen, die das Wandern auf Prädikatswanderwegen sehr erfolgreich als ›Neues Wandern‹ propagiert haben.
                      Deine Argumentation krankt schon daran, dass Du die Existenz eines öffentlichen "Diskurses über das Wandern" behauptest, gegen jeder, der in Deutschland wandert, zwangsläufig abgeglichen wird, oder sich selbst abgleicht.

                      Ich weiß nicht, wer Rainer Brämer ist (und werde es mangels Interesse auch nicht googeln), Andrack kenne ich von früher von der Harald Schmidt Show, danach hat er "irgendwas mit Wandern" gemacht, genaueres weiß ich nicht. Und ich lese auch keine Wanderblogs. Auch deinen nicht.

                      Vielleicht einfach mal nicht so verkopft an die Sache ran gehen.
                      Eshche odin zhitel' Ekaterinburga zabralsja na stolb, chtoby dokazat' odnoklassnice svoju bespoleznost'.
                      (@neural_meduza)

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                      • Flachlandtiroler
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                        Moderator
                        Liebt das Forum
                        • 14.03.2003
                        • 29038
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #91
                        AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

                        Zitat von Sarekmaniac Beitrag anzeigen
                        OT:

                        Deine Argumentation krankt schon daran, dass Du die Existenz eines öffentlichen "Diskurses über das Wandern" behauptest, gegen jeder, der in Deutschland wandert, zwangsläufig abgeglichen wird, oder sich selbst abgleicht.

                        Ich weiß nicht, wer Rainer Brämer ist (und werde es mangels Interesse auch nicht googeln), Andrack kenne ich von früher von der Harald Schmidt Show, danach hat er "irgendwas mit Wandern" gemacht, genaueres weiß ich nicht. Und ich lese auch keine Wanderblogs. Auch deinen nicht.
                        OT: OT: Das könnte man natürlich einfach so interpretieren, dass es diesen postulierten Diskurs sehr wohl gibt, nur Du Dich ihm bewußt verweigerst.
                        Meine Reisen (Karte)

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                        • Igelstroem
                          Fuchs
                          • 30.01.2013
                          • 1888
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #92
                          AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

                          Zitat von Sarekmaniac Beitrag anzeigen
                          Vielleicht einfach mal nicht so verkopft an die Sache ran gehen.
                          OT: Aber fürs Wandern selbst braucht man nicht nur keinen Blog und keinen Diskurs, sondern auch kein Forum.

                          Ich habe mich hier ursprünglich angemeldet, um mich über Sachen auseinanderzusetzen, und den ›Blog‹ gibt es überhaupt nur, weil bei ODS vieles davon eben nicht geht.
                          Lebe Deine Albträume und irre umher

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                          • Benzodiazepin
                            Fuchs
                            • 12.03.2012
                            • 1322
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #93
                            AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

                            ich bin vor zwei jahren mit dem fahrrad von nord nach süd durch australien. dabei war es mir wichtig, "connected tire-prints" zu haben.
                            - ich wollte die für einen schweizer unglaubliche grösse dieses landes erradeln.
                            - ich hatte zeit (3 monate)
                            - wenn ich mir kein ziel setze, dann tendiere ich dazu, faul zu sein.
                            - es hatte beschwerliche teilstrecken. nach meiner bisherigen fahrradreisen-erfahrung sind das oft im nachhinein die schönsten erinnerungen. würde ich mir erlauben, eine strecke mit einem auto mitzufahren, würde ich das evtl. öfter mal machen und mir so die erfahrung, durchzubeissen, selber stehlen.
                            - das ganze hatte für mich auch eine organisatorische herausforderung. wie viel zeit brauche ich, um 280km piste bei einer höchsttemperatur von über 40° zurückzulegen? wie viel wasser brauche ich dafür? wie viel reserve will ich mitnehmen? solche strecken mache ich (ich, persönlich, gilt nicht für alle) vor allem, wenn es "sein muss". wenn ich also nicht genausogut den bus nehmen kann, weil ich mir das verboten habe.

                            ich war einige tage mit jemandem unterwegs. er hatte dann einen kleinen unfall und wir mussten einen autokonvoi anhalten, um ihn in das nächste dorf zu fahren. ich fuhr mit, was mich ziemlich genervt hat. dadurch fehlten mir ca. 70km piste. also fuhr ich noch am selben tag einen guten teil der strecke zurück, übernachtete, fuhr zum unfallort und war am nächsten abend wieder in dem dorf. blöd? klar. unnötig? eigentlich schon. mir aber wars wichtig.

                            ein andermal kam ich an einen fluss, auf dem es wider erwarten keine brücke hatte. dort fuhr eine fähre. um über eine brücke zu fahren, hätte ich einen Umweg von ca. 200km machen müssen. hier habe ich dann entschieden, dass für mich die fähre zu nehmen nicht als "betrügen" gilt. nicht nur aus faulheit, auch, weil es für mich so stimmiger war.


                            zur diskussion um igelstroems aussagen: ich habe das auch so verstanden, dass igelstroem zwei von vielen möglichkeiten, weshalb jemand (so wie ich auch) sklavisch einem "connected wasauchimmer" folgt, skizziert hat. wer sich dadurch angegriffen fühlt, hat wohl zu viel von dieser Skizze in sich selbst entdeckt.
                            experience is simply the name we give to our mistakes

                            meine reiseberichte

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                            • Sarekmaniac
                              Freak

                              Liebt das Forum
                              • 19.11.2008
                              • 10958
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #94
                              AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

                              Dritte Umformulierung:

                              Jemand, der sich in der Gegend sehr gut auskennt, hat nach langem Nachdenken und vielen Begehungen eine schöne Wegführung ausgewählt und Markierungen gesetzt. Ich freue mich über das Geschenk und nehme es an.


                              Vierte Umformulierung:
                              Ich bin ein Mensch, der gern einmalige Gelegenheiten beim Schopfe packt. Deswegen gehe ich vom Bahnhof aus los, und weiß heute abend und bis ans Ende meiner Tage, wie die Innenstadt von Pforzheim aussieht.
                              Eshche odin zhitel' Ekaterinburga zabralsja na stolb, chtoby dokazat' odnoklassnice svoju bespoleznost'.
                              (@neural_meduza)

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                              • Igelstroem
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                                • 30.01.2013
                                • 1888
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                                #95
                                AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

                                Zitat von Sarekmaniac Beitrag anzeigen
                                Dritte Umformulierung:

                                Jemand, der sich in der Gegend sehr gut auskennt, hat nach langem Nachdenken und vielen Begehungen eine schöne Wegführung ausgewählt und Markierungen gesetzt. Ich freue mich über das Geschenk und nehme es an.


                                Vierte Umformulierung:
                                Ich bin ein Mensch, der gern einmalige Gelegenheiten beim Schopfe packt. Deswegen gehe ich vom Bahnhof aus los, und weiß heute abend und bis ans Ende meiner Tage, wie die Innenstadt von Pforzheim aussieht.
                                Ja, finde ich beides nachvollziehbar, und die dritte Umformulierung ist der Grund, weswegen ich selbst häufig auf Teilstrecken markierten Wegen folge.

                                Edit: [Übrigens finde ich auch nicht, dass man in der Innenstadt von Pforzheim nicht wandern sollte. Meine Formulierung ist da einfach missverständlich bzw. falsch. Es ist nur so: Wenn ich vorhabe, über den westlichen Hauptkamm des Schwarzwaldes zu wandern, ist die Wanderung durch Pforzheim-Kupferhammer und Basel für mich kein naheliegender Bestandteil dieses geografischen Plans; deshalb würde ich den Westweg von vornherein lieber unvollständig laufen und habe auch kein ungutes Gefühl dabei. Ich bewandere eben dem Sinne nach den Schwarzwaldhauptkamm und nicht den Westweg; das meine ich mit ›geografisch orientiertem Wandern‹.]
                                Zuletzt geändert von Igelstroem; 26.11.2018, 15:05.
                                Lebe Deine Albträume und irre umher

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                                • German Tourist
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                                  • 09.05.2006
                                  • 849
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                                  #96
                                  AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

                                  Als bekennende Fernwanderin laufe ich nach dem Prinzip der "connecting footsteps" - und das auch sehr gerne auf markierten Premiumwanderwegen. Hier wurden ja schon einige Gründe für oder gegen "connecting footsteps" bzw. regelorientiertes Wandern vorgebracht - aber folgende zwei (für mich besonders wichtige) Gründe fehlen:

                                  Die Motivation bzw Gratifikation von Langstreckenwanderern vs. Kurzwanderern ist höchst unterschiedlich. Bei Kurzwanderern (darunter meine ich sowohl Tages-, Wochenend- oder klassische 2-Wochen-Urlaubswanderer) steht vor allem der Kontrast zum Alltag im Vordergrund. Man will raus aus der gewohnten Umgebung und möglichst kontrastreich in möglichst spektakuläre, exotische und/oder idyllische Natur. Mit einer solchen Motivation macht es überhaupt keinen Sinn langweilige Straßenabschnitte zu laufen, nur um des Prinzips willen. Kurzwanderer betreiben daher logischerweise gerne landschaftliches "cherry picking".

                                  Je länger die Strecke von Fernwanderern ist, desto mehr fällt diese Art von Motivation weg - denn wer Monate unterwegs ist, für den wird das Wandern Alltag und das Naturerleben wird weniger wichtig. Für mich persönlich ist die Natur nach 43.000 Kilometern zu Fuß eher eine schöne Kulisse und nur noch ein Faktor von vielen, die mein Wohlbefinden auf einer Tour beeinflussen. Für Fernwanderer werden aber dafür zwei andere Punkte wichtiger:

                                  Die meisten Langstreckenwanderer ziehen ein große Befriedigung daraus, ein einmal gestecktes Ziel oder Strecke - trotz aller Widrigkeiten - auch geschafft zu haben. Es fühlt sich einfach toll an, einen ganzen Trail oder durch ein ganzes Land oder gar Kontinent gelaufen zu sein. Und dann will man eben nicht sagen müssen: Ich bin von Mexiko nach Kanada gelaufen - bis auf 300 km ... Es wird viel wichtiger, eine Strecke wirklich durchgängig ohne Unterbrechung gelaufen zu sein.

                                  Diese Befriedigung resultiert vor allem auch daraus, die Schwierigkeiten einer Wanderung bewältigt zu haben. Nach einer Langstreckenwanderung erinnere ich mich am intensivsten an die schlimmen Situation, die ich trotzdem irgendwie überwunden habe, während die vielen schönen Erinnerungen ineinander verfließen und verblassen. Die mentale Veränderung während einer Wanderung stammt also eher aus dem aktiven Bewältigen der Probleme, dem Durchbeißen oder dem Überwinden des inneren Schweinehundes als durch eine passive Läuterung durch die Natur. Dieser Effekt kann aber nur eintreten, wenn man sich vor der Wanderung Regeln aufstellt, die man dann auch bei Schwierigkeiten beibehält. Dabei ist es allerdings völlig egal, ob diese Regel nun "connecting footsteps" oder das metergenau Ablaufen eines vorgegebenen Wanderweges beinhaltet. (Und natürlich darf man sich durch diese eigenen Regeln nicht in wirklich lebensgefährliche Situationen manövrieren ....) Wer als Langstreckenwanderer bei der kleinsten Schwierigkeit in den Bus steigt und Streckenabschnitte überspringt, hat zwar kurzfristig ein Problem umgangen, beraubt sich aber langfristig einer viel tieferen Befriedigung, dem Stolz auf die eigene Leistung und einem daraus resultierenden Zuwachs an Selbstvertrauen.

                                  Für einen Kurzwanderer macht es keinen Sinn, kilometerlange öde Straßenabschnitte nur des Prinzips willen abzuspulen. Für einen Langstreckenwanderer kann sich genau daraus die nachträgliche Befriedigung ergeben. Und natürlich gibt es zwischen diesen beiden Extremen jede Menge Abstufungen ...
                                  http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                                  • qwertzui
                                    Alter Hase
                                    • 17.07.2013
                                    • 2900
                                    • Privat

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                                    #97
                                    AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

                                    Danke GT, dass du die Motivation des Fern-Fernwanderers so umfangreich erläutert hast. Wenn wirklich eine Strecke zurück gelegt wird, die nur von ganz wenigen gelaufen wird, oder durch Geschwindigkeit oder eine Besonderheit des Wanderers rekordverdächtig ist, wäre eine " Abkürzung" Schummelei. Wenn herauskäme, dass Christine 300 km per Anhalter gefahren wäre, würde der Verlag möglicher Weise das nächste Buch nicht veröffentlichen. Auch wenn man nur einen für sich persönlichen Rekord aufstellen möchte, ist ein abkürzen, ist abkürzen kontraproduktiv.

                                    Mit der Unterscheidung Fern- und Kurzwanderer habe ich allerdings Schwierigkeiten. Ich habe hier schon Reiseberichte gelesen, in denen Leute ewig lang in zivilisationsarmen Gegenden gewandert sind, denen es um grandiose Landschaften geht und nicht ums " zu Fuß von A nach B kommen". Allerdings gibt es in diesen Gegenden dann nicht einmal Wege, geschweige denn Straßen und Autos zum abkürzen.

                                    Unterscheidung ist dann doch eher die Motivation für das Wandern. Der Thruhiker bezieht seine Motivation aus der durchgängig gelaufenen Wanderung und darf nicht abkürzen. Jeder der anders motiviert unterwegs ist, egal ob kurz oder lang, hat andere Entscheidungsfreiheit.

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                                    • Mus
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                                      • 13.08.2011
                                      • 13116
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                                      #98
                                      AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

                                      Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                                      Nach einer Langstreckenwanderung erinnere ich mich am intensivsten an die schlimmen Situation, die ich trotzdem irgendwie überwunden habe, während die vielen schönen Erinnerungen ineinander verfließen und verblassen.
                                      Echt krass!
                                      Das versteh ich nicht.

                                      Natürlich sind die überwundenen schlimmen Situationen immer eine intensive Erinnerung (und lassen sich publikumswirksamer erzählen als alles andere), aber für mich sind genau so starke Erinnerungen auch die Stellen, die so schön oder auch nur "lauschig" waren und unseren aktuellen Bedürfnissen so entgegen kamen, dass wir die Pause dort auf seeeeehr lange Zeit ausgedehnt haben. Das Verweilen scheint dabei der Schlüssel zu sein, denn die schöne Landschaften, die wir nur durchwandert haben, laufen in der Tat nur wie ein Hintergrundfilm durchs Gedächtnis.

                                      Die dritte Art Erinnerungen, die intensiv bleiben (und das noch stärker) sind Begegnungen mit Menschen, die uns geholfen haben, wenn es Probleme gab, zum größten Teil völlig ungefragt. Diese Erinnerungen erzeugen bei mir bis heute immer noch spontan ein Lächeln und ein warmes Gefühl im Bauch, wenn ich daran denke.

                                      Die mentale Veränderung während einer Wanderung stammt also eher aus dem aktiven Bewältigen der Probleme, dem Durchbeißen oder dem Überwinden des inneren Schweinehundes als durch eine passive Läuterung durch die Natur.
                                      Die mentale Veränderung, die ich erfahren konnte war ebenso dreigeteilt, wie meine Erinnerungen, die ich oben beschrieben habe.
                                      Wobei sich mit der Zeit noch ein vierter Aspekt dazugesellt hat: Das Gefühl manchmal ohne es gewollt und geplant zu haben (ganz im Gegenteil) genau zur rechten Zeit am rechten Ort gewesen zu sein und eine mentale Veränderung beim Gegenüber angestoßen zu haben. Das waren i.d. Regel die Situationen, wo wir es aufgrund nicht planbaren Umständen ohne fremde Hilfe wirklich nicht mehr weiter geschafft hätten, sondern hätten ab-/unterbrechen müssen o.ä.
                                      Dieser Effekt kann aber nur eintreten, wenn man sich vor der Wanderung Regeln aufstellt, die man dann auch bei Schwierigkeiten beibehält.
                                      Der von mir beschriebene Effekt konnte nur eintreten, weil ich mich dazu überwunden habe, von der mir eigenen Art, alles alleine schaffen zu wollen, abzweichen.

                                      Wer als Langstreckenwanderer bei der kleinsten Schwierigkeit in den Bus steigt und Streckenabschnitte überspringt, hat zwar kurzfristig ein Problem umgangen, beraubt sich aber langfristig einer viel tieferen Befriedigung, dem Stolz auf die eigene Leistung und einem daraus resultierenden Zuwachs an Selbstvertrauen.
                                      Das ist wahr. Genauso wahr ist es, dass wer sich immer nur durchbeißt und eigene Leistung bringt, sich der wertvollen Erfahrung beraubt, sich beschenken zu lassen und tiefgehende (nicht verkopfte) menschliche Begegnungen zu machen. Das schöne ist, dass sich diese verschiedenartigen Erfahrungen gar nicht gegenseitig ausschließen, nicht mal auf ein und der selben Tour.
                                      Selbstvertrauen, das als Basis nur die eigene Leistung hat, steht auf tönernen Füßen und verlässt einen genau dann, wenn man es am dringlichsten benötigt.

                                      Vielleicht ist ein bisschen, wie in der Schule: Es geht gar nicht darum, dass am Ende möglichst viele Hefte vollgeschrieben sind, sondern dass man Schreiben gelernt hat. Wie viele Seiten (bzw. km) jemand dafür braucht, ist individuell sehr verschieden.
                                      Zuletzt geändert von Mus; 27.11.2018, 15:44.

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                                      • Galadriel
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                                        #99
                                        AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

                                        Ich kann die Argumentation von GT schon nachvollziehen. Wandern als Urlaub ist ein Hobby eine Unterbrechung vom Alltag. Wandern bei GT ist der Lebensentwurf, fast schon eine Professionalisierung. Es ist also keine Unterbrechung des Alltags, sondern es ist der Alltag. Und vor diesem Hintergrund ist es ähnlich wie bei einem Selbständigen: Man muss sich einen Rahmen bzw. Regeln geben für den Alltag, die Arbeit etc., aber auch längerfristig, sonst wird es wahrscheinlich schwierig dauerhaft dieses Leben zu führen. Und da Wandern ihr Alltag ist, überwiegt natürlich in der Wahrnehmung - wie bei fast allen Menschen- auch erst einmal das Gefühl, dass der Alltag entsprechend der Regeln bewältigt wurde. Das schließt natürlich die positiven Aspekte des Wanderns nicht aus. Und ab und zu lese ich im Blog von GT, da wird das auch manchmal beschrieben. Aber - wie bei vielen Menschen - überwiegen bei der Gesamtbewertung unseres Alltags eher oft die negativen Aspekte bzw. die Überwindung dieser negativen Aspekte. Das Positive kommt erst bei detaillierter Nachfrage zum Vorschein und ich bin sicher, so ist es bei GT auch.
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                                          • 18.08.2006
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                                          Bei mir ist es seit ein paar Jahren so, dass sich das Unterwegssein und die Arbeit in etwa die Waage halten. Das hat die interessante Folge, dass nun beides Hobby ist.

                                          Als ich mein Abi machte, war ich eine ziemlich erfolgreiche Reiterin. Ich habe tatsächlich damals überlegt, das Hobby zum Beruf zu machen. Also entweder eine Bereiter-Lehre zu machen. Oder eher Tiermedizin zu studieren. Mein Vater meinte damals, es sei wichtig, sich ein so schönes Hobby als Hobby zu erhalten. Und damit sei Schluss, wenn man es zum Beruf macht. Was mich betrifft, war das genau richtig. Ich behielt meine Leidenschaft. Und bekam einen sehr erfüllenden Beruf dazu.

                                          Was das Reisen betrifft, geben auch bei mir brenzlige Situationen im Nachhinein die besten Anekdoten ab. So nach dem Motto "wenn ich das in meinem Club erzähle".

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