Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Chouchen
    Freak

    Liebt das Forum
    • 07.04.2008
    • 20009
    • Privat

    • Meine Reisen

    #61
    AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

    Zitat von Igelstroem Beitrag anzeigen
    Man könnte aber auch sagen: Wandern auf markierten Wanderwegen ist wie das Essen von Fertiggerichten, statt selber zu kochen.
    Man könnte eher sagen, das Wandern auf markierten Wegen ist wie das Kochen nach Rezept. Das Essen von Fertiggerichten wäre es eher, würde man sich auf einer Sänfte von Ab nach B tragen lassen.

    Zur zweiten Umformulierung:
    Ich bin ein Mensch, der gern anderen Menschen gehorcht und auch gar nicht in der Lage wäre, den Plan, den man haben muss, um eine Landschaft zu explorieren, selbst zu fassen. Deshalb liebe ich markierte Fernwanderwege, bei denen mir jemand genau vorgibt, wo ich entlangzugehen habe.
    Zweite Umformulierung nach Chouchen:
    Ich bin ein Mensch, der jeden Tag Entscheidungen treffen muss, über Ressourcen und Mitarbeiter, bin jemand, der in der Arbeitswelt täglich mit Zielformulierungen zu tun hat. Deswegen liebe ich markierte Fernwanderwege, weil ich dort entlastet vom Alltag mich nur auf die Landschaft einlassen kann.


    Letzten Endes ist das alles Küchentisch-Psychologie für Anfänger.
    "I pity snails and all that carry their homes on their backs." Frodo Baggins

    Kommentar


    • blackteah
      Dauerbesucher
      • 22.05.2010
      • 777
      • Privat

      • Meine Reisen

      #62
      AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

      OT:
      Zitat von Igelstroem Beitrag anzeigen
      Man könnte aber auch sagen: Wandern auf markierten Wanderwegen ist wie das Essen von Fertiggerichten, statt selber zu kochen.
      Ganz schlechter Vergleich.

      Eine Fertig-Lasagne ist was anderes wie eine frisch zubereitete Lasagne. Ein wunderschönes Tal wird auch dann noch ein wunderschönes Tal sein, wenn der durchführende Pfad auf einmal zu einem "Premiumwanderweg" wird. Das einzige was sich ändert ist der Anteil an Menschen.

      couchens Vergleich mit dem Rezept ist da schon besser. Es wäre, wie wenn man verlangt, das Rezept von besonders guten Gerichten nicht zu veröffentlichen –denn wenn das jemand nachkocht (nachläuft), ist es plötzlich nicht mehr lecker. "Die haben sich ja gar nicht angestrengt, sondern das wunderschöne Tal einfach so serviert bekommen..."



      Aber es geht hier doch gar nicht um markiert oder unmarkiert, sondern um das Verhalten auf Fernwanderwegen.

      Ich bin erst einen Fernwanderweg gegangen (4 Wochen, gilt das schon?), und da gab es keine Straßen oder sonstige Möglichkeiten zum Abkürzen –die Frage hat sich mir also gar nicht gestellt.
      Würde ich aber einen Fernwanderweg planen und es wäre eine Strecke dabei, die mir wirklich absolut nicht gefällt (vielbefahrene Straße), würde ich versuchen eine Alternative zu finden. Oder zur Not zu trampen. Meine Zeit wäre mir schlicht und einfach zu schade, um mich irgendwo entlangzuschleppen, wo es mir gar nicht gefällt.

      Kürzere Strecken, die mal nicht ganz so hübsch, langweilig oder eintönig sind, laufe ich aber. Da kann man die schönen Teile wieder umso mehr genießen.

      Doch z.B. 200 km durch einen Wald (green tunnel) zu laufen, nur weil es zum Weg gehört –Nein danke. Da laufe ich dann was anderes. Mir ist es wichtiger, 200 km in mir zusagender Umgebung zu laufen, als dass ich 200 km am Stück gehe.

      Kommentar


      • Meer Berge
        Fuchs
        • 10.07.2008
        • 2381
        • Privat

        • Meine Reisen

        #63
        AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

        Zitat von Igelstroem Beitrag anzeigen
        Die Wege sind aber schon da und müssen nicht erfunden werden. Der User berniehh ist da radikaler und sucht sich von vornherein Gegenden aus, in denen weglos gelaufen werden muss, da würde der Vergleich dann eher zutreffen.
        Wenn bernie mitten im chinesischen Tien Shan einen Pfad findet, nimmt er den auch dankend an statt ihn mit viel Mühe zu vermeiden.




        Wandern auf markierten Wanderwegen ist wie das Essen von Fertiggerichten, statt selber zu kochen.
        Wandern auf markierten Wanderwegen ist wie das Essen in einem Restaurant, statt selber zu kochen.
        Dann kann man einen Premiumwanderweg mit einem Premiumkoch vergleichen, der besser kochen kann als ich.
        Zumindest mit mir fremden Zutaten (= Wegen in mir fremden Regionen) kann er ein prima Gericht zauber, wo ich nur experimentieren könnte mit mehr oder weniger schmackhaftem Ergebnis.


        Und, um beim Thema zu bleiben, die Verbindungen sind das Butterbrot zwischendurch.
        Zuletzt geändert von Meer Berge; 24.11.2018, 16:22.

        Kommentar


        • Igelstroem
          Fuchs
          • 30.01.2013
          • 1888
          • Privat

          • Meine Reisen

          #64
          AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

          Zitat von Chouchen Beitrag anzeigen
          Man könnte eher sagen, das Wandern auf markierten Wegen ist wie das Kochen nach Rezept.
          Okay; ich akzeptiere, dass das der passendere Vergleich ist.

          Und dann kann man sogar sagen: Ich mache es mir einfacher, genauso wie beim Selberkochen, weil ich weder das ›perfekte Wandererlebnis‹ suche noch eine Vergemeinschaftung mit anderen Wanderern ›im gleichen Genuss‹.
          Lebe Deine Albträume und irre umher

          Kommentar


          • windriver
            Moderator
            Fuchs
            • 25.11.2014
            • 1915
            • Privat

            • Meine Reisen

            #65
            AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

            Zitat von Igelstroem Beitrag anzeigen
            wenn jemand anderes beschlossen hat, dass der Westweg ausgerechnet in der Innenstadt von Pforzheim beginnt, dann beginne ich meine Wanderung durch den Schwarzwald selbstverständlich in der Innenstadt von Pforzheim.
            OT: Auf die Gefahr hin Igelströms Weldbild zu zerstören .
            Der Westweg beginnt nicht in der Innenstadt von Pforzheim , sondern in Pforzheim-Kupferhammer . Vermutlich wollte der pöse Planer auch nicht durch die Stadt latschen

            Kommentar


            • Igelstroem
              Fuchs
              • 30.01.2013
              • 1888
              • Privat

              • Meine Reisen

              #66
              AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

              Zitat von windriver Beitrag anzeigen
              Pforzheim-Kupferhammer
              OT: Danke, windriver. Ich werde mich umgehend nach einem neuen Weltbild umschauen.
              Lebe Deine Albträume und irre umher

              Kommentar


              • Intihuitana
                Fuchs
                • 19.06.2014
                • 2043
                • Privat

                • Meine Reisen

                #67
                AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

                Zitat von blackteah Beitrag anzeigen
                [OT]

                Doch z.B. 200 km durch einen Wald (green tunnel) zu laufen, nur weil es zum Weg gehört –Nein danke. Da laufe ich dann was anderes. Mir ist es wichtiger, 200 km in mir zusagender Umgebung zu laufen, als dass ich 200 km am Stück gehe.
                Was stimmt nicht am Wald ?
                Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

                Kommentar


                • Enja
                  Alter Hase
                  • 18.08.2006
                  • 4750
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #68
                  AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

                  Das ist Geschmackssache.

                  Kommentar


                  • blackteah
                    Dauerbesucher
                    • 22.05.2010
                    • 777
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #69
                    AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

                    Zitat von Intihuitana Beitrag anzeigen
                    Was stimmt nicht am Wald ?
                    Mit dem Wald ist hoffentlich alles in Ordnung
                    Wie Enja sagt, reine Geschmackssache. War nur ein auf mich zugeschnittenes Beispiel.

                    Kommentar


                    • HAL 23562
                      Dauerbesucher
                      • 31.12.2005
                      • 558
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #70
                      AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

                      Vor ein paar Jahren hatte mich auf der Via Francigena, hoch über dem Aosta-Tal, ein alter Pfarrer zu einem Glas Wein eingeladen. Er fragte mich, warum denn bloß die Pilger heute unnötig den recht beschwerlichen Weg durch die Hügel nähmen. In früheren Zeiten wären die Pilger auf dem Weg im Tal unterwegs gewesen. Sie hätten möglichst kraftsparende Wege für ihre lange und anstrengende Wanderung gewählt.
                      Der heute ausgeschilderte Weg folgt in Italien auch immer wieder wirtschaftlichen Interessen. Dieser Ort will unbedingt angeschlossen sein und jene Raststelle auch usw. . Manche Wegführung soll auch, wie z.T. im Aosta-Tal, starkem Verkehr ausweichen. Das führt zuweilen zu nicht nachvollziehbaren Umwegen oder, wie wiederum im Aosta-Tal, zu z.T. sogar zu gerade für ältere Pilger/Wanderer zu gefährlichen Wegstücken.
                      Der alte Pfarrer hatte mich zum Nachdenken gebracht. Von da an folgte ich zwar meist dem ausgeschilderten Weg, aber nur, wenn er mir nach Kartenstudium und anderen Infos auch sinnvoll erschien. Allerdings folgte ich immer der historischen Pilgerroute und erhielt daher mein Credenzial im Vatikan zu recht.
                      Seitdem handhabe ich dies immer so und bin froh, mich endlich von dem zwanghaft strikten Verfolgen von Wegmarkierungen befreit zu haben. Trotzdem halte ich markierte Wege nach wie vor für einen wertvollen und wichtigen Anhalt/Vorschlag, mehr aber auch nicht. Beweisen muss ich zudem niemandem was.
                      Und auch ausgelassene Teilstücke sind für mich kein Trauma (mehr), das ich noch jahrelang jammernd mit mir herum schleppe. Auf der VF wurde ich ein paar male von AutofahrerInnen mitgenommen und das waren mit die wertvollsten Begegnungen auf dieser Tour, die das ausgelassene Wegstück allemal aufwogen.

                      Für mich persönlich halte ich Igelstroems Gedanken in von Werner zitiertem Artikel von der Sache für weitgehend richtig. Ich hatte das Gefühl, dass er mich in meinen früheren Intentionen schon ein wenig entlarvte. So erkläre ich mir auch die z.T. heftigen Reaktionen einiger im Forum.
                      Leider hatte Igelstroem durch sehr provakante Formulierungen die Möglichkeit erschwert, seine nach m.M. nachdenkenswerten Überlegungen und Schlüsse unbefangener zu diskutieren und bei einigen Protagonisten vor allem Beißreflexe ausgelöst. Selbige sind allerdings bei ihren Formulierungen zuweilen auch nicht unbedingt zart besaitet.

                      HAL
                      Zuletzt geändert von HAL 23562; 25.11.2018, 12:04.
                      Vieles kommt - aber alles geht!

                      Den Plünnenkreuzer, Landgänger und das neue raus&weg-Blog findet ihr entsprechend der Forumsregeln unter diesem einen Link - click!

                      Kommentar


                      • Sternenstaub
                        Alter Hase
                        • 14.03.2012
                        • 3369
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #71
                        AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

                        Danke Hal, der Pfarrer hat es aus meiner Sicht getroffen, so eine Begegnung kann einen wirklich zum Nachdenken bringen. Menschliche Begegnungen sind (neben der Natur/Kultur) immer das Beste an einer Wanderung aus meiner Sicht. aber leider ist der Ehrgeiz oft hinderlich dabei, es für sich auf die richtige Art zu machen.
                        Two roads diverged in a wood, and I—
                        I took the one less traveled by,
                        And that has made all the difference (Robert Frost)

                        Kommentar


                        • Enja
                          Alter Hase
                          • 18.08.2006
                          • 4750
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #72
                          AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

                          Pilgerwege sind noch einmal ein Sonderfall unter den markierten Wanderwegen. Meistens haben sie ein definiertes Ziel, das man natürlich auch erreichen möchte. Und irgendwo muss man los. Darüber kann man dann schon reden. Zwischen "der Jakobsweg beginnt an der Haustür" und "mir reichen die letzten 100 km" spielt sich das ab. Man darf auch in Etappen laufen. Aber irgendwie hält sich das Gerücht, man dürfe nichts auslassen.

                          Das erzeugt einigen Druck. Bei den meisten ist die zur Verfügung stehende Zeit befristet. Manche bringen nicht so ganz die körperlichen Möglichkeiten mit, um durchzuhalten. Manchen vergeht auch die Lust. Jedenfalls wird zwischendurch viel Bus gefahren. Oder Taxi. Überall hängen die Werbezettel der Taxis. Und Bushaltestellen sind sowieso in jedem Dorf.

                          Nur tut man das heimlich. Um das zu erleichtern, haben die meisten Taxis hinten schwarz getönte Scheiben. Und man redet eher nicht drüber. Manche kriegen Weinattacken, wenn sie nicht mehr weiter können.

                          Das bezieht sich natürlich hauptsächlich auf die spanischen Strecken. In Frankreich und mehr noch in Deutschland ist das Pilgeraufkommen nicht dicht genug, um den passenden sozialen Druck aufzubauen.

                          Aber auch da ist der Weg, wenn man sich das über die Jahre ansieht, gerne ab und zu mal woanders. Oder sowieso überall. Zur Vermeidung starken Autoverkehrs geht es meist über die Hügel. Das verlängert den Weg. Und bei schlechtem Wetter geht das auch manchmal gar nicht. Dann laufen die Pilger trotzdem die Straßen entlang.

                          So ein markierter Weg hat jedenfalls nur so lange seine Vorteile, wie er überhaupt sinnvoll begehbar ist.

                          Insofern interessiert mich die Antwort auf die Frage, warum man nichts auslassen darf. Ich vermute, dass das von den US-Thruhikern kommt. Wenn man für das Nichts-Auslassen sogar eine Krone bekommt, dann ist das eben für die Beteiligten elementar wichtig.

                          Kommentar


                          • Sternenstaub
                            Alter Hase
                            • 14.03.2012
                            • 3369
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #73
                            AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

                            Zitat von Enja Beitrag anzeigen

                            Insofern interessiert mich die Antwort auf die Frage, warum man nichts auslassen darf. Ich vermute, dass das von den US-Thruhikern kommt. Wenn man für das Nichts-Auslassen sogar eine Krone bekommt, dann ist das eben für die Beteiligten elementar wichtig.
                            Ich vermute mal, dass das aus der "sportlichen" Komponente kommt, was gerade in den USA immer wichtiger war als bei uns, aber doch beträchtlich nach Deutschland/Europa herüber geschwappt ist.
                            Und der Druck, der aufgebaut wird von den Erwartungen manch anderer (oder eben seinen eigenen), den halte ich für mich als echt kontraproduktiv. Wenn ich mir vorstelle, dass wie du ja so anschaulich beschreibst, die Leute sich selber und anderen in die Tasche lügen, sie hätten die ganze Strecke aus eigener Kraft gemacht, das wäre für mich der Overkill. Was ist denn das für ein Selbstbild. Ist nicht der Weg (egal ob zertifizierter Wanderweg oder ein Schafspfad ) das Ziel und nicht der Zielort? Ich habe da auch ne Menge drüber nachgedacht. Ist es nicht wichtiger, für mich authentisch zu sein und (meist) Freude an meinem Tun zu haben als irgendwelchen Regeln zu folgen (wie jeden cm, jede Etappe muss man allein bewältigen)?
                            Two roads diverged in a wood, and I—
                            I took the one less traveled by,
                            And that has made all the difference (Robert Frost)

                            Kommentar


                            • Enja
                              Alter Hase
                              • 18.08.2006
                              • 4750
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #74
                              AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

                              Ich würde da mit Kriterien wie "wichtig" und "richtig" gar nicht werten wollen. Schließlich handelt es sich um Entscheidungen erwachsener Menschen. Die noch dazu in ihrer Freizeit unterwegs sind.

                              Insofern erscheint mir am ehesten noch das Gefühl, etwas verpasst zu haben, in etwa logisch. Obwohl es gar nicht möglich ist, jeden Weg der Welt zu laufen. Verpassen müssen wir also sowieso.

                              Kommentar


                              • Meer Berge
                                Fuchs
                                • 10.07.2008
                                • 2381
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #75
                                AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

                                Ich denke weiterhin, es ist der Ansatz, die Intention, mit der ich wandere.
                                Wenn ich beschließe Ich will zu Fuß von Hamburg nach München laufen. , ist das durchgehende Zu-Fuß-Gehen der Strecke auch Sinn der Sache. Weshalb auch immer.
                                Wenn ich dabei Strecken mit Verkehrsmitteln zurücklege, verfehle ich den Sinn meines Angehens.
                                Denn natürlich kann ich auch einfach mit der Bahn von HH nach M fahren.

                                Wenn ich mir aber vornehme Ich möchte die Landschaften zwischen Hamburg und München wandernd kennen lernen. , kann ich auch hier und da zwischen vermutlich schönen Wandergebieten Strecken mit Verkehrsmitteln zurücklegen.

                                Pilgern ist nach meinem Verständnis eher ein durchgehendes Laufen.
                                Dabei Strecken mit Bus und Bahn zu fahren, würde die Sache ad absurdum führen.
                                Denn dann wäre die Folgefrage: Wie viel der Strecke muss denn gelaufen werden, wie viel darf gefahren werden?
                                Kann ich noch sagen, ich bin den Jakobsweg gelaufen, wenn ich von 1000 km 500 km im Bus saß und 500 km gelaufen bin?
                                Wie viel Prozent müssen aus eigener Kraft zurückgelegt sein? Gilt das Fahrrad auch? Auch ein e-bike?
                                Ich kann auch mit dem Flugzeug nach Compostella fliegen, wenn es mir darum geht, die Stadt zu erreichen oder zu sehen.
                                Da muss ich nicht hin pilgern.

                                Dasselbe gilt aber natürlich auch für Fernwanderwege.
                                Möchte ich den ganzen Weg laufen?
                                Möchte ich unter Benutzung des Weges nur hier und da mal kleinere Touren machen?


                                Für mich hat das alles seine Berechtigung.
                                Jeder kann das machen, wie er will.
                                Warum nicht?
                                Wir befinden uns hier ja im Hobby-Bereich, nicht auf Wettkampf-Ebene.

                                Ich muss für mich nur wissen, was ich will. Und dann entscheide ich, welche Mittel mir dafür Recht sind.

                                Kommentar


                                • Igelstroem
                                  Fuchs
                                  • 30.01.2013
                                  • 1888
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #76
                                  AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

                                  Zitat von Sternenstaub Beitrag anzeigen
                                  Ist nicht der Weg (egal ob zertifizierter Wanderweg oder ein Schafspfad ) das Ziel und nicht der Zielort? Ich habe da auch ne Menge drüber nachgedacht. Ist es nicht wichtiger, für mich authentisch zu sein und (meist) Freude an meinem Tun zu haben als irgendwelchen Regeln zu folgen (wie jeden cm, jede Etappe muss man allein bewältigen)?
                                  Kann man so sehen, ist aber gewissermaßen eine Section-Hiking-Doktrin. Immerhin fällt ja auf, dass alle echten Langstrecken-Wanderprojekte irgendein formalistisches Element enthalten, während das beim Section Hiking oder beim Streckenwandern in Europa nicht unbedingt der Fall ist.

                                  Man kann sich also überlegen, ob die Formalisierung (also die Festlegung auf ein unbedingt zu erreichendes Ziel und auf unbedingt einzuhaltende Ausführungsregeln) nicht auch eine bestimmte Rationalität hat.
                                  Das Fernwandern ist ja, wenn man nicht auf der Flucht ist, eine ständig vom Abbruch bedrohte Tätigkeit, weil es keineswegs in der Natur des Menschen liegt, so lange Strecken ohne äußeren Zwang und ohne längere Unterbrechungen zu Fuß zurückzulegen. Wenn man das dann trotzdem tun will, braucht man eigentümliche mentale Hilfsmittel, etwa ein Pilgerziel oder eine traditionelle Definition dessen, was der ›ganze‹ Weg ist. Gäbe es das nicht, würde man früher abbrechen, also überhaupt nie Langstrecken zurücklegen. Es ist nämlich wahrscheinlich, dass man bei langen Wanderungen irgendwann auf innere und äußere Hindernisse stößt, die die heute gerade vorhandenen Kräfte übersteigen.

                                  Insofern könnte es sein, dass die Formalisierung eine Bedingung dafür ist, dass so was wie Fernwandern überhaupt stattfindet.
                                  Lebe Deine Albträume und irre umher

                                  Kommentar


                                  • Galadriel
                                    Dauerbesucher
                                    • 03.03.2015
                                    • 913
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #77
                                    AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

                                    Was mich an den Begriffen wie Thruhiker, Sectionhiker bzw. Fernwandern etc stört, ist die Quantifizierung, die in diesen Bezeichnungen steckt. Für mich ist die Qualität, die das Wandern impliziert wesentlich wichtiger. Also durch die Langsamkeit des Wanderns Dinge sehen und erleben, die bei anderen Fortbewegungsformen weniger wahrgenommen werden können. Da geht es nicht nur um das Naturerleben, sondern auch die Verschränkung mit Kultur. Gerade in Europa gibt ja kaum mehr einsame Natur, immer ist sie verschränkt mit kulturellen Zeugnissen. Der Balkan ist diesbezüglich echt klassisch: man glaubt durch einsame Gegenden zu wandern, aber immer begegnen einem alte Wege, Grabsteine, Häuserruinen u.a.. Gerade solche Entdeckungen finde ich spannend, machen mich neugierig und werfen Fragen auf, denen ich nach den Wanderungen nachgehe. Deshalb begrenzen wir das Wandern eher auf eine Region, oft fahren wir zweimal dorthin, um ein Land kennenzulernen. Die Natur, Kultur und deren Verschränkungen. Ob ich durchgängig von A nach B laufe oder die Kilometerzahl am Tag bzw. insgesamt ist für mich absolut zweitrangig.
                                    Wandern & Flanieren
                                    Neues entdecken durch Langsamkeit

                                    Kommentar


                                    • Enja
                                      Alter Hase
                                      • 18.08.2006
                                      • 4750
                                      • Privat

                                      • Meine Reisen

                                      #78
                                      AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

                                      Um das Zertifikat für eine erfolgreiche Jakobsweg-Pilgerei in Santiago zu bekommen, muss man 100 km laufen oder 200 km reiten oder Radfahren. Die meisten laufen von den 3000 km max. 800 km. Und ich glaube irgendwie nicht, dass sie das nur tun, um hinterher erklären zu können, dass sie es gemacht haben.

                                      Zu pilgern ist eigentlich eher nicht betont sportlich. Jedenfalls nicht vom Ursprung her.

                                      Was mich bei sehr langen Touren, wenn es über Wochen oder Monate geht, reizt, ist, mich morgens auf den Weg zu machen. Jeden Morgen wieder. Fern von allem, was zu Hause den Alltag ausmacht. Was andere davon halten, ist mir völlig egal. Und natürlich brauche ich auch keinen Zwang, um durchzuhalten. Eher einen, um irgendwann mal aufzuhören.

                                      Kommentar


                                      • mitreisender
                                        Alter Hase
                                        • 10.05.2014
                                        • 4855
                                        • Privat

                                        • Meine Reisen

                                        #79
                                        AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

                                        Zitat von Werner Hohn Beitrag anzeigen
                                        [size=1]

                                        Für den Absatz da oben nutze ich zum ersten Mal in 13 Jahren die Ignorierfunktion. Das hat noch keiner geschafft.[/ot]
                                        Weil jemand eine andere Meinung hat? Würde gerne verstehen, was so schlimm an der Äußerung von Igelstroem war???

                                        Kommentar


                                        • Torres
                                          Freak

                                          Liebt das Forum
                                          • 16.08.2008
                                          • 30681
                                          • Privat

                                          • Meine Reisen

                                          #80
                                          AW: Fernwandern: alles durchgehen oder auch mal "abkürzen" - wie haltet ihr´s?

                                          Zitat von mitreisender Beitrag anzeigen
                                          Weil jemand eine andere Meinung hat? Würde gerne verstehen, was so schlimm an der Äußerung von Igelstroem war???
                                          Pauschalisierung und Abwertung einer Gruppe durch überspitze Kategorisierung. Das wird schon alleine dadurch der Sache nicht gerecht, weil die Wandertypen viel zu unterschiedlich sind. Mag sein, dass HAL sich in der Beschreibung wiedergindet. Wer Werner kennt, weiß, dass es auf ihn nicht zutrifft und auf viele andere eben auch nicht, die sich angesichts nervenaufreibender Beschäftigung oder allein aus Neugier auf Wanderwege einlassen.

                                          Wer typisiert, muss sich klar sein, dass es Widerstand gibt, wenn die Typisierung nicht der empirischen Analyse entstammt, sondern den Zweck nicht verbergen kann, das eigene Verhalten zu erhöhen. Und das macht Werner zurecht sauer, nicht irgendeine andere Meinung.
                                          Oha.
                                          (Norddeutsche Panikattacke)

                                          Kommentar

                                          Lädt...
                                          X