Lappland - Wintertour während Polarnacht realistisch?

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • DavidB
    Neu im Forum
    • 05.11.2018
    • 1
    • Privat

    • Meine Reisen

    Lappland - Wintertour während Polarnacht realistisch?

    Hallo Foren Mitglieder,

    ich bin beim recherchieren auf eure Seite gestoßen und dachte mir, hier könnt ich richtig mit meinen Fragen sein.

    Folgendes Szenario, ich werde mit meiner Schwester am 15.12 morgens von Stockholm nach Kiruna fliegen und am 21.12 abends wieder zurück.
    Wir wollen von dort aus etwas ins Innland fahren, dabei ist uns der Arctic Circel Express aufgefalle und wir haben uns bei der Recherche mal Richtung Abisko bzw. sogar Narvik (Norwegen) orientiert, da meine Schwester gerne einen Fjord mit nehmen würde.

    Wir sind beide regelmäßig im Alpinen Gelände unterwegs und besitzen auch abseits der Skipiste Erfarhung in den winterlichen Bergen. Daraus ergibt sich in erster Konsequenz auch ein der Vorsicht geschuldeter Realsimus, deshalb die Nachfragen. Körperliche Fitness und passende Ausrüstung ist vorausgesetzt.

    Wir würden gerne mit den Schneeschuhen (alternativ Tourenskier) mehrere Tagestouren machen. Bzw. falls möglich auch Selbsversorgerhütten anlaufen für eine Nacht. (z.B. https://www.ut.no/hytte/3.2248/)

    Jetzt die Fragen:

    1. Faktor Polarnacht: Ist es überhaupt realisitisch während dieser Zeit(fehlende Helligkeit) solche Touren zu gehen? Wenn ja, wie viele Stunden am Tag sind etwa möglich? Wir sehen da nicht unsere Fitness als limitierenden Faktor sondern das fehlende Licht/fehlende Orientierung, obwohl wir Karte und GPS Gerät bedienen können. Und wir lesen ab und an das es während der Polarnacht zwar nie wirklich hell aber eben auch nicht wirklich stock dunkel wird.

    2. Faktor Wegfindung: Dann liest man überall, dass über die Wegstangen auch im Winter alle Wege gut makiert und gekennzeichnet sind. Ist dies bereits im Dezember schon so oder werden die Stangen erst später gesteckt, wenn die Haupt Wintersaison beginnt?

    3. Faktor Früher Zeitraum: Wir wissen schon das wir im Dezember unbedingt noch davon ausgehen müssen, dass Seen noch nicht ausreichend zugefroren sind und es durchaus sein kann, dass an der ein oder anderen Stelle noch kaum/kein Schnee liegt. Deshalb würden wir die Schneeschuhe bevorzugen, da diese bei fehlendem Schnee einfach ohne großes zusätzliches Gewicht auf den Rucksack gespannt werden können. Würdet ihr das soweit unterstützen?

    4. Wie sieht es prinzipiell zu dieser Zeit mit den Hütten aus, die Bewirtschaftung beginnt ja meistens erst gegen im Februar. Sind Selbstvorsorgerhütten die ganzjährig geöffnet sind (siehe oben) trotzdem eine gute Anlaufstation? Was gibt es zu beachten?

    5. Empfehlungen: Vieleicht hat ja hier jemand direkt Erfahrung mit schönen Touren im Winter dort oben und kann etwas empfehlen? Da wir von Kiruna aus den Zug nehemen wollen sind wir etwas begrenzt in der Wahl des Ausgangsortes, entlang des Arctivel Circel Express wäre eben perfekt für uns.

    6. Empfhelungen Ansprechmöglichkeit: Wir finden im Internet leider kaum Winter-Touren Beschreibung in dieser Gegend zu ähnlichen Zeiten (Also Dezember und Anfang Januar). Habt ihr da zufällig eine Idee eines Forums (gerne englisch oder schwedisch) ? Oder sonstige Möglichkeiten auf Tourenbeschriebungen zurückzugreifen zu können?

    ich bedanke mich schon mal bei allen Lesern und noch mehr bei allen, die mir bei der ein oder anderen Frage helfen können. Allgemeien Hinweise o.ä. sind natürlich auch immer willkommen.

    Viele Grüße
    DavidB

  • Moltebaer
    Freak

    Liebt das Forum
    • 21.06.2006
    • 12255
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: Lappland Winter Tour während Polarnacht realistisch?

    Gegen Ende Eurer Tour werdet Ihr von 0800 morgens bis 1330 mittags Blaue Stunde haben, die Sonne geht nicht auf, außerhalb dieses Zeitraums ist es eben Nacht. Allerdings ist am 22.12. Vollmond, in der Woche davor (abnehmender Halbmond) geht er mittags auf und zu Beginn um 2200, gegen Ende um 0700 unter, Ihr werdet also Mond-&Sternenlicht haben, außer es ist bewölkt.

    Die festinstallierten Stangen mit Winterkreuzen in Schweden sind *tadaa* festinstalliert, also das ganze Jahr über. Die simplen Holzstangen in Norwegen oder auf Gewässern werden irgendwann gepflockt.

    Schneeschuhe sind wie Ski ebenfalls massenbehaftet, Ihr werdet ihr Gewicht also auch im Rucksack spüren. Allerdings nimmt man den Verschleiß an Wanderstiefeln vielleicht gelassener hin als bei BC-Schuhen.
    Wandern auf Ísland?
    ICE-SAR: Ekki týnast!

    Kommentar


    • Sarekmaniac
      Freak

      Liebt das Forum
      • 19.11.2008
      • 10958
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: Lappland Winter Tour während Polarnacht realistisch?

      Zitat von DavidB Beitrag anzeigen

      1. Faktor Polarnacht: Ist es überhaupt realisitisch während dieser Zeit(fehlende Helligkeit) solche Touren zu gehen? Wenn ja, wie viele Stunden am Tag sind etwa möglich? Wir sehen da nicht unsere Fitness als limitierenden Faktor sondern das fehlende Licht/fehlende Orientierung, obwohl wir Karte und GPS Gerät bedienen können. Und wir lesen ab und an das es während der Polarnacht zwar nie wirklich hell aber eben auch nicht wirklich stock dunkel wird.
      Niemand hier kann dir sagen, ob und wie viele Stunden Du und deine Schwester im Dunkeln laufen können. Wir reden von der Wintersonnenwende. Dunkler geht's wirklich nimmer. Der Sternenhimmel und das flackernde Polarlicht, die "die Nacht zum Tage machen", sind so eine romantische Vorstellung. Kann auch bedeckt sein und stockdunkel. Oder dunkel und windig. Wenn die Sterne, wie erwünscht, romantisch funkeln ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch kalt. RICHTIG KALT. Die Sterne können auch funkeln und es kann dabei sehr windig sein, und kalt, und dunkel ist es ja eh. Lawinenhänge und offenes Wasser und dergleichen umgehen im Dunkeln ist auch so eine Sache.


      2. Faktor Wegfindung: Dann liest man überall, dass über die Wegstangen auch im Winter alle Wege gut makiert und gekennzeichnet sind. Ist dies bereits im Dezember schon so oder werden die Stangen erst später gesteckt, wenn die Haupt Wintersaison beginnt?
      "Alle Wege": Auf der norwegischen Seite (Narvikfjell z.B. ) ist gar nichts markiert, auch nicht in der Hauptsaison. Die schwedischen Winterwege sind dauermarkiert, d.h. die Markierungen stehen ganzjährig.
      3. Faktor Früher Zeitraum: Wir wissen schon das wir im Dezember unbedingt noch davon ausgehen müssen, dass Seen noch nicht ausreichend zugefroren sind und es durchaus sein kann, dass an der ein oder anderen Stelle noch kaum/kein Schnee liegt. Deshalb würden wir die Schneeschuhe bevorzugen, da diese bei fehlendem Schnee einfach ohne großes zusätzliches Gewicht auf den Rucksack gespannt werden können. Würdet ihr das soweit unterstützen?
      Das mit den Seen seht ihr richtig. Ob man sich jetzt Schneeschuhe oder Ski auf den Rücken schnallt ist IMO egal.

      4. Wie sieht es prinzipiell zu dieser Zeit mit den Hütten aus, die Bewirtschaftung beginnt ja meistens erst gegen im Februar. Sind Selbstvorsorgerhütten die ganzjährig geöffnet sind (siehe oben) trotzdem eine gute Anlaufstation? Was gibt es zu beachten?
      Von welchen Hütten redest Du? Die auf dem Kungsleden sind zu, da gibt es an den Hütten Noträume, mit Feuerholz und Gas darf man nicht verlässlich rechnen. Die Hütten im Narvikfjell, etwa die von dir verlinkte Hundalshytta, sind samt und sonders unbewirtschaftet und nicht ganzjährig offen, sondern ganzjährig mit dem DNT-Standardschlüssel verschlossen. Also: DNT-Mitglied werden und Schlüssel leihen.

      5. Empfehlungen: Vieleicht hat ja hier jemand direkt Erfahrung mit schönen Touren im Winter dort oben und kann etwas empfehlen? Da wir von Kiruna aus den Zug nehemen wollen sind wir etwas begrenzt in der Wahl des Ausgangsortes, entlang des Arctivel Circel Express wäre eben perfekt für uns.
      Mietet euch in Abisko ein und macht von da aus Tagestouren. Ihr habt ja eh nur drei oder vier Tage Zeit.

      6.
      Wir finden im Internet leider kaum Winter-Touren Beschreibung in dieser Gegend zu ähnlichen Zeiten (Also Dezember und Anfang Januar).
      Woran das wohl liegen mag?
      Eshche odin zhitel' Ekaterinburga zabralsja na stolb, chtoby dokazat' odnoklassnice svoju bespoleznost'.
      (@neural_meduza)

      Kommentar


      • wilbert
        Alter Hase
        • 23.06.2011
        • 2956
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: Lappland Winter Tour während Polarnacht realistisch?

        Meine Erfahrungen mit Touren in der Polarnacht sind eher durchwachsen.

        Einmal waren wir im Februar, 14 Tage mit Zelt als Basis, in der Nähe von Abisko. Es war traumhaft, da es klar und weitgehend windstill war. Auch hatten wir eine helle Mondphase erwischt, so das wir Abends unterwegs sein konnten. Allerdings waren es nur kurze Ausflüge auf Skiern.

        Ein anderes mal hatte ich die Schnapsidee, während der Jahreswende über die Hardanger Vidda zu wandern. Nur leider kam ich nicht weit. Bei meiner Ankunft in Finse fand ich mich mitten in einem Tiefdruckgebiet mit hohen Windgeschwindigkeiten wieder.
        Auf dem vereisten, fast schneefreiem Grund konnte ich mit meinen Skiern fast keine Strecke machen.
        Der Wintersturm hielt mich 10 Tage in der Nähe von Finse fest, bevor ich frustriert aufgab und die Heimreise antrat.

        Seitdem weiss ich wie gefährlich die Kombi von Wind und Kälte ist.
        https://www.yr.no/place/Sweden/Norrb...tatistics.html
        http://dgc-siebengebirge.de/index.ph...schill-tabelle

        VG. -Wilbert-
        www.wilbert-weigend.de

        Kommentar


        • Torres
          Freak

          Liebt das Forum
          • 16.08.2008
          • 30593
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: Lappland Winter Tour während Polarnacht realistisch?

          Mich hat es zweimal im Januar nach Finnisch-Lappland verschlagen. Wie Sarekmaniac sagt, es kann in klaren Nächten sehr kalt und sehr windig werden. - 32 Grad ist schnell erreicht, dazu der Windchill.
          Der blaue Tageshimmel ist einerseits interessant anzusehen, aber viel Lichteinfall ist ohne Lichtquellen nicht da. Daher ist in den Ortschaften überall ausgiebige Beleuchtung. Es ist ein wenig vergleichbar mit dem allerletzten Nachleuchtens eines Sonnenuntergangs im Hochsommer, nur in verschiedenen Blautönen, wobei ich drei Wochen nach der Wintersonnenwende unterwegs war, da waren die Tage bereits viel länger. Die Tage sind dennoch kurz und danach kann es stockfinster sein. Die Einheimischen sind daher nicht sehr begeistert, wenn man auf eigene Faust weglos unterwegs sein will, denn die Suche ist bei diesen Lichtverhältnissen schwierig. Je nachdem, wie kalt es war, bricht man mit Schneeschuhen schon mal ein, weil der Schnee alles bedeckt, aber unter der Schneedecke durchaus Flüsse, Brücken, Bäume oder andere Unebenheiten sein können. Das kann zu Verletzungen führen. Auch markierte Wege sind nicht zwingend begangen und festgetrampelt, zumindest in Finnland nicht. Erzählt man von seinen Plänen, winken die meisten ab und verweisen auf März. Dann sind die Tage schön hell, es ist relativ warm tagsüber und der Schnee von besserer Qualität.

          Sehr eindrücklich in Erinnerung ist mir noch, wie unglaublich langsam alles bei tiefen Temperaturen dauert. Streckenlängen, die man bei Plusgrade locker abreißt, dauern, die Kälte zehrt. Kommt dann noch Windchill oder schlechte Sicht hinzu, wird das alles schnell gefährlich. Und was für ein Erlebnis, wenn dann das erste Mal - zunächst nur über den Bergen - die Sonne kurz erscheint und gleich an der gleichen Stelle wieder verschwindet. Das ist wie Weihnachten. Und sie sich dann ein paar Tage später sogar schon für zehn Minuten im Tal zeigt. Da spürt man, welche Bedeutung die Sonne hat, das gibt eine unglaubliche Power, auch wenn sie keinesfalls wärmt. Als würde die Seele auftauen.
          Ich würde erst unterwegs sein wollen, wenn die Sonne wieder scheint. In der lichtlosen Zeit würde ich Tagestouren in sicherer Umgebung machen. Das ist eindrucksvoll genug. Man findet auch so ein Plätzchen, um Nordlichter zu sehen oder seine Ruhe zu haben.
          Oha.
          (Norddeutsche Panikattacke)

          Kommentar

          Lädt...
          X