[SE] Ver(w)irrung am Mårmapass - mein erster Solo-Trekk in Lappland

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  • toppturzelter
    Fuchs
    • 12.03.2018
    • 1868
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    • Meine Reisen

    #21
    AW: [SE] Ver(w)irrung am Mårmapass - mein erster Solo-Trekk in Lappland

    Ohje. Da hätte ich mich wohl erstmal in der Huette versteckt fuer den Rest des Tages. Die Beschreibung des (ersten) "Abstiegs" kam mir schon komisch vor, die hatte ich doch etwas schwieriger in Erinnerung. Und ja, gerölliger.


    Am 25.7. sah es hier...
    Zitat von Nuklid Beitrag anzeigen
    uebrigens so aus...


    Die anderen Stellen kann ich auf deinen Fotos nicht so gut wiedererkennen

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    • Fjellfex
      Fuchs
      • 02.09.2016
      • 1228
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      • Meine Reisen

      #22
      AW: [SE] Ver(w)irrung am Mårmapass - mein erster Solo-Trekk in Lappland

      Au Backe, was für Abenteuer.
      Na ja; im Nebel kann einem schon mal eine 180°-Drehung unterlaufen.
      Ich hatte auch schon mal Navigationsprobleme bei unübersichtlichem Terrain in der Nebelsuppe. Eigentlich habe ich den Ehrgeiz, mich nur mit Karte und Kompass zurechtzufinden, aber in solchen Situationen bin ich echt froh über ein GPS. Das sagt mir genau Richtung und Entfernung zum nächsten sicheren Punkt, und das läßt einen mental die Verunsicherung einer solchen Situation viel besser verarbeiten.

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      • Sereknitty
        Anfänger im Forum
        • 22.09.2018
        • 10
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        • Meine Reisen

        #23
        AW: [SE] Ver(w)irrung am Mårmapass - mein erster Solo-Trekk in Lappland

        Wow, ich bin beeindruckt dass du es am gleichen Tag nochmal versucht hast. Ich weiß nicht ob ich das mental geschafft hätte.

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        • DerNeueHeiko
          Alter Hase
          • 07.03.2014
          • 3130
          • Privat

          • Meine Reisen

          #24
          AW: [SE] Ver(w)irrung am Mårmapass - mein erster Solo-Trekk in Lappland

          Ich wohl auch nicht...

          Ich glaube, ich hab dieses Jahr ungefähr dort gezeltet, wo das lange Schneefeld endet, das sich von rechts unten ins Bild zieht. Abends lange nach einem brauchbaren Platz gesucht, auch schon bis zum Schlussanstieg gelaufen, mich gefragt, warum die Steinmännchen so komisch mal von rechts nach links und mal von links nach rechts wandern...

          Der nächste Tag war dann beschissenes Wetter, also wie gesagt im Zelt geblieben. Bis gegen 16 Uhr, dann hab ich es nicht mehr ausgehalten und bin ohne Krempel nur mit Kamera los, den richtigen Aufstieg suchen. Um festzustellen, dass die Steinmännchen schon genau richtig laufen, wenn man auf dem Weg ist und nicht querfeldein läuft, und der Aufstieg tatsächlich in das hinein geht, was ich als Steilwand identifiziert hatte...

          Damit wusste ich an Tag 3 immerhin, wo ich hin "muss". Da war auch das Wetter wieder etwas besser.

          MfG, Heiko

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          • derSammy

            Lebt im Forum
            • 23.11.2007
            • 7412
            • Privat

            • Meine Reisen

            #25
            AW: [SE] Ver(w)irrung am Mårmapass - mein erster Solo-Trekk in Lappland

            ohjee….

            Das hätt bei mir (wieder mal) mind. einer meiner Stecken gekostet …. und die skandinavische Flora und Fauna wär um 125 deftige bayerische Schimpfwörter reicher

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            • Taffinaff
              Fuchs
              • 03.01.2014
              • 1067
              • Privat

              • Meine Reisen

              #26
              AW: [SE] Ver(w)irrung am Mårmapass - mein erster Solo-Trekk in Lappland

              Zitat von Fjellfex Beitrag anzeigen
              Eigentlich habe ich den Ehrgeiz, mich nur mit Karte und Kompass zurechtzufinden, aber in solchen Situationen bin ich echt froh über ein GPS.
              100% Zustimmung. Ich habe mich im Kebnekaisefjäll unter ganz ähnlichen Bedingungen auch mal so was von verlaufen, dass ich dann sechs Stunden brauchte, um wieder von dem blöden Berg runterzukommen. Trotz Karte, Kompass und Höhenmesser. Problem dabei war, dass die Karte mit 1:100 000 zu ungenau war, um mir im Nebel weiterzuhelfen. GPS war (im Handy) zwar dabei, aber auch da fehlte eine ausreichend genaue Karte. Wieder was gelernt...

              Taffi

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              • andrea2
                Dauerbesucher
                • 23.09.2010
                • 940
                • Privat

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                #27
                AW: [SE] Ver(w)irrung am Mårmapass - mein erster Solo-Trekk in Lappland

                Ach du Schande. Ich hätte wohl auch einen Tobsuchtsanfall bekommen. Respekt, dass du es am gleichen Tag noch einmal versucht hast.

                Ich denke mir, der Fehler kann schnell passieren, z.B. wenn man Pause macht und unkonzentriert ist. Wir laufen ja auch immer noch ohne GPS und kontrollieren den Kompass regelmäßig, aber wenn man auf dem Weg ist und die Steinmännchen immer sieht.... Puhh. Zumindest hast du was erlebt, dass kannst du noch deinen Enkeln erzählen.

                Vor dem Anstieg ist es wohl in der Tat sehr leicht ins Leavasvaggi abzukommen. Wir sind ja von dort gekommen und der Weg ist einfach so naheliegend. Zumal dort anfangs auch noch ein paar Steinmännchen zu finden sind.

                Den Anstieg hab ich auch nur von unten gesehen und eigentlich auch als "Steilwand" angesehen. Eigentlich hatten wir vor unter dem Pass das Zelt aufzubauen und einen der Gipfel zu besteigen, dann hätten wir es vielleicht probiert. Dazu war das Wetter aber eindeutig zu schlecht. Wären wir einen Tag später dran gewesen, hätten wir strahlenden Sonnenschein gehabt.

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                • Nuklid
                  Erfahren
                  • 09.06.2013
                  • 437
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: [SE] Ver(w)irrung am Mårmapass - mein erster Solo-Trekk in Lappland

                  [...]mich gefragt, warum die Steinmännchen so komisch mal von rechts nach links und mal von links nach rechts wandern...

                  [...] Um festzustellen, dass die Steinmännchen schon genau richtig laufen, wenn man auf dem Weg ist und nicht querfeldein läuft, und der Aufstieg tatsächlich in das hinein geht, was ich als Steilwand identifiziert hatte...
                  Ich bin mir recht sicher, dass ich beim ersten Anstieg nicht immer der "Ideallinie" gefolgt bin, hab mich manchmal echt gewundert, wo das nächste Steinmännchen auftauchte, und beim zweiten Anstieg musste ich deutlich weniger klettern/Kraxeln.
                  Generell schade, dass ich keinen GPS-Track davon habe, da wäre ich echt neugierig, wo genau ich langgelaufen bin.

                  und die skandinavische Flora und Fauna wär um 125 deftige bayerische Schimpfwörter reicher
                  Zwar nicht bayrisch, aber diesbezüglich habe ich mich dieses Jahr auf einer Brücke in Norwegen ausgetobt


                  Tag 6:

                  Ich habe zwar ganz gut geschlafen, aber der Schlafsack hat offensichtlich aufgrund von Nässe an Isolationsvermögen einegbüßt: Mir war gerade noch so warm, dass ich schlafen konnte, aber gemütlich war's nicht mehr. Ich mache Inventur: Ein Shirt, ein Fleece, Unterhose - alles andere ist mehr oder weniger durchnässt. Langsam wird's eng, ich brauche Sonne! Von der ist aber nichts zu sehen. Allerdings werde ich in den nächsten Etappen einigen bewirtschafteten Hütten vorbeikommen und immerhin hat der Regen weitestgehend aufgehört. So mache ich mich nach dem Frühstück an den weiteren Abstieg Richtung Vistasstuga.






                  An einem Seeufer fliegt mir die Gefriertüte mit der ich den Fotoapparat vor Nässe schütze davon, und schwimmt am Ufer im Wasser. Blöd, zum einen brauche ich sie, zum anderen will ich keinen Müll hinterlassen. Es gelingt mir tatsächlich, sie wieder zu "bergen".



                  Ich begegne ein paar Schneehühnern...



                  ... und einigen Rentieren, aber keinen Menschen.



                  Bei einigen Abstiegen spüre ich etwas meine Knie protestieren. Es bleibt trocken und ich habe eine schöne Aussicht auf das Vistasvággi und den Nallo.






                  Vielleicht so gegen Mittag erreiche ich schließlich die Vistasstuga. Hier muss ich meinen Proviant aufstocken. Ich erzähle der Hüttenwirtin von meinem gestrigen Erlebnis, mein Mitteilungsbedürfnis ist groß. Man hat sich sogar schon um mich gesorgt, denn der Däne und der Göteborger sind hier gestern langgekommen und hatten erzählt, dass auch noch ein "german guy" vorbeikommen müsste - was er aber ja nicht tat. Ich kaufe ein paar Vorräte, Highlights sind zwei Dosen Cola und eine Konserve Köttbulla. Eine Cola gönne ich mir sofort, eine hebe ich für später auf. Meinen Müll darf ich in einem metallenen Ofen neben der Hütte entsorgen, der Müll scheint hier verbrannt zu werden. Schließlich ziehe ich weiter.

                  Auf dem Weg zum Nallo begegne ich einigen Wanderern und die Sonne kommt tatsächlich etwas zum Vorschein. Ich mache am Fuße des Nallo eine gemütliche Pause. Laune und Motivation sind wieder 100% hergestellt. Bevor ich weitergehe, hänge ich noch ein paar Kleidungsstücke außen an den Rucksack - ich muss jedes Trocknungspotenzial nutzen.



                  Einige Kilometer später erreiche ich die Nallostuga. Einige Schweden warten dort auf den Hüttenwart, der wohl gerade auf Wanderung ist. Nach einem kurzen Plausch ziehe ich weiter.
















                  Am Reaiddájávri schlage ich schließlich mein Lager auf und hänge quasi mein gesamtes Equipment zum trocknen auf.



                  Anschließend lasse ich mir die Köttbulla schmecken, eine willkommene Abwechslung zu den Nudelgerichten.



                  Es ist zwar kühl, aber trocken, und wer weiß, wieviele regenfreie Abende ich noch haben werde. Daher setze ich mich etwas entfernt vom Zelt nieder, gönne mir den letzten Schnaps und die letzte Zigarre und genieße die mich umgebende Landschaft.



                  Am gegenüberliegenden Seeufer sehe ich einen Wanderer als schwarzen Punkt Richtung Nallostuga marschieren.



                  Tatsächlich setzt irgendwann wieder Regen ein und treibt mich ins Zelt. Immerhin sind einige Sachen jetzt wieder deutlich trockener, vor allem der Schlafsack, was am wichtigsten ist.

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                  • toppturzelter
                    Fuchs
                    • 12.03.2018
                    • 1868
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #29
                    AW: [SE] Ver(w)irrung am Mårmapass - mein erster Solo-Trekk in Lappland

                    OT:
                    Zitat von Nuklid Beitrag anzeigen
                    Meinen Müll darf ich in einem metallenen Ofen neben der Hütte entsorgen, der Müll scheint hier verbrannt zu werden.
                    Nur Brennbares (also vor allem Plastiktueten und Papier). Der Rest wird im Winter mit Schneescooter abtransportiert. Nicht schön, aber wuerde man alles transportieren bräuchte man mehr Lagerraum und mehr Transporte. Bin mir nicht sicher, was da jetzt die umweltschonendere Alternative ist, aber laut STF Studien ist Verbrennung vor Ort besser als Transport mit Helikopter. Bei frequentierten Huetten kommen wöchentlich wohl 90 Liter brennbarer Muell zusammen (https://www.svenskaturistforeningen....-wordpress.pdf, S.229)


                    Ich geniesse deinen Bericht. Es ist etwas merkwuerdig, ich sehnte mich nach Regen und Schatten, kippte jeden Bach, den ich finden konnte, ueber meinen Kopf und tauchte meine Kleidung hinein, um mich fuer ein paar Minuten abkuehlen zu können. Und das ganze vielleicht 1-2 Wochen vor dir..

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                    • Vintervik

                      Fuchs
                      • 05.11.2012
                      • 1929
                      • Privat

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                      #30
                      AW: [SE] Ver(w)irrung am Mårmapass - mein erster Solo-Trekk in Lappland

                      Zitat von toppturzelter Beitrag anzeigen
                      OT:
                      Meinen Müll darf ich in einem metallenen Ofen neben der Hütte entsorgen, der Müll scheint hier verbrannt zu werden.
                      Nur Brennbares (also vor allem Plastiktueten und Papier). Der Rest wird im Winter mit Schneescooter abtransportiert. Nicht schön, aber wuerde man alles transportieren bräuchte man mehr Lagerraum und mehr Transporte. Bin mir nicht sicher, was da jetzt die umweltschonendere Alternative ist, aber laut STF Studien ist Verbrennung vor Ort besser als Transport mit Helikopter. Bei frequentierten Huetten kommen wöchentlich wohl 90 Liter brennbarer Muell zusammen (https://www.svenskaturistforeningen....-wordpress.pdf, S.229)
                      OT: Die 90 Liter pro Woche sind wahrscheinlich nur ein Rechenbeispiel für die Studie, ich finde das für einen grossen Hüttenplatz à la Abiskojaure oder Alesjaure eigentlich eher wenig. Der brennbare Müll wird auch nicht überall verbrannt, im Jämtlandsfjäll und Vindelfjäll ist es nicht (mehr) erlaubt. Der brennbare Müll nimmt dort einiges an Lagerplatz in Anspruch.

                      Schöner Bericht bisher, spannend zu sehen, wie es in der Gegend aussah, bevor ich in der zweiten Augusthälfte in Vistas aufschlug.

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                      • Roiber
                        Gerne im Forum
                        • 16.12.2015
                        • 80
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #31
                        AW: [SE] Ver(w)irrung am Mårmapass - mein erster Solo-Trekk in Lappland

                        Ich wollte den Mårmapass Ende August 2016 in die gleiche Richtung queren.

                        Ich hab mir eben mal ein Foto der Tour angeschaut, das ich ein Stück vor der Mårmastugga in Richtung des Passes aufgenommen habe. Die Bedingungen sahen ähnlich aus wie bei Dir: Untergrund nass vom Regen, auf Höhe der Mårmastugga noch freie Sicht, aber der Vássacohkka, wo der Pass rüber führt, schon im Nebel. Anders als bei Dir, lag ebenda auch etwas Neuschnee (auf Stugga-Höhe noch nicht).

                        Eigentlich war mir schon klar, dass das zumindest grob fahrlässig wäre und als ich am Fuße des Vássacohkka stand und dann auch noch Graupelschauer einsetzte, ging ich schnell in Richtung Osten ins Leavášvággi weiter, um etwas tiefer zu kommen. Ich habe die Bergkette zum Visttasvággi dann zu einem späteren Zeitpunkt und an einer im Vergleich zum Mårmapass niedrigeren Stelle gequert, um zu meinem Endziel Nikkaluokta zu kommen.

                        Ich möchte hier wirklich keine lange Diskussion auslösen und ich will Dir auch nicht zu nahe treten, aber Dein erster Versuch scheint mir zumindest fahrlässig gewesen zu sein. Mich würde interessieren, ob Du das anfangs nicht ebenso empfunden hast und falls doch, weshalb Du nicht kurzfristig umdisponiert hast. Du schreibst, dass es Dir während des Anstiegs klar wurde und ich frage mich, weshalb Du da nicht umgedreht hast?

                        Ansonsten: Gut und spannend geschrieben und über die Sache mit dem verpassten Flug musste ich herzlich lachen

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                        • Blahake

                          Fuchs
                          • 18.06.2014
                          • 1432
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                          #32
                          AW: [SE] Ver(w)irrung am Mårmapass - mein erster Solo-Trekk in Lappland

                          So ein wundervoller Bericht! Ich finde es sehr schön, wie schonungslos Du Deine Missgeschicke, z.B. den verpassten Flug, beschreibst. Das tröstet einen ein bisschen über die eigenen hinweg. Und die Geschichte mit dem unfreiwilligen Rückweg am Marmapass hätte sicher jedem passieren können. Im Nebel verlässt einen doch jedes Gespür für Entfernung und Richtung. Das geht echt schnell. Und wenn man ein Steinmännchen sieht, folgt man dem natürlich, ohne groß noch auf den Kompass zu gucken. Ich hab' mich auch ohne Nebel schon verlaufen, weil ich zu faul, war auf die Karte zu gucken.

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                          • Nuklid
                            Erfahren
                            • 09.06.2013
                            • 437
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #33
                            AW: [SE] Ver(w)irrung am Mårmapass - mein erster Solo-Trekk in Lappland

                            Ich möchte hier wirklich keine lange Diskussion auslösen und ich will Dir auch nicht zu nahe treten, aber Dein erster Versuch scheint mir zumindest fahrlässig gewesen zu sein. Mich würde interessieren, ob Du das anfangs nicht ebenso empfunden hast und falls doch, weshalb Du nicht kurzfristig umdisponiert hast. Du schreibst, dass es Dir während des Anstiegs klar wurde und ich frage mich, weshalb Du da nicht umgedreht hast?
                            Ich hab ja umgedreht!

                            Im Ernst:
                            Schon ok, die Frage ist definitiv legitim bis naheligend, und hat sich mir beim Schreiben so ähnlich auch nochmal gestellt. (Hatte hier sowieso mit mehr "Dresche" dafür gerechnet )
                            Hm, leider schon so lange her, gar nicht so leicht, mich selber retrospektiv nachzuvollziehen. Aber ich versuch's mal:

                            Soweit ich mich erinnern kann, und was aus meinen Aussagen auf Video hervorgeht, hatte mich da der Ehrgeiz gepackt. Zeitmangel spielte keine Rolle. Generell war ich, nicht zuletzt aufgrund des miesen Wetters, schon seit Tag 3 ziemlich im "Run/Fight-Mode", und der Reiz lag oft eher in der erfolgreichen Bewältigung, als im Genuss der Strecke.
                            Konkret: Ich sah immer wieder Steinmännchen, war also nicht vom Weg abgekommen, kam voran und irgendwann war der rückwärtige Abstieg genauso risikobehaftet wie der weitere Aufstieg. Sorge bereiteten mir in erster Linie Auskühlung und Sturzgefahr, vor allem in Kombination, weniger, mich zu verlaufen.
                            Genauer kann ich das leider nicht mehr begründen. Alles in allem sicher ein diskutables Vorgehen, ich will die Erfahrung jedoch auch nicht missen. Aber klar, wenn was passiert wäre, hätte man nicht von "alles richtig gemacht und einfach Pech mit dem Schicksal gehabt" reden können.

                            Ansonsten: Gut und spannend geschrieben und über die Sache mit dem verpassten Flug musste ich herzlich lachen
                            Danke, freut mich.
                            Mittlerweile kann ich auch drüber lachen, hat aber doch etwas gedauert.

                            So ein wundervoller Bericht! Ich finde es sehr schön, wie schonungslos Du Deine Missgeschicke, z.B. den verpassten Flug, beschreibst.
                            Danke. Ich finde Missgeschicke, Fehler, ungeplante Ereignisse, etc. sind immer mit das spannendste (und oft auch lehrreichste) an den Reiseberichten hier im Forum.

                            zu faul, [...]auf die Karte zu gucken
                            - das kenne ich gut. Querfeldein habe ich mich noch nie ernsthaft verlaufen, da bin ich dann viel gewissenhafter mit Karte und Kompass, als auf markierten Wegen.

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                            • Ljungdalen
                              Alter Hase
                              • 28.08.2017
                              • 2716
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #34
                              AW: [SE] Ver(w)irrung am Mårmapass - mein erster Solo-Trekk in Lappland

                              Cool, danke. Da muss ich auch mal hin. Durchs (nördliche) Visttasvággi war bislang mein nordöstlichster Weg in dem Gebiet...

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                              • Nuklid
                                Erfahren
                                • 09.06.2013
                                • 437
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                                #35
                                Tag 7:

                                Als ich morgens erwache, fällt noch leichter Nieselregen. Ich widme mich nach dem Frühstück erstmal meinen Füßen und tape jede Stelle, die Druck- oder Scheuerstellen aufweist um Blasenbildung vorzubeugen. Durch die stetige Nässe sind das mittlerweile recht viele geworden:



                                Der Regen hört auf und ich setze meinen Weg fort Richtung Sälkastuga. Der Himmel wird zunehmend freundlicher.
                                Blick zurück:



                                In Sälka kaufe ich Vorräte, gebe ein paar Postkarten in Richtung Heimat auf und genieße zwei herrliche Kaffee. Es herrscht reger Betrieb und hier treffe ich auch den Dänen wieder. Wir tauschen uns kurz über den Mårmapass aus. Bei der Hüttenwirtin erzähle ich meine bisherige Route und erkundige ich mich nach der Schwierigkeit des Passes nach Tarfala. "It's not easy, yo have to climb a bit. But if you made the Mårmapass, it shouldn't be a problem." Na gut.

                                Das Wetter wird besser, und die Sonne kommt raus, so dass es sommerlich warm wird wie seit fünf Tagen nicht mehr. Welch Wohltat. Ich hänge noch ein paar Klamotten an den Rucksack und mache mich schließlich auf Weg Richtung Süden, dem Kungsleden folgend. Dabei begegne ich vielen Wanderern, was für kurze Zeit sogar mal ganz nett ist.






                                Nach einer handvoll Kilometern verlasse ich den Kungsleden querfeldein Richtung Guobirvággi. Noch ist es warm und sonnig, jedoch beginnen sich sowohl vor, als auch hinter mir, dichte, große, graue Wolken zu bilden.






                                Jetzt ist die Umgebung wieder menschenleer und ich lese ein, zwei Rentiergeweihe auf. Schließlich nähere ich mich dem Guobirjohka der wild durch das Flussbett rauscht. Eine geeignete Stelle zur Querung zu finden, stellt sich als schwierig heraus.



                                Ich folge flussaufwärts, der Guobirjohka fließt hier durch eine Klamm, in die ich hinabsteige. Länger als nötig möchte ich mich hier nicht aufhalten und bewege mich daher so zügig wie möglich weiter.



                                An dieser Stelle quere ich den Fluss über die Steine:



                                Eine letztlich erfolgreiche, aber doch grenzwertige Aktion - meine Hände zittern, als ich drüben bin.
                                Die Umgebung wird schnell sehr geröllig, ich bin bald ausschließlich von Fels, Schnee und Eis umgeben.









                                Ich halte nach einem Zeltplatz Ausschau, das scheint mir aber eher utopisch. Als ich unten im Tal ein Zelt sehe, gehe ich davon aus, dass der vermutlich einzige, mögliche Zeltplatz besetzt ist. Also weitergewandert und den Pass in Angriff genommen, der nach Tarfala führt. Am Horizont sehe ich kurz noch ein paar Punkte, die die Passhöhe erreichen und schnell meinem Blickfeld entschwunden sind. Immerhin weiß ich jetzt genau, wo es wohl langgehen wird. Es geht steiler bergauf und mittelkräftiger Regen setzt ein. Gutes Timing, diese Tour läuft's mit dem Wetter.
                                Es ist anstrengend und nass, aber ich erreiche die Passhöhe. Immerhin kommt ab und zu ganz kurz die Sonne durch, lässt die Steine glitzern und einen Regenbogen erscheinen - das versöhnt.



                                Auf der Passhöhe komme ich an einem Grabmal vorüber, was mich ziemlich demütig und nachdenklich werden lässt.



                                Schließlich liegt ein großes Schneefeld vor mir, gegenüber sehe ich wieder ein paar Wanderer als schwarze Punkte. Irgendwie scheinen sie umherzulaufen und nicht weiterzugehen, aber nach Pause sieht das auch nicht aus. Ich nähere mich ihnen neugierig über das Schneefeld. Der Regen hat weitestgehend aufgehört.



                                Es handelt sich um vier Wanderer, offenbar zwei Pärchen. "Hej! We are not sure about the right way. Maybe you have the brain that we need, to get further", werde ich begrüßt. Ich winke ab. "Bevor ich noch eine ganze Gruppe ins Verderben führe", denke ich mir. Ob ich eine genauere Karte hätte. Nein, wir haben alle die gleiche Karte mit dem 1:100.000-Maßstab. Vor uns liegt der imposante Ausläufer des Isfallsglaciären und die entsprechende Moräne. Wir sind uns alle unsicher wo genau der Weg weiterverläuft, die Steinmännchen sind keine Hilfe. Die Gruppe wirkt leicht verunsichert. "We are five, so we can do trial and error", versuche ich die Anspannung etwas zu lockern. Das eine Pärchen kommt aus Dänemark, das andere aus Frankreich.
                                Wir erkunden weiter die Umgebung, einer entdeckt Fußspuren im Schnee am Rand des Gletschers. Die Gruppe ist schnell der Meinung, diesen zu Folgen. Ich verweise auf mögliche Gletscherspalten und unterhöhlten Schnee, und darauf, dass Fußspuren nicht wirklich Sicherheit bieten, aber die Gruppe hat ihre Entscheidung gefällt. Der Herdentrieb siegt über meine Bedenken und ich folge. Vorsichtig klettern wir die kleine Felsstufe hinab und steigen dann nach unten ab. Nach sieben Tagen im Gelände fühle ich mich fit und trittsicher wie eine Gams.



                                Die Gruppe bewegt sich recht langsam, und ich habe die Zeit, um reichlich Fotos der beeindruckenden Umgebung zu machen.















                                Irgendwann verlassen wir den Schnee, der weitere Weg führt über die langgezogene Moräne talwärts.



                                Es wird dunkler, das muss tatsächlich die Abenddämmerung sein. Ich würde heute gerne noch die Stuga erreichen und mir eine Dose Fanta gönnen. Daher verabschiede ich mich von der Gruppe und marschiere zügig weiter Richtung Tal.
                                Die Stimmung des Sees in der Abenddämmerung ist ziemlich mystisch.



                                Erstaunt stelle ich fest, dass ich überhaupt nicht müde oder erschöpft bin, lediglich meine Gelenke merke ich etwas. Ansonsten könnte ich gefühlt bis zum Umfallen weitermarschieren.









                                Schließlich erreiche ich die Stuga. Es dauert etwas, bis ich die Boutique gefunden habe und klopfe in der Hoffnung, dass der Hüttenwart so spät noch was verkauft. Tatsächlich wird mir geöffnet. Die Hüttenwirtin ist sehr freundlich und ich kann noch zwei Dosen Fanta und etwas Schokolade kaufen. Yes! Auch hier erzähle ich auf Nachfrage von meinem Abenteuer am Mårmapass. Sie war dort auch mal im Nebel unterwegs und bestätigt, dass es dort dann ziemlich fordernd sein kann.
                                Sie empfiehlt mir noch einen Zeltplatz weiter südlich und ich mache mich auf den Weg. Dabei treffe ich noch das Pärchen aus Dänemark. Irgendwann schlage ich mein Zelt auf, genieße eine Fanta und mein Abendessen und bin schnell eingeschlafen. War ein sehr cooler Wandertag heute.
                                Zuletzt geändert von Nuklid; 13.11.2018, 22:06.

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                                • bourne
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                                  #36
                                  AW: [SE] Ver(w)irrung am Mårmapass - mein erster Solo-Trekk in Lappland

                                  Eine sehr schöne Route, gefällt mir!
                                  Trekkingblog: lustwandler.at

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                                  • Taffinaff
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                                    #37
                                    AW: [SE] Ver(w)irrung am Mårmapass - mein erster Solo-Trekk in Lappland

                                    Klasse Bericht, danke! Ueber den Weg zwischen Guobirvaggi und Tarfala haben schon einige Foristen geschrieben, kann man mit der Suchfunktion ("Trepassleden" oder "Jojoleden") finden. Im Guobirvaggi gibt es laut Grundstens Fuehrer tatsächlich exakt einen Zeltplatz, am oberen Ende des Sees sind ein paar Quadratmeter Moos und da soll es gehen. Der Weg am Rand vom Kebnepaktegletscher ist in der Tat der normale, bisschen Gruseln gehört anscheinend dazu und in manchen Jahren ist es spät im Sommer unmöglich, weil zu weit weggetaut. (Ich habe vor Ort auch raunen hören, man könne statt dessen ueber die Felsen klettern, aber das wuerde ich nicht mal bei schönem Wetter versuchen.)

                                    Taffi

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                                    • Nuklid
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                                      • 09.06.2013
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                                      #38
                                      AW: [SE] Ver(w)irrung am Mårmapass - mein erster Solo-Trekk in Lappland

                                      Im Guobirvaggi gibt es laut Grundstens Fuehrer tatsächlich exakt einen Zeltplatz, am oberen Ende des Sees sind ein paar Quadratmeter Moos und da soll es gehen.
                                      Das ist ja lustig, genau das war mein Gedanke, als ich dort ein Zelt sah.

                                      Der Weg am Rand vom Kebnepaktegletscher ist in der Tat der normale, bisschen Gruseln gehört anscheinend dazu und in manchen Jahren ist es spät im Sommer unmöglich, weil zu weit weggetaut.
                                      Ok, dann passte das ja. Ist auf jeden Fall ein ziemlich spektakulärer Wegabschnitt.


                                      Tag 8:

                                      Am Morgen weckt micht leichter Nieselregen, der während des Frühstücks jedoch nachlässt und schließlich ganz aufhört.



                                      Vor mir liegt der dritte und letzte Pass meiner Route Richtung Osten, etwa 400 Höhenmeter. Die Wolken stehen knapp über der Passhöhe. Eigentlich wollte ich vom Pass aus noch den Gipfel des Darfálcohkka besteigen - der ist jedoch von dichten Wolken verhüllt und steht daher nicht zur Debatte. Ich packe meine Sachen, und mache mich auf den gerölligen, steilen Weg. Es ist anstrengend, aber immerhin sind die Steine nicht wirklich nass und das ganze fühlt sich mittlerweile recht routiniert an.



                                      Die Aussicht wird immer besser. Trotzdem ärgere ich mich ein wenig: Wie episch muss das alles von hier bei Sonne aussehen!



                                      Bevor ich die Passhöhe erreicht habe, beginnt es zu regnen. Die Passhöhe liegt im Nebel. Ich muss fast lachen, irgendwie habe ich auf den Pässen echt kein Glück dieses Jahr. Eigentlich sollten das die Panorama-Aussichtspunkte der Tour werden - stattdessen wieder einmal Waschküche.



                                      Ich befrage mehrfach sorgfältig den Kompass, bevor ich mich an den Abstieg mache.
                                      Es geht ein Schneefeld hinab, ich entsteige langsam dem Nebel und vergewissere mich, dass ich nicht auf dem Darfalgletscher gelandet sein kann, während der Talgrund sichtbar wird. Man kann das Schneefeld fast ein wenig wie mit Skiern hinabgleiten und ich brauche daher keine Viertelstunde für den Abstieg. Das war eine spaßige Abwechslung und ich bin zufrieden, den Pass gemeistert zu haben.
                                      Der Blick zurück:



                                      Vor mir liegt eine weite Hochebene, mit interessanter Bodenbeschaffenheit, die bei dem Wetter etwas trostlos wirkt. Meine Route führt mich jetzt weglos Richtung Südost.



                                      Irgendwo im Nirgendwo mache ich eine Kartoffelbreipause. Den ganzen Tag begegne ich keiner Menschenseele.






                                      Landschaft und Wetter wirken irgendwie unspektakulär und trostlos auf mich. Zum ersten Mal, seit ich vor über einer Woche gestartet bin, habe ich ein länger anhaltendes mentales Tief, dass ich mir nicht einmal so recht erklären kann. Ich passiere Bodenwelle für Bodenwelle, gelangweilt und niedergeschlagen. Diese kleine "Depression" wird für den Rest des Tage anhalten und ist irgendwie auf seine Art viel bedrückender als z.B. das Erlebnis am Marmapass. Das war wenigstens intensiv, konzentriert und mit Angst, Adrenalin und Überraschung verbunden. Jetzt sind Monotonie, Niedergeschlagenheit und Lustlosigkeit vorherrschend, über Stunden.



                                      Selbst, als ich das Zelt aufschlage und einen tollen Ausblick auf die Wälder um Nikkaluokta, den Endpunkt meiner Route, habe, bleibt meine Stimmung mies.



                                      Eine Art "Trekking-Koller"? Auch das Abendessen hilft nicht. Immerhin habe ich wieder Handy-Empfang und tätige ein paar kurze Anrufe in die Heimat. Dann lege ich mich schlafen.

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                                      • blackteah
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                                        • 22.05.2010
                                        • 777
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                                        #39
                                        AW: [SE] Ver(w)irrung am Mårmapass - mein erster Solo-Trekk in Lappland

                                        Ein toller Bericht! Und diese Fotos mit Wolken, Eis und kalten Seen, sehr beeindruckend.

                                        Als ich die letzten Bilder gesehen und gelesen habe, dass du über "trostloses" Gelände gelaufen bist und dabei keiner Menschenseele begegnet bist, dachte ich: "in der Situation wäre meine Motivation total im Keller". Interessant, dass es dir dann auch so ging. Ich bin mir sicher, dass das Wetter da einen großen Anteil hatte...
                                        Solche Momente, so längere Tiefs, kenne ich auch und vielleicht gehört das auch einfach zu manchen Touren dazu?

                                        Ich hoff jedenfalls dass es am nächsten Tag wieder besser war

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                                        • Taffinaff
                                          Fuchs
                                          • 03.01.2014
                                          • 1067
                                          • Privat

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                                          #40
                                          AW: [SE] Ver(w)irrung am Mårmapass - mein erster Solo-Trekk in Lappland

                                          Zitat von blackteah Beitrag anzeigen
                                          Solche Momente, so längere Tiefs, kenne ich auch und vielleicht gehört das auch einfach zu manchen Touren dazu?
                                          Scheint gerade auf Solotouren öfter vorzukommen und gehört wohl irgendwie dazu. Ich glaube, da spielen viele Faktoren ihre Rolle - mitgebrachte psychische Verfassung, mitgebrachter Stress, Wetter, Kälte und andere äussere Umstände, veränderter Tagesrhythmus, Erschöpfung und ungewohnte Anstrengung. Vielleicht auch Ernährungsfaktoren, man ist ja oft erstaunlich unhungrig trotz grosser Anstrengung und hat dann zu wenig gegessen, oder auch Elektrolytmangel, Hyponatriämie z.B. Ungeachtet der Ätiologie scheint Schokolade einen therapeutischen Effekt zu haben

                                          Ansonsten ist die Gegend dort auch wirklich spektakulär öde, da passt ein Durchhänger gut hin.

                                          Taffi

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