[DK] Wandern auf Bornholm // Herbst 2017

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  • LewisTolleni
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    • 29.09.2015
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    [DK] Wandern auf Bornholm // Herbst 2017

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    Mitreisende
    Hallo,

    im Folgenden ein Reisebericht zu unserer Wanderung auf Bornholm im Herbst 2017.

    Allgemeines
    Bornholm ist eine dänische Insel, die in der Ostsee liegt und etwa 150km von Kopenhagen entfernt ist. Insgesamt hat Bornholm knapp 40.000 Einwohner, wovon die Inselhauptstadt Rønne knapp 15.000 ausmacht. Ein Großteil des Inselinneren wird landwirtschaftlich genutzt, größere zusammenhängende Waldflächen sind nur im Inselinneren zu finden. Naturgemäß nimmt der Tourismus für die lokale Wirtschaft eine wichtige Rolle ein, wobei Sandstrände lediglich im Süden zu finden sind. Die höchste Erhebung ist mit dem Rytterknægten 162 Meter hoch.

    Wandern auf Bornholm
    Bornholm kann auf dem etwa 120km „Kyststier“ umrundet werden. Dabei durchquert man die Küstenstädte und Dörfer, hat aber auch immer wieder schöne Abschnitte an der (Steil-)Küste. Höhenmeter sind nicht allzu viele zu überwinden. Zelten ist auf der Insel nur an speziell dafür ausgezeichneten Plätzen erlaubt. Einige davon haben auch Shelters, also einfache Holzhütten, in die man sich ohne Buchung hineinlegen kann. Die genaue Lage von solchen Plätzen kann man auf www.udinaturen.dk nachsehen. In Kopenhagen habe ich keine Karte mehr organisieren können für Bornholm, diese findet man aber recht einfach auf der Insel. Wir haben schlicht eine kostenlose Tourismus-Werbebroschüre verwendet, die man im Einkaufszentrum direkt am Fährhafen mitnehmen konnte.

    Anreise
    Am besten ist eine Anreise nach Bornholm mit der Fähre nach Rønne. Das ist möglich von Ystad in Schweden, Rügen oder Køge bei Kopenhagen, welche wir genommen habe und etwa fünfeinhalb Stunden dauert. Insgesamt haben wir für beide Wege 70€ gezahlt bei einer Buchung einen Monat im Voraus und einer Kabine für die Hinfahrt über Nacht.

    Vorlauf der Reise & Rahmenbedingungen
    Im Wintersemester 2017/2018 verbrachte ich ein Auslandssemester an der Kopenhagener Universität. Nun ist Dänemark nicht der allerbekannteste Ort für Wanderungen und deshalb bin ich auch ohne entsprechende Erwartungen und Ausrüstung angereist. Zudem habe ich mir im Februar 2017 Kreuzband und Meniskus gerissen. Zwar habe ich vor meiner Abreise das ‚OK‘ vom Arzt für Sport erhalten, allerdings wollte ich es nach dieser Verletzung langsam angehen lassen.
    Auf einer Infoveranstaltung zu Beginn des Semesters habe ich in einem Flyer entdeckt, dass von der Universität Wanderkurse angeboten werden. Zum einen gibt es organisierte Fahrten, z.B. in Nationalparks im Süden Schwedens. Zum anderen gibt es ein wöchentliches Angebot in und um Kopenhagen. Wir trafen uns wöchentlich an einem anderen Ort und jedes Mal gab es ein anderes Thema, z.B. Kleidung, Orientierung und Navigation oder Pilze. Dort lernte ich Sean aus Irland kennen und schnell entwickelte sich die Idee, in den Herbstferien auch wandern zu gehen. Wir trafen uns bald mit weiteren Interessierten und nachdem die Färoer Inseln und Island aufgrund zu teurer Flüge aussortiert wurden, hat mich mein dänischer Mitbewohner auf die Idee Bornholm gebracht. Schnell war die Idee fix und wir haben gebucht. Bei zwei Vorbereitungstreffen haben wir alles besprochen und soweit vorgeplant - naja, eigentlich haben wir nichts wirklich geplant, außer abgesprochen, dass wir eben zelten und dann mussten wir sämtliche Überzeugungskünste aufwenden, um Samuel zu überreden, doch mitzukommen, nachdem ihm klar wurde, dass seine Definition von ‚Camping‘ nicht mit unserer übereinstimmte. Samuel war dann schlussendlich einer von sieben Leuten, die mitkamen: Samuel und Nora aus den USA, Sean aus Irland, Sarah und Anna aus England sowie Wildfang, mit der ich zur Schule ging und die zur gleichen Zeit ein Auslandssemester in Arhus machte und ich.
    Bis auf meinen Rucksack hatte ich keine Ausrüstung dabei und entsprechend habe ich den Rest improvisiert. Einen Sommerschlafsack hatte ich im Putzschrank meiner WG gefunden, eine Isomatte im Angebot für knapp 15€ gekauft. Mein Mitbewohner hat mir sein Zelt geliehen, welches den großen Vorteil hatte, dass es leicht war, regnen durfte es aber nicht. Einen Tag vor der Abreise habe ich noch einen Dosenkocher gebastelt zum Kochen. Es konnte also losgehen.

    Reisezeit
    Wir waren unterwegs vom 17.10.2017 bis 21.10.2017.


    Vorabend der Reise und erster Wandertag
    Wildfang kommt am Abend unserer Abreise aus Aarhus nach Kopenhagen angereist. Ich hole sie am Busbahnhof ab und wir fahren zu mir in die WG, kochen lecker zu Abend und verstauen frische Wäsche für Sie für nach der Reise. Gegen 22 Uhr gehen wir los zur Metro und fahren Richtung Nørreport, wo wir in die S-Bahn nach Køge wechseln wollen. Es ist gut, dass wir ausreichend Zeit eingeplant haben, denn die Metro fährt durch die Station durch. Wir steigen also in der nächsten Station wieder in eine Metro in die andere Richtung, die diesmal auch in Nørreport hält. Die Fahrt mit der S-Bahn nach Køge, wo unsere Fähre ablegt, dauert ungefähr 45 Minuten insgesamt. Dort wartet bereits Sean auf uns und langsam trudelt auch der Rest ein. Zu siebt gehen wir los zur Fähre, checken ein und beziehen unsere Zimmer. Wildfang macht es sich auf meinem Kabinenboden bequem und noch bevor die Fähre ablegt liegen wir in den Federn. Die Nacht ist kurz und ich schlafe nicht viel. Noch bevor die Sonne aufgeht legen wir an.

    In Rønne laufen wir erstmal in die Innenstadt, da wir vor dem Start der Wanderung nach einer Karte suchen und punktuell unsere Verpflegung ergänzen möchten. Direkt neben dem Hafen finden wir ein Einkaufscenter, in dem bereits eine Bäckerei geöffnet hat und uns mit Hindbærsnitter und weiteren Köstlichkeiten versorgt. Dort finden wir auch ein Reiseprospekt des Kyststier mit geeignetem Kartenmaterial, welches in unsere Rucksäcke wandert.







    Gegen 8:30 satteln wir die Rucksäcke auf und beginnen endlich mit der Wanderung entlang der Hafenmauer und durch Wohngebiet zum Stadtrand, wo wir in den Wald einbiegen. Auf breiten Forstwegen lassen wir Rønne hinter uns, links und rechts entlang des Weges hat der Herbst schon merklich Einzug gehalten und unser Weg ist mit gelben Blättern gesäumt.





    Wir müssen erstmal etwas reinkommen und hier und da noch etwas unsere Rucksäcke nachjustieren. Wobei das im Grunde eigentlich nur für 6/7 der Wandergruppe zählt, da Sean gar keinen Wanderrucksack hat. Direkt aus Sankt Petersburg an den Hafen in Køge angereist, hat er lediglich einen kleinen, mit für Wanderungen eher überflüssigen Dingen gut gefüllten Rucksack dabei. Er transportiert sein restliches Gepäck, das die anderen ihm mitgebracht haben, in einer Plastiktasche, in der einst ein Kopfkissen verkauft wurde, was nicht nur ziemlich abenteuerlich aussieht. Nachdem der erste „Tragegurt“ dem ungewohnten Gewicht nachgegeben hat, „näht“ Sean mithilfe einer dicken Schnur und eines Karabinerhakens die Tasche kurzerhand an seinen kleinen Rucksack fest und trägt sie fortan über eine Schulter gelegt. Böse Zungen geben ihm keinen halben Tag, doch er hält die komplette Wanderung damit durch.





    Über Holzstege überqueren wir einige Tümpel und gelangen kurz darauf auf eine kleine Erhebung, von dem wir Zugang dazu haben, was wir unweigerlich mit einer Inselwanderung verbinden: Sandstrand! Zu diesem Zeitpunkt ist uns noch nicht klar, dass es der letzte sein wird, an dem wir eine Pause einlegen. Wir schauen uns ein wenig um und schlendern entlang des Strandes. Zu unserer Linken sehen wir noch Rønne, zur Rechten malerisch ein paar Holzhütten direkt am Meer. SO habe ich mir das vorgestellt













    Wir folgen dem Weg hin zu den Holzhütten und passieren kurz danach eine einstige Verteidigungsanlage aus den sogenannten Engländerkriegen. Uns bläst ganz schön der Wind um die Ohren, das Wetter ist aber perfekt für unsere Wanderung entlang der Küste. Nachdem wir zwei Seen passiert haben, wo uns ein älterer Däne erklärt, dass dies einst ein Steinbruch war, werden wir zu einer weiteren kurzen Pause eingeladen. Ein paar Lorenwagen stehen am Beginn einer scheinbar ehemals zum Abbau von Gestein genutzten Fläche. Es wächst hier kein Grashalm mehr und somit hinterlässt das Ganze den Anschein einer kleinen Mondlandschaft.

















    In Hasle wärmen wir uns in einem Café auf und sind ziemlich belustigt darüber, wie Samuel seine frische Schlagsahne mit ziemlich angeekeltem Blick anschaut und überzeugt ist, dass dies keine Sahne sei. Die Café-Betreiberin ist sehr belustigt wiederum über unser Vorhaben, um diese Jahreszeit noch auf Bornholm zu zelten, formuliert dies aber in für Dänen selbstverständlicher Freundlichkeit.









    Wir verlassen Hasle entlang von Maisfeldern und folgen einer kleinen Straße bis zu einer der bekannteren Sehenswürdigkeiten Bornholms: Jons Kapel. Dies ist ein Abschnitt Steilküste, in der in einer Höhle beziehungsweise vielmehr in einem Felsspalt mal ein Mann gelebt haben soll. Das Areal ist erschlossen mit Treppen, sodass man auch die Möglichkeit hat, zum Meer abzusteigen. Insgesamt ist die Steilküste und die zum Kraxeln einladenden Felsen deutlich imposanter als die Höhle, nach einer Kapelle suchen wir ohnehin vergeblich.







    Bald brechen wir wieder auf und passieren Küste und kleine Holzhäuschen, steigen etwas auf und erreichen einen stillgelegten Steinbruch, an dessen Rand es sogar eine offene Hütte zum Übernachten gibt. Diese ist heute aber schon belegt mit zwei Wanderern und zwei Vierbeinern. Zu unserem Tagesziel ist es aber auch nicht mehr weit. Kurz davor bestaunen wir noch einen Wasserfall, wollen aber bald unser Lager aufbauen und steigen deshalb ein letztes Mal Holztreppen hinauf, wo eine Zeltwiese mit Feuerstelle auf uns wartet. Obwohl Wildfang und ich bisher noch nicht zusammen Zelten waren, ist unser Zelt schnell aufgebaut. Dies liegt jedoch weniger an unseren Fähigkeiten, sondern ist vielmehr der Tatsache geschuldet, dass es wirklich die grundlegendste Ausführung „Zelt“ ist. Viel winden oder regnen darf es nicht. Aber einem geliehenen Gaul schaut man nicht ins Maul und insgesamt hat uns das Zelt sehr gute Dienste geleistet - gut, es hat aber auch weder gewindet noch geregnet. Ganz anders sieht dies bei Sarah, Nora, Sean und Samuel aus, die eher einen Zelttempel mitgenommen haben, in dem sie zu viert schlafen. Entsprechend länger dauert auch der Aufbau. Während Wildfang sich um die Feuerstelle kümmert, schaue ich mich in der Umgebung um und bin auf der Suche nach der Wasserstelle, die es hier geben soll. Tatsächlich gibt es am Rand einer weiteren Zeltwiese einen Wasserhahn, der uns zuverlässig mit Wasser versorgt. Somit ist mit allem für unser Wohlbefinden nötigen gesorgt. Wir versammeln uns um die Feuerstelle, essen zu Abend, grillen Würstchen, hören Musik und lachen viel. Längst schon ist es dunkel geworden und gegen zehn Uhr schleichen wir dann auch langsam in unsere Zelte.







    Zweiter Tag
    Wir haben keine Uhrzeit ausgemacht, zu der wir auf sein wollen und so ist die Sonne auch schon längst aufgegangen, bis Wildfang und ich unser Pistazienmüsli löffeln und auch die anderen langsam wach werden. Nachdem die Zelte abgebaut sind und das Wasser aufgefüllt, starten wir unsere zweite Tagesetappe. Hinter der Zeltwiese führt uns der Weg etwa fünfzig Meter über dem Meer über eine Ebene, auf der Birken und Wachholder wachsen und ein Schafherde grast. In der Ferne können wir schon die Ruine erkennen, die unser Zwischenziel für heute ist.





















    Bis dorthin müssen wir allerdings nochmal Birkenwäldchen durchwandern, auf und absteigen, doch schon bald stehen wir am Fuß der imposanten Mauern der Ruine Hammershus. Wir legen unsere Rucksäcke ab und erkunden den ehemaligen Verteidigungsbau. Es ist bereits Mittag und ordentlich Betrieb in der Ruine.











    Durch weitere Birkenwäldchen oberhalb der Küste und vorbei an mehreren Tümpeln dauert es nicht lange, bis wir in einem Hafen einen Kiosk erreichen, an dem auch wir nicht vorbeikommen, ohne eine Pause zu machen und uns zu verköstigen. Wildfang bestellt sich ein sehr güstiges „Pølserbrød“, was wir wörtlich mit Wurstbrot übersetzen, was sich aber schlussendlich als das Brötchen herausstellt, in dem der Hotdog-Wurst zubereitet wird – ohne Wurst natürlich









    Unser zweites Nachtlager ist gar nicht so weit entfernt von hier. Wir brechen auf und stehen direkt hinter dem Kiosk an einer Weggabelung und wissen nicht genau, welchen Weg wir einschlagen sollen. Wir entscheiden uns für links und gehen auf einem kleinen Pfad steil bergauf. Hinter mir höre ich, wie die anderen diese Entscheidung verfluchen, besonders Samuel hat zu kämpfen. Oben angekommen sehen wir auch, wo wir rausgekommen sind: wir sind am oberen Ende eines ehemaligen Steinbruchs, der jetzt mit Wasser gefüllt ist. Dort unten, am Ufer, liegt unser zweites Nachtlager. Wir wandern entlang eines befestigten Weges entlang der Abbruchkante und dann wieder nach unten zum Nachtlager.











    Dieses zweite Nachtlager besteht aus zwei einfachen Holzhütten und einer kleinen Feuerstelle. Wir „reservieren“ diese und überlegen uns, denn es ist erst 14:30, was wir mit dem angebrochenen Tag anfangen wollen. Während sich der englischsprachige Teil der Gruppe entscheidet, im nächsten Ort Pizza essen zu gehen, wollen Wildfang und ich den nördlichen Zipfel der Insel umrunden. Wir geben noch ein paar Bier in Auftrag und dann trennen sich vorerst unsere Wege. Wildfang und ich folgen einem kleinen, ebenen Pfad gen Osten und erreichen nach nicht einmal einem Kilometer den Kiosk, an dem wir heute Mittag schon waren – ganz ohne Anstrengung. Wir sind sehr belustigt über die Vorstellung darüber, wie sehr sich die anderen darüber freuen werden, die sanitären Anlagen dort ohne Anstrengung zu erreichen und wie sehr sie sich über den zuvor eingeschlagenen Umweg ärgern. Wir schlagen den Pfad ein, der uns zum nördlichen Ende Bornholms bringt. Hier sind wir fast alleine unterwegs und können die sehr schönen Küstenabschnitte genießen. Mal laufen wir oberhalb des Meeres, mal sind wir den Wellen ganz nah. Entlang gibt es die Ruine einer Kapelle und einen Leuchtturm.















    Wir erreichen einen kleinen Ort auf der Ostseite der Insel und gehen auf Wiesen und zwischen Felsen wieder zurück zum Camp und erreichen dieses gegen 17:30. Eine halbe Stunde später stoßen auch die anderen mit dem bestellten Bier dazu und gesellen sich zum Feuer, das Dank des Feuerholzes in einer der Hütten und den trockenen Ästen, die wir auf dem Rückweg noch gesammelt hatten, gut brennt. Der heutige Wandertag war nicht allzu anstrengend und so halten wir es auch lange am Feuer aus.





    Tag 3

    Die heutige Nacht war für mich deutlich kälter als die zuvorige und mein Sommerschlafsack kam in der dann doch zugigen Hütte deutlich an seine Grenzen. Entsprechend war ich noch etwas verschlafen und meine Laune besserte sich nicht großartig, als ich die dicken Regenwolken am Himmel sah. In der Tat hat es auch bald angefangen zu nieseln, als wir durch einen der Küstenorte laufen.











    Das erste Wegstück heute ist nicht sehr schön, da wir etwa 5 Kilometer auf Straßen durch Ortschaften laufen. In einer dieser füllen wir in einem Supermarkt unsere Vorräte auf. Der Regen wird allerdings immer schlimmer als wir entlang der Küste laufen, sodass wir im nächsten, kleineren Ort in ein Pub gehen und uns von heißer Schokolade aufwärmen lassen. Unser mitgebrachtes Mittagessen müssen wir allerding wo anders verzehren – da findet selbst die dänische Freundlichkeit ein Ende. Wir finden hierzu eine überdachte Bushaltestelle, in der wir es uns mehr oder weniger bequem machen – kein gewöhnlicher Anblick für die Einheimischen, die warm und trocken in ihren Autos an uns vorbei fahren. Während wir uns Brot, Käse, Aufstrich und Tomaten schmecken lassen, hört es zum Glück wieder auf zu regnen und wir laufen die letzten Kilometer entlang einer Straße für heute. Irgendwann dürfen wir endlich wieder in einen Pfad einschlagen, der uns oberhalb der Klippen weiter entlang der Küste führt bis zu den Klippen von Helligdom.













    Während die anderen bereits weiterlaufen, entscheide ich mich an den Treppen abzusteigen und mir das ganze genauer anzuschauen. Auch hier wiederum sind die Klippen sehr beeindruckend, insbesondere mit welcher Gewalt die durch den Wind verstärkten Wellen dagegen peitschen. Bald hole ich die anderen wieder ein, die meine Abwesenheit genutzt haben, um eine Pause zu machen.








    Es ist aber auch nicht mehr lange und gegen 16:00 Uhr erreichen wir unseren Zeltplatz direkt am Meer. Dieser hat wiederum eine Feuerstelle, ist allerdings ansonsten ziemlich verwuchert was es uns schwer macht, ausreichend Platz für unsere drei Zelte, vor allem für den großen Zelttempel zu finden. Den Rest des Abends verbringen wir damit, ausreichend trockenes Holz für die Feuerstelle zu finden, was uns nicht so ganz gelingen will, weshalb unser Lagerfeuer heute eine sehr rauchige Angelegenheit ist. Wir schleppen große Steine und Baumstammteile als einigermaßen trockene Sitzgelegenheiten heran und verharren trotz aller Widrigkeiten tapfer an unserer Wärmequelle, denn sobald die Sonne im Meer versunken ist, ist es ein kalter Herbstabend. Wildfang und ich essen Couscous und wir hören zum Tagesausklang noch ein wenig Musik.

    Die Kälte, der zunehmend beißende Rauch und die feuchte Dunkelheit haben uns schon vor 21 Uhr in die Zelte getrieben. Während Wildfang im Zelt vor dem Einschlafen „Mr. Blue Sky“ spielt, versuche ich verzweifelt, gegen meine zufallenden Augen anzukämpfen, um noch mehr vom Lied mitzubekommen, entgleite aber langsam in den Schlaf. Wenige Meter von uns entfernt rauschen die Wellen an den Kiesstrand.

    Tag 4

    Unser zweitletzter Wandertag beginnt und durch die doch langsam eintretende Routine am Morgen starten wir heute etwas früher als in den Tag zuvor. Vielleicht fiel uns auch das Aufstehen beim Meeresrauschen und dem idyllischen Anblick aus der Zeltöffnung besonders leicht. Oder aber es waren die feuchten Schlafsäcke, die nicht allzu sehr zum Verweilen einluden und uns aus den Federn scheuchten. Wir hatten uns mit einer Konstruktion aus großen Müllsäcken, die Sean für den Notfall dabeihatte – seine „Rucksack-Konstruktion“ schien auch ihm nicht immer ganz geheuer –, größte Mühe gegeben, zumindest die Schlafsackenden zu schützen. Genutzt hat es leider nicht allzu viel.

    Trotzdem war die Nacht erholsam und wir laufen nochmal entlang des Meeres, steigen auf und erreichen nach etwa zwei Kilometern das kleine Örtchen Gudhjem. Dort soll es laut der Kindheitserinnerungen meines Mitbewohners das beste Eis Dänemarks geben.







    Wir gehen allerdings lediglich einkaufen und stellen diese Aussage nicht auf die Probe. Hinter Gudhjem ist nun schließlich der Moment gekommen, an dem wir die Küste verlassen müssen, um durch das Inselinnere wieder rechtzeitig zur Fähre zurück zu kommen, die am nächsten Nachmittag abfährt. Eine sehr unspektakuläre Wahl. Auf breiten Forstwegen oder Straßen entfernen wir uns von der Küste leicht bergauf gehend. Hier und da befindet sich entlang des Weges ein Bauernhof, aber ansonsten gibt es abgesehen von einer Kirche mitten im Niemandsland nicht viel zu sehen. Wir erreichen einen weiteren Ort, wo wir uns mit süßen Teilchen (ich liebe Dänemark hierfür) und Trinkschokolade eindecken und an einer kleinen Holzhütte pausieren. Der Himmel sieht schon wieder reichlich grau aus.



    Unser Weg führt uns weiter durch Felder wie gehabt. Irgendwann erreichen wir dann aber doch den Wald, was bedeutet, dass es nicht mehr weit ist, bis wir unser Tagesziel erreichen. Wobei die Beschreibung als Wald etwas übertrieben ist, es handelt sich hier vielmehr um eine Baumplantage. Wir treten aus dem Wald aus, überqueren eine Straßen, laufen entlang eines nun etwas wilderen Wäldchens und erreichen nach etwa einer halben Stunde unser Nachtlager. Darüber sind wir sehr froh, denn die Karte zeigt reichlich grüne Waldfläche und wir sind uns des Weges keinesfalls sicher.











    Das Lager besteht, wie am zweiten Tag, aus zwei einfachen Hütten. Angrenzend gibt es auch eine große Spielwiese mit Spielplatz und natürlich eine großzügige Feuerstelle. Ich entscheide mich heute nicht in der Hütte zu schlafen, sondern baue in der größeren der beiden Hütten das Zelt auf, da ich hoffe, so eine etwas wärmere Nacht verbringen zu können. Abermals sammeln wir für den Abend Feuerholz, denn dieses Mal ist der Holzbehälter nahe der Feuerstelle bei unserer Ankunft leider leer. Nachdem wir fast eine Stunde lang den Spielplatz und das Gelände drum herum nach brennbarem Material abgegrast haben, sitzen wir jetzt nun schon den letzten Abend am Feuer, grillen Würstchen und Marshmallows und lassen die letzten Tage Revue passieren. Es ist ein sehr vergnüglicher letzter Abend, wir tauschen uns aus, nutzen die letzte Akkukraft um uns gegenseitig unsere Lieblingslieder vorzuspielen und entdecken erstaunliche Gemeinsamkeiten.





    Tag 5

    Da wir pünktlich zur Fährabfahrt wieder in Rønne sein müssen, stehen wir heute früh auf und beeilen uns mit dem Aufbruch. Pünktlich mit diesem setzt Regen ein und die Stimmung der Reisegruppe ist angespannt. Es dauert aber nicht lange bis wir eine kleine Ortschaft mit Bushaltestelle erreichen. Nora, Sarah, Anna, Samuel und Sean entscheiden sich, den Bus nach Rønne zu nehmen, während Wildfang und ich die letzten 15 Kilometer zu Fuß gehen wollen – wenn schon denn schon.

    Ob diese Entscheidung klug war, weiß ich abschließend immer noch nicht zu beurteilen. In jedem Fall ist die extensiv genutzte Landschaft wenig spektakulär und abwechslungsreich und nach einer Regenpause setzt auch immer stärker werdender Niederschlag ein. Wir laufen entlang eines Golfplatzes und erreichen dann eine Landstraße, auf der wir die nächsten drei Kilometer Richtung Rønne laufen sollen. Es schüttet mittlerweile und nachdem das erste passierende Auto, ein Kleintransporter von sich aus anhält, nehmen wir das Mitfahrangebot dankend an. Darin sitzen die zwei eher dubiose Gestalten, was uns aber nicht abhält. Nur, als sie im Kreisverkehr nicht die Ausfahrt Richtung Rønne, sondern Richtung Flughafen nehmen, wird uns kurz mulmig. Dies sei aber nur eine Abkürzung und in der Tat erreichen wir dann auch sehr schnell den Hafen. Wir bedanken uns herzlich für die Mitfahrt.

    Wir haben noch etwas Zeit und gehen nochmal ins Einkaufszentrum, in dem unsere Reise vor ein paar Tagen startete. Dort treffen wir auch die restliche Reisegruppe wieder, essen Chips und verbringen mit Kartenspielen die Zeit bis zur Abfahrt. Da wir für die Rückfahrt keine Kabinen gebucht haben, müssen wir uns auf der vollen Fähre auf die Suche nach einem gemütlichen Plätzchen machen. Während der englischsprachige Teil der Gruppe sich mit einem Tisch im lauten „Speisesaal“ zufriedengibt, streunen wir noch etwas herum und finden zu unserer Begeisterung auf dem zweiten Deck sehr einfache, aufklappbare Kojen. Mit Blick durch die Schiffsluken überstehen wir die Überfahrt recht gemütlich.

    Gegen 23:00 Uhr erreichen Wildfang und ich müde und erschöpft vom anstrengenden und feuchten letzten Tag meine Wohnung und fallen nach der besten heißen Dusche der Welt ins Bett.

    Fazit
    Die Wanderung auf Bornholm hat mir im Gesamtpaket sehr gut gefallen und ich bin froh, meine Herbstferien dazu genutzt zu haben, eine andere Ecke Dänemarks kennengelernt zu haben und nicht wie andere nach Porto oder Prag geflogen zu sein. Gerade während der ersten drei Tage war ich doch überrascht, wie abwechslungsreich und kurzweilig die Wanderung entlang der Küste im Westen und Norden der Insel war. Gut, der Weg zurück durch das Inselinnere war dann nicht wirklich großartig. Auch von der Zusammensetzung der Gruppe hat am Ende alles gut geklappt, was ich im Voraus so nicht ganz erwartet hätte, da wir uns ja nicht supergut kannten zuvor und einige auch nicht unbedingt die typischen Wanderer bzw. Leute sind, die im Zelt schlafen. Und schlussendlich hat sich meine improvisierte „Ausrüstung“ auch gut gehalten.
    Insgesamt hat es mir sehr gut gefallen und ich bin eigentlich auch neugierig, wie der Weg entlang der Küste weiter verlaufen würde. Wer weiß, vielleicht komme ich irgendwann mal wieder auf die Insel.cvfnb

  • Ditschi
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    • 20.07.2009
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    #2
    AW: [DK] Wandern auf Bornholm // Herbst 2017

    Sehr schön: jugendlich frisch, spontan und durchaus unkonventionell - so empfinde ich diesen Wanderbericht über Bornholm. Wieder eine andere Sicht auf die Dinge, nachdem wir grade über eine tolle Radtour mit Kindern dort gelesen haben:

    https://www.outdoorseiten.net/forum/...kleinen-Kinder

    Die Route wurde offenbar vorgegeben durch die Reihe der Naturlagerplätze. Dann kommt man an Stellen, die andere Besucher nicht sehen. Und andere Sehenswürdighkeiten werden halt versäumt, was nicht schadet. Vor allem, wenn das Wandern und nicht das Sightseeing im Fokus steht.

    Im Mai 2014 besuchten meine Frau und ich auch Bornholm und sind dort viel gewandert. Halt anders. Tagestouren ohne Gepäck vom Campingplatz Svaneke aus.

    Was kann man ergänzen, was fehlt ? Vielleicht den Südstrand Dueodde, einer der schönsten Strände Europas. Sehr feiner, weißer Sand , Abrieb von Muschelkalk. So fein und weiß, daß er für Sanduhren verwendet wird.

    Die Festung Hammershus wird im Bericht als Ruine in Wort und Bild erwähnt, ist aber natürlich die Sehenswürdigkeit von Bornholm schlechthin.
    Da kann man sich schon fast den ganzen Tag aufhalten. Nur muß man es aushalten, daß die Festung überlaufen ist.
    In Rønne legen in der Saison die Kreuzfahrtschiffe an, um die Reisenden in Bussen zur Festung Hammershus zu transportieren.
    Pommesbuden, Eisläden, lange Schlangen vor den Toiletten.

    Die Mitte Bornholms kommt auf dem Weg, den unsere Wanderer im Bericht genommen haben, etwas schlecht weg. Die Mitte "Almindingen" gibt sich nicht nur langweilig und von Landwirtschaft geprägt. Mitten drin liegt das Ekkodalen, ein 12 KM langes, felsiges, tiefes Spalttal. Taucht ganz überraschend in der sonst flachen Landschaft auf. Das kann man komplett durchlaufen. Beeindruckend.
    In Almindingen liegt auch dar 200 Ha große Wald mit den Wisenten. Er ist noch von einem Gatter umgeben, aber man darf ihn durchlaufen Auge in Auge mit den mächtigen Tieren. Eigentlich sollten sie einmal ganz freigelassen werden auf der Insel, aber offenbar ist das noch nicht erfolgt.

    Ich erwähne die ausgelassenen Hotspots nicht als Kritik an dem Bericht, sondern als Hinweis an Besucher, die sich von dem Bericht angesprochen fühlen und Bornholm auch einmal aufsuchen möchten. Bornholm hat viel zu bieten. Ich hoffe, der Verfasser ist mir nicht böse.

    Nicht unerwähnt bleiben sollte noch die Bootsfahrt von Gudhjem zu den Erbseninseln, Dänemarks östlichsten Außenposten.

    Wer also den Spuren dieses schönen Reiseberichtes folgt und mehr Zeit mitbringt als fünf Tage, kann sich noch ein paar lohnende Ziele mehr vornehmen.

    Ditschi
    Zuletzt geändert von Ditschi; 27.10.2018, 19:12. Grund: Man entdeckt immer mal wieder Schreibfehler

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    • TEK
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      • 23.02.2011
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      #3
      AW: [DK] Wandern auf Bornholm // Herbst 2017

      Vielen Dank für den erfrischenden Reisebericht! Und schön, mal wieder einen Prolog zu lesen, in dem es nicht um die Optimierung einer eh schon sophistizierten Ausrüstung geht.

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      • Galadriel
        Dauerbesucher
        • 03.03.2015
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        #4
        AW: [DK] Wandern auf Bornholm // Herbst 2017

        Wirklich ein schöner Bericht. Strand und Wandern - mag ich. Ich bin doch immer wieder erstaunt über solche Wanderungen jenseits der "klassischen" Orte. Danke
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        • Ljungdalen
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          • 28.08.2017
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          #5
          AW: [DK] Wandern auf Bornholm // Herbst 2017

          Zitat von TEK Beitrag anzeigen
          Vielen Dank für den erfrischenden Reisebericht! Und schön, mal wieder einen Prolog zu lesen, in dem es nicht um die Optimierung einer eh schon sophistizierten Ausrüstung geht.
          +1. Ich verstehe das zum Teil, mit der Ausrüstung, ist ja auch ein schönes Thema, um zuhause permanent im Outdoorfieber zu bleiben... aber eigentlich ist das mindestens ab (guter) Standardausrüstung kein *entscheidender* Punkt mehr.

          OK, hier könnte jetzt der Einspruch kommen, dass das für *Bornholm* ja nun auch wirklich egal sei, im Vergleich zu <ihrwisstschon>...

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