Welche Wolle wärmt wirklich (Wollarten und Verarbeitungsmethoden)

[mapper2]

Kennt sich einer von euch richtig gut mit Wolle aus?

Problem: Ich habe verschiedene Wollklamotten, die ich regelmäßig unter einer winddichten, atmungsaktiven Hardshell trage. Die Wärmeleistung ist dabei allerdings sehr unterschiedlich und nicht zwangsläufig von der Dicke des Materials abhängig. Z.B. habe ich einen alten Elbe Troyer, der richtig dick und schwer ist, der aber nicht besonders gut wärmt, ein Icebreaker Merino Zip Shirt, das eher dünn ist und sehr gut wärmt. Wa sind so eure Erfahrungen mit Wolle und welche Kriterien gibt es? Wie sollte Wolle gewebt sein, damit sie besonders gut wärmt und gibt es evtl. auch sehr leichte Wollklamotten, die richtig gut wärmen?

LG

[Martin206]

AW: Welche Wolle wärmt wirklich (Wollarten und Verarbeitungsmethoden)

Profi bin ich nicht, aber hier mal was ich weis, was ich bemerkt habe und was ich so darüber denke:

Je "flauschiger" gestrickt/gewebt ist, desto mehr Luft wird eingeschlossen im Wollgewebe und desto wärmer ist das Teil auch.
Ich hab z.B. von Dilling versch. Teile, alle ca. 200g/m² - aber welche die edel-glatt aussehen u. dabei eher dünn + fest sind und weniger wärmen (dafür auch schneller Feuchte abführen und trocknen), andere die etwas weicher, dicker u. grober sind und recht gut wärmen und dann noch welche die richtig flauschig sind und echt prima warm sind.
Also geht es Dir um eine gutes Gewicht-Wärme-Verhältnis, dann eher das flauschigere Material, das etwas einfacher/grober aussieht und deutlich dicker ist.

[Chouchen]

AW: Welche Wolle wärmt wirklich (Wollarten und Verarbeitungsmethoden)

Ich kopiere einfach mal rein, was ich mal in einem anderen Faden dazu schrieb:

Muster und Gewicht des Pullis haben einen Einfluss, aber auch wie genau das Garn versponnen ist. Ein Beispiel: Ein eher "luftiges" Dochtgarn kann zum Beispiel zu einem wirklich dicken Pulli führen, der aber weniger wiegt als ein vergleichbar dicker Pulli aus festerem Garn.
Die Frage ist also nicht so einfach zu beantworten.
Sollte es dabei um die Wärmeleistung gehen kommen auch noch einmal andere Punkte mit dazu. Z.B. wie windabweisend ist der Pulli? Ein hochfloriges Garn oder auch Patentmuster (oder manche andere Rechts-Links-Muster) halten besser den Wind ab, gewalkte oder gefilzte Sachen dann noch einmal ganz besonders. Die reine Dicke sagt also nicht zwangsläufig auch etwas darüber aus, wie warm der Pulli ist.
An Wollen mit hohem Wollfettanteil, die am besten auch noch einen recht hohen Flor haben, bleiben Tau-/Regentropfen besser hängen, bei sehr feuchter Witterung sind die meiner Erfahrung nach dann auch wärmer als ein vergleichbar dicker Pulli aus super-glattem Garn mit Superwash-Ausstattung.
Also nicht so einfach, wenn's um die Wärmeleistung gehen sollte...

[mapper2]

AW: Welche Wolle wärmt wirklich (Wollarten und Verarbeitungsmethoden)

Danke für den Text, dennoch schwer zu identifizieren vor dem Kauf. Ich frage mich gerade, wenn es rein um Wärme geht und man keine Isolationsjacke anziehen möchte, ob ein Faserpelz evtl. mehr Wärmeleistung mitbringt als eine dicke Wolljacke. Bei Faserpelz verstehe ich auch die Preisunterschiede nicht so ganz, ist das nicht alles das gleiche Material? Von HH gibt es da einen, der evtl. sehr warm sein könnte:https://www.hellyhansen.com/de_de/he...e-jacket-51785

Nur ist eben der Preis für eine Faserpelzjacke weit überschritten. Wo leigen hier die Unterschiede?? Oder aml anders gefragt, was wärmt unter einer Shell am besten; Primaloft, Faserpelz oder Wolle (im Ruhezutsand ohne Bewegung).

[lina]

AW: Welche Wolle wärmt wirklich (Wollarten und Verarbeitungsmethoden)

Faserpelz ist für mich eher ein Kleidungsstück für bewegungsärmere Tätigkeiten, da es kein Naturmaterial ist, wirkt es nicht so gut wärmeregulierend. Die Erfahrung kannst Du selber machen, indem Du aus dem Kalten ins Warme gehst: Faserpelz bewirkt einen kurzen Hitzestau, Wolle einen ausgleichenden Übergang.

Bei Wolle hilft es durchaus auch, die mögliche Luft um die Fasern im Gestrick zu begutachten. Beispielsweise sind Woolpower-Kleidungsstücke mit der frottierartigen Rückseite (das sind die 400er Modelle) durch die Schlaufen luftiger. Die 600er Modelle sind so gestrickt, dass auf der Rückseite nochmal Fäden extra mitlaufen, es bildet sich also eine Doppelschicht, ebenfalls mit Lufteinschlussmöglichkeiten dazwischen, ähnlich wie bei den norwegischen Musterpullovern. Diese Modelle sind noch wärmer und in Innenräumen fast schon zuviel.

Die Unterschiede bei Faserpelzen liegen z.B. in der Webdichte des Untergrunds (bei Billigmodellen kann man oft durchgucken, wenn man den Stoff gegen das Licht hält) und in der Regelmäßigkeit des entstehenden Pillings (das sind die kleinen Knötchen, die sich auf der Oberfläche bilden). Hochwertige Faserpelze pillen gleichmäßiger. Meine Beobachtungen liegen aber schon ein paar Jahre zurück, Faserpelz unterwegs habe ich – bis auf eine Weste – aussortiert.

[mapper2]

AW: Welche Wolle wärmt wirklich (Wollarten und Verarbeitungsmethoden)

Aha, ja, das macht Sinn.

Sehr,. sehr warmer Wollpullover ohne Schnickschnack mit Half-Zip, weich, der sich gut unter einer Hardshell tragen lässt - was wären eure Vorschläge?

[lina]

AW: Welche Wolle wärmt wirklich (Wollarten und Verarbeitungsmethoden)

Ich würde ja eine Jacke nehmen, bei längerem RV hat man mehr Regulierungsmöglichkeiten. Wieso möchtest Du half zip?

BTW: Woolpower-Pullover pillen auch. Der Kenner sieht daran, dass die Teile gerne und häufig outdoor genutzt werden


Alternativ könntest Du natürlich auch bei Norwegerpullovern schauen. Die sind meist ebenfalls rundgestrickt, sodass es keine Seitennähte gibt.

[Martin206]

AW: Welche Wolle wärmt wirklich (Wollarten und Verarbeitungsmethoden)

Wenn Du auch mal schwitzt - was ja outdoor durchaus mal vorkommen kann - dann stinkt halt die Wolle nicht. Das ist ein himmelweiter Unterschied zum Faserpelz.
Wenn Du mit Wolle wenig Erfahrung hast, dann würde ich dazu raten mal was zu kaufen und zu testen.
Aus eigener Erfahrung kann ich z.B. zu diesen Teilen raten, die sind auch nicht so teuer (10% Newsletterrabatt und ab und an gibt es 25-40% extra - sicher auch bis Weihnachten noch mal).

Drunter: MERINO LANGARMSHIRT - relativ flauschig und warm; gibt es auch halbarm und ärmellos - wenn es Dir vor allem um die Wärme des Rumpfes geht, nicht der Arme.

Drüber dann für noch mehr Wärme und da es superschön aussieht dies hier: MERINO SHIRT MIT REISSVERSCHLUSS - nicht gar so warm aber wahnsinnig angenehm zu tragen - gibt es auch als Version mit Kapuze.

Da kann man wunderbar kombinieren, von Übergangszeit bis bitterkalt. Ich trag die zum Spazierengehen, Wandern, Bootfahren, auch unter dem Trocki oder in Kombi zum Neo-LongJohn. Aber das zweite auch gerne für daheimrum zur bequemen Hose, da es so wunderbar wärmeregulierend ist, man nicht gleich so schwitzt wenn man dann doch mal was anpackt und da es eben nicht so zum stinken anfängt wie das Plastikzeugs.

Ich war auch anfangs skeptisch wg. Merinowolle statt Funktionskleidung, Polyesterstepp u. Fleece. Aber inzw. bin ich absouter Merino-Fan, selbst die Winterteppjacke (Zwischensicht) ist überwiegend aus Merino um mit Merino gefüttert.

Viel Spaß und Erfolg noch bei der weiteren Suche, bei der Auswahl und bei der späteren Nutzung

[mapper2]

AW: Welche Wolle wärmt wirklich (Wollarten und Verarbeitungsmethoden)

Die Teile von Dilling sind sicher nicht schlecht und der Preis ist fair, falls die Wolle zu dem Preis auch ohne Museling daherkommt? Habe ja auch so ein Ding von Icebreaker. Ich suche aber eher ein Wollteil, das mir in Kombination mit einer Hardshell die gefütterte Winterjacke ersetzt.

[Folivorus]

AW: Welche Wolle wärmt wirklich (Wollarten und Verarbeitungsmethoden)

Ich suche aber eher ein Wollteil, das mir in Kombination mit einer Hardshell die gefütterte Winterjacke ersetzt.

http://woolpower.de/produkter/?filters=product_cat[52], je nach Wärmebedarf 400 oder 600.

Grüße, Rolf

[Martin206]

AW: Welche Wolle wärmt wirklich (Wollarten und Verarbeitungsmethoden)

Die Teile von Dilling sind sicher nicht schlecht und der Preis ist fair, falls die Wolle zu dem Preis auch ohne Museling daherkommt? Habe ja auch so ein Ding von Icebreaker. Ich suche aber eher ein Wollteil, das mir in Kombination mit einer Hardshell die gefütterte Winterjacke ersetzt.

Ja, ohne Museling.
Aber Du brauchst wohl eher einer 400er+x und für spez. Anforderung.
Die Eigenschaften der Wolle bleiben aber bestehen

Für sowas hab ich das Haglöfs Barrier Hood (Plastik) und das Icebreaker Helix LS Shirt (viel Merino, etwas Plastik).

Gruß
-Martin-

[mapper2]

AW: Welche Wolle wärmt wirklich (Wollarten und Verarbeitungsmethoden)

Danke für Tipps, habt ihr evtl. noch eine Empfehlung für einen guten Norweger Pulli auch so im 600er Wärmebereich.

[Chouchen]

AW: Welche Wolle wärmt wirklich (Wollarten und Verarbeitungsmethoden)

Woolpower wäre auch mein Tipp. Das ist keine reine Wolle, sondern ein Gemisch mit Kunstfaser, vereint aber dadurch meiner Meinung nach die Vorteile von beidem. Sehr warm und kuschelig, angenehm auf der Haut auch für Leute, die mit Wolle sonst nicht gut klar kommen, i.d.R. nahtlos verarbeitet, nicht müffelig, gutes Trageklima, leiten Schweiß gut von der Haut weg, voll in der Maschine waschbar.
Besonders hübsch sind sie halt nicht und wie ja hier schon gesagt wurde, sieht man ihnen deutlich wenn, wenn sie viel getragen werden, was aber ihre Funktion nicht beeinträchtigt.

[Chouchen]

AW: Welche Wolle wärmt wirklich (Wollarten und Verarbeitungsmethoden)

Alternativ könntest Du natürlich auch bei Norwegerpullovern schauen. Die sind meist ebenfalls rundgestrickt, sodass es keine Seitennähte gibt.

Einspruch. Norwegerpullis haben eine bestimmte Art von Einstrickmuster, nahtlos sind sie nicht (zumindest ist das nicht typisch für sie). Islandpullis sind nahtlos.

[lina]

AW: Welche Wolle wärmt wirklich (Wollarten und Verarbeitungsmethoden)

Einspruch. Norwegerpullis haben eine bestimmte Art von Einstrickmuster, nahtlos sind sie nicht (zumindest ist das nicht typisch für sie). Islandpullis sind nahtlos.

Ich hab das halt so kennengelernt, dass man als erstes einen Schlauch rundstrickt und dann zwei parallle Zickzacknähte näht, wo die Ärmel eingesetzt werden sollen, wozwischen man später aufschneidet.


Woolpower 600er sind schon sehr warm. Für den Winter hierzulande würde ich eher je nach Temperatur zwei, drei dünnere Modelle stapeln.

[Chouchen]

AW: Welche Wolle wärmt wirklich (Wollarten und Verarbeitungsmethoden)

Ich hab das halt so kennengelernt, dass man als erstes einen Schlauch rundstrickt und dann zwei parallle Zickzacknähte näht, wo die Ärmel eingesetzt werden sollen, wozwischen man später aufschneidet.

OT: Kann man so machen. Und dann hat man mindestens 4 Nähte (Ärmel und Schulter).

[cast]

AW: Welche Wolle wärmt wirklich (Wollarten und Verarbeitungsmethoden)

Faserpelz ist für mich eher ein Kleidungsstück für bewegungsärmere Tätigkeiten, da es kein Naturmaterial ist, wirkt es nicht so gut wärmeregulierend.

Lustig.
Der klassische Faserpelz wurde als Arbeitsbeklridung entwickelt. Holzfäller in Skandinavien waren die ersten, die das Zeug verwendeten und immer noch verwenden.

Wer einen wirklich warmen Pullover sucht, muss einen Isländer nutzen. Dicke Lopi Wolle und selber stricken (lassen). Durch das Muster der Rundpasse wird der wirklich dick.

[lina]

AW: Welche Wolle wärmt wirklich (Wollarten und Verarbeitungsmethoden)

Lustig.
Der klassische Faserpelz wurde als Arbeitsbeklridung entwickelt. Holzfäller in Skandinavien waren die ersten, die das Zeug verwendeten und immer noch verwenden.

Ja, klar, man kriegt Faserpelz bei regnerischem Wetter schneller trockener als Wolle. Einfach ausziehen und mit Schmackes gegen den nächsten Baumstamm oder Felsen pfeffern


OT: @Chouchen: Mit Rundpasse nur Ärmel. Ist aber egal, ich weiß schon was Du meinst

[mapper2]

AW: Welche Wolle wärmt wirklich (Wollarten und Verarbeitungsmethoden)

Habe früher in meiner Jugend ein Jahr Ausbildung zum Forstwirt gemacht, dort war der Faserpelz auch stark vertreten. Also Isländer sind ohne Naht, bedeutet das, die werden in einem Stück gestrickt, wie geht das denn? Wie schwer wäre es, sich selbst so ein Teil zu stricken, hört sich nach einem Winterprojekt für mich an. Lopi Wolle bekommt man ja. Muss dann nur noch stricken lernen, aber hey, echtes Handwerk lernen lohnt immer Oder gibts so was irgendwo evtl. doch zu kaufen zu einem halbwegs vertretbaren Preis.

[lina]

AW: Welche Wolle wärmt wirklich (Wollarten und Verarbeitungsmethoden)

Du kaufst Dir Wolle und eine ausreichend lange Rundstricknadel und strickst so lange im Kreis ’rum, bis es nach Pullover aussieht