[DACH] Genusspaddeln am Bodensee - rundherum das ist nicht schwer

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    [DACH] Genusspaddeln am Bodensee - rundherum das ist nicht schwer

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Bodensee Umrundung 02.09.18 bis 23.09.2018
    Zur Navigation verwendet: DKV Deutsches Flusswanderbuch 26. Ausgabe 2011 ; GeoMap Freizeitkarte "Rund um den Bodensee" 1:75.000, 4. Auflage; Outdoorkompass Bodensee, 1. Auflage Mai 2013; Bootskompass

    1. Tag Anreise nach Iznang zum KC Singen und Dorfbummel

    Nach dem ich als einzigen Fixpunkt der Reise das Startquartier und eine Parkmöglichkeit für unser Auto beim KC Singen in Iznang organisiert habe (und mich erfolgreich durch das Buchungssystem navigiert hatte) wussten wir wenigstens wohin der erste Abschnitt der Reise geht. Morgens das Auto beladen, Boote im Verein abgeholt und ereignisfrei und stauarm gemütlich zum Bodensee gerollt. Dank der Festboote aber ein anderes Anreisegefühl als bisher, wo es in der Regel mit Bahn und Faltboot auf die Reise ging.
    In Iznang angekommen wurden wir sehr freundlich aufgenommen und fanden auch ein lauschiges Plätzchen auf der Zeltwiese.
    Boote abgeladen, Zelt aufgebaut und erst mal alles in den Apsiden gestapelt. Auch hier ein anderes Gefühl mit Klappbox vom Auto zum Zelt zu laufen, als alles schon in den Ortliebbeuteln in der Bootstasche verstaut zu haben wie beim Faltboot Fahren.
    Danach haben wir uns nur ein bischen die Füsse vertreten und sind etwas am Seeufe lang geschlendert um danach noch durch den malerischen Ort zu schlendern.








    Verlockend sah der Biergarten vor der alten Wirtsstube aus, so dass wir dort ein Urlaubsbeginn Mahl einnahmen. Absolute Empfehlung! Handwerklich hervorragend gemachte regionale Küche ohne Schnickschnack zum fairen Preis. Die umfangreiche Weinkarte hat uns dann noch zu einer Weissweinprobe veranlasst. Waren echt gut. Alle beide .
    Gut gelaunt und gestärtkt ging es dann in Richtung Zelt.

    2. Tag Rund um den Zeller See

    Hier sollte eine GPX-Karte erscheinen! Wenn diese nicht nach wenigen Sekunden nachgeladen wird bitte die Seite aktualisieren.
    Morgens um 5:30 klingelt der Wecker meiner Frau I.. Mal wieder vergessen, ihn vor dem Urlaub auszustellen. Immerhin werde ich so rechtzeitig genug wach, um meinen Wecker zu deaktiviern, bevor jemand merkt, dass ich es auch vergessen hatte. Immerhin ermöglicht es uns, sofort in den Urlaubsmodus umzuschalten und uns einfach noch einmal umzudrehen. Insofern beginnt der Tag dann doch erst kurz nach 7:00. Über den umliegenden Bergen hängen noch die Wolken, aber es ist trocken und einzelne blaue Flecken am Himmel lassen nur Gutes ahnen.
    Das bewahrheitet sich auch, denn als wir in Iznang ablegen kommen immer wieder anfänglich noch vereinzelte Sonnenflecken bis auf den See durch, die im Laufe des Tag immer häufiger werden und gegen Nachmittag sogar als durchgehender Sonnenschein bezeichnet werden können.
    Nach der ersten Querung biegen wir in Radolfzell nach Osten ab und paddeln zur Spitze der Mettnau, vorbei an der Liebesinsel (dank Wasserstand deutlich grösser als gewohnt), bewundern das kristallklare Wasser und freuen uns über die sich sammelnden Vogelschwärme. An der Spitze angelangt werfen wir noch einen Blick in den Gnadensee und zur Reichenau, die langsam deutlicher aus dem Dunst auftaucht und drehen wieder um nach Radolfzell.



    Freundlicherweise dürfen wir beim Ruderclub Undine in Radolfzell die Boote auf die Wiese legen und uns zu Fuss auf den Weg in die Innenstadt machen. Auch hier liegt der Steg sehr tief im Wasser und ist nur über angelegte Verlängerungen erreichbar. Der trockene Sommer macht sich einfach bemerkbar.
    Radolfzell selber präsentiert sich als nettes Städchen mit netten Gassen und schönen alten Häusern.





    Der Hafen und die Uferpromenade hinterlassen auch einen netten Eindruck. Highlight für mich ist der Stadtgarten in der alten Wallanlage.


    Ein schöner Ort zum Verweilen und Träumen, aber die Boote rufen, so dass wir nur kurz den Anblick einsaugen.
    Danach geht es am Hafen und dem NSG Radolfzeller Aachmündung (und einer wahren Schwanenarmada) vorbei zurück nach Iznang.


    Hier sollte eine GPX-Karte erscheinen! Wenn diese nicht nach wenigen Sekunden nachgeladen wird bitte die Seite aktualisieren.
    Da das der erste richtige Paddeltag mit den neuen Booten war muss ich dann noch ein paar Sprints fahren, um die Bugwelle fotografiert zu bekommen, sieht man sonst ja nicht, wie das eigene Boot im Wasser liegt.
    Da zeitgleich die Stadt Radolfzell ablegt bekomme ich auch noch die erste Gelegenheit in voller Fahrt kleine Wellen abzusurfen. Die Bylgja Rumpfform schlägt sich bravourös. Kommt bei schnellerer Fahrt der Bug etwas hoch, und das Wasser wird von den Knickspanten elegant zur Seite geworfen taucht nun das ganze Vorschiff auf und das Boot lässt sich auf Kante eher wie ein Vertreter der 3,5m als der 5m Klasse fahren. Ich bin begeistert.


    Abends werden dann noch schnell die Einkäufe beim lokalen Edeka erledigt, das Auto umgeparkt (wir standen auf dem Ende vom Parkplatz, wo bei Starkregen wohl ein Nebensee entsteht) und nach einem gemütlichen 3 Gänge Grillmenu (regionale Komponente ist ein Reichenauer Wein) geht es dann frohgemut ins Bett. Morgen ist ja Aufbruch zur "richtigen" Gepäckfahrt.


    3. Tag Iznang => Konstanz

    Die Ersten (wahrgenommenen) Vogelgesänge locken uns aus den Federn. Nach einem schnellen aber ausgiebigen Frühstück geht es dann daran, das erste Mal das ganze Geraffel in den Booten unterzubringen. Es gibt sogar schon einige sonnengetrocknete Flecken der Campingwiese auf denen ich das Zelt zum Trocknen ausbreiten kann.
    Wie immer erstaunlich, erst wirkt das Gepäck wenig, dann viel, dann schaut , man nach Lücken und Luft im Staukonzept und schon verschwindet einiges im Boot.
    So auch bei uns. Selbst die Grillkohle bekommen wir unter. Zum Glück geht es ohne Deckslast ab. Die Deckstasche der Gemahlin ist ja kein Gepäck sondern benötigtes Accesoire und ich bekomme zum Schluss den Bootswagen sogar noch im Fussraum hinter den Rasten verstaut, in einem Packsack, damit bei einer (natürlich absolut unwahrscheinlichen) Kenterung keine Einzelteile verloren gehen können.



    Auch das einsetzen der beladenen Boote funktioniert bestens, der Steg ist ja auch niedrig. Aber immerhin können wir die Boote gut zu zweit heben. Eigentlich nicht überraschend, an der Ausrüstung hat sich gegenüber den Faltbooten ja nichts geändert, und die Boote sind nur moderat, bzw. gar nicht schwerer geworden.

    Da die ersten Meter des Tages auf einem von gestern bekannten Kurs über Radolfzell zur Spitze der Mettnau verläuft habe ich Gelegenheit das Fahrverhalten des beladenen Bootes gegenüber dem unbeladenen zu vergleichen. Kurz zusammengefasst: etwas weniger kippelig und agil aber immer noch gut auf Kante zu steuern. Beim surfen auf Heckwelle etwas träger im Aufspringen aber immer noch spritzig. Der Bug hebt sich auch beladen noch beim Surfen und das selbe wendige Kurzboot Feeling wie beim unbeladenen Boot stellt sich ein. Also ein auch als Reiseboot sehr tauglicher Begleiter. Ich bin beruhigt.
    Der Himmel ist deutlich blauer als gestern, auch wenn die Fernsicht noch etwas unter Dunst und Wolken leidet. Vermutlich eher Dunst durch das warme Seewasser. Wir werden uns wohl daran gewöhnen müssen. Aber die Querung zur Reichenau ist kein Problem, dafür ist die Sichtweite nun wahrlich ausreichend. Also wird einfach auf die Nord-West Spitze und Sankt Peter und Paul zu gehalten. Die erste "Insel" die uns dabei begegnet ist mit Sicherheit noch nicht die Reichenau und vermutlich auch nur bei Niedrigwasser zu sehen. Erinnert irgendwie an Wegmarkierungen aus dem norwegischen Fjell. Insofern vermuten wir auch ohne ein rotes T zu sehen auf dem richtigen Weg zu sein.




    Und tatsächlich sind bald die Türme von Peter und Paul auszumachen. Da dort auch eine nette Bucht mit Strand ist legen wir an und machen uns zum Kulturprogramm auf den Weg. Die Fresken hier sollen zwar nicht die beeindruckendsten auf der Reichenau sein, sind aber allemal sehenswert und haben nicht so für unmotorisierte Reisende unpassende (12:30 zu früh, 16:00 zu spät) und an Führungen gebundene Öffnungszeiten wie St. Georg. Ausserdem ist der Kontrast zwischen der späteren Rokkoko Ausmahlung und Orgel und den wieder freigelegten Fresken aus dem 11. Jhd für mich sehr beeindruckend. Und das ganze noch in Ruhe zu geniessen. Ein Traum.



    Danach finden wir eine fast so traumhafte Bank mit Blick auf den See auf der wir dann unsere Mittagsvesper einnehmen. Der Mensch lebt ja nicht von Kultur alleine.
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    Als wir zu den Booten zurückkommen aalt sich der tote Aal von der Ankunft immer noch zwischen den Booten. Leider ist er nicht der einzige heute. In mir keimt der Verdacht, das warme Wasser dieses Jahr bekommt nicht jedem gut.
    Weiter geht es immer am Südufer der Reichenau entlang, dicht bebaut aber nett zu paddeln. Verinzelt hat es sogar noch das ein oder andere Gewächshaus einer Gärtnerei geschafft den Bauboom am Seeufer zu überstehen. Wahrscheinlich eingesessene Familienbetriebe, wo noch die Tradition über den Immobilienprofit gestellt wird. Hoffen wir mal, dass nicht die nächste Erbengemeinschaft nur über Verkauf ausgezahlt werden kann.

    Am Ende der Reichenau steht dann die Entscheidung an, wie wir weiter fahren um nach Gottlieben zu kommen, an der Grenze des Naturschutzgebietes Wollmatinger Ried oder doch entlang der Fahrrinne?
    Der ganze See ist mit weissen Flecken überzogen, die Schwäne sammeln sich scheinbar für den Winterzug. Immer wieder starten rechts und links von uns Jungschwäne noch etwas unbeholfen und nicht immer erfolgreich. Bei den Altvögeln sieht es da deutlich eleganter aus.


    Das NSG sieht ja verlockend aus (klar, ausserhalb der Betonnung bleiben!) und meine Fahrtberichte vorher lesende Gattin (Frauen brauchen ja auch Aufbauanleitungen für IKEA Möbel) meint sich zu erinnern, dass die Empfehlungen entlang des NSG gingen. Also wird munter in Richtung der sich sammelnden Schwäne gehalten. Nur irgendwie wird das Wasser immer flacher, ein steiler Paddelstil ist schon länger nicht möglich, aber als ein Schwan vor mir sich im Stehen die Bauchfedern anfängt zu pflegen und I. mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hat beschliessen wir doch auf die ungeliebte Fahrrinne zuzuhalten (OK, nicht von allen ungeliebt, ich finde ja Schwäne sind noch unangenehmer als selbst unaufmerksame Freizeitskipper, aber das ist eine andere Diskussion). Dafür werden wir auch hier wieder mit kristallklarem Wasser und freiem Blick auf den Pflanzenwuchs belohnt, leider auch der ein oder andere tote Aal dazwischen. Das ändert sich merklich als wir die Fahrrinne und damit quasi den Seerhein erreichen. Nicht nur sind die toten Aale weggeschwemmt, nein auch die Schwebstoffe nehmen zu und das Wasser wird trüber. Trotzdem kann noch an der ein oder anderen Stelle ein eindrucksvoller Blick auf den Abhang unter Wasser geworfen werden. Besonders eindrucksvoll ist dies kurz nach der Einfahrt in den Seerhein hinter dem Schloss Gottlieben. Nur ist das Wasser zu trüb für ein gelungenes Foto. Gibt es statt dessen halt Orts- und Schlossbilder.




    Die Strömung im Seerhein ist in diesem Jahr eher vernachlässigbar, so dass wir enstpannt das Bootshaus vom Kanu Club Konstanz erreichen, wo wir die nächsten zwei Nächte verbringen wollen, um morgen durch Konstanz zu schlendern.

    Trotz Absatz im Steg sind die Boote relativ gut raus zu heben, und schnell fangen wir an, das Zelt aufzubauen. Verdammt. Da war doch was mit Zeltdach trocknen in Iznang. Nun macht sich doch die Kurtaxe in Iznang (für deren Erhebung der Verein sich noch entschuldigt hat) bezahlt. Die Gästekarte gilt für die Fahrt mit Zug und Bus nach Iznang und zurück. Das Zeltdach hängt sauber gesichert am Tarp das Mitzelters und um 21:35 komme ich dann wieder am Bahnhof in Konstanz an. Der späten Uhrzeit geschuldet holt I. mich am Bahnhof ab (das hatten wir lange nicht mehr und erinnert an den Beginn unserer Beziehung, pendelnd zwischen LU und HH) und wir gehen noch in die Altstadt. Dort finden wir dann auch recht schnell eine akzeptable Kneipe und gehen halt Essen, anstatt zu kochen. Später als geplant, aber satt, zufrieden und wieder vollständig bedacht gehen wir zu Bett.

    4.Tag Konstanz
    Später als üblich werden wir wach und frühstücken in Ruhe. Danach geht es zur Stadtbesichtigung. Etwas verschoben von den touristischen Schwerpunkten schlendern wir durchs Paradies (für die uneingeweihten: Stadtteil) in die Altstadt. Dort wird zwar erst das Münster besichtigt (Verweis auf die Eingangstreppe, die ich nach dem Einschulungsgottesdienst meiner Schwester heruntergefallen bin), dunkle Erinnerungen an die Unübersichtlichkeit werden wach, als wir aus der Krypta in den Kreuzgang gehen. Gut, seit meiner Kindergartenzeit war ich nicht mehr hier, aber erstaunlich, wie vertraut es mir noch vorkommt. Danach weiter durch die Altstadt, am Bahnhof vorbei zum Bodensee Museum über dem Sea-Life. Für schlanke 2€ Eintritt eine echte Empfehlung, vor allem zu Beginn einer Bodensee Umrundung. Jetzt weiss ich wenigstens, worauf zu achten ist, welche Besonderheiten das Gebiet hat und kann etwas die geologischen Formen der Entstehungsgeschichte zuordnen. Ausserdem weiss ich jetzt, dass ich an der Mettnau einen der zwei (der andere ist am Altrhein kurz vor Bregenz) erhaltenen grösseren Auwaldreste passiert habe.
    Danach schlendern wir über die "Kunstgrenze" nach Kreuzlingen. Nur ein kleines Schild weist neben den Skulpturen darauf hin, dass wir in einem Europa mit freien Grenzen gerade den Staat gewechselt haben. Das war in der Kindheit noch komplizierter.



    In Kreuzlingen geht es dann vorbei an Hafen und Schloss Seeburg durch den gleichnamigen Park bis wir dann ins Zentrum eines der drei Gründungsorte abbiegen und durch die Hauptstrasse vorbei an einem Geldautomaten (wir werden nicht teure Eurokurse auf Campingplätzen oder in Cafés bezahlen) zurück Richtung altem Zoll. Inzwischen eher musealen Charakters entspricht es aber noch eher meinen Erinnerungen an die Grenze aus der Kindheit.






    Danach geht es durch die Schwedenschanz, vorbei am Georg Elser Garten


    (auch ein Aufrechter, der an einer bewachten Grenze scheiterte) und dann entlang dem Grenzbach. Hier beginnt jetzt der perönliche Teil der Konstanzführung, wir kommen in die Gegend meiner Kindheit. Renaturiert und ohne den Maschendrahtzaun meiner Erinnerungen wirkt der Grenzbach noch weniger als Grenze, als ich es schon gewohnt war (von Konstanz bin ich kurz vor der Einschulung in das "Zonenrandgebiet" gezogen, die DDR Grenzbefestigung war damals ein Schock). Immerhin erkenne ich noch das Fussballfeld in der Schweiz das im Winter geflutet "meine" erste Eislaufbahn war. Wenn wir ohne Eltern gegangen sind haben wir immer die Abkürzung unter dem Grenzzaun durch genommen, der Bach war schliesslich gefroren. Heute fehlt der Zaun ganz, gut fehlen ist das falsche Wort.
    Danach vorbei am Hussenstein muss I. sich historisch bedeutsames Anhören: in dem Haus im Erdgeschoss war das Schneideratelier vom Vater eines Kindergartenkumpels, genau jenes, in dem der Adventskalendernikolaus entstand, der bei uns heute noch im Einsatz ist. Danach vorbei am alten Wohnort finde ich tatsächlich auf Anhieb meinen alten Kindergarten. Irgendwie hatte ich befürchtet, das er inzwischen politisch korrekt umbenannt wurde, aber aus Käthe Luther ist nicht Katharina von Bora geworden. Nur der Zusatz Montessori ist neu. Damit kann ich leben. Ausserdem wirkt er bunter als ich es in Erinnerung hatte.

    Auf dem Weg zum Kindergarten können wir noch im ehemaligen Milchladen, heute vergrössert und ein Edeka die Einkäufe erledigen, so dass wir nach der Rückkehr zum KSK entspannt die Füsse hochlegen können, uns leckere Erbsennudeln (Proteine!) mit Pilzen und Schinken kochen können (kein Bild, ich darf nicht jedes Essen fotografieren ) und den Tag gemütlich im Biergarten am anderen Ufer ausklingen lassen. Weil der Gutedel aus ist und der Riesling aus der Pfalz kommt (nichts gegen Pfälzer Riesling, aber ich fahre doch nicht an den Bodensee um Wein aus der Nachbarschaft zu trinken) gibt es wieder einen Müller Thurgau, diesmal aus Meersburg. Immerhin weiss ich ja, das für morgen ein Grauburgunder aus Konstanz im Boot liegt, für Abwechslung ist dann doch gesorgt.
    Da der Biergarten auf den interessanten Namen Brigantinus hört muss gleich Google bemüht werden, die Briganter kannte ich nur aus Eboracum (York), aber scheinbar gab es am Bodensee die Brigantier, sogar mit den Briganten verwandt. Es weiss aber keiner, ob die vom Bodensee nach England oder anders herum gewandert sind. Zumindest gab es den Austausch und Wanderungsbewegungen scheinbar schon vor der Völkerwanderung. Interessant. Biergartenbbesuche bilden!


    5. Tag Konstanz nach Arbon
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    Morgenstund hat Gold im Mund, insofern sind wir früh wach, Frühstücken gemütlich und packen die Boote. Es ist der zweite Tag, das Packen geht schneller, das Zeltdach ist sicher verstaut und irgendwie scheinen die Boote gewachsen zu sein. Oder wir haben besser gepackt und mehr Lücken gestopft. Zumindest ist am Ende vom Gepäck noch einiges an Stauraum über, so dass der Bootswagen heute in der Tagesluke hinter meinem Sitz reisen kann und gar nicht ins Cockpit muss.
    Frohen Mutes paddeln wir den Seerhein bis zum Rheinkilometer 0 und biegen dann auf das südliche Seeufer zu. Erneut geht es über die Staatsgrenze, die heute keine Kulturgrenze sondern eine Fischereigrenze ist. Das scheint den Kormoran auf dem Nachbarschild aber nicht zu stören.



    Das Paddeln entlang des Schweizer Ufers ist entspannend unspektakulär, einzige Abwechslung sind die vielen Badestellen, die wir immer brav entlang der Betonnung umfahren und die Reste von Pfahlbauten, die bei dem derzeitigen Niedrigwasser sogar hervorschauen, wenn sie in der Karte als "unter Wasser" eingezeichnet sind.




    Der Dunst über dem See verschwindet allmählich, dafür bilden sich über Land Wolken, die Thermik mit warmem Seewasser und kälterem Land zeigt sich eindrucksvoll. Weitere Bergketten werden sichtbar.



    Hinter Romanshorn ändert sich der Charakter des Wassers, es wird deutlich kabbeliger, der Wind frischt auf, aber die Boote liegen weiter sehr gut im Wasser. Das Wasser ist immer noch deutlich klarer als im Seerhein, was mir die Einschätzung der Tiefe deutlich erschwehrt. Gilt zuhause am Rhein die Regel, wenn Du den Grund siehst ist es zu flach muss ich mich hier dran gewöhnen, dass Grundsicht und ausreichende Wassertiefe zusammen kommen können. Nur an flachen Stellen stösst mein mangelndes Stereosehen auf neue Herausforderungen, das Paddel wird zur Sonde und mehr als einmal muss ich spontan auf flache Paddelführung wechseln und einen Haken zur Seemitte schlagen.



    Bald schon ist Arbon erreicht und wir schlagen bei dem Dreiklang DWSC Bodensee, Strandbad und Campingplatz unser Zelt auf. Nach einem kurzen Plausch mit dem Bademeister dürfen wir sogar hochoffiziell den betonnten Schwimmerbereich queren und auf kürzestem Weg zur Bootsrampe fahren.
    Leider ist das Wasser arg veralgt, so dass wir uns gegen Baden und/ oder Rollen üben entscheiden und statt dessen Arbon einen Besuch abstatten. Natürlich erreichen wir den Migros erst kurz nach 19:00h und damit Ladenschluss, können dafür aber einen kurzen Blick in die Sankt Gallus Kapelle werfen, die Reste des Römer Kastells anschauen und einfach nur die nette Altstadt geniessen. Definitiv einen Besuch wert, das Städtchen.




    Am Campingplatz wieder angekommen werden dann die Vorräte geplündert und aus Kidneybohnen, Mais, Tomaten und Corned Beef ein leckeres Chilli gezaubert. Also noch mehr Platz in den Booten am nächsten Morgen. Aber immerhin haben wir beschlossen, dem Migros einen weiteren Besuch abzustatten, dann innerhalb der Öffnungszeiten, insofern werden wir die Lücken schon stopfen.

    6. Tag Gammeltag in Arbon
    Morgens werden wir von Regen auf dem Zelt geweckt und beschliessen spontan den Tag eher gemächlich anzugehen.
    Also erst einmal erneut umdrehen. Die erste Regenpause nutzen wir zum Frühstücken und Bannock backen, bevor wir uns noch einmal umdrehen. Danach wird erst mal Handwäsche gemacht, immerhin verfügt der Campingplatz über einen Kleider Trockenschrank inclusive umluft und Heizung. Regen ist also keine Ausrede nicht zu waschen. Nach dem ich den Schweizer und deutschen Hausfrauen aus dem Wohnwagren und Reismobil Teil schon sehr exotisch vorkam, als ich abgewaschen habe bin ich nun endgültig der Fokus nicht immer qualifizierter Kommentare (meist über den eigenen Gatten ) als ich routiniert die Handwäsche erledige ("Das machen Sie aber nicht zum ersten Mal"). Der Hinweis, dass mit meinen Pranken das Auswringen und Walken der Wäsche ja um einiges besser geht als mit den zarten Händen meiner Frau dürfte noch für manche Diskussion in der heimischen Blechbüchse gesorgt haben.

    Danach geht es erneut in die Innenstadt, aber das historische Musum hat noch bis 14:00 geschlossen, also eine kurze Stippvisite in der Migros eingelegt und zu Fuss knapp 3 Kilometer entlang der Ausfallstrasse Richtung Sankt Gallen zur Saft undMostkelterei mit angeschlossenem Museum. Nur leider ist das Museum im Umbau begriffen. Also fällt auch die Kostprobe aus. Stattdessen beschliessen wir jetzt endlich mit dem Gammeltag ernst zu machen und warten auf das Postauto zurück Richtung Arbon, glücklicherweise mit einem Haltepunkt knapp vor dem Campingplatz. Schnell noch im der Kelterei angeschlossenen Getränkemarkt ein paar Kostproben erstanden, den Dorfmetzger gegenüber aufgesucht (sein Auszubildender ist gerade 3. bei der Schweizer Meisterschaft im Schweineschulter entbeinen geworden, wie eine Kreidetafel stolz verkündet; gute Meister haben halt gute Azubis) und dann legen wir uns auf dem Campingplatz erst in die Sonne und später in den Schatten. Der für morgen versprochene Wetterumschwung zurück zum Besseren scheint einzutreten. Das lässt hoffen.
    Mein Experiment diesmal Reisetagebuch und Bericht in einem zu führen scheint auch zu funktionieren. Dank der zusammenklappbaren Bluetooth Tastatur ist das Tippen sogar angenehmer als das Schreiben in einem Notizbuch. Und zusammengepackt lässt sich das ganze (der Kindle hat auch noch Platz) in einem wasserdichten Sack druckgeschützt direkt unter dem vorderen Lukendeckel im Boot verstauen, die Öffnung ist gerade gross genug. Wenn das zur Gewohnheit wird könnte es passieren, dass ich öfter Reiseberichte schreibe als bisher.

    Zusätzlich geniessen wir noch den Luxus einer eigenen Ladestation für alle Akkus. Zwar vermietet der CP auch Fächer zum Handylagern für 1 SFR pro Ladung, aber auf eigenes Risiko (ist halt nicht abgeschlossen) dürfen wir auch den Stromkasten auf der Zeltwiese unentgeltlich nutzen. Da der Wasserdicht ausgeführt ist kann auch problemlos über Nacht geladen werden. Richtig luxuriös.
    Allmählich wird auch der Blick besser, so dass ich noch zum Ufer schlendere und den Blick über den Horizont schweifen lasse. Zum Baden ist es mr aber immer noch zu veralgt, zum Rollen und Wiedereinstieg üben aber zu flach und steinig. Helm habe ich schliesslich keinen dabei


    Abends grillen wir dann noch und gehen entspannt ins Bett.

    7. Tag Arbon Rohrspitz

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    Der Morgen lockt und schon früh sind die Boote gepackt. Am Ende vom Gepäck ist noch mehr Stauraum über als vorher. Langsam wird es mir unheimlich, aber ein gründlicher Rundumblick sagt, es ist nichts liegen geblieben. Wir haben einfach noch mehr Lücken gestopft als an den Vortagen. Wenn das so weiter geht muss ich mir doch ein neues Argument gegen Souvenirs suchen.
    An der Hafeneinfahrt von Arbon wird der See deutlich kabbelig, leichte Kreuzseen bauen sich auf. Aber alles beherrschbar, das Boot liegt gut. Heute habe ich das Paddel mal auf 45° gedreht und stelle gleich erfreut einen Unterschied fest, die 60° waren wohl doch zu weit von den 30° des alten Paddels entfernt. Immerhin kann ich jetzt die Paddelfrequenz noch besser variieren und gleite gefühlt mühelos durch das Wasser.
    In Altenrhein ist der erste Zwischenstop des Tages geplant, die Hundertwasser Markthalle lockt. Irgendwieist Hundertwasser ein öfterer Gast auf Paddeltouren, so auch auf unserer Elbetour in 2012, Grüne Zitadelle in Magdeburg, Hundertwasserschule in Wittenberg (oder Wittenberge?, ich meine Wittenberg) und zum Abschluss umsteigen im Hundertwasserbahnhof in Uelzen.
    Also wird zielsicher am Ortswechsel von Staad zu Altenrhein angelandet und ein kurzer Blick auf OSM zeigt, wir sind nur wenige Hundert Meter vom Ziel entfernt. Also frohen Mutes entlang der Hauptstrasse an alten Fischerhäusern(?) vorbei geschlendert, und kurz nach dem ein grosser Flieger vom nahen Flugplatz über uns hinwegstartet (ich dachte es sei nur ein Kleinflughafen, so kann man sich irren) liegt direkt zwischen einer nüchternen Spedition und dem international anerkannten architktonischen Charme einer Aldifilliale tatsächlich die Hundertwasser Markthalle. Wie immer bei Hundertwasser unbeschreiblich schön, die Umgebung hebt das noch hervor. Leider sind an Gewerbe nur eine Versicherungsagentur, ein Cafe und ein Souvenirladen eingezogen, so dass es eher musealen Charakter hat als Gebrauchsobjekt zu sein. Wobei vielleicht wird der Saal ja bei schlechterem Wetter vom Cafe genutzt. Heute ist eher Aussenbestuhlung gefragt.





    Nach einem leckeren Kaffee geht es weiter über einen Bodensee, der seinem Ruf in der Nähe des Rheindeltas die Karibik des Bodensees zu sein gerecht wird. Das Wasser ist kristallklar, die Sonne scheint, es ist einfach traumhaft. Was auf dem Zeller See und Untersee die Schwäne waren sind hier (und an einem Samstag wohl noch mehr) die Segelboote: unzählige weisse Flecke, soweit das Auge reicht. Nur kann ich von denen keine Startversuche entdecken. Sind wohl keine Jungsegelboote unterwegs.


    Unbemerkt haben wir bei der Altrheinmündung die Staatsgrenze Schweiz - Österreich überschritten. Mir sind noch nicht mal Schilder aufgefallen. Bald nähern wir uns dem Hafen Salzmann, einem Konglomerat aus Seglerhafen, Campingplatz, Restaurant und Kiosk wo wir die Nacht verbringen wollen. Das Anlanden wird zum Abenteuer, gefühlt müssen wir in der Bucht, die wir ansteuern hunderte Meter vor dem Ufer mit Treideln anfangen und wenig später die Boote tragen. Gut, . meint, treideln wäre erst bei 100 m gewesen und tragen vielleicht bei 30m vom Ufer, aber gefühlt ist es endlos, vor allem, da der Seegrund sehr weich und rutschig ist. Den Bootswagen im Wasser aufzubauen hätte sicher keinen Sinn gemacht, so tief, wie die Füsse einsinken.


    Dafür werden wir am CP um so freundlicher empfangen. Stellplatz wird gezeigt, eine Guthabenkarte für Warmwasser ausgehändigt, und während ich noch auf den Passus mit Vorkasse, Pfand für die Karte, etc. warte heisst es nur "schönen Aufenthalt, bezahlen könnt Ihr morgen". Schön, dass es auch so geht.
    Jetzt müssen nur noch die Boote über einen tiefen Sandweg gerollert werden, das erste Mal, dass ich den 20" Rädern des Selbstbau Bootswagen nachtrauere, aber die 12" die wir dabei haben lassen sich einfach besser verstauen. Und die Schubkarrenfunktion für die Anreise war ja nicht nötig.
    Als das Zelt endlich steht gönnen wir uns erst mal wieder ein lokales Getränk, und es ist kein Müller Thurgau sondern Mohren Bräu.
    Dann folgt ein ausgiebiger Spaziergang auf die Rohrspitz, von deren Ende wir un die für morgen Anstehende Querung des Rheindeltas anschaue. Gleichzeitig geniessen wir noch Blicke über den See, der von Land aus irgendwie immer anders als vom Wasser wirkt.




    Bei einem gemütlichen Grillteller und Zwiebelrostbraten lassen wir den Tag dann im Restaurant ausklingen.
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    Zuletzt geändert von Wafer; 28.11.2020, 20:08.

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    AW: [DACH] Genusspaddeln am Bodensee - rundherum das ist nicht schwer

    8. Tag Rohrspitz Bregenz
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    Liegt morgens nach dem Aufstehen noch leichter Nebel über den Wiesen hat dieser sich verflüchtigt, bis wir die Boote beladen haben und auf etwas kürzerem und befestigtem Weg an den Strand westlich neben der Hafeneinfahrt gerollt haben. Wäre zum Ausstieg sicher auch besser gewesen.

    Zumindest schwimmen wir bald darauf ohne treideln in Richtung Rheindelta, gespannt, was uns erwartet. Je nach Informationsquelle zwischen "völlig harmlos" und "fürchterliche Wellen, Strömung und eiskaltes Wassr, blos nicht ohne Neo oder Trockenanzug fahren" waren die Wertungen die wir bekommen haben. In Anbetracht des Wetters bleibt das Trockenzeug in der Bugspitze und wir queren die Fußacher Bucht direkt auf den Rheindeich zu. An dessen Spitze angekommen ist erst mal offensichtlich, die Wasserfarbe ändert sich drastisch, die Sehtiefe geht auf Null zurück. Schon faszinierend, welche Mengen an Sediment in den Bodensee geschwemmt werden. Dazu geht die Temperatur des Wassers nahezu schlagartig zurück, ob wirklich auf 4° oder doch etwas wärmer kann ich nicht schätzen, aber kentern möchte ich hier nicht. Spätestens bei etwas mehr Wind oder Wellen wäre Neopren oder Trockenzeug sicher nicht unangebracht, "dress for the water not for the air", hier ist ein eindrucksvolles Beispiel!



    Da unsere Karte behauptet, der östliche Deich sei deutlich länger (was er aber nicht ist) umrunden wir noch eine Schlickinsel, die sich im Delta gebildet hat. Immerhin sind die Kehrwässer bei dem momentanen Wasserstand eher moderat, sicher aber nicht bei Schneeschmelze oder nach stärkerem Regen im Einzugsgebiet. Die Seewellen (wir haben Westwind) laufen sich leicht brechend gegen die Flussströmung an. Immerhin kann ich mich so an den Surfeigenschaften meines Bootes erfreuen und stelle fest, dass ich es auch ohne Steuerruder leicht auf Kante zielgenau diagonal zur Welle steuern kann. Nach wenigen Metern hat das Wasser dann seine alte Klarheit und Temperatur wieder, so dass jetzt die Bekleidung auch wieder konform ist. Dafür wird das Ufer steiler und eine alte Museumsbahn steht rum.

    Hier weisen endlich mal wieder Schilder ordnungsgemäss auf das Queren einer Grenze hin. Wir überfahren immerhin die Fischereigrenze zwischen Hordt(?) und Bregenz!
    Nun folgen wir dem Ufer, bis wir bald in einer wieder sehr flachen und grob geschotterten Badebucht anlanden, um auf den See Camping in Bregenz zu rollern, heute nur ein kurzer Tag, weil wir morgen auf den Pfänder wandern werden.
    Da noch früh am Tag ist schlendern wir am Seeufer längs, vorbei an der Seebühne in die Seestadt und schauen uns dort um. Ungewohnte Menschenmassen. Gut es ist Sonntag und Tourismuszentrum. Die Oberstadt heben wir uns dann für den Weg zum Pfänder auf.
    [Bilder]
    Abends wird dann der Trangia angeworfen, unterfüttert mit dem einen oder anderen Radler und einem Apfel-Birnen Most aus dem Imbiss am CP (regionales Getränk des Tages) und der Tag gemütlich ausklingen gelassen.

    9. Tag Pfänder

    Hier sollte eine GPX-Karte erscheinen! Wenn diese nicht nach wenigen Sekunden nachgeladen wird bitte die Seite aktualisieren.
    Heute ist Abwechslung angesagt und ein Ausflug auf den Pfänder, den Balkon des Bodensees angesagt. Also bleibt nach dem üblichen Bannockfrühstück das Zelt stehen und die Boote liegen und die Rucksäcke werden geschultert und die Leichtwanderschuhe geschnürt. Auf bekanntem Weg geht es erst wieder in die Seestadt, bevor wir dann Richtung Martinsturm und Oberstadt abbiegen und im Vorbeigehen die Altstadt bewundern mit den schönen, teils in die Stadtmauer gebauten Häusern.




    Am Berg Isel (ich dachte der sei in Innsbruck und von einer Sprungschanze gekrönt ) und der Weißenreute vorbei verlassen wir dann endlich die asphaltierten Wege und steigen durch einen erst Nadlbaum lastigen, danach lichteren Laubwald über den Gschliefweg stetig bergan.
    Auch hier ist die Grenze zwischen Bregenz und Lochau mit Ortsschildern mitten im Wald am Fussweg akurat markiert. Immer wieder werden wir durch die Bäume mit einem immer weiter werdenden Blick über den Bodensee belohnt, besonders als wir das erste Mal in der Schneise der Pfänderbahn stehen. Irgendwie wirkt die Bergfahrende Gondel wie eine fliegende Sardienenbüchse (die talfahrenden sind zu dieser Uhrzeit noch leerer).



    Von oben betrachtet sieht das gestern gequerte Rheindelta immer noch eindrucksvoll aus. Die "Luftbilder" bestätigen aber, unsere Einschätzung und OSMwaren richtig, der Rheindeich ist auf beiden Seiten gleich lang, die Information auf unserer Karte muss veraltet sein.
    Dafür ist von oben ebenfalls schön zu sehen, wie die Bodenseeschiffe neben ihrem Kielwasser auch ein eindrucksvolles, teils kilometerlanges V an Heckwelle hinter sich herziehen. Langsam wird uns die Ursache mancher spontan erscheinender Wellenkombinationen klarer.

    Zwischen Hintermoos und Pfänderdohle laufen wir dann das erste Mal so richtig durch eine (Vor-)Alpen Musterlandschaft wie aus dem Bilderbuch. Almweiden, Almhütten, Kühe mit Glocken. Fast wie vom Tourismus Büro inszeniert. Die Wirtschaften am Hintermoos und der Pfänderdohle signalisieren uns, dass die Wahl des Tages goldrichtig war (und sich der Gammeltag in Arbon bezahlt macht): Montags ist Ruhetag, der Andrang dürfte sich noch in relativen Grenzen halten. Trotzdem nimmt der Andrang nach der Pfänderdohle spürbar zu, so dass wir vor dem Berghaus Pfänder noch schnell den schlenker durch den Wildpark einlegen. Da wir quasi durch den Hintereingang eintreten ist es noch verhältnismässig leer, beim Verlassen durch den Haupteingang kommen uns doch zahlreiche Familien entgegen. Also wieder alles richtig gemacht.




    Das gastronomische Angebot im Pfänderhaus kann uns nicht verlocken, so dass wir zügig zur Pfänderspitze aufbrechen und dort ein schnelles Bild vor dem Gipfelkreuz machen. Ist zwar niedriger als Norddeutschlands Höchster, aber immerhin ein Berg.
    Da auch hier am Gasthaus Pfänderspitze Ruhetag ist haben wir nicht die Qual der Wahl zwischen Picknick aus dem Rucksack und Panoramablick von der Terasse sondern können beides elegant verknüpfen. Für I. liegt sogar ein einsames Sitzkissen bereit. Ich entdecke die Panoramafunktion der Kamera. Im Boot war das nicht das wichtigste Feature, aber hier ganz nett.


    Frisch gestärkt machen wir uns dann am auch geschlossenen Gasthaus Schwedenschanze (langsam schwant uns, was ein Trubel herrschen kann, dass sich soviel Gastronomie hält, aber Montag scheint ein Geheimtipp zu sein, der Ruhetag sorgt für Ruhe) vorbei mit schlagartig abnehmendem Publikumsverkehr auf den Abstieg über den Schwedenweg, vorbei an Lohorn, Altreute, Auf der Reute und dem Schwedenhang. Schautafeln weisen auf die fürchterlichen Greuel der Schweden während der Eroberung von Bregenz im 30jährigen Krieg hin. Ich muss mal in Zukunft darauf achten, so intensiv, wie in katholischen Gegenden auf Schwedenschanzen und Co hingewiesen wird ist es mir noch nie mit kaiserlichen/ katholischen Truppen bewusst geworden. Wahrscheinlich verkauften sich importierte Schwedengräuel im Volksmund besser als hausgemachte kaiserliche.
    Der Abstieg ist zwar Steil und stellenweise rutschig (loser Schotter) aber bei trockenem Wetter gut in leichten Schuhen wie dem Meindl Badile und den Salomon XA pro machbar.


    In Bregenz wieder angekommen finden wir einen regionalen Supermarkt, so dass wir unserem Hang zum regionalen Thema für die Kulinarik voll frönen können. Vom Trinkjoghurt (wohl nicht die Bananen ) über die Milch, den Ziegenkäse bis hin zum Bitzler (Sturm) alles aus dem Vorarlberg, der Käse von namentlich benannten Sennereien. So lobe ich mir lokale Wirtschaftsförderung.
    Nur der Orangensaft für morgen früh stammt wohl so wenig aus dem Vorarlberg wie die Nylonsocken, die ich mir kaufe (es steht drauf Einheitsgrösse, wehe die passen nicht bei 43), weil über die Dauer meine Paddelschuhe doch etwas an der Hacke scheuern. Zumindest wenn man mit eingeweichten Füssen in ihnen Stadtbesichtigungen vornimmt. Mal sehen, wie es sich morgen bewährt.
    Zumindest ist der Plan für heute Abend:
    Radler beim Reisebericht tippen im Biergarten (erfolgt)
    Nudeln mit Tomatensosse und mariniertem Ziegenkäse, dazu Bizzler
    Heisse Dusche
    Bett.

    10. Tag Muskelkater und Pausentag
    Obwohl der Plan für gestern abend eins zu eins umgesetzt wurde plagt uns beide doch ein leichter Muskelkater. Insofern nur leichte Tätigkeiten heute.
    Etwas Handwäsche, ein Spaziergang zur Mündung der Bregenzerach (netter, unspektakulärer Naturlehrpfad) und lockeres Herumliegen. Insofern auch keine weiteren EInträge im Reisetagebuch.


    11. Bregenz nach Lindau
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    Ende mit der Gammelei und Wanderei, ab heute wird wieder gepaddelt. Aber nur eine kurze Strecke bis Lindau. Da hatten wir auf unserer Fahrradtour, die uns u.a.Bilder am Bodensee Nordufer lang führte nicht so viel Zeit, so dass noch eine ausgiebige Stadtbesichtigung offen ist. Dafür müssen wir dann bis Meersburg keine Sehenswürdigkeiten abklappern. Also können wir gemütlich frühstücken (wie immer, ist ja Urlaub, nur die Begründungen variieren ), die Boote beladen (wieder tun sich grössere Lücken auf als am Vortag, aber nichts liegt mehr rum) und dann ziehe ich meine schicken neuen Nylonsöckchen an (keine Bilder ). Immerhin rutsche ich schon mal besser in die Schuhe und im ersten Moment drückt nichts mehr an der Hacke. Zusätzlich kan ich die Söckchen noch über die Schuhe umschlagen, so kommt hoffentlich weniger Sand in die Schuhe, bzw. der, den ich beim ein- und ausbooten einsammle wird mit den Socken zusammen ausgezogen. Über das Aussehen bereite ich ja grösstenteils die Spritzdecke des Schweigens .
    Jetzt schnell noch bezahlt und von dem Stellplatznachbarn aus HH verabschiedet, der mit seinem Rennrad zur Bergetappe aufbrechen will, und mit den Booten den Bodenseeradweg gequert (Autobahn wäre wohl friedlicher, und Rentner auf Pedelecs sind erschreckend schnell). Ist eh erstaunlich, welche Fahrradkarawanen um den See ziehen. Da ist es auf dem Wasser doch angenehm friedlich und verkehrsarm. Vorbei an der bekannten Seepromenade (nur aus anderer Perspektive) ist schnell die Seebühne erreicht. Vom Bühnenbild fehlen nun schon grosse Teile, hatten wir ja noch mal Glück.

    Der Rest der Bregenzer Bucht ist eher gemütlich Unspektakulär, das Militärbad als Pfahlbau und ein paar Villen am Uferhang, so dass wir gemütlich vorwärts paddeln und erst am Naturschutzschild, welches als Aufsteller nicht mehr die Landeshauptstadt Bregenz sondern das Landratsamt Lindau ausweist merken, dass wir mal wieder eine Staatsgrenze passiert haben. Noch nicht mal die Fischereigrenze ist ausgewiesen! Nachlässig, die Bayern . Am Verkehr auf den Bahngleisen kann man es auch nicht festmachen. Züge der ÖBB, SBB und DB wechseln sich munter ab. Europa funktioniert!


    Mit dem Campingplatz in Zech passieren wir unseren letzten Rastplatz von der Radtour in 2003, ab hier beginnt bekanntes Ufer. Die Türme von Lindau wachsen am Ufer, und da wir ja noch früh am Tag unterwegs sind beschliessen wir, die Insel zu Umrunden, bevor wir zum LKC und der dortigen Kanustation fahren. Dass die Kirchenglocken Sturm läuten muss unserem dynamischen Paddelstil und der Angst vor Üvberfällen durch Nordmänner geschuldet sein, die Erklärung Mittagsläuten um Punkt Zwölf wäre ja etwas profan. Kurz vor der Haferneinfahrt hören wir eine Dampfpfeife, sehen aber keinen Dampfer ausfahren. Erst nach einigem Suchen fällt uns eine kleine Dampfbarkasse auf, die auf das Schweizer Ufer zuhält. Scheint bei Schiffen wie bei Hunden, die Kleinsten sind am Lautesten. Ansonsten ist die Umrundung schön und mühelos.



    Nur eine leichte Dünung ist bemerkbar, aber die macht nur Spass und keine Probleme. Am Bahndamm angekommen nehmen wir dann glücklicherweise die inselnahe Durchfahrt (die LKC Nahe ist verkrautet und flach, wie wir später sehen) und kommen gut bei der Kanustation an, nur einem Wasservogelnest müssen wir bei der Anfahrt noch ausweichen.

    Dort angekommen fühlen wir uns sofort freundlich empfangen, ein Aushang zeigt, wo das Zelt aufgebaut werden darf, die Telefonnummer der Bootshauswartin steht darunter, das Bootshaus selber (zumindest Toiletten und Duschen) ist unversperrt. Somit steht einem Zeltvergnügen direkt am Ufer unter alten Linden nichts im Weg.
    Schnell wird das Zelt aufgebaut und die Mittagsvesper genossen, bevor es dann zum Stadt- oder besser Inselrundgang aufgeht. Natürlich vergesse ich meine Kamera in der Schwimmweste, müssen halt Handyfotos für die, Erinnerung reichen. Aber wie auch für den bisherigen Verlauf der Tour, es wird sicher nicht das letzte Mal sein, dass wir hier her kommen. Ungewohnt ist die Menge an Touristen aus (gefühlt) aller Herren Länder, die teils in kleinen Gruppen, teils in Schwärmen hinter Stadtführern durch die Altstadt ziehen. Dazu werden am Hafen über die Lautsprecheranlage Tickets für die Rundfahrt mit der MS Baden wie sauer Bier angepriesen.
    Dafür entschädigt die Altstadt mit wunderschön bemalten Häusern, einer romanischen Kirche, die nicht nur (angeblich) die einzigen Fresken von Hans Holbein d.Ä. aufweist sondern sogar kaum Umgebaut wurde. Zwar gibt es auf der Eingangsseite ein gotisches Fenster, aber selbst auf einen Umbau der Holzbalkendecke zu einem Gewölbe wurde verzichtet. War halt "nur" die alte Fischerkirche, die Bürger haben sich später eine neue Pfarrkirche gebaut.



    Da wir dann auch noch an einem REWE vorbei kommen wird zum Abendbrot mal wieder Gegrilltes mit Salat eingeplant. Die regionale Komponente (ja, ich war schon immer entscheidungsschwach) sind dann ein Bodensse Cider und ein Württemberger Wein vom Bayrischen Bodensee (ich kann nichts dafür, dass steht so auf dem Etikett - Multikulti auf neuem Niveau, wenn das der Kini hätt erleben müssen ...).


    12. Tag Lindau nach Friedrichshafen-Fischbach
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    Nachts wache ich ein paarmal auf, weil der Regen auf das Zeltdach prasselt, der Morgen gibt sich grau und windig. Die unterschiedlichen WetterApps sind sich nicht einig, ob es Abends Gewitter gibt oder nicht. Da aber tagsüber unisono abflauender Wind und Sonnenschein versprochen ist beschliessen wir aufzubrechen. Da im Lindauer City Rewe der Bäcker sich selber als "der Dinkelspezialist" bezeichnet und tatsächlich weizenfreie Brötchen und Brezeln hatte entfällt auch das Bannockbacken, so dass wir kurz nach halb zehn gepackt in See stechen können. Inzwischen hat sich auch eine gewisse Packroutine eingestellt.

    Tatsächlich wird der Himmel immer blauer, die Sonne kommt raus und es verspricht ein herrlicher Tag zu werden. Nur die Berge am Südufer sind sehr im Dunst gefangen.



    Entlang eines grösstenteils besiedelten Ufers geht es an Bad Schachen, Wasserburg, Nonnenhorn vorbei, bis wir an der Argen Mündung beschliessen, die Mittagsrast einzulegen. Ausser einigen Schwimmbadumrundungen eine unspektakuläre Teilstrecke, auch wenn durch den Wind der Nacht eine leichte Dünung gegen uns steh, die die Boote aber vor keine Herausforderung stellt. Mein Bug klatscht wenig sondern schiebt beim eintauchen das Wasser zur Seite und bremst den Fall so sanft ab, ohne merklich an Fahrt zu verlieren. Ein angenehmer Nebeneffekt, das Deck bleibt sehr trocken, weil die Wellen zur Seite abgewiesen werden. Nur eine leichte Neigung mit dem Bug in die Welle zu drehen stelle ich manchmal fest, ob das aber an der Bootsform liegt, oder ob ich beim Anfahren der Welle leicht kante kann ich nicht eindeutig beantworten. Auf alle Fälle unproblematisch und durch bewusstes Gegenkanten leicht zu korrigieren.



    Europa traulich vereint

    Nach der Mittagspause steht nach dem Schloss Montfort, einem Phantasiebau im "Maurischen Stil" mit der Umfahrung des Naturschutzgebietes Eriskircher Ried die nautische Herausforderung des Tages an, immerhin muss das Ufer in 750m Abstand auf einer Strecke von ca. 5km umfahren werden. Ein prüfender Blick zum Himmel zeigt, dass Wetter hält. Also auf gehts.

    Zum Glück hatten wir die Umfahrungsvorschrift vorher gelesen, auf den Pfählen im See ist nur ein Schild, dass ich als Verbot Kitesurfen zu betreiben interpretiere, zumindest aus südlicher Richtung kommend. Wir folgen trotzdem der Pfahlreihe mit den Schildern und richtig geraten, am Wendepunkt auf dem See wird der durchgestrichene Kitesurfer durch den Österreicher ersetzt, Befahrungsverbot für alle. Also richtig geraten.
    Leider ist das Ufer so weit weg, dass kaum etwas zu erahnen ist, nur Unmengen an Wasservögeln sammeln sich auf dem Wasser. Brav der Pfahlreihe folgend steuern wir dann auf Friedrichshafen zu, dessen moderne, industriegeprägte Architektur fast heimatliche Gefühle aufkommen lassen .


    An Friedrichshafen vorbei suchen wir das Bootshaus vom Friedrichshafener Kanu Verein, da aber unterschiedliche Quellen unterschiedliche Adressen auswarfen (auch was den Vereinsnamen angeht) bleibt die Suche letzendlich erfolglos und wir landen nach etwas Suche am Campingplatz in Fischbach an, wo wir auf der Wiese "nur für Kleinzelte und Fahrräder" auch mit den Booten einen Platz direkt am Ufer finden. Sollen doch die Wohnmobile die billigen Plätze im Hintergrund beziehen. Eine direkt anfahrbare Betonrampe (die Schwäne markieren die flachen Stellen ) zum Aussetzen rundet den Komfort ab, und ein nahe gelegener Bioladen mit Vollsortiment sorgt für das Abendbrot. Die regionale Komponente wird dann Bad Schussenrieder Bier. Das muss reichen, näheres gibt das Angebot nicht her.





    13. Tag Friedrichshafen-Fischbach nach Unteruhldingen

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    Nach einer etwas unruhigen Nacht, in der erst der Regen heftig auf das Zelt prasselt und dann um 03:16 der britische Nachbar stolz dem Zeltplatz seine Autoalarmanlage demonstriert (OK, stolz ist das falsche Wort, am nächsten Morgen kommt er sehr kleinlaut im weiteren Umkreis vorbei, um sich zu entschuldigen) verschiebt sich der Aufbruch ein wenig. Dafür geben wir der Sonne auch eine faire Chance, die Wolken zu vertreiben, bis wir lospaddeln. Entlang em dicht besiedelten Ufer geht es vorbei an Immenstaad und Hagnau, offenkundig dem Verkehrsknoten der Region. Nicht nur, dass am Ufer ein reger Rad- und Fussgängerverkehr herrscht, nein gleich zwei Linienschiffen müssen wir am Anleger Zeit zum Passagieraufnehmen geben, bevor wir weiter können, begleitet wird die Aktion wieder vom 12:00h Geläut. Dafür ist das Wasser auch unruhiger, ob wegen dem Wind heute Nacht oder dem Schiffsverkehr ist noch nicht ganz nachvollziehbar.





    Die Uferbebauung kommt in den Bilder nicht so rüber, meine Kamera scheint selektiv eher Grünzüge zu fotografieren .
    Bald ist Meersburg erreicht und kurz vor dem Bootsverleih (Elektroboote, laut Werbung!) und Yachthafen finden wir sogar einen Sandstrand zum Anlegen. Einer der wenigen bis jetzt, meist hat Kies oder Schotter vorgeherrscht, wobei gerade der grobe Schotter laut Einheimischen eher künstlicher Quelle ist und als Uferbefestigung dient.

    Meersburg ist aber trotz Touristenandrang ein Kleinod, und wir schlendern gemütlich durch Unter- und Oberstadt, vorbei am neuen Schloss, der Burg und dem Staatsweingut, erkunden die Seepromenade und wenden uns dann dem Kulturprogramm zu. Ein Suser beim Winververein, direkt neben der Kelter (das ältere Ehepaar an unserem Tisch moniert den "Lärm" der Maschinen, Wein hat scheinbar still aus der Flasche zu kommen), dazu eine Flasche Pinot Noir als Blanc de Noir ausgebaut, falls heute Abend die Versorgung mit regionalen Spezialitäten nicht klappen sollte. Einen Tisch weiter jammert ein Landsmann über die hiesigen Weinpreise und wirbt für die Pfälzer Weinfeste ("selbst auf dem Worschtmarkt in Derke koscht der Schoppe nur 3,60€"). Im Weggehen sage ich ihm, er solle nicht zu sehr schwärmen, "sunscht kumme die all und trinke uns de Woi weg". Herzhaftes Gelächter, auch bei seinen Zuhörern.





    Beim Ablegen müssen wir uns erst durch eine respektable Dünung kämpfen, die diesmal definitiv vom Schiffsverkehr stammt. Aber alles kein Problem, eher ein Genuss.


    Auch die Einfahrt zum Fährhafen können wir ohne grösseren Probleme oder gar Wartezeiten queren, heute pendeln auch (nur?) 3 Fähren, da ist genug Abstand dazwischen.
    Den Strand längs paddelnd Richtung Tagesziel in Unteruhldingen sehen wir erneut das Brautpaar, dass heute Mittag das Neue Schloss verlassen hat. Jetzt stehen sie am Seeufer und lassen Bilder machen. Gibt sicher schlechtere Kulissen als das Schloss und den See für Hochzeitsbilder. Hoffen wir mal, dass die Ehe lange und glücklich ist.
    Kurz nach passieren des Uhldinger Anlegers sind dann auch die Pfahlbauten in Sicht, was weniger zu Erleichterung ob des geschafften Tagesziels führt, sondern verwirrung stiftet. Immerhin behauptet der DKV Führer: Befahrungsverbot, Pfahlbauten, Campingplatz. Pfahlbauten sehen wir, von Campingplatz vor uns und Befahrungsverbot hinter uns keine Spur. Eine gründliche Betrachtung der Lage ergibt: erst die Pfahlbauten, dann das NSG Seefelder Aachmündung (irgendwann finde ich noch mal heraus, welche Aach die "böse" Aach ist, die der Donau in Immendingen das Wasser klaut) mit Befahrungsverbot, dann der Campingplatz. Wobei wir da noch die Auswahl haben zwischen einem pfahlbautennäheren aber mehr an einen Wohnmobilstellplatz erinnernden und einem richtigen Campingplatz in Peilung auf eine sicher barocke und vermutlich Wallfahrtskirche. Davor eine oder besser zwei schier endlose Karawanen auf der B31. Der LKW Verkehr wird uns die ganze Nacht begleiten und macht die Ruhe auf dem See noch kostbarer und greifbarer.

    Es gibt dort sogar eine nette betonierte bzw. mit Betonsteinen armierte Slipanlage zum Ausbooten. Leider ist der Wasserstand trotz zweier Regennächte so niedrig, dass ich erst mal Knöcheltief durch den Schlick wate, bis ich die Boote auf die Rampe ziehen kann. I. hat ja das Komplettpaket gebucht, mit Ein- und Ausstiegshilfe, Bootstransport über längere und schwierigere Passagen, etc. Aber heute ist der Weg zum Campingplatz einfach, da erlaubt der Stolz es nicht, das Boot ziehen zu lassen. Gut, muss ich halt beim Zeltaufbau helfen. Mir doch egal, was die Nachbarn denken. Erschöpft auf einem Campingstuhl zu sitzen und der Frau beim Zeltaufbau zugucken hat aber auch was. .
    Als das Zelt steht versuchen wir uns noch als Bootschafter (Rechtschreibung beabsichtigt) des Kanusports, die Jugendarbeit scheitert aber daran, dass der Steppke zwar neugierig seinen Vater näher zieht, dann aber zu schüchtern ist, als sein Vater das Gespräch beginnt. Nicht mal ins Boot setzten möchte (oder traut) er sich. Schade.
    Dann gehen wir halt spazieren. Gleichzeitig werden noch die Umliegenden (Hotel-)Restaurant Speisekarten gecheckt. Eher uninsprierend (oder uninspiriert), ausser was die Preisfindung angeht. Also in den unscheinbaren Biergarte am Zeltplatz ("Im Vorbei", und das ist der Name nicht unser Abendprogramm) gesetzt, erfreut festgestellt, die haben einen lokalen (nicht nur regionalen) Wein, Überraschung, auch in Birnau wird Müller Thurgau angebaut (und ein Guter!, definitiv) und eine akzeptable Speisekarte. Bleibt die Küche halt kalt, d.h. der Meersburger Pinot reift noch in der Bilge nach und ich habe Spülfrei

    14. Tag Unteruhldingen nach Ludwigshafen am Bodensee

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    In der Nacht wurden wir wegen vorsichtig formuliert gruppendynamischen Problemen der Jugendgruppe neben mal wieder kurz nach 3:00 geweckt. Ich hoffe, dass wird jetzt keine Serie. Zumindest verschieben sich dadurch Frühstück und Aufbruch etwas, so das wir nicht um 9:00h sondern erst um 10:00 zum Pfahlbaumuseum in Unteruhldingen geschlendert sind. Immerhin dürfen wir die Boote auf dem Campingplatz liegen lassen, und bekommen sogar noch 1€ Rabatt, weil sie uns keine Gästekarte für die Kurtaxe ausdrucken können, mit der wir sonst für das Museum eben genau einen Euro Rabatt bekommen hätten.
    Da die Sonne scheint ist es ein schöner Spaziergang entlang dem gestern umpaddelten NSG an der Mündung der Seebacher Aach (heissen hier eigentlich alle Bäche mit Nachnamen Aach?) vorbei in den Ort zum Museum.

    Die Pfahlbauten und die Ausstellung sind wahrlich beeindruckend, welche Leistungen die Menschen damals vollbracht haben und wie weit das Handelsnetz reichte. Belegt sind Zinn aus England und Glasperlen aus Italien, Bernstein aus dem Baltikum und Feuerstein aus vielen Regionen. Faszinierend.





    Und die Einbäume sind natürlich für Paddler besonders interessant
    Nach dem Museumsbesuch geht es vorbei am Abenteurgolf (Minigolf mit örtlichen Attraktionen als Hindernissen) mit einem Schlenker am hervorragend ausgeschilderten Geldautomaten, der Haltestelle vom Erlebnisbus und dem örtlichen Supermarkt vorbei zurück zum CP.


    Ohne das Hinweisschild hätte ich den Geldautomaten nie gefunden

    Bei uns sehen Gelenkbusse ja etwas nüchtern gestylter aus, werden aber auch nicht als Erlebnisbus beworben (wenn es an der Haltestelle steht, muss es ja ein Bus sein)
    Dort angekommen warten nicht nur die Boote sondern auch andere Paddler vom Oberrhein (schönen Gruss nach Phillippsburg-Rheinsheim), die sich sehr für unsere Boote interessieren, weil sie auch mit Neu- und Lettmann und Co nicht glücklich sind. Nach einem ausgedehnten Plausch geht es dann auf nach Überlingen. Durch den schmaler werdenden See fahren heute die Segelboote weniger kreuz und quer sondern eher in unserer Richtung oder auf Gegenkurs, so dass wir bei dem herrschenden schwachen Wind erfreut feststellen, dass wir schneller Paddeln als diese Segeln. Nur die Motorboote sind schneller als wir.
    Anfangs ist das Ufer noch stärker bebaut, aber die Hügel links und rechts rücken immer näher an den See, das Ufer wird steiler.

    In Überlingen werden noch vom Anleger des örtlichen Kanuclubs aus schnell die Wochenendeinkäufe erledigt (ein weiterer Meersburger Wein, Grauburgunder Weissherbst vom Staatsweingut) und gerade im Angebot, weil das MHD abläuft, Straussenfleisch aus der Region. Klingt nach einem erneuten Grillabend. Dazu noch eine Portion Kartoffelsalat. Zwar nicht die übliche Outdoorküche, aber wir haben ja die Möglichkeiten zum Nachkaufen. Fürs Frühstück wird noch Skyr und Orangensaft gebunkert, und erstaunlicher Weise passt auch die gesamte Beute in die Boote. Irgendwie schrumpft das Gepäck kontinuierlich.
    Hinter Überlingen rücken dann eindrucksvolle Felswände immer näher ans Ufer, die Bebauung nimmt ab und es ist ein schön bewaldeter Anblick. Leider können wir nicht lange am Ufer entlangpaddeln und den Anblick geniessen, denn das Einzugsgebiet der Bodensee Wasserversorgung vor Sipplingen zwingt uns wieder auf den See hinaus, grosse Sperrtonnnen mit Hinweis auf die Videoüberwachung weisen den Weg.





    Dann dürfen wir wieder zurück ans Ufer und paddeln die letzten Meter nach Ludwigshafen. Den Ort, warum wir immer gefragt werden, wenn wir bei Kanuvereinen gezeltet haben, ob wir Mitglied im Bodensee Kanuring seien. Immerhin tragen unsere Boote ja Aufkleber vom Ludwigshafener Kanu Club. Unser Ludwigshafen ist aber viel größer, und mit dem bayrischen Ludwig auch nach einem anderen Herrscher benannt. Dafür ist dies Ludwigshafen viel malerischer, muss an den Hügeln liegen. Das monströse Zollgebäude kann ja nicht der Grund sein. Und der Hafen ist auch viel kleiner als unserer.


    Nur wenige hundert Meter sind es noch bis zum CP am Stockacher Horn, der erste richtig volle Campingplatz auf unserer Reise. Aber es wird noch ein Platz für unser Zelt gefunden, und der Stellplatznachbar hilft uns sogar beim Boote hochtragen! Das Ufer ist so sandig, steil und uneben, dass der Bootswagen keine Hilfe gewesen wäre. Dafür gibt es einen netten Badestrand.
    Mal sehen, für morgen ist erst mal ein Wandertag zur Echoschlucht eingeplant, vielleicht komme ich ja hier zum Rollentest. Veralgt ist das Ufer zumindest nicht.
    Dafür haben meine schönen Nylonsocken schon Laufmaschen an der Hacke (also da,nicht wo meine Haut wundgescheuert war), langsam fange ich an, Frauenprobleme zu verstehen. Aber da es die Socken nur im Doppelpack gab habe ich ja noch Reserve, und wenn nicht, das Ende der Umrundung ist ja nahe, und meine Hacken verheilt. Das wird schon gut gehen. Zu hause muss ich wegen der Schuhe eh mit dem Händler reden (wenn ich die Quittung noch finde) oder zum Schuhmacher gehen, die Sohlen fangen erkennbar an, sich zu lösen. Langer Schuhe werden es wohl nicht wieder.
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    Zuletzt geändert von Wafer; 28.11.2020, 21:38.

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      #3
      AW: [DACH] Genusspaddeln am Bodensee - rundherum das ist nicht schwer

      15. Tag Echoschlucht und Wasserspiele
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      Ohne kurz nach 3:00h geweckt zu werden schlafen wir die Nacht durch, die Serie ist gerissen! Nach dem Frühstück geht es dann auch ohne Zeltabbau auf Wandertour. Heute ist Abwechslung angesagt. Die Echoschlucht ist das Ziel. Die spektakulärere Marienschlucht ist ja immer noch bis voraussichtlich 2020 gesperrt. Was auch zu vielen abgeklebten Wegweisern und Plakaten mit alternativ Wandervorschlägen im Gebiet geführt hat. Die örtlichen Touristiker geben sich offensichtlich Mühe, den Wegfall des Highlights am Bodanrück zu kompensieren.

      Die ersten Kilometer nach Bodman führen uns erst mal wieder durch ein NSG, erstaunlicher Weise eine weitere Aachmündung, diesmal die Stockacher Aach. Schöner alter Weidenauwald mit teils wirklich eindrucksvollen Bäumen, dazu immer wieder Blicke auf den See und die sich sammelnden Wasservogelschwärme. Die Zugänge vom Weg zum Seeufer sind auch schön gemacht, mit Holzbegrenzung, damit man zwar schauen aber nicht zu weit laufen kann. Auch schön, wie ich auf einer Hinweistafel lesen kann, dass die Gemeinde bei der Kläranlage auch ein Abfall aus der Aach-Sammel-Werk gebaut hat, so bleiben die üblichen Plastikschwemmgürtel dem Fluss erspart.






      In Bodman angekommen umlaufen wir den Ort erst mal durch die Apfelplantagen bevor es dann stetig auf nettem Weg zur Ruine Bodman in Serpentinen ansteigt. Die Ruine selber ist unspektakulär aber nett anzusehe, so dass wir eine kurze Rast einlegen, bevor wir die letzten Meter zum Einkehren in der Bisonstube zurücklegen. Zwar sind von den dort gezüchteten Bisons weder auf der Weide noch auf der Speisekarte (die Bisonwoche ist immer Ende Oktober Anfang November) etwas zu sehen, aber der Most vom Fass (regionales Getränk des Tages) ist auch sehr lecker. Und der Blick über die Weiden auf den Bodanrück ebenfalls lohnend.



      Weiter geht es über breitere Forstwege, immerhin durch einen schönen Wald, mit sich zur Linken immer wieder öffnenden Ausblicken über den Überlinger See. Die Wege erinnern mich wieder an meine Kindheit, wo ich auf dem Bodanrück bei den Wochenend Familienspaziergängen Fahrradfahren (und vor allem Lenken und Bremsen) gelernt habe. Ältere Familienmitglieder zitieren heute noch gern meinen (angeblichen, der Jüngste hat es immer schwer) Ausspruch: "Wer hat den doofen Weg mit den vielen Gräben ausgesucht?".


      Am Echotal vorbei (der eigentliche Weg hinein, eine Sackgasse, scheint gesperrt, ob aus Naturschutz oder Angst vor einem ähnlichen Bergrutsch wie in der Marienschlucht wird nicht ersichtlich, das massive Holzverhau an der vermuteten Abzweigung ist aber deutlich) mit zumindest Blicken in den Abgrund gehen wir dann zurück nach Bodman. Originell ist der Anblick der unterschiedlichen Fahrradfahrer, die uns auf dem Steilstück des Forstweges entgegenkommen. Ein kalt lächelnder Rennradfahrer in entspannter Gangart, Mountainbiker und Strassenradfahrer die im Schweisse ihres Angesichtes schieben undazu Pedelecs in MTB oder Trekking Variante, angekündigt durch das charakteristische Surren. Zählt Pedelec eigentlich noch zu "by fair means"? Irgendwie bin ich froh, dass noch niemand das Paddelec erfunden hat. Wenigstens auf dem Wasser sieht man noch eindeutig, wer beim Überholen mogelt.



      Wieder vorbei an Apfelplantagen, wo die Ernte in vollem Gang ist wird dann Bodman erreicht und wir schlendern vorbei am ehemaligen Schloss in das Ortsinnere. Deutlich erkennbar, es ist Sonntag, der Ort ist zwar noch nicht überlaufen, aber es können unmöglich alles Einwohner sein, die hier auf den Beinen sind (gut, wir sind auch keine Einwohner, aber wir kommen immerhin aus Ludwigshafen, also dem Anderen )





      Ein Tässchen Kaffee gönnen wir uns noch und können dem frischgepressten Apfelsaft im Hofladen am Weg nicht widerstehen (die regionalen Getränke werden auch immer gesünder ) bevor wir dann am Pfahlbauspielplatz vorbei (hier ist immerhin eine der UNESCO Welkulturerbe Fundstätten einer Pfahlbausiedlung) wieder zum CP zurückkehren.
      Da es noch früh am Nachmittag ist werden die Boote komplett ausgeräumt und dann geht es in der Badebucht zum Kentertraining.
      Fazit: der Halt im Boot reicht zum Rollen, an das Paddel mit Ergoschaft muss ich mich noch gewöhnen, da fehlt beim Rollen der Druck. Vielleicht umgreifen?
      Einen Kenterbruder (oder in meinem Fall eine Kenterschwester) am Bug hängen haben stellt auch keine Herausforderung dar. Nasser (schwimmend, nicht stehend!) Wiedereinstieg klappt sowohl alleine in der Cowboy Variante, als auch im Päckchen mit den Beinen voran ins Cockpit. Die Lukendeckel sind zufriedenstellend dicht, das T-Lenzen hinterlässt nur eine Pfütze Wasser im Cockpit und für das nächste Rettungstraining ziehe ich Neo-Socken an, das spart blaue Flecken an den Knöcheln und könnte das Auskühlen beim Stehen am Ende der Flachwasserzone deutlich verringern. Zumindest merke ich erst, als ich aus dem Wasser steige, wie sehr ich zittere. Ist aber auch schwierig einzuschätzen, wenn Knie aufwärts das Wasser warm ist (21°C laut Tafel beim Schwimmbad Bodman), Knöchel abwärts aber ziemlich kalt.
      Zumindest tut danach ein Bierchen im Biergarten und ein leckeres thailändisches Essen (die thailändische Köchin am Campingplatz hat einen deutlich erkennbaren alemännischen Akzent, das geht also eindeutig als regionale Küche durch) sehr gut.

      16. Tag Ludwigshafen Konstanz
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      Der heutige Aufbruch verzögert sich nur kurz, weil Müll erst ab 10:00h abgegeben werden kann, dafür wird die saubere Trennung überwacht. Auch ein Beitrag zum Umweltschutz. Dafür hüllt sich der Bodensee in dichten Dunst, man könnte auch von Nebel reden. Nach dem wir das gestern durchwanderte Naturschutzgebiet umfahren haben und Bodman passieren verschwinden voraus Baumreihe nach Baumreihe stärker im Grauen. Ein gespenstischer Anblick. Dazu der spiegelglatte See und weit und breit kein anderes Wasserfahrzeug zu sehen. Montag und kein Sonnenschein.





      Richtung Marienschlucht werden die Ufer steiler und felsiger, verschwinden aber auch nach oben im Nebel. Dafür ist kurz vor dem verwaisten Anleger ein einsamer Hubbühnen LKW zu sehen. Die Aufräumarbeiten sind also im Gange, auch wenn aus PLatzgründen sicher nicht mehr Leute arbeiten können. Kein Wunder, dass sich die Eröffnung noch etwas hinzieht. Da auch an der Felswand noch frischer aussehendes Gestein durchscheint ist wohl wirklich Vorsicht angebracht.

      Ab 11:30h kommen dann die ersten Sonnenstrahlen durch und bald sind auch die ersten Segelschiffe auf dem Wasser auszumachen. Kurz vor {Nachschauen wie das ....horn heisst} queren wir die ersten Felsplatten, die bei dem jetzigen Wasserstand knapp unter der Wasseroberfläche auszumachen sind, und an den Seiten senkrecht abfallen. Vorboten des Teufelstisches, unter dem Seezeichen 22 unschwer zu finden. Aber der Wasserstand reicht für den Tiefgang eines Kajaks locker aus. Beeindruckender Anblick bleibt es trotzdem. Und dank dem immer besser werdenden Wetter und damit der besseren Beleuchtung kann man eindrucksvoll in den Abgrund schauen. Fühlt sich beim Paddeln fast an wie fliegen. Zumindest wie schweben.




      Danach ist es nur noch eine angenehme Umrundung der Insel Mainau, die Fahrgastschiffe verkürzen unsere Wartezeit nicht unerheblich, indem ein kleines anlegt, während das grosse ablegt. I. meint aber, mein Kommentar, da passen sicher noch zwei Kajaks zwischen wäre nicht witzig. War aber so gemeint. Dazwischen gepaddelt wäre ich sicher nicht.



      Dafür ist dann die Querung der Fährstrecke Konstanz Meersburg problemlos, obwohl alle 6. Fähren im Einsatz sind. Bleibt aber immer noch genug Platz dazwischen.

      Da für morgen ein Besuch auf der Mainau geplant ist steuern wir den DKV Campingplatz und nicht den KCK an. Das Ausbooten geht besser, wenn man ca.sich 100m am DKV Schild vorbei fährt und hinter dem Fussballplatz die Rampe bei der Segelschule benutzt. Ist zwar loser Kies, auf dem wenig Grip von den Sohlen aufgebaut wird, aber besser, als die Boote eine enge Treppe zum Uferweg hochzu tragen allemal. Imm erhin ist der Weg bergauf zum Platz geteert, und auch wenn er schmal ist, ein Torflügel klemmt und direkt gegenüber des Tores ein Schilderpfahl steht kriegen wir die langen Boote irgendwie um die Kurve gezirkelt. Vielleicht sollte das DKV Präsidium auch mal wieder auf Wanderfahrt gehen.
      Immerhin werden wir freundlich empfangen uind dürfen die Zelt direkt am Eingang auf der Zeltwiese aufbauen, sogar mit einer Bank versehen, also etwas Komfort für Wanderfahrer gibt es doch noch. Und von den Wohnmobilisten auf dem Platz werden wir wohlwollend wahrgenommen ("Kanuten auf dem DKV Zeltplatz, das es dass noch gibt" - "War ein Versehen").
      Ausserdem bekommen wir noch eine Schnelleinweisung in die Umgebung (Edeka, Bushaltestellen) bevor es dann ans Kochen geht (Steinpilzrisotto, dazu endlich den seit Meersburg transportierten Wein vom Winzerverein, der geht sogar als lokal und nicht nur regional durch, Meersburg liegt ja gerade am anderen Ufer gegenüber).

      17. Tag Insel Mainau
      Zum Frühstücken bleibt genug Zeit, schliesslich bleibt das Zelt heute stehen und wir fahren mit dem (Kurtaxe sei Dank) bereits bezahlten Bus zur Mainau. Sind auch nur 5 Haltestellen, so dass wir in aller Ruhe vor dem grossen Andrang aufchlagen. Für Garten- und Parkfans ist die Insel ein absolutes Highlight. Bilder sagen da mehr als tausend Worte.



      An Land lässt sich die Kamera weitergeben, so komme ich auch mal vor die Linse



      Abgesehen vom leckeren Müller Thurgau vom Fass hat die Gastronomie wenig uns Verlockendes zu bieten, so dass wir froh sind, unser Picknick dabei zu haben.
      Das diesjährige Motto "Baobab und Bonobo - Faszination Afrika" ist an verschiedenen Stationen umgesetzt.




      Am eindruckvollsten für mich sind die Saisonalen Gärten, Entwürfe von Studenten, umgesetzt von diesen und Auszubildenden zum Thema "Schwarz und Weiss", Gegensätze dargestellt. Und auf der einen Seite schön, dass die Gärten etwas abseits der Hauptwege liegen, andererseits wären sie überfüllter sicher weniger eindrucksvoll.





      Abends gibt es zum Steak dann als krassen Traditionsbruch einen regionalen aber roten Wein. Spätburgunder. Auch lecker. Und natürlich von vor Ort.
      Dafür hat sich dann abends die Zahl der Kanuten auf der Zeltwiese auf drei erhöht. Geht doch, langsam übernehmen wir den Platz .

      18. Tag Konstanz Iznang, zurück zum Start
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      Entspannt wird gefrühstückt und das Zelt abgebaut, heute geht es fast nur über bekannte Gewässer zurück zum Ausgangspunkt in Iznang beim KC Singen.
      Als wir mit den beladenen Booten an die Rampe der Segelschule kommen sind dort gerade drei Arbeiter (aus den Erklärungen eher zwei Arbeiter und ein Auszubildender) dabei, die Rampe mit Gummimatten zu belegen. Das nächste Mal wird also einfacher, weil der lose Kies nicht mehr so unter den Füssen wegrutschen wird. in weiteres Argument für eine nächste Tour am Bodensee.
      Die Einfahrt in den Seerhein und die Passage nach Gottlieben ist entspannt, scheinbar gibt es doch ein wenig Strömung, zumindest kommt mir der Seerhein kürzer vor als auf der Hinfahrt.





      Diesmal bleiben wir auch etwas länger im Fahrwasser, bevor wir es verlassen und auf die zum Glück gut markierte Durchfahrt unter dem Strassendamm zusteuern. Wir werden mit immer einer Handbreit (einmal aber auch nicht viel mehr ) Wasser unter dem Kiel belohnt. Wird halt vorsorglich das Skeg eingeklappt.




      Ein Blick auf die Uhr hinter der Durchfahrt sagt 12:09h. Die Führungen in St. Georg sind immer um 12:30. Das passt doch perfekt. Also schnell auf den Kirchturm zugehalten und in der Bucht am Strand angelegt. Leider müssen wir mal wieder im feinsten Sediment aussteigen (gut, bei der Kirchen Führung werden wir definitiv nicht die saubersten Schuhe haben), aber ein paar Steine am Strand und die Wiese am Ufer sorgen dafür, dass demnächst wohl keine "Zutritt für Kanuten verboten" Schilder aufgehängt werden. Vor der Kirche hat sich schon eine grössere [d]Gemeinde[/d] Menge an Touristen gesammelt. Radfahrer sind eindeutig in der Überzahl, aber am lautesten quengeln die Autofahrer. Wir haben da so sechs Exemplare, mit 3 PKW angereist neben uns stehen. Kein Parkplatz war frei (alles reserviert, für Behinderte, Busse, Elektroautos, normale Menschen kriegen ja keinen Parkplatz mehr - brauchen Menschen Parkplätze, ich dachte nur Autos), die Führung könnte sich ja verspäten (immer noch keiner da dabei geht es gleich los (um 12:27, also 3 Minuten vorher), dann die Ungewissheit (Noi, Eintrittskarten kann man nicht kaufen, ist ja keiner da). Irgendwie sind Autotouristen in einem anderen Raum-Zeit-Kontinuum unterwegs.
      Dabei ist doch alles so einfach. Um 12:30 erscheint die Führerin, schliesst die Kirche auf, erläutert das Vorgehen (im Vorraum warten, gemeinsam reingehen, nicht die Türe offen stehen lassen, wegen Raumklima, bezahlen ins Körbchen. Bezahlen wird nicht kontrolliert, aber das Körbchen steht unter dem Bild vom jüngsten Gericht, also ist jedem Ehrlichkeit angeraten), und schon geht es los. Die Wandmalereien (keine Fresken, es wurde auf den Putz und nicht in den Putz gemalt) sind einfach gigantisch, dazu die Erläuterungen, auch die Hinweise auf Augenzwinkerndes ( in einem Bild wurden die 3 ottonischen Schweine später um weitere gotische Schweine ergänzt, war wohl zu viel weiss, oder die Schweine sahen zu sehr nach Katzen aus; perspektivische Schwächen dafür perfekte optische 3D-Effekte im Mäander Band; Fische im See Genezareth die aussehen wie Bodensee Felchen; zweifelnde Zuschauer; die zwei tratschenden Weiber auf der "Frauenseite" der Gemeinde, ...), aber auch historische Einordnungen. Definitiv ein lohnender Besuch. Und eine sehr lebendige und persönlich rübergebrachte Führung. Ebenso lohnend ist das kleine, kostenlose Museum gegenüber, indem nicht nur gute Reproduktionen der Wandmalereien hängen, sondern auch die Restaurierung und Geschichte der Kirche beschrieben ist. Da die Qualität besser ist, sind die Bilder der Malereien dort abfotografiert.



      Das in der Kirche das angebliche Haupt bzw.von die Schädeldecke von St. Georg dem Drachentöter {für Outdoorler: nicht nur der Schutzpatron Englands, der Soldaten und Gefangenen (welch Zusammenhang) sondern auch der Pfadfinder und Wanderer (der Zusammenhang ist logischer)} verehrt wird sei auch am Rande erwähnt. Und immerhin war der Abt, der die Reliquie geschenkt bekam und die Kirche stiftete auch Erzbischof von Mainz. Also quasi vun deheem.
      Und die Unterschiede im Christusbild über die Jahrhunderte wird auch deutlich. Der leidende Christus ist Barock, der kräftig-zuversichtliche ottonisch und nicht modern!

      Danach wird erst mal auf einer Sitzgruppe an der Anlegebucht gepicknickt und die deutsche Bürokratie bewundert. Ein Schild verbietet es ausdrücklich, die Slipanlage mit Fahrzeugen mit Anhänger zu benutzen, ein Boot vom LKW einzusetzen wäre demnach erlaubt.
      Frisch gestärkt und verwundert geht es über den Gnadensee zur Westspitze der Reichenau mit Peter und Paul, worauf es auf bekannten Kursen nach Iznang zum KC Singen zurück geht.


      Dort werden wir wieder sehr freundlich aufgenommen und bauen für die letzten Urlaubstage das Zelt auf. "Schön, dass auch mal wieder jemand über die Wasserseite ankommt" ist einer der Kommentare, den wir leider mit Verweis auf unser hier geparktes Auto abwerten müssen. Die Anreise mit Zelt im Boot wird aber trotzdem gewertet.
      Da wir zu faul zum Einkaufen sind gibt es ein bewährtes Mal mit Felchen und Kretzer in der alten Wirtsstube, wir sind ja erfahrene Ortskundige . Und dazu überraschend Müller Thurgau .

      19. Tag Iznang Öhningen, das Ende des Sees
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      Gut gefrühstückt werden erst mal die Boote leer geräumt und wirken federleicht (meins zur Abwechslung mal wieder einarmig geschultert) als wir sie zum Einbooten tragen. Heute geht es unbeladen um die Höri zum Ausfluss des Rheins aus dem Bodensee.
      Etwas ungewohnt agil fahren sich die leeren Boote, aber das NSG an der Hörispitze ist schnell umrundet und danach ist schon ein leichter Stromzug spürbar. Insofern paddeln wir recht gemütlich entlang des deutschen Ufers, geniessen den Blick auf die Höri bis wir in Hemmenhofen Mittagspause in einem kleinen Biergarten machen.




      Danach ist es nur noch ein Katzensprung bis Öhningen, wo eine kleine Sohlschwelle das Ende des Bodensees und den Beginn des Hochrheins markiert.


      Da hier auch eine Haltestelle des Höri Busses in wenigen 100m Entfernung vom See ist, und die Zufahrt zur Löschwasserentnahmestelle zum Boote aufladen einlädt beschliessen wir hier offiziell die Bodensee Tour enden zu lassen. Ausrüstungsüberreste am Ufer lassen vermuten, dass auch andere, nicht gerade UL-Expeditionen den selben Entschluss gefasst haben.

      Als uns dann auch noch eine Schweizer Armee (oder Marineinfanterie ) Patrouille in Landungsbooten passiert (eher auf der deutschen Seite der Flussmitte, das war bei der Extertalsperre aber andersmal) vermuten wir, den richtigen Entschluss gefasst zu haben, auch wenn das Internet nichts über aktuelle Grenzkonflikte in der Region zu berichten weiss.

      Also wird der Bus (die Gästekarte muss sich ja rentieren) geentert und das Auto aus Iznang geholt (es fährt zwar ein Gelenkbus, nicht so schick wie in Unteruhldingen, aber Boote wären wohl nicht mit an Bord gekommen). Nun kann der Rest des Urlaubs den Füssen dienen, wir waren ja gestern beim Schutzpatron der Wanderer!
      Das regionale Mahl heute Abend ist Rothaus Steak vom Grill mit "unsere Heimat" Kartoffelsalat, dazu ein badischer Apfel-Kirsch Most. Alles vom Edeka aus Moos. Die Tradition wird gewahrt. Das ganze endet dann als lustige Grillrunde mit ein paar KCSlern, wird zwar später als geplant, aber morgen ist ja kein Zeltabbau geplant.

      20. Tag Radolfzell Mindelsee
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      Der Tag beginnt vielversprechend mit frischen Bannocks und blauem Himmel. Die Boote bleiben heute liegen, es geht mit Bus und dann zu Fuss um den Mindelsee, ein Moorsee in der Grundmoräne des Bodanrücks.
      Also wieder mal den Höribus geentert (die Gästekarte muss sich ja rentieren) und ab nach Radolfzell zum ZOB. Dort unterqueren wir die Gleise der Bodensee Gürtelbahn am Bahnhof und folgen dann grob immer dem Gleis, nur einen kleinen Schlenk zum Ufer des Markolfinger Winkels, quasi dem Nordwestzipfel des Gnadensees bauen wir ein. Auch hier wieder traumhafte Blicke über die Streuwiesen, den Schilfgürtel und die sich sammelnden Wasservögel.
      a
      In Markolfingen verlassen wir dann die Bahn und queren den Ort, nicht vergessend im örtlichen Landmarkt einen kleinen Verpflegungsstopp einzulegen (Allgäuer Milch sollte doch auch als regionales Getränk durchgehen).
      Dann geht es gemütlich entlang des Mühlbaches, dem Ausfluss des Mindelsees zu eben diesem. Der anfänglich noch asphaltierte Weg geht bald in Schotter über und wir tauchen in einen schönen Buchen und Eichen Wald ein. Nach einer letzten Wegbiegung liegt dann der See still vor uns. Ein herrlicher Anblick, mit Picknickbank, die gleich zur Rast einlädt.


      Danach folgen wir mit mehr oder weniger Abstand dem Seeufer, das immer wieder durch die Bäume glitzert, bis der Weg als Pfad abbiegt, und das verlandende (oder vermoorende) Ostufer quert. Birken bilden eine nette Allee, das Schilfgras wächst übermannshoch. Herrlich.


      Am Nordufer schlängelt sich der Weg dann als Pfad wieder abwechselnd durch Streuwiesen und den Laubwald, stellenweise befinden wir uns sogar auf dem (einem) Holzweg.



      Nur die erhofften Vogelschwärme sehen wir nicht. Nach den Beschreibungen auf den Tafeln am Wegesrand ist es auch eher Brutgebiet, die Zugvögel sammeln sich dann doch mehr am Bodensee. Da ist ja auch mehr Platz.
      Zum Abschluss geht es dann noch über die sanften Anhöhen des Bodanrücks durch Streuobstwiesen und mit letzten Blicken auf den See nach Möggingen. Das dortige NABU Infozentrum ist leider nicht geöffnet, aber war trotzdem ein schöner Ausflug.


      Per Bus geht es dann zurück nach Iznang und dann den Edeka in Moos plündern (liegt nebenbei direkt an einer Bushaltestelle ), Grillen ist mal wieder angesagt.
      Nichts Böses ahnend sitzen wir mit einem kühlen Bier beim KCS als neu eintreffende Gäste uns gleich mit den Rheinauer Hafendrachen assoziieren. Immerhin habe ich da dieses Jahr schon mal ausgeholfen
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      Zuletzt geändert von Wafer; 28.11.2020, 21:38.

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      • LihofDirk
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        #4
        AW: [DACH] Genusspaddeln am Bodensee - rundherum das ist nicht schwer

        21. Tag Wanderung Öhningen nach Stein am Rhein
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        Erneut ein Wandertag, also Frühstücken in Ruhe, Zelt stehen lassen und dann mal wieder den Höribus geentert, diesmal Richtung Öhningen/Linde, immerhin eine Haltestelle vor dem Ende unserer Paddelstrecke, ein wenn nicht nahtloser, so zumindest ein Kappnaht Anschluss quasi.
        Auf anfänglich asphaltierten, später in Schotter übergehenden Wegen durch Weiden, später Streuobstwiesen geht es allmählich in Wald über und der Weg wird zum Pfad. Schnell sind die ersten hundert Höhenmeter hinter uns und es geht auf den Grenzübergang zu.



        der morsche Baum hinter dem Wegweiser stellt wohl den Schlagbaum dar - muss aber ein Laiendarsteller sein, so richtig überzeugend ist die Vorstellung nicht .
        Bevor wir uns der Burg Hohenklingen nähern kommen wir an einem Grillplatz (oder heisst das hier Grillierplätzli?) vorbei, an dem eine Damengruppe irgend eine dubiose Flüssigkeit aus kleinsten Plastikbechern mit Sprühsahne verziert lautstark verkostet (die anscheinend eidgenössische Variante des Ententanzes ist nicht hörenswert!). Auf der benachbarten Weide stehen konsterniert wirkende Kühe, ob der menschlichen Variante von BSE oder dem Missbrauch der Sahne wird dem Betrachter nicht ganz klar.

        Trotz der schönen Aussicht verschieben wir unser Picknick auf später und laufen zügig weiter auf Hohenklingen zu, dass sich malerisch präsentiert. Eine beeindruckende Anlage und unzweifelhaft besuchenswert. Auch wenn das Restaurant eher abschreckt, sowohl mit den Preisen, der Atmosphäre und vor allem der Karte. Frittierte Felchen! Da hilft es auch nicht, dass der Bierteig mit trübem Schwarzbier gemacht sein soll.
        Picknick auf der Ummauerung der Fahneninsel ist da verlockender, wozu haben wir unsere Sitzunterlagen dabei?



        Da es noch früh am Nachmittag ist beschliessen wir den Weg zu verlängern und laufen entlang dem traumhaften Grat des Wolkensteinerberges durch lichten Buchen Wald mit eingesprenkelten Eichen und Bergahornen zum Aussichtspunkt am Ende des Grates. Immerwieder blitzt der Hochrhein durch die Blätterdecke. Angeblich Standpunkt einer Burg im 12. Jhd und während der ersten Vermessungen der Schweiz ein wichtiger trigonometrischer Punkt. Leider haben uns die Damen vom Grillierplätzli überholt (die Kühe sind nicht mehr dabei), so dass wir auch hier die Aussicht nur kurz geniessen wollen und uns an den Abstieg nach Hemishofen machen.

        endlich eine wandertaugliche Alternative zu Bootsspitzenbildern
        img]https://www.outdoorseiten.net/fotos/data/26/medium/P9221094.JPG[/img]


        Auch der Abstieg hat seine Reize, ist ein netter Waldweg, bis wir in Hemishofen wieder auf befestigte Strassen treffen. Da wir dort aber auf der Brücke den Rhein queren können, ein notwendiges Übel.


        Nach der Brücke versuchen wir so schnell als möglich den geteerten Radweg nach Stein zu verlassen, leider anscheinend einen Abzweig zu früh, was uns nach einem netten Abstecher am Badeplatz vorbei und einem immer schwächer ausgetretenen Uferweg letzendlich zu einer kleinen Klettertour durch den Hangwald und einem Weg entlang eines Weidezauns führt, bis wir wieder auf den geplanten Weg treffen. Am Paradies vorbei (der Name klingt verlockender als der Anblick, reservierte Parkplätze für Dauercamper mit Stellplatznummer sind noch das kleinste Übel ) über einen weiteren Campingplatz hinweg kommen wir dann zum Uferweg,Stadt dem wir durch die linksrheinischen Vororte von Stein folgen. Nette Fachwerkhäuser, erstaunlicherweise teils auch neueren Baujahres bieten einen netten Anblick, dazu die Kulisse der Altstadt.




        Über die Brücke geht es dann auch in diese hinein . Beeindruckend. Viele bemalte Häuserfronten, Neubauten sehr gekonnt in das Stadtbild integriert, ohne verzweifelt gewollt zu wirken, Respekt. Dazu noch dezente aber informative Tafeln an ausgewählten Häusern. Dazu lassen vereinzelte offenstehende Fenster erahnen, dass die Pracht an den Zimmerdecken weitergeht. Einfach schön zu schlendern. Leider dauert das Schlendern so lange, dass wir erst kurz vor Toresschluss im ehemaligen Kloster Sankt Georgen ankommen. Müssen die Wandmalereien und der Kräutergarten halt auf den nächsten Besuch verschoben werden.


        Immerhin können wir schon die Aussetzstelle dafür erkunden. Knapp unterhalb des Untertores, hinter dem Yachthafen sollte bei jedem Wasserstand ein Ausbooten möglich sein, und vom Untertor fährt der Höribus direkt nach Iznang (und auch in der Schweiz gilt dort die Gästekarte ).
        Das regionale Getränk wird als „Wein aus Stein“ angepriesen. Ist mir aber doch zu experimentell. Ich bevorzuge Wein aus Trauben.
        Da es heute unser letzter Urlaubstag vor der Heimreise ist lassen wir es uns dann noch am Abend im Hirschen in Horn gut gehen. Regional wird hier echt gross geschrieben. Die Herkunft der Kürbisse für die Suppe ist Iznang (sogar der Bauer ist angegeben), der heiss geräucherte Saibling kommt aus Öhingen, die Zwiebeln von der Höri, der Gutedel vom Bodensee, das Obst für den Nachtisch aus dem eigenen Garten. Das Ganze noch perfekt zubereitet. Urlaub kann so schön sein, gerade wenn er zu Ende geht. Da kann selbst einsetzender Regen nicht stören. Werden halt die Sonnenschirme wieder aufgeklappt und der Ober bedient im Anorak.
        Abends beim Tippen des Reiseberichtes leistet mir und (eigentlich eher) der Neonröhre auf der KCS Terasse eine einsame Hornisse Gesellschaft.

        22. Tag Heimfahrt und Aachquelle
        Tief Fabienne hat sich angekündigt, insofern wird nach Packen und Booteverzurren gleich die Heimreise gestartet. Nur der Aachquelle in Aach (ist die Quelle der Radolfzeller Aach) als größter Quelle Deutschlands und "Räuber" des Wassers der oberen Donau (wann wird eigentlich der DKV Führer umsortiert, und der Flusslauf bis Friedingen zum Stromgebiet des Rheins gezählt) statten wir noch einen Besuch ab.

        Danach verzichten wir aber sowohl auf den Aufstieg zur Altstad oder den Burgenweg als Wanderung und sehen lieber zu, dass wir vor dem Sturm nach Hause kommen. Eine weise Entscheidung, am nächsten Tag können wir im Frühstücksfernsehwetter die Highlights bei den Windwerten sehen: 146 km/h in Konstanz (wo wir herkamen) und 159 km/h auf dem Weinbiet (also knapp vor der Haustüre) teilen sich die Plätze Eins und Zwei.
        Dazu haben wir die Sachen noch trocken ausladen können, bevor dann sinnflutartiger Regen die Fenster in Milchglasoptik dekoriert.
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        Zuletzt geändert von Wafer; 28.11.2020, 20:03.

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        • Dieter

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          • 26.05.2002
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          #5
          AW: [D] Genusspaddeln am Bodensee - rundherum das ist nicht schwer

          Hallo,

          danke für den schönen Bericht. Das Lesen machte richtig Spaß! Und die Bilder sowieso.
          Da staunt man, was für lange Touren man in unseren Breiten machen kann.

          Dieter

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          • LihofDirk
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            #6
            AW: [D] Genusspaddeln am Bodensee - rundherum das ist nicht schwer

            Schön, dass Dir der Bericht gefällt.
            Ich habe jetzt auch soweit vorhanden die gpx logs hochgeladen, falls jemand die genaue Strecke interessiert. Da ich nicht immer geloggt habe (das Alter, da vergisst man mal die Uhr zu starten, oder das Gerät ist abgestürzt, oder der Akku hat sich entleert) sind die Kilometerangaben für Nachplaner nur bedingt zu verwenden. Auf Lücken selber achten.

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            • Gast20200707
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              #7
              AW: [D] Genusspaddeln am Bodensee - rundherum das ist nicht schwer

              Ha, dass sich aus dem ODS mal Jemand in "meine" Ecke verläuft, hätte ich nicht gedacht. Da lese ich doch interessant mit. In Radolfzell, wo ich arbeite, warst Du ja gleich die ersten Tage. Wohne tue ich auf der Höri, zu der auch Iznang gehört. Wohne in Hemmenhofen. Biste da auch vorbei? Habe mich noch nicht ganz durch Deinen Bericht gewälzt. Und hats Dir hier unten gefallen?

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              • LihofDirk
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                #8
                AW: [D] Genusspaddeln am Bodensee - rundherum das ist nicht schwer

                Zitat von elbspitze Beitrag anzeigen
                Ha, dass sich aus dem ODS mal Jemand in "meine" Ecke verläuft, hätte ich nicht gedacht. Da lese ich doch interessant mit. In Radolfzell, wo ich arbeite, warst Du ja gleich die ersten Tage. Wohne tue ich auf der Höri, zu der auch Iznang gehört. Wohne in Hemmenhofen. Biste da auch vorbei? Habe mich noch nicht ganz durch Deinen Bericht gewälzt. Und hats Dir hier unten gefallen?
                Musst Du zu Ende lesen

                Hemmenhofen haben wir am letzten Paddeltag Pause gemcht, beim Hotel Stern angelegt und im Biergarten Ufer24 Kaffee getrunken.

                Hat mir sehr gefallen, war sicher nicht die letzte Tour am Bodens (nur mit dem Fahrrad umrunden werde ich ihn sicher nicht, zu viel Pedelec Verkehr

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                • Dieter

                  Dauerbesucher
                  • 26.05.2002
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                  #9
                  AW: [D] Genusspaddeln am Bodensee - rundherum das ist nicht schwer

                  hehe - "der" See, das war auch für ein paar kurze Jährchen mal meine Ecke. Habe in der Meersburger Oberstadt in der Steigstraße mit Blick auf den Marktplatz gewohnt. Ziemlich genau den Blick, den Du fotografiert hast. Hach, da wird ich schon ein wenig nostalgisch.

                  Dieter

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                  • ronaldo
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                    #10
                    AW: [D] Genusspaddeln am Bodensee - rundherum das ist nicht schwer

                    Oh, schoen! Kanu, Kulinarik und a weng Kultur - so muss das sein!

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                    • Gast20200707
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                      #11
                      AW: [D] Genusspaddeln am Bodensee - rundherum das ist nicht schwer

                      Zitat von LihofDirk Beitrag anzeigen
                      Musst Du zu Ende lesen
                      Nun bin ich durch. Seid Ihr ja doch noch am Nordufer des Untersees lang. Beim Hotel Stern steigen wir meist mit unserem Kanu ein. Ansonsten schöner Bericht über eine Gegend um den See, die ich nur von der Landseite kenne. Die Radrunde um den See gebe ich mir auch nur an einem Tag im Jahr, da der Verkehr auf dem bekannten Seeweg echt stark zugenommen hat, leider. Wir weichen nun immer auf die Straße aus, auch leider

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                      • MichaelH
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                        #12
                        AW: [DACH] Genusspaddeln am Bodensee - rundherum das ist nicht schwer

                        Schöne Tour, danke für den Bericht.
                        Muss ich auch mal in Angriff nehmen, ist ja praktisch vor der Haustür.

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