[NO] Dann halt Rondane...

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  • Fjellfex
    Fuchs
    • 02.09.2016
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    [NO] Dann halt Rondane...

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Die Nationalparks Rondane und Dovre, Ende September 2018



    Die letzten beiden Jahre hatte ich mit einwöchigen Touren im Norden Ende September Glück: die Herbstfärbung war auf dem Höhepunkt und das Wetter jeweils brauchbar bis schön - Grund genug, auch für dieses Jahr eine solche Unternehmung ins Auge zu fassen und einen Flug nach Trondheim zu buchen.

    Eigentlich sollte es in die Region Rana-Svartisen gehen, knapp unterhalb des Polarkreises. Recht zentral in der von mir anvisierten Region liegt der Kallvatnet. Als ich kurz vor Abreise die Wetteraussichten für dieses Gebiet checkte, verging mir allerdings die Lust auf eine Zelttour dort:



    Echt schade, dabei hatte ich doch schon eine soooo schöne Tour dort geplant - aber gegen das Wetter ist man halt machtlos.

    Als alter Stratege hatte ich für diesen Fall aber einen Plan B parat: Trollheimen. Das dumme war nur, daß für diese Gegend die Aussichten noch mieser waren.

    Na servus! Eines meiner Steckenpferde ist der Erwerb und das Studium skandinavischer Wanderkarten, und somit hatte ich immer noch einige Pfeile im Köcher. Wie wär´s mit Jämtlandsfjäll (Plan C) oder Dovrefjell (Plan D)?
    Die Antwort von yr.no war wieder....
    Es handelte sich um eine Konstellation, die der norwegische Wetterbericht mit dem Worten umschreibt "lavtrykkene står i kø inn mot Norge" (die Tiefdruckgebiete stehen nach Norwegen hinein Schlange).

    Aber irgendwo muß sich doch was ausgehen! (?) Wie sieht es denn für Rondane aus?



    Hey, das ist doch gar nicht so schlecht!

    Rondane also. Ich war schon mal dort.... allerdings 1991. Schnell war eine Route ausgetüftelt, die mit der damaligen lediglich ca 20% Überschneidungen aufwies. Meine Landkarte von anno dazumal wurde an einigen strategischen Punkten mit der aktuellen online-norgeskart abgeglichen, und der Entschluß war gefasst.

    Es wurde dann tatsächlich eine hübsche Tour. Wer mehr an optischen Eindrücken als an Geschriebenem interessiert ist, für den hätte ich hier schon was:

    https://www.youtube.com/watch?v=lXno...ature=youtu.be
    Zuletzt geändert von Fjellfex; 03.10.2018, 06:16.

  • Prachttaucher
    Freak

    Liebt das Forum
    • 21.01.2008
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    • Meine Reisen

    #2
    AW: [NO] Dann halt Rondane...

    Dann bin ich mal gespannt.

    Bei mir war´s für die zweite Augusthälfte ähnlich gewesen und Jämtland als Plan B (oder C) paßte gut. Allerdings ist´s dort auch schon sehr komfortabel : Man erhält überall aktuelle Wetterberichte (bzw. könnte die sich selbst besorgen, sofern man so ein Teil mitschleppt) und kann mit etwas Glück einen besonders unangenehmen Tag relativ gemütlich verbringen, an zwei Punkten sogar mit Strom, Dusche und Bewirtung.

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    • Fjellfex
      Fuchs
      • 02.09.2016
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      #3
      AW: [NO] Dann halt Rondane...

      Zitat von Prachttaucher Beitrag anzeigen
      Bei mir war´s für die zweite Augusthälfte ähnlich gewesen
      Wenn ich mich recht erinnere, hast Du kurzfristig von Børgefjell auf Jämtland umgesattelt... und wie es aussieht, hat es auch in Deinem Fall Sinn gemacht.

      "Gegen" die Natur und das Wetter auf Tour zu gehen bringt nicht viel Freude... und die eigentlich angepeilten Regionen laufen einem ja nicht davon.

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      • Prachttaucher
        Freak

        Liebt das Forum
        • 21.01.2008
        • 11905
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        • Meine Reisen

        #4
        AW: [NO] Dann halt Rondane...

        +1

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        • Fjellfex
          Fuchs
          • 02.09.2016
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          • Meine Reisen

          #5
          AW: [NO] Dann halt Rondane...

          1. Tag: Otta - Glitterdalen, ca 22km

          Die "Circle K" Tankstelle in Otta ist Knotenpunkt der Nachtbuslinien von und nach Trondheim/ Bergen/ Oslo/ Måløy. Und nebenbei anscheinend auch Brennpunkt des örtlichen Saturday night fever: als ich am Sonntag gegen 2:30 dort ankam, war einiges an jungen Leuten dort, gelegentlich fuhr ein aufgemotztes Auto mit BUM-BUM und aufheulendem Motor vorbei; auch das Auge des Gesetzes zeigte kurz Präsenz, es war aber alles friedlich. Ich machte es mir drinnen im Warmen in einer stillen Ecke mit einem Kaffee gemütlich, um die Morgendämmerung abzuwarten.

          Gegen 5:45 ging es dann los, die Straße Richtung Mysusæter hinauf.



          Von der 2. zur 4. Straßenkehre habe ich auf einem netten Pfad abgekürzt. Danach noch ca. 1km die Straße entlang (an Rusten vorbei) und schon war ich am Abzweig des Pfades nach Raphamn, meinem ersten Zwischenziel.



          Den ersten Tag hatte ich mir eigentlich nur als "Überführungsetappe" ins eigentliche Tourengebiet vorgestellt, aber ich wurde in mehrerlei Hinsicht positiv überrascht. Der Pfad entpuppte sich nämlich als richtig schöner Wanderweg; mal durch dichteren Wald,



          mal durch lichteren Wald, wo sich schon erste Ausblicke auftaten.



          Man kam am Grab eines englischen Soldaten vorbei und erfuhr auf Informationstafeln Interessantes über die Gegend. So z.B. das Raphamn noch vor Otta besiedelt wurde (im 17. Jahrhundert, im Zusammenhang mit Bergbauaktivitäten), daß die Gegend damals extrem arm an frischem Quellwasser war, daß der letzte Bär der Gegend schon gegen 1800 geschossen wurde, während Wölfe weiterhin den Sennerinnen das Leben schwer gemacht haben.

          In Raphamn stehen zahllose Freizeithäuschen, wobei einige der "Hütten" bei uns als repräsentativer Erstwohnsitz durchgehen würden. Im Gewirr der Fahrwege dort oben habe ich irgendwie den Wanderweg übers Kringsæterfjellet verpasst, so daß ich mich weglos Richtung Holtjønna durchschlug. Das Kringsæterfjellet war die nächste positive Überraschung: beim Blick auf die Karte an Unscheinbarkeit kaum zu übertreffen, bot es doch aufgrund seiner isolierten Lage viele schöne Blicke in die Landschaft; trotz des suboptimalen Wetters.



          Ein erster Blick auf die "Rondane-Riesen":



          Von dem erwähnten See Holtjønna folge ich dem Weg zu den Vålåsjøsætrin hinab, mit sehr schönen Ausblicken.



          Als nächstes folgte ich für ca 2km dem Fahrweg das Nordwestufer des Sees Furusjøen entlang. Schon kurz vor der Straße traf ich 2 Bergläuferinnen, auf dem Fahrweg waren dann ein paar Autos und Bergradler unterwegs, und als ich bei erstbester Gelegenheit rechts auf den Pfad Richtung Glittervika abbog, traf ich einige Wanderer.

          Mit Eintritt ins Glitterdalen traf ich niemanden mehr... und das sollte auch für den ganzen Rest der Tour so bleiben. (Abgesehen von einer Nacht auf Øvre Dørålseter.) Außerhalb der Saison kann man als Freund von Einsamkeit also auch in Rondane auf seine Kosten kommen.

          Für die Nacht war Wind mit 10m/s angekündigt. Einerseits wollte ich noch ein wenig Strecke machen, andererseits wegen des Windes nicht über die Baumgrenze hinaus.
          Das Glitterdalen war zunächst richtig schön zu gehen.



          Die Trasse war großzügig ausgeschnitten; wohl deshalb, weil es im Winter auch eine Loipe ist. Auf Höhe des Ranglartjønna traf ich auf einen großen Rastplatz mit schönen Wiesenflecken, und ich beschloss, hier mein erstes Lager aufzubauen. Bald war die neue Wohnung bezugsfertig.



          Seit dem Einchecken am Flughafen hatte ich Angst, irgendwas wichtiges vergessen zu haben: mein Rucksack wog nämlich nur 16,6 kg, inklusive Zeltausrüstung und Essen für 6 Tage, aber es schien alles nötige dabei zu sein.
          Zufrieden mit dem ersten Tourentag ließ ich mir mein travellunch schmecken und war bald in der gemütlichen Daunentüte.

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          • Fjellfex
            Fuchs
            • 02.09.2016
            • 1255
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [NO] Dann halt Rondane...

            2. Tag: Glitterdalen - Illmannåe, ca 18km

            In der Früh zeigte das Thermometer -3°. Da braucht es ein wenig Überwindung, um den warmen Schlafsack zu verlassen, aber die Aussicht auf einen Kaffee und eine schöne Tour haben mir dann doch Beine gemacht.

            Wenige Minuten nach dem Aufbruch war ich schon an der Verzweigung Rondvassbu/ Ranglartjønna. Ich ging Richtung Rondvassbu, und mit dem wirklich leicht zu gehenden Weg war es schlagartig vorbei. Als erstes wurde man in den Bach geschickt,



            und auch der Rest bis zur Baumgrenze war recht feucht und buckelig und nicht übermäßig ausgeschnitten. Ab der Baumgrenze gab es aber wieder "Autobahn"... und erste Blicke in die Weite.



            Vorübergehend ging es über verbrannte Heide; eine Fläche von der Größe eines Fußballfeldes.



            Und dann kamen wieder die Rondane-Berge in den Blick; einfach herrlich!



            Oberhalb der Baumgrenze erreicht man auch bald die Verzweigung Rondvassbu/ Eldåbu. Ich vermisste einen Wegweiser Richtung Bjørnhollia (dort wollte ich nämlich hin). Auf meiner Uraltkarte war das noch ein markierter Weg; inzwischen aber vom DNT aufgelassen. War aber egal, denn der Weg war wirklich nicht zu verfehlen:



            Steinmänner oder Farbmarkierungen waren aber nicht mehr ansatzweise zu sehen. Hier auf der freien Fläche wehte wieder ein eisiger Wind; zum Glück von hinten. -2° Temperatur bei einem Wind von ca 7m/s gibt laut Tabelle gefühlt -9°.

            Schon nach kurzer Zeit kommt die fremre Gjetarbue in den Blick.



            Bald darauf quert der Pfad den Glitra. Der Wasserstand war aber so niedrig, daß er noch innerhalb der Werftgarantie meiner Meindl lag.



            Wenn man sich dem Eiswind zuwandte, konnte man auch schöne Blicke zurück haben:



            Der Weg war superleicht zu gehen, und zusätzlich angeschoben durch den Wind flogen die Kilometer dahin. Die Navigation stellte keine Herausforderungen: einfach geradeaus auf den Hornflågan zu, und dann kurz vorher nach links zum Musvoldalen abzweigen.



            Hübscher Blick ins nördliche Seitental, mit den Rondvasshøgde im Hintergrund.



            Offenbar wird der Weg auch von Bergradlern benutzt, die dann dabei Dinge verlieren.



            Am oberen Ende des Musvoldalen kam ich dann an einer echten Perle vorbei: der Veslelegret-Hütte.



            Diese Hütte ist verschlossen, aber man kann sie bei der Sel Fjellstyre mieten. Falls ich mich mal für ein paar Tage in einem Hüttchen einmieten will, wäre das echt ein heißer Kandidat.

            Mit dem Schwenk Richtung NO ins Musvoldalen wurde der Wind schwächer, und man hatte mehr Muße, die herrlichen Ausblicke zu genießen.



            Das ganze nochmal, etwas weiter talabwärts:



            Der Weg folgt dem Rücken oberhalb des Tales. Und dann hatte ich eine persönliche Premiere: nach über 5000km im Norden (ok; einige davon im Winter) habe ich tatsächlich meinen ersten Lemming gesehen. Der Bursche hat sich hartnäckig geweigert, fotographiert zu werden, aber ganz ausgekommen ist er dann doch nicht.



            Ansonsten war es in Sachen Fauna auf der Tour nicht so üppig: 3 Rentiere und ein paar ryper (Schneehühner) war alles, was ich zu Gesicht bekam.

            Landeanflug auf Bjørnhollia:



            Der warme Winterraum der Hütte war zwar eine Verlockung, als ich aber noch vor der Brücke über den Illmannåe einen schönen Zeltplatz mit Feuerstelle sah, blieb ich dort.



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            • Pfiffie
              Fuchs
              • 10.10.2017
              • 2024
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              • Meine Reisen

              #7
              AW: [NO] Dann halt Rondane...

              Das sind tolle Fotos und ein schöner Bericht...da wird mir auch wieder ganz warm im Herzen Dankeschön


              PS: Wie kommt das mit den Rens? Ich habe Anfang September / Mitte September auch nicht mehr gesehen, ok vll waren es 5
              "Freiheit bedeutet, dass man nicht alles so machen muss wie andere"

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              • Fjellfex
                Fuchs
                • 02.09.2016
                • 1255
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                • Meine Reisen

                #8
                AW: [NO] Dann halt Rondane...

                @ Pfiffie Danke für die netten Worte. Die Bilder sind übrigens (wie immer bei mir) unbearbeitet. Der einzige Aufwand, den ich manchmal betreibe, ist, vom gleichen Motiv 2 Bilder mit unterschiedlicher Belichtung/ Helligkeit zu machen.

                Was die wenigen Rentiere anbelangt: die "zahmen" Rentiere werden meist ab Anfang September zusammengetrieben (zum Markieren der Kälber/ Trennen der Herden/ zur Schlachtung), und deshalb können manche Gegenden von Rentieren wie leergefegt erscheinen.

                Abgesehen davon bin auch ich gespannt auf Deine Reiseerlebnisse.

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                • Tie_Fish
                  Alter Hase
                  • 03.01.2008
                  • 3550
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                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [NO] Dann halt Rondane...

                  Oh schön! Leider hatten wir letztes Jahr überall 4 Wolken mit Tröpfchen :-(

                  (Ein bisschen die Tiefen hochziehen könntest du schon )
                  Grüße, Tie »

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                  • Fjellfex
                    Fuchs
                    • 02.09.2016
                    • 1255
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                    #10
                    AW: [NO] Dann halt Rondane...

                    @ Tie-Fish: Also bei 4 Wolken mit Tröpfchen wäre es bei mir dann doch eine Hüttentour geworden. Durch den Regen hatschen ist halbwegs ok, wenn man wenigstens am Abend eine warme und trockene Hütte hat.

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                    • Fjellfex
                      Fuchs
                      • 02.09.2016
                      • 1255
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                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [NO] Dann halt Rondane...

                      Ich erhielt eine PN mit einer Frage nach dem Zelt, und da es vielleicht von allgemeinerem Interesse ist, beantworte ich die Frage hier.

                      Ich war mit dem MSR access 1 unterwegs und eigentlich sehr zufrieden. Ich bin 1,87 groß und von der Länge war das Zelt gerade ausreichend; drinnen hat man über einen Meter Höhe: da kann ich noch drin sitzen; ein großes Plus gegenüber vielen anderen Zelten.

                      Probleme mit Kondens gab es nicht mal ansatzweise. Den Eingang des Innenzeltes hatte ich immer offen, und den Eingang des Außenzeltes "auf Luke"; in Kombination mit dem meist vorhandenen leichten Wind war damit für ausreichende Ventilation gesorgt.

                      Erfahrungen bei Sturm und Dauerregen mit dem Zelt habe ich noch nicht; kann somit auch nichts dazu sagen.

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                      • vobo

                        Dauerbesucher
                        • 01.04.2014
                        • 719
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                        #12
                        AW: [NO] Dann halt Rondane...

                        Gratulation zum 50.! Und weiterhin viel Freude bei solchen Touren - bin gespannt wie oft Du das Wetterglück Ende September so herausfordern kannst.

                        Hast Du die Anreise erst kurzfristig gebucht? Oder bist Du einfach früher aus dem Nachtzug ausgestiegen?

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                        • Fjellfex
                          Fuchs
                          • 02.09.2016
                          • 1255
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                          #13
                          AW: [NO] Dann halt Rondane...

                          3. Tag: Illmannåe - Øvre Dørålseter, ca 22km

                          Am nächsten Morgen machte sich meine Blase ziemlich früh bemerkbar... und so kam ich gerade rechtzeitig zu einer interessanten Morgenstimmung:



                          Ich war ohnehin schon eher wach, da selbst an meinem geschützten Platz gelegentlich Böen an meinem Zelt rüttelten.
                          Der Plan für den Tag war, via Langglupdalen zur Øvre Dørålseter zu gehen.
                          Gleich hinter meinem Zeltplatz ging es über den wild rauschenden Illmannåe:



                          Wenigstens hier gab es noch ein Hinweisschild Richtung Mysuseter zum inzwischen nicht mehr markierten Weg:



                          Oberhalb des Myldingsgjelet zweigt der Fußweg bald von der Versorgungsstraße nach Bjørnhollia ab.



                          Hier war man wieder in ungeschütztem Gelände und VOLL im Wind. Trügerische Momente der Windstille wechselten mit absoluten Monsterböen ab.
                          Sowas hatte ich wirklich noch nicht erlebt. Um nicht aus den Schuhen geblasen zu werden, ging ich mehrmals auf die Knie "in Deckung". Und ich fragte mich natürlich, ob es unter diesen Umständen eine gute Idee sei, weiter hinauf ins "alpine Herz" Rondanes zu steigen. Für einen Moment erwog ich eine Route weiter östlich; den Atna nach Norden folgend, mich die Baumgrenze entlang hangelnd.

                          Allerdings versprach das Langglupdalen viele interessante Panoramen....



                          Na ja; wenigstens bis zur Brücke über den Langglupbekken wollte ich es probieren. Bei der Tour im allgemeinen und beim Abstieg zur Brücke im besonderen gab es einige vereiste Passagen:



                          Diese Stellen waren aber immer zu umgehen, und außerdem hatte ich für solche Fälle Grödel dabei.

                          Mit weiterem Vordringen in das Tal schob sich das Rondslottet, der höchste Rondane-Gipfel, in den Blick:



                          Schon ein toller Berg...



                          Inzwischen hatte sich die Natur des Windes gewandelt: nicht mehr der Wechsel aus Windstille und Monsterböe, sondern ein konstanter, wenngleich immer noch unangenehmer Luftzug, und so beschloß ich, die Etappe wie geplant fortzuführen.
                          Und das sogar vitamingestärkt; ein paar wenige Blaubeeren gab es noch:



                          Das interessante an der Etappe waren die sich ständig verschiebenden Ausblicke; weiter oben kam schon die Passhöhe zum Vorschein.



                          Kurz darauf war ich beim Abzweig zum Rondslottet. Bei "ruhigem Herbstwetter" hatte ich erwogen, in der Nähe zu zelten und mit leichtem Gepäck den Gipfel zu ersteigen, aber von ruhigem Wetter konnte keine Rede sein. Apropos zelten: droben im Fjell war der Boden vielerorts schon richtig hart gefroren, so daß die Verankerung des Zeltes nicht so einfach gewesen wäre. Ich hatte zwar zusätzlich zu den Originalheringen noch einen Satz Erdnägel dabei, aber trotzdem...



                          Ein weiteres Stündchen später war ich auf dem Pass und froh, daß ich nicht mehr bergauf mußte. Da der Pfad auch im Abstieg einen Bogen beschreibt, gab es auch auf dieser Seite den netten Effekt sich ständig verschiebender Panoramen.



                          Der Bergdalsbekken begann, sich in sein Winterkleid zu hüllen.



                          Hinter einer Moräne fand ich eine windgeschützte Stelle für eine längere Rast; mit Blick auf die Rondslottet-Nordseite.



                          Beim weiteren Abstieg wurde ich gewahr, daß der DNT die Route mal wieder umgelegt hatte: gingen wir 1991 noch auf der Westseite des Bergdalen entlang, verlief die Route nun an der Ostseite - sehr zum Vorteil: dort hat man nämlich schönere Blicke in den kleinen Canyon des Bergdalbekken.



                          Bei der Namensgebung für die Gipfel nördlich des Dørålen war man nicht sonderlich kreativ: sie werden lediglich als die "häßlichen Höhen" (Stygghøin) bezeichnet... dabei finde ich sie gar nicht so häßlich.



                          Kurz vor Dørålseter wird der Fluß auf einer Brücke gequert aus der Kategorie "einige Tritte weggebrochen, und die verbliebenen nicht übermäßig vertrauenserweckend":



                          Nach 3 Tagen draußen im Wind bei Temperaturen um 0° freute ich mich zur Abwechslung mal auf einen beheizten Raum. Obwohl in Privatbesitz, ist Øvre Dørålseter eine Hütte nach DNT-Prinzip, inklusive DNT-Standartschloß.
                          Die Winterhütte war nicht so übermäßig gemütlich, aber ich war dennoch froh, überhaupt einen Unterschlupf zu haben. Bei meiner Ankunft waren schon 3 Norweger dort; später kamen noch 3 weitere Norweger und ein Deutscher dazu. Das war dann eine richtig nette Runde. Und Gemütlichkeit stellte sich dann doch noch ein, dank des Ofens und der Bewohner.

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                          • Fjellfex
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                            #14
                            AW: [NO] Dann halt Rondane...

                            @ vobo: Ja, da können wir uns gegenseitig zu unseren Touren zum 50. gratulieren.

                            Zur Anreise: ich hatte Flug nach Trondheim gebucht. Außerdem hatte ich "minipris"-Tickets für den Zug; hin nach Mo i Rana und zurück von Dunderland. Letztgenannte Tickets habe ich verfallen lassen; da waren halt 70 Euro futsch, aber das sah ich dann an als zu entrichtende Prämie für besseres Wetter. Von Trondheim habe ich problemlos Platz im Nachtbus Richtung Bergen erwischt, und von Hjerkinn nach Trondheim bin ich mit der Bahn; beides noch schnell 1 Tag vor Abreise gebucht.

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                            • Pfiffie
                              Fuchs
                              • 10.10.2017
                              • 2024
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              AW: [NO] Dann halt Rondane...

                              Zitat von Fjellfex Beitrag anzeigen
                              Abgesehen davon bin auch ich gespannt auf Deine Reiseerlebnisse.
                              Meine Fotos sind leider in RAW aufgenommen, etwa 1700 . Das wird nächstes mal sicher auch unaufwendiger. Aber ich denke es kan bald los gehen, denn soviel bearbeiten tu ich die jetzt nicht. Bissel Schärfe, Farbe, Hell dunkel mehr nicht. Bis auf manchmal wo mein Schatten unten mit drauf ist wenn die Sonne hinter mir war. Bin ja kein Fotograph


                              Aber erst mal diesen tollen Bericht lesen
                              "Freiheit bedeutet, dass man nicht alles so machen muss wie andere"

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                              • Fjellfex
                                Fuchs
                                • 02.09.2016
                                • 1255
                                • Privat

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                                #16
                                AW: [NO] Dann halt Rondane...

                                4. Tag: Dørålseter - Grimsdalen, ca 13km

                                Schon am Vorabend hatte es angefangen zu regnen, und auch in der Früh gingen teils kräftige Schauer nieder.
                                Bei Dørålseter gab es Mobilfunknetz, und somit auch einen aktuellen Wetterbericht, welcher besagte: bis zum Mittag Schauerwetter bei Wind aus NW mit 9m/s; ab Mittag rasche Wetterbesserung, allerdings bei Wind bis 15m/s.

                                Eigentlich bin ich Frühaufsteher, und bei schönem Wetter kann ich es kaum erwarten den Rucksack zu schultern und loszuziehen, bei diesen Aussichten gönnte ich mir jedoch ein paar Extrarunden Kaffee und Kekse und erfreute mich noch an der warmen Stube.

                                Auf der 1991er Tour mit den Kumpels bin ich von Dørålseter nach Grimsdalshytta, und von dort nach Hjerkinn. Ich hatte noch 3 Tage übrig und wollte heuer irgendeine andere Route wählen. Eigentlich wollte ich zunächst Richtung WSW (Høvringen), und dann bei Dørålsflye oder Vasskjelet über die Berge nach Norden abdrehen, aber bei dem starken Wind zog ich es doch vor, etwas östlich der damaligen Route, in tiefergelegenen und geschützteren Regionen, zu machen.

                                Also ging es erst einmal auf dem Fahrweg nach Nordosten, mit schönen Blicken zurück



                                und voraus.



                                Hinter den Dørålstjørnin verließ ich den Fahrweg. Laut Karte sollte hier ein unmarkierter Weg Richtung NW beginnen und nach ca 2km bei einer Hütte enden, und genauso war es dann auch.

                                Der See mit den beiden östlichsten der "häßlichen Höhen".



                                Und mit den Rondanegipfeln. Die Schaumkronen auf dem Wasser belegen, daß es wirklich ordentlich geblasen hat.



                                Als ich bei der Hütte ankam war ich wieder in geschützerem Gelände und habe dies gleich zu einem Päuschen auf der Bank vor der hübschen (leider verschlossenen) Hütte genutzt.



                                Von der Hütte ging es weglos weiter nach Norden - endlich. Das weglose Gehen war bisher etwas zu kurz gekommen, dabei ist es doch eigentlich die "Königsdisziplin" des Fjellwanderns: sich einen Weg durchs Gelände zu suchen, nicht so genau wissend, was einen erwartet und wo man landen und am Abend sein Zelt aufbauen wird....

                                Zunächst einmal war Rentierflechte angesagt. Eigentlich ein schöner weicher Teppich, aber mit Geröll darunter. Man muß seinen Fuß vorsichtig setzten, da man nicht weiß, in welche Richtung der Fuß abknicken wird.



                                Immerhin hatte man so Übersicht über das Gelände und kam langsam, aber stetig voran. Ich hielt mich links/ oberhalb des Talgrundes, um die dort verzeichneten Moore zu vermeiden.

                                Später kam zum Flechtenteppich größeres Blockwerk dazu.



                                Hier gab es dann auch eine Art von "Begegnung": auf einmal kam in ca 20m Abstand ein Jagdhund (angetan mit leuchtfarbener Weste) quer zu meiner Richtung dahergesaust, ohne mich sonderlich zu beachten. Kurz darauf sauste er wieder zurück. Später habe ich dann noch seinen Jägermeister rufen und pfeifen gehört, aber nicht gesehen.

                                Nach dem Flechtenblockwerk gab es etwas Wald, und dann eine angenehm zu gehende Moräne.



                                Der Høgronden erinnerte mich ein wenig an das Matterhorn, wenn man es etwas westlich von Zermatt aus betrachtet:



                                Auf Höhe des Haverdalsmunnen stieß ich schließlich auf das Haverdalen.



                                Jetzt wurde es spannend: ich mußte/ wollte nämlich über den Haverdalsåe. Noch einen steilen Moränenhang hinabkraxeln, und ich war am Ufer.



                                Das Wasser gut knietief bei einer ziemlichen Strömung... nicht unmöglich, aber ich hoffte, eine bessere Stelle finden zu können. Aber in welche Richtung? Die sichere Variante wäre die Brücke gut 2km flußaufwärts gewesen, aber da wäre ich etwas vom Kurs abgekommen. Also flußabwärts. Es gab sogar einen Pfad das Ufer entlang. Man kam an den Resten eines ca 2x2m großen Bauwerkes vorbei... was das wohl mal war?



                                Der Haverdalsåe verschwand kurz in einem Canyon, an dessen unterem Ende es diesen Blick gab:



                                An der Biegung im Hintergrund gab es kein Weißwasser und das Bachbett war breit - vielleicht ging es dort? Genau so war es dann. Das Wasser maximal knietief bei geringer Strömung, und gar nicht so kalt wie befürchtet. Nach der Furt waren die Füße angenehm belebt.



                                Als nächstes visierte ich den unmarkierten Pfad an, der in einigem Abstand auf der nördlichen Seite des Baches verläuft. Letzterer passiert ein auf der Karte verzeichnetes Hüttchen (Bruvollbue), und genau dort wollte ich rauskommen. Ich peilte die entsprechende Höhenlinie an und ging weiter nordwärts... und zu meiner freudigen Überraschung ging der Plan auch auf.



                                Wie man auf dem Bild sehen kann, ist der Eingang gerade mal so hoch wie mein Rucksack. Trotzdem ist das Hüttchen akzeptabel. Es gibt Pritschen für maximal 3 Personen und ein kleines Öfchen (aber kein Holz). Falls es gewindet und geschüttet hätte, wäre ich wohl lieber hier als im Zelt gewesen, aber ich setzte den Weg dann doch dem Pfad entlang fort. Dieser war leicht zu finden und gut zu gehen. Ca 2km nördlich des Hüttchens kommt man an einem See vorbei.



                                Ich hätte ja gerne an dem Ufer mein Zelt aufgebaut, aber auf der freien Fläche ging der Wind (und auf Gipfelniveau fetzten die Wolken nur so daher), und so zog ich gut 200m weiter, in den Windschatten einer Moräne sowie einiger Bäume.

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                                • evernorth
                                  Fuchs
                                  • 22.08.2010
                                  • 1836
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                                  #17
                                  AW: [NO] Dann halt Rondane...

                                  Herrlich! Nach Rondane ging meine erste Trekking - Tour in NO überhaupt. Höhepunkt war die Besteigung des Rondslottet über den Vinjeronden mit großartigen Ausblicken - allerdings mitten im Sommer.
                                  Seitdem war es um geschehen - Norge - Infected.
                                  Lange her, deshalb toll, in diesen wunderbaren Nationalpark noch einmal einzutauchen......Vielen Dank
                                  für´s Mitnehmen.
                                  My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                  • Fjellfex
                                    Fuchs
                                    • 02.09.2016
                                    • 1255
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                                    #18
                                    AW: [NO] Dann halt Rondane...

                                    Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                    Nach Rondane ging meine erste Trekking - Tour in NO überhaupt.
                                    Seitdem war es geschehen - Norge - Infected.
                                    Hey, da haben wir beide ja die gleiche "Krankenakte".

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                                    • Fjellfex
                                      Fuchs
                                      • 02.09.2016
                                      • 1255
                                      • Privat

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                                      #19
                                      AW: [NO] Dann halt Rondane...

                                      5. Tag: Grimsdalen - Storlie, ca 21km

                                      Ex oriente lux.



                                      Und dieses Licht sollte dann Zeuge einer weiteren spannenden Passage werden: etwa 1km nördlich von meinem Lagerplatz stand nämlich die Querung des Grimsa-Flusses auf dem Programm.
                                      Die gestrige Querung des Haverdlasåe hatte sich ja als wellnesshafte Pfarrer-Kneipp-Gedächtnisaktion erwiesen. Der Grimsa war allerdings eine Nummer größer. Als sichere Variante gab es ja die Brücke etwa 10km flußaufwärts bei der Grimsdalshytta. Recherchen auf norgeskart.no ergaben dann noch zwei weitere vermeintliche Brücken: ca 5km flußabwärts, bei der Austre Stakkosætre, sowie noch näher keine 2km flußaufwärts. Allerdings konnte ich mir nicht vorstellen, daß der schöne Weg, auf dem ich mich gerade befand, abrupt vor einem unüberwindlichen Hindernis enden sollte, und so steuerte ich die Furt an.

                                      Ich wurde nicht enttäuscht:



                                      Das sah ja total lässig aus! Die Strömung minimal, und das Wasser noch nicht mal knietief. Da brauchte ich nicht mal die Hose auszuziehen; ein Hochkrempeln der Beine würde genügen.
                                      Also rein in die Crocs, und hinüber gelustwandelt.
                                      Von wegen Lustwandel!
                                      Das Wasser fühlte sich an wie verflüssigtes Eis. Ca 15m Furt genügten, um meine Füße in eine Mischung aus stechendem Schmerz und Taubheitsgefühl zu verwandeln.
                                      Drüben habe ich erst mal ein Weilchen meine Füße gerubbelt, um wieder Leben hineinzubekommen.



                                      Aber immerhin: ich war drüben.

                                      Mein nächstes Zwischenziel war die Grimsdalsgruvehytta, etwa 4km Luftlinie im N. Diese Hütte war bei ut.no als Übernachtungsmöglichkeit gelistet. Beim Punkt Nøkkel gab es keine Information; ich wußte also nicht, ob die Hütte verschlossen war, und wenn ja, mit welchem Schlüssel man sie öffnen konnte.

                                      Zunächst folgte ich dem Grimsdalsvegen nach Norden. Von der Straße aus sah ich, daß die vermeintliche Brücke eine tatsächliche war.



                                      Da hätte ich mir die Eisfurt auch sparen können. Eine weitere Episode für die Kategorie "schlecht für die Moral, aber gut für´s Training".

                                      Dann bog ich ab auf den Weg zur Tollevshaugen-Alm hinauf. Die Aussichten wurden immer schöner.





                                      Die Alm ist ein Aussichtsbalkon, von dem man ein 180°-Panorama über Rondane sowie das obere Grimsdalen hat.



                                      Hier gab es außerdem (wie an Tag 1 bei Raphamn) einiges an interessanten Informationen.
                                      So erfuhr man z.B., daß die Alm nicht nur während der kurzen Sommersaison bewohnt war, sondern (wie viele Almen der Gegend) ganze 6 Monate lang, von März bis Oktober. Das geerntete Futter wurde nicht weiter hinab ins Tal zu den Höfen geschafft, sondern auf der Alm gelagert, um die Tiere in der Zeit füttern zu können, in der noch Schnee lag.

                                      Außerdem gab es einen Lehrpfad/ Rundwanderweg, wo an einigen Stationen wissenswertes vermittelt wurde, hauptsächlich bergbaubezogen, denn auch hier wurde mehrmals zwischen 1750 und 1950 nach Erz gebuddelt, allerdings mit nur mäßigem Erfolg.

                                      Oberhalb der Alm, hinter dem Sattel, kam dann bald die Grimsdalsgruvehytta in den Blick.



                                      Für den Fall, daß die Hütte zugänglich war, hatte ich vor, dort eine längere Rast einzulegen, inklusive Ofen einheizen und Mittagessen kochen. Die Hütte war dann leider zu. Pech gehabt.
                                      Direkt neben der Hütte gab es einen Förderturm zu bewundern.



                                      Na gut, also ohne große Rast weiter. Um mir einen Überblick über das Gelände zu verschaffen, bestieg ich die Höhe westlich der Hütte, auf einem Pfad, der zunächst etwas nach Norden ausholt. Droben traf ich wieder auf den Lehrpfad. Bei der Station Nummer 7 (Rentierfanggrube)



                                      bog ich ab, in ein zunächst nicht so wanderfreundliches Gelände:



                                      Zunächst ging es steil bergab, in der Senke warteten dann kleine Felsriegel quer zur Marschrichtung mit Wasser dazwischen, und gegenüber ging es recht steil durch mitteldichten Wald bergan. Weiter oben gab es aber eine Moräne, auf der ich lustwandlerisch mein nächstes Zwischenziel anvisieren konnte: die Nysætrin-Almen, etwa 6km im NW.
                                      Es war dann wie erwartet: die Querung der Senke sehr mühselig, der Moränenrücken (auf ca 1080m) dafür aber umso angenehmer zu gehen, sogar auf einem Pfad. Der Wiesenhang von Nysætrin kam schnell näher.



                                      Nach Querung der Bäche des Dagdyljudalen war der Wegverlauf nicht mehr so eindeutig, aber ab hier war es nicht mehr weit zum markierten Weg, der von der Grimsdalshytta nach NO nach Sletten führt, vorbei an Nysætrin. Während Nysætrin immer näher kam



                                      zog der Himmel immer mehr zu und einzelne Schneeflocken tanzten durch die Luft. Zeit so langsam sich nach einem Lagerplatz umzuschauen. Wegen des Windes mußte man aber wenigstens noch unter die Baumgrenze. Ich hoffte bei der Storlihovda (die auf meiner Uraltkarte noch Sæterkollen hieß) was zu finden. Der Wald dort war aber entweder zu licht, oder es gab keinen ansprechenden Stellplatz, oder es fehlte an Wasser. Also noch weiter abgestiegen.



                                      Ich war dann wenigstens so schlau, bei Querung eines Baches gleich meine Trinkblase mit 1,5l zu füllen: das sollte bis morgen früh reichen. Noch weiter unten, auf etwa 900m Höhe, wo ein anderer Pfad quert (der im Winter Loipe ist), fand ich einen akzeptabeln Platz.



                                      Dieser Platz wartete dann noch mit einer Besonderheit auf: absoluter Stille! Bisher auf der Tour hatte fast immer der Wind gerauscht, und wenn nicht der Wind, dann ein Bach.
                                      In dieser Stille hörte ich dann noch später, kurz vor 8, als es schon fast finster war, wie sich ein Wesen zögerlichen Schrittes meinem Zelt näherte. Ich habe daraufhin etwas Geräusch produziert, worauf dann dieses Wesen mit dumpfem Hufgetrappel die Flucht ergriff.
                                      Ich tippe mal auf einen Elch.
                                      Vielleicht hat ja schon die Tage zuvor so manches wilde Tier an meinem Zelt geschnüffelt, und ich habe es wegen des Geräuschpegels nicht registriert. Diese Tiere werden dann wohl aber bei der Witterung meiner Socken gedacht haben: "Wenn der Typ so schmeckt wie er riecht, dann kann ich drauf verzichten."

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                                      • Fjellfex
                                        Fuchs
                                        • 02.09.2016
                                        • 1255
                                        • Privat

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                                        #20
                                        AW: [NO] Dann halt Rondane...

                                        6. Tag: Storlie - Hjerkinn, ca 22km

                                        Auch der letzte Morgen begann frostig. Normalerweise wird es im dichten Wald nicht ganz so kalt, wie auf freier Fläche, aber in der Früh war auch der Waldboden hart gefroren.
                                        Vom Wetter hatte ich mir nicht übermäßig viel erhofft, und somit geplant, lediglich den Wanderweg das Tal hinaufzugehen, Richtung Hageseter und Hjerkinn.
                                        Es war dann aber doch ziemlich freundlich. Wenn sich der Wald mal lichtete, gab es gleich schöne Ausblicke:





                                        Ob man bei dem schönen Wetter nicht doch noch einen Abstecher ins Fjell machen sollte? Als in der Nähe von Gravbekklii die schneebedeckte Pigghetta hinabgrüßte, war dann klar: so ein Wetter muß einfach ausgenutzt werden! (Wind hin oder her; an ihn hatte ich mich inzwischen gewöhnt.)



                                        Ich folgte also dem Fahrweg hinauf zu seinem oberen Ende. Dort sollte ein unmarkierter Pfad Richtung SW beginnen; hinauf zur Veslskaret-Scharte und noch weiter zu einer Hütte zwischen den Veslhjerkinntjønnin. Dieser Pfad war dann auch leicht zu finden. Am Anfang hielt er einige matschige Passagen parat, aber der Matsch war glücklicherweise auch gefroren.



                                        Je höher man stieg, desto mehr setzte sich die Pigghetta in Szene.



                                        Ich hatte zwei Varianten angedacht: entweder nach Erreichen der ersten Anhöhe nach Norden, westlich am Hardbakken vorbei, und wieder ins Tal zurück, oder den Pfad weiter hinauf in die Scharte und weiter nach Westen zum markierten Pfad Grimsdalshytta - Hageseter.
                                        Der Pfad war richtig schön zu gehen, und da auch das Wetter versprach zu halten, wählte ich letztgenannte Variante.
                                        Bei dem folgenden Bild (Blick zurück) bin ich schon recht weit oben; der Berg ohne Schnee ist der Hardbakken.



                                        Kurz vor der Scharte kam ich an einem recht mitgenommenem Hüttchen vorbei.



                                        Ein kurzer Blick hinein in die offene Behausung war nicht übermäßig einladend, bei richtig üblem Wetter wäre man vielleicht aber doch froh, hier eine bescheidene Zuflucht zu finden.

                                        Hinter der Scharte bot sich dann dieser Blick:



                                        Eigentlich sollte der Pfad geradeaus weiter gehen, zu einer Hütte zwischen den Seen. Ich sah jedoch keinen Pfad, sondern kam in immer buckeligeres und nasseres Gelände. Ich schwenkte dann nach links/ Süden, um besser voranzukommen.
                                        Eine andere Hütte kam dabei in den Blick, und die visierte ich an.



                                        War aber auch verschlossen; eh klar.

                                        Kurz hinter der Hütte traf ich aber auf einen guten Pfad, der mit Steinmännchen markiert war und genau in die Richtung führte, in die ich wollte: nach W zu dem erwähnten markierten Pfad. Blick zurück, nördlich von Punkt 1353:



                                        Dieser Pfad leitete mich dann tatsächlich gut hinüber zu dem schon von 1991 her bekannten Weg. Eine Stunde später kamen dann Hageseter und Hjerkinn in den Blick.



                                        Erinnerungen an damals wurden wach.



                                        Man kann es auf dem Bild vielleicht erahnen: ich war damals in 100% Baumwolle unterwegs. Der Kumpel (rechts im Bild) war wenigstens jackentechnisch schon einen Schritt weiter.

                                        Kurz vor Hageseter traf ich dann tatsächlich mal auf andere Wanderer. Das war ja absolute Rarität auf der Tour.

                                        Hageseter hatte noch offen.



                                        Also ging ich zur Rezeption und erzählte, daß ich vom Gebirge komme und den Nachtzug nehmen will - ob ich hier mal duschen könne? Diesem Ansinnen wurde freundlich stattgegeben. Drunten im Keller gab´s dann für 10 NOK 5 min warmes Wasser - was für eine Wohltat. Einen letzten Gruß hatte das Fjell noch parat: mein Duschgel in dem winzigen Fläschchen war nämlich angefroren. Frisch geduscht gönnte ich mir dann in der Cafeteria noch ein Stück saftige Rüblitorte.



                                        Die letzten 4km nach Hjerkinn waren in etwa so, wie ich sie dunkel in Erinnerung hatte: bis zur E6 schön zu gehen, danach aber etwas feucht und nervig. Wenigstens gab es nette Blicke zum Hjerkinnsdammen



                                        und zur Eysteinkyrkja.



                                        Und dann war ich dort.



                                        Der Wartesaal war richtig feudal.



                                        Hier würde ich es gut aushalten können. Als am Abend gegen 8 die Stationsvorsteherin kurz vorbeischaute, war ich der einzige Gast. Sie fragte mich, ob ich hier übernachten wolle. Ja, das wollte ich, ich wollte nämlich den Zug kurz nach 4 nach Trondheim nehmen. Sie sagte, daß das ok sei, ich solle bloß meinen Kocher nicht anschmeißen, da sonst der Feueralarm losgehen könnte. Und dann fragte sie mich noch, ob sie mir Kopfkissen und Decken bringen sollte. Huch, wie nett, aber nein danke: ich habe ja Isomatte und Schlafsack. Sie wünschte mir dann eine gute Nacht.
                                        Kurz darauf kam sie aber nochmal vorbei und brachte mir eine Tasse heißen Tee.
                                        Da fragte ich mich schon, wie erbarmungswürdig mein Erscheinungsbild wohl sei....
                                        Egal; der netten Stationsvorsteherin jedenfalls ein herzliches "vergelt´s Gott!"
                                        Und der herrlichen Bergwelt Norwegens einmal mehr

                                        TAKK FOR TUREN!
                                        Zuletzt geändert von Fjellfex; 09.10.2018, 09:13.

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