AW: [FR] [ES] [AND] Pyrenäen - HRP "light"
Freitag, 10.8.2018 (32. Tag)
Pla de Boet -> Pla de l´Estany über Col de Baiau und Comapedrosa
15 km /1250 \1050
8 Std. unterwegs
Ich wollte versuchen, mit Jan um 7:30 Uhr aufzubrechen zur Port de Baiau.
Aber schon beim Aufstehen zieht es noch so doll im Oberschenkel, dass ich das lieber lasse.
Ich beschließe, lieber ganz langsam alleine Richtung Pass zu steigen, ohne Jan den ganzen Tag auszubremsen.
Vielleicht muss ich ja auch unterwegs umdrehen, wenn es nicht geht.
Wir verabschieden uns herzlich.
Hey, danke, du warst ein prima Wanderkumpel!!!
Alles Gute für deinen weiteren Weg ans Mittelmeer!
Schade, dass wir nicht zusammen weiterlaufen können.
(Jan wird es in rund 2 Wochen bis ans Mittelmeer schaffen!
Er hat von seiner Tour ein kleines, feines Video zusammengestellt.)
Es ist noch ziemlich neblig, sieht aber dennoch nach einem guten Tag aus.
Als Jan losläuft, beginnt es jedoch erstmal zu regnen.
Ich krieche in den Schlafsack zurück und bin frustriert.
Ich will auch weiter!
Ich koche noch einen Tee, dehne, massiere und beheize meinen Oberschenkel noch ein wenig.
Schließlich bessert sich das Wetter und meine Laune und ich packe ein und mache mich langsam und vorsichtig auf den Weg.
Bergauf läuft es sich erstaunlich gut und zwickt erfreulich wenig.
Sehr gut, das macht Hoffnung!
Es ist ziemlich frisch, bis auf die Daunen- und die Regenjacke habe ich so ziemlich alles an.
Erste Sonnenstrahlen fallen auf die Pla de Boet, wo wir gezeltet haben.
Ein wunderschöner Pfad steigt Stufe um Stufe das Gelände hinauf.
Blick zurück
Schließlich erreiche ich die Refugi de Baiau, wieder eine Blechdose in großartiger Landschaft.
Jetzt wird es noch einmal spannend.
Ton Joosten schreibt, "the climb to the Port de Baiau is by no means easy" und bewertet die Etappe mit 1, schwierig.
Der letzte Aufschwung sei "extremely steep on loose scree slope, take great care".
Zuerst geht es runter zum Estany Baiau.
Bergab meldet sich sofort heftig mein Oberschenkel.
Ich denke an den langen Abstieg vom Pass aus und fürchte Böses ...
Einmal aufgeweckt, tut er jetzt auch bergauf weh. Mist!
Aber nicht so doll wie runter.
Also los. Erst geht es über Gras, dann über Geröll hoch, bis ich die steile Schuttrinne erreiche.
Jo, steil ist die schon. Aber nicht dramatisch. Es geht sogar ein Pfad in engen Serpentinen rauf.
(Hier geht auch der GR11 rüber.)
Hoch ist eh einfacher als runter, und die Latte vom Col de Lia bleibt unverrückt.
Am Pass angekommen!
Hier verläuft die Grenze zu Andorra!
Ich hab´s bis hier geschafft!
Oben treffe ich einen Spanier, der mir erzählt, dass im Tal um die Pla de Boet, wo wir letzte Nacht gezeltet haben, etwa 50 Braunbären leben.
50? Da habe ich mich bestimmt verhört, so viele gibt es doch in den ganzen Pyrenäen nicht.
Spanisch kann ich noch viel weniger als Französisch, und sein Englisch war auch nicht so gut.
Vielleicht 15?
Die Bären sind in den Pyrenäen ein umstrittenes Thema.
Immer wieder haben wir Plakate und Graffitis für und wider die Bären gesehen.
Der Abstieg ist an sich leicht.
Keine Schneefelder mehr.
Für meinen Muskel krame ich mein Merino Langarm raus, binde es mir feste um den Oberschenkel
und verknote es mit den Ärmeln. Wie eine Bandage oder Kompresse.
Und wahrscheinlich ist die zusätzliche Wärme auch nicht verkehrt.
Ob´s geholfen hat, weiß ich nicht. Wahrscheinlich nur psychologisch.
Jedoch sind die Schmerzen beim Abstieg nicht so heftig wie gestern.
Ich mache aber auch wieder ganz langsam und finde nach und nach heraus,
welche Bewegungen gut und schlecht sind.
So geht es dann ohne zu großes Reißen.
Am Estany Negre quere ich noch ein paar kleinere, harmlose Schneefelder.
Zur Refugi de Comapedrosa steige ich nicht hoch.
Ich hätte zwar gerne einen Cafe con leche getrunken und den Wetterbericht für die kommenden Tage abgerufen, aber die zusätzlichen Höhenmeter erspare ich meinem Bein.
Außerdem würde mich das ziemlich viel Zeit kosten und ich habe mich noch nicht entschieden, wohin ich heute laufen will.
Durch ein schönes, enges Tal geht es an einem Bach entlang, der aber meist tief unter mir fließt, noch einmal 500 Hm hinunter.
Beim Abstieg begegnet mir rennend ein junger Mann, der mich fragt, ob ich eine Frau mit einem lila Shirt gesehen habe.
Nein, habe ich nicht, vielleicht ist sie auf der Hütte ...
Er rennt auf die Hütte rauf.
Kurze Zeit später kommt er wieder an mir vorbei gerannt, mit der lila Frau, die hinter ihm her rennt.
Nach einer Weile kommt er mir bergauf wieder entgegen.
Ich frage ihn, ob er noch eine Frau verloren hat.
Er lacht, und meint dann genervt, seine lila Begleiterin sei so langsam, er würde noch einmal zur Hütte rauf und wieder runter laufen, damit er nicht ewig auf sie warten müsse.
Gut, dass der nicht mit mir unterwegs ist ...
Ich komme irgendwann am Ende des Pfades an eine Brücke und kurz danach auf eine Schotterpiste.
Hier muss ich mich nun entscheiden.
Ich kann nach rechts runter ins Tal steigen und die Tour beenden
Oder ich kann links einen steilen, erodierten, grobkieseligen Fahrweg hinaufsteigen und die Tour auf der HRP bis El Serrat fortsetzen.
Ich frage meinen Oberschenkel.
Wir haben uns beim Abstieg heute ganz gut arrangiert. Es war besser als gestern.
Also, rauf da!
Noch einmal 300 Hm Anstieg, erst auf dieser nicht besonders angenehmen, steilen Piste, zum Schluss über Wiese.
Um kurz vor 6 erreiche ich die Pla de l´Estany.
Was für ein herrlicher Platz!!!
Etwas oberhalb steht eine Refugi, in der offensichtlich auch ein Mensch ist.
Doch ich bin der einzige Zelter auf dieser wunderschönen Wiese zwischen den Bächen.
Ich bin riesig froh hier zu sein!
Bevor die Sonne hinter dem Berg verschwindet, genieße ich noch die letzten Strahlen. Soooo schön!
Beim Abendessen trifft es mich dann wie kleiner Schock!
Das wird ja nun meine letzte Nacht im Zelt sein. Zumindest für diesen Sommer
Durch die Vollbremsung mit dem Bein ist l´Ho-p-l´A jetzt definitiv nicht mehr drin.
2 Etappen in 3 Tage werde ich so nicht schaffen.
Egal, mein ursprünglicher Plan war ja auch, nach El Serrat zu kommen.
Jetzt habe ich viel zu viel Essen dabei und werde früher als geplant in El Serrat ankommen und aussteigen.
Ich kann also morgen gnadenlos ohne Rücksicht auf Rationierung alles aufessen, was ich noch habe.
Besonders die Tages-Snacks. Klasse!
Und ich koche mir einige zusätzliche Liter Tee, denn Gas habe ich auch zu viel.
Meine Shorts, die in Hendaye noch recht bequem, aber eng, saß, halte ich schon länger mit einem Stück Kordel als Gürtel um den Bauch, um sie nicht zu verlieren.
Einerseits freue ich mich riesig, dass ich diese längste meiner bisherigen Wanderungen bis hierher so gut geschafft habe.
Aber andererseits kann ich mir gar nicht vorstellen, morgen den letzten Tag zu laufen.
Und dann?
Ich hoffe auf "statistisch korrekten" oder sogar späten Wintereinbruch, um die Tour in 2-3 Oktoberwochen zu Ende laufen zu können.
Trotzdem ein eigenartiges Gefühl, so mittendrin einfach aufhören zu müssen, auch wenn es nur eine Unterbrechung sein soll.
Ich hätte vielleicht gerne einen Tag Pause zur Erholung, besonders wohl für den Muskel, aber am liebsten würde ich ewig weiterlaufen ...
Freitag, 10.8.2018 (32. Tag)
Pla de Boet -> Pla de l´Estany über Col de Baiau und Comapedrosa
15 km /1250 \1050
8 Std. unterwegs
Ich wollte versuchen, mit Jan um 7:30 Uhr aufzubrechen zur Port de Baiau.
Aber schon beim Aufstehen zieht es noch so doll im Oberschenkel, dass ich das lieber lasse.
Ich beschließe, lieber ganz langsam alleine Richtung Pass zu steigen, ohne Jan den ganzen Tag auszubremsen.
Vielleicht muss ich ja auch unterwegs umdrehen, wenn es nicht geht.
Wir verabschieden uns herzlich.
Hey, danke, du warst ein prima Wanderkumpel!!!
Alles Gute für deinen weiteren Weg ans Mittelmeer!
Schade, dass wir nicht zusammen weiterlaufen können.
(Jan wird es in rund 2 Wochen bis ans Mittelmeer schaffen!
Er hat von seiner Tour ein kleines, feines Video zusammengestellt.)
Es ist noch ziemlich neblig, sieht aber dennoch nach einem guten Tag aus.
Als Jan losläuft, beginnt es jedoch erstmal zu regnen.
Ich krieche in den Schlafsack zurück und bin frustriert.
Ich will auch weiter!
Ich koche noch einen Tee, dehne, massiere und beheize meinen Oberschenkel noch ein wenig.
Schließlich bessert sich das Wetter und meine Laune und ich packe ein und mache mich langsam und vorsichtig auf den Weg.
Bergauf läuft es sich erstaunlich gut und zwickt erfreulich wenig.
Sehr gut, das macht Hoffnung!
Es ist ziemlich frisch, bis auf die Daunen- und die Regenjacke habe ich so ziemlich alles an.
Erste Sonnenstrahlen fallen auf die Pla de Boet, wo wir gezeltet haben.
Ein wunderschöner Pfad steigt Stufe um Stufe das Gelände hinauf.
Blick zurück
Schließlich erreiche ich die Refugi de Baiau, wieder eine Blechdose in großartiger Landschaft.
Jetzt wird es noch einmal spannend.
Ton Joosten schreibt, "the climb to the Port de Baiau is by no means easy" und bewertet die Etappe mit 1, schwierig.
Der letzte Aufschwung sei "extremely steep on loose scree slope, take great care".
Zuerst geht es runter zum Estany Baiau.
Bergab meldet sich sofort heftig mein Oberschenkel.
Ich denke an den langen Abstieg vom Pass aus und fürchte Böses ...
Einmal aufgeweckt, tut er jetzt auch bergauf weh. Mist!
Aber nicht so doll wie runter.
Also los. Erst geht es über Gras, dann über Geröll hoch, bis ich die steile Schuttrinne erreiche.
Jo, steil ist die schon. Aber nicht dramatisch. Es geht sogar ein Pfad in engen Serpentinen rauf.
(Hier geht auch der GR11 rüber.)
Hoch ist eh einfacher als runter, und die Latte vom Col de Lia bleibt unverrückt.
Am Pass angekommen!
Hier verläuft die Grenze zu Andorra!
Ich hab´s bis hier geschafft!
Oben treffe ich einen Spanier, der mir erzählt, dass im Tal um die Pla de Boet, wo wir letzte Nacht gezeltet haben, etwa 50 Braunbären leben.
50? Da habe ich mich bestimmt verhört, so viele gibt es doch in den ganzen Pyrenäen nicht.
Spanisch kann ich noch viel weniger als Französisch, und sein Englisch war auch nicht so gut.
Vielleicht 15?
Die Bären sind in den Pyrenäen ein umstrittenes Thema.
Immer wieder haben wir Plakate und Graffitis für und wider die Bären gesehen.
Der Abstieg ist an sich leicht.
Keine Schneefelder mehr.
Für meinen Muskel krame ich mein Merino Langarm raus, binde es mir feste um den Oberschenkel
und verknote es mit den Ärmeln. Wie eine Bandage oder Kompresse.
Und wahrscheinlich ist die zusätzliche Wärme auch nicht verkehrt.
Ob´s geholfen hat, weiß ich nicht. Wahrscheinlich nur psychologisch.
Jedoch sind die Schmerzen beim Abstieg nicht so heftig wie gestern.
Ich mache aber auch wieder ganz langsam und finde nach und nach heraus,
welche Bewegungen gut und schlecht sind.
So geht es dann ohne zu großes Reißen.
Am Estany Negre quere ich noch ein paar kleinere, harmlose Schneefelder.
Zur Refugi de Comapedrosa steige ich nicht hoch.
Ich hätte zwar gerne einen Cafe con leche getrunken und den Wetterbericht für die kommenden Tage abgerufen, aber die zusätzlichen Höhenmeter erspare ich meinem Bein.
Außerdem würde mich das ziemlich viel Zeit kosten und ich habe mich noch nicht entschieden, wohin ich heute laufen will.
Durch ein schönes, enges Tal geht es an einem Bach entlang, der aber meist tief unter mir fließt, noch einmal 500 Hm hinunter.
Beim Abstieg begegnet mir rennend ein junger Mann, der mich fragt, ob ich eine Frau mit einem lila Shirt gesehen habe.
Nein, habe ich nicht, vielleicht ist sie auf der Hütte ...
Er rennt auf die Hütte rauf.
Kurze Zeit später kommt er wieder an mir vorbei gerannt, mit der lila Frau, die hinter ihm her rennt.
Nach einer Weile kommt er mir bergauf wieder entgegen.
Ich frage ihn, ob er noch eine Frau verloren hat.
Er lacht, und meint dann genervt, seine lila Begleiterin sei so langsam, er würde noch einmal zur Hütte rauf und wieder runter laufen, damit er nicht ewig auf sie warten müsse.
Gut, dass der nicht mit mir unterwegs ist ...
Ich komme irgendwann am Ende des Pfades an eine Brücke und kurz danach auf eine Schotterpiste.
Hier muss ich mich nun entscheiden.
Ich kann nach rechts runter ins Tal steigen und die Tour beenden
Oder ich kann links einen steilen, erodierten, grobkieseligen Fahrweg hinaufsteigen und die Tour auf der HRP bis El Serrat fortsetzen.
Ich frage meinen Oberschenkel.
Wir haben uns beim Abstieg heute ganz gut arrangiert. Es war besser als gestern.
Also, rauf da!
Noch einmal 300 Hm Anstieg, erst auf dieser nicht besonders angenehmen, steilen Piste, zum Schluss über Wiese.
Um kurz vor 6 erreiche ich die Pla de l´Estany.
Was für ein herrlicher Platz!!!
Etwas oberhalb steht eine Refugi, in der offensichtlich auch ein Mensch ist.
Doch ich bin der einzige Zelter auf dieser wunderschönen Wiese zwischen den Bächen.
Ich bin riesig froh hier zu sein!
Bevor die Sonne hinter dem Berg verschwindet, genieße ich noch die letzten Strahlen. Soooo schön!
Beim Abendessen trifft es mich dann wie kleiner Schock!
Das wird ja nun meine letzte Nacht im Zelt sein. Zumindest für diesen Sommer
Durch die Vollbremsung mit dem Bein ist l´Ho-p-l´A jetzt definitiv nicht mehr drin.
2 Etappen in 3 Tage werde ich so nicht schaffen.
Egal, mein ursprünglicher Plan war ja auch, nach El Serrat zu kommen.
Jetzt habe ich viel zu viel Essen dabei und werde früher als geplant in El Serrat ankommen und aussteigen.
Ich kann also morgen gnadenlos ohne Rücksicht auf Rationierung alles aufessen, was ich noch habe.
Besonders die Tages-Snacks. Klasse!
Und ich koche mir einige zusätzliche Liter Tee, denn Gas habe ich auch zu viel.
Meine Shorts, die in Hendaye noch recht bequem, aber eng, saß, halte ich schon länger mit einem Stück Kordel als Gürtel um den Bauch, um sie nicht zu verlieren.
Einerseits freue ich mich riesig, dass ich diese längste meiner bisherigen Wanderungen bis hierher so gut geschafft habe.
Aber andererseits kann ich mir gar nicht vorstellen, morgen den letzten Tag zu laufen.
Und dann?
Ich hoffe auf "statistisch korrekten" oder sogar späten Wintereinbruch, um die Tour in 2-3 Oktoberwochen zu Ende laufen zu können.
Trotzdem ein eigenartiges Gefühl, so mittendrin einfach aufhören zu müssen, auch wenn es nur eine Unterbrechung sein soll.
Ich hätte vielleicht gerne einen Tag Pause zur Erholung, besonders wohl für den Muskel, aber am liebsten würde ich ewig weiterlaufen ...
Kommentar