[CN] 700 Kilometer durchs Tian Shan Gebirge

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  • geige284
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    • 11.10.2014
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    • Meine Reisen

    #41
    AW: [CN] 700 Kilometer durchs Tian Shan Gebirge

    Hey Bernd,
    mega interessant bis hierher, wenn auch z.T. erschreckend... Ich bleibe auf jeden Fall dabei!

    Wie passt die ganze Überwachung denn damit zusammen, dass man fürs Visum alle Unterkünfte und Flüge buchen und vorlegen muss, in der Praxis dann aber doch eine eigene Route wählen kann? Soweit ich das verstanden habe, brauchst du das Visum nur in dem Moment, in dem du nach China einreist, danach ist es mehr oder weniger egal...

    Checken die Unterkünfte dein Visum nicht und gleichen es mit der "genehmigten" Route ab?

    Nicht, dass ich das gut heißen würde , aber ich verstehe nicht wie man auf der einen Seite alles so kontrolliert und reglementiert, dann aber in der Praxis diese Schlupflöcher zulässt (die vermutlich relativ leicht zu schließen wären?!)

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    • berniehh
      Fuchs
      • 31.01.2011
      • 2402
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      • Meine Reisen

      #42
      AW: [CN] 700 Kilometer durchs Tian Shan Gebirge

      Zitat von Sawyer Beitrag anzeigen
      Sehe ich das auf dem Foto, wo du dein Hostelzimmer markiert hast, richtig, dass dort drei Schwimmbecken im Abstand weniger Meter nebeneinander sind? Wow
      ja das stimmt, aber leider gehörten die nicht mit zum Hostel

      Sah aus wie ein öffentliches Schwimmbad, aber so genau weiss ich es nicht weil ich da nicht drin war.

      Zitat von geige284 Beitrag anzeigen
      Wie passt die ganze Überwachung denn damit zusammen, dass man fürs Visum alle Unterkünfte und Flüge buchen und vorlegen muss, in der Praxis dann aber doch eine eigene Route wählen kann? Soweit ich das verstanden habe, brauchst du das Visum nur in dem Moment, in dem du nach China einreist, danach ist es mehr oder weniger egal...

      Checken die Unterkünfte dein Visum nicht und gleichen es mit der "genehmigten" Route ab?
      Es scheint ne Standardprozedur zu sein Hotelübernachtungen zu buchen und sie danach wieder zu stornieren, weil das die Vorschrift ist um das Visum zu bekommen. Es ist ja auch absolut unrealistisch für drei Monate alles vorzubuchen und das dann auch so einzuhalten.

      Das Visum wird zwar bei jeder Polizeikontrolle abgecheckt und auch beim Einchecken in jedem Hostel geprüft. Aber auf dem Visum steht ja nicht drauf welche Unterkunftsbuchungen man bei der Beantragung vorgelegt hat.
      www.trekking.magix.net

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      • geige284
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        • 11.10.2014
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        #43
        AW: [CN] 700 Kilometer durchs Tian Shan Gebirge

        Zitat von berniehh Beitrag anzeigen

        Es scheint ne Standardprozedur zu sein Hotelübernachtungen zu buchen und sie danach wieder zu stornieren, weil das die Vorschrift ist um das Visum zu bekommen. Es ist ja auch absolut unrealistisch für drei Monate alles vorzubuchen und das dann auch so einzuhalten.

        Das Visum wird zwar bei jeder Polizeikontrolle abgecheckt und auch beim Einchecken in jedem Hostel geprüft. Aber auf dem Visum steht ja nicht drauf welche Unterkunftsbuchungen man bei der Beantragung vorgelegt hat.
        Wie inkonsequent

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        • berniehh
          Fuchs
          • 31.01.2011
          • 2402
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          #44
          AW: [CN] 700 Kilometer durchs Tian Shan Gebirge

          Zitat von geige284 Beitrag anzeigen
          Wie inkonsequent
          sei doch froh
          www.trekking.magix.net

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          • Mika Hautamaeki
            Alter Hase
            • 30.05.2007
            • 3979
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            • Meine Reisen

            #45
            AW: [CN] 700 Kilometer durchs Tian Shan Gebirge

            Zitat von Sawyer Beitrag anzeigen
            Hi Bernie,
            interessanter Bericht.
            Sehe ich das auf dem Foto, wo du dein Hostelzimmer markiert hast, richtig, dass dort drei Schwimmbecken im Abstand weniger Meter nebeneinander sind? Wow
            NA, das ist doch ne Wüstengegend, irgendwie muss das Wasser ja wech
            So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
            A. v. Humboldt.

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            • berniehh
              Fuchs
              • 31.01.2011
              • 2402
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              #46
              AW: [CN] 700 Kilometer durchs Tian Shan Gebirge

              Anreise zum Trekkingstartpunkt

              Es sind knappe 500 Kilometer von Urumqi zu meinem Trekkingstartpunkt, auf einer direkten Route durch die Berge.
              Da ich noch keinen Plan hatte wie ich auf dieser Strecke dorthin kommen soll, es wahrscheinlich auch keine Busverbindungen gibt und ich noch nicht weiss ob trampen funktioniert, entscheide ich mich für eine deutlich längere Anreise: Und zwar über Yining.

              Nach Yining gibt es stündlich Bus- und Zugverbindungen von Urumqi aus. Laut Lonely Planet existiert von Yining aus sogar eine Busverbindung nach Kuqa, die direkt an meinem Trekkingstartpunkt vorbeiführt. Das klingt ja schonmal entspannt.
              Nur leider ist diese Strecke mehr als doppelt so lang, nämlich 1150 Kilometer. Aber was soll´s…..

              Ich nehme den Zug nach Yining, weil Zugfahren in China bequem ist und zudem auch noch deutlich günstiger als der Bus, für umgerechnet 10,50 Euro für die 6 bis 7 stündige Fahrt.

              Yining ist eine Großstadt mit 450.000 Einwohnern nahe an der Grenze zu Kasachstan.
              Viel interessantes gibt’s hier nicht zu sehen, aber es ist ein bequemer Durchreiseort.
              Ich checke mich im Xinjiang Yizhan Hostel ein, eines von zwei Hostels der Stadt, die Ausländer aufnehmen dürfen, für umgerechnet 9,40 Euro die Nacht im 6-Betten Schlafsaal.


              mein Hostel in Yining

              Meinen Trekkingproviant für die ersten 20 Tage habe ich überwiegend aus Deutschland mitgebracht und den Rest in Urumqi besorgt. Muss also nur noch Brennstoff für meinen Kocher suchen.

              Auch in Yining ist tatsächlich kein Benzin zu bekommen. Null Chance!!
              Dann also Gaskartuschen suchen.
              Der Hostel Rezeptionist findet für mich über´s Internet die Adressen verschiedener Outdoorläden heraus und ich mache mich auf dem Weg dorthin. Einige der Läden existieren zwar nicht mehr, aber nach etwas suchen finde ich den ersten.

              Dort wird mir erzählt daß Gaskartuschen in Xinjiang verboten sind!
              Der Laden verkauft zwar Gaskocher, nicht aber die dazugehörigen Kartuschen. Der Verkauf von Kartuschen ist denen gesetzlich verboten worden.
              Die Verständigung ist schwierig da keiner englisch spricht. Per Smartphone Übersetzungsprogramm versuche ich herauszufinden woher man trotzdem welche bekommen kann und sage daß ich sie dringend brauche.
              Da ich keine Ruhe gebe erzählt mir der Verkäufer schließlich daß sein Onkel auch trekken geht und daß man über ihn welche bekommen kann. Er wird angerufen, ich warte eine Stunde bis jemand vorbeikommt, der mir drei Gaskartuschen bringt. Alles etwas dubios, aber immerhin ist das Problem gelöst.
              Mir wird noch gesagt daß ich vorsichtig sein und mich damit nicht von der Polizei erwischen lassen soll.

              Die Kartusche, die ich gestern in Urumqi geschenkt bekommen habe, wurde mir heute morgen bei einer Gepäckdurchsuchung am Bahnhof wieder abgenommen.

              Die beiden Franzosen in Urumqi hatten mir übrigens noch erzählt daß sie irgendwo gelesen hatten daß topographische Karten oder Ausdrucke davon ebenfalls verboten sein sollen. Die beiden waren in der Mongolei trekken aber hier in China reisen sie nur so rum.

              Von Yining sind es noch 480 Kilometer zu meinem Trekkingstartpunkt.
              Leider fahren von Yining keine Busse mehr nach Kuqa, wie im Lonely Planet erwähnt.
              Mit dem Bus geht’s nur bis Nalati (250 km), dann per Sammeltaxi bis Bayanbulak und von dort die restlichen 60 km per Anhalter oder Taxi.

              In meinem Zimmer liegt noch ein Chinese, der mit seinem Geländewagen durch China reist. Er will von Yining weiter nach Kuqa, direkt an meinem Trekkingstartpunkt vorbei und sucht noch Leute, die er gegen Bezahlung mitnehmen kann. Leider nimmt er aber nur Chinesen mit und keine Ausländer, wegen den Ärger den er an den Checkpoints mit den Ausländern bekommt, sagt er.

              Der einzigste andere Ausländer im Hostel war Juan aus Singapur. Er spricht gutes Englisch und reist für zwei Wochen als Rucksacktourist durch Xinjiang.
              Am nächsten Morgen nehmen wir zusammen den Bus nach Nalati, 4 Stunden Fahrt für umgerechnet 5,30 Euro. Mehrere Checkpoints liegen entlang der Strecke, aber kein Problem.

              Nalati ist eine moderne chinesische Kleinstadt in einem breiten Farmlandtal. Juan will das Nalati Grasland besuchen, ein Scenic Area oder Nationalpark, auf jeden Fall ein beliebtes Ziel für chinesische Touristen.


              Nalati

              Sammeltaxis nach Bayanbulak fahren leider erst morgen und Hostels gibt es hier keine, nur teurere Hotels.
              Ein Einheimischer zeigt mir eine Stelle am Stadtrand, wo ich wild campen kann.
              Er heisst Feng und ist begeisteter Motorradfahrer. Er lädt mich zu einer Spritztour ein und ich kann meinen Rucksack solange bei ihm in der Bude lassen.
              Ich dachte wir fahren nur einmal kurz um den Block, aber dann verlassen wir die Stadt und fahren 20 bis 30 Kilometer weit, teils auf übler Holperpiste. Feng meint daß ich seinen Fahrkünsten trauen kann, denn er ist mit dem Ding schon tausende Kilometer durch China gefahren……...


              Feng und sein Motorrad








              Stop in einer Hütte


              hier gibt es selbstgemachten Honig


              nächster Stop bei einer Jurte




              hier gibt es Tee und was zu essen




              Abendlicht auf dem Rückweg nach Nalati




              abends Barbecue bei den Freunden von Feng


              meine Campstelle am Stadtrand.
              Feng hat mir zwar angeboten mit in seiner Bude zu übernachten, ich habe aber mein Zelt bevorzugt.


              Es war ein sehr schöner Tag. Die Menschen sind hier alle mega freundlich und hilfsbereit, nur um Polizei und Staat sollte man einen Bogen machen.
              Nach den ganzen Stress der letzten Tage, hatte ich heute zum ersten Mal das Gefühl daß meine Reise nun endlich beginnt.
              Aber schon gleich am nächsten Tag werde ich wieder in die knallharte chinesische Realität zurückgeworfen.

              Morgens um 8:00 gehe ich zum Sammeltaxistand. Finde auch gleich eins das nach Bayanbulak fährt. Erst als es ganz voll ist, fährt es los, also um 13:00. Einige chinesische Touristen sind auch mit an Bord.

              Als das Farmland endlich zuende ist und die Gegend langsam beginnt dünn besiedelt und spektakulär zu werden, kommt der erste Checkpoint. Hier ist dann Schluss für mich!!!
              Die Polizei verbietet mir weiterzufahren und sie haben auch nicht mit sich reden lassen. Sie sagen der Weiterweg sei für Ausländer verboten. Nach einer ganzen Weile Rumdiskutiererei fährt das Sammeltaxi schließlich mit allen anderen Passagieren weiter und ich muss wieder zurück in die letzte Stadt, woher ich gekommen bin.

              Ich habe es abgelehnt mich von den Polizisten ein Fahrzeug vermitteln zu lassen und in einem trotzigen Ton gesagt ich laufe zu Fuß dahin zurück. Dann bin ich einfach losmarschiert.
              Hinter der nächsten Kurve habe ich die Straße verlassen und den Checkpoint großräumig umwandert, was mich mehrere Stunden Zeit gekostet hat.

              Als ich wieder zurück auf die Straße komme versuche ich mein Glück per Anhalter und das klappt auch super. Es sind noch 184 Kilometer zu meinem Trekkingstartpunkt. Gleich das zweite vorbeikommende Auto hält an, vier chinesische Touristen aus Peking. Sie sind auf dem Weg nach Kuqa und fahren direkt an meinem Trekkingstartpunkt vorbei.

              Die Strecke ist landschaftlich super. Aus dem grünen Tal windet sich die Straße in Serpentinen hoch auf ein weites leeres Grashochland. Es ist eine beliebte Autostrecke für chinesische Touristen und wenn die chinesischen Straßenschilder nicht wären, könnte man auch denken man fährt durch einen nordamerikanischen Nationalpark, mit beschilderte Aussichtsstellen entlang des Highways.

              Die vier sind mega nett, aber trotz Smartphone Übersetzungsprogramm klappt die Verständigung sehr schlecht. Sie verstehen einfach nicht wo ich hinwill. Dann ruft einer von ihnen einen Bekannten an, der ein wenig englisch spricht. Ich erkläre ihm am Telefon daß ich nicht weiss wie der Ort heisst und ich einfach Bescheid sage wenn ich aussteigen will.

              Durch Bayanbulak fahren wir nur durch, ohne anzuhalten. Der Ort sieht aus wie eine ehemalige Nomadencampsiedlung, die jetzt hochgeputscht wurde zu einem Ziel für den chinesischen Massentourismus, mit mehrstöckige Hotelanlagen, die sich einen Kilometer lang die Straße entlangreihen, mega häßlich

              Danach sind´s noch 60 Kilometer durch fast unbesiedeltes Grashochland........


              nach dem Checkpoint wird die Landschaft schön. Blick aus dem Autofenster.


              die Straße windet sich in Serpentinen hoch auf ein leeres Grashochland.




              auf 2600 m Höhe.
              Im Hintergrund der Tian Shan.



              in der Großansicht (zweimal klicken) sieht man hier Jurtencamps mit große Schafherden.

              Gegen 20 Uhr erreichen wir meinen Trekkingstartpunkt am Fuße der Gebirgskette. Nach kurzem gegenseitigen fotografieren fahren die vier weiter. Sie haben noch 193 Kilometer vor sich bis in die nächste Stadt Kuqa.

              Sofort schnalle ich mir meinen Rucksack auf, verlasse die Straße und wander in die Grashügel rein. Nur schnell weg hier, bevor ich noch aufsehen errege.......
              Nach drei bis vier Kilometern, als die Straße ausser Sichtweite ist, schlage ich mein Camp auf.


              mein Trekkingstartpunkt auf 2600 m Höhe


              die vier Pekinger fahren mich zu meinem Startpunkt


              Camp am Trekkingstartpunkt, drei bis vier Kilometer von der Straße.
              Zuletzt geändert von berniehh; 03.10.2018, 09:58.
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              • tjelrik
                Fuchs
                • 16.08.2009
                • 1244
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                #47
                AW: [CN] 700 Kilometer durchs Tian Shan Gebirge

                was ein Abenteuer!
                bear shit - sounds like bells & smells like pepper

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                • sudobringbeer
                  Administrator

                  Administrator
                  Fuchs
                  • 20.05.2016
                  • 2487
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                  #48
                  AW: [CN] 700 Kilometer durchs Tian Shan Gebirge

                  Zitat von tjelrik Beitrag anzeigen
                  was ein Abenteuer!
                  +1 ich würde mir bzgl. Polizei und Militär so ins Hemd machen... Respekt!

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                  • Pielinen
                    Fuchs
                    • 29.08.2009
                    • 1347
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                    #49
                    AW: [CN] 700 Kilometer durchs Tian Shan Gebirge

                    Zitat von tjelrik Beitrag anzeigen
                    was ein Abenteuer!
                    ...zumindest schonmal die Anreise und Logistik...

                    ...die spinnen die Chinesen...
                    aber jenseits der Staatsgewalt scheinen sie ja sehr nett zu sein.

                    Schön das es wieder kurzweiliges zu lesen gibt. Faszinierend zu sehen, daß Bernd nie die Ziele ausgehen!
                    Wer nichts weiß muss alles glauben...

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                    • bluesaturn
                      Fuchs
                      • 11.01.2017
                      • 1012
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #50
                      AW: [CN] 700 Kilometer durchs Tian Shan Gebirge

                      Danke fuers Mitnehmen.

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                      • tizzano1
                        Erfahren
                        • 13.06.2006
                        • 383
                        • Privat

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                        #51
                        AW: [CN] 700 Kilometer durchs Tian Shan Gebirge

                        "Dann ruft einer von ihnen einen Bekannten an, der ein wenig englisch spricht. Ich erkläre ihm am Telefon daß ich nicht weiss wie der Ort heisst und ich einfach Bescheid sage wenn ich aussteigen will."

                        Bernd, du bist der Größte: Immer schön cool an die Sache rangehen

                        Tolles Abenteuer...und toll berichtet!

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                        • berniehh
                          Fuchs
                          • 31.01.2011
                          • 2402
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #52
                          AW: [CN] 700 Kilometer durchs Tian Shan Gebirge

                          Erster Trekkingabschnitt

                          Länge: 252 Kilometer
                          Dauer: 21 Tage


                          Der Beginn des Treks ist nicht ideal verlaufen.
                          Am ersten Trekkingtag habe ich einen üblen Magen-Darm-Virus bekommen, mit Durchfall und Unwohlsein. Den muss ich mir vor dem Trek irgendwo eingefangen haben. Vermutlich vom Flusswasser während meines illegalen Umwanderns des Checkpoints.

                          Ich hab´s zwar mit Antibiotika behandelt und nach zwei Tagen ging es mir wieder einigermaßen, aber so richtig fit war ich erst wieder ab dem 10.Tag.

                          Die ersten 10 Tage treffe ich keine Menschen und wander durch eine unbewohnte Gegend: überwiegend Grasland, das momentan nicht (mehr) beweidet wird.
                          Mehr als dreiviertel meiner Gesamtstrecke der ersten 10 Tage führt durch wegloses Gelände und das restliche Viertel auf (ehemalige) Hirtenpfade, die teilweise noch gut erkennbar sind, teils aber auch verwachsen und nur noch eine vage Route.

                          1.Tag:
                          Ich fühle mich schlecht mit Durchfall und Magenprobleme Obwohl das Gelände an sich einfach ist komme nur sehr langsam vorwärts und mache viele lange Pausen.
                          Am Nachmittag geht´s dann nicht mehr und ich schlage mein Camp auf.


                          Es geht durch eine leere Grashügellandschaft, ohne Bäche. Man findet aber genügend feuchte bis leicht sumpfige Abschnitte mit stehende Wasserlöcher.






                          Camp 1 (2818 m), 9,8 km von der Straße

                          2.Tag:
                          Gegen 12 Uhr wander ich los. Weiter geht´s durch eine offene Graslandschaft, häufig auf vage erkennbaren Pfad, ansonsten weglos.
                          Zunächst geht´s mir noch gut, aber später am Nachmittag fangen meine Magen-Darm-Probleme wieder an.


                          nach 1h30 erreiche ich einen weiten Sattel (2940 m), hier blickt man runter zur anderen Seite.

                          Ich steige nicht runter, sondern bleibe auf gleicher Höhe und traversiere zu einem zweiten Sattel.


                          Blick vom zweiten Sattel (3023 m) runter in ein grasiges Tal mit felsige Berge. Hier steige ich runter und stoße auf den ersten fließenden Bach seit dem Trekkingstart.
                          Da es mir zu schlecht geht schlage ich dort mein frühes Camp auf.



                          Camp 2 (2867 m) unten am Bach.

                          Das Wetter war in den ersten 10 Tagen ziemlich wechselhaft. Vormittags meistens sonnig, manchmal auch wolkig und nachmittags meistens bewölkt mit Schauer, an zwei Tagen auch längerer Regen. Nur drei Tage waren komplett ohne Regen.
                          Die Temperatur am frühen morgen lag im Schnitt paar Grad über Null, der kälteste Morgen minus 2 Grad und der wärmste plus 5 Grad. Insgesamt konnte man also mit dem Wetter zufrieden sein.


                          3.Tag:
                          Ich wander weiter das grasige Tal aufwärts, zunächst auf schmalen Pfad, dann weglos.
                          Besonders schnell komme ich nicht vorwärts, da der Rucksack noch schwer ist, das Grasland teilweise etwas weich und dann geht´s mir auch noch nicht wieder richtig gut.
                          Ich starte heute mit meiner Antibiotika-Therapie.

                          Das Tal steigt sanft an und ich schaffe es heute bis kurz vor dem Pass.




                          Blick talaufwärts = meine Richtung


                          Blick zurück talabwärts, woher ich gekommen bin.


                          nochmals Blick zurück talabwärts


                          und nochmal Blick talabwärts


                          Camp 3 (3458 m) kurz vor der Passhöhe.
                          Das Foto ist am nächsten Morgen gemacht, bei herrlich blauem Himmel. Die Nacht war dafür mit minus 2 Grad auch ungewöhnlich kühl für die Jahreszeit.


                          4.Tag:
                          Meine gesamte heutige Route ist weglos. Und es wird ein landschaftlich recht spektakulärer Tag.
                          Zunächst geht es sanft hoch zum flachen Pass, den ich nach 30 min erreiche.


                          von der Passhöhe (3575 m) hat man einen super Blick nach Westen.

                          Ich steige nach links noch 100 m höher auf ein karges Kammplateau. Auf flachen grauen Geröllboden überquere ich dieses Plateau für paar Kilometer Richtung Westen. Es ist leichtes Wandern mit schnellem Vorwärtskommen bei gleichzeitig weite Fernblicke mit Hammer Gebirgspanoramen.


                          weite Fernblicke vom Kammplateau (3654 m)


                          Richtung Westen sieht man meinen nächsten Pass




                          Blick zurück Richtung Südosten






                          Blick Richtung Norden








                          hier steige ich runter in dieses leere Hochtal




                          auf dem Talboden (3080 m)
                          Weglos wander ich im Flußbett talaufwärts zum nächsten Pass.







                          Camp 4 (3200 m) am Fuße des Passes.

                          Es sind noch fast 400 Höhenmeter bis zur Passhöhe. Von dieser Seite aus führt ein steiler Geröllhang nach oben und wie steil der Abstieg auf der anderen Seite wird, weiss ich nicht. Laut Höhenlinien soll der Abstieg sogar noch einen Ticken steiler sein wie der Aufstieg
                          Ich vermutete zwar daß der Pass machbar ist, mir war aber trotzdem ein wenig mulmig aufgrund der Ungewissheit.........
                          Zuletzt geändert von berniehh; 06.10.2018, 08:39.
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                            • 11.01.2017
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                            #53
                            AW: [CN] 700 Kilometer durchs Tian Shan Gebirge

                            Danke.
                            Als du den Pass in der Ferne zeigtest, dachte ich: Das wird interessant, wie du da hinkommst. War das der beste Weg am Flussbett entlang? Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

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                            • berniehh
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                              • 31.01.2011
                              • 2402
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                              #54
                              AW: [CN] 700 Kilometer durchs Tian Shan Gebirge

                              Zitat von bluesaturn Beitrag anzeigen
                              War das der beste Weg am Flussbett entlang?
                              nicht nur der beste Weg, ich würde sogar sagen auch der einzigste (mit kurzen Schluchtabschnitt).
                              Man könnte sich theoretisch auch weglos oben entlang der Hänge quälen, das wäre aber absolut sinnfrei und man würde ein mehrfaches an Zeit benötigen.
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                              • berniehh
                                Fuchs
                                • 31.01.2011
                                • 2402
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                                #55
                                AW: [CN] 700 Kilometer durchs Tian Shan Gebirge

                                5.Tag:
                                Die Passüberquerung ist problemlos, viel leichter wie es von unten aussieht. Es führt sogar ein vage erkennbarer Pfad da rüber.


                                Aufstieg zum Pass & Blick zurück


                                auf der Passhöhe (3570 m)


                                Blick runter zur anderen Seite


                                hier steige ich runter




                                unterhalb des steilen Geröllhanges endet der Pfad wieder und es geht weglos dieses V-förmige Tal abwärts


                                Blick zurück zum Pass


                                Bald erreiche ich diese schluchtige Talgabelung (2970 m).
                                Im steinigen Flussbett folge ich das Tal abwärts, bis es kurz vor der Einmündung in ein großes Haupttal zu schluchtig wird. Dann steige ich rechts aus der Schlucht raus und traversiere den Hang ins Haupttal rein.



                                hier die Einmündung ins Haupttal. Links die Schlucht aus der ich rausgeklettert bin.




                                auf dem Talboden (2917 m) stoße ich auf einen schmalen und teils verwachsenen Pfad, den ich durch flaches Grasland talaufwärts folge. Auch dieses Tal ist frei von Vieh und vermutlich wurde dieser Pfad in diesem Jahr noch nicht von Menschen benutzt.


                                der Fluss wird von Gletschern gespeist und ist momentan unfurtbar. Ich muss also auf der orographisch linken Seite bleiben.

                                Nach nur zwei Kilometern fällt auf meiner Seite ein steiler Hang bis zum Fluss ab. Ach du Kacke, eigentlich wollte ich heute ja noch etwas wandern, aber da der Fluss unfurtbar ist, geht´s nun erstmal nicht mehr weiter.

                                Ich schlage mein Camp auf, in der Hoffnung daß der Fluss morgen früh furtbar ist. Ansonsten muss ich mir eine Route über die Berge suchen, wofür ich hunderte von Metern nach oben steigen müsste. Darüber wäre ich natürlich absolut unbegeistert, da mich das mindestens einen halben Tag Zeit kosten würde, nur um diesen blöden Steilhang zu passieren.

                                Als mein Camp steht kundschafte ich die Gegend aus und finde einen ausgesetzten und teilweise wegerodierten Pfad den steilen Hang entlangführen. Nun bin ich natürlich erleichtert, denn diesen Pad kann ich morgen nehmen und spare mir so eine eventuelle Route über die Berge.


                                Camp 5 (2962 m)


                                Camp 5 - schöne Campstelle dahinten oberhalb der Böschung...


                                mein Zelt dahinten als winzigen Punkt

                                6.Tag:


                                der Steilhang ist zum Glück passierbar. So spare ich mir einen hohen Aufstieg, denn der Fluss wäre auch am frühen Morgen unfurtbar.


                                Leider taucht nur einen Kilometer hinter dem Steilhang ein weiterer Steilhang auf, den man dahinten bei den roten Pfeilen sieht. Zumindest sieht er von weitem ganz gut machbar aus......


                                aus der Nähe betrachtet ist der zweite Steilhang aber längst nicht so problemlos passierbar wie der erste.
                                Hier führt kein Pfad mehr entlang und ich kundschafte erstmal ohne Gepäck aus. An einen kurzen steilen Schotterhangabschnitt hacke ich mir mit dem Pickel Stufen entlang. Dahinter muss eine tiefe schluchtige Bachrinne gequert werden, wofür ich noch über 150 m höher über den Bergrücken steigen muss. Das kostet alles Zeit.



                                Nach der schluchtigen Bachrinne blick man hier das Tal entlang weiter aufwärts.
                                Jetzt muss ich nur noch wieder runtersteigen und ab dann sieht der Talboden flach und leicht bewanderbar aus, soweit man gucken kann



                                die Bewölkung zieht immer dunkelgrauer zu und am Horizont sieht man schon den ersten Regen.....




                                In dieses kleine Nebental steige ich runter, dann noch zweihundert Meter Flussbettwandern zurück ins Haupttal



                                Als ich den Fluss erreiche kommen schon die ersten Tropfen runter. Für die Mittagspause will ich daher erstmal mein Zelt aufschlagen,......und sobald es steht fängt ein heftiger Platzregen an. Nochmal Glück gehabt, daß ich mich sofort ins Trockene verziehen kann

                                Aus dem Platzregen wird ein normaler Dauerregen, der fast 4 Stunden dauert. Am Spätnachmittag hört er endlich auf und um 18:50 habe ich mein Camp abgebaut und wander weiter.

                                Heute wander ich noch über 6 Kilometer, meist flach auf schmalem Pfad das weite grasige Tal aufwärts.
                                Oberhalb einer kleinen Flußböschung schlage ich mein Camp auf.






                                Camp 6 (3000 m)
                                Das Foto habe ich am nächsten Morgen gemacht, als das Wetter wieder super war.
                                Zuletzt geändert von berniehh; 07.10.2018, 10:27.
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                                  Fuchs
                                  • 11.01.2017
                                  • 1012
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                                  #56
                                  AW: [CN] 700 Kilometer durchs Tian Shan Gebirge

                                  Vielen Dank fuers Zeigen und diese Eindruecke.

                                  Du bist den Pass ueber einen steilen Geröllhang vom Pass abgestiegen.
                                  War der herausfordernder als die beiden Steilhaenge am Fluss?
                                  Hast du den zweiten Steilhang umgangen, indem du weiter nach oben den Hang gelaufen bist? (Zitat: “ Dahinter muss eine tiefe schluchtige Bachrinne gequert werden, wofür ich noch über 150 m höher über den Bergrücken steigen muss.” Gibt es davon vielleicht auch ein Foto?)

                                  Auf den Fotos sehen die Haenge am Fluss immer sehr steil aus. Allerdings ist da viel Gras zu sehen, daher kann ich schwer einschaetzen, wie gut begehbar dein Weg war. Daher die Nachfragen. Mir waere da schon sehr mulmig.

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                                  • berniehh
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                                    • 31.01.2011
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                                    #57
                                    AW: [CN] 700 Kilometer durchs Tian Shan Gebirge

                                    Zitat von bluesaturn Beitrag anzeigen
                                    Du bist den Pass ueber einen steilen Geröllhang vom Pass abgestiegen.
                                    War der herausfordernder als die beiden Steilhaenge am Fluss?
                                    Nein, der Pass war relativ problemlos. Herausfordernder war der zweite Steilhang.

                                    Zitat von bluesaturn Beitrag anzeigen
                                    Hast du den zweiten Steilhang umgangen, indem du weiter nach oben den Hang gelaufen bist? (Zitat: “ Dahinter muss eine tiefe schluchtige Bachrinne gequert werden, wofür ich noch über 150 m höher über den Bergrücken steigen muss.” Gibt es davon vielleicht auch ein Foto?)
                                    Ein Foto gibt es von der Bachrinne nicht.
                                    Ich bin ungefähr 50 bis 100 m oberhalb des Flusses den Hang entlanggewandert.
                                    In die schluchtige Bachrinne bin ich reingestiegen und um dort wieder rauszukommen musste ich noch 100 m höhersteigen auf einen Bergrücken.

                                    Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                                    hier die Abstiegsroute von dem Bergrücken. Das schluchtige Bachtal war rechts davon (auf dem Bild nicht zu sehen).
                                    Eigentlich hätte ich schon von der Stelle von wo aus das Foto gemacht ist runtersteigen können. Da es von oben aber aussah daß da unten ein Steilabsturz sein könnte, bin ich noch ein Stückchen weiter hochgestiegen und bei den roten Pfeilen runtergestiegen.
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                                      Fuchs
                                      • 11.01.2017
                                      • 1012
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                                      #58
                                      AW: [CN] 700 Kilometer durchs Tian Shan Gebirge

                                      Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                                      Nein, der Pass war relativ problemlos. Herausfordernder war der zweite Steilhang.
                                      Hallo Berniehh.
                                      Danke schoen und Entschuldigung.
                                      Ich dachte, der Pass sei auch schwierig gewesen, weil du schriebst "unterhalb des steilen Geröllhanges endet der Pfad ". Es sah jedenfalls auch nach viel Geröll aus.

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                                      • Flachlandtiroler
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                                        • 14.03.2003
                                        • 28955
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                                        #59
                                        AW: [CN] 700 Kilometer durchs Tian Shan Gebirge

                                        Zitat von codenascher
                                        Ich hoffe weiter, dass der Bericht ohne Zensur von irgendwelchen Gesichtern zu lesen sein wird.
                                        Also wir machen uns hoffentlich nicht zum Erfüllungsgehilfen chinesischer Zensur. Aber *räusper* könnten wir von diesen Orwellschen Mutmaßungen bitte wieder zum eigentlichen Reisebericht zurück kommen?
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                                          • 04.02.2016
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                                          #60
                                          AW: [CN] 700 Kilometer durchs Tian Shan Gebirge

                                          Eine einzigartige und ziemlich unberührte Landschaft ist das und was für ein sattes Grün! Schwer vorstellbar, dass im sonst so geschäftstüchtigen China die Gegend nicht zur Viehzucht genutzt wird. Gab es keine Spuren von Wildtieren?
                                          Freue mich auf die Fortsetzung und Respekt vor Deiner "Respektlosigkeit"
                                          Gruß! Gert

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