[MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

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    • 09.06.2013
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    #41
    AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

    Wow, echt toll!

    Die Mongolei reizt mich schon länger - jetzt noch mehr.

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    • Gast20200707
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      • 25.05.2013
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      #42
      AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

      Heute war es laut Karte unmissverständlich. Nach 10km würden wir am Westufer des Khovsgol Sees stehen und den Abschnitt betreten, der keine Autopiste vorweist und somit eine Umrundung mit Auto unmöglich macht. Nur wann wir den See erstmals zu Gesicht bekämen, ließ ich nun offen um eine weitere Blamage zu umgehen. Wir genossen die morgendliche Aussicht, die mit anderer Sonneneinstrahlung wie ausgewechselt auf uns wirkte. Die Nächte waren nun gleichbleibend milder, wenn auch nicht warm. Ich hatte für mich eine gute Kombi gefunden. Zwei Schichten Klamotten an und den Schlafsack als Decke. Das ist mir lieber, als mich eingeengt mit weniger Bekleidung wie eine Mumie zu fühlen.

      Nach dem Zusammenpacken liefen nur noch kurz im Tal entlang, bevor es den besagten Anstieg hoch ging, den wir gestern nicht mehr machen wollten. Halleluja, was für eine Rampe. Beim bloßen Anblick fing ich an zu schwitzen und die Knie schmerzten. Wie würde es wohl Maximus hier hoch schaffen? Täve wollte den schmalen Pfad, der wirklich direkt schräg hoch führte, allein gehen. Auf 1km ging es nun 150 Höhenmeter hoch. Kleinere Stopps nutzten wir um zurück zu blicken, um zu schauen, wo wir herkamen, was wir geschafft hatten. Ab und an sah ich gar nichts, mir war schwarz vor Augen. Ich war noch nicht einmal richtig aufgewärmt und schon am Limit. Schweißgebadet, der Rücken klitschnass, Die Schweißtropfen flossen über die Brille. Was für ein Kraftakt.


      Blick nach hinten ins Tal


      Blick nach vorn, Anstieg voraus


      Der Weg am Fluss hätte entspannter, aber mit Umweg zum See geführt

      Ich war noch 10m vor der kleinen Bergkuppe, da hörte ich in der Ferne die Worte "Ich seh' ihn". Tatsächlich. Nach diesem kleinen Pass namens Uliin war er nach nun nach 11 Tagen erstmals sichtbar. Da wir bald in ein bewaldetes Tal absteigen würden, genossen wir den Ausblick ein wenig länger, da man neben dem See bereits auch die schneebedeckten Sayan Mountains an der Grenze zu Russland erblicken konnte. Unser Routenverlauf war weithin sichtbar und ein wenig erschreckend, was da noch vor uns lag.


      Am Horizont der See und dahinter Russland

      Wir folgten bergab weiter einem steinigen Geröllpfad, wo man nie genau wusste, als was er eher diente, als Flussbett oder Wanderweg. Dadurch war er sehr nass und rutschig und auch Maximus mied diesen Weg kategorisch. Er lief am Rande auf einem kleinen Wiesenstück lang und ihm war es dabei egal, dass unsere Packtaschen permanent an Steinen, Büschen und Bäumen aneckten. Mit jedem Tag sahen die Teile schlimmer aus, immer mehr Löcher und Risse. Wir halfen Maximus dabei, die Steilheit des Abstieges raus zu nehmen und versuchten so gut wie es nur ging Serpentinen zu laufen.

      Bald wurde der Abstieg flacher, der Weg wieder breiter und scheinbar waren von der anderen Seite auch schon Autos bis hier hoch gefahren. Das schien aber lang her gewesen zu sein und warum, erfuhren wir dann paar Kilometer weiter unten, wo ein großer Bergrutsch den kompletten Weg pulverisiert hatte. Scheinbar waren seitdem hier nicht Viele lang gekommen, da es keinen Ersatzpfad gab. Wir mussten uns nun durch enges Gestrüpp und wehrhafte zurückschnipsende Äste durch. Am Ende war es nur 1km, aber für diesen brauchten wir fast eine halbe Stunde.


      Die Birken trugen schon gelb, hier ca. 2km vorm See

      Als Mittagspausenziel hatte ich das Ufer auserkoren und wir wollten bis dahin durchziehen. Man merkte, dass man diesem immer näher kam, weil es immer flacher wurde und das Tal offener. Gegen späten Mittag erreichten wir dann den See und 200m entfernt vom Ufer pausierten wir. Während Täve Steine flitschen wollte, kochte ich ein leckeres Süppchen. Unser Wachpferd nahm im Unterholz zwei Rehe wahr, die genau so von uns wie wir von ihnen überrascht waren. Im Schatten der Bäume war es erträglich, ein laues Lüftchen trocknete die nassen Klamotten.


      Zur Mittagspause hieß mittlerweile immer "Kocher an!"

      Alle waren gut drauf, noch! Auf flachen Stücken, direkt am See entlang, ging es nun Richtung Norden. Nachdem wir nun tagelang Berge, Steine, Geröll, Wälder und wenig Wasser gesehen hatten, wechselte sich nun die Aussicht komplett. Viel Wasser, tolle endlose Weitsicht, verschneite Berge am Horizont und das Gefühl, dass der See ein offenes Meer ist. Gesäumt wurde diese heute sehr ruhige See von steinigen bis grob-sandigen kleinen Stränden, ab und an auch kleinere Steinhänge und dann auch mal wieder sumpfige Grasufer. Wir waren begeistert, obwohl wir mit dem Vorurteil zum See kamen, dass er uns vielleicht langweilen würde. Im Gegenteil, heute sollte das Camp direkt am See bezogen werden.


      Bei solchen Aussichten weiß man, warum man all die Strapazen auf sich nimmt


      Der Pfad war eng und kein Durchkommen mit Auto, ab und an waren Motorradspuren zu sehen

      Der Weg verlief durch enge Wälder, auf schmalen, wenig ausgetretenen Pfaden. Es ließ sich aber gut vorankommen, wir hatten nun Fahrt aufgenommen und ich war optimistisch, mal wieder die 20km Marke zu knacken. Zeit war noch genug und Motivation auch, dachte ich zumindest. Als wir an einem kleinen Strandabschnitt vorbei kamen war es um Täve und Yvonne geschehen. "Schau' Dir diese tolle Stelle an!" Gut, ich war auch begeistert und manchmal sollte man diese Gelegenheit am Schopfe packen. Wir bauten also nach 17km unser Camp am See auf, das Zelt keine 3 Meter entfernt. Abseits des Weges konnte uns wirklich Keiner sehen, wobei das keine Rolle spielte, da wir auch hier heute Keinen antrafen.


      camp with a view


      Ohne Aufpreis bekamen wir direkten unverbauten Seeblick

      Mit jedem Tag waren wir ein besseres Team und während wir früher immer fest zugeteilte Arbeiten hatten, wechselten wir uns mittlerweile ab, was den Vorteil hat, dass Jeder jeden Handgriff kennt und nicht hilflos dasteht, wenn er mal Zelt oder Kocher aufbauen muss. Yvonne und ich kümmerten uns ums Zelt, Täve suchte Holz und keine halbe Stunde später saßen wir am See und bewunderten diese Ruhe. Dass es am Ende unsere einzige Nacht direkt am See sein würde, wussten wir bis dahin nicht, obwohl wir uns genau darum erst Gedanken gemacht hatten, dass es langweilig werden könnte, zu oft am See zu campen.


      Wald, soweit das Auge reicht

      Wir flitschten Steine ohne Ende, ich zeigte Täve mit den flachen Steinen einen "Pferdefurz". Man schmeißt einen ganz flachen kleinen Stein in senkrechter Ausrichtung weit nach oben. Wenn er optimal auf die Wasseroberfläche eintrifft, taucht er unter und wenige Sekunden später steigt eine Luftblase mit furzartigen Geräuschen auf. Das war der Brüller. Täve kam dann auf die Idee, ein Stück Holz zu wässern und mit Steinen drauf zu werfen. "Wer es zuerst trifft, wird heute bedient und braucht nichts machen" meinte Yvonne. Ich war so was von angespornt und schoss Stein nach Stein und traf auch als Erster. Ratet mal, wer Essen machen durfte?


      Zeit für Genuss und Entspannung

      Täve war heute wieder gut mitgelaufen und hatte uns auch sonst mal wieder super zur Seite gestanden. Ich belohnte ihn wieder mal mit Pfannkuchen. Wir hatten Zeit und ich fing zeitig damit an, da es wieder Stunden dauern würde. Vorher gingen noch Alle im See baden, denn in der wärmenden Sonne war das eine gelungene Abkühlung.


      Die dampfenden Socken gaben den Pfannkuchen das passende Aroma

      Die Sonne ging schneller unter als die Pfannkuchen fertig waren und so kam es, dass ich auch noch am werkeln war als der Mond aufging. Dieses Mal hatte ich wohl zuviel Mischung angerührt. "Das dauerte mir hier alles zu lange, zukünftig muss das schneller gehen" meinte Yvonne nur. Zum Glück war es das letzte Mal, denn das Mehl war alle. Neues wollten wir nicht kaufen, da auch das Volleipulver schon ordentlich gelitten hatte. Jedenfalls gab es an diesem Abend mehr als genug Pfannkuchen, dass mal wieder mehr als genug fürs Frühstück übrigblieben. Das war auch nötig, denn unser Nomadenbrot war auch schon wieder verputzt.


      und immer noch am braten


      Wegen seines imposanten Auftrittes benannten wir das Camp nach ihm - Mondcamp
      Zuletzt geändert von Gast20200707; 23.09.2018, 11:52.

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      • berniehh
        Fuchs
        • 31.01.2011
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        #43
        AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

        Ein interessanter Bericht von einer sehr schönen Gegend
        Super Route am Seeufer

        Habe mich nur gewundert daß es da so viele Mücken gibt. Im Tian Shan hatte ich fast keine.....
        www.trekking.magix.net

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        • Gast20200707
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          • 25.05.2013
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          #44
          AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

          Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
          Ein interessanter Bericht von einer sehr schönen Gegend
          Super Route am Seeufer Habe mich nur gewundert daß es da so viele Mücken gibt. Im Tian Shan hatte ich fast keine.....
          Tja, leider ist es nicht das Upper Dolpo geworden, aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Viele Mücken waren ja nicht überall, sondern nur lokal sehr stark. Am See bspw. hätten wir Schwärme erwartet, aber da war nur wenig los oder wir stanken mittlerweile nicht mehr für sie wahrnehmbar nach Mensch

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          • Gast20200707
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            • 25.05.2013
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            #45
            AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

            Die Nacht über hatte der Wind zugenommen und besorgt schaut ich mal kurz vors Zelt, nicht dass die Wellen das Zelt erreichen würden. Klang alles nur schlimm und war am Ende kein Aufstehen Wert. Am Morgen weckte uns die Hitze im Zelt. Die ersten Sonnenstrahlen drangen direkt durch und es war kein Aushalten mehr im Zelt, ich musste raus. Ein wundervoller Tag schien vor der Tür zu stehen und heute sollte es weiter gen Norden gehen, vorbei an der 15km großen Halbinsel.


            Tolle Strandabschnitte

            Eine Flachetappe ohne große Anstrengungen würde vor uns liegen, so sah es jedenfalls auf der Karte aus und so sollte es auch die ersten 4-5km bleiben, eine kleine Snackpause und es konnte unter fast wolkenfreiem Himmel weitergehen. Klar, sah ich die Symbole auf der Karte, die einen Sumpf markierten und klar, wir hätten diesen großräumig umgehen können, aber wir gaben uns die Direktvariante. Da unsere Packtaschen sowie so schon in sich zusammenfielen, weil nichts mehr drin war, konnte Yvonne wieder ihren Rucksack auf Maximus abwälzen. Also stimmte sie der Direktvariante lächelnd zu. Die nun folgenden 6km schafften es, dass ich bald zusammenbrach und eine Zwangspause brauchte.


            Noch war der Weg chillig, wir sahen einem entspannten Tag entgegen


            Aber man merkte langsam, dass der Wald nachließ und der Sumpf zunahm

            Es fing harmlos an, wie alles in diesem Urlaub, und steigerte sich in eine Superlative. Anfangs war hier und da ein nass Fleckchen, grasige Hügel sorgten dafür, dass wir trockenen Fußes durchkamen. Dann wurden die Flächen nasser, tiefer und weitläufiger und die Grashügel verschwanden. Man sank mit einem Schmatzen ein und musste mit ordentlich Kraft diesen Fuß auch wieder nach vorne bewegen. Wenn man dann mal wieder über trockene Abschnitte glücklich war, wurde man mit diesen kurz aufeinander folgenden Grashügeln enttäuscht. Man lief, als hätte man ein kurzes und ein langes Bein gehabt. Es gab keinen Rhythmus, keinen Flow, stets musste man nach unten schauen, wo man hin tritt. Es war so mühsam, die Sonne strapazierte Einen auch noch von hinten. Es war zum kotzen und kein Ende in Sicht. Während ich mich mal wieder mehr um Yvonnes nasse Schuhe sorgte, merkte ich parallel, dass ich schwammige Beine bekam. Jetzt musste eine Zwangspause her. Yvonne wollte Maximus auch noch mit meinem Rucksack beladen, aber das wollte ich nicht. Er hatte sicher auch schon gut zu kämpfen. Eine Pause sollte reichen, denn ein Ende war bald in Sicht. 2km vielleicht noch und die Mittagspause sollte uns Alle stärken.


            Den Sumpf nun endlich hinter uns gelassen


            Endlich wieder Zeit und Luft für die Umgebung

            Endlich hatten wir das mühevolle Sumpfgebiet geschafft und zur Mittagspause gab es Nudelsuppe. Der nun folgende Abschnitt hatte wieder festen Boden. Was für eine Wohltat, mal wieder die Umgebung zu sehen und zu genießen. Vom ersten Teil des Tages habe ich nur Wiese und Wasser mitbekommen. Wie es um mich herum aussah? Keinen Schimmer. Irgendjemand wollte es uns aber auch nicht einfacher machen. Der angenehme Pfad war nur von kurzer Dauer, bald folgten weite Wiesen, die jedoch extrem mit Geröll durchsetzt waren, ein geradliniger Weg wäre für uns machbar gewesen, wir wussten aber um das gespaltete Verhältnis von Maximus und den Steinen. Immer auf der Suche nach dem richtigen Weg, fühlten wir uns wie in einem Labyrinth, Zick Zack da lang, mal wieder zurück und dort lang. Wir nutzten ein wenig die Spuren der Yaks, die das nicht gut hießen und mit Gebrüll und steifen Schwanz Reißaus nahmen.


            Der kurze schöne Abschnitt des Tages


            Dann folgten die Geröllfelder

            Eine kleiner Bergrücken, mit Bäumen bestückt, sollte uns die Weitsicht geben, um unser heutiges Camp auszumachen. Wow, endlich mal ein fester, erdiger Weg und das bis zum Camp und auch noch bergab. Nun rollte es und bald war die 20km Marke geknackt und bei km22 schlugen wir das Zelt auf. Hätten wir noch kein Camp Mückencamp genannt, dieses Camp hätte den Namen noch mehr verdient. Noch vorm Zeltaufbau war die Lagerfeuerstelle fertig und das Feuer loderte. Während Yvonne das Zelt aufbaute, ritt ich mit Maximus 2km zurück um Wasser zu holen. Wir wollten uns eigentlich ein wenig im Unterholz und im Schutze der Bäume verstecken, aber dieses hilleberg-rot ist aber auch über Kilometer sichtbar, wir hätten auch gleich direkt am Weg campen können.

            Viel Auswahl zum Essen gab es nicht mehr, Khankh aber immer noch über 50km entfernt. Würden wir es in zwei oder drei Tagen schaffen. Am Ende sollte Motivation und Essensmangel darüber entscheiden. Heute sollte das aber noch kein Problem sein, wir hatten noch genug zum Essen und genossen nach einer Dusche den Abend und verfluchten ein wenig die heutigen beiden Abschnitte Sumpf und Geröll. Parallel zu unserem Camp hatten wir Blick auf die Halbinsel, so bekam das Camp auch den Namen Halbinselcamp.


            verstecktes Halbinselcamp und doch weithin sichtbar

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            • Gast20200707
              GELÖSCHT
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              • 25.05.2013
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              • Meine Reisen

              #46
              AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

              Nach dem heutigen Frühstück stand fest, dass wir wieder über eine Jurte herfallen müssten. Kein Brot mehr, das Müsli geleert, für morgen früh brauchten wir was. Gleichzeitig wussten wir aber auch, dass wir vorankommen wollten und ein Besuch in einer Ger Zeit gefressen hätte. Der heutige Besuch sollte sich aber mal so richtig lohnen.

              Zuvor leistete sich meine Freundin aber einen Fauxpas höchster Kategorie. Mit Absicht entfachte ich zum Frühstück ein Feuer, damit dieses die Mücken fern hielt. Nach dem Frühstück fingen wir an, alles zusammen zu packen. Dabei leerte Yvonne den Wassersack über dem Feuer, wir aber noch mittendrin beim packen. Es kam mir vor wie ein Angriff von allen Seiten. Sie kamen in Schwärmen geflogen. Während Yvonne und Täve sich schon eingeschmiert hatten und das Zeug bereits tief verstaut war, sah ich nur eine Chance. Ich griff zur kalten Asche und schmierte mich an Beinen, Armen und Hals tiefschwarz ein. Ich sah aus, wie ein Bergarbeiter, aber es half. Während ich fluchend über das Verhalten meiner Liebsten weiter zusammen packte, bekam ich von meinen beiden Mitstreitern Gelächter geschenkt.


              rechts im Hintergrund die Halbinsel, links am hinteren Ufer der Ort Khankh

              Nun waren wir startklar und da bereits seit gestern wieder Gers zu sehen waren, würden wir nun gleich die erstbeste am Weg anlaufen. Wir waren nun 5 Tage unterwegs gewesen und hatten keine Menschenseele auf diesen 70km getroffen. Dieser zurückliegende Abschnitt sollte für uns Revue passierend einer der schönsten werden. Wir ließen diesen nun hinter uns und mit jedem Kilometer sollten nun mehr Gers, Häuser und Menschen folgen. Bald war es soweit und wir hatten 5km auf der Uhr stehen, Zeit für ein kleines Päuschen und eine Einkehr.


              Rechts die Ger, die uns wieder einmal das Leben rettete

              An der Ger zelteten mongolische Jugendliche aus UB. Sie verbrachten hier in der Natur ihre Ferien, kochten ihr eigenes Essen und hatten einen Ofen im Zelt. Was für eine tolle Jugend hatten diese Teenager: Keine Handys, Von Angesicht zu Angesicht unterhalten, Hände schmutzig machen und sich selbst beschäftigen. "Klopf, klopf..Wir brauchen alles, was Sie haben, was Sie bieten können" Nach diesem Motto stürmten wir die Ger. Die Köchin des Hauses gab uns zu verstehen, dass sie den Ofen erst anwerfen müsse und es länger dauern würde. Wir hatten keine Wahl und nahmen es in Kauf. Derweil gesellten wir uns zu der Familie in die Ger dazu und ich wurde wegen meiner schwarzen Tarnung schräg angeschaut. Da einer der Jugendlichen englisch sprach, fiel hier die Kommunikation mal einfacher aus. Wir bekamen kleine Kekse, frischen Joghurt und heiße Milch. Zum Überbrücken reichte das. Nun aber lief der Ofen auf Hochtouren, eine Schale wurde mit Öl gefüllt und rohe Teigfladen hineingeworfen. Am Ende kam etwas Essbares zwischen Fladenbrot und Pfannkuchen heraus. Sie hörte nicht mehr auf, ein Teil folgte auf das nächste, genug also um auch schon hier davon zu probieren. Himmel, Arsch und Zwirn, warum kriege ich so etwas Leckeres nicht hin. Die Bäuche waren bald randvoll, ein Mittagessen brauchten wir heute nicht mehr. Bald waren alle noch übrigen Brote verstaut und mit 15.000 MNT wieder bezahlt. Nach einer Stunde zogen wir weiter.


              Mann Mann, waren die Teile lecker

              Nun folgte erst einmal wieder ein Abschnitt ohne Gers, nur große Yak-Gruppen trieben wir vor uns her. Die Bewölkung nahm langsam zu, über dem Gebirge braute sich was zusammen. In der Ferne hörte man dumpfes Grollen, was aber nicht in unsere Richtung zog. Wir genossen also das Spektakel bei einer weiteren Pause auf einem Hügel, es waren nun schon 12km geschafft. Alle waren bei guter Laune, da die Mägen wieder gefüllt waren. Nach der Pause ging es den Hügel wieder hinunter in eine flache Ebene, hier und da sah meine eine Ger oder eine Hütte. Überall rannten Tierherden herum, Schafe, Ziegen, Pferde, Kühe und Yaks trieben wild umher. Täve hatte seinen Spaß zwischen diesen Tierherden. Wir dagegen machten uns langsam Sorgen, ob wir noch im Trockenen Camp beziehen würden. Bei km17 machten wir in einem kleinen Waldstück abermals Pause, es war das einzige große Waldstück im Umkreis von 5km und wir überlegten nun hier zu bleiben oder weiter zu gehen. Am Horizont machten wir auf einem kleine Hügel eine kleine Baumgruppe aus. Dafür sollte noch Zeit sein, diese anzusteuern um so die 20km zu schaffen.


              Wer hat hier Angst vor wem?


              Pause auf einem Hügel mit Aussicht

              Eigentlich wollten wir noch ein wenig länger Pause machen, aber die Dame hatte Maximus an einem toten Stamm genau dort angebunden, wo Erdwespen ihr Zuhause hatten. Maximus fraß, hielt auf einmal inne, drehte sich um, juckte sich mit dem Hinterbein am Unterbauch, dann sprang er nach vorn und über den Baum. Er war außer sich vor Wut. Ich wollte ihn beruhigen und nahm ihn an die kurze Leine. Nun war ich dran und wurde gestochen. "Schnell weg hier!" Pause beendet. Ich fragte mich, ob Yvonne das mit Absicht macht und mich auf die Probe stellen wollte? Heute morgen das erloschene Lagerfeuer, nun diese Aktion. Wir lachten beim Weiterlaufen Alle, irgendwie war hier eine krasse Herde unterwegs.


              Im Hintergrund das Sayan Gebirge


              In dieser Ebene bezogen wir Camp

              Wir sollten bald den anvisierten Hügel erreicht haben und platzierten unser Zelt. Täve kletterte an den Bäumen herum und inspizierte die Pferdeschädel und Gebisse, die dort herumlagen. Es war heute zu windig und absehbar, dass es bald regnen würde. Also verzichteten wir heute mal auf das Lagerfeuer. Wir gingen zum Waschen an einen kleinen See und am Zelt war noch genügend Zeit um über den morgigen Tag zu debattieren. Während das Essen auf dem Brenner köchelte, kamen wir einstimmig zu dem Entschluss, morgen die 33km in einem Ritt durchzuziehen. Das Proviant war alle, die Motivation groß, in Khankh einen Supermarkt zu stürmen. Die Route sollte flach am See langgehen und ich motivierte Yvonne und Täve damit, dass wir in Khankh in eine Unterkunft gehen würden. Das war logistisch die beste Entscheidung, denn wir brauchten Proviant und Benzin, was wir am darauf folgenden Tag besorgen wollten.


              In der Ferne markierte die kleine Baumgruppe unser Tagesziel

              Also wurde heute alles geleert, alles vernichtet, was essbar war. Yvonne sollte morgen wiederum ihren Rucksack auf Maximus laden und ein zeitiges Loskommen sollte ein Ankommen im Hellen garantieren. Mit etwas Ungewissheit, dass wir dieses morgige Vorhaben schaffen würden, gingen wir ins Bett und spielten noch ein wenig Karten und lachten noch ein wenig über die heutigen Fehltritte von Yvonne. Dabei störte uns der einsetzende Regen nicht, im Gegenteil. Er war so sanft, dass er uns schnell in den Schlaf wiegte.


              Blick nach vorn, wo wir hinwollten - Das nördlichste Ende des Sees und 12km von Russland entfernt


              Wo wir herkamen, links die Halbinsel
              Zuletzt geändert von Gast20200707; 23.09.2018, 10:47.

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              • Gast20200707
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                • 25.05.2013
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                #47
                AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

                Heute war wieder einer dieser beschissenen Tage, wo ich mich fragte, ob ein Ruhetag nicht besser gewesen wäre. Zur der langen Distanz von 33km kam nun auch noch Wind und Regen hinzu. Keine Ahnung, ob uns das noch mehr beflügeln oder bremsen würde. Auf jeden Fall standen wir nicht mit der sonst so lockeren Stimmung auf.

                Wir frühstückten also im Zelt, der Kocher wärmte ein wenig das Innenzelt und wir packten ohne große Entspannung die Sachen im Zelt zusammen. Alles war gepackt und glücklicherweise genau jetzt hörte mal kurz der Regen auf. Wir legten alles schnell raus, das Zelt wurde förmlich abgerissen und pünktlich zum Start fing es wieder an zu regnen.


                Bei den Bäumen war unser Camp

                Der Regen war nicht sonderlich stark, dafür sonderlich fein und mit dem Wind gepaart keine tolle Mischung. Mal war die Rückfront nass, mal die linke Seite. Je nachdem, aus welcher Richtung gerade der Wind kam. Für Regenklamotten war es aber wiederum zu wenig Regen. Mir war ein wenig bange, wie wir das nun bald folgende breite Flussdelta queren könnten, aber alle Sorgen waren unberechtigt, als Brücke auf Brücke folgte. Maximus bewältigte diese ohne Probleme, wobei echt viel Blick nach unten war.

                Wirklich motivierend war an diesem Tag nichts außer das Ziel. An dem hielten wir uns fest und malten uns aus, was wir denn so alles essen würden, wenn wir angekommen wären. Da es sehr windig und kalt war, lief Täve heute viel. Auf dem Pferd war es ihm zu kalt und so gab es beim Laufen viel zu erzählen. Dabei kam uns der nördlichste Punkt des Sees unbemerkt immer näher und wurde einzig durch eine kleine Häusersiedlung markiert. Dort angekommen, wollten wir Pause machen. Es waren schon 9km gemacht, nur noch 24km, hach klang das lächerlich. Die Siedlung war ziemlich ausgestorben und keine windstille Ecke zu finden. Wir knabberten ein wenig an unseren Pausensnacks und liefen bald weiter, was besser war als auszukühlen.


                Das Nordende des Sees - Waschküchenwetter

                Kurz danach teilte sich der Weg in einen weiter ins Inland verlaufenden und einen direkten Weg. Natürlich sah der direkte Weg erst einmal gut aus. Zur Flussquerung musste ich hier die Crocs anziehen, erst Maximus und Täve hinüberbringen. Yvonne wollte mir nun auf den Rücken springen, damit ich sie trockenen Fußes ans andere Ufer bringen. Ich stand im Fluss und sie wollte mir auf den Rücken springen, das aber mit so einem Schwung, dass ich gerade noch so gegenhalten konnte um nicht mir ihr auf dem Rücken im Wasser zu landen. Warum hatte ich sowas verdient?

                Es ging nun auf immer schmaleren Pfaden weiter. Keine Autospuren mehr, vereinzelt noch Pferdespuren, aber bald waren auch die nicht mehr vorhanden. Nun wussten wir, dass wir den direkten und falschen Weg gewählt. Der Grund war auch bald klar. Es wurde mal wieder sumpfig. Ich musste bald wieder in die Crocs wechseln, wir hatten schon wieder 1km Sumpf hinter uns gelassen und die feste Straße war 300m entfernt schon greifbar nahe. Das kleine Bächle war nur zwei Meter breit und schien nur 20cm tief zu sein. Der Schein verflog als ich den ersten Tritt in den weichen Boden machte. Ich stand nun knietief im Wasser, versunken in 30cm Schlamm. Neben mir stand Maximus noch tiefer im Dreck. Nun war die Kacke richtig am dampfen. Maximus war sich auf die Leine getreten und hielt sich somit selbst an und wollte nicht weiterlaufen. Derweil sank ich immer weiter und versuchte die Leine loszubekommen. Ich sah nur eine Lösung, ich zog am Kopf um umzudrehen, er bewegte sich, die Leine war frei und nun konnten wir auch durch den Fluss durch. Maximus hatte sich super ruhig verhalten, was für ein Prachtkerl. Um Yvonne noch zu transferieren, suchte ich nach einer flacheren Stück und siehe da, ich hätte es mir 1m weiter rechts einfacher machen können.


                Hinter dieser Landzunge lag Khankh

                Eine Wohltat, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren. Wir hatten nun mehr als die Hälfte geschafft. Es lief gut. Der Regen hatte aufgehört und es war absehbar, dass sich sogar bald ein paar Wolkenlücken auftun würden, mit Sonne wollten wir aber nicht rechnen. Wir pausierten kurz um die Schuhe zu wechseln und zogen nun mit großen Schritten weiter. Es war allein schon ein Ansporn, auf trockenen Wegen voranzukommen. Laut Karte sollte es nun noch am Ufer langgehen. Keine Höhenmeter mehr. Wir hatten späten Mittag und lagen noch gut in der Zeit. Nur Motivation und Physis hätten ein Scheitern verursacht.


                Beim Erscheinen der Sonne war das Geschrei groß


                Das Wolken-Sonne-Spiel lenkte uns vom Weg ab

                Die Vorstellung, dass nun noch einmal eine volle Tagestourdistanz vor uns lag war grausam, aber Urlaub bedeutet bei uns nicht immer Beine baumeln lassen, sondern auch mal "kleckern statt klotzen". Ich dachte, es wäre bald nötig gewesen, Motivationssprüche raus zu hauen, aber Täve war gut bei Laune und Yvonne auch. Dann kam sogar noch die Sonne ein wenig raus. Na, nun war ich guter Dinge, dass wir es schaffen würden. Bei km27 hörte auf einmal die Uferpiste auf und es ging steil links hoch. Wir hätten auch schon 2km eher links hoch gekonnt, ignorierten den Weg aber, da es ja laut Navi geradeaus ging. Nun aber war der Weg versperrt, wir mussten links hoch.


                Hier hatten wir dann auch die letzten Körner gelassen


                Täve entlastete wieder einmal Maximus' Rücken und lief allein hoch, wir genossen den Ausblick auf die Halbinsel

                Okay, dann doch noch mal ein paar Höhenmeter, um genau zu nehmen, 150 Höhenmeter, die Alle noch einmal so richtig ins Schwitzen brachten und mir den Rest gaben. Wir wussten zwar, dass wir Khankh heute noch erreichen würden, aber in welchem Zustand. Ein Blick zurück mit Fernsicht belohnte die strapazierten Nerven. Kommt schon, noch 5km, nur noch bergab, bald sollten wir den Ort sehen.


                Es war geschafft, die längste Tour fand unten am See ihr Ende

                Es ging nun wirklich bergab, immer mehr Häuser erschienen und ich bekundete meinen Stolz, dass wir es geschafft hatten. Mehr hätte ich auf einen Misserfolg gewettet, aber so war ich umso glücklicher, dass wir nun bald in Khankh waren. Wir machten uns Gedanken, wie wir nun am schnellsten eine Unterkunft finden würden. Wir liefen bereits an einigen Jurten vorbei, aber keines sah wie ein Ger Camp aus. Nun waren wir auf Seehöhe angekommen und entdeckten 6 kleine, gleich aussehende Hütten rechts von uns. Das sah sowas von touristisch aus, ab dahin. Es war 18.30 Uhr und wir hatten nun 33km in den Beinen. Preisverhandlungen waren uns egal, wir hätten jeden Preis akzeptiert. Es war eine Hütte für 3 Personen mit Ofen, die kostete zusammen 26 Euro, gebongt. An den Hütten war gleich ein kleines Restaurant, was in Deutschland eher den Namen Kiosk oder Imbiss tragen würde und der gleich angeschlossene Supermarkt war ein Minimarkt.

                Während Yvonne Maximus absattelte und in der Hütte alles zurecht machte, kaufte ich alles für den Abend ein. Genussmittel über Genussmittel. Essen wollten wir im Imbiss. Mit dem Hausherren klärten wir noch die Dusche ab. Das war eine Sauna, die mit Holz aufgewärmt wurde und das heiße Wasser konnte man zum Duschen nutzen, Kosten nochmals 4 Euro zusammen. Wir aßen aber erst einmal was, das Anheizen dauerte noch eine Stunde.

                Wir waren nun überglücklich. Angekommen, ein Dach über'm Kopf, Genussmittel gebunkert und gleich Abendessen. Gleich? Naja, hier sollte man nicht deutsche Maßstäbe ansetzen. Die Köchin war gerade ausgeflogen und sollte gleich wiederkommen. Gleich? Nach einer Stunde warten, wir hatten auf der Speisekarte gefühlt alles bestellt, fragte ich vorsichtig erneut nach. Der Hausherr konnte leider kein englisch, zog aber auf einmal mit seinem Motorrad los. 5 Minuten später war er mit drei warmen Essensboxen wieder da. Uns egal, wir hätten auch Tiefgefrorenes gegessen. Parallel hatte er noch 12 große Pelmenis mitgebracht. Da es heute kein richtiges Mittag gab, fielen wir zuerst über die Nudeln mit Gehacktem her. Wieder ein paar Tugriks hier, dann noch ein paar Tugriks da. Ich gab immer mehr die Scheine aus der Hand, bis ich nach dem sehr sättigenden Abendessen mal eine Zwischenzählung machte.

                Scheiße, ich war geschockt. Wir hatten umgerechnet nur noch 50 Euro, das sollte für weitere 10 Tage Lebensmittel reichen? Für 6 Tage hatten wir in Khatgal am Anfang bereits 80 Euro ausgegeben. Ich wusste zwar von Supermärkten/ Einkaufsmöglichkeiten in diesem Ort, aber bei der Infrastruktur hatte ich keinen Bankautomaten oder eine Tankstelle erwartet und auch nichts davon gelesen. Nun machte ich mir Sorgen, so richtig Sorgen. Der Hausherr verstand mich nicht, aber ich zeigte ihm meine Kreditkarte, deutete auf einen Geldschein und gab ihm zu verstehen, was wir wollten. Er verneinte nur und mir stockte der Atem. Wie sollte es nun weitergehen? Zur Not würde es schon irgendwie gehen, aber es würde echt knapp werden.

                Nach einem kurzen Anruf kam der Hausherr zu uns an den Tisch und korrigierte seine Aussage. Es gab doch einen Automaten, eine Bank und er würde mich morgen dort mit dem Auto hinfahren, es wäre zu weit weg. Nun waren wir beruhigt und konnten uns der Sauna widmen. Eigentlich hätten wir die nicht mehr gebraucht, doch wo wir dann einmal drin saßen, war es die richtige Belohnung für die geschundenen Knochen. Der Tag hatte sich doch positiv entwickelt.

                Ich setzte dieser Entwicklung noch eins oben drauf, denn gedanklich hatte ich für mich festgestellt, dass es richtig in Stress ausarten würde, morgen Geld, Benzin und Lebensmittel zu besorgen um dann wieder aufzubrechen um weiter zu wandern. Zurück an der Hütte verkündete ich meine Botschaft. Wir bleiben hier eine weitere Nacht, es wäre noch genug Zeit, die Runde zu schaffen und wir besorgen morgen alles entspannt. Der Jubel war groß und es war der Lohn der heutigen Tour. Mit einem guten Wodka stießen wir an. An ein Sitzen in der Hütte war nicht zu denken, es war dort wärmer als in der Sauna. Wir saßen draußen, während drin die Sachen im Minutentakt trockneten.

                Geschafft, zufrieden und glücklich endete der Abend für Alle, auch für Täve. Er bekam heute seine eigene Cola Flasche, Pringles und eine Schokolade. Seinen Ehrgeiz, bei dem Wetter so unkompliziert mitzuspielen, musste belohnt werden. Er fand es aber gar nicht so schlimm und meinte nur "Du weißt doch Papa, dass ich keine Sonne mag". Naja, aber Mistwetter muss man auch mögen oder zumindest standhalten, oder?
                Zuletzt geändert von Gast20200707; 24.09.2018, 21:29.

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                • littlefoot
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                  • 08.08.2006
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                  #48
                  AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

                  Ich kann mich nur wiederholen: super Reisebericht, macht so viel Spaß zu lesen! Ich bin schon sehr gespannt, wie es weiter geht.

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                  • Gast20200707
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                    • 25.05.2013
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                    • Meine Reisen

                    #49
                    AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

                    Zitat von littlefoot Beitrag anzeigen
                    Ich kann mich nur wiederholen: super Reisebericht, macht so viel Spaß zu lesen! Ich bin schon sehr gespannt, wie es weiter geht.
                    Danke Dir, das motiviert mich, weiter zu schreiben

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                    • Gast20200707
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                      • 25.05.2013
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                      #50
                      AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

                      Während wir die eine oder andere Nacht im Zelt gefroren hatten, war diese erste Nacht nach 13 Nächten im Zelt das volle Grauen. Wir hatten den kleinen Ofen zu voll gestopft und der ballerte die Nacht durch. Ein offener Funken in der Hütte und die wäre abgefackelt. Alle Fenster waren offen und halbnackt schwitzten wir uns durch die Nacht. Erst gegen 4 Uhr war es angenehm. Wir schliefen bis 9 Uhr aus und entspannt wackelten wir in den Imbiss und stellten uns unser Frühstückbuffet zusammen.

                      Es wurden Pfannkuchen (Bliny) und gefüllte Fleischteigtaschen in Zwiebelsuppe bestellt, was anderes war nicht wirklich zu haben. Entspannt frühstückten wir und planten grob heute, was alles zu erledigen war. Die Benzinflasche auffüllen, Bargeld abheben und einen Großeinkauf planen und erledigen. Wir mussten nun für 10 Tage einkaufen und das musste am Ende in drei der vier Packtaschen passen, die andere war die Werttasche. Zurück an der Hütte, wir wollten gerade aufbrechen, da öffneten sich die Himmelsschleusen. Es schüttete aus Eimern heftig lange. Es wäre theoretisch die Zeit für unseren Weitermarsch gewesen. Bloß gut, dass wir diese Entscheidung getroffen hatten. Wir wären sowas von durchgeweicht gewesen, dass wir am Ortausgang Khankh in das nächste Ger Camp gegangen wären. Es war wohl der stärkste Schauer, den wir im Urlaub erlebt haben.

                      So relaxten wir noch ein wenig in der Hütte, aßen ein paar Kekse, spielten Karten und warteten ab. Der Hausherr kam bald auf uns zu, er wollte mich zur Bank fahren. Im strömenden Regen fuhren wir durch tiefe Schlammlöcher auf Erdpisten zum Ortsausgang. Dort begann dann eine asphaltierte Straße, wohl bemerkt die erste seit 13 Tagen. Er fuhr den Berg hoch und um die Kurve sah ich schon die Bank, keine 2 Fahrminuten entfernt. Wie, da kann man nicht hinlaufen, da muss man fahren? Er fuhr dann auch noch an der Bank vorbei und hielt am nächsten Haus und ich verstand ihn so, dass es hier Geld gäbe. Er aber meinte, dass ich hier mit Kreditkarte zahlen könne, es war der einzige Supermarkt im Ort, wo das ging. Ich gab ihm zu verstehen, dass ich "cash" brauche. Jetzt klingelte es und wir gingen einfach ins nächste Gebäude. Dort hob ich weitere 140 Euro ab, für die 2.Nacht und den Einkauf sowie Puffer für unterwegs.

                      Danach schlenderten wir los, der Regen hatte aufgehört, die Sonne kam raus, schnelle Wetterwechsel waren hier an der Tagesordnung. Wir nahmen Maximus mit, damit er seine Beine lockern und aus dem See trinken konnte. Entweder wurden wir im Ort von Hunden oder Kindern begleitet. Wir waren schnell im von uns gedeuteten Ortskern, der aus einer Tankstelle und ein paar Minimärkten bestand. Hier lohnte es sich, auch wieder das Sortiment zu vergleichen. Grob war das Angebot gleich, im Detail entdeckte man aber das eine oder andere, was man brauchte.


                      Die einzige Tankstelle des Ortes, kaum wahrnehmbar

                      Am Pier, wo nach unseren Recherchen ab und an ein großes Schiff verkehrt, was zwischen Khankh und Khatgal pendelt, entdeckten wir ein Ger Camp, was direkt am See und am Pier lag. Wir würden dies für andere Reisende zukünftig empfehlen. Es war neuer, mit mehr Liebe erbaut und mit richtigen Duschen. Wir wollten aber nicht mehr umziehen, unsere Hütte war ausreichend, wenn auch sicher spartanischer und bestimmt auch günstiger. Es war schon Mittagszeit und wir gingen trotzdem in das Camp um Mittag zu essen. Sie tischten Getränke, einen großen Salat und eine Riesenblätterteigtasche mit Fleisch gefüllt auf. Boar, war das lecker. Also die mongolische Küche war voll unser Ding. Viel Fleisch, Teig, Zwiebeln und gut gewürzt. Der Inhaber des Camps gab uns zu verstehen, dass das Essen für uns umsonst sei. War es unsere Geschichte, die ihn begeistert hatte? Nein, am Ende wollte er nur, dass wir in seinem Camp übernachten sollten. Wir lehnten dankend ab, bezahlten aber auch unser Essen und gingen nun, vorbildlich gesättigt, einkaufen. Mit leeren Mägen hätte das Geld wohl wieder nicht gereicht.


                      Das tolle Camp am See, direkt neben dem Pier


                      Rechts das Ufer, von wo wir gekommen waren. Links am Horizont kein Land in Sicht

                      Wir bekamen alle wichtigen Sachen, jedoch waren Fleisch in Dosen und Müsli Mangelware. Auch andere kleine Dinge fehlten uns. Mit den ersten Besorgungen und der vollen Benzinflasche ging es zurück zur Hütte, wir entleerten alles und zogen noch einmal los, dort hoch, wo ich heute morgen bei der Bank war. Keine 20 Minuten später waren wir oben und durchstöberten dort noch einmal 3-4 Läden. Nun hatten wir alles, was wir brauchten und sicher auch wieder mehr als nötig. Dass das alles alle werden würde, darum machte ich mir die wenigsten Sorgen. Im Gegenteil: Ich stellte mir die Frage, ab wann wir wieder am Hungertuch nagen würden.

                      Wir genossen von oben die Aussicht auf Khankh und den See und sahen nun auch den Grund, warum der gestrige Weg nicht mehr direkt am See langging. Dort gab es keinen Weg mehr. Entweder war der Wasserspiegel gestiegen oder ein Hang abgerutscht. Der Steilhang verlief direkt in den See. Gegen 17 Uhr waren wir wieder an der Unterkunft. Wir räumten, packten und sortierten und freuten uns auch ein wenig auf die morgige Weiterreise.


                      Unsere beschauliches Heim für 2 Nächte...


                      ..und das weniger beschauliche Scheißhaus. Wirklich entspannen konnte man hier nicht

                      Im Imbiss aßen wir uns wieder durch die Speisekarte und nutzten die noch verbleibende Zeit des Tages zum Quatsch machen, Genussmittel verzehren und ein wenig den noch bevorstehenden Weg zu checken. Noch war genügend Zeit, den weniger frequentierten Weg zu gehen, der 200km ausmachte. In 10 Tagen bedeutete das aber 20km pro Tag. Wir wollten diesen Weg erst einmal angehen. Dieser querte jeden Tag Täler, wo ein Weg zum See führte. Wir konnten so jederzeit abbrechen und abkürzen und dann den direkten Seeweg wählen. Gut gelaunt und doch auch ein wenig traurig, dass wir nur noch 10 Tage vor uns hatten, genossen wir einen tollen Sonnenuntergang. Permanent wurden wir von Hunden heimgesucht. Einer von diesen Mistködern hatte unsere Essenbox mit übrig gebliebenen Pelmenis von gestern vertilgt. Wenn ich den erwischen würde.


                      Ausicht von unserer Hütte, links den Berg hoch die einzige Asphaltstraße im Ort
                      Zuletzt geändert von Gast20200707; 24.09.2018, 21:38.

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                      • ViviKimi
                        Gerne im Forum
                        • 22.03.2013
                        • 69
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                        #51
                        AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

                        Super, super toll! Danke für den klasse Bericht, das ist ja richtig spannend!!! Ich freu mich schon auf die Fortsetzung!

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                        • momper
                          Dauerbesucher
                          • 05.12.2011
                          • 669
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                          #52
                          AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

                          Vielen, vielen Dank für den Bericht!
                          ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
                          ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

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                          • Rattus
                            Lebt im Forum
                            • 15.09.2011
                            • 5177
                            • Privat

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                            #53
                            AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

                            Zitat von momper Beitrag anzeigen
                            Vielen, vielen Dank für den Bericht!
                            Da schließe ich mich an! Ich stürze mich auf jede Fortsetzung
                            Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

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                            • codenascher

                              Alter Hase
                              • 30.06.2009
                              • 4960
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #54
                              AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

                              Du brauchst Motivation? Glaub ich zwar nicht, dennoch auch von mir eine kleine Zwischenmeldung :
                              Klasse Bericht der trotz aller Widrigkeiten enorm Lust auf die Mongolei als Reiseziel macht!

                              Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                              meine Weltkarte

                              Kommentar


                              • Gast20200707
                                GELÖSCHT
                                Dauerbesucher
                                • 25.05.2013
                                • 764
                                • Privat

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                                #55
                                AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

                                @all: Danke für Euer Feedback, das sollte reichen um die letzten 10 Tage fertigzustellen

                                3.Abschnitt Khankh - Khatgal 10 Tage 200 Kilometer
                                Alle standen motiviert auf, wir sprangen förmlich aus dem Bett. Relaxen war wirklich nichts für uns. Obwohl wir gestern ja nicht abgegammelt hatten, waren wir noch ein wenig unterfordert. Zugegebenermaßen war der Tag aber nötig, nun aber wollten wir Neues sehen, aktiv und allein sein, Unvorhergesehenes erleben und das passierte uns halt immer nur, wenn wir zu Fuß unterwegs waren. Wir spachtelten in Rekordzeit unser Frühstück rein und kamen dabei mit Russen aus Ulan-Ude ins Gespräch, die uns ein wenig unglaubwürdig anschauten, als wir von unserer Tour erzählten. Wir erweckten bei denen anscheinend so viel Mitleid, dass Sie Täve eine Süßkramtüte schenkten und uns drei Einweckgläser. Wohin damit, unsere Taschen waren prall gefüllt? Egal, Essbares fand bei uns immer Platz.


                                Noch sah es nicht nach Sonne aus, noch

                                Das Wetter war nicht das beste, aber wir waren schlimmeres gewohnt. Bei starker Bewölkung folgten wir nun im Uhrzeigersinn dem Uferverlauf, raus aus Khankh. Das Dorf zog sich noch etwas mit Häusern in die Länge, aber bald war auch das letzte Ger Camp verschwunden und wir bewegten uns nun in typisch mongolischen Gefilden. Grüne Steppen, sanfte Hügel und weiße Jurten. Bald wurden wir mit einem aufreißendem Himmel belohnt, der Wind war jedoch sehr stark, so dass wir bei einer ersten Pause die Rucksäcke als Windschatten nutzten. Es lief gut und nur die gut befahrene Piste nervte ein wenig. Also entfernten wir uns von ihr ein wenig und gingen abseits dieser querfeldein über die hügeligen Wiesen.


                                Es klarte auf und das Ortsende war erreicht


                                Blick auf die Halbinsel und das andere Ufer

                                Eine kleine Landzunge mussten wir nun über einen Berg umgehen, Das Mittagsmahl lag gerade hinter uns. Energie und Kraft waren also genug vorhanden. Yvonne bemerkte, dass wir nun tagsüber voll gegen die Sonne laufen würden, weil es von Nord nach Süd ging. Sie freute sich darüber, da nun auch mal die Vorderfront Sonne bekam, der Nacken war schon richtig ledrig vom Süd-Nord-Weg. Oben auf der Bergkuppe war wieder einer dieser Opferstätten. Abermals mussten wir Täve darauf hinweisen, dass er doch die 20 MNT Scheine liegen lassen solle. Erstens waren es umgerechnet nicht einmal 1 Cent und zweitens viel wichtiger, es hatte Jemand dort als Opfergabe hingelegt. Auf die Frage, warum er es nicht mitnehmen könne, antwortete ich "Sonst bekommen wir schlechtes Wetter". Er erwiderte "Aber uns fehlt doch immer wieder Geld", da hatte er aber auch wieder Recht.


                                Wo viel Verkehr ist, gibt es Brücken - unser Glück


                                Die Kuppe links im Hintergrund mussten wir hoch

                                Wir blieben nun auf der Bergkuppe, obwohl der Hauptweg wieder abwärts zum See ging. Hier war nun der Punkt erreicht, um ins Hinterland abzubiegen um immer mit ca. 10 bis 20km Abstand zum See auf unbekannten Pfaden gen Süden zu kommen. Weder auf den Militärkarten, noch auf Google Earth konnte ich einen kompletten Weg erkennen. Teilweise waren Pfade vorhanden, aber dazwischen war manchmal auch nichts und ich hoffte, dass ein leichtes Vorankommen auf wegsamer Vegetation möglich wäre.

                                Das Schöne an dem Abzweig war, dass wir bald oberhalb des Sees und etwas entfernt einen anderen, einen besseren Blick auf den See bekamen. Das saugten wir auf, denn bald würden wir den See für einiger Zeit nicht mehr sehen. Wir kamen an einer traditionellen Ger vorbei und überquerten einen kleinen Bach. Von Norden kamen nun einige dunkle Wolken auf, aber erkennbar war es nicht wirklich, wo diese hinziehen würden. Da der Wind stark von Nord auffrischte, wollte ich in den Wald und diesen noch bis auf den nächsten Hügel durchqueren. Am Ende des Waldes, auf einer Wiese wollte ich Camp beziehen. Es waren keine 4km mehr.

                                Ein kleiner Pfad war erkennbar, der in den Wald führte, dieser stimmte aber nicht mit dem Gps Track überein. Egal, Pfad vorhanden, den nehmen wir. Von der Weide ging es nun in ein Mischwald über. Der Pfad wurde mal breiter, mal schmaler, bald aber verschwand auch dieser mal wieder und wir standen mitten im Wald und folgten einem Wildwechsel um weiter voranzukommen. Die Sonne war mittlerweile weg und zwischen den Baumkronen war eine dunkle Wolkenwand erkennbar. Bei dem starken Wind wollte Yvonne aber auch kein Zelt mitten im Wald und zwischen den toten Bäumen aufbauen, berechtigte Skepsis. Wir kämpften uns also durch Gestrüpp und Wald und bald trafen wir auf eine kleine, freie Grasfläche. "Die würde mir zusagen" meinte Yvonne. Zack, angekommen!

                                Es gab zwar kein Wasser, aber ich würde später noch einmal zum Bach zurücklaufen. Wir bauten nun das Zelt auf. Da wir auf ein Feuer verzichten wollten, ging das zu zweit auch schneller als gewohnt. Das war auch gut so, denn als alles verstaut war, alles im Zelt lag, da setzte der Regen ein. Das war eine Punktlandung par excellence. So schnell der Regen kam, so schnell hörte auch wieder auf und mit ihm auch der lästige Wind, der einen tagsüber echt massiv ausgekühlt hatte.


                                Schnelle Wetterwechsel - Regen da, Regen weg und Sonne


                                Täve bastelte da irgendwas, aber was?

                                Ich machte mich auf dem Weg zum Bach, Yvonne bereitete das Abendessen vor und Täve baute da irgendetwas, dazu aber noch später. Am Bach füllte ich den Wassersack und die Trinkblase auf. Ich kam bergauf ordentlich ins Schwitzen und musste mich im Wald immer ein wenig orientieren, wo unser Zelt stand. Da war es doch wieder.

                                Heute gab es Kartoffeln, die wir schon seit 5 Tagen mit herumschleppten, die mussten mal weg. Dazu drei Zwiebeln, Fleisch und ein russisches Einweckglas mit Rotkraut-Roter Beete-Mix. Parallel weihte Täve sein selbstgebautes Klo ein und gab uns Instruktionen. Das Klo befand sich am Ende einer 3m dicken Wurzel eines umgestürzten Baumes. Wir sollten nun immer dort drauf klettern. Es gab ein Pissoir mit Spülung und ein Platz für große Geschäfte. Das sah waghalsig aus und hielt vielleicht bei Täve stand. Yvonne und ich mussten lachen und hatten sicher das gleiche Kopfkino: beim Geschäft 3m tief in die Tanne gefallen, die Hose noch in den Kniekehlen. Keiner von uns Beiden wollte den Anfang machen, es war erst einmal duschen angesagt. Die 10 Liter sollten für Alle ausreichen.


                                rechts im Bild die besagte Wurzel


                                Das Wurzelklo, da oben auf die Erde mussten wir uns stellen, was für ein Balanceakt

                                Der Regen hatte aufgehört und da es bereits kalt war, nutzten wir seit langen mal wieder den HoBo. Richtig wärmen tat er aber nicht. Yvonne träumte sich in die heiße Hütte der letzten beiden Tage und machte sich wenigstens warme Gedanken. Nach dem Abendessen, ich bekam mal wieder Lob von meinen beiden Stammgästen, musste dann Yvonne den ersten Schritt zum Wurzelklo wagen, sie konnte sich ja hinhocken. Dann war ich dran. Nüchtern hatte ich schon Probleme, das Gleichgewicht zu halten. So richtig konnte ich nicht entspannen. Was man nicht alles für seine Kinder tut.

                                Da der HoBo nicht die erwünschte Wärme brachte, krochen wir ins Zelt und spielten noch lange Karten. Wir waren uns alle Drei einig, dass uns die zwei Tage Hütte schon wieder weich gemacht hatten. Zuviel Wärme, zuviel Luxus. Hier draußen fühlten wir uns wieder wohl. Allein abseits im Zelt schlafen und morgens mit den Sonnenstrahlen aufwachen.
                                Zuletzt geändert von Gast20200707; 25.09.2018, 11:29.

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                                • Gast20200707
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                                  #56
                                  AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

                                  Schon beim Aufstehen machte ich mir Sorgen, wo der Weg den heute weitergehen sollte. Es war ja nur noch Wald um uns. Doch erst mal verschwand ich im Wald um ein verstecktes Geschäft zu erledigen. Täve schlief noch und ich wollte ihn nicht enttäuschen. Es hätte ihm aber auch nichts genutzt, wenn ich im doppelten Sinne am Wurzelklo abgekackt hätte. Frühstück gab's im Zelt, es schien zwar die Sonne, aber der Wald war im Wege. Ich studierte währenddessen die vorhandenen Karten und kam zu dem Entschluss, einfach los zu laufen.

                                  Wir packten alles zusammen, die gleiche Routine wie an jedem Tag. Manch einer fragt uns dann nach unseren Reisen immer, ob uns genau das nicht stört. Zelt aufbauen, abbauen, weiterziehen und wieder von vorn. Das Auspacken und aufbauen macht Einem Freude, weil man glücklich ist, angekommen zu sein und alles geht sowieso schneller von der Hand als das Zusammenpacken. Hier motiviert uns aber immer wieder das Weitergehen, das Neue, das Überraschende. Klar, ist es immer wieder das Gleiche, aber die Routine schafft es auch, dass man schneller fertig ist.

                                  So, ab ins Gestrüpp. Es war ein Zick-Zack-Lauf, immer wieder umgefallenen Bäumen und engen Passagen ausweichen. Dabei kreuzten wir bald zigmal den auf dem Gps eingezeichneten Weg. Gott verdammt nochmal, kann doch nicht wahr sein. Nun ging es auch noch ansteigend durch den Wald. In der Ferne konnte man schon blauen Himmel erkennen. Ich motivierte mit den Worten "Ich sehe das Ende" uns alle Drei. Dann war es erreicht und wir waren glücklich und traurig zugleich. Glücklich, endlich den Wald hinter uns gelassen zu haben, traurig, dass wir es gestern nicht bis hierher geschafft hatten. Hier wäre das bessere Camp gewesen. So ging es uns in diesem Urlaub aber schon des öfteren. Wir pausierten kurz und genossen die Aussicht ins Tal hinunter, wo wir lang wollten.


                                  Hier hätten wir lieber Camp bezogen


                                  hoch-genüssliche Kekspause

                                  Im Tal angekommen, ging es gleich wieder im Tal am Fluss weiter hoch um diesen bald zu queren. Nun ging es am anderen Berghang wieder hoch. Dieser Weg war mal sehr ausgetreten und auch von Motorrädern befahren, aber immer noch ein kleiner Pfad. Dieser würde nun hoffentlich mal nicht im Nirvana verschwinden. Die 200 Höhenmeter würden wir noch rocken und dann oben Pause machen. Vorsorglich hatte ich eine 1.5L PET Flasche mit Wasser gefüllt. So waren wir nun immer zur Mittagspause unabhängig vom Wasser. Der Weg verlief sehr ansprechende durch einen Wald-Wiesen-Mix in kleinen Serpentinen den Hang hinauf. Die Sonne verstärkte die Anstrengung und Alle schwitzten. Wir waren gefühlt schnell unterwegs und die Mittagspause war verdient. Es gab Brot und wieder ein russisches Einweckglas. Darin befand sich eine zähflüssige Masse aus Möhren, Kürbis und vielen anderen Sachen. Wow, das schmeckte abermals lecker. Okay, die russische Küche ist auch voll nach unserem Geschmack.


                                  Schöner, einsamer Anstieg mit untypischer Landschaft für die Mongolei


                                  Maximus und seine kleinen Grassnacks

                                  Irgendwie hatten wir das Gefühl, das hier Jemand seit dem 1.September den Schalter auf Winter umgelegt hatte. Trotz Sonne war es kühl. Daher pausierten wir auch nicht zu lange und nutzten den entspannten Abstieg zur Erholung. Wie konnte es anders sein, auch hier musste was schiefgehen. Wir folgten einfach immer diesem einen vorhandenen Pfad, da wir in der Annahme waren, dass es der richtige war. Lange hatte ich schon nicht mehr aufs Navi geschaut, wunderte mich aber, dass wir irgendwie die falsche Himmelsrichtung ins Visier nahmen. Ein Blick auf das Navi und es war klar. Wir hatten einen Abzweig verpasst. Hach, als würde es hier tausend Abzweige und Wege geben. Da war keiner. Wir folgten nun diesem Weg weiter, da er auch ins Tal verlief. Es würde halt nur ca. 2km Umweg bedeuten. "Wenigstens ist hier ein richtiger Weg" meinte Yvonne, wo sie auch wieder mal Recht hatte. Wenn wir schon den Abzweig nicht gesehen hatten, wäre sicher der Pfad auch nicht sonderlich begehbar gewesen.


                                  Das Tal war das Ziel, auf Umwegen kamen wir bald dort an

                                  Unten am Fluss angekommen, gab es eine Snackpause und bald vergaßen wir den Umweg, da er schnell wieder rein geholt war. Es ging im Tal flussabwärts auf einer Autopiste entlang. Hier und da war eine Ger und viele Tiere kreuzten unseren Weg. In diesen Tälern, die wir tagsüber querten, befanden sich meist Jurten oder kleine Bretterbuden, die Talhänge jedoch waren sehr einsam. Also eine akzeptable Abwechslung.


                                  Diesen Fluss galt es noch zu queren

                                  Die 18km waren erreicht und es musste nur noch ein 8m breiter Fluss gequert werden. Dazu musste ich in die Crocs schlüpfen und spielte mal wieder "Fähre für Alle". Es ging noch einen kleinen Hang hoch und sehr exponiert, nicht weit vom Fluss, bauten wir auf einer Wiese, nahe einem verlassenem Herbst-/Winterlager unser Camp auf. Kaum stand Zelt und Lagerfeuerstelle, kam ein Motorradfahrer des Weges, drehte zwei Runden um unseren Platz und hielt an. Es war der scheinbar der Besitzer des Landes, wobei das hier nicht wirklich ersichtlich war. Es war für ihn okay, dass wir hier zelteten. Wir rauchten eine Zigarette zusammen und so schnell wie er erschienen war, war er auch wieder verschwunden.

                                  Die Aussicht war fantastisch, weit über das Tal hinweg konnten wir den gesamten gegenüberliegenden Berghang einsehe. Es war wie Fernsehen, nur echter. Eine Mongole trieb gerade seine Herde zusammen und wollte sie in eine Richtung führen. Immer wieder entwischte ein Tier und er musste zurück. Das war lustig anzuschauen und wir vertrödeln uns die Zeit damit, wirklich bis zum Ende live dabei zu sein.


                                  Live TV - die Herde sollte bald nach Hause getrieben werden

                                  Dann ging es runter an den Fluss baden, ich weigerte mich kategorisch wieder das Badewasser hochzuschleppen. Mit dem Handtuch über der Schulter und den frischen Sachen ging es los, der Fluss ca. 400m entfernt. Wir badeten intensiv, denn gestern die Katzenwäsche unterm Wassersack ist eher zum Reinigen des schlechten Gewissens nicht wieder stinkend in den Schlafsack zu kriechen. Im Fluss wurde heute alles ordentlich abgeschrubbt.

                                  Zurück am Zelt, das Lagerfeuer loderte noch und ich legte noch einmal richtig auf um Glut zum Kochen parat zu haben, da kam auf einmal eine Herde aus Kühen und Yaks unseren Hang hinauf. Täve und Yvonne saßen im Zelt, ich gechillt im TAR Chair am Feuer. Sie kamen immer näher und Yvonne meinte nur "Hab' keine Angst, die sind doch nicht so blöd und kommen dem Feuer zu nahe". Die waren richtig blöd. Ich hatte das Gefühl, sie wollten sich zu mir setzen. Wie war das noch einmal mit der Farbe rot, wo diese Viecher immer darauf abfahren? Sie schnüffelten um das Zelt herum und gingen dann aber völlig entspannt weiter. Maximus zwischendrin, aber der hatte nur Angst um sein Gras, den juckte das alles nur wenig.


                                  Nein, die wollen nur spielen

                                  Die Herde von ca. 50 Tieren platzierte sich dann oben an dem verlassenen Lager und wieder waren Alle entspannt. Nun kamen auch meine beiden Angsthasen wieder aus dem Zelt, aber mir sagen, dass ich unbesorgt sein sollte. Es gab mal wieder Nudeln, mal wieder mit Zwiebeln, aber mit einer neuen Dosensorte Fleisch. Abwechslung muss sein! Das Essen war schnell zubereitet und ebenso schnell wieder verputzt und bei einem großen Lagerfeuer und einer netten Abendstimmung wurde die Ration Belohnung aufgetischt.


                                  Essenzeit, es konnte mal wieder nicht schnell genug gehen

                                  Der Abend entwickelte sich zum schönsten des ganzen Urlaub und so etwas kann man nicht vorhersehen. Wir hatten draußen Spaß an den Anekdoten, die uns in diesem und den zurückliegenden Urlauben widerfahren waren. Die Zeit rannte nur so weg und es floss durchaus der eine oder andere Wodkatropfen mehr als sonst. Dies hatte später zur Folge, dass ich Yvonne die Richtung ins nur 5m entfernte Zelt zeigen musste, sonst wäre sie zum Fluss marschiert.

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                                    #57
                                    AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

                                    richtig gut. Danke für die Inspiration.

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                                    • Gast20200707
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                                      #58
                                      AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

                                      Als ich heute morgen den Fuß vors Zelt setzte, konnte ich noch nicht ahnen, dass ich heute meinen mentalen Tiefstpunkt erreichen würde. Alles fing so toll an, Sonne und Aussicht am Morgen, Yvonne neben mir mit kleinem Kater und ich mit Schadenfreude. Nachdem wir während des Frühstücks wieder live beim Raustreiben der Herde dabei waren, packten wir auch bald die Klamotten zusammen und folgten nun dem Hang noch weiter hoch. Die Bergkuppe dieses Mal keine 10 Minuten später erreicht, genossen wir den Ausblick auf ein abermals fast unberührtes Tal. Eigentlich waren heute drei Talsenken auf der Tagesordnung. Eigentlich!


                                      Morgendliche Aussicht


                                      Ab mit Euch auf die Weide


                                      Feuer erloschen, Käffchen alle - ab ging's ans packen


                                      Rückblick vom ersten Hügel auf "unser" Tal

                                      Die erste Senke war schnell erreicht, es war eher ein Zwischental und der Höhenunterschied keine 50 Meter, wo es sonst eher 150 bis 250 Meter waren. Genau so eine Hausnummer folgte nun, wir mussten von 1750 auf ca. 2000 Meter hoch. Glücklicherweise war ein Pfad vorhanden, der mal bis hoch zur Kuppe ging. So konnten wir uns mal zur Abwechslung auf uns und die Umgebung konzentrieren. Dabei kamen wir zu der Erkenntnis, dass die Täler und Bergrücken zwar etwas Abwechslung boten, aber nicht mit der Vielfältigkeit des Westufers mithalten konnten. Dafür waren wir hier aber einsamer unterwegs, was wohl auch an dem Wegzustand liegen konnte. Auf der Bergkuppe gab es wie immer 5 Minuten Snackpause, Ausblick genießen, Puls runterkommen lassen.


                                      Senke Nummer eins konnte kommen, ein Weg war erkennbar


                                      Ab in die zweite Senke, wo neugierige Einwohner auf uns warteten

                                      Es folgte nun die zweite, größere Senke, es ging 200 Meter wieder hinunter. Die Berg- und Talfahrt hatte was. Etwas Anstrengung bergauf, ohne große Steigungsprozente, dann wieder bergab zum entspannen. Im zweiten Tal des Tages waren drei Gers auf einem Hochplateau. Da wir nichts brauchten, umliefen wir diese in einem weiten Abstand. So weit, dass die Bewohner der Gers schon ihre Ferngläser zücken mussten, um uns zu erkennen. Einer von ihnen packte die Neugierde dermaßen, dass er angeritten kam und uns ins Gespräch verwickeln wollte. Wir gaben unsere Standardantworten, wussten aber nicht so recht, ob es zu seinen Fragen passte. Sei es drum, er hatte nun mehr Input als die Anderen und konnte seinen Nachbarn die Neuigkeiten mitteilen.


                                      Wir ließen die Gers hinter uns und nun nahm das Grauen seinen Lauf

                                      Anfangs war auf dem Plateau kein Weg zu erkennen, aber es entwickelte sich einer. Bald hatten wir aber die Wahl zwischen Pest oder Cholera. Der Weg verlief nun weiter in einer sumpfigen Senke geradewegs zum Bergrücken hoch. Keine von uns hatte Bock auf nasse Schuhe, also kämpften wir uns links weglos durch den Wald nach oben, so steil, dass wir Serpentinen laufen mussten. Sogar eine Herde Rehe war erschrocken, dass hier Jemand lang kam. Mit ihren weißen auffälligen Schwänzen sprangen sie die Hänge nach oben, wir dagegen schlichen und krochen fast. Wieder ein Zick-Zack-Lauf um tote Baumstämme und dickes Gebüsch. Ich war dem Fluchen schon wieder nahe, da öffnete sich der Wald und trotz nicht vorhandenem Weg erreichten wir bald den Bergrücken.

                                      Nach diesen Strapazen hielt ich es für angebracht, hier oben gleich Mittag zu machen, obwohl erst 10km absolviert waren. Es wurde wieder lecker gekocht und dies hob die Stimmung wieder um ein vielfaches. Die Sonne genossen wir noch ein wenig gemeinsam, sogar für mich war sie mittlerweile erträglich. Entspannt sollte es nun erst einmal wieder 5km ins nächste Tal hinuntergehen. Sollte! Eigentlich!

                                      Mit dem ersten Schritt nach der Pause sollte nun meine Stimmung und meine mentale Kraft stetig nachlassen. Ich gebe eigentlich selten schnell bei, kann mich auch mal durchbeißen, nach vorn schauen und kämpfen, aber was nun kam, war der blanke Horror. 20 Meter nach der Pause, wohl bemerkt auf diesen 20m war ein Pfad erkennbar, hörte dieser vor eine brusthohen Buschfront einfach auf. Es war aber der einzig erkennbare Weg hier oben gewesen. Also hieß es Augen zu und durch. Gern hätte ich Maximus voraus geschickt um den Weg freizumachen, aber er war sicher froh, dass ich der Anführer war. Durch dichtes, trockenes Buschwerk und sehr unebenen und auch nicht sichtbaren Boden ging es nun langsam voran. Meine offenen Schienenbeine bekamen immer wieder die vertrockneten Äste ab, wie Peitschenhiebe. Ich biss (noch) die Zähen zusammen, konzentrierte mich noch darauf, den besten Weg zu finden, der nicht wirklich erkennbar war. Zwischenzeitlich kam ein offenes Waldstück. Ich hoffte, dass es nun besser laufen würde, doch nach 200m starb meine Hoffnung gänzlich. Wieder standen wir vor einer Buschfront. "Scheiiiiiiiiiße" schrie ich lauthals aus mir raus, es muss wohl in einigen Tälern zu hören gewesen sein. Leider bekam ich kein Mitleid von meinen Nachfolgern. Die konnten meine Stimmung gar nicht verstehen. Klar, sie folgten ja meinem bereinigtem Weg, ich dagegen stand immer vor fast mannshohem Buschwerk.

                                      "Komm' schon!" baute mich Yvonne auf, aber der Blick nach vorn baute mich keineswegs auf. Es ging nun zwar schon runter, aber überall waren Büsche, überall! Links, rechts, vorn, hinten. Laut Karte war links von uns das Gebüsch eher zu Ende, also gingen wir abermals einen Umweg, da der Weg gerade aus scheinbar endlos durch dieses Gestrüpp weiter gegangen wäre.

                                      Innerlich fiel mir ein Stein vom Herzen als endlich freie Wiese kam. Wir standen zwar nun vor einem steilen Hang, den wir nun abermals mit Umweg nach links umgehen mussten, aber nach 5km Tortur vom feinsten war diese zweistündige Odyssee vorbei. Ich wollte und konnte mich heute nicht noch einmal auf so Etwas einlassen. Ich hatte die Schnauze voll und da kam eine verlassene Koppel genau richtig. Dieses Tal war völlig unberührt. Keine Jurten, keine Menschen, ach und als hätte ich es fast vergessen, keine Wege!


                                      Bevor ich zu irgendwas fähig war, gab es erst einmal eine "Angekommen-Zigarette"

                                      Hier bauten wir nach 15km unser Lager auf. Maximus hatte endlich mal Freilauf in der Koppel und ich konnte wieder runterkommen. An einem alten Holzstapel fanden wir noch Feuerholz, in der Nähe war ein Fluss. Alles perfekt. Ich rauchte erst einmal eine Cooldown-Zigarette. Lange dauerte es nicht und die Camplage sowie Täve's Freude, heute mal frei mit Maximus in der Koppel reiten zu können, hatten mich schnell wieder akklimatisiert.


                                      Tolles Camp, einsames Tal - in den Top3 ganz oben

                                      Es war noch früh am Nachmittag, Täve flog ein wenig mit der Drohne herum, ich pflückte derweil Maximus's Liebelingsgras, Heu war auch noch etwas da. Hier sollte sich Maximus die Polster anfressen können, die er noch bis Khatgal benötigen würde. Es wurde dann noch ein entspannte Spätnachmittag und ein mit tollen Sonnenuntergang begleiteter Abend.


                                      Blick in Richtung See


                                      Yvonne nahm mir heute die Arbeit ab und kochte

                                      Der heutige Tag blieb nicht ohne Folgen. Wir machten uns Gedanken, wenn es weiter so laufen würde, wie der Plan noch aussehen könnte. Nicht nur mental waren die unwegsamen Hänge das Grauen, nein, sie kosteten auch Zeit. Wir müssten nun von Tag zu Tag entscheiden, ob der Weg machbar oder ob die Flucht ans Ufer hinunter besser sei.

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                                        • 30.06.2009
                                        • 4960
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                                        #59
                                        AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

                                        Zitat von elbspitze Beitrag anzeigen
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                                        Tolles Camp, einsames Tal - in den Top3 ganz oben

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                                        GRANDIOS

                                        Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

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                                        • Gast20200707
                                          GELÖSCHT
                                          Dauerbesucher
                                          • 25.05.2013
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                                          #60
                                          AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

                                          Aufstehen! Neuer Tag, neues Glück, neue Motivation. Mal sehen, wie lange es heute halten würde. Maximus hatte seine Koppel ordentlich abgegrast, der war auf jeden Fall fit für den Tag. Wir mussten uns noch am Frühstückstisch stärken. Ich hatte für mich seit 2 Tagen ein neues Essen gefunden, was die Beiden nicht mochten. Endlich was, was mir mal nicht weg gefuttert wird. Wir hatten Unmengen für Keksen für die Snackpausen dabei, jedoch zerbröselte schon mal der eine oder andere Keks. Dies Krümel hob ich nun immer auf und schüttete sich morgens in warme Milch. Es entstand ein leckerer Brei, Konsistenz und Geschmack fast dem Grießbrei ähnlich. Nein, wir nagten nicht schon wieder am Hungertuch, aber wir mussten ja auch nichts weghauen.

                                          Bald waren wir startklar und liefen in dem Tal ein wenig Richtung See (Westen) hinunter. Wir mussten nun wieder den Hang hoch auf den Bergrücken Richtung Süden. Schon eine Weile durchkämmte ich mit den Augen den Hang nach einem Pfad. Ich sah nichts und trotz des gestrigen Tages wollte ich es noch einmal wissen. Vielleicht lag es auch an dem traumhaften Camp. Wir würden sicher noch so einige einsame diese Art hier im Hinterland finden. Unten am See würde es nicht mehr so einsam sein, viele Autos, viele Gers.

                                          Wir kämpften uns durch Büsche durch und standen bald vor einem Fluss, der an dieser Stelle unüberwindbar war: 3m breite, ca. 1m tief und ein Grasabsatz von ca. 50cm. Bei einer Kehrtwende, um einen anderen Übergang zu finden, drehte sich Maximus mit seinem breiten Hinterteil so schwungvoll um, dass Yvonne fast in den Fluss gefallen wäre. Sie konnte sich gerade noch so an einem Busch festhalten. "Es reicht, ich hab' die Schnauze voll, ich möchte hier nicht mehr weiter" Nun hatte sie die Schnauze voll. Ich redete zwar auf sie ein, es wenigstens hier noch einmal zu probieren und ggf. im nächsten Tal zu kapitulieren, aber sie wollte nicht mehr, ich dagegen schon.


                                          Mit Blick auf das Westufer ging es nun Richtung See


                                          Im Hintergrund am linken Ende des Waldstückes wäre es hoch gegangen

                                          Zwingen konnte ich sie zu diesem nächsten Kraftakt nicht und ich musste nun einlenken. Wir schlugen also den Weg gen Westen zum See ein. Nun war dicke Luft angesagt und Täve wollte immer intervenieren. Sicher habe ich auch ein wenig überreagiert, aber mich störte es, dass Yvonne ohne einen Versuch kapitulierte. Es sah so aus, als hätte sie nur noch auf einen Funken am Pulverfass gewartet. So verliefen die ersten paar Kilometer ohne große Worte. Innerlich sagte ich mir: "Gute Bilanz, erster großer Streit nach nunmehr 19 Tagen, neuer Rekord!"


                                          Das Tal ging es nun hinunter

                                          Es ging nun im Tal immer weiter hinunter, nun kamen auch Gers und Herden. Es wurden Fahr- und Wanderweg sichtbar. Ohne Frage, das Tal war auch schön und noch nicht überlaufen. Zur Mittagspause hatten wir eine Talkreuzung erreicht, rechts ging es weiter zum See, links laut Navi eine Straße hoch. Hier erwartete ich nun eine mongolische Autobahn. Wir machten aber noch auf dem ruhigeren Stück Pause, das Mittagessen schaffte es wieder, dass mit einander gesprochen wurde.


                                          Mittagspause - links über den Fluss gab es wieder Flusstaxi für Alle


                                          Erstmals sahen wir seit Khankh den See wieder

                                          Die Sonne schien heute volle Kraft, die Pause wurde ausgedehnt. Wir sollten nun mehr Zeit haben, weniger Kilometer pro Tag einplanen, alles noch entspannter angehen. Wir liefen nun links und folgten in südlicher Richtung einem Pfad. Wo war hier bitte eine Straße? Keine vorhanden? Es war wirklich nur ein Pfad da, dieses mal ausgetreten und von einigen Kradfahrern benutzt. Konnte uns nur Recht sein, so waren wir weiter allein unterwegs. Es ging zwar wieder steil hoch, aber es waren nur 200 Höhenmeter und zum Glück gab es etwas Schatten. Am Ende war es heute nicht anders als sonst, nur weiter westlicher ging es nun entlang. Den einen Talhang hoch, auf der anderen Seite wieder runter und wieder von vorn. nur die Täler schienen bewohnter zu sein. Nach dem einsamen Anstieg, war also auch bald der Abstieg geschafft.


                                          Wir hatten uns Alle wieder lieb


                                          Unser Zieltal für heute

                                          Vor uns öffnete sich immer mehr eine Ebene mit wenigen Bäumen und ein paar Gers am Horizont. In der Ferne entdeckten wir ein flaches Plateau und dort angekommen, war das Camp schon fast gebongt, denn es gab eine fantastische Aussicht auf den See, die Gebirgskette am Westufer und unser Tal. Nur Wasser war nicht in der Nähe, ich konnte aber in ca. 1km Entfernung einen Fluss ausmachen. Mittlerweile störte uns die Anwesenheit anderer Gers und unsere Sichtbarkeit nicht mehr so wie am Anfang. Die Frage war, ob wir Jemanden stören würden. Das war nun eher unser Bedenken. Im Umkreis von 1km war keine Ger, das sollte genug Privatsphäre für Jeden von uns sein.


                                          Skeptischer Blick bei den vielen Gers, aber völlig unbegründet


                                          Das Zelt stand bald, in der Nähe ein kräftiger Baum, der dem Hilleberg noch ordentlich Schatten spendete. Ich wollte vermeiden, dass das Zelt unnötig und lange der Sonne ausgesetzt ist. Holz und Steine waren genug vorhanden, die Feuerstelle also im zweiten Schritt fertig. Der Nachmittag war noch jung, wir hatten 17km geschafft und noch Zeit um am Lagerfeuer runter zu kommen und die Aussicht zu genießen, das Camp wurde daher auch Seesichtcamp genannt.

                                          Okay, ich bin ehrlich. Anfangs war ich heute sauer, dass wir vor den Büschen kapitulierten, aber ohne diese Entscheidung hätten wir nicht dieses tolle Camp gefunden. Hier war die Aussicht der entscheidende Faktor, dabei übersahen wir, dass es mal nicht so einsam zuging. Das hatte aber Folgen, für am Ende nur positive. Wir wollten das Camp schon Besuchercamp nennen.

                                          Ein Mongole kam motorisiert zu unserem Camp und begrüßte uns herzlich, als Sozius seinen kleinen Sohn dabei. Wir packten die Gelegenheit beim Schopfe und fragten nach Brot und Milch. Wir verstanden ihn so, dass es länger dauern würde, er aber liefern würde. Okay, wir waren happy, das Frühstück sollte also wieder einmal mehrere Tage gesichert sein. Kurz bevor wir zum Wasser gehen wollten, kam ein Reiter zu uns: kurzer Smalltalk, eine Zigarette meinerseits als Geschenk und fort war er wieder. Weit später am Abend kam dann noch ein junges Mädel mit einer Schüssel Heidelbeeren zu uns. Wir schenkten ihr dafür eine Schokolade und kamen ein wenig ins Gespräch, sie konnte ein paar Bruchstücke englisch. Nun hatten wir, glaube ich zumindest, das ganze Tal kennengelernt. So geht Social Media auf mongolisch. Einfach genial.


                                          Die junge Heidelbeer-Dame

                                          Endlich kam mal Keiner und wir flüchteten förmlich zum Fluss. Dort angekommen, musste Maximus immer als Schutz für Yvonne dienen. Wir sahen die Gers und die uns. Ja, und wir wussten, sie hatten Ferngläser. Das hinderte uns aber nicht am Nacktbaden. Täve wollte heute nicht, er war auf ein großes Geschäft aus, das Klopapier aber 1km entfernt am Zelt. "Entweder Du nimmst hier Gras oder gehst allein zum Zelt zurück". Ich war verwundert, er ging einfach allein zum Zelt zurück. Bald waren wir mit Maximus auch wieder am Zelt, er durfte noch seinen Durst am Fluss löschen, dafür aber auch die Wasservorräte zurückschleppen. Täve bekam gleich noch seine Reitstunden und Alle waren am Ende des Tages doch zufriedener als gedacht.

                                          Ich jedoch sah mich wieder in einer Verteidigungslage. Hunde, okay niedliche Hunde, kamen zu unserem Zelt und bettelten nach Essen. Es lagen noch die Kekstüten am Lagerfeuer. Yvonne und Täve kamen auf die Idee, doch die nicht mehr benötigten Kekskrümel zu verfüttern. Nun reichte es. "Geht's noch, die sind alle meine, verfüttert doch Eure intakten Kekse" widersprach ich. Alle mussten lachen. Waren die Hunde wichtiger als ich? Scheinbar. Gut, sie waren niedlich, aber das musste nun wirklich nicht sein.


                                          Abendstimmung am Camp


                                          Essen bald fertig?

                                          Bald sollte es Abendessen geben, aber auch hier wollte Keiner was abgeben, die Hunde zogen enttäuscht ab. Es gab mal wieder Nudeln, heute mal vegetarisch ohne Fleisch, dafür umso mehr Zwiebeln. Am Lagerfeuer schauten wir entspannt dem wilden Treiben am Himmel des Westufers zu. Dunkle Wolken und viele Blitze. Bald schon donnerte es auch. Noch sah es aber gut für uns aus, wir konnten noch lange draußen sitzen.


                                          Die Heidelbeer-Dame wollte uns unbedingt forografieren

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