[MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

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  • Gast20200707
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    #21
    AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

    Mit etwas Vorfreude auf das Shoppingerlebnis in Renchinlkthumbe fiel das Aufstehen heute umso leichter. Das Wetter spielte von Anfang an mit und so kamen wir doch sehr gut in die Gänge. Täve platzierte noch seine Lehrtafel am Wegrand, in der Hoffnung, dass die Einheimischen nun weniger Müll in der Natur entsorgen. Auf flachen Abschnitten und immer noch von vielen toten Bäumen umgeben, ließen wir im Vorwärtsschritt doch immer wieder den Blick nach hinten nicht aus den Augen. Es war so krass. Eine weite, flache Ebene und dahinter diese Bergkette.


    Na, wer kann die Regeln deuten?


    Während sich die Wolken in den Bergen fixierten, ballerte bei uns die Sonne

    Die Sonne gab bald so richtig Gas, so dass das Solarpanel zum Einsatz kam. Das war nötig, denn Powerbank und Akkus waren alle. Zum ersten Mal zeigte mir der Multimeter Werte um 2.10Ah an, war die Sonne hier echt so viel stärker, in Deutschland schaffe ich immer nur 1.76Ah. So kam es, dass am Ende des Tages der 26800mAh Powerbank wieder randvoll war. Ich war begeistert. Eigentlich planten wir gegen frühen Nachmittag in Renchi zu sein, aber mit den ganzen Zick-Zack-Umwegen, um die steinigen Flussbettpassagen zu meiden, kamen wir immer auf 10% Zuschlag an Kilometern. So kamen wir erst gegen späten Nachmittag an.


    Wahnsinn, dieser breite Blick in die Ferne


    Hinter uns der kleine grüne Hügel, den wir noch passieren mussten. Vor uns lag nun Renchi

    Nach einem letzten kleinen Anstieg pausierten wir kurz und nach dieser Kuppe eröffnete sich der breite Blick auf Renchi, eine Ansammlung aus Blechhütten und Schlammstraßen, dazwischen einige wenige Steinhäuser. Es offenbarte sich uns ein Ausblick, den man von der Mongolei erwartet. Endlos weite Steppen, kurzes Gras, wenig Bäume, dazwischen einige Gers und Herden, die durch das weite Land ziehen. 4 Kilometer war der Ort noch Luftlinie entfernt, doch es dauerte noch eine Stunde bis wir ihn erreichten, aber immer mit dem Blick und dem Gefühl, dass der Ort vor uns weglaufen würde. Er wollte und wollte nicht näher kommen. Wir querten im Süden des Ortes noch einmal einen klaren Fluss und beherzigten mal wieder nicht, lieber gleich Wasser einzusacken. Das Pferd hätte doch locker kurzfristig mal 10 Liter tragen können.


    Der letzte kleine Hügel vor Renchi, ein Rückblick unserer Route der letzten 2 Tage

    Endlich im Ort angekommen, gingen wir zu einem der vielen kleinen Läden, die so ein typisches gelb-grünes Lebensmittelschild über der Tür hatten. Die "Supermärkte" unterschieden sich nicht wirklich von richtigen Wohnhäusern. Wir gingen also in drei verschiedene Läden und kauften uns das nötige Proviant zusammen. Dabei lohnte sich der Vergleich der Läden, nicht preislich sondern vom Angebot her. Man kommt in einen kleinen Raum mit eine langen Theke herein, dahinter stehen die Lebensmittel in den Regalen. Es gibt alles Nötige, vom Klopapier bis zum Wodka, ab und an auch frische Äpfel, Kartoffeln und Zwiebeln. Nudeln und Reis werden meist in 1kg Beuteln abgepackt oder aus einem großen Sack nach Bedarf geschöpft. Wir bekamen hier alles bis auf Brot, was wohl am Ende des Tages nicht mehr vorrätig war. Auch frische Wurst, Müsli oder Cornflakes Fehlanzeige. Komischerweise musste man kein russisch oder mongolisch können um den Inhalt mancher Konservendosen zu lesen. Sie waren meist auf deutsch, die gut & günstig Marke von Edeka überwog. Kaum zu glauben, dass es billiger ist, diese Ware aus Deutschland zu importieren als den örtlichen Kram zu verkaufen. Benzin und Geld brauchten wir gerade nicht, aber es gab beides in dem Ort.


    Kurzer Schauer mit Sonne, ein Garant für Regenbögen

    Wir waren nun gut eingedeckt, Maximus' Rücken hing nun wieder ein wenig mehr durch und wir begaben uns in den Norden von Renchi. Dort bezogen wir nahe einem kleinen Wäldchen unser Camp, hatten aber nun ein großes Problem, mal wieder. Wasser fehlte in jeder Richtung. Renchi war 2.5km entfernt, entweder dort Wasser kaufen oder aus dem Fluss im Süden schöpfen. Nach 24 Tageskilometern hatte ich keinen Bock mehr und wollte nun meine ersten Reitstunden nehmen. Maximus und ich hatten uns gut angefreundet, ich wagte es also. Da keine Steigbügel vorhanden waren, musste ich auf einem Stamm aufsteigen. Langsam ging es wieder runter in den Ort. Gechillt blickte ich umher und genoss die Landschaft, Maximus machte den Rest und folgte dem Pfad. Aus Versehen klammerte ich meine Beine zu stark um ihn, um nicht runter zu fallen, dabei habe ich wohl zu viel Druck ausgeübt. Auf einmal ging es im Trab schaukelnd weiter. Wow, wo ist der Stoppschalter? Bloß gut, Maximus hörte von allein auf. Im Ort angekommen überlegte ich mir, wie ich ohne Gespött der Anderen extrem cool vom Pferd absteigen könnte, die Steigbügel fehlten halt. Ich nutzte eine kleine Wiese und Maximus senkte seinen Kopf. Mit Elan schwang ich das rechte Bein nach links über seinen Kopf und hüpfte vom Pferd. Ich war ein geborener Cowboy. Ich ging direkt in den ersten Laden und kaufte alle Wasserflaschen ein, gesamt ca. 9 Liter. In den Packtaschen verstaut lief ich nun wieder mit Maximus zum Ortsausgang um dort einen geeigneten Platz zu finden um ohne Zeugen wieder einigermaßen vernünftig auf das Pferd zu kommen. Am Camp angekommen, stand das Zelt bereits und die Sonne kitzelte schon die Berghänge im Westen.


    Weite Aussicht, weite Ebenen, ein echt toller Platz

    Nun machten die vollen Taschen mit unseren leeren Mägen Bekanntschaft, es wurde reichlich aufgetischt und beim Essen die Aussicht genossen. Anschließend duschten wir uns jeder mit nur eine 1.5L Flasche Wasser. Wahnsinn, wie wenig Wasser man doch braucht um sich etwas sauber zu fühlen. Am Lagerfeuer genossen wir den Abend und ließen den ersten Abschnitt Revue passieren.
    Zuletzt geändert von Gast20200707; 19.09.2018, 05:28.

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    • Gast20200707
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      #22
      AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

      Zitat von Sternenstaub Beitrag anzeigen
      @ Bambus - bekommen wir da auch noch einen Reisebericht zu lesen? Bitte!
      Ja, würde mich aber auch brennend interessieren, gerade das Altai

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        #23
        AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

        Zitat von elbspitze Beitrag anzeigen
        Nach 24 Tageskilometern hatte ich keinen Bock mehr und wollte nun meine ersten Reitstunden nehmen. Maximus und ich hatten uns gut angefreundet, ich wagte es also. Da keine Steigbügel vorhanden waren, musste ich auf einem Stamm aufsteigen. Langsam ging es wieder runter in den Ort. Gechillt blickte ich umher und genoss die Landschaft, Maximus machte den Rest und folgte dem Pfad. Aus Versehen klammerte ich meine Beine zu stark um ihn, um nicht runter zu fallen, dabei habe ich wohl zu viel Druck ausgeübt. Auf einmal ging es im Trab schaukelnd weiter. Wow, wo ist der Stoppschalter? Bloß gut, Maximus hörte von allein auf. Im Ort angekommen überlegte ich mir, wie ich ohne Gespött der Anderen extrem cool vom Pferd absteigen könnte, die Steigbügel fehlten halt. Ich nutzte eine kleine Wiese und Maximus senkte seinen Kopf. Mit Elan schwinkte ich das rechte Bein nach links über seinen Kopf und hüpfte vom Pferd. Ich war ein geborener Cowboy. Ich ging direkt in den ersten Laden und kaufte alle Wasserflaschen ein, gesamt ca. 9 Liter. In den Packtaschen verstaut lief ich nun wieder mit Maximus zum Ortsausgang um dort einen geeigneten Platz zu finden um ohne Zeugen wieder einigermaßen vernünftig auf das Pferd zu kommen.

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          #24
          AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

          Zitat von elbspitze Beitrag anzeigen
          Ja, würde mich aber auch brennend interessieren, gerade das Altai
          Ja, es kommt noch ein Bericht, aber erst muß ich wieder in der Arbeit ankommen, dann meine Bilder sortieren (es sind zuviele) und dann den Text schreiben. Bin nicht so der SChriftsteller.

          Bitte noch etwas Geduld!

          Und, nein, ich werde jetzt nicht in den wunderbaren Bericht von Elbspitzes fremde Bilder einstellen!

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          • Gast20200707
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            #25
            AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

            Fazit Erster Abschnitt
            Bereits nach diesem erstem Abschnitt war uns klar, dass die Mongolei locker mit Kirgistan mithalten konnte, gerade was die landschaftliche Abwechslung anbelangte. Jedes Tal, jeder Gebirgshang hatte was Neues zu bieten. Wir lieben das Gebirge und gerade das schroffe Khoridol Saridag hatte es uns angetan. Parallel lieben wir aber auch Bäume und Wälder, die kargen, baumlosen isländischen Landschaften finden wir persönlich öde. Doch hier bekamen wir alles das, was wir so an der Natur lieben. Ein für uns persönlich zusammengeschnürtes Paket der Mutter Natur.

            Dass wir auf diesem Abschnitt nicht die mongolische Einsamkeit bekamen, die wir erhofft hatten, war der Verbindung Khatgal- Renchi geschuldet, die halt die Einheimischen und auch Touristen nutzen. Jedoch hielt sich das alles in Grenzen. Wenn wir von "stark frequentiert" sprechen, dann sind das 3-4 Personen im Durchschnitt pro Tag, im Höchstmaß mal 10. Damit konnten wir leben.

            Der nun folgende Abschnitt sollte es aber schaffen, dass die Mongolei es ganz hoch in unserem Ranking geschafft hat. Sie überzeugte abermals durch Abwechslung, aber auch mit uns so wichtigen Dingen, die ein Top Reisedestination für ausmacht.
            Bleibt also gespannt!

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            • littlefoot
              Gerne im Forum
              • 08.08.2006
              • 57
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              #26
              AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

              Toller Bericht. Die Mongolei steht auch schon lange auf meiner Liste, dann aber am liebsten auf einem Wanderritt.

              Den Maximus hätte ich ja eingepackt und mit nach Hause genommen.

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              • Gast20200707
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                #27
                AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

                2.Abschnitt Renchinlkthumbe - Khankh 7 Tage 140 Kilometer


                Blick über die Darkhad Depression Hochebene, Renchinlkthumbe mittendrin und im Hintergrund das Khoridol Saridag

                So entspannt, wie wir ins Bett gegangen waren, standen wir auch auf. Am Abend zuvor hatte ich versprochen, heute nur den halben Tag zu wandern, ca. 15km. Eigentlich hatten wir für uns und das Pferd aller 6-7 Tage einen Ruhetag eingeplant, jedoch wussten wir, dass wir vor langer Weile gestorben wären. Im Blut sind wir dann doch Nomaden, die gern weiterziehen, neugierig sind, was um die Ecke kommt. Wir aßen also entspannt die Rester des 1.Abschnitts zum Frühstück, in Renchi hatten wir leider nichts zur morgendlichen Stärkung bekommen. Das gab uns zu denken und wir beschlossen, heute das erste Mal eine Ger anzulaufen um nach Brot zu fragen. In Kirgistan hatten wir damit gute Erfahrungen gemacht und Dava, die Vermieterin des Pferdes, hatte uns einige mongolische Sätze notiert, auf die wir nur zeigen mussten: Milch kaufen / Brot kaufen / Butter kaufen.


                Bei so einer Weitsicht kann man das Frühstück auch mal ausdehnen

                Während Täve eine gemischte Herde aus Ziegen und Schafen bei Laune hielt und durch die weiten Steppen scheuchte, packten wir alles zusammen. Die Sonne hatte schon richtig Kraft und alles gut durchgetrocknet, Frost gab es die Nacht keinen, es war schon eher warm und ungewohnt für uns. Erst gegen 11.30 Uhr starteten wir und waren kaum 2km gelaufen, da erschien eine Ger am Horizont. Die steuerten wir direkt an. Die Bewohner wussten noch nicht, welches gefräßige Unheil sich da annäherte. Dort angekommen zückten wir unseren Zettel und zeigten auf den ersten Satz, mit der Frage, ob sie den Brot verkaufen würden. Sie lasen aber den ganzen Zettel und dachten, wir wollen auch noch Milch und Butter. Wir sollten uns setzen und konnten die Einladung natürlich nicht ausschlagen.


                Nur Mist im Kopf, die armen Tiere wollten fressen und mussten aber rennen


                Ab und an dann doch eine vernünftige Idee gehabt

                Sie servierten uns frische Heidelbeermarmelade, Brot, Milch und leckere Butter. Im Gegenzug gab ich dem Herr des Hauses ein paar Zigaretten. Diese nahm er gerne an, er hatte zuvor ein Stück Zeitungspapier mit vertrocknetem Gras geraucht. Den Kindern schenkten wir eine kleine Tafel Schokolade und so saßen und saßen wir zusammen und obwohl wir nicht kommunizieren konnten, kam doch ein Gespräch zustande. Wir machten Ihnen deutlich, dass wir nicht nur hier Brot essen wollten, sondern auch mitnehmen müssten. Sie füllte eine Tüte voll Brot. Dava sagte, wir sollen das geben, was wir für richtig halten, aber das ist leicht gesagt, wenn man kein Gefühl hat, was "richtig" ist. Wir gingen von kirgisischen Verhältnissen aus, dass dort ein Brot immer um die 200 SOM / 2 EUR gekostet hatte. Da wir hier sehr viel Brot bekamen, gaben wir 15000 MNT, umgrechnet ca. 5 bis 6 Euro.


                Die mongolische Gastfreundlichkeit übertraf die kirgisische um Längen

                Auf einmal holten sie noch eine Tüte, füllten diese auch noch mit Brot, verschraubten das Heidelbeerglas und gaben es uns auch noch in die Hand. Das war ein Zeichen, dass der Betrag zu hoch war. Uns war es egal, sie waren glücklich und wir hatten nun für einige Tage wieder was zum Frühstück. Nach einer Stunde Pause zogen wir weiter und hatten bald Renchi völlig hinter uns gelassen. Es sollte nun wieder über die West Range gehen um in 3 Tagen den See zu erreichen. Wir passierten noch eine große, ausgedehnte Weide, wo auch noch die eine oder andere Ger stand. Am Ende dieser Weide, der Waldabschnitt begann wieder, rasteten wir und merkten, dass bereits nach 6km die 3L Blase leer gesoffen hatten. Dazu kam die pralle Sonne und der nun folgende nicht wirklich dichte Wald.


                Ab hier war das Wasser alle und die Münder trocken

                Mit dem einen Auge nach einem schattigen Weg suchend, konzentrierte sich das andere auf eine Wasserstelle. Wir folgten einem Flussbett, was natürlich ausgetrocknet war. Weitere 6km liefen wir nun ohne Wasser den Weg entlang. Ja, genau, wir wollten heute kürzer treten und eigentlich wäre jetzt die Zeit ran gewesen, aber ohne Wasser braucht man darüber nicht nachdenken. Da wir noch Cola dabei hatten, musste die nun rationiert zum Durst löschen herhalten. Gott, wer hat dieses wahrhaftige heilige Getränk erfunden, dachten wir alle. Wir pausierten in einer schattigen Ecke und jedes noch so tiefe von mir aufgespürte Wasserloch war trocken. Zum Glück erschien ein Auto, welches zu einem Haus, das hinter uns lag, fuhr. Sie hatten genug Wasser dabei, um die Trinkblase wieder aufzufüllen und meinten, dass in 10km ein Fluss kommen würde. Soweit die gute Nachricht. Wir wären also auf 22 Tageskilometer gekommen. Was sah der Plan aus? Hier Camp beziehen und mit den 3L Wasser hinkommen und mal nicht waschen? Nein, wir hatten noch genug Zeit und zogen weiter. In 2 Stunden hätten wir Wasser in Hülle und Fülle, das trieb uns an.

                Immer wieder schluckten wir den vorbeiziehenden Staub, den die Autos und Motorräder erzeugten. Der Teil des Weges war doch noch sehr gut besucht, aber die Piste folgte geradewegs zum See hinunter, wo mehrere Gers stehen. Morgen sollte alles anders werden, da wir diese Piste verlassen würden. Das trieb uns doppelt an. Bald mussten wir ein ca. 1km breites Flussbett queren, bestückt mit Birken, die allesamt schon gelbe Blätter trugen. War es die Kälte oder die Trockenheit, die den Bäumen zugesetzt hatte? Es sah fantastisch aus und man kann sich wage vorstellen wie bunt hier der Herbst sein muss.


                Kaum vorstellbar, dass hier ab und an volle Breite Wasser fließt

                Bald hatten wir das andere Ufer erreicht und schon jetzt merkte man, dass der Verkehr abnahm, da die Hauptpiste im Flussbett lang führte. Ich hoffte, dass der Autofahrer nicht meinte, dass genau an dieser Flussbettpiste bald Wasser käme. Wir folgten einem schattigerem Pfad durch ein Wäldchen und bald eröffnete sich vor uns eine Wiese aus blühendem Wildblumen und saftigem Gras. Wir gönnten Maximus ein Päuschen. Einheimische hatten anscheinend auch das Potential dieser Wiese für sich entdeckt. Sie waren dabei, sie komplett mit der Sense platt zu machen. Wo Menschen sind, muss es auch Wasser geben. Mit wilden Gesten deuteten wir daraufhin, dass wir Wasser suchten und sie zeigten nur mit den Finger weiter hoch in Richtung Wald. Naja, kann ja nur eine Frage der Zeit sein, Wasser zu finden, dachten wir uns und peilten die Richtung an und folgten einem Pfad immer weiter hoch und fort vom eigentlichen Weg.

                Wir fanden bald eine tolle Stelle fürs Camp, die 18km erreicht und durch die Hitze entsprechend fertig. Hier sollte es irgendwo Wasser geben und einige Feuerstellen der Einheimischen wies daraufhin, dass es hier Wasser geben könnte. Im nahe gelegenem Flussbett dann die herbe Enttäuschung. Trocken wie die Wüste Gobi. Nun konnte ich nur eins machen, dem Verlauf nach oben folgen und auf ein Wasserloch hoffen. Keine 100 Meter später strahlte mich ein 2x2m großes Loch mit dem seltenen Gut an. "Keine Panik auf der Titanic, Wasser ist für Alle da" schrie ich und Alle waren erst einmal glücklich, dass diese Not vorübergehend ein Ende gefunden hatte.

                Nachdem heute der Tag der Hitze und Wassernot war, bekam das Camp den eindrücklichen Namen Dürrecamp. Als Belohnung versprach ich meinen beiden Leidensgenossen heute Pfannkuchen. Wir hatten in Khatgal Mehl gekauft um eventuell auch mal Brot zu backen, aber ohne Hefe wusste ich nicht, was dabei rauskommen würde. Also gab es heute mit diesem Mehl Pfannkuchen. Zum ersten Mal hatten wir Volleipulver mit auf Reisen genommen und dies kam als Zutat mit in die Schüssel. Außerdem wurde das Pulver zum Andicken von Soßen oder als Rührei morgens genutzt. Wir sind von diesem Pulver begeistert, weil es doch noch nach Ei schmeckt und man es so vielseitig einsetzen kann.

                Alles war schnell aufgebaut und auch das Feuer war wieder eines der ersten Dinge, was laufen musste. Während sich die Kochstelle warm lief, gingen wir alle Vier zum Wasserloch. Maximus schlürfte was weg, dass Täve ihm nur erschrocken zurief "Trink' uns nicht alles weg" Jeder von uns sehnte sich nach der Erfrischung. Wir waren noch aufheizt von der Sonne, da kam dieses echt eiskalte Wasser wie gerufen. Wie neu geboren fühlten wir uns. Wie befreiend war es doch, Schweiß und Dreck weg zu waschen. Am Zelt zurück, bereitete ich schon das Abendessen vor, während Täve Maximus Gras pflückte.

                Mit einer kleinen Pfanne ging es dann zur Sache und konnte nicht schnell genug gehen. Ob ich was von den Teilen abbekommen würde? Kurz überlegte ich, die flüssige Mischung gleich so zu trinken, Hauptsache, mein Magen wäre gefüllt gewesen. Ich wollte die Pfannkuchen goldbraun anbraten, von Täve und Yvonne kam immer schon paar Minuten vorher der Aufschrei "Ist gut, dreh um" oder "Reicht, ist fertig!" Von der Pfanne ging es direkt ohne Umwege oder Abkühlen in den Mund. Wir hatten noch Nudelreste vom Vortrag und ich freundete mich schon mit dem Gedanken an, diese zu verspeisen. Gute 2L Flüssigkeit mussten verbraten werden, das dauerte und mit der Zeit setzte endlich eine Sättigung bei den Beiden ein, ich dachte schon, dieses Gefühl wäre ihnen abhanden gekommen. Nun war ich an der Reihe. Gott, schmeckten die Teile lecker oder waren wir so hungrig, dass wir einfach alles hinter schluckten? Am Ende blieben noch 6 Pfannkuchen übrig, die wir für das Frühstück aufheben wollten. Alle lagen mit gespannten Bauchdecken am Lagerfeuer und waren zufrieden, vor allem Täve, der seine Leibspeise nun auch im Urlaub bekam.


                Nicht auf die Größe kommt es an, sondern auf die Menge

                Es war ein Tag, der nicht so ablief wie gewünscht, aber am Ende sich noch zum Guten gewandt hatte. Schwein gehabt und glücklich sein. Wir entspannten am Lagerfeuer und sprachen über dies und das, vor allem aber über unser tolles Pferd Maximus. Ohne ihn wären wir bis jetzt nicht so unproblematisch vorangekommen. Keine Brücke war ihm zu hoch, kein Fluss zu tief, kein Hang zu steil. Unsere kirgisischen Esel hätten wir schon längst wieder verflucht, aber Maximus konnte man nur lieben, ein Arbeitstier durch und durch.
                Zuletzt geändert von Gast20200707; 19.09.2018, 19:31.

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                • aachenbenne
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                  • 03.11.2013
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                  #28
                  AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

                  Was für ein toller Bericht! Bitte schnell weiterschreiben.

                  Darf man erfahren, in welchem finanziellen Rahmen sich Pferd und Verpflegung bewegt? Gerne auch per PN.

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                  • Gast20200707
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                    #29
                    AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

                    Okay, wir hatten nun endlich gelernt und füllten heute neben der Trinkblase auch noch eine 1.5L PET Flasche voll. Wie konnte ich wissen, dass meine Mitreisenden genau so viel trinken wie sie essen und nicht mal Mutter Natur diese Ressourcen aufbieten könnte. Bei schönstem Wetter frühstückten wir am Lagerfeuer, es war noch kalt, da Bäume die Sonnenstrahlen nicht durchließen. Ich gab heute wiederum das Versprechen, einen kurzen Tag zu wandern. Dass ich das Versprechen wieder nicht halten könnte lag dann am Ende wieder mal am Wasser. Das glaubt Einem Keiner: Man wandert um einen See und verdurstet


                    Dürrecamp in voller Pracht am Morgen

                    Wir gingen zurück zum Hauptweg, auf dem merklich weniger Verkehr war. Täve hatte für sich entdeckt, dass es lustig ist, auf Maximus zu sitzen, wenn er trabt. Tja, fortan durften einzelne Passagen von uns joggend bewältigt werden. Dem setzten wir aber bald ein Ende, da es weder für den voll beladenen Maximus noch für uns eine Wohltat war. Dafür versprachen wir ihm, dass er am Camp seine Runden bekommen würde.


                    Solche verlassenen Gehöfte sah man des öfteren

                    Nach ca. 1.5 Stunden kamen wir an einen Abzweig, wo nun nur noch ein Pfad links in die Berghänge abbog. Wir verließen nun die kleinere Piste, die am Flussufer weiter gen See folgte. Nun mussten wir pausieren. Yvonne ging es nicht gut. Wasser- oder Nahrungsmangel? Sie fühlte sich schlaff, obwohl wir erst 6km gelaufen waren. Heute schien nicht ihr Tag zu sein. Die Nachricht eines Autofahrers, der uns am Abzweig ansprach, dass es Wasser erst in 10km geben würde, baute sie auch nicht gerade auf. Wir beluden Maximus zusätzlich mit Yvonnes Rucksack, so konnte sie entspannter weiterlaufen.


                    Am Horizont der Hauptkamm, den es noch zu überwinden galt

                    Weiter ging es nun auf einem teilweise verwachsenen Pfad. Manchmal liefen wir querfeldein, dann war mal wieder der Pfad zu sehen. Ab und an sah man eine einzige Motorradspur. Das muss wohl ein richtiger Crosser gewesen sein. Unvorstellbar, diesen Weg mit einem Motorrad zu absolvieren. Wir kamen nur langsam voran, Yvonnes Schritte waren behäbig und wir mussten in kürzeren Abständen Pause einlegen. Es ging ihr nicht wirklich besser, auch ohne Gepäck. Hatte sie sich was eingefangen? Tat ihr die Hitze nicht gut?

                    Wenigstens spielte das Wetter mit. Während bei uns die Sonne schien und ein laues Lüftchen blies, türmten sich am ca. 15km entfernten Hauptkamm dunkle Wolken auf und mächtige Donnergeräusche schüchterten uns ein. Würde es heute noch zu uns ziehen? Würden wir vorher ein Camp und vor allem Wasser gefunden haben? Irgendwie lief der Tag nicht gut. Immer, wo wir pausierten, lief ich in der Umgebung die sumpfige Landschaft ab, aber immer vergebens. Ich hätte gern eher Camp bezogen, gerade wenn wir an alten, offenen und verlassenen Stallungen waren. Diese wären für Maximus ideal zum Freilauf gewesen.

                    Wir mussten weiter. Es konnte nicht mehr weit sein, vielleicht noch 6-7km, 1.5 Stunde. Wir vertrauten der Angabe des Mongolen, bei km16 sollten wir auf Wasser stoßen. Es ging eine sumpfige Landschaft hindurch, die tiefsten Wasserlöcher ausgetrocknet, einen letzten kleineren Hügel hoch, dahinter vermuteten wir Wasser.

                    "Halt, stehen bleiben, ich hör' was" Yvonne und Täve hielten an und stockten sogar den Atem, nur Maximus ließ sich nicht beirren, fraß sein Gras und kaute laut daher. "Du auch, hör auf!" schrie ich. Ein leises Rauschen war zu hören. War es der Wind oder ein Fluss. Yvonne war für Wind, Täve und ich identifizierten das gleichbleibende monotone Geräusch als Fluss. 2km weiter hatten wir keine Zweifel mehr, das Rauschen wurde lauter, es war Wasser. Jubelschreie gab es aber noch nicht. Bei unserem Pech war es sicher eine tiefe Schlucht, unerreichbares Wasser für uns. Diesen Tag gingen wir pessimistisch an.

                    Dann, nach 15km, war es Gewissheit. Ein 10m breiter Fluss plätscherte dahin. Es war am frühen Nachmittag und da es noch kein Mittag gab, sattelten wir hier ab und bezogen hier Camp. Das Wetter war noch beständig und so verschoben wir den Zeltaufbau, es gab erst einmal eine fette Zwiebelsuppe mit Brot. Ganz entspannt bauten wir später das Zelt auf, machten Feuer und waren froh, doch wieder Wasser gefunden zu haben. Täve hatte seinen Wasserspielplatz, Yvonne konnte ein wenig ausruhen und ich sammelte Holz. Nachdem Täve flache Steine mit Steinmalstiften verziert und am Fluss drapiert hatte, durfte ich mit ihm noch ein Dutzend Runden am Fluss entlang rennen, er trabte auf Maximus hinter mir her.


                    Täve war glücklich mit seinen Steinmalereien, Yvonne dagegen hatte ihr erstes Tief


                    Die ersten Reitstunden für Täve

                    Ich kam noch einmal ordentlich ins Schwitzen, tat aber gern Täve den Gefallen, da er bis jetzt echt super mitmachte. Im Gegensatz zu Kirgistan, wo er doch mehr auf den Eseln ritt und erst nach unserer Aufforderung auch mal lief, war er in diesem Urlaub selbst motiviert zu laufen, gerade wenn es den Berg hoch und runter ging. Ebenso war er motiviert oder besser abgelenkt, wenn wir irgendwelche Gespräche führten oder Spiele machten. "Ich sehe was, was Du nicht siehst", Tiere raten oder "Wer bin ich" wurden abwechselnd gespielt und lenkten von dem heutigen, nicht so prächtigen Tag ab.

                    Ich wollte und konnte den Beiden nicht schon wieder ein Versprechen für morgen geben, eine kürzere Tour zu machen, behielt es aber für mich im Hinterkopf. Wir gingen bald im Fluss baden und aßen mal zivilisiert, die Bäuche waren noch mit Zwiebelsuppe gefüllt, zu Abend.

                    So saßen wir noch gemütlich am Lagerfeuer. Doch bald überraschte uns der Regen, wir verzogen uns ins Zelt und spielten gemütlich Karten und es gab auch die eine oder andere Wrestling-Runde. Es regnete sich ein und die Nacht durch. Was das für uns für negative Auswirkungen haben sollte, würden wir erst am nächsten Morgen erfahren.

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                    • Gast20200707
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                      • 25.05.2013
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                      #30
                      AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

                      Zitat von aachenbenne Beitrag anzeigen
                      Was für ein toller Bericht! Bitte schnell weiterschreiben.
                      Darf man erfahren, in welchem finanziellen Rahmen sich Pferd und Verpflegung bewegt? Gerne auch per PN.
                      Das Pferd hat uns 50000 MNT / 18 EUR pro Tag gekostet, also 450 Euro. Am Anfang und am Ende haben wir in Khatgal in dem Mongol Ujin Camp für 13 Euro je Person genächtigt. Ein reichhaltiges Abendessen kostet meist nur 10000 MNT / 4 EUR. Zigaretten kosten 1.20 Euro, eine Flasche Wodka 5 Euro. Es ist ein sehr billiges Reiseland, man kommt gut aus und bekommt alles, was man braucht. Auch "UB" (Ulan Bator) ist billig. Dort haben wir es uns in einem Wellness Salon gut gehen lassen. Mama 1.5 Std Nagelrepartur (retten, was noch zu retten ging) und die beiden Herren einen mongolischen Topfschnitt, zusammen 30 Euro

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                      • Rattus
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                        • 15.09.2011
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                        #31
                        AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

                        Zitat von elbspitze Beitrag anzeigen
                        ... und die beiden Herren einen mongolischen Topfschnitt ...
                        Photos, please
                        Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

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                        • Gast20200707
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                          • 25.05.2013
                          • 764
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                          #32
                          AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

                          Zitat von Rattus Beitrag anzeigen
                          Photos, please
                          Yvonne schrie dem Frisör zu "Zweimal Kim Jong Un bitte!"

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                          • Bambus
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                            • 31.10.2017
                            • 1852
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                            #33
                            AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

                            Auf dem Bild, das waren vermutlich keine in unserem Sinn verlassene Gehöfte sondern ein Herbst-- oder Winter-Lager der Nomaden.

                            Überraschenderweise sind die Winterlager nicht primär in tieferen Lagen sondern gerne auch höher gelegen, aber immer an Berghängen, an Eingängen von kleinen Schluchten o.ä. wo es Schutz vor Wind gibt. Kälte stört dort nicht so sehr (ob -30° oder -35° ist eher von akademischem nteresse ), sondern wenig Wind, Weideflächen mit viel Naturheu (getrocknetem Gras...), wenig Schnee und eine Möglichkeit, Eis/Wasser zu finden zählen.

                            Btw, in MM brennen sie einen hervorragenden Vodka, so ab 15000 Mnt bekommt man was Ordentliches und ab 30000 MNT einen excellenten Tropfen .

                            450 € ist so etwa der Preis für ein ordentliches Reitpferd ohne Sattel dort. Ein Packpferd kann bis zum Gewicht eines Erwachsenen plus Sattel (ca. 110kg) belastet werden. Wenn ich mir die Bilder so ansehe hatte es euer Maximus mit Euch ganz gut getroffen

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                            • Gast20200707
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                              • 25.05.2013
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                              #34
                              AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

                              Zitat von Bambus Beitrag anzeigen
                              Auf dem Bild, das waren vermutlich keine in unserem Sinn verlassene Gehöfte sondern ein Herbst-- oder Winter-Lager der Nomaden. Überraschenderweise sind die Winterlager nicht primär in tieferen Lagen sondern gerne auch höher gelegen, aber immer an Berghängen, an Eingängen von kleinen Schluchten o.ä. wo es Schutz vor Wind gibt. Kälte stört dort nicht so sehr (ob -30° oder -35° ist eher von akademischem nteresse ), sondern wenig Wind, Weideflächen mit viel Naturheu (getrocknetem Gras...), wenig Schnee und eine Möglichkeit, Eis/Wasser zu finden zählen.
                              Das erklärt auch, warum um diese Lager soviel Heu angehäuft wurde. Wir dachten eher, die sind da im Frühjahr. Wer setzt sich denn freiwillig diesen Temperaturen dort aus? Eine Hütte war dort meistens nicht, eher nur diese Schutzstallungen fürs Vieh. Da bauen die wohl dort dann im Winter ihre Gers auf. Ok, logisch und nachvollziehbar. Haben uns manchmal vorgestellt, wie es hier wohl im Winter ausschaut.

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                              • Gast20200707
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                                • 25.05.2013
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                                #35
                                AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

                                Es hatte die Nacht wirklich keine Minute aufgehört zu regnen, jedenfalls immer wenn ich mal wach war, tröpfelte es. Gegen 7 Uhr war ich immer wach und stand auch keine 10 Minuten später auf. Klar, ich hätte auch noch einmal 1-2 Stündchen länger schlafen können, aber irgendein Dummer musste den Anfang machen.


                                Tiefer konnten die Wolken echt nicht mehr hängen


                                Diese Richtung wollten wir einschlagen, wo es aber noch schlimmer aussah

                                Gerade regnete es mal nicht und ich war zuversichtlich, dass wir heute den 2300m hohen Pass angehen könnten. Ich kroch ins Vorzelt und öffnete die Seitentür. Der Blick nach nach draußen konnte schlimmer nicht sein, okay, es lag noch kein Schnee, aber die Wolken hingen tief, sehr tief. Hätten wir gestern 100m höher das Camp bezogen, wir wären völlig in eine Nebelsuppe. Wie befanden und auf 1850m und ich wollte nicht wirklich wissen wie es 450m weiter oben ausschauen würde.

                                Das Feuerholz war durchnässt, es herrschte eine feuchte Stimmung draußen. Ich kroch wieder ins Vorzelt und warf den Brenner ein. Während die Beiden noch schliefen, ging ich den Zeitplan durch, den Yvonne dieses Mal nicht so entspannt fand. Immer wieder war von Tagespensa, Durchschnittsgeschwindigkeiten und maximalen Ruhetagen die Rede. Das war aber dem Routenverlauf geschuldet. Ich musste auf den Plan schauen, da wir am 9.September um den See herum sein müssten. Unten am See gab es keine Abkürzungen mehr. Daher wollte ich es bis Khankh im Norden des Sees nun ruhiger angehen um dort zu entscheiden, was wir machen. Neben den beiden Optionen, am Ostufer direkt oder im Hinterland langzulaufen, eröffnete sich eine dritte Notoption, das Westufer wieder zurückzulaufen. So wären wir aber lange Wege doppelt gelaufen.

                                Nach Sichtung des bereits zurück gelegtem Weg und dem bevorstehendem traf ich eine Entscheidung, die sicher Allen gefiel. Yvonne und Täve wollten sicher nicht wieder mein dummes Versprechen "Heute eine kürzere Tour" hören. Heute komplett wanderfreier Tag, dafür aber morgen wieder volles Programm.

                                Nachdem Yvonne und Täve wach waren, verkündete ich meine Idee. Täve war begeistert, weil es hier im Fluss so viele flache Steine zum bemalen gab und Yvonne war nicht dagegen. Es ging ihr wieder besser. Ihr gestriges Tief führten wir auf Wassermangel und das fehlende Mittagessen zurück. Bereits am Abend war sie schon wieder auf dem aufsteigendem Ast. Yvonne schaute aus dem Zelt und meinte auch, dass es kein Sinn machen würde, in die Suppe und den Regen zu laufen. Wir frühstückten nun sehr entspannt und legten uns danach noch einmal in die Horizontale und spielten Karten, es fing mal wieder an zu regnen.

                                Die Wolken zogen einfach nicht ab und immer mehr entpuppte sich der freie Tag als richtige Entscheidung. Maximus hatte sich Schutz in den dichten Büschen und Bäumen gesucht und war sicher auch mal froh, einen Tag zu faulenzen. Irgendwie schliefen wir Drei beim reden dann wieder ein und gammelten dahin. Gegen späten Mittag stand ich auf und mir wurden nur die Worte hinterher geworfen "Machst Du Essen?" Na, klar, das war immer mein erster Gedanke, wenn ich aufstand. Also gab es Mittagessen, danach trieb es uns nach draußen. Der Regen hatte längst aufgehört und durch die Zeltwand drangen erste Sonnenstrahlen. Es war kalt draußen, wir suchten also nach trockenem Holz und machten Feuer.


                                Endlich konnten wir aus dem Hilleberg-Pumakäfig raus


                                Auch weiter oben zog es nun auf

                                Täve sammelte Steine zum Bemalen und bekam auch wieder seine Reitstunden. Es wurden einige Sachen gewaschen und in der nun wärmenden Sonne getrocknet. Gechillt saßen wir dann noch am Lagerfeuer und genossen gleichermaßen Aussicht und Sonne. Irgendwie sah es hier aus wie in Alaska, zumindest stellen wir uns so die wilden Bergflüsse vor, wo Bären nach Lachsen angeln.


                                Täve sammelte seine Steine...


                                ...und Mama schaute zu

                                Ehrlich gesagt, langweilte ich mich ein wenig und war froh, als ich den Befehl bekam, Essen zu machen. Ich verfluchte diesen freien Tag nicht, denn er war die richtige Entscheidung, da in dem aufsteigenden Tal, wo wir hinwollten immer noch die Suppe hing. Jedoch bin ich kein Typ des Entspannens und Herumliegens. Man merkte heute gleich beim Abendessen, dass wir nicht aktiv waren. Keiner hatte wirklich Hunger, nur Appetit bewegte die Löffel. Seit gestern hatten wir keine Menschenseele gesehen. So konnte und würde es auch weitergehen.


                                Sogar das Solarpanel kam noch einmal zum Einsatz

                                Der Abend war noch lang, denn wir hatten Mittagsschlaf gemacht und keine Tour in den Beinen. Es klarte mit jeder Stunde mehr auf. Gegen Abend waren dann sogar noch Sterne zu sehen. Morgen würde wohl ein schöner Tag werden, das hofften wir jedenfalls, denn wir mussten ohne Wenn und Aber weiter, das war klar.

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                                • Gast32020151
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                                  #36
                                  AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

                                  Feiner Bericht!

                                  Genau der von Dir beschriebene Zeitdruck hat mich damals auch bewogen, den Verlauf meiner Tour um den See etwas zu entspannen. War ja schließlich Urlaub und ich hatte einfach keine Lust, ständig meinem ursprünglichen Plan hinterher zu rennen.

                                  Bin gespannt auf den Teil, der sich mit meinem Routenverlauf deckt. Müsste ja bald soweit sein

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                                  • Gast20200707
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                                    #37
                                    AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

                                    Zitat von BigKahuna Beitrag anzeigen
                                    Feiner Bericht!

                                    Genau der von Dir beschriebene Zeitdruck hat mich damals auch bewogen, den Verlauf meiner Tour um den See etwas zu entspannen. War ja schließlich Urlaub und ich hatte einfach keine Lust, ständig meinem ursprünglichen Plan hinterher zu rennen.

                                    Bin gespannt auf den Teil, der sich mit meinem Routenverlauf deckt. Müsste ja bald soweit sein
                                    Ha, an Dich haben wir dann immer gedacht und wollten wissen, wo Du so lang bist oder ob Du auch unseren Weg eingeschlagen hast. Da bin ich dann gespannt auf Deine Aussagen, was Du noch so wieder erkennst.

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                                    • Gast32020151
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                                      #38
                                      AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

                                      Ich war genau in entgegengesetzter Richtung unterwegs und auf das Khoridol Saridag habe ich ja dann schweren Herzens verzichtet. Aber spätestens wenn ihr auf den See trefft, müsste sich unsere Route so einigermaßen decken. Ich bin gespannt!

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                                        #39
                                        AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

                                        Super Tour, toller Bericht. Finde es immer wieder interessant, wo ihr hingeht, was ihr so erlebt... echt klasse..
                                        Wandern & Flanieren
                                        Neues entdecken durch Langsamkeit

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                                        • Gast20200707
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                                          #40
                                          AW: [MN] Nordmongolei | Khovsgol See 450 km zu Fuß mit Packpferd in 3.5 Wochen

                                          Wow, was für ein Morgen. Die Sonne strahlte uns an und nur noch in den Senke hing der Morgennebel. Wir waren optimistischer denn je. Wir frühstückten wieder draußen am Lagerfeuer und freuten uns alle auf die bevorstehende Tour. Alle waren wieder fit und hoch motiviert. Da wir nun zwei Tage keine Menschenseele getroffen hatten, gingen wir von aus, dass es so bleiben würde, denn der Pfad würde noch unwegsamer werden.


                                          Dieser Morgen konnte sich mal wieder sehen lassen

                                          Den Fluss querten wir gleich nach dem Packen mit den Crocs und war kein großer Akt. Bald mussten wir diesen Fluss noch einmal queren. Wir waren mal wieder zu faul, die Crocs über zu streifen. Wir nutzten einen toten Baum, der über den Fluss ging. Nur Maximus ist es zu verdanken, dass ich nicht samt Kraxe im halben Meter tiefen Fluss landete. Ich verlor das Gleichgewicht und so versuchte ich mich, an der Leine wieder zu fangen. Maximus blieb dabei stehen und erzeugte ordentlich Gegendruck anstatt nachzugeben. Puuh, noch einmal gut gegangen.


                                          Noch hingen die Wolken tief...


                                          ....aber es klarte mehr und mehr auf

                                          Mit jedem bewältigten Höhenmeter verzogen sich die Wolken und aller 100 Meter fand sich ein Traumcamp nach dem anderen. Was für ein traumhafter Abschnitt. Wir bogen bald in ein noch engeres Tal Richtung Osten ab. Es ging steiler hinauf und permanent mussten wir nun einen Fluss passieren. Hier bot es sich an, dass ich die Crocs anzog. Ich querte erst mit Maximus und Täve den Fluss und holte dann Yvonne Huckepack nach. Mehr Luxus konnte ich Yvonne nun wirklich nicht mehr bieten.


                                          und dann kam dieses Traumtal

                                          Wir lagen gut in der Zeit, obwohl der Weg nach oben doch langsam vorbeizog. Unwegsam, steil, immer wieder nach dem Pfad und dem besten Weg suchend, Sümpfe durchquerend und Flusspassagen bewältigend. Wir nahmen uns also die Zeit für mehrere Momente um Inne zuhalten, zu pausieren und zu genießen. Wir waren hier so einsam unterwegs wie wir es lieben. Doch Tiere waren weit und breit nicht zu sehen. Klar, wenn Täve singend und jodelnd auf dem Pferd sitzt, dann ist das wohl der beste Bären- und Wolfsschutz.


                                          rechts hinter der Bergkuppe befand sich die Passhöhe

                                          Bald war der 2300m hohe Nutsgen Uliin Pass sichtbar, doch der steile Abschnitt sollte kurz vorm Ende folgen. Oben wollte wir dann Mittagspause machen. Kurz vorm Pass schaltete ich die Kamera ein und war felsenfest davon überzeugt, dass nun das erste Mal der Khovsgol See sichtbar werden würde. Zwischen Schnappatmung und Hustenanfällen stotterte ich in die Kamera. Alles umsonst, denn auf dem Pass angekommen, versperrten noch einige kleinere Hügel die Sicht. Hätte ich mich mal vorher mit den geographischen Gegebenheiten nach dem Pass befasst, ich hätte mir diese Blamage ersparen können.


                                          Pause nach dem Pass für Alle

                                          Mit brillanter Aussicht auf den bevorstehenden Abschnitt kochten wir ein kleines Süppchen, während Maximus neben uns liegend zu Boden ging und immer wieder wegnickte. Bewusst schwiegen wir ab und an Alle um diese lautlose Ferne zu genießen. Es war wirklich kein Geräusch zu hören, nichts, nicht einmal ein Insekt. Hier und jetzt und nur diese eine Tag hatte es geschafft, die Mongolei zu lieben und zwar abgöttisch. Das war die Abwechslung, nach der wir gesucht hatten. Unerwartet betraten wir diesen Abschnitt und es sollte heute noch besser kommen.


                                          Der versiffte Primetech ETA Topf, von Feuer und Flamme strapaziert


                                          Maximus fühlte sich in unserer Umgebung mittlerweile sicher um mal voll zu entspannen

                                          Fortan sollte es erst einmal wieder auf 2000m hinunter gehen. Zwischendurch immer wieder Eichhörnchen, Chipmunks, Erdhörnchen und Murmeltiere. Die flinken Viecher waren teilweise kaum zu unterscheiden, so fix waren sie verschwunden. Nach 15km war das Ende des Abstieges erreicht, es sollte nun ein kurzer Aufstieg folgen. Yvonne warf ein, dass wir nicht wussten, was hinter diesem Anstieg kommen würde. Wieder Wassermangel, wieder endlos laufen? Ich stimmte zu, denn Yvonne äußerte ihre Skepsis an einem Traumplatz. Wasser in der Nähe, ein flacher offener Platz für das Zelt und eine saftige Wiese für unseren Schimmel. Dass dieses Camp am Ende unser Topplatz werden würde, wussten wir bereits beim Genuss des Rundumblickes, nachdem Zelt und Lagerfeuer angerichtete waren.


                                          Ohne Worte und Widerrede das Traumcamp

                                          Warum das Camp den Namen Kaltwassercamp bekam? Der Fluss schien von einer Quelle zu kommen. Ich übergoss mich mit einer Schüssel über den Kopf, alles noch im grünen Bereich. Dann Kopf einseifen und zweite Schüssel zum abspülen, mittlerweile schon gelbe Bereich. Zum letzten Abspülen noch eine Schüssel über den Kopf, oh Mann definitiv roter Bereich, ich schrie vor Schmerzen. Kennt Ihr die Schmerzen, die man im Kopf bekommt, wenn man sein Eis rein schlingt? Genau diese Schmerzen hatte ich und sie ließen erst einmal nicht nach. Mit meinem Geschrei schreckte ich natürlich die anderen Badegäste ab, doch es war berechtigt, denn auch sie sollten später jammern. Ein kleines Thermometer offenbarte Schlimmes. Die Anzeige ging gen Null. Nur der fließende Zustand hatte vermutlich verhindert, dass es vereiste.


                                          Vermutlich auch für Maximus ein Traum - frische Gräser und Kräuter

                                          Am Lagerfeuer entspannten wir noch in der Sonne und bemerkten, dass doch "Scheiße" und "Perfekt" nah bei einander liegen. Gestern und vorgestern noch so eine Tiefpunktphase und heute Traumwetter und traumhafte Landschaft. Yvonne versuchte nebenbei noch den TAR Chair zu reparieren, der nun 8 Jahre gehalten hatte. Naja die Reparatur hielt 5 Minuten und wieder krachte Yvonne nach hinten auf den Boden, weil der Spannriemen gerissen war. Das Gelächter war ein zweites Mal ungebrochen.

                                          Glücklich, frisch gewaschen und bald auch gut gesättigt sahen wir dem aufgehendem Mond zu. Die Nacht brach immer eher an. Mittlerweile ging die Sonne 20 Uhr unter. Dann erschien bald ein lupenreine Sternenhimmel mit einer ungetrübten Milchstraße. Wir starrten nun mehr in den Himmel als in die dunkle Umgebung. "Was für ein geiler Urlaub" bemerkte Yvonne. Täve entgegnete "Geil sagt man nicht, aber Du hast Recht".


                                          Der Mond sollte uns bald ein noch besseres Schauspiel darbieten

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