Tourentyp | |
Lat | |
Lon | |
Mitreisende | |
Hallo!
Anfang 2015 schlummerte die Idee in mir mit dem Fahrrad von Deutschland nach Spanien zu fahren. Allerdings hatte ich sehr viele Fragezeichen im Kopf, weswegen ich mich hier ausführlich informiert, und euch mit Fragen gelöchert habe.
Nun möchte ich etwas zurück geben und mit euch meinen Reisebericht teilen, damit ihr auch wisst was daraus geworden ist.
Viel Spaß beim Lesen :-)
PS. an die Technikprofis: weiß jemand wie man die Bilder kleiner bekommt, und kann mir das vielleicht per PN erklären? Beim Übertragen von meinem Blog sind die irgendwie ziemlich riesig geworden.
Verfasst am 10.02.2017
Soooo, ich hab grad mal bisschen Langeweile (und kein Bock an meiner Facharbeit zu schreiben) und ich dachte mir mal ich schreib ein bisschen ausführlicher über meine Fahrradtour nach Spanien.
Hier möchte ich wie gesagt etwas ausführlicher über meine Tour berichten, da es scheinbar doch einige Leute gibt die das Thema in irgendeiner Weise interessiert.
Viel Spaß beim Lesen :-)
Meine Route nach Spanien mit Google Maps erstellt
Vorweg: Leider hatte ich auf meiner Tour nur mein Handy als Kamera dabei, wobei dieses auch ständig alle war. Abgesehen davon hatte ich auch überhaupt keine Intention irgendwann mal über meine Reise zu schreiben weswegen ich kaum Aufzeichnungen hab. Deswegen basiert dieser Text fast ausschließlich auf meinem Gedächtnis, und ein paar mehr oder minder guten Fotos.
Aaaaalso, fangen wir mal vorne an:
Irgendwie kam ich gegen Ostern 2015 auf die Idee mit dem Fahrrad nach Spanien zu fahren. Wie genau ich darauf kam kann ich nicht sagen. Vielleicht war es das Hörbuch von Harpe Kerkeling "Ich bin dann mal weg" welches mich inspirierte. Genau kann ich das allerdings nicht sagen. Scheinbar war für mich irgendwie klar ich will im Sommer mit dem Fahrrad nach Spanien fahren!
Nachdem ich mir das Thema in Kopf gesetzt hab, fing ich mit meiner Recherche und Planung an. Google Maps stellte erstmal keine Hilfe dar, denn zu dem Zeitpunkt konnte Google keine Fahrradrouten in Spanien berechnen. Also musste ein anderes Programm her. Schnell stieß ich auf Komoot, welches Strecken sehr präzise und gut berechnet. Nachdem ich wusste, dass ich etwa 2600km mit dem Rad zurücklegen wollte, beschloss ich meine Eltern in das Thema einzuweihen. Das stellte sich logischerweise als nicht ganz einfach heraus. Glücklicherweise habe ich es mit viel Mühe geschafft meinen Vater und meine Mutter zu überzeugen. Voraussetzungen waren ein GPS-Logger (APP im Handy) und tägliches Telefonieren. Außerdem sollte ich vorher noch eine Probetour machen, damit mir nicht später einfällt, dass das ganze ja doch irgendwie kacke ist .
Meine geplante Tour in Komoot angezeigt.
Nachdem ich meine Eltern überzeugt hatte und ich wusste was ich wollte ging es ans richtige planen:
Stuff zum kampieren: Ursprünglich wollte ich ausschließlich auf Campingplätzen schlafen. Deswegen brauchte ich Zelt, Isomatte und Schlafsack, sowie Kram zum Essen kochen.
Die Probetour:
Eine Voraussetzung um nach Spanien zu fahren, war es wie schon erwähnt eine Probetour zu machen um zu schauen ob mir das lange Fahrradfahren überhaupt liegt. Deswegen beschloss ich mich dazu, über Pfingsten eine Probetour von Göttingen nach Oldenburg (wo meine Mutter wohnt) zu machen. Eingeplant hatte ich vier Tage (lustig, wenn man bedenkt, dass ich die Strecke schon fast an einem Tag gefahren bin) um die Strecke abzufahren. Zu dem Zeitpunkt bin ich noch nie mehr als die 46km der Tor d Energie an einem Tag gefahren. Geradelt bin ich mehr oder weniger mit genau dem Setup mit dem ich nach Spanien gefahren bin.
Zwar war die Tour nicht ganz einfach, trotzdem war ich am Ende nach ca. 300km nicht weniger überzeugt von meiner Idee als zuvor, ganz im Gegenteil!
Die Realisierung
Im Sommer 2015 war es dann soweit. Ich war kurz davor mit dem Fahrrad aufzubrechen. Da ich nicht so ein Planungsgenie bin, haben wir erst paar Tage vor Abfahrt ein Rückflugticket gebucht. Auch einen vernünftigen Sattel habe ich erst am allerletzten (!) Tag vor der Abfahrt besorgt.
Der Plan war es jetzt am 02.08.2015 zuhause in Bovenden zu starten, um dann mit dem Fahrrad durch Deutschland, Frankreich und Spanien nach Santiago de Compostela zu fahren. Von dort aus wollte ich dann wieder mit dem Flugzeug und Rad im Gepäck nach Düsseldorf fliegen, von wo aus ich mit dem Zug nach Göttingen fahren wollte. Geplant waren ca. 2600km für die ich 31 Tage Zeit hatte. Das heißt ich musste im Schnitt 100 Kilometer am Tag fahren um paar Pausentage einlegen zu können und immer noch etwas Sicherheit am Ende zu haben. Wenn alles klappt erwartete man mich am 02.09.15 wieder zuhause, damit ich dann am 03. wieder in die Schule gehen könnte.
Nachdem aber alles funktionierte und ich auch einen Sattel hatte machte ich mich am folgenden Tag, den 02.08 auf den Weg. Mein Vater begleitete mich von Bovenden bis nach kurz hinter Göttingen. Dann war ich auf mich alleine gestellt. Mit meinen jetzt ca. 25kg schweren Fahrrad dudelte ich also langsam aus Göttingen Richtung Kassel. Lustiger weise traf ich nach ca. fünf weiteren Kilometern auf ein Kreuz welches den Jakobsweg auswies. Das war ziemlich lustig, denn bis dahin wusste ich nicht, dass dieser durch Göttingen ging. Eigentlich hatte ich vor diesen Weg erst ca. 2000km später, an der Grenze zu Spanien zu treffen.
Die letzten Meter in Göttingen mit Papa
Letzter Blick auf Göttingen
Hinter Kassel landete ich total erschöpft auf meinem ersten Campingplatz, welcher idyllisch gelegen an der Fulda lag. Hier muss ich zugeben, dass ich mir ernsthaft Gedanken darum gemacht habe, ob das so die beste Idee ist mit dem Fahrrad nach Spanien zu fahren. Auch musste ich schmerzlich lernen, dass 0km Gewöhnungszeit zu wenig für einen neuen Sattel sind. Mein Arsch war mehr oder weniger am Arsch. Allerdings munterten mich meine ersten selbstgekochten Spagetti mit Pesto schon deutlich auf. Auch zwei ältere radtourende Opis heiterten mich auf, als diese dachten ich würde sie verarschen wollen beim Versuch ihnen zu erklären, dass ich nach Spanien zu fahren gedachte.
Mein erster Campingplatz an der Fulda
Die Folgenden paar Tage waren wenig spannend. So bin ich bei gutem Wetter von Campingplatz zu Campingplatz durch die Pampa Mitteldeutschlands geradelt. Ich habe versucht etwas über meinem Schnitt von 100km am Tag zu bleiben um etwas mehr Zeit in Spanien und Frankreich zu haben. Zu essen gab es abends, wie eigentlich immer auf der restlichen Tour, nur Spagetti mit Pesto.
Schöner Sonnenuntergang mit scheiß Kamera :-D
Mein erstes größeres Ziel war Frankfurt welches ich am dritten Tag erreichte. Eine Großstadt war mal ne nette Abwechslung zwischen den Feldern und Dörfern Mitteldeutschlands. Daraufhin fuhr ich noch paar Kilometer nach Darmstadt wo mich meine Großeltern für eine Nacht beherbergten, und mir ein leckeres Abendessen kochten.
Erstes Ziel Frankfurt erreicht.
In Süddeutschland war es extrem heiß, so hieß im Radio, dass Aufzeichnungsrekordtemperaturen bis 39°C erreicht wurden. Dies veranlasste auch einen Langschläfer wie mich mal früh aufzustehen, um morgens schon gut Kilometer hinzulegen um dann mittags eine Pause einzulegen und abends früh anzukommen.
Nächstes persönliches Highlight war dann der Grenzübertritt nach Frankreich. Zwar war ich etwas enttäuscht das auf der Brücke kein Schild mit „Frankreich“ stand, dass man hätte fotografieren können. Trotzdem war ich sehr gespannt auf ein Land welches ich nicht kannte mit einer Sprache die ich nicht beherrsche. Zwar hatte ich in 6. Klasse ein halbes Jahr Französisch, doch alles was in meinem Kopf geblieben ist, war „Bonjour je m'appelle Jonathan“. In Frankreich radelte ich dann lange Strecken an einem absolut geraden Kanal entlang. Da war dann eine Kurve um 10° das Highlight des Tages. Viel änderte sich hier jedoch auch nicht. Später in Frankreich folgte ich meistens Flüsse, denn hier gab es nette Radfernwege. Aufgrund dieser gab es auch viele günstige Campingplätze und andere Fahrradfahrer mit denen man sich nett unterhalten konnte.
Unspektakuläre Überfahrt nach Frankreich bei Straßburg. Leider ohne Schild :-D
Geradeaus - immer nur Geradeaus
Einsam und anstrengend wurde es dann in Frankreichs Zentralmassiv. Ich konnte jetzt keinen Flüssen mehr folgen. Stattdessen bin ich paar Tage nur nach Hügel-auf oder Hügel-ab gefahren. Außerdem war das Wetter inzwischen echt beschissen. Kalte Temperaturen und Dauerniesel wirkten sich auch nicht positiv auf mein Gemüt aus. Immerhin musste sich meine Mutter keine Gedanken darum machen, dass ich hier wie befürchtet einen Hitzeschlag bekomme. Dafür hoffte ich nachts, dass ich nicht erfriere, denn es war morgens teilweise nur knapp überm Gefrierpunkt. Soviel zum Thema Hochsommer in Frankreich und 20€ Amazon-Schlafsack. Aber auch das überlebte ich und so war ich ziemlich glücklich irgendwann wieder aus dem Zentralmassiv draußen zu sein.
Scheiß Hügel
Tataaaa - meine ersten 999,99km. Danach ist der Zähler wieder auf 0 gesprungen :-(
Bisher hatte ich immer Glück mit Schäden am Fahrrad, denn bisher hatte sich der 25jährige Drahtesel als treuer Begleiter (abgesehen von Platten) erwiesen. Doch irgendwo am Arsch der Welt ist mir dann der Hinterreifen geplatzt. Ich kann nur von Glück reden, dass mir das nicht auf einer Abfahrt passiert ist. Ich will nicht wissen wie das geendet wäre.
Das wars dann wohl mit dem Reifen :-(
Aus meiner Not heraus entschied ich mich dazu, per Anhalter in die nächste Stadt mit Campingplatz zu fahren. Ich hatte extrem Glück. Ich bin zu dem Zeitpunkt noch nie „getrampt“ und hatte eigentlich keine Ahnung ob es überhaupt klappen würde. Jedoch hielt an der wenig befahrenen Straße schon das allererste Auto, und eine supernette und hilfsbereite Französin half mir aus der Patsche. Zusammen luden wir mein Fahrrad und Taschen in ihr kleines Auto. Daraufhin fuhr sie einen Riesenumweg in die nächste Kleinstadt wo es einen Campingplatz und zwei Fahrradläden gab. Dort angekommen richtete ich mich erstmal auf einem viel zu teuren Luxuscampingplatz ein. Da Sonntag war, konnte ich nicht viel machen, weswegen ich einfach im Pool mal entspannte und auf Montag wartete. Am nächsten Morgen machte ich mich motiviert auf die Suche nach einem Fahrradladen. Leider hatte der erste montags zu weswegen ich den zweiten aufsuchte. Doch auch der hatte montags zu. Kurz gegoogled stellte sich heraus, dass in Frankreich (fast) alle Fahrradläden montags zu haben. Ziemlich angepisst überlegte ich mir eine andere Möglichkeit weiter zu kommen, denn ich hatte keinen Bock noch eine Nacht auf dem viel zu teuren Campingplatz zu bleiben. Google meinte in der nächsten Kleinstadt gäbe es einen Intersport mit Fahrradabteilung. Also schloss ich mein Fahrrad an, und machte mich noch mal per Anhalter auf den Weg. Auch dieses Mal war ich erfolgreich und so konnte ich guter Dinge im Intersport einen neuen Reifen besorgen. Zurück bei meinem Fahrrad montierte ich den Reifen und konnte endlich meine Fahrt fortsetzen.
Viele weitere eher unspektakuläre Tage vergingen auf dem Fahrrad. Inzwischen pendelte sich ein täglicher Rhythmus ein. Aufstehen, Reste von gestern essen, Sachen zusammenpacken, Zelt abbauen, losfahren. Mich im nächsten Dorf mit Süßkram vom Bäcker vollstopfen, dann den ganzen Tag fahren, fahren, fahren bis man abends beim Campingplatz ankommt. Dort dann wieder Zelt aufbauen und die täglichen Spagetti auf dem Gaskocher kochen.
Frankreich sieht auch nur aus wie Deutschland...
Spagetti kochen wie jeden Abend...
Nächstes Abenteuer bereitete mir dann mein Schloss am Fahrrad. Nachdem ich in einem Supermarkt einkaufen gegangen bin wollte ich mein Fahrradschloss aufmachen. Dabei handelt es sich um so ein typisches Speichenschloss, nur ist dieses bei dem Fahrrad vorne angebracht. Nachdem das Schloss 25 Jahre gut gedient hatte schien es nun seinen Dienst zu verweigern. Nach Rücksprache mit meinem Vater kaufte ich im Supermarkt Olivenöl und versuchte es damit aus der Reserve zu locken, doch auch dies war nicht erfolgreich. Also klapperte ich noch vielleicht 30 Minuten an meinem Schloss rum um es dann aufzugeben. Mein neuer Plan war ein absolut verrückter. Ich packte meine Fahrradtaschen in einen Einkaufswagen und das Fahrrad obendrauf. Daraufhin schob ich mein Gefährt durch irgendeine französische Vorstadt. Mein Ziel war irgendjemand mit einer dicken, dicken Zange. Ich glaube, dass dies wohl einer der absurdesten und verrücktesten Momente meiner gesamten Fahrradtour war. Wie ich scheppernd mit einem Fahrrad auf einem Einkaufswagen durch eine Vorstadt laufe, auf der Suche nach einer großen Zange. Wo ich die finden sollte wusste ich auch nicht, geschweige denn was ich machen sollte, wenn ich das Fahrrad nicht mehr aufbekomme. Leider habe ich keine Fotos von diesem Erlebnis, denn mein Handy, als auch mein Akkupack waren alle. Es ist wirklich schwer solche Situationen zu beschreiben, denn sie sind es die einzigartig machen und am längsten im Gedächtnis bleiben. Nach einer Weile fand ich dann sogar einen Bauarbeiter der eine Wohnung sanierte. Er sprach kein Englisch, ich kein Französisch. Trotzdem konnte ich ihm mit Händen und Füßen klarmachen was ich von ihm wollte. Allerdings mussten wir schnell feststellen, dass auch eine dicke dicke Zange nur Kratzer in mein Schloss macht. Also kam er daraufhin mit einer Flex an und sägte, Millimeter von meiner Gabel entfernt, am Schloss herum. Nachdem ich für eine gefühlte Ewigkeit die Luft angehalten habe, war das Schloss auch endlich wieder auf.
Nach einigen weiteren Tagen und kam ich in Pau in Frankreich an. Dort haben mein Vater, seine Freundin und mein Bruder Urlaub gemacht. Deswegen hielt ich dort und habe mal nen Tag Pause gemacht. Pau liegt kurz vor der Grenze Spaniens weswegen man von dort aus schon die Pyrenäen sehen kann.
Die Pyrenäen von Pau aus gesehen
Der Grenzübertritt nach Spanien über die Pyrenäen war deutlich interessanter als der Übertritt nach Frankreich. Denn nach Pau ging es ca. 40km nur noch Bergauf bis man irgendwann auf der Passhöhe des Col du Pourtalet von ca. 1800m ankam. Interessant ist vor allem die landschaftliche Änderung. Nachdem man die Baumgrenze überschritten hat fühlte ich mich wie auf dem Mond. In Spanien angekommen ändert sich die Landschaft extrem. Man sieht der Natur an, dass es hier viel trockener ist als in Frankreich.
hübscher Bach in den Pyrenäen :-)
Baumgrenze gut sichtbar ^^
Angekommen in der Mondladschaft :-D
Grenzübertritt nach Spanien! Diesmal sogar mit Begrüßung :-)
Auf spanischen Straßen setzte ich dann prompt auch meine neue Höchstgeschwindigkeit. Mit über 70kmh ging es wieder die Pyrenäen runter. Meine erste Nacht verbrachte ich auf einem spanischen Campingplatz. Allerdings scheinen die Spanier ziemlich Nachtaktive Menschen zu sein, weswegen sich das Einschlafen bei lauter Musik schwierig gestaltete.
Ausgetrocknete Stauseen waren in Spanien keine Seltenheiten
Netter Canyon :-)
Dorf auf Hügel
Interessante Gebilde im Sand
Lustig war auch der zweite spanische Campingplatz. Erst wartete ich ewig in der Schlange vor der Rezeption, dann erklärte die gute Dame der Rezeption, dass man hier unter 18 ohne Erziehungsberechtigten nicht schlafen könne. Glücklicherweise meldete sich eine deutsche hinter mir in der Schlange, und meinte mit einem Augenzwinkern sie wäre mal für eine Nacht meine Erziehungsberechtigte.
Bald darauf landete ich auf dem „echten“ Jakobsweg. Irgendwie hatte ich seitdem ich losgefahren bin Vorurteile über Pilger. Ich dachte Pilger wären entweder super Religiös oder hätten riesen Probleme weshalb sie irgendwie zu sich selbst finden wollten. Schnell wurde ich jedoch eines Besseren belehrt. Die Pilger denen ich begegnet bin waren wohl die absolut lustigsten und vielfältigsten Menschen denen ich je begegnet bin. In meinen Augen kann man die meisten Pilger gar nicht kategorisieren. Die meisten Pilger waren wohl Spanier aber ich habe auch viele aus allen europäischen Ländern gesehen, aus dem asiatischen Raum waren auch viele dabei. Ein Spanischer Pilgerradfahrer war auch der erste mit dem ich Kontakt hatte. Auch waren nicht alle Pilger religiös oder hatten riesen Probleme. An einer roten Ampel sprach mich ein Spanischer Radpilger an, und fragte von wo ich denn käme. Nachdem wir uns ein bisschen in meinem brüchigen Spanisch unterhalten haben, erklärte er mir, dass es wohl schlau wäre mir einen Pilgerausweis zu besorgen. Daraufhin gingen wir stundenlang kreuz und quer durch die eine Spanische Innenstadt (welche habe ich leider vergessen) um mir einen Pilgerausweis zu besorgen. Die Freundlichkeit vieler Pilger hat mich einfach umgehauen. Der Typ hat einfach wie selbstverständlich Stunden mit mir verbracht, nur um mir einen Ausweis zu besorgen – einfach so. Beim Pilgerausweis handelt es sich um einen Art Pass. Dieser verschafft einem Zutritt zu den Pilgerherbergen. Damit man am Ende des Jakobsweges „die Compostela“ bekommt lässt man diesen Pass bei jeder Gelegenheit stempeln. Er zeugt praktisch davon, dass man die Strecke tatsächlich abgelaufen oder gefahren ist.
Mein Pass, gefüllt mit vielen Stempeln :-)
Und weil die Vorderseite nicht reichte....
Bei den Pilgerherbergen handelt es sich um einfach ausgerüstete Herbergen. Die meisten kosten sehr wenig (5-10€), denn die Angestellten dort arbeiten größtenteils ehrenamtlich. Es gibt sogar Herbergen welche komplett kostenlos sind, und nur um eine Spende bitten. Geschlafen wird meistens in Mehrbettzimmern, ausgestattet wie eine Jugendherberge. Essen kann man sich mit der vorhandenen Küche selber kochen.
Eine der kostenlosen Pilgerherbergen. Oftmals sehr kreativ ausgestattet :-)
Die Pilgerherbergen waren nach drei Wochen Camping gefühlt richtige Hotels. Man brauchte nicht mehr jeden Tag das Zelt auf und abbauen. Auf Regen konnte man scheißen, der Kram trocknete in der Nacht wieder. Auch ein Bett mit Matratze fühlte sich echt Boss an. Wenn man das Buch von Harpe Kerkeling liest, bekommt man wahrscheinlich das Gefühl die kleinen Herbergen wären wohl Horrorhotels. Da sieht man mal wieder wie sich Meinungen unterscheiden, ich fand die Herbergen super.
So verbrachte ich dann die letzte Woche meiner Tour, in einer Pilgerherberge: als letzter aufstehen, Kram zusammenräumen, Frühstück machen, frühstücken, Fahrrad beladen, losfahren. Den Tag bin ich meistens auf öffentlichen Straßen gefahren, also nicht auf den Pilgerwegen. Denn diese waren meistens nur Trampelpfade, und mit meinem Fahrrad mit den dünnen Reifen wäre das eher schlecht gegangen. Es gab allerdings auch einige Mountainbiker welche auf den richtigen Wegen gefahren sind. Allerdings schienen diese eher unbeliebt, da sie angeblich ziemlich Rücksichtslos fuhren. Allerdings bin ich durch mehr oder weniger alle Dörfer gefahren, durch die auch die Pilger liefen. Diese lebten größtenteils vom Pilgertourismus, was auch hieß das diese perfekt auf die Pilger eingestellt waren. In den Dörfern gab es Wasserspender und in jeder Ecke einen Imbiss der die Pilger versorgte. Außerdem gab es ca. alle 5km eine Pilgerherberge. Am späten Nachmittag erreichte ich dann meistens mein Ziel. Dort hieß es dann in die Herberge einchecken, seinen Kram auspacken, Essen kochen, essen. Danach habe ich mir oft noch die Stadt angeguckt, oder mich mit anderen Pilgern unterhalten.
Zwischndurch war es dann auch mal Flach, dafür gab es Gegenwind :-/
Google-Übersetzer-Englisch auf Straßenschildern - OK? Was sie mir wohl sagen wollten?
Berg-auf und wieder ab....
Am 29.08.2015 Bin ich dann tatsächlich in Santiago angekommen – ich hab’s geschafft! Erstmal bin ich in die Stattmitte gefahren um die berühmte Kathedrale zu besuchen. Auf dem Hof davor habe ich mich erstmal hingesetzt und den anderen Pilgern beim Eintreffen zugeschaut. Viele sind in Tränen ausgebrochen was sehr rührend war. Auch ich setzte mich erstmal ne weile hin um zu kapieren was ich gerade durchgezogen hab, und was nun zu Ende war. Nach ner Weile habe ich dann ein Pilgerbüro aufgesucht und mir die „Compostela“ geben lassen. Die Urkunde die zeigt, dass man den Jakobsweg gepilgert ist. In meinem Fall mit dem Fahrrad. Obwohl ich mich anfangs nicht als Pilger gesehen hab, am Ende tat ich es.
Santiago - ich bin angekommen :-) :-) :-)
Die Kathedrale ... bloß nicht wirklich Hübsch...
... und viele gerührte Pilger davor :-)
Meine "Conpostela"
Da ich relativ schnell war hatte ich noch zwei Tage in Santiago Zeit. Den ersten entspannte ich einfach in einer Herberge. Den zweiten habe ich mich schon auf den Weg zum Flughafen gemacht. Dort wollte ich mich für die Nacht einquartieren, denn mein Flieger ging am Morgen des 02. ziemlich früh. Deswegen verbrachte ich meinen zweiten Tag im Flughafen. Einfach mal nix tun tat auch mal gut.
Im Flughafen ließ sich schlecht schlafen. Bis spät nachts war es laut und hell, denn es herrschte noch betrieb. Scheinbar war ich nicht der einzige der auf die Idee kam im Flughafen zu pennen. Am Ende waren alle Bänke in der Halle besetzt. Da ich wie gesagt sehr früh da war brauchte ich mir keine Gedanken um eine Bank machen. Allerdings konnte ich schlecht auf der Bank schlafen, weswegen ich mein Quartier nach ner Weile unter die Bank verlegt habe.
Dort konnte ich dann auch irgendwann einschlafen. Am nächsten Morgen hätte ich fast meinen Flug verpasst, da mein Handy sich irgendwie dazu entschied mal auf den Wecker zu verzichten. Glücklicherweise bin ich jedoch durch den Trubel im Flughafen aufgewacht, woraufhin ich in rekordesschnelle meinen Kram zusammenpackte und mein Fahrrad in einer vorgeschriebenen Box verstaute.
Meine letzte Nacht im Flughafen. Später verlagerte ich meinen Schlafplatz unter die Bank :-D :-D
Glücklicherweise erreichte ich meinen Flug weshalb ich nicht noch ne Nacht in Santiago bleiben musste. In Düsseldorf angekommen bastelte ich mein Fahrrad wieder zusammen und fuhr mit dem Zug nach Hause.
Und wieder in zwei Stunden zurück wofür ich einen Monat gebraucht habe...
Am Tag darauf saß ich wieder in der Schule als wäre nichts gewesen .
Danach:
Generell habe ich nicht vielen von meiner Tour erzählt, ich hatte einfach kein Bedürfnis danach. Paar Monate später schrieb ich meinen ersten kurzen „Blogeintrag“, welchen ich ja ganz am Anfang schon verlinkt habe. Jetzt, eineinhalb Jahre später hatte ich noch mal Lust etwas über meine Tour zu schreiben. Wie gesagt, mir war langweilig und ich hatte spontan Lust mal etwas drüber berichten.
Also im Nachhinein, was nehme ich mit, was war geil und was würde ich anders machen?
Insgesamt war das, glaube ich, mehr oder weniger die geilste Idee die ich je hatte. Ich bin echt verdammt dankbar das meine Eltern mich das haben machen lassen. Ich habe unglaublich viel erlebt und Erfahrungen sammeln können.
Geil war vor allem die Vielfalt meiner Tour. Am meisten Spaß hat mir auf jeden Fall die Strecke in Spanien gemacht. Hier war das Leben nämlich aufgrund der Herbergen sehr entspannt. Außerdem habe ich hier unfassbar viele tolle Menschen getroffen. Vor allem Pilger und Pilgerinnen. Diese waren einfach, wie schon erwähnt super offen und nett.
Der Typ gehört klar in die Kategorie "ungewöhnlich". Der Typ ist vielleicht 10x durch Europa gelaufen. Die Schwarzen Striche stellen seine Route dar...
Allerdings gibt es auch Dinge die ich anders machen würde:
Zum Schluss noch mal ein paar Fakten und Zahlen zusammengefasst:
Das war’s wohl!
Ich freue mich sehr, dass du bis hierhin gelesen hast. Dies war mein erster wirklich längerer und ernstgemeinter Reisebericht. Ich habe also überhaupt keine Erfahrung darin solche zu schreiben. Es freut mich also sehr, wenn er euch gefallen hat. Wenn es Dinge gibt die ihr verbessern oder ändern würdet, vielleicht, weil sie unlogisch erscheinen, würde ich mich über Feedback freuen :-)
Ihr könnt mich auf Facebook unter „Jonathan Bollig“ kontaktieren, oder euch an meine Email-Adresse jona@bollig.info wenden :-)
Anfang 2015 schlummerte die Idee in mir mit dem Fahrrad von Deutschland nach Spanien zu fahren. Allerdings hatte ich sehr viele Fragezeichen im Kopf, weswegen ich mich hier ausführlich informiert, und euch mit Fragen gelöchert habe.
Nun möchte ich etwas zurück geben und mit euch meinen Reisebericht teilen, damit ihr auch wisst was daraus geworden ist.
Viel Spaß beim Lesen :-)
PS. an die Technikprofis: weiß jemand wie man die Bilder kleiner bekommt, und kann mir das vielleicht per PN erklären? Beim Übertragen von meinem Blog sind die irgendwie ziemlich riesig geworden.
Verfasst am 10.02.2017
Soooo, ich hab grad mal bisschen Langeweile (und kein Bock an meiner Facharbeit zu schreiben) und ich dachte mir mal ich schreib ein bisschen ausführlicher über meine Fahrradtour nach Spanien.
Hier möchte ich wie gesagt etwas ausführlicher über meine Tour berichten, da es scheinbar doch einige Leute gibt die das Thema in irgendeiner Weise interessiert.
Viel Spaß beim Lesen :-)
Meine Route nach Spanien mit Google Maps erstellt
Vorweg: Leider hatte ich auf meiner Tour nur mein Handy als Kamera dabei, wobei dieses auch ständig alle war. Abgesehen davon hatte ich auch überhaupt keine Intention irgendwann mal über meine Reise zu schreiben weswegen ich kaum Aufzeichnungen hab. Deswegen basiert dieser Text fast ausschließlich auf meinem Gedächtnis, und ein paar mehr oder minder guten Fotos.
Aaaaalso, fangen wir mal vorne an:
Irgendwie kam ich gegen Ostern 2015 auf die Idee mit dem Fahrrad nach Spanien zu fahren. Wie genau ich darauf kam kann ich nicht sagen. Vielleicht war es das Hörbuch von Harpe Kerkeling "Ich bin dann mal weg" welches mich inspirierte. Genau kann ich das allerdings nicht sagen. Scheinbar war für mich irgendwie klar ich will im Sommer mit dem Fahrrad nach Spanien fahren!
Nachdem ich mir das Thema in Kopf gesetzt hab, fing ich mit meiner Recherche und Planung an. Google Maps stellte erstmal keine Hilfe dar, denn zu dem Zeitpunkt konnte Google keine Fahrradrouten in Spanien berechnen. Also musste ein anderes Programm her. Schnell stieß ich auf Komoot, welches Strecken sehr präzise und gut berechnet. Nachdem ich wusste, dass ich etwa 2600km mit dem Rad zurücklegen wollte, beschloss ich meine Eltern in das Thema einzuweihen. Das stellte sich logischerweise als nicht ganz einfach heraus. Glücklicherweise habe ich es mit viel Mühe geschafft meinen Vater und meine Mutter zu überzeugen. Voraussetzungen waren ein GPS-Logger (APP im Handy) und tägliches Telefonieren. Außerdem sollte ich vorher noch eine Probetour machen, damit mir nicht später einfällt, dass das ganze ja doch irgendwie kacke ist .
Meine geplante Tour in Komoot angezeigt.
Nachdem ich meine Eltern überzeugt hatte und ich wusste was ich wollte ging es ans richtige planen:
- Navigation: Um auch in Spanien anzukommen musste ich irgendwie navigieren. Da mir ein Outdoor-Navigationsgerät zu teuer war, und ich keine Lust auf schwere Papierkarten hatte entschloss ich mich dazu mein Handy als Navigationsgerät zu benutzen. Dafür habe ich hauptsächlich zwei Apps benutzt. Mit Komoot habe ich meine Routen am PC erstellt und diese dann aufs Handy gezogen. Um diese Routen anzuzeigen habe ich Locus benutzt. Locus ist ein Programm welches in der Grundversion die ich benutzt habe kostenlos ist (inzwischen habe ich auf die kostenpflichtige App geupgradet. Nicht weil ich mehr Funktionen brauchte, sondern weil ich die Arbeit von Locus einfach so geil fand und ich dachte sie dafür entlohnt werden sollten).
Mit diesem Setup konnte ich das Handy als Navi benutzen. Papierkarten hatte ich zur Verwunderung vieler nicht mit dabei. Ob sich mein Setup bewährt hat könnt ihr später noch erfahren. - Fahrrad: das wichtigste um eine Fahrradtour zu machen ist natürlich das Fahrrad. Ich hatte zu dem Zeitpunkt ein vielgenutztes 100€-Rad, welches sich nicht wirklich als geeignet herausstellte. Schlussendlich habe ich das Fahrrad von meinem Vater bekommen. Bei diesem handelt es sich um ein ca. 25 Jahre altes Tourenrad. Also genau das was ich brauchte. Das Fahrrad ist vor langer Zeit schon mit meinem Vater um die Ostsee gefahren. Nach einer Probetour habe ich noch den Rennlenker zu einem Tourenlenker gewechselt, da man mit diesem deutlich aufrechter fahren konnte.
Außerdem hatte das Fahrrad einen Nabendynamo mit integriertem USB-Ladegerät. Mit diesem kann man beim Fahrradfahren das Handy aufladen.
Stuff zum kampieren: Ursprünglich wollte ich ausschließlich auf Campingplätzen schlafen. Deswegen brauchte ich Zelt, Isomatte und Schlafsack, sowie Kram zum Essen kochen.
- Zelt: Da wir kein Zelt hatten konnte ich meinen Vater überzeugen mir eins zu sponsorn . Entschieden haben wir uns nach langer Recherche für das Quechua Quickhiker II. Es schien ein guter Kompromiss zwischen Preis und Leistung zu sein. Das Zweipersonenzelt lässt schnell auf und abbauen, ist leicht, und man hat alleine ordentlich Platz drinne. Um mein Zelt von unten zu schützen habe ich mir eine OBI-Plane zurechtgeschnitten um sie unters Zelt zu legen.
- Isomatte und Schlafsack: Als Isomatte habe ich eine alte Thermarest meines Vaters benutzt. Mit ihren ebenfalls 25 Jahren handelt es sich schon praktisch um einen Oldtimer der Thermarestmatten. Da ich dachte es sollte im Hochsommer in Frankreich und Spanien nicht soooo kalt werden wird (wie man sich täuschen kann ) habe ich mich für einen leichten 20€ 17°C Amazon-Schlafsack entschieden.
- Da ich auch selber Kochen wollte brauchte ich eine Küche und Geschirr. Meine Küche stellte ein billiger Gaskocher mit Schraubkartusche dar. Dieser ist schön leicht, und Gaskartuschen bekommt man eigentlich überall in Europa. Geschirr hat mir freundlicherweise die Freundin meines Vaters zur Verfügung gestellt. Dabei handelte es sich um einen Topf mit Deckel, sowie Löffel, Gabel und Messer. Außerdem habe ich mir ein kleines Opinel-Messer geholt.
- Zelt: Da wir kein Zelt hatten konnte ich meinen Vater überzeugen mir eins zu sponsorn . Entschieden haben wir uns nach langer Recherche für das Quechua Quickhiker II. Es schien ein guter Kompromiss zwischen Preis und Leistung zu sein. Das Zweipersonenzelt lässt schnell auf und abbauen, ist leicht, und man hat alleine ordentlich Platz drinne. Um mein Zelt von unten zu schützen habe ich mir eine OBI-Plane zurechtgeschnitten um sie unters Zelt zu legen.
- Was genau ich an Klamotten dabei hatte weiß ich nicht mehr. Auf jeden Fall, zwei Sätze Radkleidung (wie so vieles ebenfalls von meinem Vater geschnorrt) und ca. zwei Sätze normale Klamotten. Bei den Radklamotten habe ich darauf geachtet, dass diese möglichst auffällig sind, damit man mich im Straßenverkehr auch sieht. Regenklamotten hatte ich logischerweise auch dabei.
Als Schuhe hatte ich welche von Shimano für Klickpedalen und normale blaue Straßenschuhe für zwischendurch. - Krimskrams: natürlich hatte ich noch anderes Gedöns dabei. Unter anderem eine Taschenlampe, ein Akkupack für mein Handy. Wichtig bei so einer Tour ist natürlich auch Werk- und Flickzeug sowie Pumpe. Ich hatte eigentlich alles dabei um kleinere bis mittlere Schäden selber reparieren zu können.
- Um meinen ganzen Kram zu verstauen benutzte ich vier Fahrradtaschen und eine Lenkertasche. In diese verteilte ich mein ganzes Zeug. In die Lenkertasche kam alles Wichtige wie Geld und Papiere. Die Lenkertasche kann man einfach abmachen. Deswegen hatte ich sie auch immer beim Einkaufen dabei. Außerdem kam meine Isomatte in eine Ikeatüte
Mein vollgepacktes Fahrrad mit Fahrradtaschen
Der Rückflug: um wieder nach Hause zu kommen entschied ich mich dazu, mit dem Flieger und Zug zu reisen. Denn um mit dem Fahrrad zurückzufahren hatte ich keine Zeit, und andere Möglichkeiten (wie Bus) stellten sich als Sinnlos heraus.
Die Probetour:
Eine Voraussetzung um nach Spanien zu fahren, war es wie schon erwähnt eine Probetour zu machen um zu schauen ob mir das lange Fahrradfahren überhaupt liegt. Deswegen beschloss ich mich dazu, über Pfingsten eine Probetour von Göttingen nach Oldenburg (wo meine Mutter wohnt) zu machen. Eingeplant hatte ich vier Tage (lustig, wenn man bedenkt, dass ich die Strecke schon fast an einem Tag gefahren bin) um die Strecke abzufahren. Zu dem Zeitpunkt bin ich noch nie mehr als die 46km der Tor d Energie an einem Tag gefahren. Geradelt bin ich mehr oder weniger mit genau dem Setup mit dem ich nach Spanien gefahren bin.
Zwar war die Tour nicht ganz einfach, trotzdem war ich am Ende nach ca. 300km nicht weniger überzeugt von meiner Idee als zuvor, ganz im Gegenteil!
Die Realisierung
Im Sommer 2015 war es dann soweit. Ich war kurz davor mit dem Fahrrad aufzubrechen. Da ich nicht so ein Planungsgenie bin, haben wir erst paar Tage vor Abfahrt ein Rückflugticket gebucht. Auch einen vernünftigen Sattel habe ich erst am allerletzten (!) Tag vor der Abfahrt besorgt.
Der Plan war es jetzt am 02.08.2015 zuhause in Bovenden zu starten, um dann mit dem Fahrrad durch Deutschland, Frankreich und Spanien nach Santiago de Compostela zu fahren. Von dort aus wollte ich dann wieder mit dem Flugzeug und Rad im Gepäck nach Düsseldorf fliegen, von wo aus ich mit dem Zug nach Göttingen fahren wollte. Geplant waren ca. 2600km für die ich 31 Tage Zeit hatte. Das heißt ich musste im Schnitt 100 Kilometer am Tag fahren um paar Pausentage einlegen zu können und immer noch etwas Sicherheit am Ende zu haben. Wenn alles klappt erwartete man mich am 02.09.15 wieder zuhause, damit ich dann am 03. wieder in die Schule gehen könnte.
Nachdem aber alles funktionierte und ich auch einen Sattel hatte machte ich mich am folgenden Tag, den 02.08 auf den Weg. Mein Vater begleitete mich von Bovenden bis nach kurz hinter Göttingen. Dann war ich auf mich alleine gestellt. Mit meinen jetzt ca. 25kg schweren Fahrrad dudelte ich also langsam aus Göttingen Richtung Kassel. Lustiger weise traf ich nach ca. fünf weiteren Kilometern auf ein Kreuz welches den Jakobsweg auswies. Das war ziemlich lustig, denn bis dahin wusste ich nicht, dass dieser durch Göttingen ging. Eigentlich hatte ich vor diesen Weg erst ca. 2000km später, an der Grenze zu Spanien zu treffen.
Die letzten Meter in Göttingen mit Papa
Letzter Blick auf Göttingen
Hinter Kassel landete ich total erschöpft auf meinem ersten Campingplatz, welcher idyllisch gelegen an der Fulda lag. Hier muss ich zugeben, dass ich mir ernsthaft Gedanken darum gemacht habe, ob das so die beste Idee ist mit dem Fahrrad nach Spanien zu fahren. Auch musste ich schmerzlich lernen, dass 0km Gewöhnungszeit zu wenig für einen neuen Sattel sind. Mein Arsch war mehr oder weniger am Arsch. Allerdings munterten mich meine ersten selbstgekochten Spagetti mit Pesto schon deutlich auf. Auch zwei ältere radtourende Opis heiterten mich auf, als diese dachten ich würde sie verarschen wollen beim Versuch ihnen zu erklären, dass ich nach Spanien zu fahren gedachte.
Mein erster Campingplatz an der Fulda
Die Folgenden paar Tage waren wenig spannend. So bin ich bei gutem Wetter von Campingplatz zu Campingplatz durch die Pampa Mitteldeutschlands geradelt. Ich habe versucht etwas über meinem Schnitt von 100km am Tag zu bleiben um etwas mehr Zeit in Spanien und Frankreich zu haben. Zu essen gab es abends, wie eigentlich immer auf der restlichen Tour, nur Spagetti mit Pesto.
Schöner Sonnenuntergang mit scheiß Kamera :-D
Mein erstes größeres Ziel war Frankfurt welches ich am dritten Tag erreichte. Eine Großstadt war mal ne nette Abwechslung zwischen den Feldern und Dörfern Mitteldeutschlands. Daraufhin fuhr ich noch paar Kilometer nach Darmstadt wo mich meine Großeltern für eine Nacht beherbergten, und mir ein leckeres Abendessen kochten.
Erstes Ziel Frankfurt erreicht.
In Süddeutschland war es extrem heiß, so hieß im Radio, dass Aufzeichnungsrekordtemperaturen bis 39°C erreicht wurden. Dies veranlasste auch einen Langschläfer wie mich mal früh aufzustehen, um morgens schon gut Kilometer hinzulegen um dann mittags eine Pause einzulegen und abends früh anzukommen.
Nächstes persönliches Highlight war dann der Grenzübertritt nach Frankreich. Zwar war ich etwas enttäuscht das auf der Brücke kein Schild mit „Frankreich“ stand, dass man hätte fotografieren können. Trotzdem war ich sehr gespannt auf ein Land welches ich nicht kannte mit einer Sprache die ich nicht beherrsche. Zwar hatte ich in 6. Klasse ein halbes Jahr Französisch, doch alles was in meinem Kopf geblieben ist, war „Bonjour je m'appelle Jonathan“. In Frankreich radelte ich dann lange Strecken an einem absolut geraden Kanal entlang. Da war dann eine Kurve um 10° das Highlight des Tages. Viel änderte sich hier jedoch auch nicht. Später in Frankreich folgte ich meistens Flüsse, denn hier gab es nette Radfernwege. Aufgrund dieser gab es auch viele günstige Campingplätze und andere Fahrradfahrer mit denen man sich nett unterhalten konnte.
Unspektakuläre Überfahrt nach Frankreich bei Straßburg. Leider ohne Schild :-D
Geradeaus - immer nur Geradeaus
Einsam und anstrengend wurde es dann in Frankreichs Zentralmassiv. Ich konnte jetzt keinen Flüssen mehr folgen. Stattdessen bin ich paar Tage nur nach Hügel-auf oder Hügel-ab gefahren. Außerdem war das Wetter inzwischen echt beschissen. Kalte Temperaturen und Dauerniesel wirkten sich auch nicht positiv auf mein Gemüt aus. Immerhin musste sich meine Mutter keine Gedanken darum machen, dass ich hier wie befürchtet einen Hitzeschlag bekomme. Dafür hoffte ich nachts, dass ich nicht erfriere, denn es war morgens teilweise nur knapp überm Gefrierpunkt. Soviel zum Thema Hochsommer in Frankreich und 20€ Amazon-Schlafsack. Aber auch das überlebte ich und so war ich ziemlich glücklich irgendwann wieder aus dem Zentralmassiv draußen zu sein.
Scheiß Hügel
Tataaaa - meine ersten 999,99km. Danach ist der Zähler wieder auf 0 gesprungen :-(
Bisher hatte ich immer Glück mit Schäden am Fahrrad, denn bisher hatte sich der 25jährige Drahtesel als treuer Begleiter (abgesehen von Platten) erwiesen. Doch irgendwo am Arsch der Welt ist mir dann der Hinterreifen geplatzt. Ich kann nur von Glück reden, dass mir das nicht auf einer Abfahrt passiert ist. Ich will nicht wissen wie das geendet wäre.
Das wars dann wohl mit dem Reifen :-(
Aus meiner Not heraus entschied ich mich dazu, per Anhalter in die nächste Stadt mit Campingplatz zu fahren. Ich hatte extrem Glück. Ich bin zu dem Zeitpunkt noch nie „getrampt“ und hatte eigentlich keine Ahnung ob es überhaupt klappen würde. Jedoch hielt an der wenig befahrenen Straße schon das allererste Auto, und eine supernette und hilfsbereite Französin half mir aus der Patsche. Zusammen luden wir mein Fahrrad und Taschen in ihr kleines Auto. Daraufhin fuhr sie einen Riesenumweg in die nächste Kleinstadt wo es einen Campingplatz und zwei Fahrradläden gab. Dort angekommen richtete ich mich erstmal auf einem viel zu teuren Luxuscampingplatz ein. Da Sonntag war, konnte ich nicht viel machen, weswegen ich einfach im Pool mal entspannte und auf Montag wartete. Am nächsten Morgen machte ich mich motiviert auf die Suche nach einem Fahrradladen. Leider hatte der erste montags zu weswegen ich den zweiten aufsuchte. Doch auch der hatte montags zu. Kurz gegoogled stellte sich heraus, dass in Frankreich (fast) alle Fahrradläden montags zu haben. Ziemlich angepisst überlegte ich mir eine andere Möglichkeit weiter zu kommen, denn ich hatte keinen Bock noch eine Nacht auf dem viel zu teuren Campingplatz zu bleiben. Google meinte in der nächsten Kleinstadt gäbe es einen Intersport mit Fahrradabteilung. Also schloss ich mein Fahrrad an, und machte mich noch mal per Anhalter auf den Weg. Auch dieses Mal war ich erfolgreich und so konnte ich guter Dinge im Intersport einen neuen Reifen besorgen. Zurück bei meinem Fahrrad montierte ich den Reifen und konnte endlich meine Fahrt fortsetzen.
Viele weitere eher unspektakuläre Tage vergingen auf dem Fahrrad. Inzwischen pendelte sich ein täglicher Rhythmus ein. Aufstehen, Reste von gestern essen, Sachen zusammenpacken, Zelt abbauen, losfahren. Mich im nächsten Dorf mit Süßkram vom Bäcker vollstopfen, dann den ganzen Tag fahren, fahren, fahren bis man abends beim Campingplatz ankommt. Dort dann wieder Zelt aufbauen und die täglichen Spagetti auf dem Gaskocher kochen.
Frankreich sieht auch nur aus wie Deutschland...
Spagetti kochen wie jeden Abend...
Nächstes Abenteuer bereitete mir dann mein Schloss am Fahrrad. Nachdem ich in einem Supermarkt einkaufen gegangen bin wollte ich mein Fahrradschloss aufmachen. Dabei handelt es sich um so ein typisches Speichenschloss, nur ist dieses bei dem Fahrrad vorne angebracht. Nachdem das Schloss 25 Jahre gut gedient hatte schien es nun seinen Dienst zu verweigern. Nach Rücksprache mit meinem Vater kaufte ich im Supermarkt Olivenöl und versuchte es damit aus der Reserve zu locken, doch auch dies war nicht erfolgreich. Also klapperte ich noch vielleicht 30 Minuten an meinem Schloss rum um es dann aufzugeben. Mein neuer Plan war ein absolut verrückter. Ich packte meine Fahrradtaschen in einen Einkaufswagen und das Fahrrad obendrauf. Daraufhin schob ich mein Gefährt durch irgendeine französische Vorstadt. Mein Ziel war irgendjemand mit einer dicken, dicken Zange. Ich glaube, dass dies wohl einer der absurdesten und verrücktesten Momente meiner gesamten Fahrradtour war. Wie ich scheppernd mit einem Fahrrad auf einem Einkaufswagen durch eine Vorstadt laufe, auf der Suche nach einer großen Zange. Wo ich die finden sollte wusste ich auch nicht, geschweige denn was ich machen sollte, wenn ich das Fahrrad nicht mehr aufbekomme. Leider habe ich keine Fotos von diesem Erlebnis, denn mein Handy, als auch mein Akkupack waren alle. Es ist wirklich schwer solche Situationen zu beschreiben, denn sie sind es die einzigartig machen und am längsten im Gedächtnis bleiben. Nach einer Weile fand ich dann sogar einen Bauarbeiter der eine Wohnung sanierte. Er sprach kein Englisch, ich kein Französisch. Trotzdem konnte ich ihm mit Händen und Füßen klarmachen was ich von ihm wollte. Allerdings mussten wir schnell feststellen, dass auch eine dicke dicke Zange nur Kratzer in mein Schloss macht. Also kam er daraufhin mit einer Flex an und sägte, Millimeter von meiner Gabel entfernt, am Schloss herum. Nachdem ich für eine gefühlte Ewigkeit die Luft angehalten habe, war das Schloss auch endlich wieder auf.
Nach einigen weiteren Tagen und kam ich in Pau in Frankreich an. Dort haben mein Vater, seine Freundin und mein Bruder Urlaub gemacht. Deswegen hielt ich dort und habe mal nen Tag Pause gemacht. Pau liegt kurz vor der Grenze Spaniens weswegen man von dort aus schon die Pyrenäen sehen kann.
Die Pyrenäen von Pau aus gesehen
Der Grenzübertritt nach Spanien über die Pyrenäen war deutlich interessanter als der Übertritt nach Frankreich. Denn nach Pau ging es ca. 40km nur noch Bergauf bis man irgendwann auf der Passhöhe des Col du Pourtalet von ca. 1800m ankam. Interessant ist vor allem die landschaftliche Änderung. Nachdem man die Baumgrenze überschritten hat fühlte ich mich wie auf dem Mond. In Spanien angekommen ändert sich die Landschaft extrem. Man sieht der Natur an, dass es hier viel trockener ist als in Frankreich.
hübscher Bach in den Pyrenäen :-)
Baumgrenze gut sichtbar ^^
Angekommen in der Mondladschaft :-D
Grenzübertritt nach Spanien! Diesmal sogar mit Begrüßung :-)
Auf spanischen Straßen setzte ich dann prompt auch meine neue Höchstgeschwindigkeit. Mit über 70kmh ging es wieder die Pyrenäen runter. Meine erste Nacht verbrachte ich auf einem spanischen Campingplatz. Allerdings scheinen die Spanier ziemlich Nachtaktive Menschen zu sein, weswegen sich das Einschlafen bei lauter Musik schwierig gestaltete.
Ausgetrocknete Stauseen waren in Spanien keine Seltenheiten
Netter Canyon :-)
Dorf auf Hügel
Interessante Gebilde im Sand
Lustig war auch der zweite spanische Campingplatz. Erst wartete ich ewig in der Schlange vor der Rezeption, dann erklärte die gute Dame der Rezeption, dass man hier unter 18 ohne Erziehungsberechtigten nicht schlafen könne. Glücklicherweise meldete sich eine deutsche hinter mir in der Schlange, und meinte mit einem Augenzwinkern sie wäre mal für eine Nacht meine Erziehungsberechtigte.
Bald darauf landete ich auf dem „echten“ Jakobsweg. Irgendwie hatte ich seitdem ich losgefahren bin Vorurteile über Pilger. Ich dachte Pilger wären entweder super Religiös oder hätten riesen Probleme weshalb sie irgendwie zu sich selbst finden wollten. Schnell wurde ich jedoch eines Besseren belehrt. Die Pilger denen ich begegnet bin waren wohl die absolut lustigsten und vielfältigsten Menschen denen ich je begegnet bin. In meinen Augen kann man die meisten Pilger gar nicht kategorisieren. Die meisten Pilger waren wohl Spanier aber ich habe auch viele aus allen europäischen Ländern gesehen, aus dem asiatischen Raum waren auch viele dabei. Ein Spanischer Pilgerradfahrer war auch der erste mit dem ich Kontakt hatte. Auch waren nicht alle Pilger religiös oder hatten riesen Probleme. An einer roten Ampel sprach mich ein Spanischer Radpilger an, und fragte von wo ich denn käme. Nachdem wir uns ein bisschen in meinem brüchigen Spanisch unterhalten haben, erklärte er mir, dass es wohl schlau wäre mir einen Pilgerausweis zu besorgen. Daraufhin gingen wir stundenlang kreuz und quer durch die eine Spanische Innenstadt (welche habe ich leider vergessen) um mir einen Pilgerausweis zu besorgen. Die Freundlichkeit vieler Pilger hat mich einfach umgehauen. Der Typ hat einfach wie selbstverständlich Stunden mit mir verbracht, nur um mir einen Ausweis zu besorgen – einfach so. Beim Pilgerausweis handelt es sich um einen Art Pass. Dieser verschafft einem Zutritt zu den Pilgerherbergen. Damit man am Ende des Jakobsweges „die Compostela“ bekommt lässt man diesen Pass bei jeder Gelegenheit stempeln. Er zeugt praktisch davon, dass man die Strecke tatsächlich abgelaufen oder gefahren ist.
Mein Pass, gefüllt mit vielen Stempeln :-)
Und weil die Vorderseite nicht reichte....
Bei den Pilgerherbergen handelt es sich um einfach ausgerüstete Herbergen. Die meisten kosten sehr wenig (5-10€), denn die Angestellten dort arbeiten größtenteils ehrenamtlich. Es gibt sogar Herbergen welche komplett kostenlos sind, und nur um eine Spende bitten. Geschlafen wird meistens in Mehrbettzimmern, ausgestattet wie eine Jugendherberge. Essen kann man sich mit der vorhandenen Küche selber kochen.
Eine der kostenlosen Pilgerherbergen. Oftmals sehr kreativ ausgestattet :-)
Die Pilgerherbergen waren nach drei Wochen Camping gefühlt richtige Hotels. Man brauchte nicht mehr jeden Tag das Zelt auf und abbauen. Auf Regen konnte man scheißen, der Kram trocknete in der Nacht wieder. Auch ein Bett mit Matratze fühlte sich echt Boss an. Wenn man das Buch von Harpe Kerkeling liest, bekommt man wahrscheinlich das Gefühl die kleinen Herbergen wären wohl Horrorhotels. Da sieht man mal wieder wie sich Meinungen unterscheiden, ich fand die Herbergen super.
So verbrachte ich dann die letzte Woche meiner Tour, in einer Pilgerherberge: als letzter aufstehen, Kram zusammenräumen, Frühstück machen, frühstücken, Fahrrad beladen, losfahren. Den Tag bin ich meistens auf öffentlichen Straßen gefahren, also nicht auf den Pilgerwegen. Denn diese waren meistens nur Trampelpfade, und mit meinem Fahrrad mit den dünnen Reifen wäre das eher schlecht gegangen. Es gab allerdings auch einige Mountainbiker welche auf den richtigen Wegen gefahren sind. Allerdings schienen diese eher unbeliebt, da sie angeblich ziemlich Rücksichtslos fuhren. Allerdings bin ich durch mehr oder weniger alle Dörfer gefahren, durch die auch die Pilger liefen. Diese lebten größtenteils vom Pilgertourismus, was auch hieß das diese perfekt auf die Pilger eingestellt waren. In den Dörfern gab es Wasserspender und in jeder Ecke einen Imbiss der die Pilger versorgte. Außerdem gab es ca. alle 5km eine Pilgerherberge. Am späten Nachmittag erreichte ich dann meistens mein Ziel. Dort hieß es dann in die Herberge einchecken, seinen Kram auspacken, Essen kochen, essen. Danach habe ich mir oft noch die Stadt angeguckt, oder mich mit anderen Pilgern unterhalten.
Zwischndurch war es dann auch mal Flach, dafür gab es Gegenwind :-/
Google-Übersetzer-Englisch auf Straßenschildern - OK? Was sie mir wohl sagen wollten?
Berg-auf und wieder ab....
Am 29.08.2015 Bin ich dann tatsächlich in Santiago angekommen – ich hab’s geschafft! Erstmal bin ich in die Stattmitte gefahren um die berühmte Kathedrale zu besuchen. Auf dem Hof davor habe ich mich erstmal hingesetzt und den anderen Pilgern beim Eintreffen zugeschaut. Viele sind in Tränen ausgebrochen was sehr rührend war. Auch ich setzte mich erstmal ne weile hin um zu kapieren was ich gerade durchgezogen hab, und was nun zu Ende war. Nach ner Weile habe ich dann ein Pilgerbüro aufgesucht und mir die „Compostela“ geben lassen. Die Urkunde die zeigt, dass man den Jakobsweg gepilgert ist. In meinem Fall mit dem Fahrrad. Obwohl ich mich anfangs nicht als Pilger gesehen hab, am Ende tat ich es.
Santiago - ich bin angekommen :-) :-) :-)
Die Kathedrale ... bloß nicht wirklich Hübsch...
... und viele gerührte Pilger davor :-)
Meine "Conpostela"
Da ich relativ schnell war hatte ich noch zwei Tage in Santiago Zeit. Den ersten entspannte ich einfach in einer Herberge. Den zweiten habe ich mich schon auf den Weg zum Flughafen gemacht. Dort wollte ich mich für die Nacht einquartieren, denn mein Flieger ging am Morgen des 02. ziemlich früh. Deswegen verbrachte ich meinen zweiten Tag im Flughafen. Einfach mal nix tun tat auch mal gut.
Im Flughafen ließ sich schlecht schlafen. Bis spät nachts war es laut und hell, denn es herrschte noch betrieb. Scheinbar war ich nicht der einzige der auf die Idee kam im Flughafen zu pennen. Am Ende waren alle Bänke in der Halle besetzt. Da ich wie gesagt sehr früh da war brauchte ich mir keine Gedanken um eine Bank machen. Allerdings konnte ich schlecht auf der Bank schlafen, weswegen ich mein Quartier nach ner Weile unter die Bank verlegt habe.
Dort konnte ich dann auch irgendwann einschlafen. Am nächsten Morgen hätte ich fast meinen Flug verpasst, da mein Handy sich irgendwie dazu entschied mal auf den Wecker zu verzichten. Glücklicherweise bin ich jedoch durch den Trubel im Flughafen aufgewacht, woraufhin ich in rekordesschnelle meinen Kram zusammenpackte und mein Fahrrad in einer vorgeschriebenen Box verstaute.
Meine letzte Nacht im Flughafen. Später verlagerte ich meinen Schlafplatz unter die Bank :-D :-D
Glücklicherweise erreichte ich meinen Flug weshalb ich nicht noch ne Nacht in Santiago bleiben musste. In Düsseldorf angekommen bastelte ich mein Fahrrad wieder zusammen und fuhr mit dem Zug nach Hause.
Und wieder in zwei Stunden zurück wofür ich einen Monat gebraucht habe...
Am Tag darauf saß ich wieder in der Schule als wäre nichts gewesen .
Danach:
Generell habe ich nicht vielen von meiner Tour erzählt, ich hatte einfach kein Bedürfnis danach. Paar Monate später schrieb ich meinen ersten kurzen „Blogeintrag“, welchen ich ja ganz am Anfang schon verlinkt habe. Jetzt, eineinhalb Jahre später hatte ich noch mal Lust etwas über meine Tour zu schreiben. Wie gesagt, mir war langweilig und ich hatte spontan Lust mal etwas drüber berichten.
Also im Nachhinein, was nehme ich mit, was war geil und was würde ich anders machen?
Insgesamt war das, glaube ich, mehr oder weniger die geilste Idee die ich je hatte. Ich bin echt verdammt dankbar das meine Eltern mich das haben machen lassen. Ich habe unglaublich viel erlebt und Erfahrungen sammeln können.
Geil war vor allem die Vielfalt meiner Tour. Am meisten Spaß hat mir auf jeden Fall die Strecke in Spanien gemacht. Hier war das Leben nämlich aufgrund der Herbergen sehr entspannt. Außerdem habe ich hier unfassbar viele tolle Menschen getroffen. Vor allem Pilger und Pilgerinnen. Diese waren einfach, wie schon erwähnt super offen und nett.
Der Typ gehört klar in die Kategorie "ungewöhnlich". Der Typ ist vielleicht 10x durch Europa gelaufen. Die Schwarzen Striche stellen seine Route dar...
Allerdings gibt es auch Dinge die ich anders machen würde:
- Handy: ich hatte mir überlegt mit meinem Handy zu navigieren und nicht mit Karten. Dies hat auch weitestgehend gut funktioniert. Allerdings gab es zwei Probleme. 1. War mein Handy ständig alle. Denn trotz meines Nabendynamoladegerätes war mein Handy und meine Powerbank sehr oft alle. Dies konnte sehr nervig werden. Denn irgendwo mitten in der Pampa zu stehen und nicht zu wissen wo man hin muss ist nicht so cool…
Außerdem hatte mein Handy noch eine andere Macke: der Touchscreen bediente sich manchmal einfach selber. Das war so beschissen wie es sich anhörte. Oft machte dieser Fehler es unmöglich mein Handy zu benutzen.
In Zukunft würde ich mein Handy wieder als Navi benutzen. Allerdings würde ich irgendwie dafür sorgen, dass es immer genug Strom hat, und frei von Macken ist. - Zelten und Campen: damals waren es meine ersten Camp- und Zelterfahrungen. Heute würde ich wahrscheinlich mir das Geld sparen und Wild campen. Nicht nur das es Geld spart, es macht einfach mega viel Spaß mitten in der Natur zu pennen, anstatt auf einem überfüllten Campingplatz. In den letzten Touren die ich gemacht habe, habe ich eigentlich immer Wild gecampt. Dabei kommen wir auch zum zweiten Punkt: heute würde ich auf jeden Fall eine Hängematte und ein Tarp (Plane die vor Regen schützt) mitnehmen. Denn in einer Hängematte zu schlafen empfinde ich als viel gemütlicher als auf einer dünnen Isomatte. Ob es das Zelt komplett ersetzt, hinge von der Tour ab.
- Kamera und Aufzeichnungen: im Nachhinein finde ich es ziemlich Schade das ich keine vernünftige Kamera dabeihatte. Inzwischen habe ich auch eine gute Kamera dabei, welche mich auf meinen Touren begleitet. Schade finde ich es auch, dass ich keinerlei Aufzeichnungen gemacht habe. Zwar würde ich in Zukunft kein Tagebuch oder sowas führen. Allerdings würde ich mir wenigstens Notizen und Anekdoten machen was am Tag passiert ist, denn mein Gedächtnis ist ziemlich beschissen.
Zum Schluss noch mal ein paar Fakten und Zahlen zusammengefasst:
- Dauer der Tour: 31 Tage
- Davon Tage geradelt: 28
- Gesamte geradelte Kilometer: ca. 2800
- Tagesdurchschnittskilometer: ca. 100
- Geflogene Kilometer: ca. 1600
- Mit dem Zug gefahrene Kilometer: ca. 200
- Längste Fahrstrecke an einem Tag: 130
- Längste Fahrdauer an einem Tag: 11h
- Übernachtungen im Zelt: ca. 20
- Übernachtungen in einer Herberge: ca. 8
- Übernachtungen im Flughafen: 1
- Teuerster Campinglatz: ca. 35€
- Billigster Campingplatz: 2€
- Platten: zu viele, schon vergessen :-D
Das war’s wohl!
Ich freue mich sehr, dass du bis hierhin gelesen hast. Dies war mein erster wirklich längerer und ernstgemeinter Reisebericht. Ich habe also überhaupt keine Erfahrung darin solche zu schreiben. Es freut mich also sehr, wenn er euch gefallen hat. Wenn es Dinge gibt die ihr verbessern oder ändern würdet, vielleicht, weil sie unlogisch erscheinen, würde ich mich über Feedback freuen :-)
Ihr könnt mich auf Facebook unter „Jonathan Bollig“ kontaktieren, oder euch an meine Email-Adresse jona@bollig.info wenden :-)
Kommentar