[CO] Zur Ciudad Perdida - 4 Tage in der Sierra Nevada de Santa Marta

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    [CO] Zur Ciudad Perdida - 4 Tage in der Sierra Nevada de Santa Marta

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Region/Land: Sierra Nevada de Santa Marta, Magdalena, Kolumbien
    Dauer: 29.05.-01.06.2017, 4 Tage

    Nicht ein Reisebericht findet sich aus Kolumbien - das muss sich ändern! Außerdem dauern Knoydart und Verwall aus diesem Jahr noch etwas, da gibt es eine Kleinigkeit zwischendurch
    Ich wollte schon etwas länger einen kleinen Bericht über die Tour zur Ciudad Perdida, der verlorenen Stadt der Tairona im Norden Kolumbiens, schreiben. Leider gibt es nicht allzu viele Fotos, da meine Kamera am ersten Tag mit Wasserschaden ausstieg. Die meisten Fotos sind also Handybilder von Eveline aus Belgien - besten Dank noch mal Ich hoffe, ihr habt trotzdem etwas Freude am Lesen - vielleicht hat ja jemand diese Tour auch schon mal unternommen, kann noch ein wenig mehr beisteuern oder wenigstens in Erinnerungen schwelgen oder für den einen oder anderen ist es eine interessante Anregung, falls er in der Ecke ist!

    Disclaimer: Alle Informationen, die ich hier gebe, habe ich von unserem Guide mitgenommen, kann mich z.T. nur noch halb erinnern oder ich habe sie gelesen - wenn es jmd. aus guter Quelle zu berichtigen weiß - gern!



    Kurz vor dem Abschluss unser Südamerikareise sind meine Freundin und ich im Mai 2017 an der kolumbianischen Karibikküste gelandet. Das feucht-heißes Klima machte uns verrückt... Nach längerer Zeit im ecuadorianischen und kolumbianischen Hochland strengen 35 °C und 248247 % Luftfeuchtigkeit schon an...

    Nach ein paar Tagen Stadtbummel in Cartagena fuhren wir über Barranquilla nach Santa Marta (und hörten dabei ganz viel Shakira) und weiter nach Taganga, einem kleinen Ort außerhalb, wo wir ein paar Tage bleiben. Manche sagen, das wäre ein "Backpackerloch" und Palomino, etwas weiter östlich am anderen Ende des Tayrona Nationalparks wäre noch "richtig ursprünglich", "nicht vom Massentourismus befallen" und "off the beaten path". Wir machten die genau gegensätzliche Erfahrung, so ist das manchmal...

    Aber back to topic.
    Für mich stand schon länger fest, dass ich die Wanderung zur Ciudad Perdida (11°02'17.6"N 73°55'30.8"W) machen wollte. Meine Freundin zieht dem tagelangen Geschwitze, dem Matsch, den Moskitos und den sehr wahrscheinlichen dollen Regengüssen (immerhin ist Regenzeit...) einen Tauchkurs und entspannte Tage am Meer vor. Komisch

    Die "Verlorene Stadt" liegt in der Sierra Nevada de Santa Marta (das mit Gipfeln bis über 5700 m nur knapp 45 km vom Meer entfernt höchste "Küstengebirge" der Welt) und ist eine der größten präkolumbianischen Städte Südamerikas. Die ersten Zeugnisse der Stadt, die von den Tairona gegründet wurde, gehen wohl aufs 7. bis 11. Jh. zurück und ist damit noch ein gutes Stück älter als Machu Picchu aus dem 15. Jh.

    Man kann dorthin nur mit einer geführten Gruppe einer der wenigen lizenzierten Agenturen gehen, da das Gebiet durch indigene Stämme (Kogi, Wiwa, Arhuaco und Kankuamo) selbstverwaltet wird.
    Ich entschied mich für die Tour mit Expotur, die ein Büro in der Innenstadt von Santa Marta haben. Im Großen und Ganzen war ich sehr zufrieden mit der Organisation, der Unterkunft (die sich mit den anderen Agenturen geteilt wird), dem Guide, dem Essen und dem "Gefühl", was ich generell hatte!

    Tag 1
    Zum Alojamiento de Alfredo

    29.05.2017

    Ich traf in Santa Marta im Büro von Expotur meine Mitstreiter; US-Amerikaner, Kandadier, Deutsche, Belgier, Norweger, Franzosen und Briten. Eine Mischung aus - größtenteils - sehr netten und angenehmen Leuten ca. zwischen 25 und 40.
    Nach einer nicht enden wollenden, kurvigen Fahrt nach Machete Pelao (11°10'52.8"N 73°49'50.7"W), einem ehemaligen Zentrum des Marihuana- und Koka-Anbaus in der Region, spürten wir schon das deutlich feuchtere Klima. Man schwitzte im Sitzen.

    Zunächst ging es auf einem breiteren Fahrweg Richtung Süden. Je höher wir kamen, desto klarer wurden uns die Ausmaße der Landschaft, die uns umgibt. Ewig weite Hügel und Berge, dichtes Grün soweit das Auge reicht - und tiefhängende Wolken, die baldigen Regen ankündigten...









    Die ersten bekamen das erste (aber lange nicht das letzte) Mal nasse Füße, als wir einen Fluss queren müssen. Meine frisch imprägnierten Lederstiefel hielten dicht. Yes.





    Unser Guide Diego hatte gut lachen. Er weiß genau, was Phase ist. Noch guckte sogar mal die Sonne durch, aber schon kurze Zeit später öffnet der Himmel alle Schleusen.
    Aber gut, ich wusste es vorher. Meine Regenjacke ließ ich gleich im Rucksack, wo eh alles gut wasserdicht verpackt war, meine Kameratasche bekam auch eine Regenhülle angezogen, meine Schuhe waren dicht - passt.

    Dass das Wasser auch von oben in die Schuhe läuft, damit hatte ich weniger gerechnet Nach 5 min Regen latschte ich bei jedem Schritt die Pfützen in meinen Schuhen breit. Ich merkte, wie meine Füße immer weicher wurden und dachte schon daran, dass ich sie für die nächsten 4 Tage nicht mehr trocken kriege und was dann beim Wandern auf Dauer mit den Füßen passiert.... Nunja, meine Fantasie war lebhaft und ekelhafte Vorstellungen, wie sie nach 4 Tagen wohl aussehen würden, kreisten in meinem Kopf :-D
    Am Fruitstop (ein Pferd hatte uns Wassermelone und Ananas hergebracht, mein Gott, was war ich dankbar!) wrang ich mein T-Shirt aus, nur um mir den nassen Merino-Lappen danach wieder überzuschmeißen.

    Bald ging es bergab. Der Regen hat den roten Lehmboden in eine Rutschbahn verwandelt und ich war einer der wenigen, der sich nicht hinlegte und ein bisschen den steilen Weg hinabschlitterte.

    Nach knapp 9 km kamen wir am ersten Camp (11°08'10.8"N 73°51'32.8"W) an, eine einfache Unterkunft mit Betten, umhüllt von löchrigen Mückennetzen. Auf der Matratze lagen unzählige Flügel und Körper von diesen kleinen Fliegen, die überall umherwirbelten. Ich hatte vorausschauend mein Schlafsack-Inlett dabei und war sehr, sehr froh darüber. Über die fragwürdigen hygienischen Bedingungen hinwegsehend, war auch Duschen und auf Toilette gehen möglich.

    Mittlerweile regnete es nicht mehr, die Luft war aber gesättigt mit Feuchtigkeit und die schweren Lederstiefel und das Merino-Shirt würden bis zum nächsten Tag bestimmt suuuuper trocknen...
    Was auch nicht trocknen sollte war meine Kamera. Wasserschaden am ersten Tag. Geil. Ich war mental tatsächlich am Tiefpunkt und wünschte mir, ich wäre auch Tauchen gegangen...
    Beim Abendbrot (Reis, Hühnchen, gebackene Banane) liefen fette Kröten durchs Camp und züngelten Fliegen aus der Luft, handtellergroße Insekten liefen an den Bettpfosten umher und die kleinen Mücken landeten auch mal im Bier (dass die Pferde auch herbrachten...). Die Geräusche des Dschungels um uns herum wurden immer lauter und intensiver, man will gar nicht so genau wissen, was da alles in wohnt...
    Wow, eine tolle Tour hatte ich mir hier ausgesucht.
    Zuletzt geändert von geige284; 08.02.2021, 21:16.

  • codenascher

    Alter Hase
    • 30.06.2009
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    #2
    AW: [CO] Zur Ciudad Perdida // 4 Tage in der Sierra Nevada de Santa Marta

    Na dann bin ich ja mal auf die restlichen Tage gespannt (und endlich Knoydart! Und im Verwall warste auch?!)

    Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

    meine Weltkarte

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      #3
      AW: [CO] Zur Ciudad Perdida // 4 Tage in der Sierra Nevada de Santa Marta

      Tag 2
      Zum Alojamiento El Paraíso

      30.05.2017

      Der Tag begann wunderschön. Trocken, sonnig, voller Tatendrang! Wir liefen einen schönen Pfad entlang, Diego zeigte uns die verschiedenen Koka-Pflanzen (und die Ergiebigkeit der Ernte... Alle paar Wochen kann man frische Blätter ernten, die bis vor einigen Jahren in der Region rege "weiterverarbeitet" wurden) und erklärte uns einiges über die Gegend, die indigenen Stämme, die hier noch lebten, ihre Weltanschauung, Religion und den Problemen in der heutigen Zeit, mit denen sie zu kämpfen hatten. Hochinteressant, umso mehr bereue ich es, so mir so wenig Details gemerkt zu haben. Meine Kamera und mehr Bilder als Erinnerung hätten mir dabei geholfen, das wird mir aber erst im Nachhinein wirklich bewusst (und noch mal besonders jetzt beim Schreiben des Berichts... )

      Ich hatte am morgen die super Idee, meine Socken noch trocken zu lassen und in zwei Plastiktüten zu schlüpfen und erst dann in die noch tropfnassen Schuhe ("Haha, smart german guy! I see, you're engineer!"). Nach der ersten Stunde und einem schweißtreibenden Anstieg waren die Füße nässer als ohne VBL-Plastiktüten-Sealskinz-Billig-Imitat. Es war schon so schwül-heiß am Morgen, puh. Man schwitzte einfach nur alles voll und in jeder Pause war wieder T-Shirt-Auswringen angesagt...

      Wir liefen immer hoch und runter, zum Teil ziemlich steil und kamen dabei immer tiefer in den Dschungel. Wir sahen viele Schmetterlinge und mit viel "Glück" sogar winzige gelb-schwarze Pfeilgiftfrösche. Heute kamen wir an einem Kogi-Dorf vorbei, wo uns Diego wieder ein wenig mehr über ihr Leben erzählte.
      Die Hütten bestehen aus Naturmaterialien, nur das "Fundament" besteht aus einem Steinkreis. In der Mitte liegen oft Opfergaben begraben, die seit jeher Ziel von Grabräubern waren (wie auch jene, die die Ciudad Perdida in den 1970ern wiederentdeckt hatten). Männer und Frauen leben in getrennten Hütten.



      Zur Mittagspause hatten wir herrlichen Sonnenschein. Wir kamen durch ein kleines Camp, wo wir Pause machten und alle Sachen zum Trocknen aufs heiße Blechdach legen konnten. Sogar meine Lederschuhe wurden "feucht" anstatt "nass" und wir gönnten uns ein erfrischendes Bad im Fluss. So hatte ich mir das schon eher vorgestellt
      Der Fluss war idyllisch. Riesige Findlinge lagen wild verteilt, es bildeten sich immer wieder Wasserfälle und die Strömung war nicht ohne, sodass man schon schauen musste, was man macht. Aber die Erfrischung war es wert!



      Nach dem Mittag folgten wir dem Pfad flussaufwärts, querten ihn über eine recht neue Metallbrücke. Bis vor einigen Jahren musste der Fluss gefurtet werden, wobei wohl auch schon Menschen ihr Leben ließen. Bei dem wilden Bach und vorallem nach sprunghaftem Anschwellen nach Regenfällen, konnte ich mir das leider gut vorstellen...

      In die steilste und langgezogenste Passage des Tages knallte die Sonne erbarmungslos rein. Die Luft war so schwer, dass das Atmen nicht leicht war, auch wenn es "nur" um 400 hm ging.
      Ich hatte aber an diesem Tag Freude am Laufen und hoffte, "trocken" durch den Tag zu kommen (Schwitzen war trotzdem nach wie vor mein größtes Hobby auf der Tour )

      Nach einem weiteren Fruitstop waren wir kaum wieder auf dem Weg, als sich der Himmel abermals zuzog und wir Schlimmes befürchteten. Ein paar von uns, ich eingeschlossen, liefen etwas flotter voraus um die Chance zu wahren, heute dem Regen zuvor zu kommen.



      Wir hasteten durch eine wunderschöne Landschaft. Immer tiefer im Wald, einem anderen Fluß, dem Rio Buritaca, folgend, immer wieder hoch und runter, an kleineren und größeren Wasserfällen vorbei... Idyllisch. Das Grün um uns rum wurde immer intensiver, es war feucht und die Luft schwer.

      Kurz bevor wir den Fluss furten mussten, fing der Regen wieder an, ähnlich intensiv wie am Tag zuvor. Zum Furten zog ich mir trotzdem meine Sandalen anstatt der Stiefel an... Kurze Zeit später waren wir im Camp (11°03'00.5"N 73°55'17.7"W) und konnten uns die besten Plätze auf den Leinen für unsere nassen Sachen in der feuchtigkeitsgesättigten Luft reservieren.
      Der Rest der Gruppe hatte den Fluss vielleicht 30 min nach uns furten wollen, was zu dem Zeitpunkt aber nicht mehr möglich war. Durch den Regen ist der Pegel so sprunghaft angestiegen, dass sie eine klapprige Seilbahn benutzen mussten. Der Vorgang hat ewig gedauert, aber am Ende kamen alle heil rüber.

      Der Abend verlief wie zuvor. Reis, Hühnchen und gebackene Banane, (nicht ganz so) löchrige Moskitonetze über den Matratzen und allerlei Tierchen aus dem Dschungel, die durchs Camp liefen. Meine Laune war aber besser. Immerhin

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      • geige284
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        #4
        AW: [CO] Zur Ciudad Perdida // 4 Tage in der Sierra Nevada de Santa Marta

        Zitat von codenascher Beitrag anzeigen
        Na dann bin ich ja mal auf die restlichen Tage gespannt (und endlich Knoydart! Und im Verwall warste auch?!)
        Jap, im Verwall war ich auch. 6 Tage Verwall-Runde, aber ohne die gaaanz interessanten Sachen. War ein ganz gediegener Pärchenurlaub

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        • geige284
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          #5
          AW: [CO] Zur Ciudad Perdida // 4 Tage in der Sierra Nevada de Santa Marta

          Tag 3
          Zur Ciudad Perdida und zurück zum Alojamiento Múmake
          31.05.2017

          Um 06:30 ging es los. Wir ließen das meiste Gepäck im Camp und zogen ein Stück flussaufwärts, furteten ihn abermals um dann vor einer endlos scheinenden Steintreppe zu stehen. Diese hier ist wohl noch original erhalten aus den Zeiten der Entstehung der Ciudad Perdida (im Gegensatz zur nachträglich gebauten Treppe von Aguas Calientes hoch nach Machu Picchu).





          Oben erwarteten uns Soldaten der kolumbianischen Armee mit Gewehren im Anschlag. In der Grundausbildung in dieser Region ist es wohl obligatorisch, auch ein paar Monate die Ciudad Perdida zu bewachen, ein Job, den niemand mag. Es passiert einfach nichts. Alle paar Tage kommen am Morgen Touristengruppen hoch, ansonsten leben eine Hand voll Indigene dort, die jedoch nicht großartig mit den Soldaten interagieren, ab und zu kommen bestimmt auch Archäologen oder Versorgungstrupps. Sonst ist ein relativ ereignisloser Job.

          Die Stadt selbst war ziemlich beeindruckend, wenn auch auf eine andere Art wie Machu Picchu. Es gibt nicht viel zu sehen im klassischen Sinn, Häuser selbst gibt es nicht mehr, da die nur aus Naturmaterialien gebaut wurden. Etliche Kreisrunde Plateaus, auf denen die Häuser standen, sind jedoch noch erhalten.
          Wir schlagen uns über halb verwitterte Treppen durch die "Stadt".

          Ein paar Indigene leben heute noch auf dem Gebiet (und tolerieren die Besuchergruppen). Auch der "Mammu", der religiöse und weltliche Führer des Stammes, ist zufällig da (keine Ahnung, ob das wirklich Zufall war, oder er "immer" da ist...), richtet einige Worte an uns, die Diego, unser Guide, übersetzt und bietet uns Armbänder an, die vor allem Schlechtem schützen sollen. Vor viel Regen und dem Jaguar bspw. Die Stämme leben nicht mehr komplett abgeschieden, sie machen etwas Geld, u.a. mit den Armbändern, und handeln in Santa Marta auf den Märkten. Unter den langen, traditionellen, weißen Baumwollgewändern sieht man dann bspw. immer wieder Gummistiefel, teilweise sogar Smartphones (wobei man hier oben nicht wirklich Empfang an...).
          Auch ich kaufe ein Armband, ein kleines, minimalistisches Stück Schnur mit ein paar bunten Perlen. Das hat mich ca. 1 Jahr begleitet (und sich auch zum Businesshemd gut gemacht ), ehe es leider zerriss...





          Die Kogi tragen alle lange weiße Baumwollhemden (eine ziemlich ungünstige Farbe, wenn man mal im Schlamm ausrutscht aber darum ging es wohl nicht...), dazu eine Umhängetasche und die Männer zum Teil diese spitze Mütze auf dem Foto. Daran erkennt man sie sehr gut im Bus und auf den Straßen Santa Martas.
          Besonders bei kleineren Kindern ist es gar nicht so leicht zu sagen, ob Junge oder Mädchen vor einem steht. Sie tragen alle schwarze, lange Haare und die Gesichtszüge waren relativ weich.

          Den tollsten Ausblick hat man von dem zentralen Platz der Ciudad Perdida.
          Von hier kann man ein wenig ins Tal des Rio Buritaca reingucken, wobei man den Fluss selbst nicht sieht. Alles wird von den Bäumen überdeckt, die von hier oben undurchdringlich scheinen.
          Eine unglaubliche Weite...











          Nach einer sehr interessanten Zeit, stiegen wir wieder ab, packten unser Zeug im Camp zusammen und liefen auf dem gleichen Weg zurück zum Alojamiento Múmake (11°05'34.7"N 73°53'12.3"W), wo wir am Tag zuvor Mittag gemacht hatten. Das Bad im Fluss mit einem kühlen Bier in der Hand tat gut.

          Heute kamen wir sogar trocken und ohne Regen durch den Tag. Das Armband hatte wohl gewirkt

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          • Intihuitana
            Fuchs
            • 19.06.2014
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            #6
            AW: [CO] Zur Ciudad Perdida // 4 Tage in der Sierra Nevada de Santa Marta

            Sehr cool.
            Endlich mal wieder ein Dschungeltrip.

            Eine Freundin hatte die Ciudadperdidatour auch gemacht. Mir vielleicht einen Ticken zu touristisch, aber wenn ich mal da bin, werd ichs vielleicht auch mal in Erwägung ziehen.

            Und jetzt nach dieses Erfahrung wirst du sicher auch verstehen warum die Leute dort alle Gummistiefel und nicht Trekkingschuhe tragen
            Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

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              #7
              AW: [CO] Zur Ciudad Perdida // 4 Tage in der Sierra Nevada de Santa Marta

              Tag 4
              Zurück nach Machete Pelao

              01.06.2017

              Wir liefen den gleichen Weg zurück, den wir kamen. Es war schön, die Gruppe hatte sich gefunden, wir lachten viel, die Gespräche wurden etwas tiefgründiger (was nach den ganzen Hostel-Smalltalks "Where are you from? How long are you travelling? Where have you been? OMG, you must go to XYZ, it's AMAZAING!!" zur Abwechslung sehr gut tat) das Wetter war gut und wir hatten uns alle an die Strapazen gewöhnt.
              So verging dieser Tag schnell und entspannt und mal wieder regenlos.



              Unterwegs trafen wir die Gruppe, die 2 Tage nach uns gestartet war und wünschten Ihnen viel Spaß. Zum Mittag gab es noch mal eine Pause und ein Bad im Fluss im ersten Camp, bevor wir langsam aber sicher wieder die Fahrstraße erreichten, die uns nach Machete Pelao runter führte.



              Das kühle Bier und das Mittag (Reis, Hühnchen und gebackene Banane natürlich ) taten richtig gut bevor wir die ewig lange Fahrt zurück nach Santa Marta antraten...

              Fazit

              Die Tour war unvergesslich.
              Ich erinnere mich relativ oft dran zurück und versuche, mir Details in den Kopf zurück zu holen, auch wenn ich nur wenige Fotos habe und die meisten nicht von mir sind. Das finde ich tatsächlich ziemlich schade, mir hilft das immer sehr gut beim Erinnern. Sehr oft kann ich mich ziemlich genau in den Moment zurückversetzen, in dem das Bild entstanden ist.

              Technisch ist die Tour nicht zu unterschätzen, aber man muss es auch nicht unnötig dramatisieren
              Die Wege sind größtenteils recht gut, nach heftigen Regenfällen kann es z.T. mal recht rutschig und schlammig werden. Es sind ca. 46 km auf 4 Tage verteilt (man kann auch eine 5 oder 6-Tage-Variante machen, wobei das mittlerweile relativ unüblich ist) und ein paar Höhenmeter kommen schon zusammen (500-1000 aufwärts pro Tag), aber alles ist machbar - wenn man es denn will. Die hohe Luftfeuchtigkeit und die Moskitos machen die Tour nicht immer zu einem Spaß im eigentlichen Sinne. Aber mit ein bisschen Leidensfähigkeit ausgestattet, konnte ich die Tour rückblickend sehr genießen Wäre da nicht die Sache mit der Kamera...
              Lustigerweise habe ich sie in Deutschland zur Reparatur eingeschickt, ich hatte eine Kameraversicherung abgeschlossen. Der Reparaturdienst, meinte nur: "Fehler nicht reproduzierbar" und als ich sie wiederbekam, lief sie wieder ohne Probleme - was davor 2 Monate nicht möglich war. Ich habe trotzdem das Gefühl, dass sie seit dem nicht mehr 100% rund läuft und Schärfe eingebüßt hat. Vielleicht rede ich mir das aber auch nur ein um mal auf die RX100 V oder so zu upgraden

              Zurück zur Wanderung...
              Auch wenn sie organisiert war, was ich normalerweise nicht so gern mag, bleibt sie mir sehr positiv in Erinnerung. Man weiß es natürlich nicht endgültig, aber ich hatte den Eindruck, dass von Seiten der Agenturen (im speziellen Expotur und unserem Guide Diego) mit den Stämmen für ihr Wohlergehen und Fortbestehen zusammengearbeitet gearbeitet wird, anstatt sie auzubeuten und nur Profit aus dem kulturellen Erbe schlagen zu wollen.
              So wurden vor einigen Jahren touristische Hubschrauberflüge in die Stadt verboten, ebenso das campieren auf dem Gelände und die selbstorganisierte Wanderung durch das Gebiet.

              Die Sicherheitslage hat sich dramatisch verbessert. Nachdem es 2003 zur Entführung einer Touristengruppe durch die ELN (Wikipedia) kam (außerdem ist die Dokumentation "Gekidnapped" (Link zu youtube) von 2013 von Mark Henderson, einem der Entführten, sehenswert), sind solche Vorfälle heute nicht mehr zu erwarten, da sich die politischen Verhältnisse entspannt haben. Das Auswärtige Amt hatte wohl auch lange Jahre eine Reisewarnung für diese Touren ausgegeben, das österreichische Außenministerium nennt die Wanderung (wenn auch selbstorganisiert, was meines Wissens gar nicht "legal" möglich ist) immer noch in seinen Reisewarnungen.

              Aber das ist ein grooooßes, komplexes und unglaublich interessantes Extra-Thema...

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              • geige284
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                #8
                AW: [CO] Zur Ciudad Perdida // 4 Tage in der Sierra Nevada de Santa Marta

                Zitat von Intihuitana Beitrag anzeigen
                Und jetzt nach dieses Erfahrung wirst du sicher auch verstehen warum die Leute dort alle Gummistiefel und nicht Trekkingschuhe tragen
                Definitiv!
                Ich war vorher schon im Dschungel, wo wir auch Gummistiefel getragen haben.
                Leider hatte ich das 2 Monate später schon wieder vergessen und bin in meinen Lederstiefeln losgegangen.

                Ich würde zwar nicht unbedingt erwarten, dass ich Gummistiefel in Größe 47 auf den Märkten Santa Martas bekomme, aber mit Trairunnern wäre ich insgesamt besser bedient gewesen, glaube ich.

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                • OutofSaigon
                  Erfahren
                  • 14.03.2014
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                  #9
                  AW: [CO] Zur Ciudad Perdida - 4 Tage in der Sierra Nevada de Santa Marta

                  Diesen Reisebericht finde ich herrlich, unter anderem weil ungewöhnlich, und er hat wahrhaftig mehr Aufmerksamkeit verdient als er tatsächlich bekommt. Tunnelblick des Publikums, wie es scheint...

                  Einiges, wovon du schreibst, erinnert mich an meine eigenen Dschungeltouren (vor allem in Sumatra): die Lederstiefel, die sich als wenig ideal erweisen, das Regenwasser, das dir an den Beinen entlang von INNEN in die Stiefel rinnt und das ganze Thema "Wasserdichtigkeit" zum schlechten Witz werden läßt, die Monotonie des Essens (ihr wart aber mit "Reis, Hühnchen und gebackene Banane" immer noch besser bedient als wir 1987). Klasse - äh: wollte sagen: Knorke! Solche Touren sind nicht jedermann´s Sache, aber ich kann die Faszination nachvollziehen.

                  Von Tierleben schreibst du nicht viel. Das wundert mich etwas, denn meine bescheidene Erfahrung war, daß ich in den Wäldern Südamerikas viel mehr Tiere gesehen habe als in den Dschungeln Südost-Asiens.


                  Nun aber zu der Stadt an sich: "Ciudad Perdida" heißt ja nur "verlorene Stadt" - hat man euch auch einen anderen Namen genannt? Warum wurde sie aufgegeben? Was habt ihr erzählt bekommen? Außerdem: kannst du uns mehr über das Volk der Tairona erzählen? Ich finde nicht viel über all dies im Internet, nur einiges wenige z.B. bei www.ancient.eu. Die dort zu sehende Karte zeigt nur ein sehr kleines und isoliertes Territorium der Tairona.

                  Schon sehr interessant, das alles...
                  Zuletzt geändert von OutofSaigon; 25.01.2019, 11:16.

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                  • geige284
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                    • 11.10.2014
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                    #10
                    AW: [CO] Zur Ciudad Perdida - 4 Tage in der Sierra Nevada de Santa Marta

                    Danke für dein Feedback
                    Ja, solche Berichte stoßen meist nicht auf allzu viel Resonanz, aber was solls Ein wenig mache ich das ja auch für mich...

                    Von Tierleben schreibst du nicht viel. Das wundert mich etwas, denn meine bescheidene Erfahrung war, daß ich in den Wäldern Südamerikas viel mehr Tiere gesehen habe als in den Dschungeln Südost-Asiens.
                    Wir haben tatsächlich nicht viele Tiere gesehen.
                    Insekten und Kröten am Abend, ja. Dann tagsüber Schmetterlinge, eine Schlange und ein paar (vermutlich ziemlich giftige) Frösche. Aber größere Wildtiere waren uns leider nicht vergönnt, wenn ich mich richtig erinnere...

                    Nun aber zu der Stadt an sich: "Ciudad Perdida" heißt ja nur "verlorene Stadt" - hat man euch auch einen anderen Namen genannt? Warum wurde sie aufgegeben? Was habt ihr erzählt bekommen? Außerdem: kannst du uns mehr über das Volk der Tairona erzählen? Ich finde nicht viel über all dies im Internet, nur einiges wenige z.B. bei www.ancient.eu. Die dort zu sehende Karte zeigt nur ein sehr kleines und isoliertes Territorium der Tairona.

                    Schon sehr interessant, das alles...
                    Die Stadt wird wohl auch Teyuna genannt. Wieso sie aufgegeben wurde, weiß ich nicht. Man nimmt aber wohl an, dass die Spanier sie nie entdeckt bzw. betreten haben, sie war ein Rückzugsort für die Völker der Gegend.

                    Dazu:
                    Um das Jahr 1600 verschwanden plötzlich die Spuren der Tayrona aus Teyuna, was genauso mysteriös war wie ihr Auftauchen in Kolumbien Jahrhunderte früher – bis heute weiß niemand sicher, woher dieses Volk überhaupt stammte. Von den Spaniern immer tiefer in den Dschungel verfolgt, begannen sich Krankheiten in der einst blühenden Stadt auszubreiten, Krankheiten, die den Indianern zuvor völlig unbekannt gewesen waren – Wissenschaftler schätzen heute, es habe sich dabei um die Pocken und Syphilis gehandelt. Das stolze Volk der Tayrona wurde durch die Goldgier und die Krankheiten des weißen Mannes dahin gerafft, und die verlorene Stadt versank bis 1976 im Vergessen des kolumbianischen Urwaldes.
                    https://www.travelbook.de/orte/lost-...schungelgoldes

                    Ein paar andere Artikel über die Stadt bzw. die Kogi gibt es, die sich mit dem Thema auseinandersetzen, aber ich weiß nicht, wie vertrauenswürdig die sind.

                    http://www.lebensart.at/im-land-der-kogi

                    https://www.tattva.de/aluna-ein-film...kogi-indianer/

                    https://www.survivalinternational.de/indigene/arhuaco

                    https://www.sueddeutsche.de/reise/ko...nden-1.2718455

                    https://www.bergwelten.com/lp/kolumb...erlorene-stadt

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                      #11
                      AW: [CO] Zur Ciudad Perdida - 4 Tage in der Sierra Nevada de Santa Marta

                      Ein netter Bericht aus einem Land, das für die ODS Neuland ist! Und nicht nur das: auch thematisch aufgeschlossen für mehr als nur das reine "Outdoor"; - sehr löblich! Aber: du bist doch sicher nicht nur wegen dieser Ciudad Perdida so weit gereist. Du mußt in Kolumbien doch auch noch anderes gesehen und getan haben (denkt man sich). Gibt es davon vielleicht noch mehr Interessantes zu berichten? Oder war es eine berufliche Reise?

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                      • geige284
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                        #12
                        AW: [CO] Zur Ciudad Perdida - 4 Tage in der Sierra Nevada de Santa Marta

                        Hi Pfadsucher,

                        danke für dein Feedback, freut mich, wenn auch so exotische Berichte etwas Beachtung finden

                        Insgesamt bin ich 8 Monate in Südamerika gewesen, von Buenos Aires runter Richtung Patagonien und an der "Westküste" über Chile, Bolivien, Peru, Ecuador und Kolumbien hoch bis Panama. War aber relativ klassisches Backpacking. Ein paar kleine Berichte über Wanderungen, die wir unternommen haben, sind in meinen Reiseberichten zu finden, aber ich habe natürlich nicht jede Tageswanderung hier hochgeladen. Davon gab es ziemlich viele im Vergleich zu Mehrtagestouren.

                        In Kolumbien selbst haben wir uns ein wenig im Hinterland aufgehalten, in der Kaffeezone, Medellin und ein paar anderen kleinen Städtchen und dann ca. 4 Wochen an der Karibikküste. Cartagena, Nationalpark Tayrona, Strände, chillen, frische Obstsäfte...
                        Das war der Abschluss der Reise, da war ein wenig schon die Luft raus und die Unternehmungslust zum Teil - leider - etwas limitiert, nichtsdestotrotz, Kolumbien ist ein spannendes Land!

                        Ich erinnere mich noch an die frühen 2000er, als mein Onkel öfter in Südamerika war und von Reisen nach Venezuela erzählte. Kolumbien war damals noch zu heiß. Das hat sich ja nun in 15-20 Jahren etwas verschoben...

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