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pakistan 1991, erstbesteigungsversuch am bajohagur diran asir (ultar sar) 7388m im karakorum
unsere expeditionspostkarte
unruhe trieb mich um. ich begann unglücklich zu werden. im jahr zuvor hatte ich eine einladung zu einer der ersten besteigungen des k2 von chinesischer seite aus ausgeschlagen. aus rücksicht auf die familie. eine der ganz wenigen entscheidungen in meinem leben, die ich wirklich aus ganzem herzen bereue.
ich könnte mich heute noch in den allerwertesten beissen, wenn ich denn könnte. auf meine schüchterne anfrage, ob ich denn in diesem jahr wieder etwas länger weg könnte, wurde mir der vogel gezeigt. in der firma sollte ein mann eingespart werden, das bedeutete mehr arbeit für die, die da waren. ein hinweis auf den nervösen tick, den ich zu entwickeln begann, und meine vorstellungen davon, wie ich die firma gerne irgenwann einmal übernehmen wollte, wurde mit "reiss dich halt zusammen" und "das ist meine firma!" abgeschmettert. es war eindeutig an der zeit wieder einmal ein kündigungsschreiben für die nächste verhandlungsrunde in der tasche zu haben. und so kam es wie es kommen musste, ich knallte dem familienoberhaupt und chef meine kündigung auf den tisch. und wurde mit ewigem, eisigem schweigen und der "dolch in meinem rücken" geschichte aus dem familenstammbaum gestrichen.
ein inserat in einer alpin zeitschrift brachte mich mit einem jungen bergsteiger aus dem voralpenraum in richtung salzburg und ein paar weiteren interessenten zusammen. die besteigung des höchsten unbestiegenen 7000er war geplant. der 7388 meter hohe bojuhagur diran asir, heute besser als ultar sar bekannt. nach ein paar treffen blieben 4 mann übrig. eddi, der initiator, günter, mike und ich. wir trafen uns und machten pläne. aufgaben wurden verteilt, versucht geld auzutreiben. wir gaben diavorträge über unsere alten touren, verkauften dort postkarten die nicht unwesentlich zur finanzierung beitrugen. über 1000 postkarten haben wir signiert.
lagebesprechung, aufgaben werden verteilt. von links, eddi, günter, mike, hans
am flughafen, gepäckaufgabe für die spedition
das geht mit ins flugzeug
afghanistan, ich wär am liebsten ausgestiegen... sooo schön!
im sommer war es dann soweit. wir waren startklar. wenige tage vor dem abflug lernte ich die tochter eines freundes kennen. ihre signale waren eindeutig und sie zeigten wirkung. auch wenn ich es nicht so recht wahrhaben wollte und versuchte es zu ignorieren, ich war verliebt und ein teil meines herzens blieb zurück.
unser gepäck flog voraus per spedition. mit an bord nahmen wir immer noch mehr als genug. damals konnte man noch allerhand ins flugzeug packen. die wartezeit auf dem flughafen verbrachten eddi und ich mit rollstuhlrennen zur (kaffee)-bar und zurück durch die weitläufigen hallen.
als wir über afghanistan flogen wäre ich am liebsten ausgestiegen. bis heute will ich dahin. die verschneiten bergrücken über dem dreckigen staubgrau fand ich sooo schön! in rawalpindi traf uns die hitze wie ein hammer. 25 grad mehr als zuhause. in der ersten woche liefen wir von amt zu amt um unser gepäck durch den zoll und das permit bestätigt zu bekommen. schnell fanden wir heraus wer was tun sollte. immer wenn der gegenüber freundlich fragte, ob man tee oder cola will, wusste man schon, "oha, das dauert länger".
das war nichts für mike und eddi, solche gänge blieben günter und mir. wir heuerten einen taxifahrer für eine ganze woche an. er wartete vor dem amt um für den rückweg vor ort zu sein. das war ganz praktisch. mein erster besuch auf dem bazar bescherte mir eine pajama kurta, das traditionelle gewand. das kam prima an, ich wurde deutlich besser behandelt wie die jeans träger. unser liaison-officer wurde uns vorgestellt mit den worten: "this is captain malik, he killed many indians." das machte ihn nicht gerade zu unserem besten freund, aber im grossen und ganzen war der junge mann schon ok. zumindest legte er uns keine steine in den weg. wann immer er seine hilfe bei der organisation anbot fanden wir problemlos ein billigeres angebot. günter kam verzweifelt vom busbahnhof wieder. er konnte keinen fahrer finden mit dem er klar kam. ein job für mich. entweder sie tranken, oder kifften, oder es wollte nur einer fahren, oder der bus war zu klein. wir aber wollten 2 fahrer um die strecke nach karimabad möglichst schnell hinter uns zu bringen.
als ich mich eines abends alleine in den strassen von rawalpindi herumtrieb rief mich jemand von der gegenüberliegenden strassenseite an. ich schaute mich um, entdeckte den rufer und ging zu ihm. da stand eine kleine gruppe von amerikanern und lud mich zu einem cola ein. einer von ihnen hatte mich erkannt. es war der kletterer der am mt. hunter in alaska mit gebrochenen fingern im zelt lag als ich auf dem weg ins denali basecamp dort vorbeikam. (nachzulesen im reisebericht: denali grand traverse, im gleichen unterforum). inzwischen konnte er über meinen (gerade zu diesem zeitpunkt!) unglücklichen scherz lachen und verzieh mir den "lazy bum" (so etwa "faule socke"...) von damals. er war mit seiner gruppe auch zum bergsteigen in pakistan, allerdings nicht in unserer region. wir unterhielten uns ein paar cola lang und stellten fest, dass die welt wirklich sehr klein geworden war.
captain maliks cousin mit seinem minibus war doppelt so teuer wie der grosse bus mit 50 plätzen und 2 fahrern den ich auftrieb. sie erklärten sich bereit nicht vor günter zu kiffen, und abwechselnd zu fahren bis wir dort waren. alles war bestens. bis ich den bus hatte war das gepäck durch den zoll und eddi hatte mit mike das permit bekommen. wir luden unsere ausrüstung in die hintersten sitzreihen ein und hatten jeder mehrere sitzbänke auf denen man auch notdürftig liegen konnte zur freien auswahl. einen fehler hatte ich dennoch gemacht.
leere strassen in der mittagshitze
wir treffen captain malik das erste mal
auf dem basar
ich hätte ein paar musikkasetten kaufen sollen. so lief während der ganzen fahrt fast 2 tage lang ein und dieselbe kasette von 20 minuten dauer je seite. ununterbrochen hämmerte ein muezinähnlicher gesang blechern aus den billigen lautsprechern. länger wie 10 minuten hielt es keiner der beiden fahrer ohne musik aus. wir schliefen mit ohrenstöpseln auf den schwitzigen plastiksitzbänken und kamen gerädert an den raststationen an. unsere erfahrenen chauffeure steuerten die bestbesetzten lokale an. wo viel los ist und viele lkw stehen, da ist das essen immer gut.
"wenns nicht schmeckt schlagen die lkw fahrer den wirt zusammen" wurde uns erklärt. in gebrochenem englisch erfuhr ich auf nachfrage, mit einem verschmitzen lächeln, dass die busfahrer das nicht machen würden. sie sind schlaue fahrer und gehen dahin wo die lkw fahrer den wirt nicht (mehr???) zusammenschlagen müssen. das ergebnis konnte man sich auf jeden fall schmecken lassen. es war immer vorzüglich, das essen und auch der service. für mich gab es jedesmal dal (reisgericht) mit kartoffeln und tschapatis, so konnte ich gut vergleichen.
raus aus der stadt
es schmeckt nicht nur uns
reisfelder
brücke mit polizeikontrolle
knochentrocken wirds
die landschaft veränderte sich, anfangs war es trocken und heiss. es gab reisfelder und riesige ziegeleien, die kilometerlang die strasse säumten. ständig langsam bergauf fahrend wurde es kühler, warm war es immer noch. wir erreichten die ersten berge und fuhren noch langsamer. immer wieder gab es zwangspausen weil die strasse zerstört war, oder liegen gebliebene fahrzeuge aus dem weg geräumt, oder gleich auf der strasse repariert werden mussten. an jeder brücke stand polizei zur kontrolle. unsere fahrer erldigten die formalitäten zuverlässig, wir waren jedesmal froh für eine oder zwei stunden aus dem bus zu kommen und der musik zu entfliehen.
die berge wurden höher und die vegetation verschwand völlig. ich weiss nicht mehr wie das dorf hiess in dem es keinen einzigen vogel oder anderes getier zu sehen gab. wir machten pause und beim spaziergang stellte ich fest, dass in absolut jedem haus waffen hergestellt wurden. die verkäufer kamen heraus und sprachen mich an. sie würden mir innerhalb einer woche jede waffe nachbauen, die ich ihnen bringe. so was simples wie die dienstwaffe der polizei, das hatten sie auf lager. ich kenn mich nicht aus mit schusswaffen, aber die läden hatten eine beachtliche auswahl. ich könne auch probeschiessen sagte der verkäufer. nur die ziele wären schon lange ausgegangen. keine katzen oder vögel mehr im ort.... und wenn ich 100.000 amerikanische $ bringe, kann ich mit der stalinorgel einen ganzen hang wegballern. das hat erst letzten monat ein ami gemacht. alles hier gebaut. die orgel, die munition, das fahrzeug auf dem alles montiert war. malik, unser spezialist für tote inder, ging begeistert shoppen. er kam mit einer riesigen schwarzen duffle-bag zurück zum bus. er konnte sie kaum schleppen.
gerade als wir uns eingestellt hatten auf die knochentrockene landschaft, in der nicht einmal am flussbett etwas grünes gedieh, kam der nanga parbat um die ecke. naja, wir kamen um die ecke und waren einfach nur platt von den ausmassen des eisriesen. gigantisch. und gerade in der trockenen wüste, hier steht echt nirgendwo ein grashalm, stellte ich mir vor wie es wohl wäre einmal zur märchenwiese zu laufen und dort zu zelten. ein traum, wirklich wie im märchen! nach tagelangem anmarsch durch nichts als sand und steine auf einmal in einem herrlich grünen, blühenden tal zu stehen. mit der märchenwiese wurde es nix, aber die fahrer hielten bereitwillig an zum fotografieren. diesen anblick hatten sie ja selbst noch nicht erlebt und sie waren genauso tief beeindruckt wie wir.
da kam der nanga parbat um die ecke....
die diamir flanke
richtig gekleidet fällt man gar nicht auf. warten bis ein lkw gerichtet ist
immer höher
lauwarmer wasserfall am strassenrand
willkommene abkühlung für ansonsten wasserscheue bergsteiger
in gilgit mussten wir umsteigen auf einen kleineren bus. unser gepäck wurde verladen, zum teil aufs dach des busses, und unsere beiden fahrer verabschiedeten sich. per handzeichen beteuerten sie ihre herzen wären gebrochen. mir ging es ähnlich, wir hatten viel spass mit den beiden. gott sei dank nahmen sie ihre kasette mit. im neuen bus lief eine die genauso klang, aber die lautsprecher waren besser, luxus pur für die geplagten ohren. vor karimabad mussten wir nochmal umladen auf einen toyota minibus. einer für die passagiere und einer fürs gepäck. es wurde ein weiteres umladen auf jeep angekündigt, aber die vans kamen bis karimabad durch und dort lagerten wir die ausrüstung ein bis sie von den trägern übernommen wurde. das tal wurde enger, am ende unserer fahrt erreichten wir karimabad mit den ersten grünen feldern und gärten seit langem. zwischendrin sind wir kilometerlang an lehmhäusern mit orangen dächern vorbeigefahren. bei genauerem hinsehen konnte man erkennen, dass dort millionen von aprikosen ausgelegt waren zum trocknen. die bäume standen entlang des flusses und auf angelegten terrassen weit unterhalb der häuser.
umladen in gilgit
die ersten 5000er
bunte lkw´s
kinder am weg
kindsköpfe am weg
mann mit pferd, einer der betuchteren
metzger am strassenrand
die wolke ist unser ziel, noch ein halber tag fahrt
typischer hunza, rote haare, blaue augen
grünes karimabad
endlich da!
wir checkten im hotel ein und bereiteten alles vor damit wir endlich mal zum bergsteigen kamen. günter war in seinem element. verhandeln, sonnenbrillen ausgeben, turnschuhe und jacken für jeden träger, eine anzahlung des lohnes für jeden. ich war kurz davor einen vogel zu bekommen und zog mich aus den verhandlungen ganz zurück. günter hatte die deutlich besseren nerven, aber er machte auch deutlich mehr zugeständnisse als ich gemacht hätte. mike brachte dem arzt von karimabad eine grosse tasche mit medikamenten die uns von unseren sehr hilfsbereiten hausärzten bereitgestellt worden waren. eddi scoutete voraus ins basecamp, noch am selben tag war er zurück. ganz schön heftig meinte er, zwischendrin fels und zwar gangbar, aber sicher nicht einfach. "ach was!", sagte der führer der träger, "gummistiefelgelände!"
die nagelneuen turnschuhe, die günter gemäss den regulierungen für das permit ausgegeben hatte, brauchten sie dafür nicht. auch die sonnenbrillen und jacken verschwanden im privatfundus der träger. nichts von den amtlich vorgeschriebenen artikeln wurde benutzt. wir verbrachten einige tage in karimabad, ich ging auch ins basecamp und fand das felsige stück, speckig und abgegriffen, schon anspruchsvoll, aber sicher kein ernstes 3er gelände. der ausblick vom hotel war schlichtweg atemberaubend. ich genoss jede sekunde auf der terrasse, den blick auf die umgebenden 7000er gerichtet, das panorama immer wieder von links nach rechts abfahrend mit unersättlichen augen. morgens toll, mittags toll, abends toll. nein das stimmt nicht. das morgendliche rosa war besser wie das mittagsweiss. aber die krönung war der sonnenuntergang. insbesondere rakaposhi bekam beim letzten licht einen orangenen glanz wie ich es nie mehr wieder gehen habe. das was ich mit der kamera einfangen konnte ist nur ein billiger abklatsch der realität. das spiel aus licht und schatten entlang der zum gipfel drängenden eisgepanzerten grate, die klar hervorgehobenen linien, das war ein tiger wie er schöner nicht gezeichnet sein könnte. da verblasste selbst spantik mit seinem senkrechten felssporn durch die nord-west-wand mit der weissen schneekappe obendrauf. die felsnase am spantik, ahhhh!!, wer will denn da mit skiern auf der rückseite hoch???
die schönste terrasse der welt, beim abendessen
rakaposhi, blick nach rechts
spantik, blick nach links
was für eine linie...
und nochmal blick nach rechts
unsere expeditionspostkarte
unruhe trieb mich um. ich begann unglücklich zu werden. im jahr zuvor hatte ich eine einladung zu einer der ersten besteigungen des k2 von chinesischer seite aus ausgeschlagen. aus rücksicht auf die familie. eine der ganz wenigen entscheidungen in meinem leben, die ich wirklich aus ganzem herzen bereue.
ich könnte mich heute noch in den allerwertesten beissen, wenn ich denn könnte. auf meine schüchterne anfrage, ob ich denn in diesem jahr wieder etwas länger weg könnte, wurde mir der vogel gezeigt. in der firma sollte ein mann eingespart werden, das bedeutete mehr arbeit für die, die da waren. ein hinweis auf den nervösen tick, den ich zu entwickeln begann, und meine vorstellungen davon, wie ich die firma gerne irgenwann einmal übernehmen wollte, wurde mit "reiss dich halt zusammen" und "das ist meine firma!" abgeschmettert. es war eindeutig an der zeit wieder einmal ein kündigungsschreiben für die nächste verhandlungsrunde in der tasche zu haben. und so kam es wie es kommen musste, ich knallte dem familienoberhaupt und chef meine kündigung auf den tisch. und wurde mit ewigem, eisigem schweigen und der "dolch in meinem rücken" geschichte aus dem familenstammbaum gestrichen.
ein inserat in einer alpin zeitschrift brachte mich mit einem jungen bergsteiger aus dem voralpenraum in richtung salzburg und ein paar weiteren interessenten zusammen. die besteigung des höchsten unbestiegenen 7000er war geplant. der 7388 meter hohe bojuhagur diran asir, heute besser als ultar sar bekannt. nach ein paar treffen blieben 4 mann übrig. eddi, der initiator, günter, mike und ich. wir trafen uns und machten pläne. aufgaben wurden verteilt, versucht geld auzutreiben. wir gaben diavorträge über unsere alten touren, verkauften dort postkarten die nicht unwesentlich zur finanzierung beitrugen. über 1000 postkarten haben wir signiert.
lagebesprechung, aufgaben werden verteilt. von links, eddi, günter, mike, hans
am flughafen, gepäckaufgabe für die spedition
das geht mit ins flugzeug
afghanistan, ich wär am liebsten ausgestiegen... sooo schön!
im sommer war es dann soweit. wir waren startklar. wenige tage vor dem abflug lernte ich die tochter eines freundes kennen. ihre signale waren eindeutig und sie zeigten wirkung. auch wenn ich es nicht so recht wahrhaben wollte und versuchte es zu ignorieren, ich war verliebt und ein teil meines herzens blieb zurück.
unser gepäck flog voraus per spedition. mit an bord nahmen wir immer noch mehr als genug. damals konnte man noch allerhand ins flugzeug packen. die wartezeit auf dem flughafen verbrachten eddi und ich mit rollstuhlrennen zur (kaffee)-bar und zurück durch die weitläufigen hallen.
als wir über afghanistan flogen wäre ich am liebsten ausgestiegen. bis heute will ich dahin. die verschneiten bergrücken über dem dreckigen staubgrau fand ich sooo schön! in rawalpindi traf uns die hitze wie ein hammer. 25 grad mehr als zuhause. in der ersten woche liefen wir von amt zu amt um unser gepäck durch den zoll und das permit bestätigt zu bekommen. schnell fanden wir heraus wer was tun sollte. immer wenn der gegenüber freundlich fragte, ob man tee oder cola will, wusste man schon, "oha, das dauert länger".
das war nichts für mike und eddi, solche gänge blieben günter und mir. wir heuerten einen taxifahrer für eine ganze woche an. er wartete vor dem amt um für den rückweg vor ort zu sein. das war ganz praktisch. mein erster besuch auf dem bazar bescherte mir eine pajama kurta, das traditionelle gewand. das kam prima an, ich wurde deutlich besser behandelt wie die jeans träger. unser liaison-officer wurde uns vorgestellt mit den worten: "this is captain malik, he killed many indians." das machte ihn nicht gerade zu unserem besten freund, aber im grossen und ganzen war der junge mann schon ok. zumindest legte er uns keine steine in den weg. wann immer er seine hilfe bei der organisation anbot fanden wir problemlos ein billigeres angebot. günter kam verzweifelt vom busbahnhof wieder. er konnte keinen fahrer finden mit dem er klar kam. ein job für mich. entweder sie tranken, oder kifften, oder es wollte nur einer fahren, oder der bus war zu klein. wir aber wollten 2 fahrer um die strecke nach karimabad möglichst schnell hinter uns zu bringen.
als ich mich eines abends alleine in den strassen von rawalpindi herumtrieb rief mich jemand von der gegenüberliegenden strassenseite an. ich schaute mich um, entdeckte den rufer und ging zu ihm. da stand eine kleine gruppe von amerikanern und lud mich zu einem cola ein. einer von ihnen hatte mich erkannt. es war der kletterer der am mt. hunter in alaska mit gebrochenen fingern im zelt lag als ich auf dem weg ins denali basecamp dort vorbeikam. (nachzulesen im reisebericht: denali grand traverse, im gleichen unterforum). inzwischen konnte er über meinen (gerade zu diesem zeitpunkt!) unglücklichen scherz lachen und verzieh mir den "lazy bum" (so etwa "faule socke"...) von damals. er war mit seiner gruppe auch zum bergsteigen in pakistan, allerdings nicht in unserer region. wir unterhielten uns ein paar cola lang und stellten fest, dass die welt wirklich sehr klein geworden war.
captain maliks cousin mit seinem minibus war doppelt so teuer wie der grosse bus mit 50 plätzen und 2 fahrern den ich auftrieb. sie erklärten sich bereit nicht vor günter zu kiffen, und abwechselnd zu fahren bis wir dort waren. alles war bestens. bis ich den bus hatte war das gepäck durch den zoll und eddi hatte mit mike das permit bekommen. wir luden unsere ausrüstung in die hintersten sitzreihen ein und hatten jeder mehrere sitzbänke auf denen man auch notdürftig liegen konnte zur freien auswahl. einen fehler hatte ich dennoch gemacht.
leere strassen in der mittagshitze
wir treffen captain malik das erste mal
auf dem basar
ich hätte ein paar musikkasetten kaufen sollen. so lief während der ganzen fahrt fast 2 tage lang ein und dieselbe kasette von 20 minuten dauer je seite. ununterbrochen hämmerte ein muezinähnlicher gesang blechern aus den billigen lautsprechern. länger wie 10 minuten hielt es keiner der beiden fahrer ohne musik aus. wir schliefen mit ohrenstöpseln auf den schwitzigen plastiksitzbänken und kamen gerädert an den raststationen an. unsere erfahrenen chauffeure steuerten die bestbesetzten lokale an. wo viel los ist und viele lkw stehen, da ist das essen immer gut.
"wenns nicht schmeckt schlagen die lkw fahrer den wirt zusammen" wurde uns erklärt. in gebrochenem englisch erfuhr ich auf nachfrage, mit einem verschmitzen lächeln, dass die busfahrer das nicht machen würden. sie sind schlaue fahrer und gehen dahin wo die lkw fahrer den wirt nicht (mehr???) zusammenschlagen müssen. das ergebnis konnte man sich auf jeden fall schmecken lassen. es war immer vorzüglich, das essen und auch der service. für mich gab es jedesmal dal (reisgericht) mit kartoffeln und tschapatis, so konnte ich gut vergleichen.
raus aus der stadt
es schmeckt nicht nur uns
reisfelder
brücke mit polizeikontrolle
knochentrocken wirds
die landschaft veränderte sich, anfangs war es trocken und heiss. es gab reisfelder und riesige ziegeleien, die kilometerlang die strasse säumten. ständig langsam bergauf fahrend wurde es kühler, warm war es immer noch. wir erreichten die ersten berge und fuhren noch langsamer. immer wieder gab es zwangspausen weil die strasse zerstört war, oder liegen gebliebene fahrzeuge aus dem weg geräumt, oder gleich auf der strasse repariert werden mussten. an jeder brücke stand polizei zur kontrolle. unsere fahrer erldigten die formalitäten zuverlässig, wir waren jedesmal froh für eine oder zwei stunden aus dem bus zu kommen und der musik zu entfliehen.
die berge wurden höher und die vegetation verschwand völlig. ich weiss nicht mehr wie das dorf hiess in dem es keinen einzigen vogel oder anderes getier zu sehen gab. wir machten pause und beim spaziergang stellte ich fest, dass in absolut jedem haus waffen hergestellt wurden. die verkäufer kamen heraus und sprachen mich an. sie würden mir innerhalb einer woche jede waffe nachbauen, die ich ihnen bringe. so was simples wie die dienstwaffe der polizei, das hatten sie auf lager. ich kenn mich nicht aus mit schusswaffen, aber die läden hatten eine beachtliche auswahl. ich könne auch probeschiessen sagte der verkäufer. nur die ziele wären schon lange ausgegangen. keine katzen oder vögel mehr im ort.... und wenn ich 100.000 amerikanische $ bringe, kann ich mit der stalinorgel einen ganzen hang wegballern. das hat erst letzten monat ein ami gemacht. alles hier gebaut. die orgel, die munition, das fahrzeug auf dem alles montiert war. malik, unser spezialist für tote inder, ging begeistert shoppen. er kam mit einer riesigen schwarzen duffle-bag zurück zum bus. er konnte sie kaum schleppen.
gerade als wir uns eingestellt hatten auf die knochentrockene landschaft, in der nicht einmal am flussbett etwas grünes gedieh, kam der nanga parbat um die ecke. naja, wir kamen um die ecke und waren einfach nur platt von den ausmassen des eisriesen. gigantisch. und gerade in der trockenen wüste, hier steht echt nirgendwo ein grashalm, stellte ich mir vor wie es wohl wäre einmal zur märchenwiese zu laufen und dort zu zelten. ein traum, wirklich wie im märchen! nach tagelangem anmarsch durch nichts als sand und steine auf einmal in einem herrlich grünen, blühenden tal zu stehen. mit der märchenwiese wurde es nix, aber die fahrer hielten bereitwillig an zum fotografieren. diesen anblick hatten sie ja selbst noch nicht erlebt und sie waren genauso tief beeindruckt wie wir.
da kam der nanga parbat um die ecke....
die diamir flanke
richtig gekleidet fällt man gar nicht auf. warten bis ein lkw gerichtet ist
immer höher
lauwarmer wasserfall am strassenrand
willkommene abkühlung für ansonsten wasserscheue bergsteiger
in gilgit mussten wir umsteigen auf einen kleineren bus. unser gepäck wurde verladen, zum teil aufs dach des busses, und unsere beiden fahrer verabschiedeten sich. per handzeichen beteuerten sie ihre herzen wären gebrochen. mir ging es ähnlich, wir hatten viel spass mit den beiden. gott sei dank nahmen sie ihre kasette mit. im neuen bus lief eine die genauso klang, aber die lautsprecher waren besser, luxus pur für die geplagten ohren. vor karimabad mussten wir nochmal umladen auf einen toyota minibus. einer für die passagiere und einer fürs gepäck. es wurde ein weiteres umladen auf jeep angekündigt, aber die vans kamen bis karimabad durch und dort lagerten wir die ausrüstung ein bis sie von den trägern übernommen wurde. das tal wurde enger, am ende unserer fahrt erreichten wir karimabad mit den ersten grünen feldern und gärten seit langem. zwischendrin sind wir kilometerlang an lehmhäusern mit orangen dächern vorbeigefahren. bei genauerem hinsehen konnte man erkennen, dass dort millionen von aprikosen ausgelegt waren zum trocknen. die bäume standen entlang des flusses und auf angelegten terrassen weit unterhalb der häuser.
umladen in gilgit
die ersten 5000er
bunte lkw´s
kinder am weg
kindsköpfe am weg
mann mit pferd, einer der betuchteren
metzger am strassenrand
die wolke ist unser ziel, noch ein halber tag fahrt
typischer hunza, rote haare, blaue augen
grünes karimabad
endlich da!
wir checkten im hotel ein und bereiteten alles vor damit wir endlich mal zum bergsteigen kamen. günter war in seinem element. verhandeln, sonnenbrillen ausgeben, turnschuhe und jacken für jeden träger, eine anzahlung des lohnes für jeden. ich war kurz davor einen vogel zu bekommen und zog mich aus den verhandlungen ganz zurück. günter hatte die deutlich besseren nerven, aber er machte auch deutlich mehr zugeständnisse als ich gemacht hätte. mike brachte dem arzt von karimabad eine grosse tasche mit medikamenten die uns von unseren sehr hilfsbereiten hausärzten bereitgestellt worden waren. eddi scoutete voraus ins basecamp, noch am selben tag war er zurück. ganz schön heftig meinte er, zwischendrin fels und zwar gangbar, aber sicher nicht einfach. "ach was!", sagte der führer der träger, "gummistiefelgelände!"
die nagelneuen turnschuhe, die günter gemäss den regulierungen für das permit ausgegeben hatte, brauchten sie dafür nicht. auch die sonnenbrillen und jacken verschwanden im privatfundus der träger. nichts von den amtlich vorgeschriebenen artikeln wurde benutzt. wir verbrachten einige tage in karimabad, ich ging auch ins basecamp und fand das felsige stück, speckig und abgegriffen, schon anspruchsvoll, aber sicher kein ernstes 3er gelände. der ausblick vom hotel war schlichtweg atemberaubend. ich genoss jede sekunde auf der terrasse, den blick auf die umgebenden 7000er gerichtet, das panorama immer wieder von links nach rechts abfahrend mit unersättlichen augen. morgens toll, mittags toll, abends toll. nein das stimmt nicht. das morgendliche rosa war besser wie das mittagsweiss. aber die krönung war der sonnenuntergang. insbesondere rakaposhi bekam beim letzten licht einen orangenen glanz wie ich es nie mehr wieder gehen habe. das was ich mit der kamera einfangen konnte ist nur ein billiger abklatsch der realität. das spiel aus licht und schatten entlang der zum gipfel drängenden eisgepanzerten grate, die klar hervorgehobenen linien, das war ein tiger wie er schöner nicht gezeichnet sein könnte. da verblasste selbst spantik mit seinem senkrechten felssporn durch die nord-west-wand mit der weissen schneekappe obendrauf. die felsnase am spantik, ahhhh!!, wer will denn da mit skiern auf der rückseite hoch???
die schönste terrasse der welt, beim abendessen
rakaposhi, blick nach rechts
spantik, blick nach links
was für eine linie...
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