AW: [SE] Kust-Kustleden: Endlos lang zieht sich die Straße...
Tag 5: Vesslarp – Glimåkra (19km)
Vor der Hütte bei Glimåkra habe ich ein Feuer in der Feuerstelle gelegt. Zum ersten Mal überhaupt seitdem ich alleine durch Schweden reise. Es prasselt und zischt herrlich. Wegen der Trockenheit habe ausschließlich Birken- und Buchescheide aufgelegt. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nichts von den schlimmen Waldbränden, die Kommunen hatten noch keine Schilder oder Hinweise zum totalen Feuerverbot in Verkehr gebracht.
Feuer!
Auf meinem Weg habe ich bis auf eine Reiterin am frühen Morgen wieder niemanden getroffen. Aufgebrochen bin ich bereits gegen kurz vor 8 Uhr, da ich nach den erheblichen Magenproblemen nicht wusste, wie meine körperliche Konstitution sein würde. Die Sorgen waren glücklicherweise unbegründet und ich ging die knapp 20km nach Glimåkra in viereinhalb Stunden. Heute war es ein ausnehmend schöner und abwechslungsreicher Wandertag: verschiedene Wälder und Wiesen, am See entlang, durch ein bisschen Kulturlandschaft, durch Farndschungel – und leider auch 1,5km richtiger harter Straßenklotz. Das Wasser reichte trotz der warmen Temperaturen dicke hin, da ich doch große Zurückhaltung an der Flasche übte. Der Magen grummelt noch immer.
Auf einmal wurde ich von einem Jogger überholt. Er grüßte freundlich. Ich dachte, ich hätte noch eine Stunde bis zu meinem Ziel und der Möglichkeit mich mit einer Coke zu belohnen, als ich las „Trollbäckarna 600m“. *Natürlich* täte die Coke auch ganz, ganz sicher meinem Magen gut. Voraussetzung wäre natürlich, 4km zusätzlich in die Beine zu laden, um zum ICA in der Stadt zu kommen. Jedenfalls bedeutete das, dass ich nur noch ca. 1,2km vor mir hatte, da 600m nach der Quelle schon die Hütte liegen sollte. Noch erstaunlicher: „Trollbacken 600m“, ein niegelnagelneues Freibad – nicht einmal der Rasen war angewachsen – war wohl vor kurzem äußerst lieblos aus dem Boden gestampft worden. Ich ging trotzdem dorthin, da an seinem Zaun ein Zettel angebracht war, der den Wanderer darüber aufklärte, dass der Skåneleden *angeblich* über das Schwimmbadgelände führe und man das Personal fragen solle. Die sehr jungen Schwimmbadmitarbeiter kannten aber keinen Weg durch ihr Schwimmbad und vom Skåneleden hatten sie auch noch nie etwas gehört… Dafür wusste die 17jährige Einlasserin, dass es 2km zum ICA seien. Ich durfte meinen Rucksack dort lagern, mein Handy an die Steckdose klemmen und genoss in Ermangelung einer Coke eine eiskalte Fanta. Grandios! Währenddessen unterhielt ich mich noch ein Weilchen mit dem Jogger, der seine Frau und seine Tochter im Schwimmbad besuchte, nachdem er seine Runde gedreht hatte. Er kommt gebürtig aus der Gegend und machte so eine Art Heimaturlaub zum Besuchen seiner Eltern.
Glimåkra ist hingegen weniger grandios als eine kalte Fanta: Den Menschen, die ich gesehen habe, meine ich auch angesehen zu haben, dass die meisten keine Arbeit haben. Dazu passend die Anzahl der Männer im ICA, die montags um 14 Uhr herum nach erheblichem Bierkonsum rochen. Dazu ein Aushang des ICA-Inhabers, dass er es nicht mehr dulden würde, dass die Jugendlichen vor dem Laden herumlungern, Handys im Vorraum laden und ihren Müll von abendlichen Gelagen auf den Sitzbänken lassen. Ich habe keine Ahnung, wie viele Menschen in Glimåkra leben, aber ich sah vier Mal die Polizei und beim vierten Mal einen Jugendlichen, der in einem Höllentempo vor dem Polizeiauto davon rannte. Insgesamt macht die Stadt einen verschlafenen und traurigen Eindruck.
Im ICA gönnte ich mir, wovon ich in der Hitze der vergangenen Tage phantasiert hatte: einen Liter Trinkjoghurt, den ich nach dem Einkauf direkt quasi „auf ex“ in mich hineinzapfte, eine Banane, einen Apfel und eine Mango – Abendessen damit geklärt.
Im Schwimmbad zurück, wollte ich den hilfsbereiten Teenies, die im Kiosk arbeiteten noch 100 Kronen als symbolische Anerkennungspauschale zustecken, doch sie weigerten sich standhaft. Ich füllte noch schnell meine Trinkflaschen und verließ das Schwimmbad. Der Weg führte nämlich nicht über das Gelände, sondern tat das (so der Jogger) nur während der (Um-)Bauphase.
Eine kurze ordentliche Steigung später war ich an der Hütte, die ich sofort zum Lesen bezog. „Der Andrack“ ist nun ausgelesen. Ein schönes Ritual: Luftmatratze aufblasen, dösen, lesen und gegen 21 Uhr ins Zelt übersiedeln.
Wirklich Platz für das Zelt gab es leider nur direkt neben der Hütte
Das Feuer brennt aus. Holzvorräte sind noch en masse vorhanden. Ich beschließe, ein guter Gast zu sein und die vier Scheide ausbrennen zu lassen statt nachzulegen. Ich trenne mich von 1l Wasser, um sicherzugehen, dass das Feuer wirklich erloschen ist. Es war ein sehr schöner Tag.
Tag 5: Vesslarp – Glimåkra (19km)
Vor der Hütte bei Glimåkra habe ich ein Feuer in der Feuerstelle gelegt. Zum ersten Mal überhaupt seitdem ich alleine durch Schweden reise. Es prasselt und zischt herrlich. Wegen der Trockenheit habe ausschließlich Birken- und Buchescheide aufgelegt. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nichts von den schlimmen Waldbränden, die Kommunen hatten noch keine Schilder oder Hinweise zum totalen Feuerverbot in Verkehr gebracht.
Feuer!
Auf meinem Weg habe ich bis auf eine Reiterin am frühen Morgen wieder niemanden getroffen. Aufgebrochen bin ich bereits gegen kurz vor 8 Uhr, da ich nach den erheblichen Magenproblemen nicht wusste, wie meine körperliche Konstitution sein würde. Die Sorgen waren glücklicherweise unbegründet und ich ging die knapp 20km nach Glimåkra in viereinhalb Stunden. Heute war es ein ausnehmend schöner und abwechslungsreicher Wandertag: verschiedene Wälder und Wiesen, am See entlang, durch ein bisschen Kulturlandschaft, durch Farndschungel – und leider auch 1,5km richtiger harter Straßenklotz. Das Wasser reichte trotz der warmen Temperaturen dicke hin, da ich doch große Zurückhaltung an der Flasche übte. Der Magen grummelt noch immer.
Auf einmal wurde ich von einem Jogger überholt. Er grüßte freundlich. Ich dachte, ich hätte noch eine Stunde bis zu meinem Ziel und der Möglichkeit mich mit einer Coke zu belohnen, als ich las „Trollbäckarna 600m“. *Natürlich* täte die Coke auch ganz, ganz sicher meinem Magen gut. Voraussetzung wäre natürlich, 4km zusätzlich in die Beine zu laden, um zum ICA in der Stadt zu kommen. Jedenfalls bedeutete das, dass ich nur noch ca. 1,2km vor mir hatte, da 600m nach der Quelle schon die Hütte liegen sollte. Noch erstaunlicher: „Trollbacken 600m“, ein niegelnagelneues Freibad – nicht einmal der Rasen war angewachsen – war wohl vor kurzem äußerst lieblos aus dem Boden gestampft worden. Ich ging trotzdem dorthin, da an seinem Zaun ein Zettel angebracht war, der den Wanderer darüber aufklärte, dass der Skåneleden *angeblich* über das Schwimmbadgelände führe und man das Personal fragen solle. Die sehr jungen Schwimmbadmitarbeiter kannten aber keinen Weg durch ihr Schwimmbad und vom Skåneleden hatten sie auch noch nie etwas gehört… Dafür wusste die 17jährige Einlasserin, dass es 2km zum ICA seien. Ich durfte meinen Rucksack dort lagern, mein Handy an die Steckdose klemmen und genoss in Ermangelung einer Coke eine eiskalte Fanta. Grandios! Währenddessen unterhielt ich mich noch ein Weilchen mit dem Jogger, der seine Frau und seine Tochter im Schwimmbad besuchte, nachdem er seine Runde gedreht hatte. Er kommt gebürtig aus der Gegend und machte so eine Art Heimaturlaub zum Besuchen seiner Eltern.
Glimåkra ist hingegen weniger grandios als eine kalte Fanta: Den Menschen, die ich gesehen habe, meine ich auch angesehen zu haben, dass die meisten keine Arbeit haben. Dazu passend die Anzahl der Männer im ICA, die montags um 14 Uhr herum nach erheblichem Bierkonsum rochen. Dazu ein Aushang des ICA-Inhabers, dass er es nicht mehr dulden würde, dass die Jugendlichen vor dem Laden herumlungern, Handys im Vorraum laden und ihren Müll von abendlichen Gelagen auf den Sitzbänken lassen. Ich habe keine Ahnung, wie viele Menschen in Glimåkra leben, aber ich sah vier Mal die Polizei und beim vierten Mal einen Jugendlichen, der in einem Höllentempo vor dem Polizeiauto davon rannte. Insgesamt macht die Stadt einen verschlafenen und traurigen Eindruck.
Im ICA gönnte ich mir, wovon ich in der Hitze der vergangenen Tage phantasiert hatte: einen Liter Trinkjoghurt, den ich nach dem Einkauf direkt quasi „auf ex“ in mich hineinzapfte, eine Banane, einen Apfel und eine Mango – Abendessen damit geklärt.
Im Schwimmbad zurück, wollte ich den hilfsbereiten Teenies, die im Kiosk arbeiteten noch 100 Kronen als symbolische Anerkennungspauschale zustecken, doch sie weigerten sich standhaft. Ich füllte noch schnell meine Trinkflaschen und verließ das Schwimmbad. Der Weg führte nämlich nicht über das Gelände, sondern tat das (so der Jogger) nur während der (Um-)Bauphase.
Eine kurze ordentliche Steigung später war ich an der Hütte, die ich sofort zum Lesen bezog. „Der Andrack“ ist nun ausgelesen. Ein schönes Ritual: Luftmatratze aufblasen, dösen, lesen und gegen 21 Uhr ins Zelt übersiedeln.
Wirklich Platz für das Zelt gab es leider nur direkt neben der Hütte
Das Feuer brennt aus. Holzvorräte sind noch en masse vorhanden. Ich beschließe, ein guter Gast zu sein und die vier Scheide ausbrennen zu lassen statt nachzulegen. Ich trenne mich von 1l Wasser, um sicherzugehen, dass das Feuer wirklich erloschen ist. Es war ein sehr schöner Tag.
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