[SE] Kust-Kustleden: Endlos lang zieht sich die Straße...

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  • pieckenbrock
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    • 30.06.2011
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    #21
    AW: [SE] Kust-Kustleden: Endlos lang zieht sich die Straße...

    Tag 5: Vesslarp – Glimåkra (19km)

    Vor der Hütte bei Glimåkra habe ich ein Feuer in der Feuerstelle gelegt. Zum ersten Mal überhaupt seitdem ich alleine durch Schweden reise. Es prasselt und zischt herrlich. Wegen der Trockenheit habe ausschließlich Birken- und Buchescheide aufgelegt. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nichts von den schlimmen Waldbränden, die Kommunen hatten noch keine Schilder oder Hinweise zum totalen Feuerverbot in Verkehr gebracht.


    Feuer!

    Auf meinem Weg habe ich bis auf eine Reiterin am frühen Morgen wieder niemanden getroffen. Aufgebrochen bin ich bereits gegen kurz vor 8 Uhr, da ich nach den erheblichen Magenproblemen nicht wusste, wie meine körperliche Konstitution sein würde. Die Sorgen waren glücklicherweise unbegründet und ich ging die knapp 20km nach Glimåkra in viereinhalb Stunden. Heute war es ein ausnehmend schöner und abwechslungsreicher Wandertag: verschiedene Wälder und Wiesen, am See entlang, durch ein bisschen Kulturlandschaft, durch Farndschungel – und leider auch 1,5km richtiger harter Straßenklotz. Das Wasser reichte trotz der warmen Temperaturen dicke hin, da ich doch große Zurückhaltung an der Flasche übte. Der Magen grummelt noch immer.

    Auf einmal wurde ich von einem Jogger überholt. Er grüßte freundlich. Ich dachte, ich hätte noch eine Stunde bis zu meinem Ziel und der Möglichkeit mich mit einer Coke zu belohnen, als ich las „Trollbäckarna 600m“. *Natürlich* täte die Coke auch ganz, ganz sicher meinem Magen gut. Voraussetzung wäre natürlich, 4km zusätzlich in die Beine zu laden, um zum ICA in der Stadt zu kommen. Jedenfalls bedeutete das, dass ich nur noch ca. 1,2km vor mir hatte, da 600m nach der Quelle schon die Hütte liegen sollte. Noch erstaunlicher: „Trollbacken 600m“, ein niegelnagelneues Freibad – nicht einmal der Rasen war angewachsen – war wohl vor kurzem äußerst lieblos aus dem Boden gestampft worden. Ich ging trotzdem dorthin, da an seinem Zaun ein Zettel angebracht war, der den Wanderer darüber aufklärte, dass der Skåneleden *angeblich* über das Schwimmbadgelände führe und man das Personal fragen solle. Die sehr jungen Schwimmbadmitarbeiter kannten aber keinen Weg durch ihr Schwimmbad und vom Skåneleden hatten sie auch noch nie etwas gehört… Dafür wusste die 17jährige Einlasserin, dass es 2km zum ICA seien. Ich durfte meinen Rucksack dort lagern, mein Handy an die Steckdose klemmen und genoss in Ermangelung einer Coke eine eiskalte Fanta. Grandios! Währenddessen unterhielt ich mich noch ein Weilchen mit dem Jogger, der seine Frau und seine Tochter im Schwimmbad besuchte, nachdem er seine Runde gedreht hatte. Er kommt gebürtig aus der Gegend und machte so eine Art Heimaturlaub zum Besuchen seiner Eltern.

    Glimåkra ist hingegen weniger grandios als eine kalte Fanta: Den Menschen, die ich gesehen habe, meine ich auch angesehen zu haben, dass die meisten keine Arbeit haben. Dazu passend die Anzahl der Männer im ICA, die montags um 14 Uhr herum nach erheblichem Bierkonsum rochen. Dazu ein Aushang des ICA-Inhabers, dass er es nicht mehr dulden würde, dass die Jugendlichen vor dem Laden herumlungern, Handys im Vorraum laden und ihren Müll von abendlichen Gelagen auf den Sitzbänken lassen. Ich habe keine Ahnung, wie viele Menschen in Glimåkra leben, aber ich sah vier Mal die Polizei und beim vierten Mal einen Jugendlichen, der in einem Höllentempo vor dem Polizeiauto davon rannte. Insgesamt macht die Stadt einen verschlafenen und traurigen Eindruck.

    Im ICA gönnte ich mir, wovon ich in der Hitze der vergangenen Tage phantasiert hatte: einen Liter Trinkjoghurt, den ich nach dem Einkauf direkt quasi „auf ex“ in mich hineinzapfte, eine Banane, einen Apfel und eine Mango – Abendessen damit geklärt.

    Im Schwimmbad zurück, wollte ich den hilfsbereiten Teenies, die im Kiosk arbeiteten noch 100 Kronen als symbolische Anerkennungspauschale zustecken, doch sie weigerten sich standhaft. Ich füllte noch schnell meine Trinkflaschen und verließ das Schwimmbad. Der Weg führte nämlich nicht über das Gelände, sondern tat das (so der Jogger) nur während der (Um-)Bauphase.

    Eine kurze ordentliche Steigung später war ich an der Hütte, die ich sofort zum Lesen bezog. „Der Andrack“ ist nun ausgelesen. Ein schönes Ritual: Luftmatratze aufblasen, dösen, lesen und gegen 21 Uhr ins Zelt übersiedeln.


    Wirklich Platz für das Zelt gab es leider nur direkt neben der Hütte

    Das Feuer brennt aus. Holzvorräte sind noch en masse vorhanden. Ich beschließe, ein guter Gast zu sein und die vier Scheide ausbrennen zu lassen statt nachzulegen. Ich trenne mich von 1l Wasser, um sicherzugehen, dass das Feuer wirklich erloschen ist. Es war ein sehr schöner Tag.

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    • pieckenbrock
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      • 30.06.2011
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      #22
      AW: [SE] Kust-Kustleden: Endlos lang zieht sich die Straße...

      Zitat von Prachttaucher Beitrag anzeigen
      Solche Wege an Straßen finde ich auch schlimm - hatte ich auch mal auf einem anderen der SK-Wege. Selber kenne ich ja hier auch nur den ersten Abschnitt. Wenn´s allerdings im Küstenbereich längsgeht bin ich wegen der Kulisse sogar bereit andere Wegbeschaffenheit in Kauf zu nehmen.
      An der Küste war es grandios!

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      • Prachttaucher
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        • 21.01.2008
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        #23
        AW: [SE] Kust-Kustleden: Endlos lang zieht sich die Straße...

        Ist ja witzig daß für Dich der Abschnitt nach Glimåkra so angenehm war. Ich empfand die Wege davor schöner zu gehen und gerade wegen des Seengebiets bin ich überhaupt dorthin. Mit dem Ort gebe ich Dir vollkommen recht, außerdem zog es sich etwas hin bis zur Bushaltestelle/ IKA. An der Bushaltestelle dann ein betrunkener Schwede in Jogginghosen, der auf der ganzen Fahrt seine Begleitung zugelallt hat.

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        • pieckenbrock
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          • 30.06.2011
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          #24
          AW: [SE] Kust-Kustleden: Endlos lang zieht sich die Straße...

          Klar, von der Hütte/ vom Schwimmbad in das Städtchen rein sind es 2km pure Teerstraße geradeaus. Den Weg BIS zum Schwimmbad/ zur Hütte fand ich sehr angenehm.

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          • pieckenbrock
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            • 30.06.2011
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            #25
            AW: [SE] Kust-Kustleden: Endlos lang zieht sich die Straße...

            Tag 6: Glimåkra – Osby (17km)

            Nun hat es doch gekracht: Eine Stunde Gewitter und eine ordentliche Schüttung gingen gegen 15:30 Uhr über Osby nieder. Abkühlung hat es kaum gebracht. Die Mitarbeiterin des Zeltplatzes, auf dem ich die heutige Nacht und den morgigen Ruhetag verbringen werde, war ganz begeistert. Aber nicht nur über den von allen heiß ersehnten Regen, sondern auch über mein Einkaufsverhalten: eine kleine Coke und einen Liter des heute abgelaufenen Trinkjoghurts für schlanke 10 SEK. Als ich die Waschmaschine buchte, eine Tüte meiner heißgeliebten Estrella Dillchips, eine Packung Erdnüsse und eine weitere Coke kaufte, war sie von meinen Schwedisch-Versuchen begeistert. Völlig subjektive füge ich hinzu, dass sie die erste junge Frau war, der ich in diesen sechs Tagen begegnete, die nicht nach „White Trash“ sondern nach Klischee-Schwedin aussah und sich auch so verhielt. Was für ein Unterschied zwischen Osby und Glimåkra.

            Ungewöhnlich am Zeltplatz: Es gab keinen STF-Rabatt. Der Betreiber ist derselbe wie unter anderem Råbacka (in Ängelholm). Die Bewohnerschaft ist ziemlich hälftig aufgeteilt unter den Wohnmobilisten (ich war das zweite von zwei Zelten, die auf dem Campingplatz standen); 50% Deutsche, 50% Niederländer. Der einsame Zelter (ich) und das Dreier-Familienzelt, in dem man gut und gern drei 3er-Familien hätte unterbringen können, sind ebenfalls gerecht zwischen Deutschland und Holland aufgeteilt.

            Von Kim, die ebenfalls zu einer deutschen WoMo-Crew zählte, bekam ich einen Schluck von dem guten Frosch-Waschmittel „geliehen“. Die Campingplätze, die ich besuchte, verkaufen ausschließlich Riesenpackungen (500gr aufwärts). Ich revanchierte mich durch vorzeitigen WaMa-Zugang, nachdem ich meine Wäsche in den Trockner umgeschichtet hatte. Übrigens sind ohnehin 2 WaMas und 2 Trockner in der kleinen Waschküche. Dennoch wird der Schlüssel immer für exakt vier Stunden ausgehändigt und die restlichen drei Geräte bleiben in der Zeit ungenutzt. Seltsames System.

            Der Himmel klart wieder auf. Die Tagesetappe war okay und zügig heruntergelaufen. Zunächst konnte ich aber auf der Trockentoilette an der Glimåkrahütte den Mut und die Völlerei einer Spinne bewundern, die ihr Nest direkt unter einem Wespennest in der Toilette gebaut hatte und das sich unter dem Gewichte der Wespenleichen in Trichterform bog.


            Mutige Spinne!

            Danach ging es durch ein bisschen Kiefernwald mit dem bekannten Ampelmarkierungssystem. Und wieder über viele geschotterte Abschnitte, die zwar leicht aber furchtbar unangenehm zu erwandern sind. Diese Streckenführung geht mir zunehmend auf den Keks. Bis auf einen Bericht hier, der die Schotterwege nach meinem Leseverständnis eher beiläufig erwähnte, habe ich keine diesbezüglichen „Warnungen“ gelesen. Scheinbar habe ich mich einfach nicht richtig gekümmert. Wobei auch die offizielle Website des Skåneleden keine Aussagen dazu macht.


            Weitere Ampeln

            Ich passierte ein Wasseraufbereitungsgebiet mit mehreren kleinen Seen und pittoresken Brücken und eine Schafsweide; auch ein paar Orchideen habe ich gesehen.


            Wasser


            Schafe


            Blumen

            Eine Extrarunde hat mich der Pfad durch die Markierungen 2,5km vor Osby gesandt: Man läuft auf einem Schotterweg auf Brebapp zu; der Pfeil/ Pfosten, der rechts ins Gestrüpp zeigt, ist vollständig überwuchert. Also ging ich geradeaus weiter. Fast am Ende des Weges, der dann auf eine Brücke zeigt, zeigt die Markierung nach rechts. Dummerweise ist das die Markierung, die für die Wanderer in die Ost-Richtung gemeint ist. Ich lief also fälschlich diesem Pfeil nach und erst als ich durch das Gestrüpp wieder auf den Schotterweg brach, sah ich den Pfeil, der mich ursprünglich richtig geleitet hätte... So lief ich den schönsten Teil der heutigen Etappe zwei Mal, bevor ich wieder auf der Straße Richtung Campingplatz weitermarschierte. Nach weiteren 2km durch ein Naturschutzgebiet gelangte ich an den Zeltplatz. Endlich WLAN, endlich Strom, endlich Dusch- und Rasurmöglichkeit. Morgen ist Saunanutzung vorgesehen – Temperatur hin, Temperatur her!




            Schlafplatz

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            • Dogmann
              Fuchs
              • 27.09.2015
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              #26
              AW: [SE] Kust-Kustleden: Endlos lang zieht sich die Straße...

              Na auf dem Campingplatz ging es dir ja richtig gut
              Richtig wohl fühle ich mich nur draußen !

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              • pieckenbrock
                Erfahren
                • 30.06.2011
                • 146
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                #27
                AW: [SE] Kust-Kustleden: Endlos lang zieht sich die Straße...

                Tag 8: Osby – Verum (24km)

                Ein größtenteils furchtbarer aber leicht zu gehender Weg führt die 24km von Osby nach Verum: 7:40 Uhr Aufbruch, 8:00 Uhr Ankunft am ICA und Frühstück mit 0,5l Schokomilch, einer Banane und einem Schinkenbrötchen. Die Chips und Nüsse von gestern sind somit nur „teilkompensiert“…

                Danach ging es 4km durch die „Stadt“ Osby. Immer entlang der größten Straße bis ins Industriegebiet. Furchtbar. Glücklicherweise schloss sich nach dem großen Parkplatz direkt ein schöner schmaler Pfad durch eine Sumpflandschaft an, die in ein kleines Wäldchen überging, bevor es auf diversen Schotterpiste weiterging. Ich machte kurze Pausen für die beiden Äpfel, die ich in Osby noch erstanden habe. Zum Glück befand ich mich zu den Pausenzeiten an den wenigen schönen Punkten des heutigen Weges, wenn man von Pause 2 absieht, die ich einlegte, weil nicht klar war, wann die „Umleitung“, die der Weg nach ca. 12km einlegte, wieder von der Schnellstraße wegführen würde. So hatte ich beim Genuss des zweiten Apfels Kühe im Rücken und meist donnernde Chopper vor mir.


                Kein Schotter, keine Straße: Sofort dokumentieren!

                Nach zügigen 5 Stunden hatte ich das Örtchen Verum vor mir. Mich empfingen ein aufgegebener ICA und eine aufgegebene Tankstelle. Auf dem Hof gegenüber von Kirche und Friedhof fand eine Art Schleiertanz in Kombination mit Fußball statt. Zwischen alledem jagte ein Hund mit fünf bis sieben (schwierig zu zählenden) Kindern umher.

                Ich ging zunächst auf den Friedhof, um zu sondieren, ob hier Trinkwasser zu bekommen sei, da für die Rastskydd in Verum keine Quelle und kein größerer Bach eingezeichnet war. Auf dem Schild am gießenkannenumstandenen Wasserhahn für das Gießwasser war leider ein ein-eindeutiger Hinweis zu lesen, dass hier kein Trinkwasser zu holen sei. Im Kirchgarten schnitt ein bärtiger Mann glücklicherweise die Hecken. Ich sprach ihn an und er erklärte sich freudig, seine Arbeit unterbrechen zu können, dazu bereit, mich in Pfarrhaus einzulassen, um meine mittlerweile fünf (3x 0,5l, 2x 1,0l) komplett ausgetrunkenen Flaschen zu füllen. Weil es noch ziemlich früh war und ich den Eindruck hatte, dass er durchaus froh über mein Erscheinen war, fragte ich ihn ganz frech, ob er nicht Lust hätte, ein bisschen zu quatschen. Ich hätte schon seit einer Weile kein Gespräch mehr geführt. Damit war er sofort einverstanden. Wir setzten uns auf die Treppe zum Friedhofseingang und unterhielten uns. Es ist schon ein wenig seltsam: In Deutschland würde ich vermutlich nicht auf die Idee kommen, einfach so jemanden mit der Frage anzusprechen "Hallo, haben Sie vielleicht Lust mit mir zu reden?"...

                Er ist schon seit einer Weile in jedem Sommer für zwei bis drei Monate Vikarshelfer und macht die handwerklichen Arbeiten. Den Rest des Jahres arbeitet er im Wald oder auf dem Feld, wenn ihn jemand gebrauchen kann. Ich fand ganz erstaunlich, dass er – wenn ich das richtig verstanden habe – so eine Art Wanderarbeiter bzw. (freundlicher formuliert) „Selbstständiger im unqualifizierten Aushilfsbereich“ ist. Und das im sozialdemokratischen Schweden, das uns von einigen Politikern gern als Arbeitnehmerparadies verkauft wird. Jedenfalls sei das ein ziemlich hartes Leben, weil der einzige sichere Job sei eben der bei der Kirche; da immer weniger Bauern in dieser Ecke lebten und überhaupt immer weniger Menschen hierblieben, gäbe es für ihn auch immer weniger zu tun. Früher habe er noch ein bisschen Milch verkaufen können, doch nun habe er nur noch 5 bis 7 Stiere (je nachdem, wann er einen zum Schlachten gibt und wann er Geld für einen neuen hat, schwankt die Zahl). Viele Bauern seien in den letzten Jahren durch reiche Städter ersetzt worden, die das Landleben schätzen; die hätten zwar auch noch Vieh, aber – so führte er aus – nur noch genau so viel, dass man sagen könne, man halte eben Vieh. Mein Gesprächspartner war keineswegs verbittert, sondern ein wirklich netter und offener Mann. Aber er sprach schon durchaus verächtlich über die „Neuankömmlinge“ in Verum. Da kein Bus mehr führe, sondern nur noch ein sehr teures Ruftaxi, müsse man motorisiert sein und es sich erlauben können, hier zu wohnen, obgleich das Land und die Immobilien sehr günstig seien, meinte er.

                Sein Leben, so scheint mir, besteht aus Leuten, die er früher einmal kannte, was ich traurig finde. Diese Leute zogen dann irgendwann nach da-und-da, wo er sie besuchte. Manchmal kamen sie auch zurück auf Besuch in die Heimat. Dann zogen sie nach dort-und-dort und der Kontakt ging verloren. Er hatte auch einmal eine Freundin. Mit ihr wollte er in Lappland wandern gehen. Sie machten bei Umeå einen Zwischenstopp, wo seine Großmutter damals noch lebte. Das war 1997 oder 1998. Die Freundin vertrug die Stille in der ersten Nacht nicht und reiset deshalb direkt am nächsten Tage wieder ab, nachdem er ihr erklärt hatte, dass in Umeå noch richtig was los sei im Vergleich zu der Ecke Schwedens, wo die beiden wandern wollten. Er hat sie seit diesem Morgen nie wieder gesehen und lebt seitdem allein.

                Wir haben uns einander nicht vorgestellt in den 1,5 Stunden, die wir letztlich miteinander sprachen. Ich musste zwischenzeitlich erneut Wasser holen, weil wir ein paar seiner selbstgedrehten höllisch starken Kippen geraucht hatten, die ich schlecht vertrug. Er sagt: Falls ich jemals wieder in der Gegend sei, solle ich unbedingt am Pfarrhaus klopfen. Ich glaube ihm. Er freut sich über jedes Klopfen: Hilfsbereit, freundlich und aufgeschlossen. Ich freue mich, mit ihm so lange gesprochen zu haben. Vermutlich bin ich schon heute zu jemandem geworden, den er einmal kannte.


                Zelt an der Schutzhütte

                An der Schutzhütte überraschte ich S., die Deutsche ist. Sie scheint knapp über 50 Jahre zu sein und kommt aus der Westrichtung gewandert. Morgen wird sie nach Osby gehen und von dort abreisen, um ihre Freundin auf Öland zu treffen, die bis dahin „gewoved“ hat. „Woven“, so ließ ich mir erklären, ist die Verschmelzung von „work“ und „move“: Man arbeitet täglich 4 Stunden und bekommt dafür Kost und Logis. Sonst gibt es nichts über diese Begegnung zu berichten – außer, dass sie mein Zelt zu schwer und meine Schuhe zu schwarz findet. So ist das manchmal.

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                • Dogmann
                  Fuchs
                  • 27.09.2015
                  • 1022
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: [SE] Kust-Kustleden: Endlos lang zieht sich die Straße...

                  Manchmal trift man schon spezielle Leute!
                  Richtig wohl fühle ich mich nur draußen !

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