[FR] Unterwegs ohne "Tretroller", dafür mit "Zitronengras" in den Cevennen

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  • Akelei
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    [FR] Unterwegs ohne "Tretroller", dafür mit "Zitronengras" in den Cevennen

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    (¸.·´¨) Unterwegs ohne "Tretroller", dafür mit "Zitronengras" in den Cevennen
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    Wir haben es wieder getan. Eine Tour mit Esel. Wieder bei Gentiâne en Cévennes (http://ane-et-randonnee.fr/de/). Da wir inzwischen mit Pascal, dem Eineinhalbjährigen, zu viert sind, war klar, dass ein Esel alleine nicht unser Gepäck tragen kann. Daher wanderten wird diesmal mit zwei Eselinnen und mit meiner Schwester - zwei Esel und zwei Kinder erschienen uns ein ungünstiges Verhältnis. Und im Nachhinein ist für mich das perfekte Verhältnis zwei Esel, zwei Kinder und drei Erwachsene. Und diesmal konnten wir die Route wie geplant acht Tage laufen. Anscheinend gefiel es meiner Schwester so gut, dass sie sich nun nach einem eigenen oder Pflegeesel umschaut.


    Aber von vorne. Julian, der Dreieinhalbjährige, wollte unbedingt wieder zu Trottinette und mit ihr Wandern - heute beim Einschlafen hat er bitterlich geweint, weil er die Ziegen auf unserem Bauernhof, auf dem wir fünf Tage im Urlaub waren, so lieb hat und so sehr vermisst. Dabei kann ich mich gar nicht mehr an Ziegen erinnern. So ist er, unser Großer. Verschenkt sein Herz schnell an Menschen und Tiere und ist traurig, wenn er sie nicht jeden Tag um sich hat. In unserem Garten gibt es mindestens zwei Pferde und ein paar Kühe mit Kälbern. Dabei ist er nur 30 Quadratmeter groß und die Tiere sind gänzlich pflegeleicht, nur ab und zu werden sie mit dem Melkschemel gemolken, bekommen Gras aus dem Rasen ausgerupft und ordentlich nebeneinander gelegt auf der Terrasse dargeboten, da sie in unserer Vorstellungskraft leben. Ebenso die Ziegen in Julians und unserem Schlafzimmer, die den ganzen Flur verstopfen. Manchmal rufen wir den Zoo an, damit er die Wölfe, Löwen und Zebras abholt. Soviel Platz haben wir dann doch nicht im Schlafzimmer.
    Entsprechend schockiert und alarmiert war ich, als Michael von Gentiâne uns sagte, dass uns diesmal Uana und Citronnelle (dt. Zitronengras) begleiten würden. Wie würde Julian darauf reagieren, wenn Trottinette nicht dabei wäre?
    Problemlos. Er sagte zu ungefähr drei Eseln: Hallo Trottinette und manchmal auch zu den beiden, die dann mit uns zogen.

    Aus den Tourenvorschlägen von der Internetseiten und die wir per Mail erhielten, überlegten wir uns unsere Route.

    In orange ist der Stevensonweg eingezeichnet, in grau unsere Tour von vor zwei Jahren. Die Anordnung der Orte ist noch frei erfunden.

    Wir hatten Tagesetappen von 9 bis 15 Kilometer geplant. Schlußendlich waren es dann doch an vier Tagen über 15 Kilometer und nie unter 13.

    Diesmal mit Googles Hilfe alle Ortschaften in den richtigen Himmelsrichtungen. Hellgrün die erste Planung, dunkelgrün dann die tatsächliche Route.

    Meist kamen wir morgends erst nach 11:00 los, bis wir unser Gepäck und das von den Eseln wieder eingepackt und die Esel gerichtet hatten. Für 16 Kilometer waren wir acht Stunden mit Pausen unterwegs. Und für die Kinder brauchten wir auch längere und öfter Pausen. Daher werden die Etappen beim nächsten Mal mit einer Länge zwischen 10 und 12 Kilometer geplant.

    Ein nächstes Mal wird es sicher geben.

    Unsere Tour (mit den geplanten Kilometern):
    Castagnols - Le Grenier (12 km)
    Le Grenier - Cassagnas (13,5 km)
    Cassagnas - La Borie (10 km)
    La Borie - Mijavols (13 km)
    Mijavols - Le Pont-de-Montvert (14 km)
    Le Pont-de-Montvert - La Mas de la Barque (15 km)
    Le Mas de la Barque - Mas Nouveau (11 km)
    Mas Nouveau - Castagnols (10 km)
    Zuletzt geändert von Akelei; 06.08.2018, 20:05.
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  • danobaja
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    #2
    AW: [FR] Unterwegs ohne "Tretroller", dafür mit "Zitronengras" in den Cevennen

    ich will den tretroller! ohne tretroller les ich keinen schritt mehr weiter!

    nein im ernst, ich würd euch einen wolf aus dem schlafzimmer abnehmen. und ich freu mich riesig auf den restlichen bericht! der letzte war ja so herzerfrischend anders geschrieben.

    danke, akelei! bin jetzt schon am grinsen, nicht nur innerlich!
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      #3
      AW: [FR] Unterwegs ohne "Tretroller", dafür mit "Zitronengras" in den Cevennen

      Freue mich wieder sehr auf den Bericht und werde gespannt mitlesen!

      Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

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      • LihofDirk
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        #4
        AW: [FR] Unterwegs ohne "Tretroller", dafür mit "Zitronengras" in den Cevennen



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        • Akelei
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          #5
          AW: [FR] Unterwegs ohne "Tretroller", dafür mit "Zitronengras" in den Cevennen

          Zitat von danobaja Beitrag anzeigen
          ich will den tretroller! ohne tretroller les ich keinen schritt mehr weiter!
          Mach es doch wie Julian und nenne einfach jeden Esel Tretroller. ;)

          Und der Tretroller-Bericht ist ja auch noch nicht fertig. Habe mit Schrecken festgestellt, dass von meinen sieben Berichten, nur zwei oder drei fertig sind ... werde trotzdem erstmal diesen hier schreiben, weil es bei den anderen ja egal ist, ob die Erinnerungen fünf oder sechs Jahre alt sind. Das bedeutet aber, es wird im anderen Bericht auch nochmal was von Tretroller geben.

          Zitat von danobaja Beitrag anzeigen
          nein im ernst, ich würd euch einen wolf aus dem schlafzimmer abnehmen.
          Dann rufen wir das nächste Mal bei dir an. Aber der Zoo ist meist nach einer Minute da und lädt den Wolf ein. Du musst also schnell sein.
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          • Akelei
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            #6
            AW: [FR] Unterwegs ohne "Tretroller", dafür mit "Zitronengras" in den Cevennen

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            (¸.·´¨) Anreise
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            Da meine Schwester in Innsbruck wohnt und wir im Schwabenländle, haben wir uns in der Schweiz bei unserem Bruder getroffen. Von dort ging's in Zweier-Kolonne weiter nach Frankreich, bis über die Schweizer Grenze. Einmal, weil in der Schweiz die Übernachtungen spürbar teurer sind und wir in Frankreich mit Euro zahlen konnten und nichts umtauschen mussten. Zum anderen befand sich die Mitte der Fahrstrecke auch gerade auf französischem Boden. Mit den dicken Kindersitzen (nicht dicken Kindern) passt in unseren A2 keine fünfte Person mehr ... und das Gepäck hätten wir auch nie in einem Auto untergebracht. Und ein Mietwagen hätte sich nichtmal dann gelohnt, wenn man dabei einmal Benzin und einmal Maut spart. So fuhren wir mit zwei Autos
            Die zwei Jungs haben dank den beiden Tiptoi-Stiften samt Büchern (Gameboy für Kleine) auf der Fahrt super mitgemacht. Einen zweiten Stift zu besorgen, auch wenn diese offiziell erst ab drei Jahren sind, war eine der guten Ideen, welche ich vor der Abfahrt hatte.
            Die zweite gute Idee war die zweite Kraxe. Bei unseren Planungen hatten wir den Großen zum Reiten auf den Esel geplant und den Kleinen in der Kraxe und nur, falls der Große mal müde werden würde oder nicht reiten wollte, dann könnte der Kleine ja in die Manduca. Eine Woche vor Abfahrt ging mir siedendheiß auf, dass ich keine Lust auf fünf und mehr Stunden Manduca habe.
            Ja, das war eine gute Idee. Denn Julian hatte keine Lust auf Reiten - dann lieber gehen. Die Minibeine schaffen nur noch keine 10 Kilometer und mehr. So hatten wir die meiste Zeit beide Kinder in den Kraxen. Mein Mann hatte keinen zum Tauschen - nur manchmal eine leere Kraxe, wenn der Große lief. Ich dafür konnte die Kraxe mit dem Kleinen drin gegen den leichten Rucksack meiner Schwester tauschen.
            Und mit zwei Zelten, fünf Isomatten und vier Schlafsäcken samt Essen waren die Gepäcktaschen auch schwer genug, da brauchte kein Esel mehr einen Reiter.

            Am zweiten Tag fuhren wir die letzten fünf Stunden, wobei die letzten beiden Stunden über kurvige enge Sträßchen führten. Teilweise auch noch steil - zum Glück fuhren meist die entgegenkommenden Autos zurück und wir merkten uns nach dem ersten Ausweichmanöver jede breitere Stelle zu der wir eventuell zurückfahren mussten.

            Nachmittags waren wir bei Gentiâne en Cévennes und hatten so genug Zeit für die Einweisung. Normalerweise gehen unsere Jungs gegen sieben Richtung Bett, in Frankreich gibt es da frühestens Abendessen. Seit diesem Urlaub, schlafen unsere Jungs jetzt auch zu Hause meist erst um neun ein. Wir hoffen darauf, dass wir unsere Abende zu zweit auf dem Sofa wieder bekommen, wenn es Herbst wird und die Sonne früher untergeht.
            Zuletzt geändert von Akelei; 03.08.2018, 22:26.
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              #7
              AW: [FR] Unterwegs ohne "Tretroller", dafür mit "Zitronengras" in den Cevennen

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              (¸.·´¨) Abmarsch
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              Mein Mann hat gestern die GPS-Daten ausgewertet. Witzig, wenn immer ein Kringel auf der Route ist, weil man Pause gemacht hat. Und nun sind wir bei der Optimierungsdiskussion. Je nachdem, wieviel Wegpunkte man beachtet, ist die Strecke unterschiedlich lang. Bei nur jeweils 5 Metern sind das schon zwei Kilometer weniger für den Tag, bei jeweils 10 allerdings nur noch ein weiterer halber weniger. Für den dritten Tag sind das aber immer noch fünf Kilometer mehr als die geplanten zehn.

              Michael von Gentiâne en Cévennes spricht deutsch. Die Einweisung vor zwei Jahren auf englisch haben wir zwar auch verstanden, aber auf deutsch wird vieles klarer und mehr davon bleibt hängen. Es hätte uns stutzig machen sollen, dass Michael meinte, wir hätten diese beiden zügig laufenden Esel dabei, weil wir lange Tagesetappen geplant haben. Laut Papier hatten wir ja gar nicht so lange Etappen geplant.

              Beim Abendessen ist noch ein Paar da. Sie haben ihre Tour mit Esel hinter sich und werden jetzt noch ein paar Tage ohne Esel (dafür mit Gepäcktransport) weiterwandern. Ein paar Eindrücke, an welchen Übernachtungsplätzen es toll und an welchen weniger toll ist, bekommen wir. Und für "Le Mas de la Barque" stellt es sich als hilfreich heraus, damit sich die Enttäuschung später in Grenzen hält. Da die Züge streiken, kommt ein wenig später ein weiteres Paar zum Abendessen dazu. Sie haben schon öfter eine Tour mit Eseln gemacht. Es ist zwar nett mit so vielen Leuten am Tisch, da es uns zuviel darum geht, wie toll die Touren der anderen sind, sind wir trotzdem froh, als wir am nächsten Tag in die "Einsamkeit" aufbrechen.
              Michael gibt uns abends bereits die Karten und Beschreibungen unserer Etappen. Während ich am nächsten Morgen unsere Packtaschen fülle, lassen sich meine Schwester und mein Mann die Etappen erklären.

              Gegen elf sind endlich Taschen, Esel, Kinder und wir fertig zum loslaufen. Ein paar Dinge mussten wir dalassen, weil die Taschen zuviel wogen.


              Diesmal Micha mit offenen Augen.

              Vom Stall los, das erste Stückchen Weg, laufen die beiden Eseldamen nicht schnell, aber wenigstens ohne viel Überredungskünste. Und dann habe ich ein Déjà-vu. Kurz nach der Abzweigung von der Teerstraße kommt ein Rinnsal zum Überqueren und uns das Postauto entgegen. Die Postfrau bleibt stehen, so dass wir mit unseren Esel über unseren ersten "Fluss" und am Auto vorbei kommen. Wir reden Citronelle und Uana gut zu, ziehen sie, schieben sie, schnalzen, rufen. Die Postfrau steigt nach einer Weile aus und versucht auch ihr Glück mit Rufen und in den Schwanz kneifen, aber davon sind die Esel nicht begeistert und treten. Irgendwann lege ich den Arm über den Nacken von Uana und gehe mit ihr gemeinsam vorwärts. Das funktioniert. Diesmal und später noch ein paarmal.
              Vor zwei Jahren standen wir an der selben Stelle mit unserer Eselin Trottinette und mit Postfrau.
              Ich überlege mir, ob die Postfrau jeden Morgen dort die Eselwanderer trifft und ihnen zusieht, wie mehr oder weniger erfolgreich sie das Minibächlein meistern.
              Und die Esel? Machen die das mit Absicht? Damit danach alles einfacher wird. ;)

              An den Häusern von Castagnols vorbei geht es leicht aufwärts durch den Wald. Nach Castagnols gabelt sich der Weg, wir laufen rechts weiter hinauf und haben kurz danach den ersten tollen Ausblick über die Hügel der Cevennen. Danach geht es eben weiter und wieder in den Wald. Citronelle und Uana sind sich noch nicht sicher, wer vorne läuft. Ab und zu hält die vordere Eselin an und lässt die andere vorbei. Uava ist ein bisschen größer und zehn Jahre alt, Citronelle erst sechs und das merkt man ihr an. Sobald der Weg nicht mehr einfach nur Weg ist, sondern irgendwo Wasser oder ein Auto sichtbar sind, sie etwas riecht oder hört, was wir nicht hören, bleibt sie erstmal stehen.




              Die Eselinnen laufen nun so einfach, dass ich nebenher photographieren kann. Dass die Ohren abgeschnitten sind, das passiert eben beim Im-Laufen-Photographieren.


              Micha läuft hinterher und hat den Weg im Blick.


              Auch Bäche zu überqueren schaffen wir außerhalb von Castagnols.

              Als wir Hunger bekommen, - das ist schon ziemlich bald, da wir erst um elf los sind - machen wir mitten auf dem Weg Rast. Im lichten Wald, leicht am Hang erspähen wir keine bessere Stelle und mit Picknickdecke auf dem Boden ist es auch hier gemütlich.
              Als wir fertig mit Essen sind, noch gemütlich die Beine von uns strecken, hören wir die ersten Tropfen. Und beim Einpacken sagte ich noch, die Regenjacken können unten rein, die brauchen wir nicht.
              Wir packen schnell die meisten Sachen in die Packtaschen, legen die Regenplanen darüber, verstauen die Kinder in den Kraxen mit Regenhülle und stellen uns selber schnell unter die Picknickdecke. Lange hält der Regen nicht an. Als er schwächer wird, können wir die Regenjacken und Regenhüte für die Kinder auspacken - dazu hat es vorher nicht mehr gereicht.
              Ja, ganz koordiniert war das nicht, aber wir sind jetzt gewarnt für den nächsten Regen und wissen, wo Regenjacken, -hüte und -hüllen sind.
              Der Regen war also (fast) zur richtigen Zeit in der richtigen Stärke gekommen.
              Danach kommt die Sonne wieder zum Vorschein und der Weg führt uns aus dem Wald heraus.


              Die Regenhüllen sind noch über Kraxe und Rucksack.





              Gegen Ende treffen wir auf den Weg, den wir bereits vor zwei Jahren gelaufen sind. Die letzten drei Kilometer kennen wir daher schon und wissen, dass es durch einen Tunnel geht. Nur - vor zwei Jahren, hatten wir Trottinette dabei, eine erfahrene Eselin mit über 20 Jahren.
              Wir versuchen es, wie mit unseren Kindern - nichts anmerken lassen, weiterlaufen, als wäre alles normal. Vorne weg laufe ich mit Uana, dicht neben ihr, nehme die Führleine ganz kurz, so dass ich sie ein wenig kraulen kann und rede ihr gut zu - und es funktioniert. Citronelle scheint sich auch nichts dabei zu denken. Wenn eine Eselin vorne draus läuft, läuft sie halt hinterher.



              Die erste Nacht zelten wir auf einem Platz, an dem es außer einem Zaun nichts gibt. Ein bisschen später als geplant kommen wir an und die Füße sind auch ordentlich platt getreten. In der Feuerstelle will sich kein Feuer entfachen lassen, es ist zu feucht. Zum Anzünden verfeuern wir die Wegbeschreibung vom ersten Tag.
              Für den ersten Abend haben wir Fertigpäckchen Reis dabei. Geschickt, dass diese nur warm gemacht werden müssen, so geht das Kochen wenigstens flott.
              Irgendwann schlafen die Kinder und wir öffnen unsere Flasche Wein. Jetzt haben wir Zeit (einen Teil davon) in die Platypus-Beutelflasche zu füllen um das Gewicht der Glasflasche zu sparen - nun auch egal, da wir, bzw. die Esel sie schon einen Tag lang getragen haben und am nächsten Tag nochmals tragen werden, bis abends zum Mülleimer.



              Zuletzt geändert von Akelei; 03.08.2018, 22:38.
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                #8
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                Gestern habe ich den Reisebericht von Nita aus Georgien gelesen, eigentlich geguckt und danach noch ein wenig auf ihrer Seite gestöbert. Bis ich sentimental wurde, weil ich nicht Freitags direkt vom Feierabend weg in die Berge starte, nicht in Eis und Schnee wandere und klettere und daher die Angst habe, zu sehr den Stadtmenschen zu gleichen, die den Horizont nicht sehen.
                Heute habe ich im Homeoffice gearbeitet, unsere Kinder waren bei meiner Mutter gegenüber. Durch das offene Fenster hörte ich ihr Lachen. Nein, ich gehöre nicht zu den Menschen, die sich kasteien können, um "Wunder" zu erleben. Ich stehe nicht um vier Uhr auf für den schönsten Sonnenaufgang und bleibe nicht die halbe Nacht wach, um Sternschnuppen zu sehen, weil ich das Schlafen zu sehr liebe.
                Auf dem Weg zu einem Kunden, hörte ich im Radio einen Ausschnitt aus einem Hörbuch. Es handelte von Auswanderen aus dem sozialistischen Osten, die im kapitalistischen Westen ihr Glück suchen, mit der Zeit immer mehr der Vergangenheit nachtrauern und damit vergessen, was sie verlassen wollten und verlassen haben. Dabei ging mir auf, es kommt nicht darauf an, wie weit man an seine Grenzen geht, wie faszinierend die Orte sind, an die man wandert, ob man seinen Urlaub im Hotel verbringt und welches Leben man führt, sondern es kommt auf die Sicht der Dinge an. Ich liebe meine Touren in der Mikrobenliga (danke an Sylvie für dieses Wort), denn ich habe sie mir ausgesucht.

                Die erste Nacht im Zelt ist ruhig oder ich bin so müde, dass ich nichts mitbekomme. Julian schläft in seinem roten Little Star Schlafsack. Er liebt rot und er liebt seinen Schlafsack. Egal wie warm oder kalt es ist, schlupft er immer ganz hinein, so dass nur noch der Kopf rausguckt. Da es eher kühl ist, passt das gut. Ab und zu greife ich nachts rüber und schaue, ob ihm noch warm genug ist.
                Pascal haben wir in einen Nicki-Babyschlafsack von Sterntaler gesteckt. Zum Einschlafen muss der Reißverschluss offen sein, denn er wird sehr wütend, wenn er seine Füße nicht benutzen kann. Wenn er schlummert, können wir den Reißverschluss schließen bis zum Aufwachen. Da gibt er uns dann laut genug zu verstehen, dass er ganz schnell wieder raus will.



                Für die Esel haben wir jeweils eine Tüte mit Getreide dabei. Da wir keine Eimer finden, nehmen wir größere Steine als Teller für die Esel. Ein paar Schritte auseinander, so dass beide in Ruhe fressen können. Wir hatten nur vergessen, den Eseldamen dies zu erklären. So fressen sie gemeinsam erst den einen Stein leer, dann den anderen und wechseln zwischendurch hin und her. Ich glaube, beide haben ungefähr gleichviel bekommen.


                Unser Frühstück


                Eselfrühstück

                Bis zum Loskommen ist es nach zwölf. Pascal macht während dem Zusammenpacken und Eselrichten ein Mittagsschläfchen zwischen den Packtaschen.

                Wir haben einen schönen sonnigen Tag. Die Strecke kennen wir vom letzten Mal, haben sie aber unterschiedlich in Erinnerung.







                Nach der kleinen Häuseransammlung "Les Espérelles" geht der Weg im Wald weiter. Am "Ortsausgang" steht ein silbernes Auto. Daneben ist ca. ein Meter Platz. Citronelle bleibt stehen. Kennen wir ja nicht anders. Witzig, jedesmal wenn eine Stelle kommt, die Unbehagen und Stress verursacht, bleiben die Esel stehen und fangen gleich darauf an, Gras zu fressen. Wir spekulieren mehrere Tage, warum dies so ist und einigen uns irgendwann auf eine Art Streßfressen und Aus-den-Augen-aus-dem-Sinn, nach dem Motto: Hilfe ein Auto, ah, da ist ja Gras. Wären es Kinder, würde man von ADHS sprechen.
                Wir versuchen mit Uana vorbeizukommen. Einer steht vorne, damit sie sieht, dort geht es weiter, ich laufe neben ihr her, damit sie das Auto nicht so sehr sieht und nehme ihren Hals mal wieder in den Arm um sie vorwärts zu schieben und der dahinter knackt einen Ast, damit sie von dem Geräusch vorwärts läuft. Damit klappt es und sie schiebt mich mit Kraxe auf dem Rücken mit am Auto vorbei. Allerdings läuft sie dahinter so schnell weiter, aus der Gefahrenzone des Autos, dass Citronelle nicht mitkommt. Nach einer Weile kommt der Besitzer aus dem Haus. Ich glaube, er war kurz davor, sein Auto weg zu fahren, dann schafft es auch noch Citronelle vorbei.
                Und wir nutzen die Gelegenheit und fragen, ob der Mann unsere Wasserflaschen füllt. Mit frischem Wasser geht es weiter bergan bis zu einer kleinen Lichtung.



                Zuerst haben wir die Decke wieder auf dem Weg liegen, aber die Maronen stechen durch die Decke durch und picksen uns. Also ziehen wir mit der Decke auf die abschüssige Wiese um und essen Abenteuernudeln und Kartoffelbrei.

                Julian: Ich muss Kaka.
                ich: Dann komm mal mit zum Kakamachen.
                Julian: Wo ist denn das Klo?
                ich: Hier gibt es kein Klo
                Dann zeige ich ihm, wie er in der Hocke an einen Baum sein Geschäft verrichten kann. Es kommt nichts, zu ungewohnt ist für ihn kein Klo zu haben. Aber beim fünften Versuch ist es dann so weit und er ist begeistert davon, Steine darauf zu schichten. Ab da, müssen wir für jedes Kaka einen Baum suchen, irgendwo anders geht nicht - außer auf dem Klo.


                Citronelle, etwas kleiner und wuschliger.


                Uana

                Einen langen Teil der Etappe hatte ich nicht mehr im Kopf. Als ich den Weg wieder erkenne, entmutigt mich das, denn mir wird klar, wie weit es noch ist.
                An einer Wasserstelle füllen wir nochmals Wasser nach. Zum Glück waren wir uns hier mit dem Weg unsicher und mussten nachschauen, sonst hätten wir die Wasserstelle übersehen. Dass wir soviel Wasser brauchen würden, damit haben wir nicht gerechnet.





                Auf einem Wiesenweg nach unten, kommt uns eine Schafherde entgegen. Wir weichen aus und warten bis alle Schafe vorbei gezogen sind.
                Das Gute ist, dass jetzt auf dem Weiterweg bereits alle Grashälmchen von den Schafen weggeknabbert wurden. So können die Esel nichts naschen.



                Die letzten Kilometer gehen im Wald auf einer ehemaligen Bahnstrecke entlang. Zu Hause waren gerade die Kirschen reif und der Holunder blühte. Hier, zehn Fahrstunden weiter im Süden, ist die Vegetation noch nicht so weit und alles ist viel feuchter, die Flüsse führen viel Wasser und die ehemalige Bahnstrecke steht teilweise unter Wasser, wir müssen durch Wasser- und Matschpfützen. Von Flieder oder reifen Kirschen ist noch nichts zu sehen und ich hatte mich schon auf Fliederpfannkuchen gefreut. Michael von Gentiâne hatte auch gesagt, dass bei ihnen dieses Jahr alles viel später blüht und reif wird.







                Drei Kilometer vor dem Zeltplatz machen wir nochmals Pause mit der Picknickdecke auf dem Weg. Die Füße sind jetzt schon platt und ich bin froh, dass meine Schwester mir die Kraxe mit Pascal abnimmt.



                Wieder sind wir spät dran mit Zeltaufbauen und Kochen. Zu den Nudeln mit Soße trinken die Kinder Saft und für die anderen gibt's Radler. Die Annehmlichkeiten eines Zeltplatzes.

                Als die Kinder schlafen, machen wir noch die Planung für den nächsten Tag, während wir den Restwein vom Vortag trinken und kriechen dann auch in unsere Schlafsäcke.
                Zuletzt geändert von Akelei; 06.08.2018, 22:43.
                ¤´¨)
                (¸.·´¨) RETTET DIE ERDE! Sie ist der einzige Planet mit Schokolade!
                ¨ ¸* ¸·*¨)
                (¸.·` ¤

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                • blauloke

                  Lebt im Forum
                  • 22.08.2008
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                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [FR] Unterwegs ohne "Tretroller", dafür mit "Zitronengras" in den Cevennen

                  Freue mich auf die Fortsetzung.
                  Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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