[CH] Wandern vom Vierwaldstätter See zum Lago di Lugano

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    [CH] Wandern vom Vierwaldstätter See zum Lago di Lugano

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Reisezeit: 7. bis 18. Juni 2018
    Start: Flüelen, Uri
    Ziel: Lugano, Ticino
    verwendete Verkehrsmittel: Anreise per Bahn und Schiff, Abreise per Bahn, sonst keine (ups: eine Stand-Seilbahn-Aufzugsfahrt im Sasso Da Pigna hätte ich jetzt fast unterschlagen)

    Prolog

    Meine alljährliche Städtereise ersetzte ich dieses Jahr durch eine Wandertour durch die Schweiz. Damit die Umgewöhnung nicht allzugroß ausfiel, wanderte ich durch mehr oder minder dicht besiedeltes Gebiet und übernachtete in festen Unterkünften - von einfachen Gasthäusern bis zum 4-Sterne-Hotel (als Belohnung am Ziel) war alles dabei. Es ist also keine Trekkingtour im klassischen Sinne, sondern mehr eine kurze Langstreckenwanderung „deluxe“.

    Vorbereitung
    Ich orientierte mich bei der Planung am Trans Swiss Trail - identisch mit dem E1 in diesem Abschnitt. Die Planung und Buchung der Unterkünfte machte ich bereits im Januar. Die Etappenziele standen also bereits fest. Abhängig von Wetter, sowie Lust und Laune behielt ich mir ein paar kleinere Abweichungen im Programm vor.

    Nachdem ich dann so knapp zehn Tage vor der Tour meine Packliste zusammen gebastelt hatte, kam ich noch ein wenig ins Grübeln in Punkto Rucksack. Mein 60 Liter Exped Lightning ist viel zu groß und mein 40 Liter Vaude Astra Light wiegt fast ein halbes Kilo mehr als der Exped. Was tun? Man könnte doch mal schauen, was es denn noch so gibt. Also fünf Tage vor der Tour noch schnell zum nahegelegenen Outdoor-Dealer, um mir einen Osprey Exos 38 anzuschauen. Gefällt mir nicht schlecht, aber direkt neben dran liegt ein noch leichteres Modell von Osprey, ein Levity 45: nochmals ein paar hundert Gramm leichter. Nach ein wenig umhertragen durch die verschiedenen Etagen des Hauses und dem mir schönreden des doch ordentlichen Aufpreises (so ca. 30€ je 100g weniger ) schlage ich zu. Da war er nun:



    Reingepackt habe ich folgendes:



    Kurzfristig habe ich noch eine Packung Einweg-Taschentücher und die Trekkingstöcke mit eingepackt. Machte Knappe 7,3 kg Basisgewicht (inkl. Rucksack). Wasser (meist 2 Liter) und Nahrung schlagen mit guten 3 kg zu Buche. Am Körper kommen dann nochmals 2,5 kg dazu:



    7. Juni 2018 - Etappe eins nach Attinghausen
    Mit Goethe und Schiller in die Zentralschweiz

    Morgens um acht geht es in Frankfurt los. Ein Zug namens Johan Wolfgang von Goethe bringt mich in vier Stunden nach Luzern. Dort drehe ich eine kleine Runde durch die Stadt und nehme dann ein Dampfschiff nach Flüelen im Kanton Uri. Passenderweise ist es die Schiller.



    Nach gemütlichen drei Stunden auf dem Vierwaldstätter See beginnt nun, um vier Uhr nachmittags, meine erste Etappe.
    Nochmal ein kurzer Blick über den See in Richtung Norden...



    ...dann geht es südwärts. Bis zur ersten Unterkunft sind es 8 km. Flach, sehr flach... Taugt gerade so für ein erstes Aufwärmen. Die Route führt meist entlang der Autobahn A2. Dass diese nicht immer zu hören ist, liegt nicht nur daran, dass sich die Automobilisten an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten. Vielmehr liegt es vor allem am Fluss Reuss, welcher kräftig Wasser führt und durch sein lautes Rauschen den Verkehrslärm locker aussticht.



    Noch 134 km bis Lugano, aber nur auf der A2. Mein Weg fällt irgendwie länger aus. Nach nicht ganz anderthalb Stunden erreiche ich mein Hotel in Attinghausen. Nach dem Abendessen geht es dann noch eine kurze Runde durchs Dorf mit Ausblick auf den nächsten Tag:



    ...to be continued...
    Zuletzt geändert von Taunuswanderer; 12.04.2019, 20:56. Grund: Flygskam
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    #2
    AW: [CH] Wandern vom Vierwaldstätter See zum Lago di Lugano

    Sehr schön. Ich bin ja auch bald in der Schweiz.
    Da kann ich jetzt schon sehen, was mich erwartet.
    Am Kreuzweg fragte er die Sphinx:
    Geh ich nach rechts, geh ich nach links?
    Sie lächelte: ...
    <Mascha Kaléko>

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      #3
      AW: [CH] Wandern vom Vierwaldstätter See zum Lago di Lugano

      8. Juni 2018 - Etappe zwei nach Wassen
      Kitsch am Wegesrand

      Um kurz nach fünf klingelt der Schweizer Wecker in Form einer Kuhherde, welche durch die Gegend getrieben wird. Da helfen auch auch die gut schallgedämmten Fenster in der Unterkunft nix mehr. Ein, zwei Dutzend Kühe reichen aus, um sämtliche Umweltgeräusche, wie Autobahn und rauschenden Fluss, zu übertrumpfen. So, jetzt bin ich wach, Frühstück gibt es aber erst um sieben...

      Nach dem Frühstück geht es dann los auf den Trans Swiss Trail.



      Es geht erst mal mehr oder minder flach weiter bis Amsteg...



      Der Wegesrand ist reichhaltig geschmückt mit Engeln und Marienstatuen - und das über mehrere Kilometer hinweg. Hier hat sich jemand ausgetobt...



      Kurze Zeit später hat man dann freien Blick auf den ersten 3000er.



      In Amsteg lege ich eine kurze Pause ein, bevor der Weg endlich etwas herausfordernder wird. Nach kurzem Anstieg, ich bin auf rund 560 m.ü.M., gibt es eine kleine Überraschung - Eis und Schneereste, ziemlich tief...



      Bei Temperaturen von über zwanzig Grad Celsius schmilzt das Eis allerdings ziemlich schnell dahin.

      Etwas weiter den Weg lang komme ich dann etwas ins Grübeln. Meine App, welche OSM-Daten nutzt sagt geradeaus, während die Signalisierung abbiegt in Richtung Hanglage. Hier wurde wohl vor einiger Zeit die Routenführung geändert und OSM ist da nicht mehr ganz aktuell. Kombiniert mit dem lausigen GPS meines Smartphones wird das an der ein oder anderen Stelle noch zur Herausforderung. Zuerst geht es aber weg von der Autobahn über schmale und alte Pfade, welche erst gar nicht in OSM vorhanden sind. In der Swiss Map App allerdings schon.



      Dann kreuzte dieser Stubentiger, welcher offensichtlich erfolgreich jagen war, meinen Weg.



      Der Wanderweg fühlt sich noch immer mehr nach Mittelgebirge, als denn nach Alpen an. Alles harmlos. Noch ist der Weg ja auch als normaler Wanderweg (gelbe Raute) signalisiert. Damit es nicht ganz so langweilig wird, wurde hier in den letzten Jahren etwas nachgeholfen:







      Zurück auf breiten Wirtschaftwegen gibt es dann noch mehr Kitsch am Wegesrand:



      Nach 24 km und etwas über 950 Höhenmetern bergauf und ca. 500 bergab, erreiche ich meinen heutigen Zielort: Wassen. Da ich dafür nur etwas über fünf Stunden unterwegs war, muss ich mir noch ein wenig den Ort anschauen, bevor ich Einchecken darf.


      In welchem Kanton liegt das Hotel nochmals? Kann man nicht vergessen...
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      • Wafer

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        • 06.03.2011
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        #4
        AW: [CH] Wandern vom Vierwaldstätter See zum Lago di Lugano

        Oh! Der E1 in der Schweiz! Sehr schön! Den habe ich auch noch in Planung. Daher bin ich sehr interessiert an der Fortsetzung! Die Schweiz ist ja schon wirklich schön. Wenn sie nur nicht so teuer wäre ...

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          #5
          AW: [CH] Wandern vom Vierwaldstätter See zum Lago di Lugano

          Zitat von Wafer Beitrag anzeigen
          Die Schweiz ist ja schon wirklich schön. Wenn sie nur nicht so teuer wäre ...
          Ja, wirklich sehr schön. Mein erster Urlaub in der Schweiz seit 1979...

          Wenn man etwas aufpasst, dann wird es in der Schweiz nicht zu teuer. Die günstigsten Unterkünfte lagen bei 50 SFR für Übernachtung mit Frühstück bei einfachem Standard (Gemeinschaftsbad) und bei ca. 80-110 SFR für komfortable Einzelzimmer mit Dusche/Badewanne. Das ist nicht wirklich teurer als meine Übernachtungen am Rheinsteig letztes Jahr. Und die die Schweizer Gasthäuser, Pensionen und Hotels waren alle sehr sauber - das ist andernorts leider nicht selbstverständlich. Klar Schnäppchen, wie in Griechenland oder Portugal, sind nicht zu erwarten, aber so ist das nun mal in einem Hochlohnland.
          Beim Essen und Trinken muss man dann schon ein wenig aufpassen. Kommt Schweizer Rindfleisch und Schweizer Wein auf den Tisch, dann glüht die Kreditkarte . Teuer wird es auch an Touristenhotspots oder in den größeren Städten. Auf der anderen Seite gibt es in der Leventina große Pizzen mit einem kleinen Salat vorneweg und Getränk dazu für weniger als 20 SFR. Auch in den kleinen Dorfläden kommt man einigermaßen günstig davon, wenngleich man das natürlich nicht mit deutschen Discountern vergleichen darf.
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            #6
            AW: [CH] Wandern vom Vierwaldstätter See zum Lago di Lugano

            9. Juni 2018 - Etappe drei nach San Gottardo
            Allez dans le Schnee

            Am dritten Tag geht es jetzt endlich los mit Bergwandern. Ganz offiziell: die Wanderwege sind jetzt weiß-rot-weiß signalisiert. Gleich nach Wassen geht es runter von Straßen und Feldwegen und rauf auf ordentliche Wanderpfade.



            Im Wald trete ich auf dem feuchten Wanderpfad dann fast auf einen Molch. Ich kann gerade noch einen Ausfallschritt nach vorne machen, als ich zwei drei dieser Gesellen da unten entdecke...



            Das Tal wird, wie schon gestern, laufend schmaler und der Reuss zwar kleiner, aber nicht weniger tosend.



            Es geht weiter nach Göschenen, wo die Autobahn A2 dann endlich Abschied im Berg nimmt. Die Passstraße aber bleibt ein treuer Begleiter. Gottseidank hält sich aber der Motorradlärm einigermaßen in Grenzen. Das wird im Hochsommer sicher anders sein.



            Es folgt die weltbekannte Schöllenen-Schlucht mit der Teufelsbrücke. Früher das größte Hindernis einer Alpenüberquerung über den Gotthard, mittlerweile aber aber gut ausgebaut. Heute allerdings eine riesige Baustelle. Der Wanderweg wird umgeleitet. Mittels Schildern, die mich an solche auf Autobahnen erinnern. Ist vermutlich hier auch eine Wanderautobahn. Heute früh allerdings hält sich das Aufkommen stark in Grenzen.







            Macht als Bauarbeiter bestimmt auch viel Spaß zwischen Straßenverkehr, Wanderern, Bikern und Abgrund zu jonglieren...

            Weiter geht’s nach Andermatt, wo sich das Tal wieder stark aufweitet.



            Hier gibt es auch genügend Platz für einen Golfplatz, an dessen Rand ich heute eine kleine Mittagsrast einlege. Danach folgt ein neu angelegter und gut ausgebauter Wanderpfad in Richtung Hospental. Hier weicht OpenStreetMap mal wieder von der aktuellen Signalisierung ab.



            In Hospental lerne ich dann, dass der Begriff Trekking in der Schweiz anderweitig belegt ist:



            Nach einer kurzen extra Runde, dank meines total akkuraten iPhone-GPS , geht es weiter über den alten Säumerweg und über Kuhweiden immer weiter bergauf.





            Übrigens: meine neongelbe Windstopperjacke scheint bei den Kühen eine gewisse Neugierde zu wecken. Eine Kuh wollte auch unbedingt daran lecken...

            Etwas weiter, auf fast genau 1800 m.ü.M., gilt es das erste Altschneefeld zu überqueren. Die Trekkingstöcke dürfen schon mal ran.



            Es bleibt nicht das letzte. Die Wege werden feuchter...



            ...und die Schneefelder größer und steiler - ich packe die Chainsen aus...



            Auf dem nächsten Schneefeld passe ich dann beim Auftreten nicht mehr so genau auf. Ist ja nicht so steil und es geht nicht weit runter. Meine Nachlässigkeit wird prompt bestraft. Ich finde mich auf dem Hosenboden wieder, fahre Schlitten ohne einen solchen und kann erst fünf Meter später mit meinen Spikes bremsen. Alles nochmals gut gegangen. Puuuuh.



            Weiter geht‘s. Nach dem übernächsten Schneefeld und etwas weiterwandern auf der alten Passstraße, erreiche ich den höchsten Punkt des Trans Swiss Trail und des E1:



            Meine Unterkunft erreiche ich ein paar hundert Meter später. Abends drehe ich dann nochmals eine kleine Runde auf dem Gotthard und genieße den Ausblick.



            ...to be continued...
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              #7
              AW: [CH] Wandern vom Vierwaldstätter See zum Lago di Lugano

              10. Juni 2018 - San Gottardo
              Erholungstag auf dem Gotthard

              Am vierten Tag bleibe ich auf dem Gotthard. Da ich bei Planung im Januar meinen Fitnessgrad noch nicht so richtig einschätzen konnte, habe ich einen extra Tag auf dem Gotthardpass eingeplant. Nach den gestrigen gut 23 km mit ca. +1500/-350 Höhenmetern bin ich allerdings noch ziemlich fit. Aufgrund des noch reichlich vorhandenen Altschnees kommen allerdings Gipfelbesteigungen für mich nicht in Frage. Ich gehe früh raus und wandere erst mal Richtung Lago die Sella. Schon nach einigen Metern ein ziemliches Gewusel im Gelände:





              (Sorry für die schlechte Auflösung, aber die Murmeltiere sind etwas fotoscheu und schnell weg. Ich hatte leider keine Superzoomkamera dabei)

              Der Weg Richtung Stausee ist dann, trotz südlicher Ausrichtung ziemlich schnell schneebedeckt.





              Die ersten paar Schneefelder überquere ich noch. Dazu gibt es etwas Steinschlag von weiter oben. Kurz vor der Staumauer schieße ich noch ein paar Fotos...





              ...und wandere anschließend zum Passo Scimfuss. Hier erreiche ich mit 2241 m.ü.M. Den höchsten Punkt meiner gesamten Tour. Ich werfe einen Blick in die Leventina, wo es am folgenden Tag weitergeht - Richtung Airolo und Quinto:



              Blick Richtung Bedretto:



              Vor der Mittagszeit geht es zurück nach San Gottardo. Am Nachmittag inspiziere ich dann noch die ehemalige Schweizer Landesverteidigung. Im Festungswerk Sasso di Pigna kommen zu den 11 km und paar hundert Höhenmetern vom Vormittag noch einige im sehr kühlen Berg dazu. Draußen auf dem Gotthard hat es auch heute wieder komfortable zweistellige Temperaturen bei strahlendem Sonnenschein und man kann kurzärmelig unterwegs sein. Für die Besichtigung packe ich allerdings ein Fleece drauf - das reicht gerade so in den kilometerlangen Tunneln.

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                #8
                AW: [CH] Wandern vom Vierwaldstätter See zum Lago di Lugano

                11. Juni 2018 - Etappe vier nach Deggio
                Vom geographischen Höhepunkt direkt zum meteorologischen Tiefpunkt der Tour.

                Am fünften Tag steht die vierte Etappe an. Es geht vom Gotthard nach Deggio in der Leventina. Der Wetterbericht sagt Regen und Gewitter zur Mittagszeit voraus. Für mich heißt das, dass ich möglichst früh im Tal in Airolo sein möchte. Meine Option über den Föisc einen Abstecher zum Lago Ritom zu machen streiche ich schon beim Abmarsch.

                Vom Gotthard aus Richtung Airolo nehme ich überwiegend die alte Passtraße, die Tremola.





                Den ausgewiesenen Wanderweg nutze ich nur selten, immer nur dann, wenn er auch begehbar ist. Mal ist er mit Schmelzwasser überflutet, mal mit Schnee und/oder Schutt überdeckt.



                Auch die Tremola ist noch nicht vollständig frei. Die weiter oben zu sehende Schneefräße wurde aber schon mal angeschmissen und der Räumdienst hat heute Einsatz.



                Gegen halb neun kommt dann der erste Regen und die ersten Blitze. Bis Airolo bin ich jetzt nicht gekommen, ich bin noch auf 1700 m.ü.M. Praktischerweise kann ich mich an einem Gebäude unterstellen. Aus Langeweile zähle ich die Sekunden zwischen Blitz und Donner... mal vier, mal drei Sekunden. Plötzlich nur noch 1,x Sekunden. Bis zur zwei komme ich nicht mehr... so nah war ich wohl noch nie dran, zumindest nicht draußen. Die Dachrinne in meinem Unterstand ist mittlerweile auch komplett überfordert...



                nach etwas über einer halben Stunde ist das Gewitter durch und es regnet nur noch sehr leicht. Weiter geht es über nasse Wiesen und Kuhweiden.





                Kühe, welche die Möglichkeit zum Unterstehen haben nutzen diese auch...



                ....während es bei anderen wohl beim Wunsch nach einem trockenen Fleckchen bleibt...





                Beim Fort Airolo lässt mich dann Open Streetmap wieder im Stich. Ich folge zunächst der alten Wegführung, deren Markierungen größtenteils übermalt sind. Mittels Swiss Map finde ich über sehr nasse Wiesen auf den neuen Weg zurück. OSM bietet hier noch nicht mal einen Pfad an. Leider ist ja mein iPhone GPS so bescheiden, dass ich jetzt auch keinen Weg nacherfassen könnte...


                Wenigstens lässt mich meine restliche Ausrüstung nicht im Stich...





                Airolo passiere ich ohne Regen. Dort treffe ich auf zwei deutschschweizer Wanderer mit Hund, welche auch gerade ihren Regenschutz wieder abnehmen. Kalt ist es nämlich nich und man schnell von innen nass. Es geht weiter auf der Strada Alta durch die Leventina. Die beiden wollen von hier bis nach Biasca mit zwei Übernachtungen wandern. Allerdings haben sie andere Übernachtungsorte als meiner einer gewählt. Vielen Weitwanderern bin ich auf der gesamten Tour nicht begegnet. Es war noch ein Paar, welches ich sowohl aufm Gotthard, als auch in Biasca gesehen habe und auf der vorletzten Etappe kam mir noch ein Pärchen entgegen, welches auch den Trans Swiss Trail in Angriff nahm.



                Zwischen Airolo und Deggio ist die Strada Alta überwiegend asphaltiert. Es gibt wenige Abschnitte, wo der alte Säumerpfad noch in historischem Zustand ist, wie beispielsweise hier, kurz vor Altanca:



                Hier erwischt mich dann auch das nächste Gewitter. Dieses Mal finde ich Unterstand unter einem Felsvorsprung, welchen ich zunächst mal kritisch beäuge, ob er denn dafür geeignet ist. Ist er...



                Das Gewitter ist ähnlich heftig, wie zuvor. Es fällt sogar das Mobilfunknetz aus. Also nix mit Zeitvertreib im Internet, während dem Warten und kein Update für die Regenradarapp.
                Nachdem das Gewitter ausgesessen ist und der Regen sich abgeschwächt hat, geht es weiter. Allerdings nur ein paar hundert Meter nach Altanca. Dann fängt es wieder an zu schütten. Dieses Mal ohne Gewitter. Ich stelle mich unter...



                Einer geht noch. Nach kurzem Weitermarsch kann ich mich unter einen leeren Carport flüchten...



                Danach geht es dann im leichten Regen weiter nach Deggio, wo ich heute in einer Pension übernachte...

                Meine Tagesbilanz: knappe 19 km in rund 6 3/4 Stunden mit etwas über 1400 hm Abstieg und etwas über 500 hm Anstieg. Dank der App Pflotsh Storm ist es mir gelungen, die dicksten Regenschauer taktisch klug auszusitzen. Das Regenradar mit Prognosefunktion in (Fast)Echtzeit funktionierte erstaunlicherweise recht gut. Auch an den beiden folgenden Tagen.

                Die Schuhe sind dann abends dank der nassen Wiesen aber doch recht feucht innen...
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                  #9
                  AW: [CH] Wandern vom Vierwaldstätter See zum Lago di Lugano

                  12. Juni 2018 - Etappe fünf nach Sobrio
                  Mehr Wasser, bitte.

                  Heute steht die längste Etappe mit rund 27 km an. Es geht häufig bergauf und bergab, dafür immer nur wenige Höhenmeter. Macht in Summe, je nachdem welche App ich Frage, etwa 1100-1300 hm rauf und etwa gleich viel runter. Also ähnliches Höhenprofil wie in deutschen Mittelgebirgen.
                  Morgens ist es noch ziemlich regnerisch. Mein Frühstück hatte ich für acht Uhr angemeldet, nachdem ich am Vorabend einen Blick in die Wetterapp geworfen hatte. Und tatsächlich komme ich so um den ersten kurzen Regenschauer drumherum. Kurz vor neun geht es dann los.





                  Wasser von oben gibt es hin und wieder, aber meist weniger, als ich denn schwitze. Also bleibt der Poncho die meiste Zeit im bzw. am Rucksack.

                  Kurz nach Deggio endet der Asphalt. Endlich. Und das bleibt auch so bis zum Zielort - Ausnahmen bilden lediglich kurze Streckenabschnitte in den Dörfern. Dafür gibt es öfters nasses Gras und anderes Gestrüpp...



                  ... und somit haben meine Chaps/Beinlinge heute Dauereinsatz. Zwischendrin gibt es dann häufig steinige bzw. felsige Abschnitte mit schönen nassen Wurzeln. Da muss man schon etwas aufpassen, wo man wie hin tritt. Besonders, wenn man wie gerne mal an Wurzeln umknickt. Heute allerdings nicht.







                  Manche kritische Stellen sind gesichert...



                  ...andere weniger...



                  Um zwanzig vor elf bekomme ich einen Anruf aus der Schweiz aufs Handy. Zuerst dachte ich, ich hätte etwas in der letzten Unterkunft vergessen. Es ist allerdings die Gastgeberin des nächsten Gästehauses. Norma möchte wissen, ob ich heute Abend auch Pizza essen möchte und wann ich ungefähr eintreffen werde. Das ist schnell geklärt, ich kündige mich für 17-18 Uhr an und weiter geht es auf dem alten Säumerpfad in Hanglage.

                  Auf der Strada Alta kommt man alle drei bis vier Kilometer durch ein mehr oder minder großes Dorf...





                  ... wo es meistens ein oder mehr Brunnen gibt. Wasser nachtanken ist also kein Problem. Einkehrmöglichkeiten sind aber heutzutage relativ selten, die meisten hatten zudem zu. Noch schlechter sieht es mit Einkaufsmöglichkeiten aus. Dafür muss man dann ins Tal. Geht zur Not mit dem Postbus, welcher mehrmals täglich auch die kleineren Dörfer ansteuert. Der ÖPNV ist doch deutlich besser ausgebaut als im ländlichen Raum in DE.
                  Mangels passender Einkehrmöglichkeit, mache ich heute Mittagspause in einer Bushaltestelle.



                  Früher hier noch reichlich im Einsatz, heute eher arbeitslos:



                  Faszinierend finde ich die Steindächer, welche hier noch recht häufig zu sehen sind:



                  Bei/nach Schlechtwetter hatte die Strada Alta (hoher Weg) gegenüber der Strada Bassa (niedrig gelegener Weg im Tal) historisch gesehen sicher den Vorteil, dass man Schlammschlachten vermeiden konnte. Das funktioniert auch heute noch, mit ein, zwei Ausnahmen...



                  Weitere Impressionen entlang der Strecke:







                  Gegen viertel vor fünf erreiche ich mit mittlerweile nassen Füßen Sobrio...



                  ...und meine nächste Unterkunft:



                  Um sieben gibt es dann Pizza am Tisch der Gastgeberin und zusammen mit weiteren Übernachtungsgästen. Man unterhält sich ein wenig und erfährt von der Gastgeberin noch einiges aus Sobrio und dem Tessin. Nach 0,0 Gesprächen tagsüber etwas Abwechslung.

                  P.S. Ganz vergessen: Heute kam ich an gefühlt 137 Wasserfällen vorbei. Hier eine kleine Auswahl in willkürlicher Reihenfolge:



                  ...to be continued...
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                    #10
                    AW: [CH] Wandern vom Vierwaldstätter See zum Lago di Lugano

                    13. Juni 2018 - Etappe sechs nach Biasca
                    Steinreiche Gegend.

                    Die Wetterprognose für den heutigen Tag sah bedeutend besser aus. Es klart auf. Anfangs sind noch kleinere Regenschauer in der Verlosung. Es stellt sich heraus, dass es bei leichtem Nieselregen kurz nach Start der Tour bleibt, d.h. der Regenponcho bleibt heute im Rucksack. Dafür trage ich zum ersten Mal meine Sealskinz mid mid, da die Schuhe nach zwei Tagen Schietwetter doch recht durchnässt sind. Zudem kommen nochmals die Chaps zum Einsatz, da es von unten doch noch ziemlich nass ist.

                    Aufgrund der günstigen Wetterprognose wandere ich heute nicht auf dem Trans Swiss Trail/E1/Strada Alta. Von Sobrio aus steuere ich den Matro an, von welchem aus man einen tollen Rundumblick haben soll. Dafür geht es die nächsten fünfeinhalb Kilometer über 1000 Höhenmeter hoch. Der Weg führt zunächst über sehr stein- und wurzelreiche Pfade nach oben.

                    Nach etwas über einer Stunde waldreichen Gebietes erreiche ich die erste Alm - mit etwas Ausblick:



                    Weiter geht es über stein- und wurzelreiche Wanderpfade - seh schweißtreibend...



                    ...rechts oder links vom Pfad geht es häufiger sehr beachtlich nach unten. Bei den ganzen nassen Steinen und Wurzeln muss ich schon gut aufpassen, um auf dem Weg zu bleiben.



                    Nach knapp zwei Stunden erreiche ich Bassa dei Cantoi (1935 m.ü.M.). Von dort an geht es mehr oder minder in Kammlage weiter. Zunächst etwas flacher mit ein wenig auf und ab.



                    Hinter dem nächsten Hügel ist dann der Gipfel zu erkennen. Ist auch einfach: steht eine Riesen Antenne drauf.



                    Die letzten Meter geht es über felsige Abschnitte. Es wird, wie aufgrund des aufklarenden Wetters zu erwarten, etwas luftiger.



                    Nach dreieinhalb Stunden bin ich oben auf 2172 m.ü.M. angekommen (d.h. vermutlich 1 Meter tiefer, da der Gipfel mit der Antenne überbaut ist). Ich ziehe mein patschnasses Langarm-Merinoshirt aus und streife mir wärmere und trockene Kleidung drüber. Mein Odlo-Hoodie kriegt seinen einzigen Einsatz auf der Tour. Dann mache ich ein halbe Stunde Mittagspause. Die Aussicht von hier oben ist tatsächlich großartig. Man kann die Täler der Leventina, Riviera und Blenio überblicken und die ganzen schneebedeckten Berge drum herum.

                    Hier der Blick in Richtung Süden. Dort geht es morgen lang...



                    Gegen 13 Uhr mache ich mich auf den Weg Richtung Biasca. Auf den nächsten 9 km geht es ca. 1900 hm nach unten. Zunächst wieder über Felsblöcke...



                    ...und dann abwechslungsreich weiter über Almen, durch Wälder und durch zahlreiche, teils verlassene, Dörfer...







                    Die meisten der Dörfer haben keinen Straßenanschluss, also auch keinen Feldweg oder so. Entsprechend einsam ist es auch hier oben. Manche Häuser sind am zerfallen, andere scheinen bewohnt zu sein. Manche wohl nur im Sommer bzw. in Nutzung als Ferienwohnung. Insgesamt begegne ich auf dieser Wanderung, abseits von den Ortschaften an Start und Ziel, nur einem einzigen Menschen. Einem Dorfbewohner winke ich zu, nachdem ich von seinem Hund entdeckt und gestellt wurde... Steinhäuser mit Steindächern, vollbärtiger Almbewohner mit Hund und Schweizer Flagge... die Szene könnte locker für einen Imagefilm des hiesigen Tourismusbüros herhalten...
                    Ansonsten: steinreiche Gegend aber heute menschenleer...

                    Ich komme auch durch die eine oder andere Wüstung, welche wohl als weiterer Beleg für die Landflucht in dieser Gegend gelten darf...







                    Die Abschnitte in den Dörfern verlaufen vergleichsweise flach, dafür gibt es in den Wäldern wieder sehr steile und steinige Abstiege. War ja bei dem Höhenprofil irgendwie zu erwarten. Nicht immer sind diese so einfach zu gehen, wie diese Miniserpentinen:



                    Und man muss auf Spalten zwischen Steinen/Felsblöcken acht geben. Nicht immer fallen die so groß und auffällig aus, wie diese hier am Wegesrand...


                    (geschätzt deutlich tiefer als 5 Meter, danach wird es dunkel....)

                    ...dafür sind die kleineren, teils grasbewachsenen Spalten sehr heimtückisch, da man dort leicht umknicken kann oder darin hängen bleibt.

                    Die Gegend hier ist nicht nur spärlich besiedelt, auch bei Wanderern scheint sie zumindest anfangs der Saison nicht besonders nachgefragt zu sein. Während der Wanderweg von Sobrio auf den Matro noch gut ausgetrampelt war, ist hier, insbesondere auf den grasbewachsenen Flächen kaum Abnutzung wahrzunehmen...



                    Mehr als ein oder zwei Leute kamen hier die letzten Tage wohl nicht durch...



                    Erfreulicherweise sind durch den Wind die Wiesen mittlerweile abgetrocknet. Das ist doch deutlich angenehmer zu gehen, als auf die nassen Wiesen zuvor.

                    Nach langem, sehr langem und zum Teil auch schweißtreibenden Abstieg erreiche ich dann gegen halb fünf die Weinbauzone. Weit ins Tal kann es jetzt nicht mehr sein...



                    Meine App sagt mir, dass auf dem nächsten Kilometer immer noch 200 Höhenmeter Abstieg drin sind und unten im Tal sind es dann auch nochmals drei Kilometer bis zum Hotel in Biasca. Die vier Kilometer schaffe ich dann in einer Dreiviertelstunde. Auf gekiesten und asphaltierten Wegen geht es deutlich schneller voran, als auf Fels und Wurzeln....

                    Meine Tagesbilanz in Summe: 17,5 km in achteinviertel Stunden mit ca. 1100 Metern Anstieg und etwas über 1900 Metern Abstieg. Meine bisher steilste Wanderung. Aber der Umweg und die Anstrengung haben sich deutlich gelohnt.
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                      #11
                      AW: [CH] Wandern vom Vierwaldstätter See zum Lago di Lugano

                      14. Juni 2018 - Etappe sieben nach Bellinzona
                      Wandern mit ostfriesischem Höhenprofil

                      Heute steht eine Flachetappe nach Bellinzona auf dem Programm. Es geht gute 25 Kilometer den Ticino entlang in den Kantonshauptort.



                      Da warmes Wetter angesagt ist und ich gerne etwas Zeit über für einen Stadtrundgang in Bellinzona über hätte, breche ich früh auf. Das Tal liegt noch im Schatten. Da lassen sich schnell ein paar Kilometer machen.



                      Der Wanderweg verläuft gefühlt 80% der Strecke auf Hochwasserschutzdeichen. Wem das zu langweilig ist...



                      ...kann sich am Trimm-dich-Pfad, welcher die ersten Kilometer entlang der Strecke angelegt ist, etwas austoben.



                      Nach neun Kilometern wird dann mal die Flussseite gewechselt...



                      ...aber sonst tut sich nicht viel. Außer: die Gegend wird urbaner. Außerdem sind den ganzen Tag irgendwelche Helis unterwegs, die Nerven ein wenig.

                      Gegen halb eins komme ich im Stadtzentrum an. Für die etwas über 25 Kilometer benötigte ich heute nicht ganz fünf Stunden. Damit hatte ich im Vorfeld nicht ganz gerechnet. Aber die Tour von gestern mit dem ewigen Abstieg hatte ich sehr gut weggesteckt. Ich schiebe das mal auf die Kompressionssocken. Da habe ich schon die ganze Zeit das Gefühl, dass meine Waden hinterher deutlich entspannter sind als ohne.



                      Da Der Nachmittag erst begonnen hat, bleibt für eine ausgiebige Stadttour durch Bellinzona noch massenhaft Zeit. Während die bisherigen Orte sehr alpin geprägt waren, kommt hier sehr südeuropäisches Feeling auf. Ich habe das Gefühl in Italien zu sein. Fast zumindest - irgendwie ist der Autoverkehr viel zivilisierter hier

                      Bei der Stadtbesichtigung kommen nochmals geschätzte sieben bis acht, vielleicht auch zehn Kilometer zusammen...



                      Noch etwas: ich scheine den Schnitzel- und Cordon-Bleu-Äquator überschritten zu haben. Während in Uri die sehr fleischlastige, deutschweizer Küche dominant war und ab dem Gotthard diese mit Pizza und ein paar weiteren italienischen Einflüssen ergänzt wurde, ist nun die mediterrane Küche vorherrschend. Zudem gibt es in Bellinzona eine riesige kulinarische Vielfalt. Auch fleischfreie Alternativen sind hier wesentlich leichter zu bekommen. Ich nutze das direkt aus und gehe ein wenig Fisch essen.

                      ...to be continued...
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                        • 19.01.2018
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                        #12
                        AW: [CH] Wandern vom Vierwaldstätter See zum Lago di Lugano

                        15. Juni 2018 - Etappe acht nach Taverne
                        Vorsicht Schusswaffengebrauch

                        Mit 235 m.ü.M (bzw. 225 m.ü.M. am Flussufer) ist Bellinzona der niedrigste Ort auf meiner Tour. Heute geht es wieder aufwärts. Zunächst aber mal einige Kilometer durch Bellinzona und Vororte...



                        ...nach verlassen der Wohngebiete erhalte ich dann ein wenig Aussicht auf den Lago Maggiore...



                        ...und realisiere sogleich, dass ich diesen gar nicht haben dürfte. Ich müsste mich nämlich im Wald befinden. Irgendwie bin ich vom Weg abgekommen. Sowohl Open Streetmap als auch Swiss Map zeigen keinen Weg an, dort wo ich bin

                        Ich gehe zurück und suche die Markierung, welche ich dann auch finde: an einem Baumstamm, welcher gefällt am Boden liegt und durch den ganzen Farn nicht mehr leicht zu sehen war... weiter geht es auf dem Trans Swiss Trail...

                        Weiter geht es steil bergauf und das ein oder andere Hindernis ist auch zu überwinden. Erinnert mich irgendwie an den Rheinsteig letztes Jahr.



                        Der erste Anstieg auf ca. 1000 m.ü.M. ist geschafft und man wird direkt vom Militär empfangen. Nicht persönlich, aber mittels Warnschilder...



                        ... und die Schießplätze sind offenbar heute auch in Gebrauch - ist nicht zu überhören. Auch das war am Rheinsteig nicht anders, als dort der Steig unweit von Koblenz am Rande eines Bundeswehrstandortes vorbeiführte. Wie damals halte ich mich an die Wege und wandere zügig weiter, heute nach Isone. Halt mal wieder ein Schild verpasst. Dieses Mal fällt es mir gleich auf und nicht erst einen halben Kilometer später...

                        Vom Bergkamm aus gibt es dann nochmals einen Blick zurück - bye bye Alpen...



                        ...im Luganer Voralpenland sind die Berge dann niedriger und grüner...



                        Bergab Richtung Isone wandert man heute mal wieder auf Altstraßen - etwas einfacher zu gehen als die Strada Alta...



                        In Isone tanke ich etwas zuckerhaltige Getränke nach, meine Riegel aus DE sind fast aufgebraucht und ich verzichte heute wieder auf ein Mittagessen, da können ein paar schnelle Kalorien nicht schaden. Warm ist auch schon wieder - Wasser wird fast direkt zu Schweiß umgewandelt...

                        Nach Isone folgt dann wieder ein leichter Anstieg. Der nächste Trans Swiss Trail Etappenort Tesserete ist vielfach ausgeschrieben mit unterschiedlicher Laufzeit. Leider steht nicht dabei, welches der Trans Swiss Trail ist. Irgendwie sind die Tessiner Wegewarte in diesem Abschnitt bei der Signalisierung etwas nachlässig... Swiss Map hilft weiter. Allerdings entscheide ich mich beim Kartenstudium für eine abweichende Route. Mehr Wald und damit Schatten und dafür eine etwas steilere Strecke. Nach ein paar hundert Metern kommt mir ein Schweizer Pärchen samt Trekkingrucksäcken entgegen. Er fragt mich auf italienisch nach dem Weg/Trans Swiss Trail. Mangels meiner Italienischkenntnisse - die reichen nur für Restaurants - darf sie die Unterhaltung weiterführen, auf Schweizerdeutsch. Sie sind falsch abgebogen (mit GPS an der Hand...) und suchen den Trans Swiss Trail nach Süden. Dank zuvoriger Kartenstudie mittels Swiss Map kann ich auf den richtigen Weg über die Alpe Mürecc verweisen. Ich folge meiner Alternativroute...



                        Etwas später kommen wieder Warnschilder vom Militär. Vielleicht doch keine gute Idee, woanders lang zu gehen
                        Aber es sind ja ausgewiesene Berwanderwege, auch wenn hier irgendwelches oranges Zeugs die Landschaft zumüllt...



                        ...die ersten Teile konnte ich noch nicht zuordnen, bei dem Fund war dann klar: Tonscheiben. Direkt oberhalb von mir ist der entsprechende Schießstand. Das erklärt auch die Absperreinrichtung am Eingang des Weges. Aber heute war der Weg ja freigegeben...

                        Zurück auf dem Trans Swiss Trail...



                        ...ich glaube ich nehme die andere Richtung... bei den ganzen Schießplätzen ist mir nicht nach Bobbycar Deathrace

                        Es folgen ein paar Kilometer auf ca. 1000 m.ü.M mit recht abwechslungsreicher Flora...







                        ...bevor es wieder in Richtung Tallage bergab geht, gibt’s den ersten Blick auf den Luganer See...



                        ...kurz vor Tesserete biege ich vom Trans Swiss Trail ab, in Richtung Taverne, wo ich heute übernachten werde...



                        Tagesbilanz: achteinhalb Stunden Wandern auf etwas über 25 km mit über 1400 m Anstieg und etwas weniger Abstieg.

                        ...to be continued...
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                          #13
                          AW: [CH] Wandern vom Vierwaldstätter See zum Lago di Lugano

                          Ich finde die Tour klasse, vor allem wegen den Bildern. Bei den meisten Touren geiern die Leute nur nach höher/schneller/schwieriger, und alles was nicht mindestens D-/WI5/5c eingestuft ist löst nur Gähnen aus (und wird unkommentiert links liegen gelassen).

                          Ich muss die Route mal auf der Karte nachverfolgen. Ev. hätte ich da noch die eine oder andere Variante als Idee auf Lager.
                          After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

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                          • Taunuswanderer

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                            #14
                            AW: [CH] Wandern vom Vierwaldstätter See zum Lago di Lugano

                            Danke.

                            Ich fand die Strecke auch kulturell sehr abwechslungsreich und für mich auch sehr lehrreich. Ich habe viel über die Schweizer Geschichte gelernt (sofern auf Wikipedia nicht Zuviel falsches darüber steht )
                            Alternativen auf diesem Abschnitt fände ich rund um Airolo und zwischen Biasca und Bellinzona gut. Airolo wollte ich ursprünglich umgehen, indem ich vom Gotthard aus über den Passo Scimfuss und weiter über Föisc und Lago Ritom wandere. Wegen schlechtem Wetter ging es dann halt doch zuerst ins Tal. Für den Teil zwischen Biasca und Bellinzona habe ich nur weiträumige und hochgelegene Alternativen, teils Alpinwanderwege gefunden. Könnte zumindest Anfang/Mitte Juni schwierig werden.
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                              #15
                              AW: [CH] Wandern vom Vierwaldstätter See zum Lago di Lugano

                              16. Juni 2018 - Etappe neun nach Lugano
                              Endspurt.

                              Vom Luganer Vorort Taverne geht es heute zu meinem Zielort Lugano - als Abschlussbelohnung gibt es eine Luxusbutze direkt am See. Aber erst mal liegen noch ein paar Kilometer vor mir.

                              Bevor es losgeht habe ich es endlich einmal geschafft, eine Eidechse fotografisch zu festzuhalten. Eidechsen gab es entlang der Strecke - mit Ausnahme aufm Gotthard - überall in Massen. Viel mehr als in der Pfalz oder am Rhein. Nur fotoscheu sind‘se...



                              Zunächst geht es um einen Hügel herum nach Origlio. Eine Auszeichnung als Bergwanderweg hat dieser breite Forstweg nicht wirklich verdient. Hat eher Taunusniveau.



                              Von dort aus geht es weiter Richtung nach San Bernardo. Dort bin ich dann zurück auf dem Trans Swiss Trail und es gibt schon einen schönen Ausblick auf Lugano. Weinbau gibt es hier bis auf ca. 700 m.ü.M.



                              Von der Anhöhe geht es nun peu à peu hinunter zum Luganer See, zunächst nach Comano...



                              ...und ab hier gibt es dann keine Wanderbeschilderung mehr. SchweizMobil.ch empfiehlt auf den öffentlichen Verkehr zu setzen. Mache ich nicht - ich kann auch in der Stadt wandern. Vier Kilometer später bin ich dann in der Stadtmitte angekommen.





                              Aber Endstation ist hier noch nicht. Ein Gipfelchen ist noch drin. Es geht auf den „Luganer Zuckerhut“: den Monte San Salvatore.



                              So ein schönes blaues Schild sehe ich zum ersten Mal. Ist aber wirkungsfrei, wenn ich mir so die Besohlung der Leute dort so anschaue. Einige scheinen sich lieber alle paar Meter die Steine aus ihren Sandalen zu schütteln, anstatt auf passendes Schuhwerk zu setzen. 2 h 20 steht auf dem Schild... mal schauen - ich bin ja schon ein paar Kilometer unterwegs und habe ca. 8 kg aufm Rücken, warm ist es auch.

                              Vorbei geht es an der Bergbahn...



                              ...und den Klettersteig lasse ich auch links liegen - er übersteigt allerdings auch meine momentanen Fähigkeiten. K4/K5 ist dann doch etwas zuviel für mich...



                              ...die angekündigten 2 h 20 kann ich ganz leicht unterbieten. Auf meiner letzten Etappe und das Ziel vor Augen läuft es sich von fast alleine, oder war es das Doping mit dem roten Schweizer Zuckerwasser? Oder die Endorphine? Egal...nach 1 h 17 und tropfend nassem Wanderhemd habe ich freien Blick von oben...





                              ich habe den südlichsten Punkt meiner Wanderung erreicht. Nach kurzem Durchschnaufen geht es für mich zurück nach Lugano ins Hotel. Nach etwas über 23 km und wieder einmal über 1000 hm tut der Sprung ins lauwarme Wasser des Luganer Sees gut.

                              17. Juni 2018 - Bonustour auf den Monte Brè
                              Einer geht noch.

                              Nach einer kleinen Stadtbesichtigung am Vorabend und etwas Kultur - es gibt Oper für alle mit einer Liveübertragung aus Zürich am Lugano Arte e Cultura Center - entschließe ich mich für eine kleine Wandertour am Sonntag morgen. Lugano hat noch einen zweiten Hausberg: den Monte Brè. Ultralight - in meinen Trailrunnern und ohne Rucksack und ohne Wasser mache ich mich auf den Weg. Es geht zunächst nach Gandria. Vorbei an zahlreichen Luxusvillen diverserster Baustile...



                              ...weiter auf einem schmalen Weg entlang des Seeufers...







                              ...ab Gandria geht es dann bergwärts. Zuvor schlürfe ich allerdings etwas Wasser aus dem Brunnen. Der Aufstieg ist menschenleer am frühen Morgen. Voller wird es dann ab dem Dörfchen Brè, welches man bequem mit dem öV oder per Auto erreichen kann und man nur die letzten paar Höhenmeter zu Fuß zurücklegen muss.

                              Von oben gibt es dann den Blick auf den gestrigen Gipfel. Technisch und konditionell ist der Monte Brè heute einfacher, dafür ist er grob zehn Meter höher

                              Nach kurzer Pause mit Flüssigkeitsaufnahme auf der Aussichtsterrasse der lokalen Gastronomie geht es über Brè auf der anderen Bergseite wieder hinunter...





                              ...nach viereinhalb Stunden ist die rund 13 Kilometer lange Halbtagsexkursion zu Ende. Nachmittags dann noch etwas Pool, See und Sightseeing... tiefenentspannt geht der letzte Abend der Tour zu Ende.

                              18. Juni 2018 - Bye bye Lugano

                              Es steht schon die Heimreise an. Leider war die Tour viel zu kurz zumal ich den Eindruck habe nochmals zehn Tage Wandern zu können...

                              Nach einem kurzen Abschiedsspaziergang geht es gegen Mittag mit der Bahn zurück nach Frankfurt. Bye bye Lugano...





                              Die Fahrt dauert nun 2 h 20 länger als die Hinfahrt und geht durch den längsten Tunnel der Welt...
                              ... für diese 2 h 20 bin ich die letzten elf Tage rund 217 km weit und ca. 9000 Meter hoch und etwas mehr wieder runter gewandert. Es hat Spaß gemacht.
                              Dies ist keine Signatur.

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                              • Wafer

                                Lebt im Forum
                                • 06.03.2011
                                • 8804
                                • Privat

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                                #16
                                AW: [CH] Wandern vom Vierwaldstätter See zum Lago di Lugano

                                Lugano hat einfach was als Stadt mit den Bergen und dem See ... Ich bin da seit Jahren immer im Frühjahr. Einiges habe ich wiedererkannt. Olivenweg, Monte Bre, San Salvatore, ... Wenn du noch Gründe brauchst um mal wieder zu kommen ... Einfach toll die Gegend!
                                Toller Bericht! Sehr schöne Bilder! Vielen Dank! Sowas darfst du hier gerne öfter mal einstellen!

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                                • Taunuswanderer

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                                  • 19.01.2018
                                  • 4793
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                                  #17
                                  AW: [CH] Wandern vom Vierwaldstätter See zum Lago di Lugano

                                  Freut mich, dass es gefallen hat. Ja die Stadt am See hat etwas, auch wenn ein paar Ecken etwas verbaut sind. Der Rest ist wunderbar. Und ich sehe schon, es lohnt sich auch zu anderen Jahreszeiten.
                                  Dies ist keine Signatur.

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                                  • sudobringbeer
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                                    • 20.05.2016
                                    • 2488
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [CH] Wandern vom Vierwaldstätter See zum Lago di Lugano

                                    Sehr schöner Bericht! Bekomme direkt Lust mich in die Bahn Richtung Süden zu setzen.

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                                    • Linard
                                      Erfahren
                                      • 30.08.2014
                                      • 292
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                                      #19
                                      AW: [CH] Wandern vom Vierwaldstätter See zum Lago di Lugano

                                      Schliesse mich den Vorrednern an: Sehr schöner Bericht mit schönen Fotos.
                                      Auch als (Deutsch-) Schweizer kennt man viele Ecken des Landes nicht. Zudem ist es wirklich auch so, dass man in mittleren Höhen sehr schöne Wanderungen machen kann, die oft auch interessanter sein können als irgendwo in grosser Höhe.

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                                      • Taunuswanderer

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                                        • 19.01.2018
                                        • 4793
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                                        #20
                                        AW: [CH] Wandern vom Vierwaldstätter See zum Lago di Lugano

                                        Danke. Ja die Schweiz hat viel zu bieten. In den Ortschaften ab Biasca südwärts waren auch viele Deutschschweizer unterwegs. Das Ticino scheint ein beliebtes Urlaubsgebiet für die Nordschweizer zu sein.

                                        Für mich war es ja auch eine Tour, um mich mal wieder an größere Berge zu gewöhnen. Als Kind/Jugendlicher war ich dort viel - das Lieblingsurlaubsgebiet meiner Eltern war Südtirol. Aber auch damals waren Touren - und es waren nur Tagestouren - über 2000m selten. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich das letzte mal auf einem 3000er war. Ewig her auf jeden Fall. Dafür komme ich dann irgendwann mal im Sommer zurück gehe gerne etwas höher.
                                        Dies ist keine Signatur.

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