[FI / NO / SE] Nordkalottleden Kilpisjärvi - Abisko + Photos

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  • Fjaellraev
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    • 21.12.2003
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    • Meine Reisen

    [FI / NO / SE] Nordkalottleden Kilpisjärvi - Abisko + Photos

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Region/Kontinent: Nordeuropa

    Ob ich es je schaffe einen eigentlichen Tourenbericht meiner Septembertour zu tippen, weiss ich nicht.
    [edit] Nach längerer Zeit sieht es doch danach aus, dass ich es schaffe, weiter hinten im Thread kommen die Worte zu den Bildern , also unbedingt weiterblättern [/edit]
    Aber ein paar Bilder gibt es schon mal...

    Wasserfall bei der Pältsastuga

    Der Gipfel des Pältsa im morgendlichen Nebel

    Spiegelung in einem kleinen See bei der Gappohütte

    Am nächsten Morgen auf dem Weg zum Isdal war das Wetter weniger freundlich...

    Trotzdem irgendwie eindrücklich...

    Regenbogen bei der Daertahütte





    Das Anjavassvagge war landschaftlich und farblich sicher einer der Höhepunkte der Tour

    Der nächste Tag zeigte dann, was das Wetter auch kann

    Macht man halt Bilder von den kleinen Sachen am Wegrand

    Auch der Weg von Innset nach Lappjord zeigte sich dann wettermässig nochmal abwechslungsreich

    Und danach wieder schneefreie Regionen

    Die letzte grosse Steigung liegt hinter mir

    Es geht zurück nach Schweden


    Wo die Tour mit ein paar schönen Tagen in Abisko zu Ende ging....

    Henning
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 04.11.2011, 22:30. Grund: Reisecharakter eingestellt
    Es gibt kein schlechtes Wetter,
    nur unpassende Kleidung.

  • Christian J.
    Lebt im Forum
    • 01.06.2002
    • 9243
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    Hey Henning!

    Tolle Fotos! Du hast ja scheinbar das optimale Zeitfenster zw. Herbst und Winter erwischt. Ich war ein Jahr vor dir auch auf der Strecke nördlich von Abisko unterwegs und wir hatten ähnliches Wetterglück.

    Weitermachen!

    Christian
    "Er hat die Finsternis der Latrinen ertragen, weil in der Scheiße nach Mitternacht sich manchmal die Sterne spiegelten"
    Durs Grünbein über den Menschen

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    • Gast-Avatar

      #3
      @Fjaellreav.
      Wie sieht es eigentlich um diese "Jahreszeit", sprich bis Ende Dezember, dort oben aus?
      Bislang hast du immer nur schöne Herbstfotos geliefert!
      Die Anreise per Zug lediglich als lang beschrieben. Ist das wirklich so? Ist die Anreise wirklich elendlich lang und langweilig? Oder kann man mit dem Scanrail-Ticket auch um diese Jahreszeit noch was erleben?

      Gespannt!
      eWALD

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      • alaskawolf1980
        Alter Hase
        • 17.07.2002
        • 3389
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        Welche Temperaturen hattest du denn? (Anfang, Mitte oder Ende September?)

        Nachts und tags.
        \"Everything, absolutely everything, is possible\" Lars Monsen

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        • Fjaellraev
          Freak
          Liebt das Forum
          • 21.12.2003
          • 13981
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          @Ewald: Wie es um diese Jahreszeit da oben aussieht, kann ich leider auch nicht wirklich sagen, mehr als die Webcams habe ich zu einem späteren Zeitpunkt im Jahr auch noch nicht gesehen :wink: . Im letzten Dezember habe ich es wenigstens bis Göteborg geschafft, aber der Traum Lappland in der Mörketid zu erleben ist nach wie vor da.
          Ich versuche in letzter Zeit immer in der Zeit Ende August bis Mitte September oben zu sein, es ist halt die farb- und mückenmässig genialste Zeit.
          Nun ja die Anreise mit dem Zug ist zeitmässig schon lang, ich bin gut 48 h bis Abisko unterwegs, aber bis jetzt habe ich eigentlich immer Leute getroffen mit denen ich mir die Zeit ganz gut verkürzen konnte. Manchmal habe ich mir schon gewünscht, dass die Fahrt noch länger dauern würde... Wie das allerdings im Moment aussieht, weiss ich halt auch nicht, da dürften kaum "Touristen" unterwegs sein, und mit der Lokalbevölkerung dauert es meist etwas länger bis der Kontakt entsteht.

          @Alaskawolf: Ich war vom 31. August bis 11 September wirklich "unterwegs". Die Tagestemperaturen lagen wohl so zwischen 0 und 15-20 Grad. Ich hatte ja von Schneegestöber bis T-Shirt Wetter so ziemlich alles. Nachts lagen die Temperaturen wohl irgendwo im Bereich 0-5 Grad, aber da es eine reine Hüttentour war habe ich das gar nicht so recht wahrgenommen.

          Gruss
          Henning
          Der sieht dass die Bilder wohl noch mit ausführlichem Text ergänzt werden müssen :wink:
          Es gibt kein schlechtes Wetter,
          nur unpassende Kleidung.

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          • Zwiebelforscher
            Alter Hase
            • 15.03.2005
            • 4537
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            coole bilder!
            da kriegt an gleich lust dem alltagstrott zu entfliehen ;)

            darf man fragen wie viel der ganze spaß an unterkunft und anreisekosten gekostet hat so ungefähr?
            Spinat schmeckt am besten, wenn man ihn kurz vor dem Verzehr durch ein saftiges Steak ersetzt!

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            • Gast-Avatar

              #7
              Hallo Ewald,
              im Oktober siehts dann meist so aus:
              http://www.skarja.de/Lapl04/index.html
              Dieses Jahr wars etwas wärmer, gab aber auch schon ordentlich Schnee- und im Dezember wirds sehr dunkel.
              Man kann das schön an der Abisko-Webcam sehen:
              http://www.abisko.nu/webbkamera/webbkamera.html
              Habe im Oktober auch schon Norweger mit Schneeschuhen im Gepäck getroffen.
              Das Problem im späten Herbst sind die Seen, keine Boote mehr, noch nicht richtig zugefroren... man muss also Routen ohne grössere Gewässerquerungen suchen.

              Peter

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              • alaskawolf1980
                Alter Hase
                • 17.07.2002
                • 3389
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                Zitat von Järven
                Hallo Ewald,
                im Oktober siehts dann meist so aus:
                http://www.skarja.de/Lapl04/index.html
                Dieses Jahr wars etwas wärmer, gab aber auch schon ordentlich Schnee- und im Dezember wirds sehr dunkel.
                Man kann das schön an der Abisko-Webcam sehen:
                http://www.abisko.nu/webbkamera/webbkamera.html
                Habe im Oktober auch schon Norweger mit Schneeschuhen im Gepäck getroffen.
                Das Problem im späten Herbst sind die Seen, keine Boote mehr, noch nicht richtig zugefroren... man muss also Routen ohne grössere Gewässerquerungen suchen.

                Peter
                Der Oktober sieht aber ncoh ganz nett aus. Wenigstens liegt kein Schnee. Und wenn...ihr habt ja ein Tarra dabei. :wink:

                edit; upppss da kommen ja doch noch schneebilder
                \"Everything, absolutely everything, is possible\" Lars Monsen

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                  #9
                  Zitat von Zwiebelforscher
                  darf man fragen wie viel der ganze spaß an unterkunft und anreisekosten gekostet hat so ungefähr?
                  Darf man, und man bekommt sogar eine Antwort:
                  So was gegen 800 Franken gingen für die Reise drauf (Interrail 26+, Reservationen, Zuschläge und Bus) und wohl nochmal so 300 Franken für die Übernachtungen. Also gesamthaft so gegen 1100 Franken / 700 €.
                  Da ich auch die ganze Anreise durch Deutschland habe, ist das Interrail für mich billiger als ein Scanrail, und da ich halt auch schon ein ganzes Stück über 30 bin fallen auch diverse Reduktionen weg.
                  Bei den Übernachtungen in den DNT-Hütten, muss man entweder Mitglied im DNT oder STF sein, oder zumindest in Begleitung eines Mitglieds. Als Nichtmitglied zahlt man aber den doppelten Preis, für eine Hüttentour lohnt sich die Mitgliedschaft allemal.

                  Gruss
                  Henning
                  Es gibt kein schlechtes Wetter,
                  nur unpassende Kleidung.

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                  • Fjaellraev
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    Damit die Vorfreude auf die nächste Tourensaison so richtig starten kann, und ich auch noch ein paar Bilder unterbringen kann habe ich mich jetzt doch endlich dazu durchgerungen mit dem Tourenbericht anzufangen.

                    Here we go again :wink:

                    Bevor es an die Fakten geht noch etwas in eigener Sache:
                    Darf ich vorstellen? Meine Begleiterin für die visuellen Eindrücke.
                    Ihagee Exakta Varex IIa Dresdner Feinmechanik vom Feisten

                    Einmal solo

                    Sowie in Begleitung ihrer Mitarbeiter...

                    Ab nach Norden
                    Nach einer durch Hochwassereinsätze und anschliessendes Klassentreffen doch recht schlaflosen Woche, geht es endlich los. Dadurch dass ich von Bern und nicht vom Hasliberg aus starte, ist die Fahrt zwar etwas kürzer, aber ich bin doch froh als der Nachtzug mit 15 Minuten Verspätung in Fulda eintrifft und ich endlich in den Liegewagen kann.
                    Klar wache ich jedes Mal kurz auf wenn jemand aussteigt, aber ich bin doch müde genug um gleich wieder einzuschlafen.
                    Als ich dann endgültig aufwache, bin ich alleine im Abteil, draussen scheint die Sonne und wir haben ausnahmsweise mal keine Verspätung - Ein perfekter Start
                    Das Umsteigen in Kopenhagen und Malmö klappt so natürlich problemlos und ich kann im X2000 meine Lebensgeister mit einem guten schwedischen Kaffee endgültig wieder wecken. Auch wenn ich ja selber gerade aus einem Unwettergebiet komme, bin ich doch betroffen über die Schäden die man hier von den Winterstürmen immer noch sieht.
                    In Stockholm kommt mir meine Ortskenntnis die ich mir in den letzten Jahren in diesem Bahnhof angeeignet habe zugute, eine Viertelstunde reicht problemlos um den Connex-Zug nach Kiruna zu erwischen. So dass ich nicht mit einem X2000 bis Bräcke fahren muss um dann erst einzusteigen.
                    Mein reservierter Sitzplatz ist erstmal besetzt, aber da noch genügend andere Plätze frei sind, ist das absolut kein Problem.
                    Irgendwann kommt dann noch Snuffy, der im gleichen Zug bis Abisko fährt, vorbei (hatten wir vorher über ICQ ausgemacht ) um eine Weile zu schwätzen. Er ist nicht der Erste der sich über meinen halbleeren Rucksack wundert, aber da ich weder Zelt noch Schlafsack dabei habe, und auch den meisten Proviant erst in Kiruna kaufen will, bekomme ich halt 60 l nicht voll.
                    Nachdem er sich mit seinen Kumpels wieder in Richtung Schlafwagen verabschiedet hat, schwätze ich noch eine Weile mit meiner Abteilgenossin, bevor ich mich auf den Weg zum Gegenbesuch mache. Die drei sind natürlich schon am pennen, kein Wunder es ist ja ein Schlafwagen . Auch ich lege mich dann bald einmal hin, da eine Schwedin die in unserem Abteil sass einen anderen Platz gewählt hat, haben wir je 3 Sitzplätze zum schlafen zur Verfügung, und irgendwelche "Vandalen" haben die störenden Holzteile zwischen den Sitzen auch schon entfernt, so dass nur die Knöpfe meiner Fjällräven Hose drücken.

                    Tag 0
                    Endlich in Lappland

                    In der Nacht hat sich das Wetter verschlechtert, bewölkter Himmel und ab und zu Regen, aber der Wetterbericht in der Zeitung verspricht Besserung. In Gällivare verlässt mich meine Abteilgenossin um sich auf den Weg von Ritsem nach Riksgränsen zu machen. So meiner Unterhaltung beraubt, schaue ich nochmal bei Snuffy vorbei. Diesmal sind sie wach, so dass wir noch eine Weile rumschwätzen bevor ich in Kiruna den Zug verlasse.
                    Die Einkäufe sind recht schnell erledigt, nur ein 250g Paket Kochkaffee lässt sich nirgends auftreiben, und 500g erscheinen mir doch etwas viel.
                    Nach einem Mittagessen im Imbiss an der Busstation, mit dem letzten Salat bis Abisko (Wie ich denke), warte ich nur noch auf den Bus nach Karesuando. Neben einer deutschen Jugendgruppe (Deren sehr geschwätziger Begleiter zum Glück mit dem Auto vorneweg fährt) ist ein älterer Schwede der auch mit dem Zug aus Stockholm kam, der einzige Fahrgast der wie ich die ganze Strecke fährt. Wir schwätzen eigentlich während der ganzen Fahrt miteinander, was meinem Schwedisch ganz gut tut. er übernachtet auch in der JH und will dann nach Pältsa, wir werden uns also noch ein paarmal sehen.
                    In der Jugendherberge bin ich neben drei Schweden der einzige Gast, nachdem ich mein Zeug deponiert habe, schaue ich mich noch etwas im Ort um, erwartungsgemäss ist es relativ trostlos. Auf der finnischen Seite sieht es aber noch trister aus, der Supermarkt dort hat am 30. April dichtgemacht, die einzige Einkaufsmöglichkeit ist noch der Tankstellenshop. Tja da werde ich morgen wohl mal noch im ICA auf der schwedischen Seite schauen, ob er kleinere Kaffepakete hat.

                    Tag 1
                    Chinesentaxi oder Drei Länder ein Tag

                    Ich muss mich schon ziemlich zusammennehmen um nicht vor 7 Uhr aufzustehen, draussen ist strahlend blauer Himmel .
                    Meinen Rucksack deponiere ich unter der Terasse der Touristinformation, deren Dienste ich auch noch als Kaffeestube und kostenloses Internetcafé nutze. Erwartungsgemäss gibt es auch im ICA keine 250g Pakete Kaffee, dann kaufe ich halt noch ein Päckchen Tee.
                    Gross rumschauen mag ich im Ort eigentlich nicht, so dass ich gegen 10 Uhr rüber auf die finnische Seite gehe, wo um halb zwei mein Bus fahren würde. Ich kann schliesslich auch dort in der Sonne sitzen und mein Glück als Tramper versuchen.
                    Aber die meisten Autos die angefahren kommen fahren nur bis zur Tankstelle, oder biegen nach Schweden ab, und soviel Verkehr ist ja nicht.
                    Doch dann hält eines an, vier Chinesen (Grosseltern, Vater und Sohn) die auf dem Weg nach Norwegen sind und noch genug Platz haben um mich nach Kilpisjärvi mitzunehmen. Die Fahrt ist äusserst kurzweilig, auch wenn der Vater (und Fahrer) wohl der Einzige ist, der Englisch kann. Für den Rest gilt, dass die jetzt Chinesisch und nicht Finnisch reden ist egal, verstehen tue ich beides nicht.
                    Langsam zeigt sich schon die Herbstfärbung, aber für intensive Farben war es die letzte Zeit noch zu warm, aber auch so ist die Landschaft einfach genial schön. Kurz nach halb zwölf setzen sie mich auf einem Parkplatz nördlich von Kilpisjärvi ab und ich kann vier Stunden früher als geplant loslaufen.
                    Es dauert nicht lange und meine Gedanken sind wirklich frei, nur noch hier in Lappland, der ganze Alltag scheint so weit weg. Nach der recht nervenaufreibenden Zeit der letzten Wochen und Monate tut es echt gut. Der Weg ist nicht sonderlich anspruchsvoll, aber doch abwechslungsreich. "Rennstrecken" wechseln mit kräftigen Steigungen ab. An den Leuten die mir entgegen kommen, merkt man gut dass das Treriksröset ein beliebtes Ziel für Tagesausflüge ist, es sind nicht wenige und die Rucksäcke sind klein.
                    Nachdem ich den Ausblick auf die Seen unter mir genossen habe, muss ich beim Abstieg wieder ziemlich auf den Weg achten, ab und zu wird er nämlich auch von einem Bach genutzt...
                    Die finnische Blockhütte am Treriksröset schaue ich mir nur von weitem an, sie ist belegt und daneben wird gebaut (=Lärm), da verlege ich meine Rast doch lieber an den Betonklotz im See, wo es leiser ist und ich für mich alleine bin.

                    Auf dem Weg zur Gålda Hütte bin ich dann völlig alleine, und auch dort bleibe ich der einzige Gast. So erledigt wie ich doch noch bin, ist mir das nicht unrecht. Ich geniesse die Ruhe, heize den Ofen ein (der nicht recht ziehen will) und spaziere noch eine Weile in der Umgebung der Hütte umher.
                    Schon so gegen 21 Uhr, also der Zeit zu der ich eigentlich meine Ankunft geplant hatte, verziehe ich mich ins Bett.

                    Soviel mal für den Anfang...

                    Gruss
                    Henning
                    [edit] Rechtschreibefehler bei der Herkunftsbezeichnung der Kamera nach Hinweis aus DD korrigiert.
                    Es gibt kein schlechtes Wetter,
                    nur unpassende Kleidung.

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                    • Fjaellraev
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                      • 21.12.2003
                      • 13981
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                      • Meine Reisen

                      #11
                      Tag 2
                      Kungsleden?

                      Der Tag begrüsst mich mit einem völlig bedeckten Himmel, so dass ich es trotz frühem Tageslicht bis kurz vor sieben im Bett aushalte. Nach dem Frühstück putze ich noch schnell den Ofen raus, ich denke der grosse Ascheberg war gestern Abend für meine Feuerprobleme mitverantwortlich. Da ich ja weiter nach Pältsa will, und nicht auf direktem Weg nach Gappo, steht zu Beginn der gleiche Weg wie gestern an, ich laufe zurück zum Treriksröset. Besucher sind um diese Zeit noch keine da, nur von der Baustelle tönt schon das Notstromaggregat und ein Motorboot mit Anglern braust über den See.


                      Zum Glück hat der DNT bessere Hütten als diese

                      Ich mache nochmal die Dreilädertour (umrunde den Betonklotz), finde auf der finnischen Seite die ersten Hjortron dieser Tour, und mache mich dann auf den hügeligen Weg in Richtung Pältsa.


                      Blick zurück auf den Betonklotz

                      Auch nachdem die Höhe erreicht ist, bleibt der Weg recht anspruchsvoll, immer wieder geht es über leicht überwachsene Geröllfelder und dazu eine ewige Berg und Tal Tour.
                      Hatte ich gehofft die Menschenmassen mit dem Treriksröset hinter mir zu lassen, so sehe ich mich getäuscht. Ich komme mir echt fast vor wie auf dem Kungsleden, insgesamt kommen mir sicher 40 bis 50 Leute entgegen. Auch wenn nicht alle in Pältsa in der Hütte waren, so war die Hütte doch ziemlich überfüllt wie mir die Stugvärdin später erzählt. Das Wetter bessert zusehends, aber mir wäre es doch zu kühl um wie eine der Gruppen der ich begegne ein Bad im See zu nehmen. Ich friere schon beim Anblick

                      Nach der farblich doch manchmal recht tristen Hochebene ist der Blick ins grüne Tal bei Pältsa richtig überwältigend, Waldgebiete und ein schöner Fluss.

                      Leider kommen die Farben auf dem Bild nicht so recht raus...

                      Noch bevor ich bei der Stugvärdin vorbei gehen kann, sehe ich ein bekanntes Gesicht, Peter der jüngere Schwede aus der JH in Karesuando ist schon gestern hier angekommen und war heute auf dem Pältsa.
                      Bei der Stugvärdin verbringe ich dann auch gleich längere Zeit, sie hat vor über 40 Jahren mal in Adelboden gearbeitet und spricht immer noch sehr gut deutsch, das sie mit mir natürlich gleich wieder übt. Mein Schwedisch kann ich ja mit den Gästen trainieren...
                      Nach einem Tee folge ich dann ihrer Empfehlung und mache einen kurzen Spaziergang runter zum Wasserfall. Das war zwar sowieso geplant, aber ob ich ohne ihren Hinweis die Broncefigur auch gesehen hätte?
                      Bei meiner Rückkehr ist dann auch Magnus (Der Schwede aus dem Bus) eingetroffen, womit die heutige Belegung der Hütte komplett ist.
                      Vor dem Nachtessen steht noch ein Ausflug in meine morgige Marschrichtung auf dem Programm, zu einem Sandstrand unter einem Steilufer. Auch hier ist es einfach genial schön, immer mehr kann ich die Leute verstehen, die nach Pältsa kommen, ohne gleich auf eine lange Tour zu gehen. Ich weiss nicht wieso die Exakta in der Hütte geblieben ist, aber es ärgert mich, im Licht der untergehenden Sonne wirkt alles noch viel schöner.
                      Der Rückweg dauert dann einiges länger als geplant, überall sind Rentiermütter mit Kälbern, und die will ich ja wirklich nicht aufschrecken, also mache ich den einen oder anderen Umweg - nur um gleich vor den nächsten Rentieren zu stehen.
                      In der Hütte ist es dann echt gemütlich, wir sitzen lange rum und schwätzen, obwohl Birgitta auch erst seit kurzem als Stugvärdin da ist weiss sie doch so einiges zu erzählen: Auch das vor etwa 10 Tagen (kurz bevor sie kam) am Fluss eine Bärin mit Jungem gesehen worden sei, sie habe aber gut auf den Anblick verzichten können - die Rentiere um die Hütte seien ihr lieber. Und mir ehrlich gesagt auch, wobei es ja schon cool wäre mal einen Bären zu sehen.

                      Tag 3
                      Reindeers in the mist

                      Der leichte Nebel der beim Aufstehen im Tal hängt, verstärkt sich langsam aber stetig. Um acht Uhr sind wir alle startklar, Birgitta begleitet Magnus auf den Pältsa, Peter geht meinen gestrigen Weg und ich mache mich auf den kurzen Weg nach Gappo.
                      Die Rentiermütter sind auch heute links und rechts des Wegs anzutreffen, da sie auch an der "Sandklippe" sind, verzichte ich auf den Abstecher dorthin, für Photos käme das Licht eh aus der falschen Richtung.

                      "reindeers in the mist"
                      Dadurch das der Weg heute die ganze Zeit auf einem Moränenrücken verläuft, ist er sehr angenehm zu laufen, leider wird der Nebel zeitweise so dicht, dass ich nichtmal die Landschaft am Fuss der Moräne sehen kann.

                      Aber was ich sehe sieht echt gut aus, und der Nebel gibt dem ganzen auch einen speziellen Touch.
                      Als ich kurz vor Gappo ans Ende der Moräne komme, klart auch der Himmel auf, strahlender Sonnenschein für den Rest des Tages.

                      Mit der Sonne kam auch der steinige Weg...

                      Für ein Bad im Tümpel neben der Hütte ist mir das Wasser echt zu kalt, aber für eine ausgiebige Wäsche geht es. Ich bin halt ein Weichei mehr als die Unterschenkel kriege ich einfach nicht ins Wasser.
                      In der Hütte steht noch ein Beutel mit Kochkaffee rum, so dass es nach dem Mittagessen endlich wieder eine Kaffee gibt.

                      Auch aus so einer gemütlichen Hütte zieht es mich ans schöne Wetter

                      Dass es mich bei dem schönen Wetter nicht in der Hütte hält ist ja klar, draussen locken Sonne, Photomotive und Hjortron (Nachdem die gestrigen in Finland waren, sind heute Schweden und Norwegen an der Reihe). Der Hügel neben der Hütte bietet zwar eine gute Weitsicht, aber in Richtung Pältsa ist so starkes Gegenlicht, dass keine Photos möglich sind, so muss ich eben auf Bilder dieses Tals für dieses Jahr verzichten.

                      Auch die kleinen Sachen geben schöne Photomotive ab

                      So langsam füllen sich dann beide Hütten, nachdem erst einige Wanderer die andere Hütte beziehen, kommt bei mir eine Gruppe von sieben Norwegerinnen rein. Da ist es ja gut habe ich mir ein Bett im "Wohnzimmer" genommen, so können sie den Schlafraum in Beschlag nehmen. Allzu viel Kontakt ergibt sich leider nicht mit ihnen, da wohl nur eine wirklich englisch kann. Auf jeden Fall wollen sie morgen auch nach Rosta, da die dortigen Hütten noch etwas kleiner sind als hier und auch schnell von der Strasse aus erreicht werden können, könnte es voll werden, besonders da morgen Samstag ist.
                      Wasser zu holen ist hier wirklich ein rechtes Unternehmen, es war ja schon in Pältsa nicht wirklich nah, aber hier kommt noch ein recht felsiger Weg dazu. 10 Minuten brauche ich sicher für Hin- und Rückweg, mit zwei Kesseln Wasser läuft man aber natürlich auch nicht gerade schnell, besonders wenn man möglichst nichts verschütten will. Da bin ich im Nachhinein doppelt froh, dass ich bei meiner Ankunft zwei volle Kessel vorgefunden habe.
                      Irgendwie fehlen mir heute abend schon die Rentiere um die Hütte

                      Gruss
                      Henning
                      Es gibt kein schlechtes Wetter,
                      nur unpassende Kleidung.

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                      • Fjaellraev
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                        • 21.12.2003
                        • 13981
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                        #12
                        Tag 4
                        Es wird eng

                        Wie schon die letzten Tage wache ich wieder recht früh auf und rolle mich dann auch bald aus meinem Bett. Dadurch bin ich schon mit dem Frühstück fertig, als die Norwegerinnen beginnen die Küche und den Tisch zu belagern.
                        Da leichter Nieselregen herrscht, ziehe ich das Regenzeug an und mache mich schon um 7:15 auf den Weg nach Rosta.
                        Trotz, oder vielleicht auch gerade wegen (Ich liebe die unwirkliche Stimmung der tief hängenden Wolken), des trüben Wetters macht es Spass zu laufen, den Rucksack spüre ich kaum noch. Das Isdal ist trotz des trüben Wetters recht eindrücklich, nur gibt es so halt nicht viel für Photos her.

                        Nur einer der vielen eindrücklichen Felsbrocken im Isdal

                        Dass das Wetter hier wirklich unangenehm sein kann, merke ich auch daran, dass an einer Stelle ein zerfetztes Helsport Zelt zwischen den Felsen liegt. Bei Sturm dürfte es hier wirklich ungemütlich sein.
                        Nach der Steinwüste ist der Abbruch runter ins Rostadalen der absolute Hammer, man steht in der Steinwüste und schaut in ein grünes Tal, einfach genial. Das dazu auch noch die Sonne zum Vorschein kommt steigert den Eindruck natürlich weiter. Der Abstieg geht dann recht zügig, und auch die letzten Bachquerungen des Tages verdienen die Bezeichnung Watstelle kaum, ich komme überall problemlos in den Lundhags und ohne Stöcke durch, aber es herrscht auch kein allzu hoher Wasserstand.

                        Gelber Farn in grünem Tal

                        Im Tal komme ich natürlich wieder schneller vorwärts, und bald kommen die Hütten in Sicht. Schon von weitem sehe ich eine Gruppe von den Hütten weglaufen, die wohl auf Tagesausflug geht (aus einer Hütte steigt Rauch auf). Und richtig, als ich bei den Hütten ankomme, sieht die eine schon ziemlich belegt aus, so dass ich mich in der anderen einquartiere. Ich bin noch nicht mal dazu gekommen Wasser zu holen, da steht schon die nächste Gruppe in der Tür. Nachdem sie mich erstmal auf Norwegisch angequatscht haben, und ich schlicht gar nichts verstanden habe, wechseln sie auf Englisch, da geht es dann doch deutlich besser. 6 Norwegerinnen und 1 Schwedin auf Wochenendausflug, eine echt witzige Bande, es dauert nicht lange und wir sitzen zusammen rum, trinken Kaffee und essen Kekse. Da sie, wie sie sagen, eh zuviel Essen dabei haben, laden sie mich auch gleich zum Nachtessen ein.
                        Aber erstmal ist noch Sonnenschein geniessen angesagt, ich laufe gemütlich zu einem Wasserfall in der Nähe, und inspiziere dabei eine auf der Karte eingezeichnete Hütte, die ist in der Zwischenzeit ziemlich zerfallen und war wohl auch in besseren Tagen eher eine grössere Hundehütte... Es ist eine geniale Gegend, ich sitze eine ganze Weile am Wasserfall in der Sonne, bevor ich mich, Blaubeeren und Moltebeeren futternd, wieder auf den Weg zur Hütte mache.

                        Leider sind die anderen Bilder am Wasserfall nicht wirklich scanbar geworden...

                        Alle später ankommenden Leute können wir irgendwie in die andere Hütte abschieben, oder sie schauen gar nicht erst bei uns rein, dort dürften am Schluss wohl 15 Personen bei 8 Betten sein, auch die 7 Norwegerinnen aus Gappo sind dort.
                        Das Nachtessen ist absolut genial: Rentiergeschnetzeltes, Schneehuhn, Preiselbeeren, Pfifferlinge, Blumenkohl und Reis, dazu noch das eine oder andere Glas Rotwein. Die Zutaten für so ein Essen kann man wirklich nur für einen Wochenendausflug mitnehmen.
                        Als ich dann schon am spülen bin, kommen Holger und Claudia an (2 Deutsche die ich schon in Gappo von weitem gesehen hatte), sie werden dann gleich eingeladen unsere Reste, die es zur Genüge gibt, zu essen. Mein Bett, im Wohnzimmer, trete ich den beiden auch gleich ab, so dass sie die beiden Betten dort haben (Die Gruppe hat das Schlafzimmer), ich kann ja schliesslich auch auf der Couch schlafen. Tja als erster in der Hütte und am Schluss kein Bett, das ist wieder mal typisch für mich .
                        Wir verziehen uns dann (mit dem Wein) erstmal an ein Lagerfeuer das unsere Nachbarn draussen entzündet haben, wo wir gemütlich weiter schwätzen. Meistens rede ich ja englisch, aber die Schwedin will "natürlich" dass ich schwedisch schwätze, was ich dann auch mache, wenn die anderen norwegisch reden komme ich zwar nicht immer wirklich mit, aber so langsam kommt auch das Verständnis für diese Sprache wieder. Zwischendurch treibt uns der regen zurück in die Hütte, aber irgendwann klart es auch wieder auf, so dass wir noch eine Weile Sterne gucken gehen.
                        Zum Frühstück werde ich im Verlauf des Abends auch noch eingeladen, da komme ich sicher nicht sehr früh weg, aber da wir eh bis um 1 Uhr rumsitzen und schwätzen, wäre das auch ohne diese Einladung wohl kaum der Fall.
                        Solche Begegnungen machen wirklich den Spass an Hüttentouren aus, Leute trifft man halt schon mehr als wenn man sein Zelt irgendwo in der Wildnis aufbaut.

                        Tag 5
                        Kalte Finger

                        Dass ich heute kaum schon vor 7 Uhr erwachen würde war ja zu erwarten, trotzdem staune ich wie lange und besonders wie gut ich auf der Couch geschlafen habe. Da kein Fenster offen war, ist die Luft recht stickig und ich habe leichte Kopfschmerzen (Wirklich von der Luft und nicht vom Wein ), aber wenigstens war es angenehm warm. Als erstes steht dann auf jeden Fall mal lüften und abendliches Chaos aufräumen auf dem Programm. Während Holger und Claudia frühstücken kommt dann auch im anderen Zimmer langsam Leben auf. Das Frühstück hat es dann wieder in sich, Brot hatte ich ja bis Abisko eigentlich aus meinem Vokabular gestrichen, dazu frisches Blaubeerkompott, Eier, Braunkäse... Es ist für meine Tourverhältnisse richtig luxoriös.
                        Danach wird noch schnell die Hütte aufgeräumt und kurz nach 10 Uhr sind wir dann alle startklar, irgendwie ist es schade dass wir schon wieder verschiedene Wege gehen, aber es kommt sicher wieder die nächste Begegnung. Nieselregen und starker Wind lassen mich wieder in der Regenbekleidung laufen. Holger und Claudia hole ich recht bald ein, während sie mit der Suche nach dem weiteren Wegverlauf beschäftigt sind. Nachdem wir die Suche gemeinsam erfolgreich zu Ende geführt haben, lasse ich sie recht bald wieder weit hinter mir. Trotz kräftigem Wind von vorne laufe ich recht zügig.

                        Das Wollgras hat es doch gut, es wird zwar auch vom Wind gebeutelt, muss aber nicht dagegen anlaufen.

                        Obwohl es eigentlich nur wieder eine Steinwüste mit ein paar Seen drin ist, sind die Ausblicke schlicht genial. Ab und zu verfluche ich mich, dass ich die Handschuhe zuunterst im Rucksack habe, der Wind geht so stark und kalt dass die Hände fast taub sind.

                        Steine, Wasser, kalter Wind...

                        Die einzigen Leute, die mir heute entgegenkommen, sind 2 Norweger mit Huskies, die mich nach der Begrüssung doch glatt fragen ob ich aus Finland sei, also für einen Finnen wurde ich doch noch nie gehalten .
                        Auf dem Aufstieg zum höchsten Punkt des Tages habe ich dann echt das Gefühl eine Pause zu brauchen, immerhin bin ich auch schon wieder seit 3 Stunden unterwegs. Aber nirgends gibt es einen einigermassen wingeschützten Platz, so dass ich mich noch ein ganzes Stück weiterschleppen muss, bis ich hinter einem Stein einen doch einigermassen geschützen Ort finde. Nachdem ich etwas gefuttert habe, schalte ich zum Spass mal das Handy ein, ich habe tatsächlich Empfang und von einer Freundin trifft auch noch ein SMS ein, die Antwort zu tippen wird mit den kalten Fingern doch eine rechte Tortur, aber es geht. Weiter zu laufen geht nach der Pause dann doch gleich wieder viel besser, auch wenn der Wind mich manchmal fast vom Weg abbringt.

                        Auch wenn das Wetter unfreundlich ist, ein Gipfelbild am höchsten Punkt der Tour muss sein.

                        Der Blick hinunter ins Dærtadal ist dannwieder ähnlich faszinierend wie gestern, der Abstieg dann aber deutlich anspruchsvoller, wenn auch längst nicht so heftig, wie ich ihn nach Peter Bickels Beschreibung erwartet hatte.

                        Auch dieser Abstieg war zu schaffen...

                        Im Tal komme ich dann wieder sehr schnell voran, so dass ich nach gut 5 Stunden an der Hütte stehe (1 Stunde weniger als die in der Regel doch recht knappen DNT Angaben). Ich mache es mir in der Hütte gemütlich, trinke Kaffee, esse Kekse und heize nach Anlaufschwierigkeiten die Bude auf. Draussen regnet es zwischendurch noch ein paarmal, was bei dem starken Wind sicher stärker wirkt als es ist, aber wenn die Sonne rauskommt ist es absolut traumhaft teilweise gibt es wahnsinnige Regenbogen. So gegen halb acht treffen dann auch Holger und Claudia ein, und dabei bleibt es dann auch bis gegen 10 Uhr noch zwei Norweger ankommen. Die hatten zwar die Koordinaten der Hütte auch in ihrem GPS gespeichert, waren aber doch ganz froh, dass ihnen das Licht unserer Kerze auch so den Weg gezeigt hat.

                        Ein paar Bilder zu diesen Tagen finden sich ja schon am Anfang des Threads, vielleicht kommen noch ein paar nach, aber im Moment konzentriere ich mich mal aufs tippen
                        [Edit: Wie unschwer zu sehen ist, sind die Bilder dazugekommen :-) , jetzt hat der Hjortronbjörn auch was zu gucken, und nicht nur zu lesen.]

                        Gruss
                        Henning
                        Es gibt kein schlechtes Wetter,
                        nur unpassende Kleidung.

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                          • 21.12.2003
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                          #13
                          Tag 6
                          Der längste Tag

                          Das Wetter hat sich über Nacht nicht gebessert, es bläst ein kalter Wind, begleitet von starkem Nieselregen. Da bin ich doch ganz froh, dass das Klo hier in der Hütte ist, und ich erst beim Aufbruch raus in das unfreundliche Wetter muss, abwarten bringt es heute nicht, da ich kein Zelt dabei habe muss ich die 25km bis zur Dividalshütte einfach schaffen. Anfangs habe ich die Kameratasche noch vor dem Bauch, aber bald wird es mir doch zu nass, der Kauf einer Ortliebtasche für mein gutes Stück wird immer wahrscheinlicher... Der Weg durch das Geröllfeld ist schon recht mühselig, aber wirklich anspruchsvoll sind immer nur kurze Stücke, so dass ich trotzdem ganz gut voran komme. Als der Regen etwas nachlässt, kommt die Kamera wieder vor den Bauch, nicht nur weil ich doch ganz gerne ein paar Bilder machen möchte, sondern auch um die Kartentasche bei dem Wind zu fixieren.

                          Das Laufen ist recht kurzweilig, immer wieder schauen frisch verschneite Gipfel aus dem Nebel hervor (Komme ich noch bis in den Schnee?) und kleiner Rentierherden kreuzen meinen Weg, aber ich merke doch dass ich langsam müde werde und den morgigen Ruhetag sicher gut brauchen kann.
                          Nachdem ich die wirklich sehr sumpfige Passage zwischen den beiden Seen am Bumannsberg hinter mich gebracht habe, mache ich eine kurze Essensrast mit dem letzten Power-Sandwich (Ein Stück Schmierkäse zwischen 2 Keksen) und schaue den Rentieren zu (Oder schauen die eher mir zu?), bis mich ein erneuter Nieselregen wieder auf die Beine treibt. Zusammen mit dem starken Wind, drücken die dauernden Nieselschauer doch etwas auf die Moral, aber zum Glück hören sie gegen Mittag auf. Bei der Querung des Skaktarjåkka habe ich dann nur noch mit dem Wind zu kämpfen, schon um mich gegen seine ständigen Attacken zu schützen kommen diesmal die Stöcke zum Einsatz, auf den nassen Steinen wäre es sonst doch etwas gar ungemütlich geworden. Aber auch sonst sind sie diesmal angebracht, vom Ufer sah der Fluss mal wieder einfacher aus, als er am Schluss war, aber die Lundhags sind einmal mehr hoch genug, so dass die Sandalen nicht zum Einsatz kommen müssen.

                          Heisst ein Wasserfall, an dem das Wasser nicht bis zum Boden fällt, eigentlich noch Wasserfall?

                          Am anderen Ufer suche ich mir dann eine einigermassen windgeschützte Stelle und koche mir etwas zum Mittagessen, durch das Festessen vom Samstag habe ich ja mehr als genug zu essen dabei.
                          Danach fühle ich mich wieder fit genug, den heftigen Anstieg, der mir bevorsteht, in Angriff zu nehmen. Hier kommen mir 4 Personen, die einzigen die ich heute treffe, entgegen, mit den letzten beiden (2 Deutschen) schwätze ich kurz.

                          Farbspiele während des kräfteraubenden Aufstiegs

                          Blick zurück ins Tal

                          Oben angekommen werde ich für die Mühen des Anstiegs entschädigt, der Weg zieht sich an den Talflanken entlang und gibt immer wieder den Blick auf mäandernde Bäche und weit entfernte Gipfel frei. Leider ist alles etwas mit Wolken verhangen, aber faszinierend ist es so oder so.

                          Bäche

                          Weite Ebenen

                          Ferne Berge

                          Der Abstieg geht dann recht zügig und ist trotz teilweise steilen Stücken ganz gut zu laufen, der sandige Untergrund ist halt angenehmer als Geröllhalden. Ein Nachteil davon ist die Erosion, wo die Vegetationdecke von den Wanderschuhen weggetrampelt ist, findet das Wasser eine gute Angriffsfläche und entsprechend tiefe Gräben sind die Folge. Die Wanderer laufen natürlich um diese Gräben herum, so dass sich das gleiche Spiel ein paar Meter weiter wieder fortsetzt.

                          Kein weitere Kommentar

                          Ich bin dann echt froh nach gut 8 Stunden die Hütten zu erreichen, ich quartiere mich in der älteren, gemütlicheren und kleineren (dadurch besser zu heizen) Hütte ein, und trinke erstmal ausgiebig Kaffee. Es ist die erste Hütte, in der kein Reis zu finden wäre, dafür ein paar norwegische Trekkingmahlzeiten, von denen ich wohl morgen mal eine testen werde.
                          Bevor ich gar zu faul werde, wasche ich mal noch meine Klamotten, bis morgen Abend sind sicher auch die Wollsocken wieder trocken.
                          Nachdem Nachtessen lese ich noch in ein paar norwegischen Zeitschriften, die in der Hütte rumliegen, aber bevor ich dazu Kerzenlicht brauchen würde entscheide ich mich gegen halb neun für das warme und weiche Bett und schlafe dann auch recht schnell ein.

                          Tag 7
                          Hausmann

                          Bis gegen halb acht schlafe ich mehr oder weniger durch, 11 Stunden das ist bei mir doch eher aussergewöhnlich, wenn ich nicht aufs Klo müsste würde ich wohl noch eine ganze Weile liegen bleiben.
                          Der Himmel ist total bedeckt, nur ab und zu schauen ein paar verschneite Gipfel zwischen den Wolken hervor, aber heute ist mir das Wetter eigentlich ziemlich egal, erstmal wird der Ofen eingeheizt, und dann gemütlich gefrühstückt. Einfach nur faulenzen kann ich natürlich auch an meinem Ruhetag nicht, erst lese ich in den DNT-Zeitschriften und Hüttenbüchern, dann fange ich an die Hütte aufzuräumen. Wachsvertropfte Teller werden geputzt, Kartenspiele auf Vollständigkeit kontrolliert, wirklicher Müll entsorgt. Daneben mache ich noch eine Ladung Brennholz bereit, die Holzstücke müssen gesägt und gehackt werden, damit sie in den Ofen passen. Im Holzschuppen der neuen Hütte liegt zwischen ganz viel anderem Gerümpel eine Blechdose die ganz gut geeignet ist um einen Vorrat an feinem Anfeuerholz aufzunehmen, also wird auch das noch gemacht.
                          Da der Himmel den ganzen Tag ziemlich bedeckt bleibt, und bei 5° Aussentemperatur ein kräftiger Wind geht, zieht es mich nicht unbedingt nach draussen, aber ein bisschen Hüttenumgebung erkunden muss trotzdem sein, aber es bleibt bei kurzen Ausflügen.

                          Auch auf kurzen Ausflügen gibt es Bilder...


                          So gegen 16 Uhr kommen dann Holger und Claudia an und kurz danach eine norwegische Schulklasse, die die neue Hütte in Beschlag nimmt. Nach meinem gestrigen Aufbruch hat sich das Wetter in Dærta noch weiter verschlechtert, es hat sogar gehagelt, gegen Mittag, als sie aufgebrochen sind, hat es dann aber auch dort gebessert. Die Zeit vergeht uns mit schwätzen mal wieder wie im Flug.
                          Irgendwie wundert es mich schon, obwohl ich heute schon am Mittag kräftig gegessen habe, habe ich beim Nachtessen wieder kräftig Hunger. Ich esse mehr als an einem Wandertag, obwohl ich weniger geleistet habe, aber wahrscheinlich hat der Körper einfach mehr Zeit um sich zu Wort zu melden.
                          Etwas später als gestern wird es heute, aber als die Kerze runtergebrannt ist, verziehe auch ich mich wieder in mein Bett.

                          Und wieder keine Bilder . Keine Angst da kommen noch ein paar, aber die müssen erst gescannt und/oder hochgeladen werden. Und alles (Wiki Schweden, Bericht schreiben, Bilder) schaffe ich halt nicht parallel.
                          [[Edit: Der aufmerksame Leser hat es schon gemerkt, auch hier sind Bilder dazugekommen...]

                          Gruss
                          Henning
                          Es gibt kein schlechtes Wetter,
                          nur unpassende Kleidung.

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                            #14
                            Hejsan!
                            Danke für die Bilder und Berichte, Bergfuchs :wink:
                            Bisher hab ich von Hüttentouren noch nicht so viel gehalten, aber das was du so schreibst, macht mir darauf auch Lust. Ist halt schon ne andere Welt, ob man nur kurz mal in ner Hütte vorbeischaut und dann 3km weiter zeltet oder Abend, Nacht und Morgen mit neuen Gesichtern verbringt. Aber diesmal wird gezeltet, die Hüttenübernachtungen leiste ich mir vielleicht wenn ich irgendwann später dann mal Geld hab
                            Zitat von Fjaellraev
                            Wachsvertropfte Teller werden geputzt, Kartenspiele auf Vollständigkeit kontrolliert, wirklicher Müll entsorgt. Daneben mache ich noch eine Ladung Brennholz bereit, die Holzstücke müssen gesägt und gehackt werden, damit sie in den Ofen passen.
                            Hehe, scheint wohl gar nicht mal so schlecht zu sein, daß sich jedes Jahr haufenweise (ordentliche) Deutsche in Skandinavien austoben
                            Wandern auf Ísland?
                            ICE-SAR: Ekki týnast!

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                            • Fjaellraev
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                              • 21.12.2003
                              • 13981
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                              #15
                              Zitat von Moltebaer
                              Bisher hab ich von Hüttentouren noch nicht so viel gehalten, aber das was du so schreibst, macht mir darauf auch Lust. Ist halt schon ne andere Welt, ob man nur kurz mal in ner Hütte vorbeischaut und dann 3km weiter zeltet oder Abend, Nacht und Morgen mit neuen Gesichtern verbringt. Aber diesmal wird gezeltet, die Hüttenübernachtungen leiste ich mir vielleicht wenn ich irgendwann später dann mal Geld hab
                              Ging mir eigentlich auch lange ähnlich wie dir , besonders bei den Preisen in Schweden , aber bei 100 NOK pro Nacht war das nach der Anfangsinvestition (STF-Mitgliedschaft) gar nicht mehr so elitär...
                              Zitat von Moltebaer
                              Zitat von Fjaellraev
                              Wachsvertropfte Teller werden geputzt, Kartenspiele auf Vollständigkeit kontrolliert, wirklicher Müll entsorgt. Daneben mache ich noch eine Ladung Brennholz bereit, die Holzstücke müssen gesägt und gehackt werden, damit sie in den Ofen passen.
                              Hehe, scheint wohl gar nicht mal so schlecht zu sein, daß sich jedes Jahr haufenweise (ordentliche) Deutsche in Skandinavien austoben
                              Ich glaube nicht dass das von der Nationalität abhängt, es gibt wohl in jedem Land solche die mehr Ordnung halten, und solche die einen Saustall hinterlassen. Ich habe auf jeden Fall auch einige unordentliche Mitteleuropäer und sauber putzende Skandinavier in den Hütten erlebt, wobei letztere zum Glück häufiger waren....

                              Gruss
                              Henning
                              Es gibt kein schlechtes Wetter,
                              nur unpassende Kleidung.

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                              • Fjaellraev
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                                • 21.12.2003
                                • 13981
                                • Privat

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                                #16
                                Tag 8
                                Valley of dreams

                                Der Morgen beginnt mit dem gleichen Bild wie alle anderen: Am Hüttenfenster landen die Regentropfen... Aber nach Frühstück und Hütte putzen ist nur noch ein leichter Nieselregen übrig, der dann auch bald aufhört. Ich bin echt froh, dass das Wetter etwas gebessert hat, schon auf dem Weg runter zum Fluss gibt es geniale Ausblicke.



                                Hätte ich diese Bilder gemacht, wenn ich schon gewusst hätte was mich an diesem Tag noch erwartet? Ich denke schon

                                Der Weg bis zur Brücke zieht sich dann doch etwas in die Länge, aber das liegt sicher auch daran, dass er im Wald verläuft. Auch wenn der Regen aufgehört hat, in den nassen Büschen ist das Regenzeug ganz angebracht. Die Watstelle oberhalb der Brücke schaue ich mir gar nicht genauer an, wenn sich schon ein Weg über den Fluss anbietet nehme ich den auch. Holger und Claudia haben es wie sie mir am Abend erzählen erst versucht, sich aber nach der Hälfte auch für die Brücke entschieden...


                                Der trockene Weg über den Fluss

                                Nach dem steilen Aufstieg auf der anderen Flusseite verschwindet die Regenjacke bald im Rucksack, die Regenhose behalte ich an, erstens ist das ganze Kraut doch noch sehr nass, zweitens knie ich doch immer wieder auf dem nassen Untergrund um Bilder zu machen.


                                Eines der Bilder bei denen die Regenhose ganz praktisch war...

                                Der Canyon des Anjavass ist ein erster Höhepunkt des Tages (Bilder am Anfang des Threads, wie überhaupt für den heutigen Tag), nach dem Wasser übernehmen immer mehr die Herbstfarben die Hauptrolle. Die Farbspiele werden immer genialer, schon bei bedecktem Himmel bleibe ich immer wieder stehen und kann nur noch staunen, bei Sonnenschein wäre ich wohl gar nicht mehr voran gekommen.


                                Beginn der intensiven Farbspiele

                                So hält mich eher der Weg auf, er erinnert mich immer wieder ans Rapadalen, sumpfig bis zum abwinken und durch mannshohes Weiden- oder Birkendickicht. Aber es macht Spass und das ist die Hauptsache, nur eines sollte man auf solchen Strecken besser unterlassen: An Bären zu denken, wenn einem plötzlich Leute entgegen kommen – dann erschrickt man nämlich höllisch darüber, so wie ich als mir zwei Norwegerinnen entgegen kommen :-) . Zwischendurch geht es aber auch über trockene Hügelzüge, auf denen ich dann auch jeweils kurz Pause mache, so dass ich den Rastplatz an der zweiten Brücke nicht benutze. Kann mir mal jemand erklären wieso dort die Axt angekettet war, während die Säge lose rumhängen durfte?
                                Als der Blick ins hintere Tal frei wird, verschlägt es mir echt fast den Atem. Ein breit aufgefächerter Fluss, dahinter (leider wolkenverhangene) Schneeberge, und alles voller Herbstfarben. Ich hätte echt Lust, das Zelt zu schnappen und ein paar Tage in das Tal hinein zu wandern, aber das wird zumindest dieses Jahr nichts, schliesslich liegt mein Zelt zuhause. So mache ich mich nach ein paar Kilometern mit dieser traumhaften Aussicht halt an den Aufstieg zur Vuomahytta. Die ältere Hütte dort ist zwar von gleicher Bauart wie in Dividal, aber irgendwie wirkt sie nicht so gemütlich, so dass ich mich in der neueren (und grösseren) Hütte (die der Bauart in Gålda und Gappo entspricht) einquartiere, nachdem ich eine Weile mit dem spinnenden Schloss gekämpft habe.
                                Nach einer Weile trifft dann die norwegische Schulklasse ein, die natürlich um die grössere Hütte froh gewesen wäre. Tja ich wusste halt nicht dass sie kommen, die Info war bei meinem Tourstart noch nicht auf der Homepage der Troms Turlag aufgeschaltet, so schlafen halt 3 Begleiter in „meiner“ Hütte. Morgen nehme ich dann aber die kleinere Hütte, denn da weiss ich es ja, und brauche ja auch nicht darauf zu schauen, dass Holger und Claudia für ihren Ruhetag die gemütlichere Hütte haben. Die beiden treffen dann auch bald ein, und sind wieder froh um die schon geheizte Hütte.
                                Den Abend verbringen wir dann damit, einem Rentier hinter der Hütte zuzuschauen, zu schwätzen (auch mit den Norwegern, die die Ruhe vor den Kindern wohl doch auch schätzen ), Tee oder Kaffee trinken und Käse und getrocknetes Rentierfleisch knabbern. Etwas geschockt sind wir schon, als Claudia nach einem Gang zum Klo von leichtem Schneeregen berichtet, irgendwie cool wäre Schnee ja schon, aber noch sind es +2°, mal schauen was die Nacht bringt.

                                Gruss
                                Henning
                                Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                nur unpassende Kleidung.

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                                • Fjaellraev
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                                  • 21.12.2003
                                  • 13981
                                  • Privat

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                                  #17
                                  Tag 9
                                  Schnee

                                  Das Rentier von gestern scheint gerade neben den Hütten übernachtet zu haben, auf jeden Fall liegt da eines als ich wie so oft am Morgen aufs Klo muss. Die kamera habe ich natürlich nicht dabei, und nochmal nur in Unterhosen und T-Shirt raus will ich bei 0° auch nicht...
                                  Während ich beim Frühstück sitze fängt dann leichter Niederschlag an, erst sind es noch Regentropfen, aber langsam werden es Schneeflocken. Nachdem ich mich von Holger und Claudia verabschiedet habe mache ich mich im leichten Flockenwirbel auf den Weg, obwohl es ja eigentlich ein absolutes Sch***wetter ist, macht es Spass draussen zu sein. Langsam bleiben ein paar Flocken auf der Jacke liegen, der Boden ist für sie noch zu warm und nass, einzig auf und zwischen Steinen bleiben sie länger liegen.

                                  Das heute nicht der grosse Weitblick angesagt ist lenkt meine Aufmerksamkeit umso mehr auf die kleinen Sachen am Boden, was bei der Wegbeschaffenheit auch nicht verkehrt ist. Je weiter ich aufsteige umso steiniger wird das Gelände, bis am Schluss nur noch ein Geröllfeld übrig ist. Hier ist es dann schon kalt genug, dass sich überall kleine Schneeansammlungen bilden, was zwar genial aussieht, aber die Steine auch nicht griffiger macht. Die tiefe Wolkendecke, und einige Nebelschwaden, tun dann noch das übrige dazu, dass ich den Weg öfters mal (richtig) errate als sehe, der Blick reicht kaum noch von einem Steinmännchen zum Nächsten. Der Abstieg führt dann schon bald wieder aus dem Geröll heraus, kalt ist es aber auch hier, teilweise sind die Gräser von einer Eisschicht umgeben. Der Weg ist auf dieser Seite viel besser zu laufen als im Aufstieg, und auch die Sicht ist wieder besser.

                                  So geniesse ich den Blick auf die gelben Birken und schlage mir den Bauch mit grossen Blaubeeren voll, während ich in Richtung Talausgang marschiere.

                                  Irgendwie hatte ich gedacht, dass ich den Bach kurz vor der Gaskashütte durchqueren müsste, was mir angesichts seiner Wassermenge, und der Tatsache dass die Lundhags doch schon recht feucht und kalt sind, ziemlich ungemütlich erschien, aber dann führt doch eine Brücke drüber und kurz danach stehe ich schon an den Hütten.
                                  Da beide Hütten gleich aussehen, entscheide ich mich mal wieder für die Ältere. Erst wird eingeheizt und dann gibt es Tee und eine Varma Koppa. Danach schaue ich mir mal die neuere Hütte genauer an, tja von aussen und auch von der Raumaufteilung sind sie gleich, aber da hier keine Betten im Wohnküchenbereich sind, hat sie nur 8 statt 10 Betten. Da ich den Norwegern ja versprochen habe, heute die kleinere Hütte zu nehmen, ziehe ich halt nochmal um, und heize auch die zweite Hütte auf, Übung habe ich ja langsam. Im wieder stärker werdenden Regen trifft dann auch die Schulklasse ein, und wie gestern quartieren sich die drei männlichen Begleiter wieder bei mir ein. 10 Plätze sind halt bei so einer Gruppe nicht viel. Da einige der Kids kein vernünftiges Regenzeug haben, sind sie sicher nicht böse dass die Hütte schon aufgeheizt war, und sie ihre Sachen gleich über den warmen Ofen hängen konnten.
                                  Ansonsten trifft im strömenden Regen noch ein Deutscher ein, der in der Gegenrichtung unterwegs ist, irgendwie ist er nicht wirklich mein Fall, es macht zwar schon Spass mit ihm zu schwätzen, aber ich bin doch irgendwie froh, dass er nicht parallel zu mir läuft, er ist mir fast zu gesprächig.
                                  Der Abend in der Hütte vergeht mit Kaffee trinken, Nachtessen kochen und essen :-), sowie Lundhags fetten (bitter nötig) und schwätzen mal wieder wie im Flug.

                                  Tag 10
                                  Zivilisation

                                  Der Deutsche schafft es tatsächlich, ohne dass ich einen Wecker höre, um 5 Uhr aufzustehen, los kommt er dann aber doch erst um halb acht, als ich schon beim Frühstück sitze. Ich fange dann schon mal an aufzuräumen, während die Norweger frühstücken, für den "Room-Service" (wie es der Eine nennt) werde ich dann noch zum Kaffee eingeladen und erbe noch etwas Brot, Brotbelag und Fertigsuppen (für sie ist die Tour heute zu Ende), da hat sich doch das heizen, Wasser holen und putzen mal wieder dicke rentiert. So wird es auch bei mir fast halb zehn bis ich loskomme, aber erstens habe ich ja eine kurze Etappe vor mir, und zweitens ist mir auch der Kontakt mit den Leuten wichtig.
                                  Da es (natürlich) wieder nieselt laufe ich auch heute in den Regenklamotten. So schlimm wie der Deutsche gestern sagte ist die erste Brücke gar nicht, klar sie hat nur ein Geländer, aber sie ist angenehm breit, aber vielleicht bin ich da als Seilbahner einfach weniger heikel als andere Leute.

                                  Dass der Weg nicht wie auf der Karte verzeichnet unten am See, sondern oben am Hügel verläuft (Nach der Brücke geradeaus und nicht nach links gehen) hat gleich zwei Vorteile, erstens ist er sicher weniger sumpfig und zweitens ist die Aussicht viel besser.


                                  Leider hängen die Wolken wieder so tief, dass sie den Ausblick auf die verschneiten Gipfel kaum freigeben.

                                  Sumpfige Abschnitte bekomme ich später auch noch ein paar, aber meistens sind sie jetzt mit Planken (darf ich die hier Schweden Highways nennen?) ausgelegt.

                                  Auch wenn ich sehr zügig voran komme dauert es noch eine Weile bis ich das Hüttengebiet am Ende des Altevatn erreiche, irgendwie ist es schon komisch nach 10 Tagen wieder Autos und eine planierte Strasse vor mir zu haben. Aber ich muss natürlich auch den Vorteil sehen, so kann ich die verbleibenden Kilometer sehr zügig abspulen. Irgendwie kann ich mir kaum vorstellen, wie das hier mit der neuen DNT-Hütte funktionieren soll, die wird doch sicher von Autotouristen überflutet. Aber im Moment ist sie ja eh noch nicht fertig, und ich muss also eh noch weiter bis zu Björn Klauer nach Innset. Haufenweise kommen mir Norweger mit Bootsanhängern entgegen während ich vom Damm die Strasse nach Innset runterlaufe, neben dem Wochenende spielt da sicher auch die morgen beginnende Jagd eine Rolle. Das schöne Herbstwetter kann es nicht sein, der Regen wird wieder stärker...
                                  Kurz vor der Huskyfarm kläffen mich an einem Haus zwei Hunde ziemlich an, und da sich der Eine losgerissen hat, läuft er mir nach und setzt das Gekläffe fort. Zum Glück hält er einigermassen Abstand, denn so recht geheuer ist mir das Tier nicht. Die Huskys stimmen bei meiner Ankunft ein ziemliches Geheul an, tja so wissen Niklas und Suse gleich dass ein neuer Gast eingetroffen ist. Die Unterkunft ist echt genial und auch in Zukunft durchaus einen Umweg wert, besonders da sie mich morgen früh wieder zum Damm rauffahren, ich die öde Strasse also nicht zweimal laufen muss. Nach ein paar Tassen Suppe gehe ich erstmal unter die Dusche, das tut nach anderthalb Wochen doch richtig gut. Den restlichen Nachmittag verbringe ich dann weiter mit Essen, Tee trinken, lesen und schwätzen (Ausser mir sind noch ein Deutscher der in Finnland wohnt, ein holländisches Ehepaar und zwei Norwegerinnen da), raus zieht es mich nicht mehr, da der Regen einfach nicht aufhört.
                                  Als ich nach dem Nachtessen noch bei einem Tee im Gästebuch lese, fragen mich die beiden Norwegerinnen (Wovon eine eigentlich Irin ist ;) ) ob ich auch noch ein Glas Rotwein wolle, die Einladung lehne ich natürlich nicht ab.
                                  So nimmt ein weiterer gemütlicher Abend seinen Anfang. Die beiden sind auf Wochenendausflug und drehen mir dann auch noch einen Teil ihres Nachtessens an. Dann kommen noch zwei Norwegerinnen dazu die morgen auf die Jagd gehen und deshalb einen absolut lieben Irish-Setter dabei haben. Wir sitzen die ganze Zeit da, schwätzen (mal englisch mal norwegisch/schwedisch), trinken ein paar Gläser, echt guten, Rotwein und knabbern Nüsse. Wenn sie norwegisch reden habe ich schon manchmal etwas Verständnisprobleme, besonders da auch viel gelacht und durcheinander geredet wird, aber ich komme doch einigermassen mit.
                                  Erst so gegen halb zwölf verziehe ich mich langsam in mein Bett, der morgige Tag dürfte mit 22km doch noch mal recht anstrengend werden.

                                  Gruss
                                  Henning
                                  Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                  nur unpassende Kleidung.

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                                  • hikingharry
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                                    • 23.05.2004
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                                    #18
                                    Danke für den schönen Bericht und die Fotos - so schön ausführlich.

                                    Warte immer gespannt auf den Nächsten

                                    Gruß hikingharry

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                                    • Fjaellraev
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                                      • 21.12.2003
                                      • 13981
                                      • Privat

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                                      #19
                                      Tag 11
                                      Noch einmal Einsamkeit

                                      Da die Huskys ihr Heulkonzert erst wieder am Morgen aufnehmen, habe ich ganz gut geschlafen. verglichen mit dem gestrigenRegen sieht das Wetter heute gar nicht so übel aus, sogar ein paar blaue Flecken zeigen sich zwischen den tief hängenden Wolken.
                                      Erst als mich Niklas zum Damm hoch fährt, kommt wieder leichter Nieselregen auf. Ich hätte auch mit den beiden Jägerinnen (und ihrem Hund :-) ) fahren können, aber das Angebot kam halt erst als sich Niklas schon bereit gemacht hatte.
                                      Bis zu einer Wasserfassung (Ich bin halt wieder einmal in Kraftwerksgelände) führt eine Werkspiste, auf der ich zwar schnell voran komme, die aber halt öde zu laufen ist. Aber dann gibt es wieder einen "normalen" Weg, der nur zeitweise mit einer Quad-Spur zusammenfällt. Zwischen diesen beiden Möglichkeiten wechsle ich des öfteren hin und her, je nachdem welche gerade angenehmer (sprich: trockener) zu laufen ist.
                                      Der Niederschlag geht dann recht bald in Schnee über, was in dem trüben Wetter doch sehr schön ist, aber auch mehr Konzentration beim laufen erfordert.


                                      Bald einmal bleibt der Schnee auch liegen

                                      Es ist den ganzen Tag ein steter Wechsel zwischen Schneeschauern, die manchmal fast zum leichten Schneesturm werden, und Sonnenschein. Auch am Boden setzt sich dieser Wechsel fort, schneebedeckte Regionen wechseln mit aperen Flächen ab, ein Zusammenhang mit der Höhe ist nicht ersichtlich die Niederschläge kommen wohl wirklich sehr kleinräumig vom Himmel. Ausser einem Jäger und ein paar Zelten sehe ich im ganzen Salvasskardal keinen Menschen, was bei dem recht garstigen Wetter ja auch nicht weiters verwunderlich ist. Für die gegen Ende des Tales anstehende Flussquerung kommen dann nochmal die Wanderstöcke zum Einsatz, die Lundhags sind zum Glück einmal mehr hoch genug, auf Sandalen hätte ich bei Schneetreiben echt keine Lust. Früher als erwartet bin ich dann am Rentiergatter und kurz danach am ersten Pass des heutigen Tages, ich muss mich ja echt zusammennehmen um nicht irgendwo einen kleinen Schneemann zu bauen ;) . Da es wieder einmal recht heftig bläst, schaue ich lieber dass ich auf der anderen Seite in etwas tiefere und damit windstillere Regionen komme.
                                      Hier steht auch wieder eine Fluss-(Bach-)querung an, aber da es recht neblig ist kann ich nicht recht erkennen wie das Gelände auf der anderen Seite ist. Einfach dem Weg zu folgen erscheint mir irgendwie blöd, da ich weiss dass die eingezeichnete Brücke seit mehreren Jahren nicht mehr existiert und das Wasser hier oben schön breit aufgefächert fliesst. da auf der Karte noch ein alter Weg verzeichnet ist, sollte es ja eigentlich gehen. So schiebe ich den Entscheid vor mir her, bis ich einen Jäger auf der anderen Seite laufen sehe, da biege ich dann auch ab und laufe durch das seichte Wasser auf die andere Talseite. Die Sumpfpartien bis zum Wasser sind eigentlich problematischer als das Wasser selber, Halbschuhe wären wohl zu niedrig, aber selbst um normale Wanderstiefel zu fluten muss man sich schon anstrengen .
                                      Den alten Pfad finde ich auf der anderen Talseite natürlich nicht wirklich, aber ein bisschen Cross-Country laufen schadet ja auch nicht. Als ich dann wieder in die Region des markierten Weges komme, finde ich recht bald wieder eine Markierung, aber genauso schnell verliere ich den Weg wieder. Ich verwende dann erst gar keine Energie darauf den Weg wieder zu finden, die Richtung ist ja klar und ich geniesse es richtig mal wieder meine eigene Spur durch das Tal zu suchen.


                                      Wenn man den Weg nicht verliert, findet man auch solche Ecken nicht...

                                      Irgendwann sehe ich zwischen ein paar Hügeln hindurch auch das Wasser des Torneträsk und das schwedische Ufer, so langsam wird klar, dass sich die Tour dem Ende zuneigt. Kurz vor dem letzten Pass finde ich dann auch den Weg wieder, der offizielle Weg und ich haben uns für unterschiedliche Talseiten entschieden.


                                      Der letzte Pass ohne störenden Fjällräv

                                      Auf dem Abstieg achte ich dann doch darauf, den Weg nicht mehr zu verlieren, denn im Birkenwald könnte ich ja dann doch die Hütten verpassen.


                                      Langsam heisst es Abschied nehmen vom Kahlfjäll

                                      Bei wieder recht schönem Wetter, und natürlich Blaubeeren mampfend, verabschiede ich mich für dieses Jahr vom Kahlfjäll und tauche in den Birkenwald ein, wieder einmal sehe ich die Hütten erst als ich schon davorstehe. Die kleinere Hütte ist komplett belegt (sind aber auch nur 4 Betten) und auch in der grösseren sind schon zwei Betten belegt, noch ist niemand anwesend, aber ich vermute richtig es sind alles Jäger.
                                      Ich bin ziemlich erledigt und hänge eine ganze Weile nur rum, selbst das Kreditkartenformular muss ich heute zweimal ausfüllen weil ich mich dauernd verschreibe, aber das kann man ja gleich zum anfeuern verwenden...
                                      Mit den beiden Jägern in meiner Hütte wird es dann wieder echt lustig, den grössten Lacher haben wir nachdem mich der eine fragt ob ich Innertkirchen kennen würde. Klar kenne ich das, ist ja schliesslich mein Arbeitsort. Seine Freundin (eine Dänin) habe dort vor 6-7 Jahren als Barmaid gearbeitet, auch wenn ich sie nicht kenne, die Bar kenne ich, es gibt schliesslich nur eine. Er schickt ihr natürlich gleich ein SMS, um zu zeigen wie klein die Welt ist...
                                      Weiter geht es dann wie schon fast gewohnt: Jägermeister, Wein (Nur dass er diesmal weiss ist), Nachtessen abbekommen und bei Süssigkeiten lange rumschwätzen.
                                      Aber irgendwie sind wir doch alle sehr erledigt so dass wir gegen 10 Uhr ins Bett gehen wollen, was aber nur mir gelingt, sie sind nicht schnell genug und werden von Besuch aus der anderen Hütte noch eine Weile daran gehindert.


                                      Eigentlich ein wunderschöner Ausblick von der Lappjordhytta, aber auch irgendwie traurig: Da hinten liegt schon das Ende meiner Tour.

                                      Gruss
                                      Henning
                                      Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                      nur unpassende Kleidung.

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                                      • Fjaellraev
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                                        • 21.12.2003
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                                        Tag 12
                                        Endspurt

                                        Am Morgen ist es draussen vor der Hütte weiss, kein Schnee sondern Reif, was ja eigentlich nicht weiter verwunderlich ist, waren doch gestern Abend zum ersten Mal seit einer Woche (Sterne gucken in Rosta) wieder die Sterne zu sehen. Irgendwie ist es halt jedes Mal aufs Neue schön den Polarstern so hoch am Himmel zu sehen.
                                        Zum Frühstück koche ich mir den letzten Kaffee, dazu gibt es Müsli und Brot (Noch von den Norwegern aus Gaskas), mein Beitrag beim anschliessenden Aufräumen beschränkt sich auf den Abwasch, die Jäger wollen nach meinem Aufbruch den Rest machen. Natürlich lassen auch sie es nicht bleiben mich mit zusätzlichem Proviant zu versorgen, so dass mein Rucksack einmal mehr schwerer statt leichter wird.
                                        Nach einem letzten steilen Abschnitt passiere ich an einem wunderschönen Seee die Grenze nach Schweden.


                                        An der Grenze ein wunderbarer Blick zurück nach Norwegen

                                        Wie angekündigt folgt eine rechte Berg- und Talbahn, es geht wirklich nur Hügel rauf und runter, was natürlich, neben der üppigen Vegetation, auf die Geschwindigkeit drückt. Kurz vor der Pålnostugan begegnet mir ein samischer Elchjäger, bis kurz vor Björkliden der einzige Mensch der meinen Weg kreuzt. Die Hütte sieht echt wieder gut aus, die Renovation durch die STF Regionalgruppe Kiruna ist gelungen, hoffentlich bleibt das so und die Hütte verwahrlost nicht bald wieder.
                                        Die restliche Strecke bis zur E10 geht zwar auch noch etwas an die Substanz, aber die schönen Ausblicke entschädigen für die Anstrengungen.


                                        Diesmal ist der Plankenweg aber sicher ein Schwedenhighway (Siehe Tag 10)


                                        Vorbei an kleinen Seen nähere ich mich langsam aber sicher der E10

                                        Irgendwie endet die Tour mental für mich an der Kreuzung mit der E10, der Rest ist eigentlich nur noch Transit nach Abisko, damit tue ich dem Abschnitt zwar eigentlich Unrecht, aber nach all den Tagen draussen geht es wohl nicht anders. Erst geht es nochmal über einen Trampelpfad, bevor ich den Rallarvägen (eigentlich die "Baustrasse" für die Erzbahn, heute Fahrrad und Wanderweg) erreiche.


                                        An der Brücke zwischen E10 und Rallarvägen

                                        So trostlos wie Peter Bickels Beschreibung vermuten liess ist dieser Wegabschnitt eigentlich nicht, die Strasse sieht man eigentlich kaum, man hört einfach den Verkehr (Was schon etwas nervig ist, wenn man 11 Tage im Fjäll war).


                                        Viel näher ist man der Strasse zum Glück selten

                                        Gut laufen lässt sich die Strecke auf jeden Fall, ich staune selber wie ich mit dem schweren Rucksack immer wieder Wanderer mit Daypacks überhole. In Björkliden stehen zwar Leute die offensichtlich auf den verspäteten Zug nach Abisko-Kiruna warten, aber ich komme gar nicht auf den Gedanken es ihnen gleich zu tun und meine Tour hier zu beenden. Ich will auch die letzten 8 km bis Abisko zu Fuss hinter mich bringen.
                                        Nachdem ich 3 Stunden von Lappjord bis zur E10 gebraucht habe, wundert es mich schon etwas dass ich die gesamte Strecke in 6 Stunden hinter mich gebracht habe, schliesslich sind es doch total 26km.
                                        Nach einer ausgiebigen Dusche werden auch die Kleider gewaschen, so dass ich für die Heimfahrt wieder genügend saubere Kleider haben sollte, der Wechselintervall in der Zivilisation ist doch kürzer...
                                        Als ich von einem Kaffee (mit Schokobulla :-)) aus dem Restaurant zurückkomme läuft mir ein bekanntes Gesicht über den Weg, meine Abteilgenossin von der Hochfahrt. Da gibt es natürlich so einiges zu schwätzen, auch in der doch recht grossen Fjällstation bin ich also nicht lange allein.
                                        Zum Abschluss der Tour leiste ich mir auch heute das Nachtessen im Restaurant, ganz so lustig wie letztes Jahr in Saltoluokta wird es natürlich nicht. Aber trotzdem ist es sehr unterhaltsam, und natürlich schmackhaft. Erst unterhalte ich mich recht ausführlich mit einem älteren schwedischen Ehepaar an meinem Tisch und dann stossen noch zwei jüngere Schwedinnen dazu die ich am Nachmittag überholt habe. Ich merke, dass ich auf dieser Tour immer gut verpflegt wurde, nach anderen Touren war mein Hunger meist grösser als das Verarbeitungsvermögen meines Magens, aber diesmal geht es auf.
                                        Der Rest des Abends vergeht dann noch mit dem einen oder anderen gemütlichen Schwatz in der Küche des Selbstversorgergebäudes.

                                        Ausklang
                                        Auch der längste Reisebericht geht mal zu Ende, so auch dieser, aber bevor ich es ganz bleiben lasse langweile ich euch nochmal mit ein paar Bildern aus Abisko



                                        Birken am Marmorbrottet



                                        Steine im unteren Teil des Canyon

                                        Beim einkaufen in Abisko Östra merke ich ein weiteres Zeichen meiner guten Verpflegung, ich habe gar keinen Heisshunger auf Obst, so dass ich fast vergesse Äpfel zu kaufen. Der Rest des Tages vergeht mit einigen Ausflügen in den Canyon, für weitere Wege bin ich einerseits zu faul und andererseits ist auch das Wetter zu unstabil. Immer wieder regnet es leicht, den Ausflug in Richtung Lapporten verschiebe ich auf jeden Fall einmal mehr in ein späteres Jahr.
                                        Nach einer zweiten Nacht in Abisko fahre ich erstmal nach Kiruna, wo ich eine Nacht in der JH bleibe, treffe MichaelL der mit seinen Wanderpartnern durch den Sarek will, aber ja schlussendlich doch "nur" den Padjelantaleden läuft, verschenke meinen restlichen Proviant an eine Studentin aus Konstanz und "geniesse" die Stadt bei trübem Wetter.
                                        Die Rückfahrt verläuft dann auch wieder nicht ganz ohne Komplikationen, während 2 1/2 Stunden stehet unser Zug in Boden, da ein Güterzug nichts besseres zu tun hatte als ein Stück Oberleitung mitzunehmen. Da habe ich genug Zeit um mit meinen Abteigenossen (5 schwedischen Soldaten) ins Gespräch zu kommen.
                                        Am nächsten Morgen in Stockholm sind von den zeitweise 3 Stunden Verspätung noch genau 30 Minuten übrig, so dass ich noch genug Zeit habe gemütlich durch Gamla Stan zu bummeln bevor mein Zug nach Malmö geht.
                                        Im Zug nach Kopenhagen will der Schaffner dann doch tatsächlich einen Ausweis zu meinem Interrail sehen, das ist mir in all den Jahren noch nie passiert.
                                        Aber das ist noch nichts gegen die Schaffnerin im Nachtzug, die mir doch tatsächlich weismachen will, dass mein Interrail ungültig sei, da ich das Heftchen in dem man die Fahrten eintragen soll nicht besitze. Für das dämliche Stück Papier hat sich in den letzten Jahren nie jemand interessiert und ich habe wirklich geglaubt es sei abgeschafft worden als ich es diesmal nicht bekam. Naja sie will erstmal ihre Chefin fragen, und danach höre ich nichts mehr von ihr...
                                        Am nächsten Morgen schaue ich 30 Minuten vor der geplanten Ankunft in Fulda aus dem Fenster: Hannover! Also das schafft auch kein ICE mehr, geschweige denn ein Nachtzug... Tja wir haben fast 2 Stunden Verspätung, der ICE Fulda-Frankfurt mit dem ich noch eine Stunde aufgeholt hätte, ist natürlich auch verspätet, so komme ich eben 2 Stunden später als geplant wieder zuhause an. Wie nicht anders zu erwarten sind ab Luzern die Unwetterschäden noch deutlich zu sehen, es jetzt mit einer gewissen Distanz wieder neu zu sehen ist nochmal recht schokierend.

                                        So Leute, das wars von letztem Jahr, aber keine Angst in 4 Wochen bin ich schon wieder unterwegs, und vielleicht gibt es auch diesmal einen Bericht.

                                        Gruss
                                        Henning
                                        Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                        nur unpassende Kleidung.

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