Ein beliebter Dauerbrenner im Bereich Bergwandern/-steigen ist das Schuhwerk, und so mancher hatte da schon intensive Diskussionen über Sinn und Unsinn mit mir. Es soll ja schon Foren geben, die bei Erwähnung der Begriffe "Becks" und "Schuhe" stöhnen, aber das halte ich für ein Gerücht.
Genug Seitenhiebe, um einmal einen groben Überblick zu ermöglichen habe ich drei meiner Berglatschen auf die Waage gestellt und auch draußen durchgetestet.
Fangen wir mit dem Gewicht an, denn hier setzen die meisten Leute an. Nur luftig leicht unterwegs erfreut das Outdoorherz und jedes Gramm zuviel beudeutet Unheil. Gewicht pro Schuh ohne Einlegesohle, Grösse 42.5:
La Sportiva Uragano 330g
La Sportiva Trango Guide 560g
La Sportiva Nepal Evo Cube 920g
Die Schuhe im Einzelnen:
La Sportiva Uragano:
Alpin- bzw. Wintertrailrunner mit Goretexmembran und intergrierter Gamasche. Grobstollige weiche Sohle speziell für Schlamm/Matsch.


La Sportiva Trango Guide:
Bedingt steigeisenfester leichter Bergstiefel speziell für lange Touren und für Bergführer. Mit typischer grober Vibram-Sohle für Bergstiefel.


La Sportiva Nepal Cube:
Die derzeitige High End Lösung von La Sportiva hinsichtlich Hochtourenstiefel für die Alpen. Rundherum mit Leder, voll steigesentauglichmit Kohlefaserverstärkter Zwischensohle, Vibram-Sohle mit typischem Bergstiefeprofil.


Anmerkung gleich zu Beginn:
Wie überall üblich wird bei den Schuhen bei den Einlegesohlen gegeizt bzw. gewichtsmässig getrickst. Die mitgelieferten Teile des Evo Cube sowie des Trangos sind kaum mehr als kartondick, billig und bieten quasi null Dämpfung. Die Einlegesohlen beim Uragano sind zwar besser, fliegen aber bei mir ebenso raus wie die anderen und werden durch FootActive Sport ersetzt. Diese wiegen zwar pro Sohle 95g (ja, da muss man schon viele Aluhernge gegen Titanteile tauschen um das auszugleichen), bieten aber eine wirklich gute Kraftübertragung (speziell bei Skischuhen wichtig) und dämpfen um Welten besser.

Die Testszenarien:
Wanderungen im Flachland und auf harten bzw. geteeren Wegen
Klarer Sieg für den Uragano dank des Gewichts und der besten Dämpfung der drei Kandidaten. Alle drei lassendurch Einsatz von besseren Einlegesohlen (siehe oben) aufwerten. Nichts desto trotz ist der Trailrunner hier im Vorteil, wobei man den Cubes zugestehen muss, dass sie weitaus angenehmer sind als die Kollegen zwei Generetionen davor (Nepal Extreme)

Trailrunneruntergrund
Schlammige Pfade/schlammiger Untergrund/Gras:
Der Uragano punktet hier mit dem besten Grip auf diesem Untergrund. Auch auf Gras im Auf- und Abstieg hält der Schuh dank der grobstolligen Sohle wirklich ausgezeichnet und einen guten Tick besser als die beiden anderen Treter. Mit den Bergstiefeln jedoch kann ich dank der harten Sohle auch einmal Tritte mit den Hacken oder gar den Zehspitzen in einen grasigen oder erdigen Untergrund treten und bekomme so weitaus mehr Halt. Somit ist es vor allem eine Frage der Hangneigung welcher Kandidat die Nase vorn hat. Je flacher, desto mehr tendiert das Pendel für den Trailrunner, je steiler desto mehr für die Bergstiefel. Dies gilt auch für den Aufstieg. Die weiche Front des Trailrunners gibt schneller nach als die steifen Sohlen der Bergstiefel und man kann somit weniger Druck auf den Untergrund im Steilgelände aufbauen. Auch hier sind irgendwann die Stiefel besser.

Hier kann man streiten. Der Ura hat die Nase bei Gras auf Reibung vorne, mit den anderen kann man dafür Tritte mit den Hacken schlagen.

Trailrunner, was sonst
Massiv Fels:
Hier unterscheiden sich die Schuhe nicht wirklich übermässig. Alle Sohlen bieten gute Haftung. Auf Reibung bzw. schrägen Platten haben die beiden leichteren Schuhe etwas die Nase vorn, da sie beweglicher sind, aber auch der Cube ist kein dermassen starres Brett im Fußgelenk, daß man in solch einem Gelände unbeweglich wäre.
Bei steilerem Fels kommt es noch etwas auf den Untergrund an. Vorteil Traiulrunner (der bei zunehmender Steilheit schwindet), wenn es um Reibung auf Platten geht, klarer Sieg für die Bergstiefel beim Antreten auf Kanten und Leisten.

Bestes Gelände für den Trango. Bietet mehr Schutz gegen Schläge als der Uru und ist flexibler als der Cube

In dem gelände entweder Trango oder cube. Da rollert immer mal wieder was los und einem über die Füße- Ungünstig für Trailrunner.
Schutt/Geröll:
Eindeutiger Sieg für die Cube, zweiter Platz Trango, weit weg Trailrunner. In einem gelände, wo man auf Kugellager unterwegs ist und sich bei jedem zweiten Schritt einen spitzen Stein in die Schuhsohle reinbohrt möchte man nicht jeden Stein einzeln spüren und eine stabile Plattform unten an den Hufen wirkt sehr viel mehr Vertrauen erweckend als leichte Schuhe. Kommen noch die unumgänglichen Kontakte mit Felsen mit den Zehspitzen und/oder Fußgelenken beim Gehen, welche schlichtweg nach Polsterung schreien. Da kommt bei Leder nichts durch, bei den Trailrunnern tut es weh.

In solch einem Gelände steht man mit den Cubes herum wie ein Fels in der Brandung während es mit den Trailrunnern eher wenig Spass macht.
Schnee/Firn:
Weicher Schnee/Firn im flachen Gelände stellt kein Problem dar. Alle Schuhe haben gute Haftung und man kommt vorwärts. In steilerem und auch härterem Gelände dann siegen eindeutig die Bergstiefel, da man hier einmal mehr Tritte mit der Front, dem Heck oder seitlich auch in harten Firn reinbekommt, bei dem die weichen Trailrunnersohlen einfach abprallen.

Trangogelände. Man benötigt noch nicht die isolation des Cubes aber auf den Kanten und kleinen Tritten ist der Uru im Nachteil

Trango oder Cube. Für den Uru zu hart, hier muss man Tritte in den Firn rein bekommen, um sicher unterwegs zu sein.

Cube, was sonst.

Cube. Man steht da immer mal wieder rum und ohne Wärmedämmung wird es schnell kalt an den Füßen

Cube bzw. solange es nicht gar so kalt ist ev. Trangos

Die Dinger (am gleichen platz aufgenommen wie ein Bild weiter oben) sind hier ebenso fehl am Platz wie die Jeans.
Kälte:
Sieg Cube. Es wird zwar immer gerne mit der besseren Fussdurchblutung bei beweglichen Sohlen (Trailrunner) argumentiert, aber wenn man 8 Stunden am Stück im Schnee steht ist das nur ein schwacher Trost. Man friert dann einfach.
Wärme:
Sieg Trailrunner, wobei die Teile auch schon recht warm sind dank der integrierten Gamasche.
Haltbarkeit:
Sieg Cube. Leder hält einfach mehr aus als Plaste. Die Trangos sehen bei mir nach 1-2 Sommerjahren bereits etwas gerupft aus, die Trailrunner sind noch zu neu, werden aber auch leiden. So als Anschauungsmaterial:

Wer das Modell nicht kennt, das sind La Sportiva Nepal Evo Extreme

Und weil wieder rumgepienzt wird wegen Bild und so, so sahen die Treter vier Jahre früher aus.

Das Leder bricht so langsam an den Knickstellen vorne durch bzw. ist durchgebrochen.

Löcher oben

und Löcher im Geröllschutz

Die Zwischensohle ist wohl auch einmal wieder gebrochen, bei einer Reparatur käme dann die dritte in den Schuh rein

...zusammen mit Sohle Nummer fünf oder sechs - keine Ahnung
Fazit bzw welcher Schuh für welches Gebiet?
Alpenvorland, Schwarzwald, einfache Wanderungen vorrangig im Bereich der Vegetationszone im Sommer (wenn keine Altschneefelder einem den Spass versauen): Trailrunner. Die Teile würde ich z.B, auf dem E5 oder B1 im Sommer nutzen
3000er im Sommer und Herbst, Wanderungen oberhalb der Bewuchsgrenze, leichte 4000er im Sommer: Trango Guide
Eisklettern, 4000er mit viel Eis/Schnee und/oder Firnrampen, wo man mit den Frontzacken der Steigeisen hoch muss, sehr schutt- und gerölllastige Touren: Cube.
Das Gewicht der Schuhe ist zwar ein Faktor, aber nicht der einzige. Manchmal überwiegt dann z.B. der Vorteil der steifen Sohle und des stabilen Aufbaus eines Cubes alle Nachteile des höheren Gewichts und das Ding ist einfach geeigneter für die Tour. Und manchmal sind eben weiche Sohlen und niedriges Gewicht die ausschlaggebenden Punkte für den Entscheid.
Genug Seitenhiebe, um einmal einen groben Überblick zu ermöglichen habe ich drei meiner Berglatschen auf die Waage gestellt und auch draußen durchgetestet.
Fangen wir mit dem Gewicht an, denn hier setzen die meisten Leute an. Nur luftig leicht unterwegs erfreut das Outdoorherz und jedes Gramm zuviel beudeutet Unheil. Gewicht pro Schuh ohne Einlegesohle, Grösse 42.5:
La Sportiva Uragano 330g
La Sportiva Trango Guide 560g
La Sportiva Nepal Evo Cube 920g
Die Schuhe im Einzelnen:
La Sportiva Uragano:
Alpin- bzw. Wintertrailrunner mit Goretexmembran und intergrierter Gamasche. Grobstollige weiche Sohle speziell für Schlamm/Matsch.


La Sportiva Trango Guide:
Bedingt steigeisenfester leichter Bergstiefel speziell für lange Touren und für Bergführer. Mit typischer grober Vibram-Sohle für Bergstiefel.


La Sportiva Nepal Cube:
Die derzeitige High End Lösung von La Sportiva hinsichtlich Hochtourenstiefel für die Alpen. Rundherum mit Leder, voll steigesentauglichmit Kohlefaserverstärkter Zwischensohle, Vibram-Sohle mit typischem Bergstiefeprofil.


Anmerkung gleich zu Beginn:
Wie überall üblich wird bei den Schuhen bei den Einlegesohlen gegeizt bzw. gewichtsmässig getrickst. Die mitgelieferten Teile des Evo Cube sowie des Trangos sind kaum mehr als kartondick, billig und bieten quasi null Dämpfung. Die Einlegesohlen beim Uragano sind zwar besser, fliegen aber bei mir ebenso raus wie die anderen und werden durch FootActive Sport ersetzt. Diese wiegen zwar pro Sohle 95g (ja, da muss man schon viele Aluhernge gegen Titanteile tauschen um das auszugleichen), bieten aber eine wirklich gute Kraftübertragung (speziell bei Skischuhen wichtig) und dämpfen um Welten besser.

Die Testszenarien:
Wanderungen im Flachland und auf harten bzw. geteeren Wegen
Klarer Sieg für den Uragano dank des Gewichts und der besten Dämpfung der drei Kandidaten. Alle drei lassendurch Einsatz von besseren Einlegesohlen (siehe oben) aufwerten. Nichts desto trotz ist der Trailrunner hier im Vorteil, wobei man den Cubes zugestehen muss, dass sie weitaus angenehmer sind als die Kollegen zwei Generetionen davor (Nepal Extreme)

Trailrunneruntergrund
Schlammige Pfade/schlammiger Untergrund/Gras:
Der Uragano punktet hier mit dem besten Grip auf diesem Untergrund. Auch auf Gras im Auf- und Abstieg hält der Schuh dank der grobstolligen Sohle wirklich ausgezeichnet und einen guten Tick besser als die beiden anderen Treter. Mit den Bergstiefeln jedoch kann ich dank der harten Sohle auch einmal Tritte mit den Hacken oder gar den Zehspitzen in einen grasigen oder erdigen Untergrund treten und bekomme so weitaus mehr Halt. Somit ist es vor allem eine Frage der Hangneigung welcher Kandidat die Nase vorn hat. Je flacher, desto mehr tendiert das Pendel für den Trailrunner, je steiler desto mehr für die Bergstiefel. Dies gilt auch für den Aufstieg. Die weiche Front des Trailrunners gibt schneller nach als die steifen Sohlen der Bergstiefel und man kann somit weniger Druck auf den Untergrund im Steilgelände aufbauen. Auch hier sind irgendwann die Stiefel besser.

Hier kann man streiten. Der Ura hat die Nase bei Gras auf Reibung vorne, mit den anderen kann man dafür Tritte mit den Hacken schlagen.

Trailrunner, was sonst
Massiv Fels:
Hier unterscheiden sich die Schuhe nicht wirklich übermässig. Alle Sohlen bieten gute Haftung. Auf Reibung bzw. schrägen Platten haben die beiden leichteren Schuhe etwas die Nase vorn, da sie beweglicher sind, aber auch der Cube ist kein dermassen starres Brett im Fußgelenk, daß man in solch einem Gelände unbeweglich wäre.
Bei steilerem Fels kommt es noch etwas auf den Untergrund an. Vorteil Traiulrunner (der bei zunehmender Steilheit schwindet), wenn es um Reibung auf Platten geht, klarer Sieg für die Bergstiefel beim Antreten auf Kanten und Leisten.

Bestes Gelände für den Trango. Bietet mehr Schutz gegen Schläge als der Uru und ist flexibler als der Cube

In dem gelände entweder Trango oder cube. Da rollert immer mal wieder was los und einem über die Füße- Ungünstig für Trailrunner.
Schutt/Geröll:
Eindeutiger Sieg für die Cube, zweiter Platz Trango, weit weg Trailrunner. In einem gelände, wo man auf Kugellager unterwegs ist und sich bei jedem zweiten Schritt einen spitzen Stein in die Schuhsohle reinbohrt möchte man nicht jeden Stein einzeln spüren und eine stabile Plattform unten an den Hufen wirkt sehr viel mehr Vertrauen erweckend als leichte Schuhe. Kommen noch die unumgänglichen Kontakte mit Felsen mit den Zehspitzen und/oder Fußgelenken beim Gehen, welche schlichtweg nach Polsterung schreien. Da kommt bei Leder nichts durch, bei den Trailrunnern tut es weh.

In solch einem Gelände steht man mit den Cubes herum wie ein Fels in der Brandung während es mit den Trailrunnern eher wenig Spass macht.
Schnee/Firn:
Weicher Schnee/Firn im flachen Gelände stellt kein Problem dar. Alle Schuhe haben gute Haftung und man kommt vorwärts. In steilerem und auch härterem Gelände dann siegen eindeutig die Bergstiefel, da man hier einmal mehr Tritte mit der Front, dem Heck oder seitlich auch in harten Firn reinbekommt, bei dem die weichen Trailrunnersohlen einfach abprallen.

Trangogelände. Man benötigt noch nicht die isolation des Cubes aber auf den Kanten und kleinen Tritten ist der Uru im Nachteil

Trango oder Cube. Für den Uru zu hart, hier muss man Tritte in den Firn rein bekommen, um sicher unterwegs zu sein.

Cube, was sonst.

Cube. Man steht da immer mal wieder rum und ohne Wärmedämmung wird es schnell kalt an den Füßen

Cube bzw. solange es nicht gar so kalt ist ev. Trangos

Die Dinger (am gleichen platz aufgenommen wie ein Bild weiter oben) sind hier ebenso fehl am Platz wie die Jeans.
Kälte:
Sieg Cube. Es wird zwar immer gerne mit der besseren Fussdurchblutung bei beweglichen Sohlen (Trailrunner) argumentiert, aber wenn man 8 Stunden am Stück im Schnee steht ist das nur ein schwacher Trost. Man friert dann einfach.
Wärme:
Sieg Trailrunner, wobei die Teile auch schon recht warm sind dank der integrierten Gamasche.
Haltbarkeit:
Sieg Cube. Leder hält einfach mehr aus als Plaste. Die Trangos sehen bei mir nach 1-2 Sommerjahren bereits etwas gerupft aus, die Trailrunner sind noch zu neu, werden aber auch leiden. So als Anschauungsmaterial:

Wer das Modell nicht kennt, das sind La Sportiva Nepal Evo Extreme

Und weil wieder rumgepienzt wird wegen Bild und so, so sahen die Treter vier Jahre früher aus.

Das Leder bricht so langsam an den Knickstellen vorne durch bzw. ist durchgebrochen.

Löcher oben

und Löcher im Geröllschutz

Die Zwischensohle ist wohl auch einmal wieder gebrochen, bei einer Reparatur käme dann die dritte in den Schuh rein

...zusammen mit Sohle Nummer fünf oder sechs - keine Ahnung
Fazit bzw welcher Schuh für welches Gebiet?
Alpenvorland, Schwarzwald, einfache Wanderungen vorrangig im Bereich der Vegetationszone im Sommer (wenn keine Altschneefelder einem den Spass versauen): Trailrunner. Die Teile würde ich z.B, auf dem E5 oder B1 im Sommer nutzen
3000er im Sommer und Herbst, Wanderungen oberhalb der Bewuchsgrenze, leichte 4000er im Sommer: Trango Guide
Eisklettern, 4000er mit viel Eis/Schnee und/oder Firnrampen, wo man mit den Frontzacken der Steigeisen hoch muss, sehr schutt- und gerölllastige Touren: Cube.
Das Gewicht der Schuhe ist zwar ein Faktor, aber nicht der einzige. Manchmal überwiegt dann z.B. der Vorteil der steifen Sohle und des stabilen Aufbaus eines Cubes alle Nachteile des höheren Gewichts und das Ding ist einfach geeigneter für die Tour. Und manchmal sind eben weiche Sohlen und niedriges Gewicht die ausschlaggebenden Punkte für den Entscheid.
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