Klettern in Südfrankreich

[india]

In einer Woche werde ich für ein paar Tage nach Südfrankreich fahren, u.a. nach Estoublon (nahe Verdonschlucht) und nach Cassis.
Kann mir vielleicht jemand Tips zum Klettern vor Ort geben?
In Frankreich war ich noch nie zum Klettern, weiß nur vom Höhrensagen, dass die Routen tendenziell schwieriger sein sollen, als in meinen gewohnten Klettergebieten, aber ich denke, dass ja auch die Franzosen mit leichten Routen beginnen...
Gibt es noch etwas zu bedenken?
Ich wäre an einfachen, gut abgesicherten Routen interessiert (UIAA 4-5).
Habt Ihr vielleicht Routenvorschläge, oder könnt Ihr Kletterführer empfehlen?

Vielen Dank!

[rumpelstil]

AW: Klettern in Südfrankreich

In Cassis kann man sich bequem ins Boot in die Calanques setzen. Am günstigsten und schnellsten in die Calanque d'en Veau.
Da gibt es einen netten Strand und direkt dabei viele leichte Kletterrouten.

Ich war schon lange nicht mehr da, aber als ich im Studium im Frankreichaustausch war, sind wir da mit der ganzen Gruppe zum Klettern hingefahren, der grösste Teil waren Anfänger.

Ich schreibe das rein aus der Erinnerung, ich weiss nicht, wie es da aktuell ist.

Wir sind früher (u.a.) immer nach Südfrankreich zum klettern gefahren, weil es da mehr und vor allem mehr gut gesicherte einfache Routen gab.

Verdon war damals schwer zum klettern, ich weiss nicht, ob es heute einfachere Routen/Gebiete gibt.

[dierike]

AW: Klettern in Südfrankreich

Es gibt einen Südostfrankreichthread hier, da steht auch einiges drin, das sich anzuschauen lohnt.

Die Bewertungen und Absicherungen in Frankreich sind divergent, man spricht nicht umsonst von "südfranzösischer Absicherung", vieles ist massiv mit Bohrhaken gespickt, wo sogar ich Plaisirtante welche auslasse und sehr touristisch bewertet, anderes ist die metale Stärke fordernd und uncharmant bewertet, da muss man sich je Gebiet orientieren.

In Cassis hast du die Calanques vor der Haustür, die schon ewig auf meiner Wunschliste stehen und wo es querbeet sehr viel verschiedenes gibt, auch leichte Sportklettereien, aber auch einiges an MSL. Lediglich einen schlechten Ruf für's Autoaufknacken hat es, von Cassis aus gilt aber als die sicherere Seite als von Marseille.

Die Verdon ist vor allem durch harte und ernsthafte MSL mit initialem Abseilen geprägt, am Südende (Galetas, Quinson) gint es aber leichtere Sportklettereien. Landschaftlich natürlich der reine Wahnsinn.

Der gesamte Bereich zwischen Verdon und Calanques ist total felsreich: Aix/Ste. Victoire (gilt als ernsthafter von der Absicherung, einiges an MSL, aber viel leichtes), Toulon, Chateauvert, Chateaudoble (wahrscheinlich zu hart), etwas weiter nördlich Orpierre, etwas nordwestlich Drome, etwas weiter westlich die Alpilles, etwas weiter östlich Monaco, La Turbie (älteres Gebiet, eher speckiger?) .... (ich komme aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus und bin gerade leicht pissig, dass ich dieses Jahr wohl nicht nach Frankreich kommen werde :-( )

Die Franzosen haben immer sehr gute lokale Führer, meist über den FFME, die ich zur Unterstützung der Locals und als Dank bevorzuge. Der für Quinson kostete auch nur rund 12 Euronen. Gut aufgemacht und den Bereich abdeckend ist der Rockfax. Oder eben- da kenne ich nur alte Ausgaben (hatte nie einen, aber öfter in der Hand) und weiß nicht, wie die neuen aufgemacht sind, den östlichen Mistral. Teils nutze ich für Urlaubsregionen dann eben doch Auswahlführer internationaler Verlage... Sollte der nördliche Anschlussbereich von Interesse sein der Haute Provence von Rockfax, für die genannte Ecke der Cote D'Azur.

(Entschuldigt, ich weiß nicht, wie ich meinem Laptop Accent circonflexe abringen kann und hab keine Zeit zum Rausfinden...)

Sei Dir meines Neides ob des Trips gewiss!

[Lars]

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Moin,

ich war in der letzten Aprilwoche gerade zum ersten Mal in Cassis. Wir sind mit dem Auto in verschiedene Gebiete gefahren, u.a. Les Goudes und die Calanques de Sormiou und d'En-Vau - gerade letztere ist quasi ein Muss und auch wirklich gut von Cassis aus zu erreichen. Es gibt da wirklich viele Routen im 4-6 Grad (UIAA), und auf Bohrhaken wird eigentlich nur unterhalb des 4. Grades verzichtet, oder wenn es in der Routenbeschreibung steht. Trotzdem ist man gut beraten, immer ein paar Keile und Schlingen mitzunehmen, wenn man nicht unbedingt 30m Grat ohne Zwischensicherung gehen möchte.

Wir hatten diese Topo dabei, aber ich war nur mäßig begeistert - sie ist zwar quasi vollständig, der Routenverlauf ist aber nur sehr grob auf z.T. recht kontrastlosen Fotos eingezeichnet, auf denen die Felsstruktur manchmal schwer erahnbar ist. Bolts oder weitere Anhaltspunkte für den Routenverlauf fehlten in dem Topo, die Stände sind zwar eingezeichnet, aber manchmal von der Wirklichkeit schon wieder überholt. Von der Bewertung her fand ich die MSL realistisch bis freundlich, im Klettergarten sind die Sportrouten dagegen oft erstaunlich schwer für den Grad.

Viel Spaß! :-)

[bluesaturn]

AW: Klettern in Südfrankreich

Nicht direkt zum Klettern, aber es sagt dir, welche Strassen du dort wann befahren darfst.
http://www.calanques-parcnational.fr...iou-et-morgiou

[india]

AW: Klettern in Südfrankreich

Vielen Dank für Euren Input!
Ich werde mir die Tips nun näher ansehen :-)

[dominik_bsl]

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Calanques sind cool, aber teilweise auch recht überlaufen. Ich fürchte, Du bist jetzt schon fast ein bisschen spät dran...

Im Hinterland gibt es aber noch mehr als genug zu machen :-)

[opa]

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Puh, Südfrankreich war ich auch schon lange nicht mehr. War vor ewigen Zeiten öfter mal in calanques. Sind dort eher msl geklettert, eine lohnende Linie, die nach meiner Erinnerung passen könnte, wäre der Marseiller grat. gibt aber sicher vieles mehr. Irrster Linie fallen mir als Gebiete mit reichhaltigen Angebot an leichten Touren opierre und Orgon ein. Dann manches an der ardeche. In de Nähe vom bekannten cimai (eher für die Leute, die das klettern einbisschen gelernt haben), gäbe es noch ich mein, Mount Coudon und beau de quattre pro (oder so ähnlich) mit leichteren Touren. Keine Ahnung, wie sich das genannte in die Reiseroute integrieren lässt.

Viel Spaß!

[opa]

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und, wie war es in südfrankreich? schöne gebiete gefunden?

grüße

opa

[TeilzeitAbenteurer]

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Wir sind noch unterwegs. Entgegen der ursprünglichen Planung haben wir's von Süden angegangen und sind derzeit in Castellane (schickes Städtchen). Auf dem Weg haben wir einen kurzen Abstecher nach Finale gemacht und sind dort am Monte Sordo ein paar Sporttouren geklettert. War nett, hat uns aber nicht bewogen, länger zu bleiben. Die Grimonett hatte ich schon vorher gestrichen, nachdem ich mehrere Berichte gelesen hab, dass die ersten Seillängen wohl mittlerweile völlig blankpoliert sind.
Morgen wollen wir, je nachdem wie das Wetter uns lässt, einen Abstecher in die Verdon-Schlucht machen. Vom Aussichtspunkt an der Straße oberhalb sieht es sehr vielversprechend aus.
Wetter ist ohnehin so ein Stichwort: Bis zum Wochenende soll selbiges wohl eher labil bleiben, dürfte also immer im Laufe des Tages anfangen zu regnen. Mehrseillängen werden unter den Bedingungen wohl schwierig Ich freue mich daher über Tipps, wo regensichere oder schnelltrocknende Klettereien zu finden sind? Es muss auch nicht unbedingt Braincon sein, noch sind wir flexibel.

[dierike]

AW: Klettern in Südfrankreich

Unserer mehrjährigen Beobachtung nach: gefühlt wird in Briancon fast immer Gewitter angesagt, wieviel davon letztlich runterkommt, ob in jedem der 5 Seitentäler und wann (oft spät) sei einmal dahingeestellt... wobei da bei MSL-Absichten ein bisschen mehr Stabilität schon wünschenswert ist. Briancon gilt- glaube ich- als sonnenreichste Stadt Frankreichs mit den meisten Sonnentagen des Jahres :-)
Viel Spaß noch!

[TeilzeitAbenteurer]

AW: Klettern in Südfrankreich

Das lässt ja hoffen. Wenn's im Laufe des Tages gewittert, ist das wahrscheinlich weniger problematisch, da wir ohnehin erstmal kürzere Touren angehen werden, aber trocken sollten sie halt sein, damit man nicht kurz vor'm Ausstieg feststellt, das die letzte Länge nass ist und dann mit Gewitter im Nacken alles wieder abseilen muss.

[Lampi]

AW: Klettern in Südfrankreich

Es muss auch nicht unbedingt Braincon sein, noch sind wir flexibel.

Meinten Sie

BRIANCON?

[opa]

AW: Klettern in Südfrankreich

Wetter ist ohnehin so ein Stichwort: Bis zum Wochenende soll selbiges wohl eher labil bleiben, dürfte also immer im Laufe des Tages anfangen zu regnen. Mehrseillängen werden unter den Bedingungen wohl schwierig Ich freue mich daher über Tipps, wo regensichere oder schnelltrocknende Klettereien zu finden sind? Es muss auch nicht unbedingt Braincon sein, noch sind wir flexibel.

also in orpierre gäbe es auch plaisirmäßige, nicht allzu lange, leichtere msl, aus denen du bei gewitter auch schnell abgeseilt bist. bei unsicherer lage sicher besser als verdon, wo du halt hoch musst - egal wie das wetter ist.

erinnere mich an "brazil" am quiquilon (oder so ähnlich), eine 5b oder 5c, sollte so ca. 7sl gewsen sein, sehr schön. der quiquilon sollte der höchste sein, kürzere msl so um die +- 5sl findest du da da auch an anderen massiven. da sollte es IMHO überall vertretbar sein, auch bei etwas gewittriger stimmung einzusteigen.

http://www.allgaeu-plaisir.de/klettern-bei-orpierre/

[TeilzeitAbenteurer]

AW: Klettern in Südfrankreich

So, wir sind wieder zurück. Briancon war leider nur mäßig erfolgreich. Wir sind Mittwoch angekommen und haben uns den Kletterführer besorgt. Auf dem Heimweg hat's angefangen zu regnen; nicht doll, aber so dass einmal alles nass war. Nachts ist dann noch mal einiges runtergekommen. Wir haben dann am Donnerstag abgewartet, bis die Sonne raus kam und dann einen östlich ausgerichteten Klettergarten ums Eck probiert: Conduite a gauche. Nicht grandios, aber ganz nett. Spätnachmittags kam wieder Regen, dafür blieb's nachts zumindest weitgehend trocken.
Für den Freitag war ähnliches Wetter vorhergesagt. Wir haben also darauf spekuliert, dass wir eine kurze Mehrseillängentour schaffen könnten, bevor wieder Regen kommt und sind nach Ailefroide gefahren. Da es am Vortag in der Sonne schnell zu warm wurde, sollte es eine Tour mit Westausrichtung werden: Chaud Biz. Nach kurzer Suche den Einstieg gefunden, sah alles noch recht nass aus.
Da die Wolkendecke aber ohnehin eher undurchdringlich blieb, umdisponiert und eine Tour mit Südausrichtung angepeilt, aus der man jederzeit hätte abseilen können: Sueur de bouc. Nach einer halben Stunde Zustieg am Wandfuß angekommen standen wir vor den Resten eines Schneefeldes, das wir wohl unterhalb hätten umgehen können. Pünktlich in diesem Moment fing es wieder an zu pieseln.
Wir sind daraufhin abgezogen und im Dauerregen nach Turin gefahren. Da war's dann schön. Heute wär das Wetter laut Vorhersage gut gewesen, aber darauf wollten wir aus verschiedenen Gründen nicht warten. Ailefroide werde ich wohl nicht noch mal ansteuern. Das Ambiente ist echt schön, aber die Klettereien sahen zumindest in leichten bis moderaten Schwierigkeiten nach ziemlichen Plattenschleichereien aus. Dafür hätt's neben dem Klettergarten, in dem wir waren, durchaus interessant aussehende längere Touren im Kalk gegeben.

[dierike]

AW: Klettern in Südfrankreich

Wir waren in Ailfroide nur ESL/Sportklettern, was damals gesundheitliche Gründe hatte. Das Ambiente ist der Hammer, Granit finde ich halt oft in den unteren Graden recht plattenschleichig. Im 6. Franzosengrad hatte ich im ESL-Bereich auch einiges Griffiges dort erlebt.

(Meiner Erinnerung nach (oder ist die durch irgendetwas getrübt? War es doch wer anderes?) ist FLT als bekennender Plattenhasser begeistert von Ailefroide gewesen, insofern dachte ich, es müsste dort auch noch mehr Griffe geben )

Schade, dass das Wetter euch so einen Strich durch die Rechnung gemacht hat.

Conduite à gauche war damals mein erster Klettergarten nach einer OP, ich habe ihn daher positiv in Erinnerung weil es besserlief als befürchtet. Auch wir fanden ihn schön, aber nicht Weltbewegend, ganz schön heiss dann

Ward ihr bei Turin auch klettern? Im Val Susa? Das hatte ich auch mal ins Auge gefasst...

[TeilzeitAbenteurer]

AW: Klettern in Südfrankreich

Wir haben in Ailefroide jetzt halt keinen einzigen Kletterzug gemacht, daher kann ich natürlich kein belastbares Urteil abgeben, aber von unten sahen die Touren wirklich sehr plattig aus. In anderen Routen und vor allem anderen Schwierigkeitsgraden mag das aber auch anders aussehen, aber neben der ersten geplanten Tour gab es eine 6a+, die nicht weniger plattig war, als die Chaud Biz. Ich kletter auch mal 'ne Platte, ohne einen Brechreiz zu bekommen, aber eine nach der anderen ist echt nicht mein Traum vom Glück.
Granit kenne ich in der Tat auch als in den unteren Graden oft plattig, kann aber auch anders. Oberharzer Granit wird zwar in der Regel unkletterbar, sobald überhängend, ist aber zumindest etwas steiler noch zu klettern, wenn auch speziell.
Vor zwei Jahren hab ich ein paar Routen in Bohuslän geklettert: Etwas geneigt, aber jenseits der Risse frei von Struktur und damit unkletterbar. Die Risse waren dafür ein Fest Da würde ich jederzeit wieder hinfahren

In Turin haben wir nur kurz Touriprogramm gemacht. Wir sind Freitag Abend angekommen, drei Stunden mit den Rädern durch die Stadt und am nächsten Morgen nach Hause. Als Kletterziel hatte ich die Gegend gar nicht auf dem Zettel. Während der Fahrt durchs Val die Susa hat's aber auch die ganze Zeit geregnet. Da wäre also auch nichts gegangen.

[Frogy76]

AW: Klettern in Südfrankreich

Ich kann diese Jugendherberge empfehlen

http://www.hifrance.org/auberge-de-jeunesse/cassis.html

Liegt direkt im Klettergebiet und die Klassischen MSLs sind von dort gut per Fuss zu erreichen.

[bluesaturn]

AW: Klettern in Südfrankreich

Ich kann diese Jugendherberge empfehlen

http://www.hifrance.org/auberge-de-jeunesse/cassis.html

Kannst du etwas zur Ausstattung bitte sagen?
Ich dachte, diese haette kein fliessendes Wasser? Keine Duschen, keinen Kuehlschrank, keinen Ofen. Siehe Review on Google maps. Zugang wohl nur zu Fuss.
Man sollte vielleicht noch erwähnen, dass Jugendherbergen in Frankreich kurze Betten haben. Das kann problematisch fuer jemanden sein, der 1.94m gross ist.