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Auf der Oder von Neusalz nach Crossen, April 2018
Gerade mal 5 Tage nach einer Woche Donautour mit Roland und Dörte bin ich zu einer 5-tägigen Solotour auf die Oder in Polen aufgebrochen. Andrea kann dieses lange 1.-Mai-Wochenende nicht, weil sie Abiarbeiten kontrollieren muss, und ich möchte mal testen, wie ich mit dem ganzen Bagage auf dem neuen Bootswagen und in öffentlichen Verkehrsmitteln zurechtkomme. Alles Vorbereitung auf Sibirien diesen Sommer. Und natürlich Erkundung eines neuen Oder-Abschnittes. Vor 2 Jahren waren wir bereits auf der Oder von Crossen bis Frankfurt unterwegs gewesen, vor vier Jahren von Frankfurt bis Küstrin, und vor >20 Jahren in den polnischen Oderpoldern oberhalb von Stettin. Damals standen noch MP-bewaffnete Grenzposten in den Sümpfen herum.
Tag 1, Freitag 27. April 2018
Die Anreise ist für mich der spannendste Abschnitt der Tour. Zwar habe ich bereits einmal eine Ally-Tour mit öffentlichen Verkehrsmitteln gestartet, aber das war unter einfachstmöglichen Bedingungen. Diesmal ist es immer noch einfach gehalten, aber wenigstens eine Auslandsfahrt. Ich fahre mit dem Auto bis Crossen/Krosno Odrzański vor, lasse es auf dem bereits bekannten Parkplatz direkt am Oderufer stehen, und will dort in den Bus nach Grünberg/Zielona Góra, umsteigen, und dann weiter nach Neusalz/Nowa Sól.
Der Busfahrer (ohne Bus, aber mit der Kasse in der Hand) ruft mich schon von weitem an bezüglich meines Gepäck. Schnell merkt er, das ich kein polnisch verstehe und versucht es auf russisch und deutsch. Er zeigt mir die Stelle an der der Bus halten wird, damit ich das Gepäck verladen kann. Direkt am regulären Einstieg ist nämlich alles vergittert. Ein bisschen plauschen wir noch und dann kommt schon der Bus um die Ecke. Er übernimmt ihn von seinem Kollegen.
Das Gepäck passt gerade so in die außen zugänglichen Gepäckfächer des Busses. Bezahlt wird auch hier am Busbahnhof direkt beim Fahrer (7.50zł. + 1 Gepäckstück á 2zł, Σ2.26€) Leider kann ich kein durchgehendes Ticket lösen. Dabei hatte ich bei der Auswahl der Verbindung bereits darauf geachtet, dass beide Busse von derselben Verkehrsgesellschaft betrieben werden (PKS Zielona Góra).
In Grünberg lässt der ankommende Bus seine Fahrgäste vor dem Busbahnhof heraus. Der Bus hat Verspätung (Ankunft 13:15 anstatt 12:56 Uhr). Ich beeile mich das Gepäck auszuladen und verzurre es neu auf dem Bootswagen. Hätte ich zu dem Zeitpunkt die Ankunfts- und Abfahrtszeiten parat gehabt, so wäre ich wohl bereits unruhig geworden.
Nach 4min ist der Gepäckberg endlich wieder verzurrt und ich bewege mich 110m zur Abfahrt der Busse. Hier ist viel Betrieb an etwa einem Dutzend Perons. Welcher ist der richtige? Um das herauszufinden, müsste ich jetzt die einzelnen Abfahrtstafeln studieren. Aber schon am zweiten Peron sehe ich einen Bus mit der Anzeige “Nowa Sól” stehen. Sich genauer zu vergewissern, dafür ist jetzt keine Zeit mehr. Die Fahrgäste steigen bereits ein. Zum Glück ist hier kein Gitter vor den Gepäckluken. Dafür sind die Luken verschlossen. Der Busfahrer muss herauskommen und sie mir öffnen (7.20zł. + 2 Gepäckstücke á 2zł, Σ2.67€).
Letztlich geht alles gut, der Bus setzt sich mit mir und allem Bagage nach einer Minute in Bewegung. Während wir wieder durch Grünberg zuckeln, bemerke ich, dass es auch möglich gewesen wäre, 2 Stationen früher auszusteigen und damit deutlich mehr Umsteigezeit zu haben. Und jetzt während des Berichtschreibens entdecke ich, dass die polnische Fahrplanauskunft das genau so beschrieben hat. Ich bin also zu weit gefahren bis zum Busbahnhof, ich hätte bereits an der Bibliothek aussteigen sollen. Ja ja, so ist das, wenn man jahrelang dem ÖPNV entwöhnt ist. Man muss halt auf die Details achten.
Eine weitere ¾h später komme ich in Neusalz an. Das größte Abenteuer dieser Tour, die Fahrt mit dem ÖPNV, ist bestanden.
Die Gepäckluke war in diesem Bus groß genug, so dass ich den Bootswagen beim Einladen nicht abschnallen musste. Nun noch den Ortlieb Extremer mit meinem übrigen Gepäck draufschnallen, und los geht's.
1.7km durch die Stadt sind mit der schweren Fuhre zu bewältigen bis zum Kajak-Sportclub am Hafen. Auf dem Weg dahin kaufe ich noch 2L Bier ein und passiere zufällig die größte Sehenswürdigkeit von Nowa Sól, den Gartenzwerg-Park mit den, so wird behauptet, laut Guinnessbuch der Rekorde größten Gartenzwergen der Welt (Stand 2009). 5.41m messen sie in der Höhe. Beeindruckend! Mittlerweile ist dieser Rekord aber bereits überholt worden. Zum Ausgleich wurde dem zunächst einsamen Salzmann gender-proporzgerecht eine gleichgroße Gartenzwerg-Frau zur Seite gestellt. Es ist nicht ganz zufällig, hier auf Gartenzwerge zu stoßen. Die Gartenzwerg-Produktion half der Stadt über die schwierigen Jahre nach der Wende.
Im Kajakowy Klub Sportowy angekommen melde ich mich bei einem sehr athletischen Rentner an und fülle meinen 6L-Wasserbehälter auf. Der Aufbau geht heute flott von der Hand. Der neue Ally 15.5 ist so leicht aufzubauen, dass man eigentlich keinen Gummihammer benötigt. Nach 40min ist das Boot im Wasser, das Gepäck verstaut und ich lege ab.
Um ¾4 durchfahre ich die Fußgängerbrücke, die als großer Bogen die Einfahrt zum Hafen überspannt (“Port Nowa Sól”).
Dann bin ich auf der Oder, Strom-km 430. Sie fließt ruhig mit etwa 4 - 5 km/h dahin. Wenn ich paddele erreiche ich 7 - 8 km/h. Nach ein paar hundert Metern ist man alleine mit sich und der Natur. Ab und zu sitzt ein Angler auf einem Buhnenkopf. Die Sonne scheint und der Wind schiebt leicht von hinten. Mein Tagesziel, der Weiße Berg/Biała Góra, liegt 13km stromab.
Kurz vor 6 bin ich am Weißen Berg. Hier habe ich eigentlich offene Vegetation und eine schöne Aussicht auf die Oder erwartet. Aber es ist alles zugewachsen. Von biały keine Spur mehr. Darum kehre ich ein Stück um und lasse mich auf der Spitze der Halbinsel zwischen Altarm und Oder nieder.
Eine alte Feuerstelle vom letzten Jahr, leider total vermüllt mit Glasscherben und Blechbüchsen, nehme ich wieder in Betrieb. Feuerholz gibt es ohne Ende.
Das Zelt findet im hohen Gras einen halbwegs ebenen Platz. Eine Erbswurst, angedickt mit Haferflocken, gibts zum Abendbrot und schmeckt mal wieder lecker. Will ja sonst niemand mit mir essen (ich höre schon euer ihhh und bähhh). Ich mache mit einer Tablette immer gleich so viel, das es auch für den nächsten Morgen reicht. Ist halt in etwa so etwas wie beim Russen der Kascha.
Die Gegend ist für mitteleuropäische Verhältnisse außergewöhnlich ruhig. Im Auwald am gegenüberliegenden Oderufer ruft ein Käuzchen, ganz in der Ferne ein paar Kraniche. Nur ganz selten hört man weit weg ein einzelnes Auto oder ein Verkehrsflugzeug. Ein einsamer Rennkanute absolviert seine abendliche Trainingseinheit.
Kurz nach Anbruch der Dunkelheit verschwinde ich im Zelt.
Gerade mal 5 Tage nach einer Woche Donautour mit Roland und Dörte bin ich zu einer 5-tägigen Solotour auf die Oder in Polen aufgebrochen. Andrea kann dieses lange 1.-Mai-Wochenende nicht, weil sie Abiarbeiten kontrollieren muss, und ich möchte mal testen, wie ich mit dem ganzen Bagage auf dem neuen Bootswagen und in öffentlichen Verkehrsmitteln zurechtkomme. Alles Vorbereitung auf Sibirien diesen Sommer. Und natürlich Erkundung eines neuen Oder-Abschnittes. Vor 2 Jahren waren wir bereits auf der Oder von Crossen bis Frankfurt unterwegs gewesen, vor vier Jahren von Frankfurt bis Küstrin, und vor >20 Jahren in den polnischen Oderpoldern oberhalb von Stettin. Damals standen noch MP-bewaffnete Grenzposten in den Sümpfen herum.
Tag 1, Freitag 27. April 2018
Die Anreise ist für mich der spannendste Abschnitt der Tour. Zwar habe ich bereits einmal eine Ally-Tour mit öffentlichen Verkehrsmitteln gestartet, aber das war unter einfachstmöglichen Bedingungen. Diesmal ist es immer noch einfach gehalten, aber wenigstens eine Auslandsfahrt. Ich fahre mit dem Auto bis Crossen/Krosno Odrzański vor, lasse es auf dem bereits bekannten Parkplatz direkt am Oderufer stehen, und will dort in den Bus nach Grünberg/Zielona Góra, umsteigen, und dann weiter nach Neusalz/Nowa Sól.
Der Busfahrer (ohne Bus, aber mit der Kasse in der Hand) ruft mich schon von weitem an bezüglich meines Gepäck. Schnell merkt er, das ich kein polnisch verstehe und versucht es auf russisch und deutsch. Er zeigt mir die Stelle an der der Bus halten wird, damit ich das Gepäck verladen kann. Direkt am regulären Einstieg ist nämlich alles vergittert. Ein bisschen plauschen wir noch und dann kommt schon der Bus um die Ecke. Er übernimmt ihn von seinem Kollegen.
Das Gepäck passt gerade so in die außen zugänglichen Gepäckfächer des Busses. Bezahlt wird auch hier am Busbahnhof direkt beim Fahrer (7.50zł. + 1 Gepäckstück á 2zł, Σ2.26€) Leider kann ich kein durchgehendes Ticket lösen. Dabei hatte ich bei der Auswahl der Verbindung bereits darauf geachtet, dass beide Busse von derselben Verkehrsgesellschaft betrieben werden (PKS Zielona Góra).
In Grünberg lässt der ankommende Bus seine Fahrgäste vor dem Busbahnhof heraus. Der Bus hat Verspätung (Ankunft 13:15 anstatt 12:56 Uhr). Ich beeile mich das Gepäck auszuladen und verzurre es neu auf dem Bootswagen. Hätte ich zu dem Zeitpunkt die Ankunfts- und Abfahrtszeiten parat gehabt, so wäre ich wohl bereits unruhig geworden.
Nach 4min ist der Gepäckberg endlich wieder verzurrt und ich bewege mich 110m zur Abfahrt der Busse. Hier ist viel Betrieb an etwa einem Dutzend Perons. Welcher ist der richtige? Um das herauszufinden, müsste ich jetzt die einzelnen Abfahrtstafeln studieren. Aber schon am zweiten Peron sehe ich einen Bus mit der Anzeige “Nowa Sól” stehen. Sich genauer zu vergewissern, dafür ist jetzt keine Zeit mehr. Die Fahrgäste steigen bereits ein. Zum Glück ist hier kein Gitter vor den Gepäckluken. Dafür sind die Luken verschlossen. Der Busfahrer muss herauskommen und sie mir öffnen (7.20zł. + 2 Gepäckstücke á 2zł, Σ2.67€).
Letztlich geht alles gut, der Bus setzt sich mit mir und allem Bagage nach einer Minute in Bewegung. Während wir wieder durch Grünberg zuckeln, bemerke ich, dass es auch möglich gewesen wäre, 2 Stationen früher auszusteigen und damit deutlich mehr Umsteigezeit zu haben. Und jetzt während des Berichtschreibens entdecke ich, dass die polnische Fahrplanauskunft das genau so beschrieben hat. Ich bin also zu weit gefahren bis zum Busbahnhof, ich hätte bereits an der Bibliothek aussteigen sollen. Ja ja, so ist das, wenn man jahrelang dem ÖPNV entwöhnt ist. Man muss halt auf die Details achten.
Eine weitere ¾h später komme ich in Neusalz an. Das größte Abenteuer dieser Tour, die Fahrt mit dem ÖPNV, ist bestanden.
Die Gepäckluke war in diesem Bus groß genug, so dass ich den Bootswagen beim Einladen nicht abschnallen musste. Nun noch den Ortlieb Extremer mit meinem übrigen Gepäck draufschnallen, und los geht's.
1.7km durch die Stadt sind mit der schweren Fuhre zu bewältigen bis zum Kajak-Sportclub am Hafen. Auf dem Weg dahin kaufe ich noch 2L Bier ein und passiere zufällig die größte Sehenswürdigkeit von Nowa Sól, den Gartenzwerg-Park mit den, so wird behauptet, laut Guinnessbuch der Rekorde größten Gartenzwergen der Welt (Stand 2009). 5.41m messen sie in der Höhe. Beeindruckend! Mittlerweile ist dieser Rekord aber bereits überholt worden. Zum Ausgleich wurde dem zunächst einsamen Salzmann gender-proporzgerecht eine gleichgroße Gartenzwerg-Frau zur Seite gestellt. Es ist nicht ganz zufällig, hier auf Gartenzwerge zu stoßen. Die Gartenzwerg-Produktion half der Stadt über die schwierigen Jahre nach der Wende.
Im Kajakowy Klub Sportowy angekommen melde ich mich bei einem sehr athletischen Rentner an und fülle meinen 6L-Wasserbehälter auf. Der Aufbau geht heute flott von der Hand. Der neue Ally 15.5 ist so leicht aufzubauen, dass man eigentlich keinen Gummihammer benötigt. Nach 40min ist das Boot im Wasser, das Gepäck verstaut und ich lege ab.
Um ¾4 durchfahre ich die Fußgängerbrücke, die als großer Bogen die Einfahrt zum Hafen überspannt (“Port Nowa Sól”).
Dann bin ich auf der Oder, Strom-km 430. Sie fließt ruhig mit etwa 4 - 5 km/h dahin. Wenn ich paddele erreiche ich 7 - 8 km/h. Nach ein paar hundert Metern ist man alleine mit sich und der Natur. Ab und zu sitzt ein Angler auf einem Buhnenkopf. Die Sonne scheint und der Wind schiebt leicht von hinten. Mein Tagesziel, der Weiße Berg/Biała Góra, liegt 13km stromab.
Kurz vor 6 bin ich am Weißen Berg. Hier habe ich eigentlich offene Vegetation und eine schöne Aussicht auf die Oder erwartet. Aber es ist alles zugewachsen. Von biały keine Spur mehr. Darum kehre ich ein Stück um und lasse mich auf der Spitze der Halbinsel zwischen Altarm und Oder nieder.
Eine alte Feuerstelle vom letzten Jahr, leider total vermüllt mit Glasscherben und Blechbüchsen, nehme ich wieder in Betrieb. Feuerholz gibt es ohne Ende.
Das Zelt findet im hohen Gras einen halbwegs ebenen Platz. Eine Erbswurst, angedickt mit Haferflocken, gibts zum Abendbrot und schmeckt mal wieder lecker. Will ja sonst niemand mit mir essen (ich höre schon euer ihhh und bähhh). Ich mache mit einer Tablette immer gleich so viel, das es auch für den nächsten Morgen reicht. Ist halt in etwa so etwas wie beim Russen der Kascha.
Die Gegend ist für mitteleuropäische Verhältnisse außergewöhnlich ruhig. Im Auwald am gegenüberliegenden Oderufer ruft ein Käuzchen, ganz in der Ferne ein paar Kraniche. Nur ganz selten hört man weit weg ein einzelnes Auto oder ein Verkehrsflugzeug. Ein einsamer Rennkanute absolviert seine abendliche Trainingseinheit.
Kurz nach Anbruch der Dunkelheit verschwinde ich im Zelt.
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