[NO] senorge vs. tatsächliche Schneelage Norwegen

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    [NO] senorge vs. tatsächliche Schneelage Norwegen

    Einerseits habe ich hier im Forum schon einige Anspielungen auf einen schneereichen Winter in Norwegen gelesen, und wenn ich z.B. die google-Übersetzung zu https://www.nrk.no/nordland/bruker-f...vor-1.14014751 richtig deute dann herrscht momentan gebietsweise sehr große Lawinengefahr.

    Andererseits, wenn ich unter senorge.no links auf "Snow amount in %" klicke, dann ist da zwischen Kiruna, der Küste, und von da weg nach Süden auf der schwedischen Seite der Grenze ein großer Streifen mit der Farbe für "10 bis 50% der durchschnittlichen Schneehöhe". Das Gebiet nördöstlich von Mo i Rana, das wenn ich obige Meldung richtig deute grade eine Lawinenwarnstufe 5 hat ist mit "50 bis 70 % der normalen Schneehöhe" eingetragen, gleichfalls weiter größere Gebiete auf der norwegischen Seite der Grenze. In absoluten Höhen modelliert senorge im angesprochenen Großraum grade großflächig weniger als 1 Meter, im Großraum Ritsem sogar nur 30 bis 50cm, wenige Flecken mit mehr als einen Meter.

    Wenn ich jetzt nur senorge zu Rate ziehen würde, würde ich mit Blick auf die angesprochenen Regionen denken, naja, schneearmer Winter, wenn das Frühjahr halbwegs normal / warm ausfällt wird das Thema Schnee eher früher als später gegessen sein. Aber irgendwie, so manche Anspielungen hier im Forum, sowie Meldungen bei yr passen da nicht so ganz dazu.

    Deshalb Frage: Inwieweit ist das was senorge da modelliert von der Wirklichkeit gedeckt, oder kann es einem tatsächlich passieren dass senorge einen schneereichen Winter in einer Region fälschlicherweise als schneearm verkauft? Kann man der Modellierung in dem Teil von Schweden der auch noch abgedeckt wird trauen, oder rechnet das Ding da zwar was, aber nicht unbedingt korrekt?
    Zuletzt geändert von d94; 21.04.2018, 20:59.

  • Sarekmaniac
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    #2
    AW: [NO] senorge vs. tatsächliche Schneelage Norwegen

    Deine Frage scheint zu sein, dass Du die Lawinenprognosen in Zweifel ziehst, weil senorge in den entsprechenden Gebieten unterdurchschnittliche Schneemengen anzeigt?

    Se Norge hat schon recht. Der Winter war in Südnorwegen war extrem schneereich, im Norden dagegen deutlich unterdurchschnittlich. Davon kannst du aber nicht eins zu eins auf die Lawinengefahr schließen. Das ungewöhnlichste an diesem Winter war wochen- und monatelange große Kälte, die in Kombination mit den sehr geringen Schneefällen, zu einer steinhart gefrorenen Oberfläche geführt hat, auf die es dann seit Mitte März (Umschwung der Großwetterlage) mehrfach sehr kräftig geschneit hat. Diese Eisschicht (="Gleitschicht") begünstigt Oberlawinen und Schneebretter.

    Ich war zwischen Mitte Februar und Mitte März, also vor dem Schnee-Einbruch, nördlich des Torneträsk unterwegs (Indre Troms) und bin in den ersten Tagen weite Strecken zu Fuß gegangen (=habe die Ski auf der Pulka gezogen), weil die Schneedecke so hart war, dass das ökonomischer war. Nicht nur über den Torneträsk, da lag sowieso kein Schnee drauf, auch durch den Wald (!) hoch bis zur Lappjordhytta, und fast die gesamte Strecke von der Lappjordhytta bis zur Altevasshytta (ca 30 km). So hart war der Schnee (das bißchen Schnee, was rumlag). Und da hat es dann allein Mitte März 50 cm oder so darauf geschneit. Und auch danach ist noch einiges runtergekommen (habe das nicht mehr so genau verfolgt).

    Auch wenn irgendwo nur 50% der Durchschnittsmenge an Schnee liegen, reicht das für eine Lawine allemal, es kommt auf die absoluten Schneemengen an, und wie rasch und auf was für eine Unterlage sie gefallen sind. Und diese Unterlage ist wohl aufgrund des vorherigen Wetters eine "dauerhaft schwache Lage". Von der können sich auch 10-15 cm Neuschnee spontan lösen.

    Senorge interpoliert außerdem ja eigentlich nicht die Schneehöhen, sondern die gefallenen Schneemengen für eine Gegend aufgrund der Messungen in nahegelegenen Messstationen. Die (in der Regel erhebliche) Schneedrift kann ja gar nicht gemessen werden, und es kann also auch nicht interpoliert und korrekt angegeben werden, welche Triebschneemengen sich an den Leeseiten von Hängen angesammelt haben und abgehen können. Dafür hast Du dann den Lawinenbericht.

    Edit: Da Du diese Seite nicht erwähnst:

    http://www.varsom.no/

    Das ist der norwegische Lawinenwarndienst (und Quelle für die Lawinenwarnungen auf yr.no).

    Und dies das schwedische Pendant (dieses oder letztes Jahr neu eröffneter Dienst, umfasst zur Zeit nur wenige Gebiete):

    https://www.lavinprognoser.se
    Zuletzt geändert von Sarekmaniac; 23.04.2018, 14:58.
    Eshche odin zhitel' Ekaterinburga zabralsja na stolb, chtoby dokazat' odnoklassnice svoju bespoleznost'.
    (@neural_meduza)

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    • d94
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      #3
      AW: [NO] senorge vs. tatsächliche Schneelage Norwegen

      Danke für die ausführliche Antwort.

      Zitat von Sarekmaniac Beitrag anzeigen
      Deine Frage scheint zu sein, dass Du die Lawinenprognosen in Zweifel ziehst, weil senorge in den entsprechenden Gebieten unterdurchschnittliche Schneemengen anzeigt?
      Da fühle ich mich jetzt aber überinterpretiert, das war nicht meine Intention!

      Ich hatte nur schon an einigen Stellen die Information "Norwegen schneereich" gelesen (ich meine auch in Diskussionen wo es nicht nur um den Süden ging), und dann noch die Meldungen über die Lawinengefahr, und kombiniert mit dem was senorge ausspuckt ergab das einfach ein Gesamtbild wo ich mal wissen wollte wie sich diese Informations-Häppchen zusammenfügen.

      Auch wenn irgendwo nur 50% der Durchschnittsmenge an Schnee liegen, reicht das für eine Lawine allemal,
      Da hast du völlig Recht, wobei mir in den Alpen jetzt kein Fall bekannt wäre wo ein 5er ausgerufen worden wäre, und nicht sehr große Neuschneemengen (im Sinne von: Danach ist die Schneelage nicht mehr unterdurchschnittlich) beteiligt gewesen wären.

      Senorge interpoliert außerdem ja eigentlich nicht die Schneehöhen, sondern die gefallenen Schneemengen für eine Gegend aufgrund der Messungen in nahegelegenen Messstationen.
      Genau deswegen frag ich lieber mal nach bevor ich das was ein Modell ausspuckt unbesehen glaube.

      Insofern, wenn dann war ich etwas skeptisch ob senorge Recht hat, dass das was die Lawinenwarndienste sagen einen Sinn hat glaub ich schon...

      (und Hintergrund der Frage ist eh keine Planung für Wintertouren, sondern die Frage ob ich mit einem Zeitfenster das sich im Juni auftuen könnte etwas anstellen könnte - wobei weder das ob, noch das wenn ja wohin gesagt ist (und auch jetzt nicht entschieden werden muss); insofern hat es mich einfach mal interessiert ob diese rötlichen Farben bei senorge eigentlich eine Entsprechung im Gelände haben)

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      • Zz
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        #4
        AW: [NO] senorge vs. tatsächliche Schneelage Norwegen

        Hallo,
        ich kann die Aussage von "Sarekmaniac" bestätigen, daß die Angaben von "senorge" schon recht genau sind. Auch wir hatten in diesem Winter viel weniger Schnee, als ich nach meinen Erfahrungen zu erwarten war und die Oberfläche war ungewöhnlich hart. Die Schneehöhe entsprach sehr gut den Angaben von "senorge". Ich hatte ja vor der Tour auch immer nach geschaut und mich über die geringe Schneehöhe gewundert, aber es war tatsächlich relativ wenig Schnee und sehr kalt als wir unterwegs waren. Die Entwicklung nach der Tour habe ich nicht weiter verfolgt.
        Gruß Z
        "The Best Laks, Is Relax."
        Atli K. (Lakselv)

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          #5
          AW: [NO] senorge vs. tatsächliche Schneelage Norwegen

          Senorge ist aus meiner Erfahrung überraschend exakt.

          Und die 5 auf varsom wurde vor allem auf Grund von sarecmaniacs zitierter Schnee-Schichtung über das Winterhalbjahr ausgerufen. Stichwort "Depth hoar". Dazu kamen jetzt ziemlich warme Temperaturen und grosse Regenmengen, die um Mo i Rana angesagt waren.

          Kurz gesagt: Man kann Senorge durchaus vertrauen!
          www.instagram.com/christian.engelke

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