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Mitreisende | |
Reiseziel: Schottland, Highland Region
Reisezeit: 28. März bis 07. April 2018
Braucht die Welt wirklich einen weiteren Reisebericht über eine Wandertour im Westen der schottischen Highlands? Doch wohl eher nicht. Alle Pfade sind hundertfach beschrieben, von jedem Berg gibt es tausende Fotos im Netz. Da erscheint es kaum sinnvoll, sich hinzusetzen und einen weiteren Beitrag zu erstellen, oder?
Oder ... ? Wenn ich mich andererseits jetzt frage, ob ich gerne noch einen neuen Bericht über diese schöne und sonderbare Ecke Europas lesen möchte, dann ist meine Antwort ganz klar: Na sicher möchte ich! Und mich interessiert auch was andere so für Touren machen, vielleicht als Anregung, oder einfach nur zum Träumen. Bestimmt geht es einigen von Euch genau so. Da setze ich mich wohl doch mal dran und schreibe ein paar Eindrücke auf. Sicherlich nicht jede Wegbeschreibung, davon gibt es wirklich reichlich.
Sonst bin ich ja mit Wanderstiefeln häufiger in Norwegen anzutreffen als irgendwo anders, aber erstens wollte ich schon länger mal über Ostern nach Schottland, und zweitens begann mein Interesse an Outdoor-Urlaub vor 25 Jahren genau hier. Zwei Wochen Fahrradtour mit Freundin und Zelt, aber ohne den blassesten Schimmer einer Ahnung, wie man das am besten anstellt. Immerhin wussten wir, dass es ratsam ist, neben dem Zelt Schlafsäcke und einen Gaskocher dabeizuhaben. Um es kurz zu machen: wir hatten viel Spaß, nette Begegnungen und eine steile Lernkurve.
Ein Vierteljahrhundert später geht es also wieder nach Schottland, in der Zeit dazwischen war ich nur ein einziges Mal dort, im Januar 2014. Das war die bisher nasseste Erfahrung meines Lebens. Worauf ich also vor allem eingestellt bin, ist Nässe in jeglicher Form, von oben, von unten und von der Seite. Die Wettervorhersage verspricht so ziemlich alles, was das schottische Wetter zu bieten hat: Sonne, Regen, Schnee und Wind, bleibt aber sehr vage, wann und in welchem Ausmaß mit welchem Wetterphänomen zu rechnen ist.
Leider gelingt es mir zur Zeit nicht, meine Fotos auf direkt auf ODS hochzuladen, deshalb ausnahmsweise der Umweg über Flickr. Ich probiere es bei Gelegenheit noch mal.
Los geht's am 28. März mit einer angenehm unspektakulären Anreise nach Inverness. Alles klappt wie am Schnürchen, und ich bekomme den denkbar frühesten Bus vom Flughafen in die Stadt. Spiritus bekomme ich gleich im ersten Outdoorladen am Busbahnhof, und zwar nicht den unangenehm riechenden pink eingefärbten den ich kenne, sondern "Vango Bio-Ethanol Spirit Fuel", farblos und praktisch geruchsneutral. Danach direkt zu Morrisons für die Lebensmittel. Mit leckeren Oatcakes und einem Klotz Cheddar komme ich schon sehr weit, dazu süße Haferkekse, Müsli und ein paar Extras. Jetzt ein kleiner Stadtbummel und einen Kaffee in der milden Frühlingssonne.
Inverness by Borgman, auf Flickr
Um 17:20 Uhr fährt mein Westerbus Richtung Gairloch ab, allerdings muss ich dem Fahrer vorher auf der Karte zeigen, wo ich hin will, denn Little Gruinard kennt er nicht. Kein Wunder, es ist wirklich sehr klein, besteht nur aus einem Haus und dem Strand. Heute will ich nur ankommen und bei Helligkeit einen Platz für die Nacht suchen, deshalb bin ich sehr entspannt und träume während der Fahrt vor mich hin. Kurz nach 19:00 Uhr sind wir da, ich sauge die frische Meeresluft tief in meine Lungen.
Little Gruinard Beach by Borgman, auf Flickr
Im Hinterland sieht es nach guten Zeltmöglichkeiten aus, aber bei näherem Hinsehen ist das Gelände überall sehr nass. Das Wasser schmatzt hämisch bei jedem Schritt: "Willst du wirklich hier Zelten? Ganz sicher?? Dann viel Spaß!" Nun ja, daran werde ich mich jetzt gewöhnen müssen. Nach einiger Sucherei steht das Zelt im letzten Dämmerlicht. Genüsslich bereite ich ein kaltes Abendessen zu und lasse die Eindrücke der Reise, die vielen Menschen, Fahrpläne, festgelegte Zeiten noch einmal durch die Gedanken und dann aus dem Kopf heraus ziehen, komme im Urlaub an.
29. März: Little Gruinard bis Loch na Sealga (Ostseite)
Eine klare, kalte Nacht wie ich sie liebe. Um 07:00 Uhr zeigt das Thermometer -4°C, eine dicke Schicht Raureif bedeckt das Außenzelt von innen. Bei der Feuchtigkeit hier kein Wunder. Nach einem kurzen Frühstück breche ich sofort auf. Noch zeigt sich die Sonne nicht, aber der Himmel ist wolkenlos, perfekter Beginn für den ersten Wandertag.
Das bis in die Zehenspitzen vibrierende Gefühl von Freiheit und Lebendigkeit. Kaum etwas ist für mich so schön wie eine Wandertour zu beginnen, besonders bei diesem herrlichen Wetter. Nach einem kurzen Stück auf der Straße biege ich auf einen angelegten Weg ab, der am Gruinard River entlang führt. Der kalte Ostwind weht mir jetzt entgegen, aber in gleichem Maße wärmt die Sonne. Für den Anfang ist so ein guter Weg schon eine angenehme Sache, ich kann mich entspannt einlaufen, ohne zu viel auf die Füße achten zu müssen.
Gruinard River by Borgman, auf Flickr
Gruinard River by Borgman, auf Flickr
Gruinard River by Borgman, auf Flickr
Kurze Verschnaufpause nach zwei Stunden. Obwohl die Vegetation sich noch winterlich braun in braun zeigt, fühlt es sich schon ein bisschen wie Frühling an. Die Sonne wärmt im Windschatten. Nach einer weiteren Stunde erreiche ich Loch na Sealga und läute die Mittagspause ein. Erstaunlich, das Zelt im Packsack ist noch gefroren! Jetzt darf es auftauen und trocknen, denn ich brauche es sowieso als Schutz gegen den Wind, der kräftig über den See weht.
Loch na Sealga by Borgman, auf Flickr
Loch na Sealga by Borgman, auf Flickr
Schön ist es hier! Die höheren Berge tragen alle noch Schneekronen und wirken damit sehr majestätisch. An Teallach zur linken, Beinn Dearg Bheag und Beinn Dearg Mor zur rechten. Am rechten, südwestlichen Seeufer entlang geht es jetzt pfadlos weiter. Das Gelände ist einfach, aber sehr nass. Hier bin ich froh über meine Lundhags, die sich auf dieser Tour zum ersten Mal bewähren müssen. Habe sie erst vor zwei Monaten angeschafft. An die 10-Meter-Höhenlinien der Landranger Map muss ich mich allerdings noch gewöhnen, der Hang ist tatsächlich viel flacher als ich nach dem Kartenbild geschätzt hätte. Na, besser so als umgekehrt.
Loch na Sealga by Borgman, auf Flickr
Loch na Sealga by Borgman, auf Flickr
Immer wieder ziehen Wolken durch, aber es bleibt trocken, jedenfalls von oben. Auffällig sind hier die vielen frischen Brandstellen. Da war es im vergangenen Jahr offenbar sehr trocken hier. Nach zweieinhalb Stunden habe ich das Ostende des Sees erreicht und finde auf Anhieb einen passenden Platz für die Nacht. Der Wind ist immer noch kräftig und eiskalt. Kurz am Fluss waschen und Wasser holen ist noch drin, aber dann freue ich mich auch über den heißen Kaffee zum Aufwärmen. Letzte Sonnenstrahlen lassen die Wolken aufglühen, ich bin sehr zufrieden mit dem Tag.
Loch na Sealga by Borgman, auf Flickr
Fortsetzung folgt ...
Reisezeit: 28. März bis 07. April 2018
Braucht die Welt wirklich einen weiteren Reisebericht über eine Wandertour im Westen der schottischen Highlands? Doch wohl eher nicht. Alle Pfade sind hundertfach beschrieben, von jedem Berg gibt es tausende Fotos im Netz. Da erscheint es kaum sinnvoll, sich hinzusetzen und einen weiteren Beitrag zu erstellen, oder?
Oder ... ? Wenn ich mich andererseits jetzt frage, ob ich gerne noch einen neuen Bericht über diese schöne und sonderbare Ecke Europas lesen möchte, dann ist meine Antwort ganz klar: Na sicher möchte ich! Und mich interessiert auch was andere so für Touren machen, vielleicht als Anregung, oder einfach nur zum Träumen. Bestimmt geht es einigen von Euch genau so. Da setze ich mich wohl doch mal dran und schreibe ein paar Eindrücke auf. Sicherlich nicht jede Wegbeschreibung, davon gibt es wirklich reichlich.
Sonst bin ich ja mit Wanderstiefeln häufiger in Norwegen anzutreffen als irgendwo anders, aber erstens wollte ich schon länger mal über Ostern nach Schottland, und zweitens begann mein Interesse an Outdoor-Urlaub vor 25 Jahren genau hier. Zwei Wochen Fahrradtour mit Freundin und Zelt, aber ohne den blassesten Schimmer einer Ahnung, wie man das am besten anstellt. Immerhin wussten wir, dass es ratsam ist, neben dem Zelt Schlafsäcke und einen Gaskocher dabeizuhaben. Um es kurz zu machen: wir hatten viel Spaß, nette Begegnungen und eine steile Lernkurve.
Ein Vierteljahrhundert später geht es also wieder nach Schottland, in der Zeit dazwischen war ich nur ein einziges Mal dort, im Januar 2014. Das war die bisher nasseste Erfahrung meines Lebens. Worauf ich also vor allem eingestellt bin, ist Nässe in jeglicher Form, von oben, von unten und von der Seite. Die Wettervorhersage verspricht so ziemlich alles, was das schottische Wetter zu bieten hat: Sonne, Regen, Schnee und Wind, bleibt aber sehr vage, wann und in welchem Ausmaß mit welchem Wetterphänomen zu rechnen ist.
Leider gelingt es mir zur Zeit nicht, meine Fotos auf direkt auf ODS hochzuladen, deshalb ausnahmsweise der Umweg über Flickr. Ich probiere es bei Gelegenheit noch mal.
Los geht's am 28. März mit einer angenehm unspektakulären Anreise nach Inverness. Alles klappt wie am Schnürchen, und ich bekomme den denkbar frühesten Bus vom Flughafen in die Stadt. Spiritus bekomme ich gleich im ersten Outdoorladen am Busbahnhof, und zwar nicht den unangenehm riechenden pink eingefärbten den ich kenne, sondern "Vango Bio-Ethanol Spirit Fuel", farblos und praktisch geruchsneutral. Danach direkt zu Morrisons für die Lebensmittel. Mit leckeren Oatcakes und einem Klotz Cheddar komme ich schon sehr weit, dazu süße Haferkekse, Müsli und ein paar Extras. Jetzt ein kleiner Stadtbummel und einen Kaffee in der milden Frühlingssonne.
Inverness by Borgman, auf Flickr
Um 17:20 Uhr fährt mein Westerbus Richtung Gairloch ab, allerdings muss ich dem Fahrer vorher auf der Karte zeigen, wo ich hin will, denn Little Gruinard kennt er nicht. Kein Wunder, es ist wirklich sehr klein, besteht nur aus einem Haus und dem Strand. Heute will ich nur ankommen und bei Helligkeit einen Platz für die Nacht suchen, deshalb bin ich sehr entspannt und träume während der Fahrt vor mich hin. Kurz nach 19:00 Uhr sind wir da, ich sauge die frische Meeresluft tief in meine Lungen.
Little Gruinard Beach by Borgman, auf Flickr
Im Hinterland sieht es nach guten Zeltmöglichkeiten aus, aber bei näherem Hinsehen ist das Gelände überall sehr nass. Das Wasser schmatzt hämisch bei jedem Schritt: "Willst du wirklich hier Zelten? Ganz sicher?? Dann viel Spaß!" Nun ja, daran werde ich mich jetzt gewöhnen müssen. Nach einiger Sucherei steht das Zelt im letzten Dämmerlicht. Genüsslich bereite ich ein kaltes Abendessen zu und lasse die Eindrücke der Reise, die vielen Menschen, Fahrpläne, festgelegte Zeiten noch einmal durch die Gedanken und dann aus dem Kopf heraus ziehen, komme im Urlaub an.
29. März: Little Gruinard bis Loch na Sealga (Ostseite)
Eine klare, kalte Nacht wie ich sie liebe. Um 07:00 Uhr zeigt das Thermometer -4°C, eine dicke Schicht Raureif bedeckt das Außenzelt von innen. Bei der Feuchtigkeit hier kein Wunder. Nach einem kurzen Frühstück breche ich sofort auf. Noch zeigt sich die Sonne nicht, aber der Himmel ist wolkenlos, perfekter Beginn für den ersten Wandertag.
Das bis in die Zehenspitzen vibrierende Gefühl von Freiheit und Lebendigkeit. Kaum etwas ist für mich so schön wie eine Wandertour zu beginnen, besonders bei diesem herrlichen Wetter. Nach einem kurzen Stück auf der Straße biege ich auf einen angelegten Weg ab, der am Gruinard River entlang führt. Der kalte Ostwind weht mir jetzt entgegen, aber in gleichem Maße wärmt die Sonne. Für den Anfang ist so ein guter Weg schon eine angenehme Sache, ich kann mich entspannt einlaufen, ohne zu viel auf die Füße achten zu müssen.
Gruinard River by Borgman, auf Flickr
Gruinard River by Borgman, auf Flickr
Gruinard River by Borgman, auf Flickr
Kurze Verschnaufpause nach zwei Stunden. Obwohl die Vegetation sich noch winterlich braun in braun zeigt, fühlt es sich schon ein bisschen wie Frühling an. Die Sonne wärmt im Windschatten. Nach einer weiteren Stunde erreiche ich Loch na Sealga und läute die Mittagspause ein. Erstaunlich, das Zelt im Packsack ist noch gefroren! Jetzt darf es auftauen und trocknen, denn ich brauche es sowieso als Schutz gegen den Wind, der kräftig über den See weht.
Loch na Sealga by Borgman, auf Flickr
Loch na Sealga by Borgman, auf Flickr
Schön ist es hier! Die höheren Berge tragen alle noch Schneekronen und wirken damit sehr majestätisch. An Teallach zur linken, Beinn Dearg Bheag und Beinn Dearg Mor zur rechten. Am rechten, südwestlichen Seeufer entlang geht es jetzt pfadlos weiter. Das Gelände ist einfach, aber sehr nass. Hier bin ich froh über meine Lundhags, die sich auf dieser Tour zum ersten Mal bewähren müssen. Habe sie erst vor zwei Monaten angeschafft. An die 10-Meter-Höhenlinien der Landranger Map muss ich mich allerdings noch gewöhnen, der Hang ist tatsächlich viel flacher als ich nach dem Kartenbild geschätzt hätte. Na, besser so als umgekehrt.
Loch na Sealga by Borgman, auf Flickr
Loch na Sealga by Borgman, auf Flickr
Immer wieder ziehen Wolken durch, aber es bleibt trocken, jedenfalls von oben. Auffällig sind hier die vielen frischen Brandstellen. Da war es im vergangenen Jahr offenbar sehr trocken hier. Nach zweieinhalb Stunden habe ich das Ostende des Sees erreicht und finde auf Anhieb einen passenden Platz für die Nacht. Der Wind ist immer noch kräftig und eiskalt. Kurz am Fluss waschen und Wasser holen ist noch drin, aber dann freue ich mich auch über den heißen Kaffee zum Aufwärmen. Letzte Sonnenstrahlen lassen die Wolken aufglühen, ich bin sehr zufrieden mit dem Tag.
Loch na Sealga by Borgman, auf Flickr
Fortsetzung folgt ...
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