[AR] Los Andes - ein argentinischer Sommer

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  • HO
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    • 04.02.2016
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    • Meine Reisen

    [AR] Los Andes - ein argentinischer Sommer

    Tourentyp
    Lat
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    Mitreisende
    Mitte Januar diesen Jahres flog ich mit Iberia via Madrid nach Mendoza. Höhepunkt meiner Reise sollte die Besteigung des Aconcagua sein. Bisher hatte ich an diesem Berg rein wettermäßig immer Pech. In 2003 wurde ich fast vom Berg gepustet und im Nov./Dez. 2016 hatte ich für meine Gipfeltage auch wieder die gigantische Viento Blanco Wolke über dem Hügel. So schnell wollte ich ursprünglich nicht wieder dorthin zurückkehren und hatte eigentlich ganz andere Pläne für die Zentralen Anden.


    hier zwei Aufnahmen von 2003 und 2016

    Aber seit fast einem Jahr habe ich ziemliche Probleme mit dem Fußgelenk und versuche, leider bisher ergebnislos, das wieder in den Griff zu bekommen. Marathon, Halbmarathon – das ist alles in weite Ferne gerückt – knirsch! , ziemlich frustrierend! Ich kann froh sein, wenn ich mal so 10 km schaffe bevor ich Angst bekomme, dass Gelenk völlig zu ruinieren. Gehen ist soweit kein Problem, aber wie sich das Gelenk beim Laufen mit schwerem Rucksack über fast drei Woche schlägt, ist völlig ungewiss. In abgelegenen Andentälern wollte ich das lieber nicht austesten. Am Aconcagua dagegen könnte ich jederzeit einen Rückzug organisieren, falls es nicht gut laufen sollte. Also kontaktierte ich wieder Fernando für den privaten Transport von Mendoza nach Vallecitos (Skiort im Cordon del Plata), von dort dann weiter nach Penitentes (Aconcagua Park) und zum Schluss wieder zurück nach Mendoza und buchte das Mule für meinen Packsack zum Basislager Plaza de Mulas. So nutze ich meine Zeit optimal aus und habe insgesamt 19 Tage für die Berge.
    An diesem populären Berg würde es auch eine sehr gesellige Tour werden und irgendwie freute ich mich schon darauf, wieder Leute aus aller Welt kennenzulernen.
    Am Gepäckband in Mendoza bekam meine Freude dann erstmal einen heftigen Dämpfer. Der Packsack kam an, aber mein Duffle tauchte nicht auf. Zelt, Kochset, Bergschuhe etc. – wenn das verschwunden bleibt, ist alles vorbei bevor es überhaupt begonnen hat. Da war er wieder da, der Stress, dem ich entfliehen wollte. LATAM kontaktieren, Futter einkaufen, flight radar checken, Kartuschen besorgen, Hotline anrufen …., der Rest des Tages war gut ausgefüllt und um 22.00 Uhr hatte ich meine Tasche. Das Packen danach war Entspannung pur.
    An nächsten Morgen stand Carlos pünklich um 9.00 mit dem Van vorm Hotel. Erster Stopp war am Pagio Facil für die obskure Bezahlprozedur der Besteigungsgenehmigung. Ruckzuck bin ich um etliche Dollar erleichtert. Wofür eigentlich? Nächster Stopp war dann das Büro der Behörde, wo man als Gegenleistung für den Obolus die Erlaubnis ausgestellt bekommt. Also Bezahlen, Verdrängen, Vergessen – ab in die Berge und Genießen.
    Der Absetzpunkt Vallecitos im Cordon del Plata liegt auf 2950m und ist schnell erreicht. Mein Zelt wollte ich in Veguitas Superior auf ca. 3450m aufschlagen. Die Entfernung ist nicht weit. Also für heute nur ein kurzes Vergnügen – perfekt für den ersten Tag. Die Wettervorhersage war alles andere als einladend. Genaugenommen war sie so übel, dass es nur besser werden könnte.



    forecast for Cerro Plata





    Kurz nachdem ich das Zelt aufgestellt hatte zog sich schon der Himmel zusammen und es hat geregnet. Für den Rest des Tages habe ich mich dann mehr oder weniger im Zelt verkrochen.

    Tag 2

    Am Morgen gab es dann herrlichen Sonnenschein und die Berge waren eingepudert. Schnell war ich auf dem Trail in Richtung Adolfe Calle. Eine kurzes Stück folgte ich einem Moränenrücken und danach kam ein recht übler Schotterhang. Dafür war es oben wunderschön verschneit.









    Die Aussicht von ca 4300 m war dann großartig.

    Mein ursprünglicher Plan war in den 6 Tagen, die ich hier zur Verfügung hatte, den Cerro Rincon zu besteigen. Der Rincon war jedoch noch mächtig schneebeladen und das steile Couloir unter diesen Bedingungen anzugehen schien mir nicht so ratsam.



    Cerro Rincon



    Hier kann man im rechten Viertel gut das Couloir erkennen welches zum oberen Plateau führt. Es soll so um die 50 Grad haben.

    Tag 3 und 4

    Nach einer weiteren Regennacht startete der Nächste Tag wieder mit Kaiserwetter. Schnell hatte ich alles zusammengepackt und ging ins nächste Camp - El Salto - auf ca. 4300 m Höhe. Im oberen Teil hatte ich Glück und fand einen Klasse Spot bevor wieder alles in den Wolken lag und der Regen kam. Am nächsten Morgen gab es dann wieder Sonne pur und ich bin gemütlich in Richtung Pass geschlendert - ein perfekter Akklimatisationstag









    Cerro Vallecitos



    Tag 5

    Am nächsten Morgen lag das Camp völlig in den Wolken. Ich habe mich trotzdem auf den Weg in Richtung Cerro Vallecitos gemacht und so oberhalb 4700 m war ich dann draußen aus dem Dunst. Zum Pass hin war alles strahlend blau. Der Schnee war hammerhart gefroren, so dass ich gut vorankam. Auf dem Pass - ca. 5200 m - war es sehr stürmisch und eiskalt.
    Das war definitiv zu kalt für mich. Die richtig warmen Klamotten liegen in meinem Packsack und sind auf dem Weg nach Penitentes. Für hier wären sie eigentlich overkill. Was soll's - man kann nicht immer das ganze Arsenal mitführen. Bis zum Gipfel und zurück wären es noch 2 bis 3 Stunden gewesen. Egal, ein paar Meter runter und das Panorama genießen. Meine Akklimatisation für den nächsten Trip hatte ich hiermit erreicht, schön war es und mein Fuß der läuft und läuft...........





    Cerro Amarillas - ca. 5100m





    to be continued.......
    Zuletzt geändert von HO; 20.03.2018, 09:34.

  • codenascher

    Alter Hase
    • 30.06.2009
    • 4960
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    • Meine Reisen

    #2
    AW: Los Andes - ein argentinischer Sommer

    Na hoffentlich hält das Fußgelenk bis zum Ende der Tour! Freue mich auf die Fortsetzung.

    Bist du direkt von Anreise auf 3000m Höhe und dann einfach weiter hoch? Als wir 2013 in Kirgistan unterwegs waren (das war zugleich mein einziges mal Hochgebirge), hatte ich trotz sanfter Akklimatisierung bis zum Schluss Probleme. :-(

    Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

    meine Weltkarte

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    • danobaja
      Alter Hase
      • 27.02.2016
      • 3287
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      • Meine Reisen

      #3
      AW: Los Andes - ein argentinischer Sommer

      ja, da bin ich auch schon gespannt!

      schöne bilder! leider kennt google maps keiner deiner erwähnten punkte und meine karte ist seit 15 jahren verschollen.

      wieviel hat denn das permit gekostet? wieviel der gepäcktransport? der van?

      ich freu mich auf den rest!
      danobaja
      __________________
      resist much, obey little!

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      • berniehh
        Fuchs
        • 31.01.2011
        • 2402
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        • Meine Reisen

        #4
        AW: Los Andes - ein argentinischer Sommer

        Eine sehr spektakuläre Gegend ist das. Ich hoffe auch dass die Tour ein Erfolg wurde und bin gespannt wie es weitergeht

        Zitat von danobaja Beitrag anzeigen
        leider kennt google maps keiner deiner erwähnten punkte und meine karte ist seit 15 jahren verschollen.
        Wenn ich Fotos und Text richtig deute ist das bisher gezeigte noch nicht in der Aconcagua Region sondern lediglich ein Akklimatisationstrek in der Cordón del Plata.

        Die Frage von danobaja bez. der Kosten interessieren mich natürlich auch
        www.trekking.magix.net

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        • HO
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          • 04.02.2016
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          #5
          AW: Los Andes - ein argentinischer Sommer

          Danke für die Kommentare!

          @ Codenascher
          Ja, ich bin direkt auf 3450m hoch und nach zwei Nächten dann auf 4300m. Das funktionierte bei mir bisher immer ganz gut. Manchmal habe ich leichte Kopfschmerzen am ersten Tag, aber das legt sich dann schnell, wenn der Akklimatisatiosprozess im Körper einsetzt.

          @ danobaja und berniehh

          Sorry, hätte besser beschreiben sollen wie die Tour aufgegliedert ist. Werde ich nachträglich noch einfügen. Die erste Etappe ist im Cordon del Plata. Eine gute Beschreibung der Berge dort findet man hier : https://www.summitpost.org/cordon-del-plata/170924

          Vallecitos ist das Skigebiet im Cordon del Plata und kann über eine einfache Schotterpiste erreicht werden.

          Der Preis für die Genehmigung in der Hochsaison lag bei 800 USD, wenn man einen Service (mind. Muletransport) bei einer Agentur bucht. Meine Agentur hatte folgende Preise in der letzten Saison:
          Mule bis 60 kg zum Basecamp 250 USD
          Transport Mendoza - Vallecitos: 250 USD
          Transport Vallecitos - Penitentes: 390 USD
          Transport Penitentes - Mendoza: 300 USD
          Transport ist schon heftig. Klar kann man auch den Bus zum zum Aconcagua nehmen, aber nach Vallecitos musste man teilweise trampen oder etliche Kilometer laufen. An einem Tag vom Cordon del Plata bis zum Aconcagua, dass ist nur mit sehr viel Glück drin. Mir war es das wert. Ich hatte insgesamt nur 21 Tage (Job, Familie,Kinder) in Argentinien und konnte so das Maximum für die Berge herausholen. Wirklich gefühlt rausgeschmissenes Geld ist der Permit.

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          • HO
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            • 04.02.2016
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            • Meine Reisen

            #6
            AW: Los Andes - ein argentinischer Sommer

            Tag 6

            Die letzte Nacht hier im Cordon del Plata verging sogar mal ohne Regen. Inzwischen bin ich auch schon wieder eine Etage tiefer. Gestern herrschte im Highcamp nach meiner Rückkehr ein ziemlicher Tumult. Es waren gerade zwei große Gruppen mit Trägern, Guides etc. aufgeschlagen. Yup, da habe ich dann lieber die Flucht ergriffen und bin wieder zu meiner allerersten Campsite abgestiegen. Dort war es zwar auch nicht gerade einsam, aber ruhig und nette Leute zum Quatschen.
            Von hier bis zu meinem Abholpunkt brauchte ich nur eine runde Stunde. Daher hatte ich genügend Zeit um die Sachen mal ausgiebig zu trocknen und den Schlafsack auszulüften.
            Carlos war dann wie gewohnt pünktlichst mit dem Van da und nach ein paar gemütlichen Stunden kamen wir in Penitentes an. Penitentes ist ein Skiresort so ca. 10. km östlich Horcones - Aconcagua Parkeingang für die normale Route. Meine Agentur hat dort ihren Sitz und gleich nebenan befindet sich ein einfaches Hotel in dem ich die Nacht verbrachte - Dusche, Steak, ich habe ja auch irgendwie Urlaub
            Vorher musste ich noch alles umpacken und den Packsack für das Mule vorbereiten. Irgendwie passte nicht soviel in das Teil rein wie ich es mir vorgestellt hatte. Zum Schluss haben wir alles gewogen - Packsack 18 kg , Rucksack 18 kg . Wer ist denn nun der Esel?



            Veguitas Superior am Morgen



            ready to go



            Ich finds immer wieder krass mit welcher Wucht das Wasser manchmal so aus dem Boden schießt.



            Penitentes

            Tag 7

            Schon wieder Sonne am morgen! Ab heute wird das Eincremen mit Sonnencreme zur täglichen Routine. Nach dem Frühstück gings mit dem Auto das kurze Stück nach Horcones. Mit dabei war eine Gruppe von vier Canadiern plus Guide. In Horcones musste ich mich registrieren und kurz danach war ich auf dem Trail. Bis zum Zwischencamp Confluencia ist es nicht so weit. Der Canadian Express zischte davon und ich machte mich ganz gemütlich auf den Weg.
            In Confluencia selbst war es sehr ruhig. Es schienen keine großen Gruppen da zu sein. Am Abend musste ich mich beim Doktor vorstellen - Blutdruck und Sauerstoffsättigung messen etc. Da führt leider kein Weg dran vorbei. Für solche Zwänge bin ich überhaupt nicht zu haben und der Doktor schien sich auch noch der Langsamkeit verschrieben zu haben. Aber wenigstens habe ich die Zeit beim Warten nett verquatscht.











            Conluenzia - Zwischencamp auf der Normalroute

            Tag 8

            Es sollte ein langer Tag werden da das lange Horconestal einfach nicht enden will. Um 07.30 war ich auf dem Trail.



            Kein Vermummungsverbot hier



            Was vom Mule übrig blieb



            eigenartigerweise wächst das Gras manchmal kreisförmig



            so langsam komme ich näher



            Basecamp Plaza de Mulas, im Hintergrund der ca. 5400 m hohe Cerro Cuerno



            Ein wenig abseits habe ich ein schönes Plätzchen gefunden

            Tag 9

            Heute war Ruhe angesagt. Ich vertrieb mir die Zeit im Camp und der Umgebung. Schon interessant was es hier so alles gibt. Jacuzzi scheint der Renner zu sein. Fast jeder Outfitter muss eins haben. Ich habe aber niemanden planschen gesehen.













            Im Winter 2016 wurde die Unterkunft der Parkranger von einer Lawine komplett zerstört. Die Trümmer lagen bis zu 300m weit weg. Inzwischen haben sie dieses Zelt.

            Tag 10

            Wie ich es bereits im Cordon del Plata erleben durfte gab es auch hier eine längere Schlechtwetterperiode mit viel Schneefall. Entsprechend weiß war es weiter oben. Zur Zeit waren so 50 bis 70 km/h Wind für die Gipfelregion vorhergesagt. In vier Tagen sollte es deutlich weniger werden mit nur 20 bis 40 km/h was hervorragend in meinen Zeitplan passen würde. Am Tage meines erstmöglichen Gipfelversuches war Vollmond mit Mondaufgang um 23.00. Ich liebe diese nächtlichen Aufstiege im Mondlicht. Es darf halt nicht zu windig und kalt sein, denn ich würde auch am frühen Morgen bis zum Gipfel im Schatten laufen.
            Also, heute eine schöne lange Akklimatisationstour, morgen mit Futter für 6 Tage nach Camp Canada auf 5050 m, übermorgen weiter nach Nido de Condores auf 5600 dort ein Tag Pause und danach viel Glück.
            Bis nach Nido de Condores sind es rund 1200 Höhenmeter. Nix worüber man in den Alpen nachdenken würde, aber hier zieht es sich doch ein wenig bis man oben ist. Auf Nido habe ich dann eine Kartusche und etwas Gefriergetrocknetes hinterlegt - kein wirklicher Materialtransport. Man muss ja auch mal das Laufen mit leichtem Rucksack genießen dürfen.



            Cerro Manso



            Blick von Camp Canada nach Süden



            Oberhalb Camp Canada - Blick auf den Cerro Cuerno



            Schön verschneites Nido de Condores



            Die Felspyramide in der Mitte ist der Gipfel.

            Tag 11

            Erst als auch mein Zelt im Licht der Morgensonne stand habe ich mich ans Packen gemacht. Bis Canada ist es nicht weit und ich habe ja auch den ganzen Tag Zeit. Mit der Verpflegung für 6 Tage, extra Kartuschen zum Schnee schmelzen, Steigeisen etc. kam doch so einiges zusammen. Im Camp Canada gibt es am Nachmittag Wasser, aber auf Nido heißt es Schnee schmelzen. Sehr schön sind immer die Sonnenuntergänge, wenn die Westseite des Aconcagua im warmen Licht glüht.



            Blick auf das Basecamp von Canada



            Mein Zelt im Abendlicht

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              #7
              AW: Los Andes - ein argentinischer Sommer

              Wieder ein schön inszeniertes EV3 .

              So toll die Aussichten sind, wenn ich mir die Fotos der Route anschaue, denke ich wieder: dieser Berg reizt mich irgendwie null.
              Bin aber gespannt, obs bei Dir diesmal geklappt hat.
              "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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              • HO
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                #8
                AW: Los Andes - ein argentinischer Sommer

                Zitat von Vegareve Beitrag anzeigen
                Wieder ein schön inszeniertes EV3 .
                Danke! Ist ein EV 2 direct, quasi die abgespeckte Variante - ideal für Solotouren.

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                • Vegareve
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                  #9
                  AW: [AR] Los Andes - ein argentinischer Sommer

                  Hm, ich dachte schon, irgendetwas ist anders, konnte es von den Fotos aber nicht ausfindig machen. Kannte dieses Modell nicht, wieviel wiegt das?
                  "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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                    #10
                    AW: [AR] Los Andes - ein argentinischer Sommer

                    Tag12 und 13

                    Von Canada nach Nido sind es nur runde 550 Höhenmeter. Nach der Hälfte der Strecke war es sinnvoll die Steigeisen anzulegen denn der Schnee war hart gefroren und es gab auch genügend eisige Stellen. Jetzt spürte ich auch die schon gute Akklimatisation. Selbst mit schwerem Rucksack bin ich relativ zügig vorangekommen. Oben habe ich mir einen Campspot gesucht der so hoch wie möglich lag. Von Nido aus kann man schon über den Rest der Anden hinwegschauen - einfach herrlich! Nur bei Sturm würde es hier sehr ungemütlich werden, da man nirgends so richtig Schutz findet. Aber die Wettervorhersage war ja sehr gut.
                    Für den nächsten Tag war Ruhetag angesagt - ein bisschen rumschlendern, relaxen etc.



                    Schöner Platz, abseits von allem



                    Blick nach unten in Richtung Westen



                    Kann der Blick aus dem Zelt schöner sein? Am Horizont Mercedario und Ramada - auf den beiden stand ich schon.




                    Tag 14

                    Gegen 01.00 wollte ich starten. Dann habe ich so kurz nach Mitternacht Schritte gehört. Hatte da noch jemand die Idee, den Frühaufsteher zu spielen? Yup, drei Stirnlampenträger stapften an meinem Zelt vorbei. Ehe ich loskam verging aber noch etwas Zeit. Erstmal was futtern und Tee kochen - 2 x 0,3 l verschwanden in den Innentaschen der Jacke und ein Liter im Rucksack. Die Eisen habe ich gleich vorm Zelt angelegt, da der Weg ab hier komplett auf Schnee verlief. Kurz nach 01.00 war ich dann auf dem Trail. Es war eine phantastische Vollmondnacht. Ich ging es erstmal ganz ruhig an, um einen Rhythmus zu finden. Später habe ich dann auf Sportmodus umgeschalten - ich fühlte mich gut und kam zügig voran. Kurz nach der Berliner Schutzhütte (ca. 6000 m) hatte ich die drei Stirnlampenträger eingeholt. Hier traf ich auch noch auf einen Franzosen, der vom Camp Cholera gestartet war. Die meisten nutzen dieses Camp als letztes Hochlager. Ab hier war dann niemand mehr vor mir. Als ich die verfallene Schutzhütte Independencia (ca. 6350 m) erreichte, habe ich hinter mir auch keine Lichter mehr gesehen. Nun ging mein Plan doch noch auf alleine unterwegs zu sein. Etwas oberhalb von Independencia wechselt der Trail auf die andere Seite des Berges und die Traverse zur Canaleta beginnt. Hier war es sehr windig und die Kälte war ziemlich unangenehm. Aber was sollte mich jetzt noch aufhalten? Der Motor lief und ich war total fokussiert. Irgendwann vor der Canaleta ließ der Wind dann endlich nach.
                    Die Canaleta ist eine ca. 40 Grad steile Rinne die ungefähr auf 6650 m beginnt. Auch hier hatte ich perfekte Bedingungen mit dem hartgefrorenem Schnee. So langsam wurde es hell. Um 09.20 war es dann vollbracht. Ein paar kurze steilere Stufen und ich stand im strahlenden Sonnenlicht, 360 Grad Rundblick soweit das Auge reicht, die Welt lag mir zu Füssen - nur der Wind war wieder da. Nach ca. 10 min Gipfelglück bin ich dann wieder in die Canaleta abgetaucht. Im untersten Drittel traf ich den Franzosen wieder, wünschte ihm viel Erfolg und sauste weiter runter. Am Ende der Canaleta habe ich dann meine erste richtige Pause gemacht. In der Nacht war es viel zu kalt dafür. Um 13.00 war ich wieder zurück im Zelt - trinken, futtern, regenerieren. In der Nacht habe ich dann zum erstenmal mal hier oben richtig durchgeschlafen und dass auch noch erholsam.



                    Aconcagua Südwand



                    Mercedario und La Ramada



                    Blick auf die Traverse



                    Oberhalb Independencia

                    Tag 15 bis 17

                    Am nächsten Tag habe ich ganz in Ruhe alles zusammengepackt, bin zum Basislager abgestiegen und habe meinen vorzeitigen Rücktransport organisiert. Hier sind inzwischen so einige große Gruppen angekommen und es war irgendwie quirliger. Schon interessant zu sehen, was bei kommerziellen Expeditionen so passiert. Aber wer bin ich, um darüber zu urteilen. Die Berge sind für alle da.
                    Ich habe noch einen weiteren Tag hier verbracht und bin am Morgen des 17. Tages abgestiegen. Inzwischen ist es hier so richtig warm geworden und die Nullgradgrenze stieg tagsüber auf über 5000 m. Eine Wegstunde unterhalb des Basislagers passierte ich mehrer Stellen wo am Vortag Schlammlawinen runter kamen.
                    Am Talende habe ich mich dann auch etwas gewundert, da ich nur zwei Tagesbesucher sah. Die Strasse war auch komplett leer - kein Verkehr. Mein Pick up aus Penitentes kam an und die Nachricht des Tages war, dass die Strasse nach Mendoza gesperrt ist. Da ist auch eine Schlammlawine runter gekommen.
                    Gegen 22.00 Uhr war die Strasse wieder offen und ich konnte nach Mendoza fahren. Jetzt hatte ich noch zwei entspannte Tage dort, bevor es zurück nach Hause ging.



                    von der Schlammlawine ausgewaschene Rinne



                    schon getrocknet



                    Wein und Cordon del Plata



                    ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

                    Es gibt sicherlich viele kontroverse Meinungen zum Aconcagua bis hin zu "Schotterhügel", "langweilig" etc. - ist völlig normal. Als höchster Berg außerhalb Asiens zieht er auch viele Leute an. Bin ja selbst so einer. Klar das es da betriebsam zugeht. Wer will, kann die Vorteile wie Mule, Basecampservice, Träger usw. nutzen. Es spricht aber auch gar nichts dagegen, sein Geraffel selbst zu tragen. Nur um den Permit kommt man nicht herum. Bis auf das Zustiegscamp und das Basecamp findet man eigentlich immer einen Platz abseits des Geschehens. Als early bird kann man auch den Gipfel für sich alleine haben. Ich hatte das Glück perfekte Schneebedingungen am Berg vorzufinden und eine lange Schönwetterphase zu erwischen.
                    Mir hat es viel Spaß gemacht, der innere reset Knopf ist gedrückt und das ist es worauf es ankommt.

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                    • Vegareve
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                      #11
                      AW: [AR] Los Andes - ein argentinischer Sommer

                      Gratulation!
                      "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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                      • berniehh
                        Fuchs
                        • 31.01.2011
                        • 2402
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                        #12
                        AW: Los Andes - ein argentinischer Sommer

                        Zitat von HO Beitrag anzeigen
                        Wirklich gefühlt rausgeschmissenes Geld ist der Permit.
                        ....nicht nur rausgeschmissenes Geld sondern auch absolute Abzocke!
                        Wird es eigentlich, außer am Parkeingang, sonst noch irgendwo kontrolliert?

                        Herzlichen Glückwunsch zum erfolgreichen Gipfelsturm
                        Auch wenn der Aconcagua ein Modeberg ist, auf dem sich wahnsinnig viele Leute tummeln, was viele sicherlich abschrecken würde, ist die Gegend landschaftlich doch überaus spektakulär.
                        Deine Fotos sind absolut Top

                        Hattest du ein Thermometer am Zelt und weisst wie kalt die Nacht in Nido de Condores war?

                        Ich war schon zweimal am Aconcagua, beide Male in der Nebensaison, und habe es nicht bis zum Gipfel geschafft. Einmal wegen Höhenkrankheit und einmal wegen tagelangem Schneesturm. War fünf Tage ganz allein in Plaza de Mulas.
                        www.trekking.magix.net

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                        • HO
                          Erfahren
                          • 04.02.2016
                          • 188
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                          #13
                          AW: [AR] Los Andes - ein argentinischer Sommer

                          Danke!

                          @ berniehh

                          Ich hatte kein Thermometer dabei. Ich denke schon das es irgendwo unter Minus 10 war. In der trockenen Luft spürt man die Kälte nicht so stark.

                          Man wird nicht kontrolliert sondernd geht eigentlich immer irgendwo rein bzw. anklopfen.
                          Schau mal in diesen Report hier, (12.Januar) https://www.summitpost.org/as-high-a...de-asia/693784


                          In der Hauptsaison sind die Chancen schon deutlich besser. Um den Trubel zu umgehen bin ich ja 2016 schon sehr früh dort gewesen. Gleich in der ersten Nacht im Cordon del Plata habe ich auf 3000 m innerhalb einer Nacht einen halben Meter Schnee kassiert. Und das ging so weiter. Meine geplanten Gipfeltage lagen in der ersten Dezemberwoche und wurden dann vom Winde verweht.
                          Zuletzt geändert von HO; 19.03.2018, 22:30.

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                          • danobaja
                            Alter Hase
                            • 27.02.2016
                            • 3287
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                            #14
                            AW: [AR] Los Andes - ein argentinischer Sommer

                            gratulation! hai feif!

                            ich find das ja very shocking, wie sich das alles entwickelt hat seit den 90ern. häuser wo keine waren, camps, arzt, kontrolle.... und 800$ fürs permit? pro person oder gruppe? egal immer noch zuviel. ich glaub bei mir waren 100$, ärztliches attest aus .de vorlegen und los gings. aber damals wurde schon davon gesprochen ein hotel zu bauen auf halbem weg nach plaza de mulas.
                            rucksacktransport für 50$ bis/ab plaza de mulas, selbst das war uns am rückweg noch viel zuviel. 3x täglich n bus von mendoza aus bis puente del inca für appel und n ei.

                            die einzigen anderen die wir gesehen haben waren im bc am plaza de mulas an neujahr. 3 wochen am berg und keine menschenseele unterwegs. ok, am rausweg über plaza de mulas waren wir wir ja nur 3 tage ab gipfel auf der viel begangenen route. trotzdem. unglaublich was da jetzt los ist.

                            und bezüglich der schönen bilder schliess ich mich bernie an!
                            danke für den bericht!

                            @bernie: wir hatten ab fuss des polengletschers jede nacht deutlich unter -10, oberhalb des grates im letzten lager hatten wir sturm und am gipfel wars verdammt kalt durch den eisigen wind (trotz sonne). mitte dezember bis anfang januar war das. schnee gabs kaum, ja jeden tag ein bischen um 16uhr, aber nur ein paar cm.

                            5 tage allein in plaza de mulas? geil! 50 zelte bei uns und wir waren schockiert, konnten aber erkennen, dass da normal noch deutlich mehr zelte stehen.
                            danobaja
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                            • berniehh
                              Fuchs
                              • 31.01.2011
                              • 2402
                              • Privat

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                              #15
                              AW: [AR] Los Andes - ein argentinischer Sommer

                              Zitat von danobaja Beitrag anzeigen
                              @bernie: wir hatten ab fuss des polengletschers jede nacht deutlich unter -10, oberhalb des grates im letzten lager hatten wir sturm und am gipfel wars verdammt kalt durch den eisigen wind (trotz sonne). mitte dezember bis anfang januar war das.
                              ich hatte in Nido de Condores minus 20 und in Berlin minus 18. Das war Anfang November.
                              Da HO im Januar dort war, also mitten im Hochsommer, dachte ich daß es dann vielleicht nicht ganz so tiefe Minusgrade wären. Deshalb auch meine Frage.


                              Zitat von danobaja Beitrag anzeigen
                              5 tage allein in plaza de mulas? geil!
                              Das war absolut nicht geil, sondern ziemlich ungemütlich. Die ganze Zeit nonstop Schneesturm, bis minus 16 Grad, Anfang April.
                              Hab gerade nochmal in mein Tagebuch geschaut, es waren sogar 6 Tage

                              Zitat von HO Beitrag anzeigen
                              In der Hauptsaison sind die Chancen schon deutlich besser.
                              das stimmt wohl. Falls ich da irgendwann nochmal hingehen sollte, dann in der Hauptsaison
                              War auch meine eigene Schuld mit der Höhenkrankheit,......und der Schneesturm war höhere Gewalt.

                              Interessant die Story auf Summitpost über die Typen, die über die Berge aus Chile gekommen sind.
                              Ich würde da wahrscheinlich wohl eher aus Norden kommen

                              Zitat von HO Beitrag anzeigen
                              sondernd geht eigentlich immer irgendwo rein bzw. anklopfen.
                              das mit dem dubiosen Arztbesuch in Confluencia hast du ja schon im Text beschrieben. Du gehst da also von alleine rein und lässt dich untersuchen, weil es Pflicht ist. Und falls du da nicht von alleine reingehst, kommen sie raus und zitieren dich da rein, oder wie darf man sich das vorstellen?
                              Bei der Menge an Leuten wird es wahrscheinlich kaum auffallen, wenn man auf die Untersuchung pfeift?

                              Wo geht man denn sonst noch überall rein bzw anklopfen, freiwillig oder unfreiwillig?
                              www.trekking.magix.net

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                              • danobaja
                                Alter Hase
                                • 27.02.2016
                                • 3287
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                                #16
                                AW: [AR] Los Andes - ein argentinischer Sommer

                                Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                                ich hatte in Nido de Condores minus 20 und in Berlin minus 18. Das war Anfang November.
                                Da HO im Januar dort war, also mitten im Hochsommer, dachte ich daß es dann vielleicht nicht ganz so tiefe Minusgrade wären. Deshalb auch meine Frage.



                                Das war absolut nicht geil, sondern ziemlich ungemütlich. Die ganze Zeit nonstop Schneesturm, bis minus 16 Grad, Anfang April.
                                Hab gerade nochmal in mein Tagebuch geschaut, es waren sogar 6 Tage


                                das stimmt wohl. Falls ich da irgendwann nochmal hingehen sollte, dann in der Hauptsaison
                                War auch meine eigene Schuld mit der Höhenkrankheit,......und der Schneesturm war höhere Gewalt.

                                Interessant die Story auf Summitpost über die Typen, die über die Berge aus Chile gekommen sind.
                                Ich würde da wahrscheinlich wohl eher aus Norden kommen


                                das mit dem dubiosen Arztbesuch in Confluencia hast du ja schon im Text beschrieben. Du gehst da also von alleine rein und lässt dich untersuchen, weil es Pflicht ist. Und falls du da nicht von alleine reingehst, kommen sie raus und zitieren dich da rein, oder wie darf man sich das vorstellen?
                                Bei der Menge an Leuten wird es wahrscheinlich kaum auffallen, wenn man auf die Untersuchung pfeift?

                                Wo geht man denn sonst noch überall rein bzw anklopfen, freiwillig oder unfreiwillig?
                                6 tage schneesturm ist ein ganzer tag geiler wie 5 tage schneesturm!

                                ende dezember ist ja anfang hauptsaison. also bei uns wars nur in der höhe kalt. so ab basecamp, sprich ab büsserschnee wurds "kalt". bis dahin war alles kurzärmlig unter tags. 1. besuch am gletscher war ohne goretex, nur fleecejacken. unter tags am gletscher war auch teilweise richtig heiss. nur in der früh eisig. denali war schon deutlich kälter.

                                ja, das mit dem doc ist halt argentinien. ich denk nicht dass die dich verfolgen wenn du nicht eincheckst. musst halt am rausweg dann vorbeischleichen oder ne flasche wein bringen.
                                danobaja
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                                • HO
                                  Erfahren
                                  • 04.02.2016
                                  • 188
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                                  #17
                                  AW: [AR] Los Andes - ein argentinischer Sommer

                                  Zitat von danobaja Beitrag anzeigen
                                  6 tage schneesturm ist ein ganzer tag geiler wie 5 tage schneesturm!
                                  dito

                                  @ berniehh

                                  April / Anfang November in Mulas mit Schneesturm - ist bestimmt nicht so sehr geil.


                                  - auch in der Hochsaison würde ich schon im Extremfall mit bis zu minus 20 in den Hochlagern Berlin / Cholera rechnen.


                                  - In Horcones muss man ins Gebäude rein, um sich registrieren zu lassen. Die sind normalerweise beschäftigt mit all den Tagesbesuchern. Draußen steht niemand um was zu kontrollieren. Die Arztvisite in Confluencia und Mulas ist obligatorisch und wird auf dem permit vermerkt, den man in in beiden Camps vorzeigen muss. Da steht aber keiner und wartet auf Dich. Du musst Dich selber da melden. Ist halt Argentinien. Wäre theoretisch kein Problem da so rein zu laufen. Der Helikopter ist halt fast immer sehr früh morgens und spät am Abend unterwegs - da sind die Windbedingungen meist besser.

                                  Gruß, Gert
                                  Zuletzt geändert von HO; 21.03.2018, 08:42.

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