Notruf und Verhalten in Notsituationen (am Beispiel v. Island solo 2017-Bericht)

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  • Gast180628
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    Notruf und Verhalten in Notsituationen (am Beispiel v. Island solo 2017-Bericht)


    Editiert vom Moderator
    abgetrennt von diesem Bericht.

    Bei Nachfragen bitte eine PN an den Moderator senden. Dein Team der



    "Der vorliegende Reisebericht zeigt aber das was man in einer Unfallanalyse "ballistisches Verhalten" nennt. "Einmal wenn die Kugel den Lauf verlässt, fliegt sie unbeirrbar weiter bis zur Katastrophe."

    nope. es gab keine "katastrophe", sondern "nur" eine blockade, d.h. ein nicht-mehr-weiter-wissen/können in einer gefährlichen überforderungssituation, die richtig aufgelöst wurde (knopf) und transparent dargestellt wurde.
    (a) nach nem langen tag ... hätte man nicht mehr aufs eis gemusst. wenns aber doch noch hell ist und man fit ist, why not?
    (b) hände nicht warm halten (handschuhe ganz unten im rucksack) - ist halt so (eigentlich hab ich die immer greifbar und auf gletscher immer an, hatte mal zerschrammte hände) und erstmal nicht weiter schlimm.
    (c) nasse füsse - man weiss schon, dass trocknen besser wäre, aber die routine zeigt, dass trockenlaufen oder später trocknen auch geht - kann auch jederzeit mal passieren.
    (d) vom sturm überrascht, das zelt nicht aufgebaut kriegen, kann "theoretisch" passieren - da sollte man noch mehr im hinterkopf haben, man mobilisiert doch immer noch mal reserven --> sagt sich so leicht. ich hab auch schon ne stunde "blockiert" rumgestanden, zu zweit, ne stunde ist schnell um und dann ists kritisch ("mir ist kalt, so kalt"), also knopf, wenn man einen hat.
    (e) die weitere entwicklung vom sturm und seine dauer kann man nicht einschätzen. dass man sich fit genug fühlt, weiter zu gehen, als die retter kommen, weiss man vorher nicht. gesteht man sich ein, vorher eine reihe kleiner taktischer fehlentscheidungen getroffen zu haben, ist es richtig, die tauben füsse wahrzunehmen und das risiko nicht noch weiter zu vergrössern. dafür hat man den knopf mit.
    genau das lernt man aus dem bericht. man setzt sich natur aus und muss sich an natur halten, nur dann geht verlaufen.
    (deshalb spar ich mir den knopf und bleib bei den kleinen brötchen, d.h. (a) passiert mir "eigentlich" nicht, da ist genug spielraum zum sich-gehen-lassen und irgendwas zu (d) hab ich im kopf, sonniges gemüt).

    es fehlte der gedanke: was mache ich, wenn ich das zelt nicht aufgebaut kriege? wie bleib ich trocken und warm?
    steht im bericht und lässt verschiedene strategien zu. der wichtigste und sicherste ausrüstungsgegenstand dabei ist der knopf. für mich: "zivilisationsnähe", ausstiegsmöglichkeit hütte aufm weg, in 1 tag (usw.) ...

    edit: grundsätzlich, wenn man in so richtungen denkt: "eiskurs" hat was. da kriegt man als sommerurlauber (=ich) das erfahrungswissen anderer eingebleut, sprich respekt vor viel eis beigebracht und ein paar handgriffe und ideen. macht die ersten schritte schwerer, nicht einfacher.
    Zuletzt geändert von Vegareve; 14.03.2018, 10:34.

  • Juergen
    Fuchs
    • 17.01.2011
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    #2
    AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

    @wonderrenter: Ich komme mit Deinem Beitrag überhaupt nicht klar.
    Ist das alles satirisch gemeint? So klingt es jedenfalls.

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    • Torres
      Freak

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      • 16.08.2008
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      #3
      AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

      Nein, er schildert das Szenario, gut analysiert. War sicher fast jeder schon mal in der Situation.
      Oha.
      (Norddeutsche Panikattacke)

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      • Juergen
        Fuchs
        • 17.01.2011
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        #4
        AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

        Zitat von Torres Beitrag anzeigen
        War sicher fast jeder schon mal in der Situation.
        Ich jedenfalls nicht. Und die meisten anderen hier wohl eher auch nicht.
        Mir fehlen die Worte.

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        • Gast180628
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          #5
          AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

          sorry, keine satire.
          die frage ist eher: was macht man bei blockade.
          die zu erkennen und "stop" ist wichtig.
          jedenfalls nicht kopflos weiter. erstmal schoki essen und was trinken ist ein guter anfang, man muss ja lauter blöde gedanken balancieren.
          das war hier kein unfall.

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          • Taffinaff
            Fuchs
            • 03.01.2014
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            #6
            AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

            Zitat von Juergen Beitrag anzeigen
            Ich jedenfalls nicht. Und die meisten anderen hier wohl eher auch nicht.
            Mir fehlen die Worte.
            Vielleicht nicht das mit dem Notruf. Aber die Fehlentscheidungen, die man zu spät revidiert? Mir fallen schnell spontan ein paar Sachen ein, die mir widerfahren sind (als Akteur oder unmittelbarer Zeuge):
            - als Tourist im Gebirge, keine richtige Ausruestung mit, Abhang raufgekraxelt, keinen Rueckweg gefunden...
            - in der Wildnis absetzen lassen, Weg- und Wetterverhältnisse falsch eingeschätzt, keine Abholung vereinbart, rein zufällig Tage später doch noch eine Mitfahrt bekommen...
            - auf Wanderung im Gebirge einen steilen Hang hoch, nass, glatt, eisig, erst dann das Problem begriffen, als der Rueckweg schon genau so schwer war wie der Weg nach oben...
            - ohne Steigeisen ein steiles Schneefeld hoch, oben ausgeruscht und da erst kapiert, wie rutschig es war...
            - bei vorhergesagter Wetterverschlechterung im Gebirge einen schlecht markierten Weg genommen und erst im dicken Nebel kapiert, dass die Navigationshilfsmittel nicht ausreichen...
            - bei unsicherer Wettervorhersage auf einen tagelangen Segeltörn in See gestochen, nach Wetterverschlechterung nicht umgekehrt und dann unter wirklich dramatischen Verhältnissen weitergemusst, weil fuers Umkehren zu spät...
            All das Aktionen von an sich vernuenftigen Leuten. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

            Taffi

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            • Juergen
              Fuchs
              • 17.01.2011
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              #7
              AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

              Zitat von Taffinaff Beitrag anzeigen
              Mir fallen schnell spontan ein paar Sachen ein, die mir widerfahren sind (als Akteur oder unmittelbarer Zeuge)
              Wenn das alles Dir passiert ist, dann hast Du Anlass über Dich nachzudenken.

              Wenn es nur eine Ansammlung von irgendwelchen Unglücksfällen ist, die man
              irgendwo irgendwie mitbekommen hat, dann sagt das doch gar nichts aus.
              Und schon gar nichts darüber, ob "fast jeder schon mal" in einer solchen
              Situation war.

              Ich war auch schon im sicheren Hafen und habe mitbekommen, dass am
              gleichen Tag mehrere Menschen auf See verreckt sind oder beinahe
              verreckt sind. Normal fand ich das nie!

              Zu wonderrenters "guter Analyse": (Groß- und Kleinschreibung wäre übrigens nett)

              zu "Katastrophe": Es hat jeder mitbekommen, dass evernorth noch lebt und
              keine gesundheitlichen Probleme hat, wir reden über eine Beinahekatastrophe
              und es ist ziemlich egal, ob Du das vorher als Blockade bezeichnest.

              zu (a): Das hört sich nicht so an, als ob er noch fit war. Für mich hört es
              sich mehr so an, als ob er seine zunehmende Erschöpfung ignoriert hat.

              zu (b): "Meine Hände sind schon fast gefühllos geworden" steht da. Nicht
              weiter schlimm?? Klar, wenn man direkt neben der Hütte steht. Aber in
              seiner Situation kommt als nächstes, dass man seine Finger nicht mehr
              bewegen kann. Und das ist der Anfang vom Ende.

              zu (c): klar kann man weiterlaufen, aber dann bekommt man Blasen, die
              beliebig schlimm werden können und das "Trockenlaufen" nennt man
              Verdunstungskälte und die führt im Sturm dazu, dass man seine Beine
              u.U. nach einiger Zeit nicht mehr bewegen kann.

              zu (d): Verstehe ich das richtig: Der Knopf ist für Dich die Standardlösung,
              wenn man in Island (!) vom Sturm überrascht wird. Wenn das so normal
              wäre, dann bestünde Island zu 50% aus Rettungsmannschaft und zu 50%
              aus Geretteten.

              zu (e): Die Retter sprachen immerhin von "Unterkühlung". Bei 5°C und 30 m/s
              geht es ohne gescheites Nachtlager, Wärme, Essen und Trinken nicht mehr
              aufwärts. Der "Knopf" ist nicht dazu da, um die "ganz normale" (passiert ja
              jedem) "Reihe kleiner taktischer Fehlentscheidungen" zu korrigieren.

              (Ich musste mal nördlich von Calvi bei 20 bis 25 m/s und 15 °C aufgeben,
              weil die Kälte wegen der Gischt nicht mehr zu ertragen war. Trotz guter
              Kleidung. Aber eben rechtzeitig und geordnet und ohne Seenotrettung.)

              Und was bedeutet dieser kryptische Satz: "man setzt sich natur aus und
              muss sich an natur halten, nur dann geht verlaufen."

              zu "was mache ich, wenn ich das zelt nicht aufgebaut kriege":
              Antwort: Das überlege ich mir vorher !!! Und wenn ich keine
              vernünftige Antwort darauf weiß, nehme ich einen Biwaksack mit.
              Auch dafür ist der "Knopf" nicht da.

              Ihr stellt doch die Welt vollkommen auf den Kopf. Man rennt doch
              nicht einfach mal los und schaut was kommt und wenn es nicht
              klappt, drückt man halt auf den Knopf.

              Ich gewinne so langsam den Eindruck, als ob der Ausdruck
              "geordneter Rückzug" weder im Vokabular noch im Denken
              von Einigen hier vorhanden ist.

              Der Knopf ist nicht die Universallösung dafür, dass man
              keine Lust hat, die Dinge rechtzeitig zu Ende zu denken.

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              • Sarekmaniac
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                • 19.11.2008
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                #8
                AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                Zitat von wonderrenter Beitrag anzeigen
                sorry, keine satire.
                die frage ist eher: was macht man bei blockade.
                die zu erkennen und "stop" ist wichtig.
                jedenfalls nicht kopflos weiter. erstmal schoki essen und was trinken ist ein guter anfang, man muss ja lauter blöde gedanken balancieren.
                das war hier kein unfall.
                Volle Übereinstimmung, deshalb verstehe ich deine Schlussfolgerung in deinem vorhergehenden Post nicht:

                der wichtigste und sicherste ausrüstungsgegenstand dabei ist der knopf.
                Oder ist da ein "n" zuviel?

                Wer wie Du einen Notsender für seinen "wichtigsten Ausrüstungsgegenstand" hält, hat IMO den größten Fehler schon gemacht. (In Anlehnung an Dieters schöne Metapher von der Pistolenkugel: Den Abzug gedrückt).
                Eshche odin zhitel' Ekaterinburga zabralsja na stolb, chtoby dokazat' odnoklassnice svoju bespoleznost'.
                (@neural_meduza)

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                • Taffinaff
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                  • 03.01.2014
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                  #9
                  AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                  Zitat von Juergen Beitrag anzeigen
                  Ihr stellt doch die Welt vollkommen auf den Kopf. Man rennt doch
                  nicht einfach mal los und schaut was kommt und wenn es nicht
                  klappt, drückt man halt auf den Knopf.

                  Ich gewinne so langsam den Eindruck, als ob der Ausdruck
                  "geordneter Rückzug" weder im Vokabular noch im Denken
                  von Einigen hier vorhanden ist.

                  Der Knopf ist nicht die Universallösung dafür, dass man
                  keine Lust hat, die Dinge rechtzeitig zu Ende zu denken.
                  Ganz Deiner Meinung, und ich bin der erste, mir selbst idiotische Fehler zu bescheinigen. Mir ging es darum, dass auch dem Anschein nach vernuenftige Menschen gefährliche Fehlentscheidungen treffen können, wenn sie ausserhalb ihrer geordneten Umstände sind. In meinem Job habe ich täglich mit Risiken zu tun, aber da gibt es Kenntnisse, Erfahrungen, Organisationsstrukturen, die dafuer da sind Risiken zu minimieren. Wenn ich ein paar Wochen im Jahr draussen unterwegs bin, sieht es ganz anders aus, da bin ich dann auf mich oder meine paar Mitmenschen angewiesen, und das sind eben nicht immer die Experten fuer Naturgefahren. Ich habe z.B. verschiedene mehr oder minder glimpflich ausgegangene Segelunfälle untersucht, bei denen man einfach nicht glauben konnte, wie erfahrene, gut ausgebildete, rationale Leute an ihren Fehlentscheidungen festhalten, bis sich nichts mehr ändern lässt. Wenn man aber selber mal da draussen in der Patsche war und erlebt hat, wie einen die Umstände im Urteilsvermögen beeinträchtigen können, wird man vielleicht etwas bescheidener in seinen nachträglichen Urteilen.

                  Taffi

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                  • blackteah
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                    • 22.05.2010
                    • 777
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                    Zitat von Juergen Beitrag anzeigen
                    Ihr stellt doch die Welt vollkommen auf den Kopf. Man rennt doch
                    nicht einfach mal los und schaut was kommt und wenn es nicht
                    klappt, drückt man halt auf den Knopf.
                    [/B]
                    Ein bisschen übertreibst du jetzt aber schon .

                    Dass es nicht so gelaufen ist wie geplant und Fehler gemacht wurden, bestreitet niemand. Aber manchmal macht man eben Fehler. Vielleicht hast du ja wirklich noch nie welche gemacht, wer weiß. Ich glaube tatsächlich, dass es kaum Menschen gibt, die noch nie Fehler gemacht haben oder eine Situation/sich selbst falsch eingeschätzt haben.

                    Und gerade weil Fehler oft passieren bzw man sich und die Natur falsch einschätzt, ist der Bericht hier wichtig und gut. Weil man mal wieder gezeigt bekommt, dass man lieber mal kurz anhalten, sich selbst und die Umgebung genau analysieren und dann erst Entscheidungen treffen sollte. Weil es zeigt, wie man es lieber nicht machen sollte.

                    evernorth ist auch nicht mit der Einstellung los "ich lauf bis zur völligen Erschöpfung und lasse mich dann retten". So eine Einstellung kann man wenn mans drauf anlegt aus jedem Solo-Bericht rauslesen, wahrscheinlich sogar aus jedem Bericht hier. Ist aber wenig zielführend und nicht zutreffend.

                    Ich verstehe wonderrentner so: Der Knopf ist insofern der wichtigste Ausrüstungsgegenstand, weil er einem bei menschlichem Versagen, Materialversagen und plötzlichen Unfällen noch das Leben retten kann. Nur weil man die Wichtigkeit des Knopfes versteht, heißt das nicht, dass man sich willkürlich und mit Absicht in gefährliche Situationen bringt. Der Kopf ist auch sehr wichtig, aber wenn der nicht mehr richtig funktioniert (Panik z.B.) auch manchmal sehr unnütz...

                    Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich ihn auch als "wichtigsten Ausrüstungsgegenstand" bezeichnen würde, aber irgendwie hat es schon auch seine Richtigkeit...

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                    • Juergen
                      Fuchs
                      • 17.01.2011
                      • 2221
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                      #11
                      AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                      Zitat von Sarekmaniac Beitrag anzeigen
                      Oder ist da ein "n" zuviel?
                      OT: Nach dem Motto "Wenn's fehlt im Kopf, drück den Knopf."
                      (Ich wollte es mir eigentlich verkneifen, aber nach dieser Steilvorlage.)

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                      • blackteah
                        Dauerbesucher
                        • 22.05.2010
                        • 777
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                        #12
                        AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                        Zitat von Taffinaff Beitrag anzeigen
                        Wenn man aber selber mal da draussen in der Patsche war und erlebt hat, wie einen die Umstände im Urteilsvermögen beeinträchtigen können, wird man vielleicht etwas bescheidener in seinen nachträglichen Urteilen.
                        +1!

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                        • Enja
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                          • 18.08.2006
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                          #13
                          AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                          Seid ihr denn alle nur mit Knopf draußen?

                          Natürlich macht man Fehler. Aber eigentlich versucht man dann, die selbst wieder zu korrigieren. Und Wagnisse, die man überhaupt nicht kalkulieren kann, sollte man vielleicht nicht reihenweise eingehen. In Island ist es doch eigentlich jedem bekannt, dass es dort im Juli erst sehr, sehr spät dunkel wird. Und dass das nicht heißt, dass damit die eigenen Kräfte entsprechend wachsen.

                          Dass es dort heftige Stürme gibt und man kaum drauf rechnen kann, keinem zu begegnen, weiß man auch. Bei Betreten des Gletschers sah die Wetterlage schon sehr bedrohlich aus. Und wenn es denn schon stürmt, guckt man doch mal nach Windschutz.

                          Nichts von dem, was da passierte, war besonders unerwartbar.

                          Mein Eindruck ist auch, dass sich da jemand auf den Knopf verlassen hat. Weil alles andere nicht ins "Gepäckkonzept" passte.

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                          • Sarekmaniac
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                            Liebt das Forum
                            • 19.11.2008
                            • 10958
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                            #14
                            AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                            Ich wollte nichts in Lächerliche ziehen. (Und schließe mich den Vorschreibern an, dass ich es sehr mutig von evernorth finde, sein Erlebnis öffentlich zu schildern)

                            Aber die Frage ob das Vorhandensein des Knopfes etwas im Kopf verändert, habe ich mir schon des öfteren gestellt.

                            Mit im Kopf verändern meine ich etwa:

                            -Zeitplanung
                            -Routenplanung
                            -Proviantplanung
                            -Ausrüstungplanung
                            -Planung von Puffern und Sicherheitsmargen
                            -Risikobewertung und konkrete Entscheidungssituationen ("z.B. waten oder warten, oder umgehen?)
                            -trau ich mir das solo zu?
                            -trau ich mich, umzukehren, abzubrechen?

                            Ich habe Jahre lang Winter-Solotouren ohne Notsender und dergleichen gemacht. Gab es nicht, bzw. (für mich) unerschwinglich. Seit 2011 bin ich mit PLB unterwegs und freue mich seitdem, dass ich gegen bestimmte schwere Risiken, die mich früher im Vorfeld von Touren sehr viel mehr beschäftigt haben, nun besser abgesichert bin: Was mache ich, wenn ich richtig schlimm stürze, was mache ich bei einer Lebensmittelvergiftung oder einer Blinddarmentzündung?). Bezüglich meiner konkreten Herangehensweise an Touren hat sich aber bei den genannten Punkten nichts geändert, der PLB ist für mich kein "Hilfsmittel zur Verschiebung von Grenzen".

                            Das soll keine Bewertung der hier geschilderten Notfallsituation sein, sondern wäre eher eine Frage an evernorth. Also konkret: Warum hattest Du eigentlich einen Notsender mit? Und hat der Sender bei der Planung und Durchführung der Tour eine Rolle gespielt (in bezug auf die von mir gelisteten Punkte)? Wenn ja, welche?
                            Eshche odin zhitel' Ekaterinburga zabralsja na stolb, chtoby dokazat' odnoklassnice svoju bespoleznost'.
                            (@neural_meduza)

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                            • Grumpi
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                              • 25.02.2017
                              • 25
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                              #15
                              AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                              Zitat von Enja Beitrag anzeigen
                              Seid ihr denn alle nur mit Knopf draußen?

                              Natürlich macht man Fehler. Aber eigentlich versucht man dann, die selbst wieder zu korrigieren. Und Wagnisse, die man überhaupt nicht kalkulieren kann, sollte man vielleicht nicht reihenweise eingehen. In Island ist es doch eigentlich jedem bekannt, dass es dort im Juli erst sehr, sehr spät dunkel wird. Und dass das nicht heißt, dass damit die eigenen Kräfte entsprechend wachsen.

                              Dass es dort heftige Stürme gibt und man kaum drauf rechnen kann, keinem zu begegnen, weiß man auch. Bei Betreten des Gletschers sah die Wetterlage schon sehr bedrohlich aus. Und wenn es denn schon stürmt, guckt man doch mal nach Windschutz.

                              Nichts von dem, was da passierte, war besonders unerwartbar.

                              Mein Eindruck ist auch, dass sich da jemand auf den Knopf verlassen hat. Weil alles andere nicht ins "Gepäckkonzept" passte.
                              Hallo

                              ich gehe davon aus, dass du weiblich bist. Frauen sind insgesamt viel vorsichtiger. Was den Herrn hier betrifft sind einige Fehler schlicht unverzeihlich. Die Handschuhe unten zu lagern, z.B.

                              Was ich vermute, ist auch das Testosteron, sprich: ich will. Ich will da jetzt hin. Er sagt ja, wie zielstrebig er insgesamt die Sache angeht und wo sein Frust ist und dann muss das eben Jetzt! Gelingen. Da hat er sich verzockt. An Eitelkeit denke ich da nicht. Ich denke, er hat einfach drauflos gefiebert und dann erst gemerkt, so nicht.

                              Was ich lustig fand: der hat ein Kaltes Getränk bekommen, musste sich dann da beim Vordermann festklammern, dann auf die Polizei, dann ab ins Hotel. Betüttelt wurde er echt nicht und die Power, die er dafür gebraucht hat, hätt er auch noch die zwei stunden dort machen können, jedenfalls möglich wärs.

                              Insgesamt bin ich aber sehr dankbar, wie er so offen darüber schreibt. Ich bin auch nicht mehr so jung und denke mir; joa, das muss man eben einkalkulieren. Man ist auch nicht mehr so gelassen in Bezúg auf, och, wird schon. Ich bin froh, dass er seinen Knopf hatte. Auf den Gletscher allein is so eine Sache, wie beim Tauchen, eigentlich empfiehlt sich das ohnehin nicht.

                              UL auf dem Gletscher ist auch merkwürdig, wer so was macht, Sicherheit geht auf alle Fälle vor. Das bedeutet auch mehr Gewicht. Jedenfalls haben die Retter unseren Helden recht nüchtern behandelt, so schnell macht das evernorth nicht wieder und die Leser hier auch nicht. das ist das Gute an der Nummer.
                              Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen. George Orwell

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                              • Pielinen
                                Fuchs
                                • 29.08.2009
                                • 1347
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                                #16
                                AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                Ja, das wäre auch ein Faden wert: „ Verändert der Knopf das Verhalten“.
                                Es gibt ja Extreme hier, von „ ich hab mich mal erstmal selbst mit Zahnseide genäht“,
                                https://www.outdoorseiten.net/forum/...28mit-Video%29
                                bis „ nach meiner „Rettung“ gings mir richtig super“...https://www.outdoorseiten.net/forum/...ng-in-Schweden
                                Und: Ich werde hier sicher nicht von einem möglichen Mißgeschick berichten, so wie das dann zerpflückt wird.
                                Zuletzt geändert von Pielinen; 13.03.2018, 18:34.
                                Wer nichts weiß muss alles glauben...

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                                • Gast180628
                                  GELÖSCHT
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                                  • 08.10.2012
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                                  #17
                                  AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                  "Aber die Frage ob das Vorhandensein des Knopfes etwas im Kopf verändert, habe ich mir schon des öfteren gestellt."

                                  find ich eine spannende frage: der knopf drängt sich ja auf, wenn eine situation "eintritt", unabhängig von vorbereitung, ausrüstung und "situationsvermeidung". ich hab kein knopf, sondern versucht, den autoren beim wort zu nehmen und situationen erinnert, in die mich meine ganz angepassten, umsichtig vor-bedachten, zivilisationsnahen nicht-solo touren geführt haben. ohne hütte knopf kann (mir) schneller passieren als ich denke. andere schwer männliche selbstkritiker sind da perfekt vor gefeit kann man hier lesen.
                                  (spätestens) der knopf zwingt dann, den eigenen zustand objektiviert zu formulieren, kein grund zur häme. und er löst rettung aus, weil das seine einzige ausrüstungsfunktion ist.

                                  mein problem mit knöpfen ist vor allem, dass man, wenn man die knopfdaten von jemand kennt und dieser jemand eine app einrichtet, die ganze zeit nachgucken kann, wo/wie bewegt sich die person gerade. das wirkt sich doch unvermeidbar auf den kopf aus?

                                  ich komm grade virtuell zurück vom knopf-bewegung auf der karte schauen, hat mich gefreut der track, da ist grade jemand gut vorwärts gekommen.

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                                  • wilbert
                                    Alter Hase
                                    • 23.06.2011
                                    • 2956
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                    Ja, das wäre auch ein Faden wert: „ Verändert der Knopf das Verhalten“.
                                    Einen extra Faden fände ich sehr gut, da die zunehmende Nutzung von PLB´s und spot´s neben der pragmatischen auch eine gesellschaftliche Komponente hat.

                                    Und ja, ich bin der Überzeugung, dass der "spot" mein Verhalten outdoors andern würde obwohl er es nicht sollte. Er spiegelt mir eine virtuelle Partnerhilfe vor, die ich gegebenenfalls einlösen könnte.
                                    Im zweier oder dreier Team, verhalte ich mich ja auch anders als wenn ich solo unterwegs bin.

                                    VG. -Wilbert-
                                    Zuletzt geändert von wilbert; 13.03.2018, 19:36.
                                    www.wilbert-weigend.de

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                                    • Enja
                                      Alter Hase
                                      • 18.08.2006
                                      • 4750
                                      • Privat

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                                      #19
                                      AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                      Gab es nicht schon einmal einen Thread "meine abgebrochenen Touren" oder so ähnlich? Wo es darum ging, dass man besser rechtzeitig abbricht, als unnötige Wagnisse einzugehen.

                                      Wenn ich so an meine Wüstenzeit zurückdenke, gab es da eigentlich keine Rettung im Notfall. Es gab auch sowieso kein GPS. Damals verhielt sich das Testosteron wohl zurückhaltender, denn ich kann mich nicht entsinnen, dass da ständig Leute umkamen.

                                      https://www.outdoorseiten.net/forum/archive/index.php/t-7463.html

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                                        • 27.08.2008
                                        • 6497
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                                        #20
                                        AW: [IS] ISLAND Solo 2017 - Notruf auf dem Síðujökull

                                        Zitat von Enja Beitrag anzeigen
                                        Wenn ich so an meine Wüstenzeit zurückdenke, gab es da eigentlich keine Rettung im Notfall. Es gab auch sowieso kein GPS. Damals verhielt sich das Testosteron wohl zurückhaltender, denn ich kann mich nicht entsinnen, dass da ständig Leute umkamen.
                                        Wenn es noch kein GPS gab, dann hattest du vermutlich auch kein Internet, sprich du hättest gar nicht mitbekommen wenn irgend ein "Touri" in der Wüste oder in Island verloren geht.

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