[US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

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  • Mika Hautamaeki
    Alter Hase
    • 30.05.2007
    • 3979
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    • Meine Reisen

    #21
    AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

    Was für geniale Fotos. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung!
    So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
    A. v. Humboldt.

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    • Donik
      Erfahren
      • 24.03.2014
      • 199
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      • Meine Reisen

      #22
      AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

      Habe deinen Bericht damals auch gelesen (das ist schon wieder 2 Jahre her? ) und fand es wirklih schade das du die Tour so wenig genießen konntest, da sie von mir (und vielen anderen) als viel besser wahrgenommen wurde als von dir.

      Schön das es dieses Mal (zumindest bis jetzt) viel besser war

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      • Mortias
        Fuchs
        • 10.06.2004
        • 1194
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        • Meine Reisen

        #23
        AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

        Zitat von Donik Beitrag anzeigen
        Schön das es dieses Mal (zumindest bis jetzt) viel besser war
        Ja dankeschön. Besser als vor zwei Jahren war es definitiv. Aber ein Zuckerschlecken war es oftmals trotzdem nicht.

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        • Mortias
          Fuchs
          • 10.06.2004
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          • Meine Reisen

          #24
          AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

          Tag 8 (06.08.)
          Glücklicherweise hat mich der Regen heute Morgen verschont. Insgesamt sah es sogar freundlicher aus als gestern Abend. Immerhin etwas. So musste ich mir bei der Passüberquerung keine Sorgen um nasse Steine machen. Erneut blickte ich gegen halb 11 dann auf das enge Tal welches jetzt vor mir lag. Ein bisschen fühlte ich mich an meine Sarektour aus dem Jahr 2013 erinnert. Dort hatte ich im Lullihavagge auch eine recht steinige Passüberquerung zu machen.


          Akzeptables Wetter beim Aufbruch. Sogar wieder kurze-Hose tauglich.


          Im steinigen Tal

          Der Aufstieg zum Pass ging nun besser als gedacht. Letztendlich war es mindestens immer auf einer der beiden Uferseiten recht eben, so dass ich trotz des ganzen Gerölls ordentlich vorankam. Da ich aber nicht sonderlich weit vorausschauen konnte, hätte es hinter jeder Kurve immer theoretisch ganz anders aussehen können. Ein bisschen muss ich da an die Tour vor zwei Jahren zurückdenken, wo ich im engen und steilen Bachbett des Swede Creeks gestürzt bin und dabei meine Kamera geschrottet habe. Solch unangenehme Überraschungen blieben diesmal zum Glück aus, so dass ich dann gegen Viertel nach 11 wohlbehalten auf der 1300 m hohen Passhöhe ankam. Hier gab es einen kleinen See wo ich mir erstmal ne Pause gegönnt habe. Die Mücken (sie waren erstaunlich zahlreich) nervten zwar ein wenig, aber der Anblick der Berglandschaft war toll. Ebenso das Wissen es hier hoch geschafft zu haben.


          Blick zurück. War größtenteils von den Bedingungen eigentlich sogar moderater als gedacht.


          Auf der Passhöhe. Jetzt erstmal ein Schlückchen trinken.


          Die Umgebung von dem See war doch überraschend sumpfig gewesen.


          Einsames Blümchen

          Beim Abstieg auf der anderen Seite konnte ich dann von einem Geröllhang aus einen Blick ins unter mir liegende Tal hinabwerfen. Igitt war das steinig. Auch hier floss über die gesamte Länge des vor mir liegenden Abstiegs ein namenloser Bach durch ein steiniges und scharf eingeschnittenes Kerbtal. Nervig zu Wandern. Mittlerweile hatte sich schon der Eindruck in mir gesetzt, dass die Berglandschaft hier doch ne Spur anspruchsvoller ist als in Lappland. Zumindest kann ich mich in Lappland nicht an so viele eng eingeschnittene Täler erinnern.


          Hier oben, vorm Abstieg, sah das Terrain noch leicht und vielversprechend aus.


          Der vor mir liegende Abstieg. Ich bin allerdings nicht direkt am Hang runter gestiegen. Das war mir zu steil. Stattdessen bin ich ein Stück zurückgelaufen und dann dem Lauf des Baches gefolgt.


          Eine recht steinige Angelegenheit war das.

          Letztendlich habe ich es dann soweit heil runtergeschafft und war froh diesen Abschnitt hinter mir zu haben. Für heute hieß es jetzt eigentlich nur noch dem Itikmalakpak Creek weiter Richtung Norden zu folgen. Nicht sonderlich anspruchsvoll. Nach dem Pass war ich aber recht froh darüber. Für heute hatte ich genug Herausforderungen. Hier unten begegnete ich jetzt auch meinem ersten Rentier. Seltsam, vor zwei Jahren habe ich auf meiner gesamten Tour nur ein einziges gesehen und auch jetzt hielt sich deren Aufkommen bisher stark in Grenzen. Dabei gibt es doch riesige Herden die durch die Brooks Range ziehen. Ich frag mich nur wo. Und wann? Anscheinend jedenfalls nicht wenn ich hier unterwegs bin. Schade eigentlich. Die Tiere sind ja doch immer recht unterhaltsam.


          Endlich wieder unten. Hier flossen die Bäche zum Itikmalakpak Creek zusammen.


          Blick zurück zum Pass. Von hier sah das eigentlich recht einfach aus.


          Erste Rentiersichtung. Für ein vernünftiges Foto bin ich leider nicht nahe genug rangekommen.


          Itikmalakpak Creek mit Blick nach Norden

          Nachdem ich wieder eine längere Mittagspause gemacht hatte, wurde die Landschaft richtig angenehm. Über mehrere Kilometer war der Boden wunderbar eben, fest und kaum von Sträuchern bewachsen. Sprich ich hatte traumhafte Wanderbedingungen mit denen ich hier überhaupt nicht gerechnet habe. Ich hatte ja, basierend auf den Erfahrungen vor zwei Jahren, die Längen meiner Etappen dieses Mal recht konservativ geplant. Aber jetzt merkte ich, dass ich doch besser als gedacht voran kam und dadurch gut in der Lage war einen Teil des Rückstands aufzuholen.


          Mittagspause


          Perfekte Wanderbedingungen

          Weiter nördlich wurde das Tal breiter und die Berge niedriger. Bis zum Ende der Brooks Range und dem Übergang zur North Slope waren es nur noch ein paar Kilometer. Dies machte sich landschaftlich schon deutlich bemerkbar. Gegen halb 6 beschloss ich dann, dass ich für heute genug geschafft hatte. Guter Boden zum Zelten war ausreichend vorhanden. Problem war nur das Wasser. Der Itikmalakpak Creek teilte sich hier in viele Seitenarme auf von denen etliche gar kein Wasser mehr führten. War nicht erst vor paar Tagen überall Land unter? Und jetzt, nach drei warmen und trockenen Tagen, war das ganze Wasser schon wieder weg. Hmm, schon krass irgendwie wie schnell das ging.


          Die Berge wurden merklich niedriger.


          Ausgetrocknetes Flussbett

          Letztendlich fand ich dann doch ne ganz gute Stelle die nicht ganz so weit weg vom Wasser war. Das warme Wetter nutze ich außerdem wieder für ein bisschen Körperhygiene. Sowas ist ja auch immer ganz angenehm. Nach Norden hin konnte ich von hier aus zu den Ausläufern der Brooks Range sehen und wusste dass dahinter dann die North Slope warten würde. Echt ein schöner Anblick. Wenn nur die ganzen blöden Mücken nicht gewesen wären. Die wurden gefühlt von Tag zu Tag nerviger. Trotzdem freute ich mich auf morgen wo ich dann endlich den Nordrand der Brooks Range erreichen, die North Slope zu meiner Linken haben und schlussendlich den Shainin Lake erblicken würde. Dieser war einer der Fixpunkte bei meiner Tourenplanung und daher letztendlich überhaupt erst der Auslöser für mich diesen Schlenker einzulegen. Ich hoffte nur, es würde sich auch lohnen.


          Zeltplatz mit Blick auf die North Slope


          Ganz vorschriftsmäßig habe ich mein Abendbrot außerhalb des Zeltes eingenommen. Ok, ich war vielleicht nicht die empfohlenen 100 m weit weg, aber einen Bären habe ich heute Abend eh nicht zu Gesicht bekommen.


          Hier kann man sogar (wenn auch sehr klein) meine Bärentonnen und die Loksaks erkennen. Auch wenn ich die 100 m Abstand zum Zelt nie so strikt eingehalten habe, so habe ich schon versucht zumindest die Windrichtung zu beachten und die Sachen nicht allzu nahe am Zelt stehen zu lassen.


          Landschaftlich war der Ausblick Richtung North Slope eigentlich gar nicht so spektakulär. Aber zu wissen, dass dort eine scheinbar endlose Tundra Landschaft lag, übte irgendwie eine überaus starke Faszination auf mich aus.


          Halb 2 nachts. Diese kurzen und hellen Sommernächte gehören auch zu den Dingen die ich am hohen Norden so gerne mag.

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          • Mortias
            Fuchs
            • 10.06.2004
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            • Meine Reisen

            #25
            AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

            Tag 9 (07.08.)
            Wow, heute wurde ich morgens wieder von prächtigem kurze-Hose-Sommerwetter begrüßt. Wer hätte das gedacht. Da kommt doch Freude auf. Perfekte Bedingungen also für meine heutige Etappe. Gegen halb 11 ging es dann los. Ich entfernte mich nun vom Itikmalakpak Creek und musste, während es leicht bergauf ging, eine recht sumpfige Tussock Wiese überqueren. Also keine so guten Bodenbedingungen wie gestern noch. Der Anstieg war zwar sehr moderat, aber bereits jetzt rann mir der Schweiß aus allen Poren. Zudem ließen mir die vielen Mücken absolut keine Ruhe. Als ich etwas später dann einen kleinen Bach erreichte, gab es kurzfristig etwas Linderung. Kurz mal durchschnaufen und erfrischen. Das tat gut.


            Aufbruch bei schönstem Sommerwetter


            Erfrischender Bach

            Die Erholung war aber nur von kurzer Dauer. Ca. 100 Meter musste ich jetzt an einem Hang aufsteigen. Eigentlich keine sonderlich anspruchsvolle Herausforderung. Aber bei dem weichen Boden sah das leider etwas anders aus. Und sobald ich zum Durchschnaufen kurz stehen blieb, stürzten sich haufenweise Mücken und Knott auf mich. Mich mit Deet einzureiben hätte hier aber nichts gebracht. Das hätte ich schließlich sofort wieder weggeschwitzt. Außerdem begann ich mir langsam Sorgen zu machen ob mein Deet noch bis zum Ende der Tour reichen würde wenn das Insektenaufkommen so bleibt. Ich musste also sparsam damit umgehen. Zusätzlich hat mich diese weiche Tussock Wiese echt fertig gemacht. Dieser Abschnitt war echt mal megaanstrengend. Genauso hatte ich Alaska auch vor zwei Jahren kennengelernt.


            Blick zurück


            Nervige Tussock Wiese

            Gegen Viertel nach 12 hatte ich den wesentlichen Anstieg dann endlich geschafft und blickte auf einen wunderschönen Talkessel, der von teilweise recht schroffen Berggipfeln eingerahmt wurde. Was für eine Szenerie. Dafür hat sich die Schinderei jedenfalls gelohnt. Links von mir lag nun ein schmales Seitental durch das ich nach Norden hin dann an den Rand der Brooks Range kommen würde. Ohne dieses Tal hätte ich auf mindestens 1500 Meter hoch gemusst um aus dem Talkessel wieder rauszukommen. Keine sonderlich erheiternde Perspektive. Am Eingang zum Tal lag ein kleiner See an dessen Ufer ich dann erstmal eine ausgiebige Pause machte. Das habe ich echt gebraucht. Ich war doch ziemlich ausgepowert.


            Besagter Talkessel. Bei dem Berg ganz links bin ich dann abgebogen.


            Interessante Gebirgsformation


            Kleiner See auf 1000 Metern Höhe


            Ein guter Platz für ein Päuschen


            Wollgras

            Der weitere Weg durch das Tal war relativ einfach. Der Boden hier war deutlich fester und ich wurde von der Vorfreude angetrieben schon bald den Talausgang und damit das Ende der Brooks Range erreicht zu haben. Da es mir hier so gut gefiel, beschloss ich einfach nach bereits 30 Minuten meine Mittagspause einzunehmen. Es kam mir einfach angebracht vor. Was war das dann doch für eine Wohltat, mich endlich mal wieder mit Deet einzucremen um mich dann stressfrei und ungestört von den Mücken in die Sonne legen zu können. Herrlich.


            Talausgang voraus


            Oh Yeah, was war doch für eine super erholsame Mittagspause. Das habe ich echt gebraucht.

            Eine Stunde später lief ich dann weiter und kam ans Nordende des Tals. Hier bog ich Richtung Westen ab und sah zu meiner linken nun die endlich die lang erwartete North-Slope. Eigentlich jetzt gar kein besonders spektakulärer Anblick. Weder konnte ich sonderlich weit in die Ferne sehen noch irgendwelche markanten Landschaftsformen wie größere Seen oder einzelne Berge ausmachen. Und dennoch spürte ich eine tiefe Zufriedenheit und Sehnsucht in mir. So sehr mir die Landschaft der Brooks Range bisher gefallen hat, so merkte ich doch auch was ich bisher daran vermisst habe. Und zwar die Weite. Allein schon zu wissen, dass vor mir, in nördlicher Richtung, jetzt noch 250 km offene Tundra bis zur Beaufortsee lagen, war schlicht grandios. Und von früheren Touren in Lappland weiß ich ja wie sehr ich solche weiten Landschaften und coolen Fernblicke mag. Und jetzt hatte ich zumindest mal einen Ansatz davon. Ich war echt happy und wäre am liebsten direkt weiter nach Norden durch die North Slope gelaufen. Nur sah dies meine Routenplanung leider nicht vor. Und außerdem wusste ich, dass der Boden in der North Slope tendenziell sehr sumpfig ist und es daher sicherlich schwer wird ein äquivalentes Wandervergnügen zu Lappland herzustellen. Aber wer weiß, vielleicht mache ich eines Tages nochmal nen kleinen Abstecher dorthin. Mein Interesse hieran wurde jedenfalls definitiv geweckt.


            Am Rande der Brooks Range


            North Slope

            Stattdessen lief ich jetzt, wie geplant, am Nordrand der Brooks Range nach Osten weiter Richtung Shainin Lake. Mittlerweile war die Sonne leider hinter den Wolken verschwunden. Nicht so aber die ganzen Mücken und Knott. Die waren weiterhin höchst aktiv. Gerade deren ständiges Stechen und Beißen in die Waden ist mir mit der Zeit doch ziemlich aufn Zeiger gegangen. Hinzu kam, dass ich langsam richtig Durst bekam. Blöd nur dass alle Bäche, an denen ich vorbei kam, restlos ausgetrocknet waren. Vor einer halben Woche, als es so viel geregnet hatte, wurden selbst kleine Bäche zu reißenden und (kaum) unüberwindbaren Strömen. Und genauso schnell wie der Spuk begann, schien er bei entsprechendem Wetter auch wieder zu verschwinden. Jedenfalls war von Wasser hier weit und breit nichts zu sehen.


            An den Hängen war der Boden meist deutlich weniger sumpfig als in der Ebene.


            Ja wo ist denn das ganze Wasser hin?


            Wieder so ein ausgetrocknetes Bachbett. Blöd wenn man langsam Durst bekommt.

            Gegen 17 Uhr hatte ich es dann endlich geschafft und ich blickte von einem Hang auf das 200 Meter unter mir liegende Tal des Alapah Creeks, an dessen Nordende sich der Shainin Lake befand. Eingebettet in die sanfte Hügellandschaft der North-Slope lag er mir nun buchstäblich quasi zu Füßen. Ich weiß noch wie ich mich gefreut habe, als ich diese Routenoption bei Google Earth entdeckte. Und jetzt war ich live hier. Das war schon ein grandioser Anblick muss ich sagen. Ein bisschen hat mich das ganz entfernt an den Anblick vom Skierffe auf das Rapadalen und das Laitaure Delta erinnert, auch wenn das hier sicherlich nicht ganz so spektakulär war wie das Äquivalent im Sarek. Dafür aber gewiss exklusiver. Getrübt wurde meine Freude allerdings durch die ganzen Mücken, meinen tierischen Durst und die dunklen Wolken die verdächtig nach Regen aussagen. Ich hatte ja ursprünglich vorgehabt hier oben am Iknivik Creek mein Zelt aufzustellen und davon geträumt dann abends den Sonnenuntergang über der North Slope beobachten zu können. Nur wenn der besagte Bach kein Wasser führt ist das leider etwas blöd mit dem Zelten.


            Alapah Creek


            Shainin Lake


            Das Tal unter mir war ja schon recht sumpfig.


            Trotz der vielen Mücken (und meiner trockenen Kehle) war ich wirklich glücklich hier stehen zu können. Definitiv ein Highlight bei dieser Tour!!!


            Leider ist es mir nicht gelungen ein vernünftiges Panoramafoto von dem Tal zu machen.

            Nach einem sehr ausgiebigem Landschaftsgenuss (und haufenweise Fotos) entschied ich mich daher die 200 Meter ins Tal unter mir abzusteigen. Hier hatte ich dann endlich die Möglichkeit an einem Bach meinen Durst zu stillen. Das wurde aber auch echt mal dringend Zeit. Und immerhin gab es hier auch noch ne ganz ordentliche Zeltmöglichkeit. Größtenteils war das Tal ja eine reine Sumpflandschaft, aber ein paar Ecken mit festem Boden gab es dann netterweise doch. Der erwartete Regenschauer ließ dann auch nicht lange auf sich warten. Aber zum Glück hatte ich zu dem Zeitpunkt schon mein Zelt aufgebaut. Und sonderlich lange regnete es dann auch gar nicht.


            So Zelt fertig aufgebaut. Es stürmte sogar leicht. Auch das war nur von kurzer Dauer.


            Regenschauer überm Shainin Lake

            Anschließend kam abends dann auch nochmal die Sonne heraus und sorgte nochmal für tolle Lichtverhältnisse an den Berghängen. Ein überaus angenehm warmes Licht war das. In einiger Entfernung lief ein Rentier über die sumpfigen Wiesen. Richtige Schmatz Geräusche hat das gemacht und selbst dem Rentier schien das Laufen dort nicht so leichtzufallen. Ein lustiges Schauspiel war das. Trotz der vielen Mücken blieb ich heute noch lange hier draußen sitzen und genoss den Anblick auf die umliegende Bergwelt und den Shainin Lake. Der heutige Tag war insgesamt zwar sehr anstrengend, dafür aber auch extrem abwechslungsreich und landschaftlich einfach klasse gewesen. Insgesamt konnte ich daher echt zufrieden sein.


            Abendsonne auf den umliegenden Berghängen.


            Das war wirklich nochmal ein lohnenswerter Anblick.


            Rentier im Morast


            Ich konnte mich echt nicht satt sehen an dieser Landschaft.


            Abendstimmung überm Shainin Lake

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            • Mortias
              Fuchs
              • 10.06.2004
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              #26
              AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

              Tag 10 (08.08.)
              Obwohl auch heute wieder warmes Sommerwetter vorherrschte, entscheid ich mich diesmal nicht in kurzer Hose zu wandern. Lieber ein bisschen mehr schwitzen als nochmal die Waden so zerstochen bekommen wie gestern. So sehr ich mich über diese stabile Warmwetterphase freute, so sehr nervten mich doch auch diese ganzen scheiß Insekten die damit einhergingen. Selbst ohne die Viecher versprach der Abschnitt auch so schon nervig genug zu werden, da ich ja bereits gestern sehen konnte, dass das Tal Alapah Creeks sehr sumpfig war. Und dieses musste ich jetzt in nach Süden hin durchwandern. Immerhin, da es die letzten Tage so trocken und warm war, war der Sumpf nicht ganz so feucht. Trotzdem war dieser Abschnitt recht anstrengend und das Vorankommen beschwerlich.


              Bewölkter Himmel, aber immerhin mild und trocken


              Sumpfiges Tal voraus


              Nettes Gebirgsmassiv zu meiner Rechten

              Nach vier Kilometern kam ich zum Zusammenfluss vom Alapah Creek mit dem Kayak Creek. Hier musste ich mich durch einige dichte Büsche schlagen. Als ich dann aus dem einen Gebüsch auf die Flussbank des Kayak Creeks trat, sah ich auf einmal ein Rentier, was in ca. 30 m Entfernung ganz erschreckt aufblickte und sich dann schnellstens aus dem Staub machte. Scheinbar hatte es mich vorher nicht bemerkt, sonst wäre ich wohl gar nicht so nahe rangekommen. Allerdings, wenn da jetzt nicht ein Rentier sondern ein Grizzly gestanden hätte, wäre dies eine ziemlich kritische Situation gewesen die sich sehr ungünstig hätte entwickeln können. Ich würd mal sagen Glück gehabt.


              Als ich hier aus dem Gebüsch herausgetreten bin...


              ...stand auf einmal dieses Rentier vor mir.


              Kayak Creek

              Ich folgte weiterhin dem Alapah Creek, der nun eine Biegung in östlicher Richtung machte. Während ich mich, von all den Mücken leicht genervt, recht lustlos voranschleppte, sah ich auf einer Wiese auf einmal einige Moltebeeren. Bei genauerem Hinsehen waren es sogar nicht nur einige, sondern eine ganz beträchtliche Menge. Die ganze Wiese war voll davon. Yeah, das war mal eine erfreuliche Überraschung sowie eine überaus willkommene kulinarische Abwechslung. Wie gut, dass nicht irgendein gefräßiger Grizzly hier alles schon weggefressen hat.


              Der Fluss bog hier nach Osten ab.


              Blick zurück


              Sah ja fast so aus als ob diese einsame Spitze beim nächsten Sturm abbrechen würde.


              Moltebeeren in Hülle und Fülle


              Ein Traum für jeden Feinschmecker

              Kurze Zeit später kam auf einmal Wind auf. Wie aus dem nichts fing er auf einmal an zu wehen. Ich glaubte ich würde träumen. Denn mit einem Mal war von den ganzen nervigen Scheiß-Mücken nichts mehr zu sehen. Das kam mir wie eine Erlösung vor. Auf einer Wiese konnte ich dann ganz entspannt und ungestört meine Mittagspause machen und musste nichtmal etwas von meinem Deet verbrauchen. Herrlich, da ist doch auf einmal meine Laune merkbar angestiegen.


              Hier kam auf einmal Wind auf...


              ...da störte es mich auch nicht beim Pausieren meine Jacke anzuziehen. Hauptsache die Mücken waren weg.

              Ne gute Stunde später lief ich dann überaus erholt weiter. Das Tal machte nun eine erneute Biegung und verlief wieder in südlicher Richtung. Um mich herum lagen recht beeindruckende, bis zu 2000 m hohe, Berge und ich wurde von keiner Mücke mehr gestört. Und dennoch, irgendwie fühlte ich mich schlapp und lustlos. Vielleicht hat mich der Vormittag mit den ganzen Mücken einfach zu sehr fertig gemacht. Vielleicht empfand ich auch das ständige Wandern im Tal ohne große Herausforderungen und Abwechslung als etwas zu monoton. Oder vielleicht war es einfach ein klassisches Nachmittagsloch wie ich es auch schon bei früheren Touren manchmal erlebt hatte. Zumindest war grad irgendwie die Luft raus heute. Auch mehrere Pausen konnten da nicht so richtig Abhilfe verschaffen.


              Landschaftlich ja eigentlich ganz nett hier...


              ...aber wenn die Energie weg ist kann ich es einfach nicht so richtig genießen.

              Ich lief noch etwa weitere 5 km das Tal hinauf und schlug dann nahe dem Flussufer gegen Viertel nach 5 mein Zelt auf. Immerhin war der Boden hier fest und eben. Und abends zeigte sich nochmal kurz die Sonne und zwei Rentiere schauten auch in der Nähe vorbei. Morgen aber lag eine recht anspruchsvolle Passüberquerung vor mir, der ich mit einer Mischung aus Vorfreude und Bedenken entgegen blickte, da ich von dem Pass keinerlei Fotos oder Beschreibungen gefunden habe. Und der letzte Pass war ja auch etwas schwerer als erwartet. Ich durfte daher gespannt sein was mich erwarten würde.


              Hier wo der Alapah Creek sich aufweitete schlug ich dann mein Zelt auf.


              Gute Zeltmöglichkeiten gab es hier.


              Und außerdem konnte ich abends nochmal ein bisschen die Sonne genießen. Gibt schlimmeres.

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              • geige284
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                • 11.10.2014
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                #27
                AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                Der Bericht gefällt mir :-D
                Vor allem auch, weil du recht ehrlich beschreibst, dass nicht immer alles schick war, sondern du manchmal einfach nicht super duper drauf warst. Kann ich total nachvollziehen und geht mir auch gelegentlich so. Man denkt dann zwar manchmal "Mensch, was ist hier los, ich sitze in so einer tollen Gegend und kann es einfach nicht so richtig genießen", aber so ist es nun einmal...

                Also - merci für die Ehrlichkeit

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                • Mortias
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                  #28
                  AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                  Tag 11 (09.08.)
                  Leicht windig war es, aber ansonsten ähnlich wie gestern. Sprich bewölkt, aber dafür warm. Und nach Regen sah es auch nicht aus. Das war schonmal sehr gut. Schließlich schätzte ich die heutige Etappe als eine der anspruchsvollsten meiner Tour ein. Wie gesagt, die Route habe ich rein auf Basis von Kartenmaterial und Google Earth geplant. Was genau mich erwarten würde wusste ich nicht. Das hat natürlich etwas aufregendes, aber gleichzeitig schwingt auch immer eine leichte Ungewissheit mit. Zumal ich keinen vernünftigen Plan B hatte für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich es nicht über den Pass schaffen würde. Aber nun hatte ich die Möglichkeit mich dem zu stellen und es anzugehen. So machte ich mich dann hoch motiviert gegen 20 nach 10 aufm Weg.


                  Und Abmarsch

                  Zu Anfang musste ich ja eh erstmal für weitere 2,5 km dem Alapah Creek folgen. Ein gutes Warm-Up Programm war das bevor es dann richtig losging. Daher gut, dass ich gestern nicht noch weiter gelaufen bin und heute dann gleich mit dem Anstieg begonnen habe. Am Zufluss von einem namenlosen Bach, der am Fan Mountain entspringt, machte ich dann nochmal eine gemütliche Pause, sonnte mich etwas und genehmigte mir einen Energieriegel. Sprich nochmal schön Energie und Motivation tanken. Das tat gut.


                  Am Alapah Creek. Vorne kann man schon den Anstieg zum Pass ausmachen.


                  Blick nach Osten. Hier verließ ich den Alapah Creek.


                  Vorher gönnte ich mir aber noch ein gemütliches Päuschen.

                  Anschließend konnte es losgehen. Und zwar musste ich jetzt eben diesem namenlosen Bach folgen, der durch eine recht enge Schlucht das Tal herunter geflossen kam. An beiden Seiten waren recht steile Hänge und mehrmals musste ich das Ufer wechseln und mich auch mal ein bisschen am Hang entlang mogeln. Sonderlich kritisch wurde es glücklicherweise aber nie und kurze Zeit später wurde das Tal auch schon wieder etwas breiter wo ich jetzt problemlos vorankam.


                  Am Ausgang der Schlucht. Links sind die Hänge noch etwas steiler.


                  Anschließend kam ich nun deutlich besser voran.

                  Dann verengte sich der Bach wieder und floss zwischen zwei Geröllhängen hindurch. Hier war es gut steinig. Und ich glaube es war ein ziemlicher Glücksfall, dass es so trocken war. Bei deutlich höheren Wasserständen (wie vor ner Woche) hätte es eventuell etwas unangenehm werden können. Insgesamt kam ich aber ganz gut voran und erreichte auf ca. 1325 Metern einen schön gelegenen Talkessel. Hier verließ ich den Bach und stieg die restlichen 150 Meter direkt in südlicher Richtung zum Pass hinauf. Die Steigung war moderat und das Geröll gut gangbar.


                  Wie gut, dass hier nur wenig Wasser floss.


                  Talkessel auf 1325 Metern


                  Beim Aufstieg zum Pass

                  Gegen 13:20 Uhr hatte ich dann den ersten Passabschnitt erreicht. Letztendlich war der Aufstieg weniger anstrengend gewesen als anfangs gedacht. Von hier hatte ich einen traumhaften Blick auf den unter mir liegenden Talkessel sowie zum Tal des Alapah Creeks. Das hat sich doch schonmal gelohnt. Es wehte zwar eine recht steife Brise hier, aber auch der kräftige Wind konnte meine gute Laune nicht wegpusten.


                  Blick auf den Talkessel


                  Blick zum Tal des Alapah Creeks


                  Da kommt Freude auf.

                  Zur eigentlichen Passhöhe musste ich dann noch ein halben Kilometer sowie 80 Höhenmeter weitergehen, bis ich dann endlich mein Ziel erreicht hatte. Normalerweise würde ich an dieser Stelle ja jetzt zumindest ansatzweise all die Berge aufzählen, die sich mir hier preisgaben. Nur waren, abgesehen vom Fan Mountain, alle anderen umliegenden Berge namenlos. Während in Lappland in der Regel jeder kleine Hügel noch einen Namen hat, so fällt die Namensgebung in der Brooks Range nur sehr rudimentär aus. Die meisten Berge sind einfach nur da und können zwar bewundert aber eben nicht beim Namen genannt werden.


                  Letzter Abschnitt zur Passhöhe


                  Geschafft. Endlich oben.


                  Bergpanorama mit namenlosen Bergen

                  Wie auch immer, ich war jedenfalls ganz aus dem Häuschen. Hier stand ich nun auf 1520 Metern Höhe in der menschenleeren Wildnis Nordalaskas und konnte um mich herum die beeindruckenden schroffen und abweisend wirkenden Gipfel bestaunen. Dies war definitiv einer der Höhepunkte auf dieser Tour und ich war einfach nur happy das genießen zu können. Genau solche Erlebnisse haben mir bei meiner Tour vor zwei Jahren gefehlt. Aber jetzt hatte ich meinen Spaß und auch das Gefühl auf voll meine Kosten zu kommen. Interessant war übrigens auch, dass ich südöstlich von mir einen Gletscher bewundern konnte. Sowas ist in der Brooks Range eher selten. Das Klima hier ist sehr kontinental geprägt, was trockene Winter und recht feuchte Sommer bedeutet (anders herum wäre mir lieber gewesen ). Die Konsequenz dessen ist, dass Schnee und Eis in der Brooks Range überaus selten sind und die Berge daher oftmals sehr trocken wirken. Ein doch signifikanter Unterschied zu Lappland, wo es viele Gletscher gibt und oft auch noch auf kleineren Bergen und Höhenzügen Firnfelder zu finden sind.


                  Gletscher in der Brooks Range. Ein eher seltener Anblick.


                  Fan Mountain


                  Blick nach Süden


                  Landschaftlich war dieser Pass echt ein absolutes Highlight.

                  Völlig happy gönnte ich mir jetzt hier oben mein Mittagessen mit Premiumausblick, bevor ich mich dann wieder an den Abstieg machte. Dieser war jetzt aber nicht ganz so trivial, da der Hang anfangs sehr steinig war und teilweise auch etwas steiler. Einmal hab ich mich sogar unfreiwillig auf den Hosenboden gesetzt als kleines Geröll unter meinen Füßen wegrutschte und ich dadurch den Halt verlor. Zum Glück ist aber nichts passiert. Dennoch war es eine Warnung aufmerksam zu sein.


                  Steiniger und steiler Abstieg


                  Talkessel vom Fan Mountain

                  Sorgen bereitete mich allerdings der Anaktuvuk River, der orografisch rechts von mir entsprang und beim Hinabfließen ins Tal an eine Arte Stufe zu kommen schien. Hier lag eine etwa 100 Meter hohe Steilkante, wo der Abstieg alles andere als ein Selbstläufer war. Glücklicherweise gab es genau eine mögliche Route wo ich zwischen den ganzen Felsen über Grashänge sicheren Schrittes absteigen konnte. Zu meiner Linken und Rechten befanden sich meterhohe Steilhänge die jeden Abstieg verboten hätten. Und auch der Fluss selbst schoss durch einen scharf eingekerbten Canyon das Tal herunter. Eine ziemlich böse Überraschung war das, da ich dies weder anhand der Karte noch durch Google Earth so im Voraus abschätzen konnte. In dem Sinne war ich wirklich heilfroh darüber diesen heiklen Abschnitt geschafft zu haben. Ich wüsste echt nicht was ich ohne diese eine Abstiegsroute gemacht hätte. Vielleicht hätte ich mit etwas Suchen, Ausprobieren und Wagemut noch eine weitere Möglichkeit gefunden. Aber gesehen habe ich keine. Im Schlimmsten Fall hätte es bedeutet komplett Umkehren zu müssen. Ich will gar nicht daran denken, welche Konsequenzen dies mit sich gebracht hätte.


                  Blick auf den Oberlauf des Anaktuvuk Rivers. Die Steilkante lässt sich auf dem Foto kaum erkennen.


                  Das sah überhaupt nicht nett aus.


                  Geschafft. Heil unten angekommen.


                  Besagte Steilkante. Nicht ganz unkritisch gewesen der Abschnitt.

                  Im Anschluss ging jetzt aber deutlich leichter voran. Das Tal wurde etwas breiter und ich konnte gemütlich dem Anaktuvuk River folgen. Schön unspektakulär war es. Aber das war mir recht. Mein Bedarf an Aufregung war für heute mehr als gedeckt. So folgte ich noch für etwa 3 km dem Fluss bis ich dann gegen 18 Uhr mein Zelt aufstellte. Endlich Feierabend. Das fühlte sich gut an. Beim Blick auf meine Karte stellte ich erfreut fest, dass ich nur noch knappe 1,5 Tage gegenüber meinem eigentlichen Plan zurücklag (sprich ich bereits wieder einen kompletten Tag rausgeholt hatte). In den letzten Tagen habe ich ja schon gemerkt, dass ich doch deutlich besser vorankam als ich es bei meiner konservativen Planung vermutet hatte. Sowas macht natürlich Mut. Somit konnte ich mich heute wohlverdient und entspannt zur Ruhe begeben.


                  Von der Form her könnte dieser Berg hier glatt der kleine Bruder vom Fan Mountain sein.


                  Weit aufgefächerter Anaktuvuk River. Das machte das Furten angenehm einfach.


                  Blick zurück


                  Ein unheimlich spektakulärer (aber auch anstrengender und herausfordernder) Tag geht zu Ende.

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                  • Mortias
                    Fuchs
                    • 10.06.2004
                    • 1194
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #29
                    AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                    Tag 12 (10.08.)
                    Es war zwar wieder recht windig, aber weiterhin recht warm und daher kurze-Hose-Wetter. Da ich nun ja auch wusste, dass ich ganz ordentlich vorankam, konnte ich mir heute Morgen gemütlich Zeit lassen bevor ich dann um 11 Uhr aufbrach. Ein kurzes Stück ging es noch durch das Seitental am Oberlauf des Anaktuvuk Rivers entlang, bis ich dann wieder ins merklich breitere Anaktuvuk Valley kam. Es war irgendwie schon ein seltsames Gefühl zu der Stelle zurückzuschauen, wo ich vor 5 Tagen dieses Tal verlassen habe. Gerade einmal etwas mehr als 10 km Entfernung waren es. Das hätte ich theoretisch in einem halben Tag schaffen können. Ich war aber sehr froh darüber, dass ich meinen gewünschten Abstecher machen konnte. Landschaftlich hat der sich echt gelohnt.


                    Mal wieder schönes Wetter beim Aufbruch.


                    Aufeis am Anaktuvuk River


                    Blick zurück in das Tal vom Oberlauf des Anaktuvuk Rivers


                    Wieder zurück im Anaktuvuk Valley


                    Hinten kann man die Stelle erkennen wo ich vor 5 Tagen das Tal verlassen habe.

                    Nun ging es also weiter in östlicher Richtung zum Ernie Pass. Ursprünglich hatte ich ja eigentlich geplant das Anaktuvuk Valley nach ein paar Kilometern wieder zu verlassen um dann dem Graylime Creek weiter zu folgen der mich zu einem 1750 m hohen Pass führen sollte. Ich entschied mich aber stattdessen dafür dem Tal hier weiter zu folgen um dann später den Peregrine Pass zu nehmen, der mich ins Oolah Valley bringen würde. Dies hatte zwei wesentliche Gründe. Zum einen war ich nicht sicher inwieweit der andere (namenlose) Pass überhaupt machbar ist. Gerade meine Erfahrung von gestern hat mich gelehrt, dass es schwerer sein kann als erwartet. Auf Google Earth sah er zwar recht moderat aus, aber das musste ja nichts heißen. Die paar Bilder, die ich hiervon fand, waren auch nicht allzu aussagekräftig. Und steinig würde es definitiv werden. Vom Peregrine Pass hingegen gibt es etliche Bilder und Berichte. Dieser ist sogar Teil einer recht häufig gelaufenen Route die von Anaktuvuk Pass übern Peregrine Pass und dem Oolah Pass zum Dalton Highway führt (wobei recht häufig in der Brooks Range eine etwas andere Bedeutung hat als in Lappland ). Beim Peregrine Pass wusste ich also, dass mich keine allzu unangenehmen Überraschungen erwarten würden. Der zweite Grund war schlicht und einfach, dass ich die Route übern Peregrine Pass landschaftlich einfach abwechslungsreicher fand. Bei der anderen Route würde ich größtenteils wieder durch deutlich engere Täler laufen. Aber das hatte ich die letzten Tage nun schon zu Genüge getan. Ich war dankbar dafür hier wieder durch ein etwas breites Tal zu wandern zu können und wollte das nicht gleich wieder durch zuviel Beengtheit eintauschen.


                    Maptigak Mountain


                    Auf dem Weg Richtung Ernie Pass

                    Kurze Zeit später kamen mir zwei Leute entgegen. Es waren Park Ranger, die hier Feldarbeit leisteten. Dazu zählt letztendlich prüfen wie so die Wasserstände in den Flüssen sind, die Pflanzenbeschaffenheit, der Tierbestand, in welchem Zustand die archäologischen & historischen Stätten der Iñupiat sind (dazu zählt hier alles älter als 50 Jahre) und ob irgendwo unerlaubte Wegmarkierungen aufgestellt sind (diese würden dann entfernt werden). Es war jedenfalls mal interessant aus erster Hand zu erfahren, wie so das Leben als Ranger hier ist. Die Hälfte des Jahres wohnen die in Bettles, einem 12-Seelen Dorf am Südrand der Brooks Range. Für mich wär das ja gar nichts. Nicht so erfreulich war, dass sie mir berichtet haben, dass deren Chef sie über Funk davor gewarnt hat, dass am Wochenende ein heftiger Sturm mit Temperatursturz und viel Regen (eventuell auch Schnee) aufziehen würde. Aus diesem Grund wurden sie auch auf dem Weg zum Peregrine Pass in ihr Basislager zurückbeordert welches sie ein paar Kilometer weiter westlich hatten (das war das Zelt was ich vor 5 Tagen gesehen habe). Das war natürlich nichts, was ich jetzt allzu gerne vernommen habe. Aber immerhin war ich nun vorgewarnt.


                    Die beiden Ranger aufm Weg in Ihr Basislager

                    Der starke Wind und die stetig zunehmende Bewölkung wirkten jetzt allerdings nicht mehr wie eine temporäre Unterbrechung des eigentlich schönen Wetters, sondern vielmehr wie ein schlechtes Omen und eine Verheißung auf einen bevorstehenden Wetterumschwung. Nun, heute war Donnerstag und morgen wollte ich den Pass überqueren. Mit etwas Glück würde ich es also vor Einsetzen des angekündigten Unwetters geschafft haben. Immerhin bestärkte mich das in meiner Entscheidung die leichtere Route übern Peregrine Pass gewählt zu haben und nicht den anderen Pass zu versuchen (in dem Fall hätte ich auch gar nicht die beiden Ranger getroffen).


                    Graylime Creek

                    Die Landschaft hier war ansonsten nett und soweit gut zu durchwandern. Interessant war, dass einige Sträucher bereits in den Herbstmodus übergegangen sind. Vor 5 Tagen war hier noch alles sommerlich grün. Auf Höhe des Ernie Passes (als richtigen Pass möchte ich den eigentlich gar nicht bezeichnen) sah ich dann einen Marder durch ein Bachbett laufen. Davon war ich so erstaunt, dass ich dummerweise recht laut „Krass, ein Marder“ ausrief. Das hat den Marder nur leider dazu veranlasste möglichst schnell das Weite zu suchen. Für ein gutes Foto hat es daher nicht gereicht. Ziemlich dämlich von mir. Trotzdem ein cooles Erlebnis, da ich bisher noch nie einen Marder in freier Wildbahn gesehen habe.


                    Wollgras am Ernie Pass


                    Zum Glück blieb es trocken, so dass ich bei meiner Mittagspause nicht von Regenschauern gestört wurde.

                    Östlich vom Ernie Pass wurde das Wandern dann etwas beschwerlicher. Der Boden war oft sumpfiger und der hier entspringende Ernie Creek und seine Zuflüsse bildeten etwas tiefer ausgeschnittene Canyons, die zu queren natürlich etwas anstrengend war. Ich folgten dem Ernie Creek noch für weitere drei Kilometer, bis ich dann nach Osten ins Tal vom Grizzly Creek abbog. Von hier aus hatte ich einen schönen Blick ins 300 m unterhalb von mir liegende Valley of Precipices, welches der Ernie Creek zwischen den Bergen Blackface Mountain und Als Mountain durchströmt. Ein ganzes Stück weiter südlich (von hier aus aber nicht sichtbar) befand sich der North Fork Koyukuk River, dem ich bei meiner Tour vor zwei Jahren gefolgt bin. Was war das doch für ein nerviges Bushwhacking damals. Wie gut, dass ich dieses Mal größtenteils davon verschont blieb.


                    Ernie Creek


                    Hier war der Boden oftmals recht sumpfig.


                    Panoramafoto von der Stelle wo ich ins Tal des Grizzly Creeks abgebogen bin.


                    Blick zum Ernie Creek im Valley of Precipices

                    Das Tal des Grizzly Creeks erwies sich dann aber leider nochmal als recht nervig. Der Bach durchfloss teilweise eine enge Schlucht (oder hatte zumindest recht steile Uferhänge), so dass ich mich oberhalb davon durch viel Gebüsch und über weichem Boden abmühen durfte. Ziemlich anstrengend war das. Theoretisch hätte ich mir natürlich auch schon längst ein Zeltplatz suchen und die Beine hochlegen können. Ich lag ja gut in der Zeit. Aber mein Ziel war es das Tal soweit hochzuwandern, bis ich schonmal einen Blick auf den Peregrine Pass werfen konnte.


                    Beim Einstieg ins Tal des Grizzly Creeks


                    Grizzly Creek; trotz des Namens habe ich hier keinen der pelzigen Namensgeber zu Gesicht bekommen.


                    Das Wandern hier war recht anstrengend. Das letzte Stück zog sich dann auch noch länger hin als gedacht.

                    Gegen 19 Uhr legte ich dann endlich den Rucksack ab. Was fühlte ich mich doch auf einmal leicht. Und erschöpft. Hier, wo sich der Grizzly Creek mit einem namenlosen Bach vereinigte, gab es ganz akzeptable Zeltmöglichkeiten und ich hatte einen guten Blick auf den Anstieg der mich morgen erwarten würde. Sah eigentlich gut machbar und nicht sonderlich schwierig aus. Das gab mir Motivation und Zuversicht. Nicht so zuversichtlich stimmte mich hingegen das Wetter. Mittlerweile war der Himmel ziemlich zugezogen und tief hängende Wolken verbargen die Berggipfel. Am späten Abend fing es dann auch noch an zu regnen. Ich hoffte nur, dass es nicht das angekündigte Unwetter, sondern nur ein kurzer Schauer war.


                    Schluss für heute


                    Vom guten Wetter heute Morgen war leider nichts mehr übrig.

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                    • Blahake

                      Fuchs
                      • 18.06.2014
                      • 1432
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #30
                      AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                      Na, das liest sich doch schon viel schöner, als Deine leider etwas vermurkste Tour zuvor. Gut, dass die Dich nicht abgeschreckt, und dass Du es noch mal gewagt hast. Und dass Du uns dadurch so wundervolle Bilder bescherst.
                      Jetzt hoffe ich aber, dass der vorhergesagte Sturm nicht so schlimm wird.

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                      • berniehh
                        Fuchs
                        • 31.01.2011
                        • 2402
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #31
                        AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                        Die Passüberquerung am Tag 11 ist landschaftlich wirklich genial
                        www.trekking.magix.net

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                        • Mortias
                          Fuchs
                          • 10.06.2004
                          • 1194
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #32
                          AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                          Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                          Na, das liest sich doch schon viel schöner, als Deine leider etwas vermurkste Tour zuvor. Gut, dass die Dich nicht abgeschreckt, und dass Du es noch mal gewagt hast. Und dass Du uns dadurch so wundervolle Bilder bescherst.
                          Jetzt hoffe ich aber, dass der vorhergesagte Sturm nicht so schlimm wird.
                          Vielen Dank. Dann werd ich wohl mal weiterschreiben um die Frage mit dem Sturm zu beantworten.

                          Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                          Die Passüberquerung am Tag 11 ist landschaftlich wirklich genial
                          Da bin ich völlig Deiner Meinung. Das Pass war wirklich geil. Hab natürlich Glück gehabt, dass das Wetter noch so gut mitgespielt hat.

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                          • Mortias
                            Fuchs
                            • 10.06.2004
                            • 1194
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #33
                            AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                            Tag 13 (11.08.)
                            Es schien ganz so, als wäre das gestern nicht nur ein kurzer Schauer sondern schon der Beginn des besagten Unwetters gewesen. Denn den ganzen Morgen regnete es in einem durch. Keine gute Voraussetzung für die Passüberquerung. Erst gegen halb 11 hörte es auf. Schnell packte ich meine Sachen zusammen und machte mich um 11 Uhr aufn Weg. Kurz folgte ich noch dem Bach, bevor es dann an den eigentlichen Aufstieg ging. Etwa 400 Meter sollte es jetzt hochgehen.


                            Ungemütliches Wetter


                            Leicht schräges Ufer und nasse Steine. Gute Bedingungen um mal zünftig auszurutschen und nasse Füße zu bekommen. Zum Glück blieb ich davon verschont.


                            Hier ging es jetzt zum Pass hoch.

                            Netterweise fing es kurze Zeit später dann auch wieder an zu regnen. Und zu stürmen. Richtig eklig war das. Und ich Idiot bin anfangs im T-Shirt losgegangen, weil ich auf trockenes Wetter hoffte und meine Regenjacke nicht vollschwitzen wollte. Kein Wunder, dass mir jetzt ziemlich kalt war und ich am liebsten umgedreht wäre. Aber das war natürlich keine Option. Also holte ich endlich meine Regensachen hervor und passte mich den Gegebenheiten an. Das war auch dringend notwendig.


                            Regnerische Bedingungen beim Aufstieg


                            Ich muss wohl nicht sagen wie grad meine Stimmung war...


                            Blick in den oberen Teil des Grizzly Creek Tals

                            Richtig unangenehm wurden dann die letzten 150 Höhenmeter. Hier war der Boden mit feinen Schiefersteinchen bedeckt die auf einer weichen Erdschicht lagen. Und durch den Regen ist die Erdschicht ziemlich schlammig geworden. Das hatte den unangenehmen Effekt, dass es gefühlt stets zwei Schritte vor und einen zurückging. Jeder Schritt war sauanstrengend, da ich immer etwas einsank und zurückrutschte. Bei trockener Witterung wäre dieser Abschnitt bestimmt kein Problem gewesen. Aber jetzt hat es mich konditionell echt gefordert.


                            Man kann anhand der Fußspuren deutlich erkennen, dass ich nicht er einzige war, der hier langgelaufen ist. Getroffen habe ich aber niemanden.

                            Um 10 nach 12 hatte ich es dann geschafft und stand auf der 1600 Meter hohen Passhöhe. Erleichterung machte sich breit diesen widerlichen Anstieg endlich hinter mir zu haben. Das war es dann aber auch schon mit den Emotionen. Die sonst übliche Gipfeleuphorie (wie beispielsweise vor zwei Tagen) hielt sich stark in Grenzen. Viel zu sehen gab es bei den Wolken eh nicht. Hier war es jetzt nur kalt, nass und ungemütlich. Es gab daher keinen Grund allzu lange hier oben zu verbleiben. Somit machte ich mich schnell wieder an den Abstieg.


                            Auf der Passhöhe


                            Bei gutem Wetter hätte ich noch wunderbar ein bisschen auf dem Grat entlang laufen können. Dies erschien mir gerade aber nicht sonderlich attraktiv.


                            Hier ging es dann wieder runter.

                            Ich folgte nun einem namenlosen Bach der kurz unterhalb der Passhöhe entsprang. Dieser hatte leider die unangenehme Angewohnheit etwas später eine kleine Schlucht auszubilden, die ich dann weiter oben am Hang umgehen durfte. So wurde auch der Abstieg nochmal eine ziemlich anstrengende Angelegenheit. Das kam doch recht unerwartet, da laut Karte und Google Earth der Abstieg (ähnlich wie der Aufstieg) auf einem langsam abfallenden Höhenrücken erfolgen sollte. Offenkundig war das aber grad nicht der Fall. Erst später habe ich gecheckt, dass ich an der falschen Stelle aufgestiegen bin. Der eigentliche Peregrine Pass lag etwa 800 Meter südlich von meiner Route. Vielleicht hätte ich mir bei vernünftigem Wetter morgens mehr Zeit gelassen um das nochmal genau auf der Karte nachzulesen, nur sah die Stelle, wo ich hochgestiegen bin, ebenso gut machbar aus, so dass ich dachte dies wäre der eigentliche Pass. Ein blöder Fehler der mir einen unnötig schweren Abstieg beschert hat.


                            Leider regnete es auch beim Abstieg die meiste Zeit.


                            Namenloser Bach. Hier hätte ich eigentlich gar nicht runterkommen sollen.

                            Um Viertel nach 1 hatte ich den nervigen Abstieg dann endlich hinter mir und erreichte das Quellgebiet des North Fork Koyukuk Rivers. Hier gönnte ich mir endlich meine erste richtige Pause. Zum Glück war es auch gerade wieder trocken, so dass ich mich endlich mal hinsetzen und ausschnaufen konnte. Das tat echt gut, da mich der Pass doch ziemlich geschlaucht hat. Immerhin für eine halbe Stunde hatte ich jetzt meine Ruhe bevor es dann wieder zu regnen anfing. Zeit also um weiterzulaufen.


                            Namenloser See im Quellgebiet des North Fork Koyukuk Rivers


                            Kurzzeitig war sogar der Ansatz von Sonnenschein zu sehen. Aber wirklich nur ganz kurz.


                            Endlich mal ne Pause. Das hab ich jetzt aber auch echt mal dringend gebraucht.

                            Nun galt es für heute nur noch dem North Fork Koyukuk River ins Oolah Valley zu folgen. Landschaftlich war dies nicht mehr sonderlich anspruchsvoll, aber davon hatte ich für heute auch genug gehabt. Und immerhin kam ich hier unten ganz gut voran. Nur der Regen wollte jetzt kaum noch mehr aufhören. So wurde das Wandern zu einer ziemlich lustlosen Angelegenheit.


                            Oberlauf des North Fork Koyukuk Rivers


                            Saftige Wiesen


                            Blick zurück

                            Gegen Viertel nach 4 verbreitete sich das Tal langsam und ich konnte meinen ersten Blick auf das vor mir liegende Oolah Valley werfen. Durch dieses Tal bin ich bereits vor zwei Jahren auf meiner Tour gelaufen und jetzt würde ich wieder einen kleinen Abschnitt davon durchwandern. Gerade war es trocken und etwas Sonnenschein kam zwischen den Wolken hervor und sorgte für eine tolle Lichtstimmung. Ein gutes Fotomotiv war dies was ich natürlich gerne festhalten wollte. Nur musste ich beim Versuch dessen festzustellen, dass auf meinem Kameradisplay nur Rauschen zu sehen war und das Objektiv sich komisch verhielt. Das sah nicht gut aus. Das sah ganz und gar nicht gut aus. Das sah ziemlich sicher danach aus,
                            als ob die Kamera sich verabschiedet hat. Anscheinend war es nicht unbedingt das schlauste gewesen auch bei Regen noch so viele Fotos gemacht zu haben. Allerdings sollte die Kamera gegen Spritzwasser geschützt sein. Und auch letztes Jahr in Lappland habe ich häufig bei Regen Fotos gemacht (natürlich habe ich die Kamera dafür immer nur kurzzeitig rausgeholt) und keinerlei Probleme gehabt. Aber vielleicht war es diesmal einfach ein Tropfen zuviel, der dann seinen Weg in die Elektronik gefunden und dort den Schaden angerichtet hat.


                            Blick ins Oolah Valley...


                            ...dort bin ich auch schon vor zwei Jahren lang gelatscht.

                            Ich beschloss das Problem aber erstmal zu ignorieren und zum Summit Lake weiter zu laufen um dort mein Zelt aufzustellen. Das Ufer hier war allerdings extrem uneben und sehr schlecht geeignet zum Zelten. Ich lief zu einem Vorsprung von dem ich meinte dort vor zwei Jahren gezeltet zu haben (soweit ich mich erinnern kann). Aber auch hier fand ich keine gute Zeltmöglichkeit. Außerdem regnete es mittlerweile wieder ziemlich stark. So beschloss ich nochmal umzukehren und in der halb verfallenen Hütte, die hier am Ufer stand, erstmal Schutz zu suchen. Übernachten wollte ich zwar nicht in dieser Ruine, aber immerhin das Dach war noch intakt, so dass ich hier jetzt im Trockenen den Regen abwarten konnte. Ein angenehmer Glücksfall war das.

                            Eine halbe Stunde später hörte der Regen auf und ich lief zum Westende des Sees. Hier fand ich dann eine passable Stelle wo ich endlich mein Zelt aufstellen konnte. Jetzt hatte ich auch endlich die Zeit mir mal in Ruhe meine Kamera anzuschauen. Leider war aber auch nach längerem Trocknen das gleiche Fehlverhalten zu beobachten. Ne, die war wohl hinüber. Mist. Schon eine bittere Ironie, dass ich es wie vor zwei Jahren geschafft habe in Alaska unterwegs meine Kamera kaputt zu bekommen. Aber diesmal war es immerhin nicht ganz so schlimm. Vor zwei Jahren passierte es mir ja gleich zu Beginn der Tour. Jetzt hingegen hatte ich den größeren Teil bereits hinter mir. Außerdem hatte ich dieses Mal mein USB Kabel fürs Handy dabei, so dass ich mit meinem USB-Ladegerät in der Lage sein würde mein Handy mehrmals aufzuladen. Batterien hatte ich zum Glück einige mit. Somit sollte es möglich sein mit meinem Handy weiterhin munter Fotos machen können. Nur halt in leider nicht in ganz so guter Qualität. Trotzdem, gefreut habe ich mich über das Ganze natürlich nicht. Insgesamt war das heute schon eine ziemlich anstrengende und nervige Etappe. Eher so einer der Tiefpunkte auf meiner Tour.


                            Zeltplatz am Summit Lake


                            Kaputte Kamera


                            Hier noch ein Blick in das Tal aus dem ich gekommen bin.

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                            • Mortias
                              Fuchs
                              • 10.06.2004
                              • 1194
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                              #34
                              AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                              Tag 14 (12.08.)
                              Als Entschädigung für die ganzen Strapazen gestern wurde ich heute mit einem traumhaften Morgen belohnt. Gegen halb 6 Uhr konnte ich beobachten wie die Sonne langsam die Wolken vertrieb und dabei wunderschöne Dämmerungsfarben an den Himmel malte. Es wurde angenehm warm, so dass ich gemütlich in der Sonne sitzen und meine nassen Sachen vom Vortag trocknen konnte. Friedlich lag nun der Summit Lake vor mir und einzig das gelegentliche Kreischen einer einsamen Möwe durchbrach diese zauberhafte Stille. Wirklich traumhaft. Hinzu kam, dass ich mittlerweile wieder synchron mit meiner ursprünglichen Zeitplanung lag. Ich hatte meinen Rückstand also wieder aufgeholt. Folglich musste ich heute auch überhaupt nicht hetzen sondern konnte mir wirklich die Zeit nehmen diese herrliche Szenerie ausgiebig zu genießen.


                              Sonnenaufgang um halb 6


                              So gefiel mir das doch schon viel besser als gestern.


                              Heute wären das natürlich perfekte Bedingungen für die Passüberquerung gewesen.


                              Blick nach Süden. Hinten kann man sogar den Mount Doonerak ausmachen.


                              Wirklich ein perfekter Morgen war das.

                              Als ich dann aber gegen halb 12 loslief war von der Sonne leider nichts mehr zu sehen. Eine durchgehende Wolkenschicht hatte schleichend damit begonnen sukzessive den Himmel zu bedecken. Aber noch was es immerhin trocken und mild. Also gute Bedingungen zum Wandern. Ich passierte die Hütte von gestern und ließ dann den Summit Lake hinter mir. Auf der Höhe der kontinentalen Wasserscheide hatte ich dann nochmal einen tollen Blick zurück auf den Summit Lake sowie das vor mir liegende Oolah Valley. Eine wirklich schöne Ecke war das hier.


                              Bedeckter Himmel beim Aufbruch


                              Verfallene Hütte. Hier habe ich gestern Schutz vorm Regen gesucht.


                              Summit Lake (Doppelklick für größere Bildansicht)


                              Blick ins Oolah Valley

                              Von nun an ging es gemütlich bergab. Wie ich es bereits vor zwei Jahren kennen gelernt hatte, war der Boden hier teilweise recht weich und schwergängig. Aber ganz so schlimm wie ich es in Erinnerung hatte war es dann doch nicht. Vielleicht weil ich mittlerweile einfach daran gewöhnt war oder vielleicht auch weil die wirklich ätzenden Abschnitte erst weiter nördlich im Tal kamen (wo ich diesmal nicht mehr langlaufen würde). Somit ging dieser Abschnitt eigentlich ganz ordentlich vonstatten


                              Namenloser Bach im Oolah Valley


                              Sumpfabschnitt


                              Entspannte Mittagspause. Immerhin war es trocken, windstill und es gab keine Mücken.


                              Oolah Valley

                              Gute 8 km folgte ich dem Oolah Valley. Dann bog ich nach Osten ab in das Seitental aus dem der Itkillik River geflossen kam. An dieser Stelle präsentierte sich mir nochmal ein genialer Anblick aufs nördliche Oolah Valley. In mir spürte ich wieder diese Sehnsucht nach der weiten Tundra Landschaft der North Slope in die das Tal hier letztendlich führen würde. Gleichzeitig mischte sich aber auch Erleichterung in meine Gefühle mit hinein. Erleichterung darüber nicht durch diese sumpfige Landschaft laufen zu müssen. Ich wusste ja von vor zwei Jahren wie mühselig es teilweise war. Weniger fröhlich stimmten mich hingegen die Wolken die mittlerweile schon deutlich tiefer lagen als noch zur Mittagszeit. Letztendlich war es dann auch nur noch eine Frage der Zeit gewesen als es dann kurze Zeit später zu regnen anfing. Also hieß es nochmal die Regensachen rauszuholen. Ich hoffte ja eigentlich, dass mir das heute erspart bleiben würde.


                              Blick nach Norden. Irgendwo in ca. 40 km Entfernung würde dieses Tal in die North Slope übergehen.


                              Blick zum Itkillik River


                              Hier nochmal ein Panoramafoto von der Stelle wo ich dann das Oolah Valley verließ.

                              Knappe 1,5 Kilometer lief ich jetzt noch am Itkillik River entlang bevor ich mir dann an einem Seitenbach nen Zeltplatz suchte. Mittlerweile war es ziemlich kalt und windig geworden. Vom Regen mal ganz abgesehen. Das Zelt habe ich anschließend kaum noch verlassen. Selbst gegessen habe ich im Zelt, auch wenn das eigentlich im Bärengebiet nicht zu empfehlen ist. Aber irgendwie war es mir schlicht und einfach zu ungemütlich draußen. Ich glaube der von den Rangern vorhergesagte Temperatursturz war jetzt endgültig da. Das schöne Wetter heute Morgen schien nur ein letztes Aufbäumen des vergehenden Sommers gewesen zu sein, bevor das Mistwetter dann richtig zuschlug.


                              Zeltaufstellen im Regen ist auch immer so mäßig angenehm.


                              Wie gut, dass es immerhin im Zelt warm und trocken war.


                              Ekliges Wetter. Ein krasser Gegensatz zu heute Morgen.

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                              • rumpelstil
                                Alter Hase
                                • 12.05.2013
                                • 2700
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                                #35
                                AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                Das regnerische Wetter am Pass mag mühsam gewesen sein (ich weiss, wie sich das laufen mit vor-zurück anfühlt...) , aber die Fotos mit dem "gemischten" Wetter sind absolut super! Vielen Dank dafür!

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                                • Mortias
                                  Fuchs
                                  • 10.06.2004
                                  • 1194
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                                  #36
                                  AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                  Tag 15 (13.08.)
                                  Das schlechte Wetter hielt sich. Gerade mal 1 °C war es morgens und dazu auch noch unheimlich stürmisch. Bei diesem Wetter wollte ich am liebsten das warme Zelt überhaupt nicht verlassen, schließlich war es im Schlafsack doch viel gemütlicher. Aber dies ist natürlich keine Lösung, zumal irgendwann dann doch der Bewegungsdrang überhandnahm. Gegen halb 1 konnte ich mich dann endlich überwinden loszulaufen.


                                  Ungemütliches Wetter. Zum Glück regnete es nicht auch noch.

                                  Meine Route führte mich jetzt weiter am Itkillik River das Tal Richtung Oolah Pass hinauf. Die tiefhängenden Wolken verdeckten aber die Bergspitzen, so dass es landschaftlich nicht ganz so spektakulär war. Aber immerhin war es trocken und der ganz Untergrund ordentlich zum Laufen, so dass ich recht flott vorankam. Einmal sah ich am Flussufer Bärenspuren im Schlamm. Das war aber auch alles. Während ich zu Beginn der Tour an drei Tagen hintereinander jeweils einen Grizzly gesehen habe (wahrscheinlich war das immer der gleiche, auch wenn ich das nie wirklich klären konnte) haben sich die pelzigen Kollegen seitdem ziemlich rar gemacht. Außen gelegentlichen Spuren war nichts mehr von ihnen zu sehen gewesen.


                                  Itkillik River


                                  Guter Boden zum Wandern

                                  Am Hang eines kleinen Seitenbaches konnte ich dann immerhin eine windgeschützte Mittagspause einlegen. Das war besser als nichts, da es ansonsten wirklich höchst ungemütlich war und der Wind wahrhaftig nicht zum langen Hinsetzen eingeladen hat. So war ich froh, dass ich diese Pflichtübung für heute erfolgreich absolvieren konnte. Letztendlich ist es bei so schlechtem Wetter immer eine etwas heikle Frage wie und wo ich am besten mal ne Essenspause einlegen kann. Wenn ich das dann erfolgreich hinter mich bringen konnte, macht sich folglich immer eine gewisse Erleichterung bei mir breit.


                                  Ohne diese windgeschützte Stelle wäre meine Mittagspause wirklich höchst unbequem geworden.

                                  Etwas später kam ich an eine Stelle wo früher wohl mal ein ziemlicher Steinschlag runtergekommen sein muss. Eine Menge Geröll lag hier rum. Neben der moränenartigen Ablagerung am Hang gab es aber auch haufenweise kleine Geröllhaufen die ich mir beim besten Willen nicht erklären konnte. Vielleicht kann mir hier jemand, der sich besser mit Geologie auskennt, weiterhelfen. Vom weiten sah das Ganze jedenfalls ein bisschen wie eine Art großer Wall aus, so dass mir der Gedanke kam, dass Donald Trump hier wohl mal zu Testzwecken ne kleine Mauer gebaut hat, bevor er es dann an der Grenze zu Mexiko tun will.


                                  Blick in ein kleines namenloses Seitental


                                  "Steinmauer" voraus

                                  An den vielen Steinhaufen vorbeizumüssen war dann aber schon etwas nervig, zumal in den Zwischenräumen teilweise größere Wasserpfützen waren und ich somit in wenig rumprobieren musste um ne geeignete Route zu finden. Folglich war ich recht erleichtert, als ich diesen steinigen Abschnitt hinter mich gebracht habe. Danach ging es wieder deutlich leichter, bis ich zu der Abzweigung kam wo das Tal sich aufspaltete und ich dem Itkillik River weiter Richtung Osten folgte. Hier wurde das Tal merklich schmaler und der Anstieg etwas steiler. Zusätzlich fing es dann auch noch an zu hageln. Da wurde es echt mal höchste Zeit mir nen Zeltplatz zu suchen.


                                  Steinige Angelegenheit


                                  An dieser Stelle machte das Tal eine Biegung Richtung Süden.


                                  Ich folgte dem Fluss weiter nach Osten. Weiter vorne wurde das Tal dann deutlich schmaler.


                                  Blick zurück auf das Tal des Itkillik Rivers


                                  Es wurde langsam aber sicher ziemlich ungemütlich.

                                  Gegen 17.30 Uhr konnte ich mich dann wieder in meinen warmen Schlafsack verkriechen. Immerhin war ich heute trotz des ungemütlichen Wetters knappe 5 Stunden unterwegs gewesen und habe gute 10 km zurückgelegt. Das war jedenfalls besser als nichts, zumal das Wetter draußen immer schlechter zu werden schien. Ich musste zwar nur noch etwa 28 km laufen und hatte dafür noch 2 ½ Tage zur Verfügung, aber im Falle eines Regentages, den ich im Zelt abwettern müsste, wäre das Zeitpolster auch schon wieder enorm geschmolzen. Und das Wetter sah wirklich nicht nach Besserung aus. Eher im Gegenteil. Daher fühlte es sich umso besser an heute noch etwas geschafft zu haben. Wie gestern habe ich aber auch heute Abend mein Zelt kaum noch verlassen. Zu kalt und zu nass war es draußen.


                                  Unspektakulärer Zeltplatz. Aber egal, Hauptsache ein trockenes Plätzchen.


                                  Kein Wetter bei dem ich gerne draußen war.

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                                  • Mortias
                                    Fuchs
                                    • 10.06.2004
                                    • 1194
                                    • Privat

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                                    #37
                                    AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                    Tag 16 (14.08.)
                                    Als ich gegen halb 5 einmal zum Wasserlassen das Zelt verließ, stellte ich fest, dass es aufgrund von Eisregen mit einer durchgehenden Eischicht überzogen hat. Eine richtige kleine Eisfestung war es auf einmal. Welch unangenehme Überraschung. Andererseits auch mal ganz lustig sowas. Nicht so lustig fand ich allerdings, dass auch meine beiden Bärentonnen mit ner Eisschicht überzogen waren. Diese müsste ich vorm Losgehen ja erstmal wieder enteist bekommen. Und das Wetter schien hierzu keinen Beitrag leisten zu wollen. Nach einer Wetterbesserung sah es jedenfalls nicht aus.


                                    Steif gefrorenes Zelt

                                    So überlegte ich ob ich heute überhaupt losgehen würde. Theoretisch könnte ich mir einen Tag zum Abwettern zeitlich locker leisten. Vielleicht wäre es ja morgen schöner und dann würde es eh mehr Spaß bringen. Vielleicht. Andererseits fand ich die Vorstellung bei dieser unangenehmen Witterung den ganzen Tag in meinem kleinen Zelt zu verbringen auch nicht gerade spannend. Und ich hatte mit dem Oolah Pass immer noch eine, wenn auch nur kleine, Passhöhe vor mir. Die wollte ich ganz gerne hinter mich bringen.


                                    Nicht gerade sonderlich einladend...


                                    Eine dünne Hagelschicht bedeckte die Landschaft.

                                    Immerhin gelang es mir mit meinem Gaskocher (auf kleiner Flamme) im Zelt für ein bisschen Wärme zu sorgen und damit auch die Eisschicht auf meinen Bärentonnen wegzutauen. Dank meiner Trekkingstöcker konnte ich auch die Eisschicht auf meinem Zelt ganz gut wegklopfen. Und draußen war es mittlerweile trocken und nicht mehr allzu windig. Nachdem ich mein Mittag auch noch im Zelt verputzt habe, machte ich mich anschließend, gegen 14.30 Uhr, dann endlich auf dem Weg.


                                    Man kann gut erkennen wo mein Zelt gestanden hat.


                                    Endlich wieder unterwegs

                                    Erleichtert und erfreut dem Zelt entkommen zu sein und mich bewegen zu können ging ich nun das Tal Richtung Oolah Pass weiter hinauf. Kalt war es (ca. 0 °C) und der Boden war von einer feinen Hagelschicht bedeckt. Irgendwie wirkte es ja etwas surreal Mitte August auf gerade mal 1200 Metern durch eine solch winterliche Landschaft zu laufen. Hatte aber auch etwas echt Cooles.


                                    Blick zurück


                                    Weiter oben wurde die Sicht deutlich schlechter.

                                    Ich kam gut voran und nachdem ich durchs Laufen etwas aufgewärmt war fand ich die Kälte auch gar nicht mehr so unangenehm. Etwa nach einer Stunde erreichte ich den Oolah Pass. Hier, auf 1360 Höhenmetern, waren sogar die Grashalme komplett vereist. Wenn ich bedenke, dass ich vor ner halben Woche noch mit T-Shirt und kurzer Hose gewandert bin. Ja die Ranger hatten wirklich recht gehabt mit dem prognostizierten Temperatursturz. Ursprünglich hatte ich ja vorgehabt an dem See hier auf der Passhöhe zu zelten. Wie gut dass ich das gestern nicht gemacht habe. Das wäre ja noch ungemütlicher gewesen hier oben. Und auch gut, dass ich mein Mittag bereits im Zelt gegessen habe. Mich hier länger hinzusetzten zwecks Nahrungsaufnahme erschien mir nicht sonderlich reizvoll.


                                    Eisige Landschaft


                                    Oolah Pass

                                    Nachdem ich den See passiert habe folgte ich nun dem Lauf des hier entspringenden Kuyuktuvuk Creeks. Auf einmal kam der Wind wieder. Während es vor der Passhöhe noch angenehm windstill war und dies dem Ganzen eine leicht gespenstische Atmosphäre verlieh, empfand ich es jetzt nur noch als bissig und höchst unangenehm. Zu den stürmischen Windböen kamen noch kamen gelegentliche Regenschauer hinzu. Also alles damit man sich beim Wandern richtig schön wohl fühlt.


                                    Hier ging es jetzt wieder abwärts.


                                    Kuyuktuvuk Creek

                                    Ziemlich lustlos schleppte ich mich das (nun wieder grüne) Tal herunter. Für die Landschaft hatte ich grad nicht viel über. Zu sehen gab es außer Wolken eh nicht viel. Mittlerweile war ich echt froh, dass meine Tour bald zu Ende sein würde. Letztendlich war es reines Pflichtbewusstsein was mich zum Weitergehen antrieb. Da ich nicht sicher sein konnte ob dieses Scheißwetter anhalten würde, wollte ich heute zumindest noch ein bisschen mehr Strecke zurücklegen um nicht am Ende noch unnötig in Zeitnot zu geraten. So lief ich noch weitere 7 Kilometer (nach Überquerung der Passhöhe) das Tal hinab bevor ich dann gegen 17.15 Uhr mein Zelt aufschlug.


                                    Wolken, Wind und Regen sind irgendwie eine blöde Kombination.


                                    Immerhin war die Bodenbeschaffenheit soweit ganz OK hier.

                                    Glücklicherweise konnte ich dieses hinter einigen Sträuchern aufstellen. Diese haben den starken und eiskalten Wind zumindest etwas abgeschwächt. Ansonsten war das echt kaum feierlich draußen. Beim Wasserholen am Bach sind mir gefühlt beinahe die Hände abgefroren. Sommer ist echt etwas anderes. Wie gut, dass mein Zelt und der Schlafsack trotz allem trocken waren. Kaum auszumalen wie unbequem es wäre, wenn der Schlafsack durch irgendein Malheur nass geworden wäre. Immerhin konnte ich mich darüber freuen heute noch 11 km geschafft und mit dem Oolah Pass die letzte relevante Passhöhe hinter mich gebracht zu haben.


                                    Windgeschützter Zeltplatz. Trotzdem extrem ungemütlich.

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                                    • Mortias
                                      Fuchs
                                      • 10.06.2004
                                      • 1194
                                      • Privat

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                                      #38
                                      AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                      Tag 17 (15.08.)
                                      Es war definitiv die richtige Entscheidung gestern noch losgelaufen zu sein und nicht abgewettert zu haben. Denn wenn sich das Wetter geändert hat, dann allenfalls zum Schlechten. Es regnete in einem durch, was oben beim Pass vermutlich Hagel oder Schnee bedeutet hätte. Wenn ich mir vorstelle ich würde jetzt bei diesem Wetter immer noch da oben vorm Oolah Pass verharren wurde mir doch etwas unwohl. Dann stünde ich nämlich schon unter enormen Zeitdruck, der mich letztendlich dazu zwingen würde bei dem Kackwetter alles zusammenzupacken und loszumarschieren. Jetzt konnte ich es immerhin ruhig angehen lassen und erstmal im warmen Schlafsack liegen bleiben.

                                      Wieder aß ich mein Mittagessen im Zelt und machte mich dann gegen halb 3 aufn Weg. Gerade war es sogar einigermaßen trocken. Trotzdem war mein Zelt, als ich es zusammenpackte, noch klitschnass. Das würde sich bestimmt nachher beim Aufbauen noch rächen. Aber egal, jetzt stand erstmal Wandern aufm Programm. Ich folgte nun dem Kuyuktuvuk Creek für weitere 1,5 km, bevor ich dann nach Osten abbog um dem letzten Pass auf dieser Tour entgegenzugehen. Hierbei handelte es sich eigentlich eher um einen Höhenrücken von einem Gebirgszug, der hier nur ca. 1200 m hoch war und daher eine gute Möglichkeit bot um zum Dalton Highway zu gelangen.


                                      Mittagessen im Zelt


                                      Aufbruch um halb 3. Wie gut, dass ich keinen Zeitdruck mehr hatte.


                                      Viel zu sehen gab es hier nicht.


                                      Ungefähr hier verließ ich dann den Kuyuktuvuk Creek um mich an den Aufstieg zu meinem letzten Pass zu machen.

                                      Es regnete mittlerweile in einem durch und meine Sachen wurden so langsam auch etwas feucht. Zudem war der Boden unheimlich nass und weich. So wurde dieser eigentlich recht moderat erscheinende Aufstieg letztendlich ziemlich widerlich und anstrengend. Immerhin hatte ich von weiter oben nochmal einen ganz passablen Blick auf den Kuyuktuvuk Creek. Das war zumindest eine Art kleiner Trost für den ganzen Ärger. Dafür war aber gerade hier oben, wo ich ja eher härteren Boden erwartet habe, der Untergrund megasumpfig. Der viele Regen tat bestimmt sein Übriges dafür dass es wirkte als liefe ich über einen großen Schwamm.


                                      Son Aufstieg bei Dauerregen ist oft eher so mäßig spaßig.


                                      Kuyuktuvuk Creek, Blick nach Süden


                                      Hier nochmal der Ausblick als Panorama (Doppelklick für vergrößerte Bildansicht)


                                      Sumpfig-weicher Untergrund

                                      Dann endlich, gegen Viertel nach 3 hatte ich es geschafft und blickte von der Passhöhe auf den Dalton Highway herab. Nur noch ein paar Kilometer trennten mich vom Ende all der Strapazen. Noch einmal genoss ich den Ausblick auf die umliegenden Berge (sofern das bei den Wolken überhaupt möglich war) und freute mich gleichzeitig darüber mein Ziel endlich in Reichweite zu haben. Allzulange blieb ich aber nicht hier oben. Der kalte Wind war einfach nicht sonderlich einladend.


                                      Auf der Passhöhe auf 1220 Metern mit Blick nach Osten


                                      In der Ferne lässt sich schon der Dalton Highway erkennen.

                                      Der Abstieg war dann nochmal so richtig schön Alaska at it’s best. Teilweise steile Hänge, viel Gestrüpp und nochmal ein größerer Bach den ich gerade so noch trockenen Fußes mit meinen Wanderschuhen furten konnte. Zum Glück. Denn die Vorstellung diesen in Crocs zu furten zu müssen fand ich bei der vorherrschenden Wetterlage nicht grad erwärmend. Am anderen Ufer ging es dann nochmal schön durchs Dickicht bis ich anschließend die Waldgrenze erreichte. Welch ein Kontrast. Nach zwei Wochen in der baumlosen Tundra, wo bestenfalls größere Büsche wuchsen, lief ich nun durch einen saftigen grünen Nadelwald. Schon irgendwie cool. Aber gleichzeitig freute ich mich auch darüber, dass ich solchen Waldabschnitten bisher ausm Weg gehen konnte. Zu gut habe ich es noch in Erinnerung wie nervig es vorletztes Jahr gewesen ist stundenlag durch dichten Wald laufen zu müssen. Jetzt war es eher eine nette Abwechslung zum Abschluss dieser Tour.


                                      Namenloser Bach. Durch den Regen war der nochmal gut angeschwollen.


                                      Nerviges Dickicht. Zum Glück gab es nur wenige solche Abschnitte auf dieser Tour.


                                      Die ersten Bäume nach zwei Wochen


                                      Trotz des Regens war der Wald landschaftlich ein angenehmer Kontrast und schön anzuschauen.

                                      Gegen 18 Uhr erreichte ich den Dietrich River und schlug dann auf der anderen Flussseite, direkt neben dem Dalton Highway, mein Zelt auf. Geschafft. Beim Zeltaufstellen aber gab es dann noch die unangenehme Überraschung, dass das Innenzelt komplett durchnässt war. Ich hatte es ja schon beim Zusammenpacken vorhin befürchtet. Zum Glück konnte ich es mit meinem Gaskocher einigermaßen trocken bekommen. Und immerhin regnete es gerade nicht, so dass ich meine feuchten Sachen zumindest etwas trocknen konnte.


                                      Dietrich River


                                      Dalton Highway

                                      Neben mir fuhren regelmäßig Trucks und Geländewagen vorbei während ich entspannt in meinem warmen Schlafsack lag. Richtig ungewohnt war es diese Geräusche zu hören. Und auch wenn ich morgen noch ein paar Kilometer auf dem Dalton Highway laufen musste, um zur verabredeten Abholstelle zu kommen, so fühlte ich mich jetzt schon wie am Ziel. Ich war einfach erleichtert es geschafft zu haben. Jetzt würde ich keine unerwarteten Steilhänge, sumpfigen Wiesen, hinderlichen Gebüsche, reißende Bäche und was sonst noch so alles dazukommt mehr haben. Nur noch ein paar Kilometer Schotterpiste. Das würde ich auch noch irgendwie hinbekommen.


                                      Mein letzter Zeltplatz auf dieser Tour

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                                      • Mika Hautamaeki
                                        Alter Hase
                                        • 30.05.2007
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                                        #39
                                        AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                        Die eingefrorenen Gräser sind der Hammer!
                                        So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                        A. v. Humboldt.

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                                          Fuchs
                                          • 10.07.2008
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                                          #40
                                          AW: [US] Alaska - Gates of the Artic. Die Rückkehr

                                          Schlechtes Wetter macht gute Fotos

                                          Schöner Bericht, bei dem ich so richtig mitleiden kann.
                                          Ich habe im letzten Jahr meine Trekkingtouren auch überwiegend in Dauerregen, Wind und Kälte gemacht ...

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