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    • 04.02.2016
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    [FR] gestrandet vor den Pyrenäen

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    31.1.2018 – Argelès-Sur-Mer (Frankreich, nordöstliches Ende der Pyrenäen)
    Ein wenig orientierungslos schaue ich mich um. Es ist halb zwölf, als ich vor die Tür trete. Berge, Meer, Sonne – nichts von dem, was mir helfen würde, den natürlichen Kompass zu kalibrieren, ist zu sehen. Statt dessen habe ich einen dicht bewölkten, grauen Himmel über mir, eine ausgestorbene Straße vor mir und die Hoteltür im Rücken. Ich laufe ein paar Schritte nach rechts, dann stelle ich mit dem Blick auf das Navi fest: falsche Richtung. Vorbei an verwaisten Campingplätzen, verriegelten Fressbuden und durch menschenleere Straßen folge ich dem Weg gen Ortszentrum. In einer Fußgängerzone geht es belebter zu. Bauarbeiter nutzen den Winter für Renovierungen, am Rande von Absperrgittern sind Marktstände aufgebaut, ein paar Läden haben geöffnet. Nach weiteren zwei Kilometern bin ich dort, wo die rote Linie auf dem elektronischen Wegweiser endet. Ein Gewerbegebiet am Rande von Argelès-Sur-Mer. KFZ-Händler, Autowaschstraßen, Malerbedarf, Bioladen, Optiker, Einrichtungshäuser und andere Anbieter buhlen um die Gunst derer, mit denen auch außerhalb der Saison Geschäfte zu machen sind. Dazwischen die Werkstatt, vor der das steht, was sich an sich seit mindestens zwei Stunden unter meinem Hintern auf der Straße befinden sollte. Mein Trike. Mein Liegedreirad. Mit ausgebautem Hinterrad :-(

    Tage zuvor – Köln
    Kaum ist 2018 ein paar Tage alt, Pläne gecheckt, wer mich nach Formentera fliegen könnte, da kommt mir die Idee: warum nicht radeln? Wäre ja nicht das erste Mal. Bevor ich Fluggesellschaften mit hochkarätigen Preise helfe, Schnäppchenangebote zu subventionieren, die ich nie in Anspruch nehmen kann, mir sonst wo auf dem Flughafen eine Nacht um die Ohren schlage, bezahlbare Direktflüge gibt es keine, und mich darüber ärgere, das manch eine Offerte nur Handgepäck zulässt – da gibt es doch Alternativen. Ob sie zwingend preiswerter sind sei dahingestellt, doch das Erlebnis dürfte zweifelsfrei reichhaltiger sein. Zudem verspricht die Reise aus eigener Kraft das, was ich die letzten Monate einem geregelten Einkommen zugunsten opferte. Freiheit. Der Routenplaner (Naviki) liefert ein in weiten Teilen brauchbares Ergebnis: keine 1.800 Kilometer, einige Streckenabschnitte sogar bislang unbekannt. Zunächst durch die Eifel bis in das Dreiländereck Deutschland/Luxemburg/Frankreich, einige Kilometer die Mosel hinauf, entlang von Kanälen an die Saône, dieser runter bis zur Rhône, letztere auf dem Weg zum Mittelmeer folgen, rechts abbiegen, immer schön an der Küste lang, Pyrenäen überqueren, Costa Brava, Barcelona, Fähre nach Ibiza und schon ist auch Formentera nur noch eine halbe oder ganze Stunde entfernt, je nachdem, welches Bötchen für die Schlussetappe als nächstes ablegt. Auf dem Blatt Papier beziehungsweise auf dem Rechner alles ganz einfach.
    Die Wahl des fahrbaren Untersatzes ist nicht viel komplizierter: das Liegedreirad sollte es sein. Das, welches sich bereits auf der letzten Anreise bewährte. Über Island, bevor mit dem Camino-del-Cid die Querung Spaniens von Nord nach Süd, von Bilbao bis Valencia anstand. Was gute fünfeinhalbtausend Kilometer einschließlich etlicher auf üblen Holperpisten überstand, sollte mit knappen zweitausend nicht an seine Grenzen kommen. Dennoch, ein über den Packsack mit dem Zelt gezurrter Reservereifen erscheint mir nicht unangebracht. Für den Fall der Fälle. Auf der Insel im hohen Norden hatte ich zwei davon dabei, von einem musste ich Gebrauch machen. Darüber hinaus so etwas wie das Standardersatzteilrepertoire: Ersatzschlauch, Ersatzspeichen, Flickzeug, Panzertape, Kabelbinder sowie ein paar Rohrschellen. Man kann ja nie wissen. Die Kosten für Platz und Gewicht sind im Verhältnis zum Nutzen vernachlässigbar. Doch irgendwo ist ohnehin Schluss mit Sicherheit. Das Restrisiko deckt ein Schutzbrief des Fahrradclubs (ADFC) ab …
    Übernachtungstechnisch soll die Tour für mich ein Novum werden. Ich plane mich soweit wie möglich bei Warmshowers Mitgliedern einzuquartieren. Einige Male schon schrieben mich andere Radler über die Internetplattform an, ob sie bei mir übernachten könnten, dreimal hatte ich Gäste im Haus, dreimal verbrachten Ute und ich mit diesen gesellige Abende, beköstigten die bis dahin Fremden, ließen ihnen zukommen, wozu der Name der Gemeinschaft steht und stellten ihnen ein Dach über dem Kopf zur Verfügung. Warum das Ganze nicht auch mal anders herum ausprobieren? Nicht die Welt nachhause holen, sondern schauen, was diese zu bieten hat. Der letzte Warmduscher, Mike, er kam aus dem Speckgürtel Barcelonas, war an der Idee nicht ganz unbeteiligt. Er fuhr mit dem Bus zum Bodensee und wollte von dort im Oktober den Rhein hinunter bis zur Nordsee. Und die Aussicht auf den Luxus, nach vollbrachtem Tagewerk wohl temperiertes Wasser über den Körper ergehen zu lassen und nicht die Nacht zusammen gekauert und mit zu gezogener Schlafsackkapuze im Zelt verbringen zu müssen, sie reizt. Noch bevor ich starte sind die ersten Kontakte hergestellt, doch ich will es nicht übertreiben. Mehr als eine Woche im voraus jemanden anzuschreiben macht nach meinem Dafürhalten keinen Sinn. Ergibt sich irgendwo eine Verschiebung im Ablauf, will ich nicht einen halben Tag damit verbringen, umzuorganisieren.

    Als ich am Donnerstag den 11'ten Januar 2018 starte, ist das Wetter für einen Wintertag gemäßigt. Für die nächsten Tage sind keine ärgeren Regenschauer angekündigt, der Hochwasserpegel des Rheins ist wieder sinkend und eine Frostperiode nicht absehbar. Von Ute auf dem für sie neuen nahezu baugleichen Gefährt begleitet erreiche ich nach wenigen Kilometern die Stadtgrenze Kölns, danach geht es für mich allein weiter. Allein? Die meiste Zeit ja, kurzfristig habe ich jedoch Gesellschaft. Sogar auf Augenhöhe. Kurz vor Bonn treffe ich einen weiteren Trike-Piloten. Ihn treibt es auf den Venusberg. Sein fahrbarer Untersatz unterscheidet sich im Wesentlichen nur in der Farbe von meinem und wie ich, so mag auch er ihn nicht tauschen. Nach unterschiedlichen Routen durch die Stadt kreuzen sich unsere Wege ein weiteres Mal, dann kurbele ich tatsächlich ohne jemanden neben mir weiter durch die Prärie. Die dunkle Jahreszeit ist bei Radlern nicht die gefragteste. Bei einer kurzen Pause an der Swist spricht mich ein Wanderer Pärchen an. Ob ich Holländer sei. Und nach Italien wolle. Häufig hätten sie an der Brücke bereits entsprechende Radler getroffen. Ich muss die beiden enttäuschen. Herkunft und Fahrtziel sind bei mir andere.


    Hochwasser in Bonn


    nicht alle Wege sind passierbar (hier: Sieg)


    Swist - Italien: geradeaus

    Mit Bad Münstereifel ist schließlich nach 65 Kilometern mein erstes Tagesziel erreicht. Jürgen Schmidt residiert die Woche über dort. Der geistige Vater von Andreas Mücke, einem erdachten ortsansässigen Privatdetektiv, dessen Fälle nachlesbar sind, ist zwar weder Warmshowers Mitglied noch für mich ein Unbekannter, doch das schmälert das Entgegenkommen nicht. Das Reiseziel ist das verbindende Element. Einst lud er mich zu einer Lesung ein, über meine „Nordroute“ nach Formentera zu berichten, handelte sein Roman „Chiliherzen“ zu Teilen am gleichen Ort, während Meike Krautscheid mit Bass musikalisch untermalte. Nach angeregter Unterhaltung endet der Abend nach dem Besuch eines Brauhauses im Ort bei einem Absacker in der Küche, der die Mittelmeerinsel bereits geschmacklich näher bringt: Jürgen öffnet eine Flasche Hierbas, den ibizenkischen Kräuterlikör, der üblicherweise auf Formentera nach dem Essen gereicht wird.
    Über Nettersheim, Blankenheim nach Gerolstein setzt sich mein Weg durch die Eifel am nächsten Tag fort. Entlang von Urft, Ahr und Kyll halten sich die Anstiege in Grenzen. Als Henryk, mein erster Warmshowers Gastgeber, mich jedoch im Ort aufliest und mir mit seinem Mountainbike den Weg zu seinem Haus weist, zeigt er mir schnell meine konditionellen Grenzen auf. Während er kleinere, steilere Hügel scheinbar mühelos meistert, muss ich zwischendurch anhalten und Luft holen. Dennoch, die anschließende warme Dusche ist aller Anstrengungen wert, dazu werde ich mit einem leckeren Abendessen in der Gesellschaft eines befreundeten Pärchens entlohnt, das interessiert ist zu erfahren, was den Reiz des Reiseradelns ausmacht. Es wird ein Abend, wie noch zahlreiche folgen. Wir plaudern über unsere Radtouren, die Ausrüstung, die Planung, das Leben auf der Straße, aber auch Gott und die Welt kommen nicht zu kurz. Nicht alle Warmshowers sind so weit herum gekommen wie Henryk, ihn verschlug es bis Neuseeland, manch anderer begnügt sich mit Touren im Heimatland, wieder andere zogen wie ich den Radius etwas weiter und erkundeten per Drahtesel Teile des hiesigen Kontinents. Letztendlich ist zwischen dem Weltreisenden sowie dem Wochenendausflügler alles vertreten. Die Nächte verbringe ich häufig genug in Gästezimmern, brauche weder eigene Matratze, Schlafsack noch Handtuch auszupacken, doch auch wenn es mal anders ist, es schmälert das Vergnügen nicht. In der Regel genieße ich am Morgen noch mit meinen Gastgebern ein Frühstück, manch einer probiert aus wie es ist, auf einem Liegedreirad zu sitzen oder zu fahren, dann folgen gegen neun Verabschiedung und es geht zurück auf die Piste.
    Dass Zelt, Schlafsack und der Rest der Campingausstattung dennoch nicht umsonst am Rad lasten zeigt die dritte Nacht. Von den beiden angeschriebenen Warmshowers entlang der Mosel in Luxemburg erhalte ich keine Rückmeldung. Auf die Frage in einer Tankstelle, ob man mir mit einer kostengünstigen Alternative weiterhelfen könne, bekomme ich nur zu hören: „in Luxemburg ist nichts kostengünstig.“ Entsprechend steht an einem Samstagabend auf deutscher Seite ein kleines Zelt am Wegesrand.
    Ähnlich gestaltet es sich mit den ausgesuchten Pfaden. Nicht alle funktionieren beziehungsweise sind passierbar. Zwingen mich zwischen Gerolstein und Bitburg ab Kyllburg einige Hügel aus dem Sitz, 15 Prozent Steigung über mehrere Meter hinweg übersteigen meine Leistungsfähigkeit, so werde ich in Frankreich mit einem anderen Problem konfrontiert: Hochwasser. Zunächst beginnt es an der Mosel damit, dass der Weg entlang des Flusses noch im Matsch versinkt. Einige Meter komme ich noch kurbelnd voran, dann fällt selbst das Schieben schwer. Schnell bilden sich klebrige Klumpen unter den Schutzblechen und ich bin länger damit beschäftigt, diese zu beseitigen, als dass ich weiter komme. Es bedarf keiner größeren Überredungskünste, da fahre ich auf der Straße, schaue, dass ich grob der Richtung treu bleibe und kann das Atomkraftwerk Cattenom aus der Nähe bewundern – ein zweifelhaftes Vergnügen, zumindest aber strahlt auch die Sonne. Im weiteren Verlauf wird es nicht viel besser. Immer wieder haben Streckenabschnitte noch „Land unter“, immer wieder suche ich nach Ausweichstrecken, immer wieder muss ich umkehren, weil der Weg unvermittelt in den Fluten endet.


    Ende einer Schiebepassage


    Moselcamping


    schluss mit lustig


    strahlend blauer Himmel über Cattenom


    Flussromantik


    Mosel - zum Greifen nah

    Einige Kilometer vor Épinal verlasse ich nach vier Tagen die Mosel. Entlang des Vogesen-Kanals ist der Wasserstand nivelliert. Ich kann der geplanten Route uneingeschränkt folgen und abschnittweise sogar meinen Weg problemlos zurückverfolgen, denn – es schneit. Zumindest in den Vormittagsstunden. Viel liegen bleibt von der weißen Pracht nicht, dazu ist es zu warm. Die Temperaturen liegen bei etwa drei Grad. Was den Schnee tauen lässt, beschert mir dennoch steif gefrorene Finger. Schon seit einigen Tagen nerven mich quietschende Bremsen, während einer Pause gehe ich der Sache nach und stelle fest: die Bremsbeläge sind herunter gefahren. An Ort und Stelle versuche ich, das Problem zu lösen. Immerhin füllen neben den anderen Utensilien ebenfalls zwei Paar Ersatzbeläge den Notfallbeutel. Mit klammen Extremitäten werden die Wartungsarbeiten jedoch zum zeitaufwändigen Geduldspiel. Eine geschlagene Stunde vergeht schließlich, bevor die Schrauben wieder festgezogen sind und die Bremsen wieder lautlos ihren Dienst verrichten.


    meine Reise - zumindest zeitweise nicht ganz spurlos

    Tags drauf dann geht es an der Saône weiter. Es ist wie an der Mosel. Auch dieser Fluss führt mehr Wasser als üblich. Hinzukommt, dass gleich reihenweise Felder überschwemmt sind. So darf ich vor Gray einen 10 Kilometer Schlenker einschlagen, weil zwei Zuflüsse eine Auenlandschaft in ein geflutetes Delta verwandeln. Dass mich kurz zuvor ein Schleusenwärter auf einen Tee oder Kaffee einlädt? Nette Geste am Rande, doch am Ende überwiegt ein Anflug von Frust.


    Saône - ebenfalls unter Wasser


    passierbare Schikane


    am Wegesrand

    Mit meinem Eintreffen in Chalon-Sur-Saône kommt noch eine weitere Komponente hinzu. Es regnet den ganzen Tag über. Erst nur leicht, später intensiver. Ich bin nass bis auf die Knochen. Solange ich in Bewegung bin, ist es erträglich, bleibe ich stehen, zittere ich schnell am ganzen Körper. Da ich ohne Pause und zügig durchradle, komme ich bereits frühzeitig in der Stadt an. Meine Anfrage bei dem Warmshower, ob ich früher als vereinbart eintreffen kann, landet auf einem Anrufbeantworter. Rettend erscheint es mir, die Wartezeit in einem McDonalds in der Nachbarschaft zu verbringen, doch die klimatisierten Räumlichkeiten des Restaurants schaffen keine wahre Abhilfe. Der Kaffee tut zwar gut, doch ich schlottere vor mich hin und schnell bildet sich unter meinem Sitz eine kleine Pfütze. Auch das Gebläse des Handtrockners auf der Toilette eignet sich nicht dazu, das Wohlbefinden dauerhaft zu steigern. Den Eindruck, dass Radeln Spaß macht, kann ich in diesem Moment nur schwer vermitteln. In meiner Verzweiflung mache ich mich kurze Zeit später aufs Geratewohl auf zu meinem Gastgeber und habe Glück. Es ist jemand Zuhause, das Feuer im Kamin wirkt Wunder und ich schätze die warme Dusche mehr denn je zuvor. Dass die Dame des Hauses Präsidentin eines Fahrradclubs ist und sich engagiert für die Belange der Mitglieder einsetzt, verschafft zudem ungewohnten Gesprächsstoff.
    Am folgenden Sonntag setzt der Regen zwar erst später ein, doch mit Unterkühlungen hält es sich in Grenzen. Dank eines kleinen Umwegs sowie eines Missverständnisses treffe ich weder zu früh ein noch muss ich einem Hochwasser ausweichen. Anstatt weiter der Saône zu folgen weiche ich auf einen parallelen Radweg aus. V51 statt V50, Voie verte statt Voie bleue, Greenway statt entlang des Flusses. Eine ehemalige Bahnstrecke verläuft einige Kilometer versetzt zur ursprünglich geplanten Route. Sie wird meinen Vorstellungen bezüglich einer derartigen Trassierung gerecht. Sanfte Anstiege, weite Kurven, viel geradeaus. Erst auf den letzten Kilometern muss ich ein wenig kraxeln, da ein Tunnel gesperrt ist. Dann beginnt ein kleines Verwirrspiel. Nachdem Mâcon erreicht ist, kündige ich mich per Telefon an und hake nochmals bezüglich der Hausnummer nach. 31. Okay. Der Nachsatz macht die Sache kompliziert. Es gibt zwei ähnlich klingende Straßen: Rue de Lyon und Route de Lyon. Ich interpretiere, dass ich in der falschen stehe. Als ich mich nach kleiner Irrfahrt aus der anderen Straße melde, erneut die Rückmeldung: man stehe auf dem Balkon, könne mich aber nicht sehen. Rue de Lyon. Also wieder zurück. Anschließend klärt sich die Angelegenheit. Im ersten Anlauf stand ich nicht unmittelbar vor dem Haus, sondern etwas versteckt, verdeckt durch einem parkenden Lieferwagen. Okay, aneinander vorbei geredet. Kann passieren, Schwamm drüber.


    Greenway - V51

    Wieder einen Tag später ist die Situation ganz anders. Mein Ziel: Lyon. Wie viele Warmshowers Mitglieder dort registriert sind? Schwer zu sagen. Je nachdem, wie weit man den Radius zieht, 400. Die wenigen, die ich anschreibe, reagieren jedoch leider nicht. Da für mich Wildzelten in einer Stadt dieser Größe ausscheidet, buche ich mir ein Hotelzimmer. Ein Hostel mit Schlafsaal mag ich mir nicht antun und so wird das preiswerteste Quartier, das ich auf die Schnelle über ein Buchungsportal finde, eines in Bahnhofsnähe. Zweites Arrondissement, zwischen Rhône und Saône, die Bahnstation Perrache direkt nebenan. 55 € die Nacht. Erneut kann ich meine Route dem Pegelstand der Saône anpassen. Bereits kurz nach dem Verlassen von Mâcon muss ich umdisponieren. Der Einfachheit halber entscheide ich mich für eine stärker befahrene Straße parallel zur Autobahn. D306. Zwischen Autos und LKWs ist es nicht unbedingt ein Vergnügen zu radeln, doch der Zweck heiligt die Mittel. Gute zehn Kilometer vor der Stadt finde ich Hinweise auf einen Radweg dorthin. Nach dem zweiten Schild verliert sich leider die Wegführung. Mit einem Hauch von Erinnerung an die erste Tour nach Barcelona und einem Auge auf die Karte fällt die Orientierung jedoch nicht schwer. Einfach nur den Mont-D'Or umrunden, dann sollte die Stadt vor mir liegen. Entsprechend geht es einen Hügel hinauf, auf der anderen Seite wieder hinunter, und dann beginnt das Chaos. Ich befinde mich nur wenige hundert Meter vom nächsten Wegpunkt der ursprünglichen Route entfernt, da verlaufen plötzlich Straßen kreuz und quer, überschneiden sich auf verschiedenen Ebenen – ein Horror. Mit viel Glück, Geduld und Spucke schaffe ich es dennoch an das Ufer der Saône, dann wird es einfach. Es gibt einen Radweg, dieser deckt sich mit meiner Route auf dem Navi und alles wendet sich zum Guten. Enttäuscht werde ich lediglich im Hotel: es gibt keinen Stellplatz für mein Rad. Ich habe die Wahl, es in einem Parkhaus für 16 Euro die Nacht über abzustellen oder es vor der Tür auf dem Bürgersteig stehen zu lassen. In Anbetracht des geringen Publikumsverkehrs in der ruhigen Seitenstraße erscheint mir letzteres sicherer.


    Lyon - letzte Meter


    Bike Sharing

    Ein wenig bange schaue ich am nächsten Morgen vor die Tür, bin Augenblicke später aber erleichtert. Erneut alles bestens. Das Rad macht einen unangetasteten Eindruck. Es dauert ein wenig bis die Taschen wieder gepackt, Zelt sowie Reserverad festgezurrt sind und die Räder wieder rollen. Lyon ist mit Sicherheit eine sehenswerte Stadt, doch mit dem beladenen Vehikel sehe ich zu, so schnell wie möglich weiter zu kommen. Das Verlassen fällt geringfügig leichter als die Ankunft, doch erneut gilt es im Speckgürtel Verkehrsknotenpunkte unbeschadet zu passieren und auf richtigen Pfaden zu bleiben. Nach einer ersten Kehrtwende vor den Fluten der Rhône gönne ich mir schließlich in Vienne eine kleine Pause. Die Stadt ist mir von der ersten Tour noch ein Begriff und so begnüge ich mich mit einer reduzierten Runde durch das historische Zentrum und verdrücke einen Salat in der Sonne am Ende der Flaniermeile. Interessant wird es, als ich im schwindenden Tageslicht einige Kilometer flussabwärts die Ausläufer des Zentralmassivs hinauf strample um meine nächsten Gastgeber aufzusuchen. Die tief stehende Sonne lässt einige Gipfel in den östlich gelegenen Alpen golden glänzen, die Kulisse Richtung der Hügel im Westen ist nicht minder sehenswert und auch der Rückweg am nächsten Morgen entschädigt für die Bewältigung der 200 Höhenmeter mit einigen knackigen Anstiegen.


    Rhône - neuer Fluss, vertrauter Anblick


    Alpen in der Abendsonne


    Sonnenuntergang über dem Zentralmassiv


    Sonnenaufgang über dem Rhônetal

    Die nächste Tagesetappe nach Valence ähnelt der vorangegangener Tage: immer wieder muss ich dem Hochwasser ausweichen. Trotzdem, bei strahlend blauem Himmel sind einige Radler unterwegs und es macht Spaß, einfach nur zu sein und Kilometer zu fressen. Der mir auf der Brust stehende Scirocco lässt mich zwar nicht dahin fliegen, kann mich aber auch nicht daran hindern, dem Plan hinterher zu hinken.


    Via Rhôna


    die Bilder ähneln sich ...


    ... doch es gibt auch Abwechselung

    Nachdem die Hauptstadt des Départements Drôme hinter mir liegt und ich quasi in Frankreichs Süden angelangt bin, schlägt das Wetter um. Der Mistral im Rücken begünstigt zwar mein Vorankommen, da kein Quartier auf mich wartet, kann ich radeln bis ich keine Lust mehr habe, doch von der Sonne, die an den voran gegangenen beiden Tage nicht nur die Stimmung aufhellte, ist nichts mehr zu sehen. Statt dessen auf einer Hochwasserausweichstrecke ein anderer Lichtblick. Mir kommt ein Reiseradler entgegen. Bereits von weitem winkt er, ich winke zurück, und wenig später stehen wir uns gegenüber. Die erste Feststellung: der Reiseradler ist eine Reiseradlerin. Die zweite: die Frau dürfte etwa in meinem Alter sein. Die dritte: nach nur wenigen Sätzen stellen wir fest, wir haben die gleiche Muttersprache. Was dann folgt, verschlägt mir fast die Sprache. Dabei beginnt alles ganz harmlos.
    „Ich bin der Dirk.“
    „Und ich bin die Dorothee.“
    Ich stutze.
    „Die Dorothee, die seit über 10 Jahren durch die Welt radelt und gerade zurück aus Afrika kommt?“
    „Genau die.“
    Was folgt ist eine nette Plauderei am Straßenrand. Vorbei flitzende Autos und Lastwagen stören ein wenig, auch dürfte es gerne wärmer sein oder ein Café nebenan existieren, doch wann hat man schon mal die Gelegenheit, einer solchen Person allein gegenüber zu stehen. Die Zeit verfliegt, am Ende ist schnell eine gute Viertelstunde verquatscht. Wir berichten uns von unseren nächsten Vorhaben, drücken jeder noch einmal auf den Auslöser seiner Kamera, bei mir ist es das Smartphone, das zuvor zickte, im rechten Moment aber wieder funktioniert, dann zieht jeder in der Richtung von dannen, aus der der andere kam.


    Plauderei am Straßenrand mit Weltenbummlerin Dorothee

    Ob mich die Begegnung beflügelt? Irgendwie schon, wenngleich das Kilometerfressen auf der Straße und das Kopfkino zweierlei Dinge sind. Ersteres dürfte durch den Rückenwind begünstigt sein. Ursprünglich waren nur gute 60 Kilometer angedacht, bis Montelimar, doch ohne Warmshowers Anlaufstelle werden es mühelos 95. Eine Entwicklung, die sich am nächsten Tag rächt. Da habe ich nämlich ein Einladung, es bleiben nur noch 70 Kilometer bis Avignon, aber auch die sind aufgrund anhaltenden Mistrals bereits nach gut vier Stunden „abgeritten“. Unglücklicherweise kommt hinzu, dass ich an diesem Freitag Opfer einer seltenen Besonderheit werde: es regnet. Ergiebig. Wieder versuche ich meine Gastgeber telefonisch zu erreichen. Es gelingt mir auch, doch muss ich diesmal erfahren, dass man bis Nachmittags um fünf unterwegs sei. Dumm gelaufen, derartiges um zwei zu hören zu bekommen, ziemlich aufgeweicht. Hatte ich für den Anruf die Überdachung vor einem Schaufenster gewählt, so bleibt mein Blick nach dem Telefonat auf der gegenüber liegenden Straßenseite hängen. Bei dem Herrenausstatter, dessen Flügeltüren weit geöffnet sind. Ich schlendere hinüber und stelle fest das es so ist, wie ich vermutete. Über dem Eingang blasen warme Lüfter. Ich bleibe einen Augenblick in dem Luftstrom stehen, dann frage ich einen der Verkäufer, ob ich länger verweilen könne. Der junge Mann hat Erbarmen. Wenig später kommt sogar ein Kollege auf mich zu und fragt, ob er den Lüfter wärmer stellen solle. Ich habe nichts dagegen. Dabei erfahre ich von der Rarität, die mir zuteil kommt. Ein Wetter wie das aktuelle, das gäbe es an maximal vier Tagen im Jahr. Normalerweise sei es genau anders herum. Bläst der Wind von Nord nach Süd, sei es üblicherweise schön, in Gegenrichtung sei es trüber. Wie ich später noch erfahren soll, hat das Wetterphänomen sogar einen Namen: Black Mistral. Der Nordwind, der dunkle Wolken vor sich her schiebt. Nach gut einer Stunde im Luftstrom ist mein Oberteil wieder halbwegs trocken. Mich artig bedankend versuche ich erfolglos, mich mit einem kleinen Schein erkenntlich zu zeigen – eine Geste, die energisch zurückgewiesen wird. Anschließend siedle ich in die nächste Filiale mit dem großen, gelben M um, wo ich mir wegen meiner noch immer nicht trockenen Hose und Schuhe keinen Kopf zerbreche. Um kurz vor fünf erhalte ich schließlich den Anruf, dass ich anrücken kann, zu meinem vorerst letzten Warmshowers Gastgeber.


    das Leben kann so einfach sein - erwärmender Geschäftseingang

    Einer weiteren herzlichen Aufnahme folgt am nächsten Morgen der Aufbruch gen Meer. Noch immer ist es bewölkt, nur vereinzelt fallen noch ein paar Tropfen. Den Weg in das direkte Mündungsdelta der Rhône erspare ich mir diesmal. Damit mache ich zwar einen Bogen um die Gegend, die mich bereits zweimal faszinierte, denke jedoch in Anbetracht der voran gegangenen Regenfälle und des Hochwassers, damit die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Statt über aufgeweichte Matschwege rolle ich durch ländliches Gebiet über Asphaltpisten, die ich so gut wie für mich allein habe. Trotzdem bleiben mir Umwege nicht erspart. Wie sich zeigt, nutzt man die „Winterpause“ zur abschnittweisen Renovierung von Rad- und Wanderwegen entlang des Canal-du-Rhône-à-Sète. Entdecke ich entlang der befahrbaren Passagen dieser Wasserstraße immer wieder Ecken, an denen ich ungesehen mein Zelt aufschlagen könnte, so werden sie zur Mangelware, nachdem ich zum Sonnenuntergang das Örtchen Aigues-Mortes hinter mir lasse und mich der Küste nähere. Unmittelbar vor dem Fischerdorf Le-Grau-du-Roi finde ich dann eine Kompromisslösung. Nur unweit der Straße und von dieser aus direkt sichtbar gibt es eine hölzerne Plattform an den Rand eines Étangs, eines der stehenden Gewässer zwischen Meer und Hinterland. Dem Reiz, in der Nachbarschaft von Krebsen fischenden Flamingos zu übernachten, kann ich nicht widerstehen. In der mittlerweile bereits fortgeschrittenen Dämmerung schlage ich meine Behausung auf, parke mein Vehikel dahinter, so dass es von der Straße aus nicht zu sehen ist und hoffe, unbehelligt zu bleiben. Zwar vernehme ich im Verlauf des Abends noch Stimmen aus der Nähe, bekomme jedoch keinen Besuch.


    am Rande der Camargue


    Aigues-Mortes


    Sunset auf dem Weg nach Le-Grau-du-Roi


    Bird-Watching Nightcamp

    Der folgende Tag ist ein Sonntag. Das Wetter ist wie aus dem Bilderbuch. Als ich um neun Uhr starte ist auf den Straßen noch nicht viel los. Ein erster Blick auf das Meer versetzt mich in Urlaubsstimmung. La-Grande-Motte, der nächste Ferienort, erst in den 70'ern aus dem Boden gestampfte, ist ausgestorben. Ich sehe zu, dass ich die Fremdenverkehrssünde zügig hinter mir lasse. Anschließend folge ich einem schmalen Landstreifen. Zur Linken habe ich den Strand, zur Rechten den nächsten Étang, im Hintergrund erhebt sich Montpellier. Irgendwo auf halber Strecke mache ich Rast und frühstücke. Müsli mit Kakao und Meerblick. Herrlich. Ein Aspekt mehr, den ich am Liegedreirad schätze. Ich kann blicken, wohin ich will, keiner lümmelt sich gemütlicher in der Sonne. Und ich muss noch nicht einmal extra etwas dafür schleppen. Ich greife zum Telefon und lasse Ute an der Stimmung teilhaben. Berichte ihr von den morgendlichen Strandwanderern, den Aqua-Joggern, die sich in Neoprenanzügen bis zur Brust im Wasser voran kämpfen und von den wärmenden Strahlen, die ich verspüre. Was ich von meiner Frau zu hören bekomme, dürfte zu gerne wahr sein: ja, sie hätte nichts dagegen, neben mir zu sitzen.


    Le-Grau-du-Roi


    Frühstück mit Meerblick


    Liegedreirad - Sitzgelegenheit immer dort, wo man sie braucht

    Auf dem Weg nach Sète wähle ich im dritten Anlauf direkt die Strecke um die Étangs herum und folge dem Vorschlag des Routenplaners. Ein Stück länger, als den Kanal entlang, dafür aber der unkritischere Weg. 2011 war die kürzere Piste wüst, jedoch befahrbar, wenngleich laut Verkehrszeichen gesperrt. 2015 war ich nach einigen hundert Metern über aufgeweichten Boden umgekehrt, diesmal also direkt außen herum. Ist mir recht so. Die Vorstellung, auf drei Rädern zu versumpfen – mir reichen die Erlebnisse entlang der Mosel. Vor der Stadt dann erneut Schlenker auf üble Holperpisten. Ich improvisiere und wähle die Straße, verfahre mich einmal, weil ich einem Radweg folge, der nach einer Kurve im Nichts endet, dann stehe ich in einer Autoschlange, die sich durch den Ort quält. Das schöne Wetter treibt die Leute auf die Straße. Immerhin überschreitet das Thermometer die 15° Marke. Entsprechend voll ist es zum Nachmittag auf der Strandpromenade. Zwischen Spaziergängern, anderen Radlern sowie zeitgemäßer elektrischer Fortbewegungshilfen bahne ich mir im Zick-Zack-Kurs meinen Weg. Als ich aus dem Gedränge heraus bin lege ich erneut eine kurze Pause am Strand ein, dann soll der Endspurt für den Tag folgen. Hinter Agde, am Canal-du-Midi, sollte ich neben einem wahrscheinlich geschlossenen Campingplatz ein ruhiges Plätzchen finden. Auf gut ausgebauten Wegen komme ich gut voran. Kurz vor der Stadt dann eine folgenschwere Fehlentscheidung: einem Radwegweiser folgen oder der Route treu bleiben? In Anbetracht gemachter Erfahrungen entschließe ich mich zu letzterem. Bis zu der Brücke über den Kanal geht es auf Asphalt problemlos voran, dann knickt der Weg ab, wird erdig und folgt dem Wasser. War ich bis dahin noch gut in der Zeit, so ändert sich dies rasant. Für fünf Kilometer benötige ich anderthalb Stunden. Kann ich anfangs noch fahren, so schiebe ich kurze Zeit später die meiste Strecke, befreie die Räder immer wieder von dicken Matschklumpen, die diese festsetzen, jongliere es zeitweise gekippt auf zwei Rädern voran und verzweifele letzten Endes nahezu vor einer steilen Schräge zurück auf die Straße. Aufgeben tue ich schließlich, als mich das Navi nach dem Ort erneut auf eine ähnliche Piste leitet. An einem kleinen Kanalhafen schlage ich schließlich das Zelt auf, packe den Rechner aus und halte nach einer fahrbareren Alternative für den nächsten Tag Ausschau.
    Frischen Mutes und mit neuer Kraft starte ich 15 Stunden später Richtung Béziers. Der Weg ist vielleicht ein wenig länger, dafür jedoch fahrbar. Zudem bilde ich mir ein, an den diversen Freizeitparks schon einmal zusammen mit Ute vorbei gefahren zu sein. Die Stadt selbst bleibt eine weitere, die ich am Wegesrand liegen lasse. 2015 erst hatte ich eine Besichtigungsrunde eingelegt, dafür bekomme ich diesmal etwas bislang nicht Gesehenes zu Gesicht: die Schleusentreppe Fonséranes, mit Hilfe der bereits seit dem 17'ten Jahrhundert auf 300 Meter Distanz Schiffe nach dem Passieren einer Kanalbrücke einen Höhenunterschied von 21 Metern überwunden, indem sie sich durch acht nacheinander angelegte Schleusenkammern hieven ließen. Auch eine zwischenzeitlich in Betrieb genommene Ablöse ist nicht minder interessant. In einem außergewöhnlichen Hebewerk sollten die Kähne in einer Rinne geführt und mittels Traktoren hinauf geschoben beziehungsweise hinab gebremst werden – ein Unterfangen, das sich jedoch nicht durchsetzen konnte. Hinzu kam, dass die Frachtschifffahrt in jüngster Vergangenheit auf dem Kanal eingestellt wurde.


    klare Ansage - nur leider nicht durchgängig beschildert


    Schleusentreppe Fonséranes

    Ebenso nicht überzeugend ist für mich der weitere Weg entlang des Canal-du-Midi. Nach asphaltiertem Untergrund bis Béziers wird es westwärts wieder erdig und ich weiche auf mal kleinere, mal befahrenere Straßen aus, womit ich zum Nachmittag hin Narbonne erreiche. Auch hier genehmige ich mir einen Imbiss in der Sonne, dann sehe ich zu, entlang des Canal-de-la-Robine noch einige Kilometer zu machen. Mit ein wenig Glück rechne ich mir aus, am Freitag Barcelona erreichen zu können und so eine Fähre gen Balearien zu erwischen, bevor am Samstag keine geht und ich Sonntags mit höheren Preisen zu rechnen hätte. Zwar ist auch die Piste entlang dieses Kanals nicht gerade hochgeschwindigkeitstauglich für mich, doch ich komme einigermaßen voran und entdecke nach gut 10 Kilometern den perfekten Zeltplatz für mich. Keine Straße in Sicht, Kanal vor mir, Étang im Rücken, Aussicht auf weiße Gipfel der Pyrenäen. Um kurz vor fünf bleibt sogar noch Zeit, das Zelt von der Sonne trocknen zu lassen, eine Stunde später wird es dunkel und ich genieße die bislang ruhigste Nacht draußen während dieser Tour.


    Kanalradeln - Radweg unten, der schmale Pfad


    die Pyrenäen rücken näher


    perfekter Zeltplatz ...


    ... die Pyrenäen vor der Tür ...


    ... das Meer hinter'm Haus

    Auch wenn es am nächsten Morgen wieder empfindlich frisch ist, der Platz hat nichts von seinem Charme verloren. Die Aussicht bleibt majestätisch und während ich die Taschen packe, kommt noch ein weiteres Bonbon hinzu. Ich erhalte Besuch. Ein weiterer Reiseradler kommt vorbei, bleibt stehen und wir kommen ins Gespräch. Auch er ist Deutscher, auch für ihn geht es Richtung Barcelona, auch er hat Spaß an dem, was er tut. Christian könnte vom Alter her mein Sohn sein. Gestartet war er in Mailand, anders als für mich soll für ihn hingegen die Fahrt nicht in der Katalanenmetropole enden, er will noch weiter bis Tarifa und von dort nach Marokko, wo Ende Februar ein Eintreffen in Marrakesch geplant ist. Ohne es zu diesem Zeitpunkt bereits zu ahnen, dass mein Tag ganz anders enden soll als gedacht, lehne ich sein Angebot ab, gemeinsam ein Stück zu radeln. Ich brauche wenigstens noch eine halbe Stunde, bis ich startbereit bin, und Christian will noch mehr Kilometer machen als ich es vorhabe. Seine Vorstellung ist es, Cerbere zu erreichen, der letzte Ort auf französischer Seite in den Pyrenäen vor der Grenze, ich wäre bereits froh, 10 Kilometer zuvor in Banyuls-Sur-Mer anzukommen. Zum einen will ich Christian nicht aufhalten, zum anderen ist es mir nicht unangenehm, nach dem Plausch allein und ohne dass jemand auf mich wartet meine Sachen zu packen. Entsprechend verabschieden wir uns kurze Zeit später.
    Der anschließende Weg ist mir weitestgehend nicht unbekannt: bis Port-la-Nouvelle über holperige aber ruhige Piste, vorbei an ein paar Fabriken, dann folgen Obstplantagen und Weinfelder, Leucate umfahre ich diesmal, anschließend geht es einen weiteren schmalen Küstenstreifen entlang und vorbei an den Meeresfrüchte Restaurants bis Port-Leucate, weiter bis Canet-En-Roussillon, zwischendurch über einen gut ausgebauten Eurovelo 8 Fernradwanderweg, der nur leider nicht durchgängig existiert, bis mit Argelès-Sur-Mer der Ort erreicht ist, an dem die Strände enden und von wo aus es in die Berge geht.


    Kanalradeln einfach


    Eurovelo 8 - abschnittweise nicht zu verfehlen

    Auf den letzten paar Metern in der Ebene passiert es dann. Als ob das Rad sich den bevorstehenden Anstiegen verweigern wolle. Erst löst sich ein Klümpchen Matsch unter dem Schutzblech des rechten Vorderrades, dann ändert sich das Fahrverhalten. Das Rad zieht leicht nach links. Aufgrund der Tatsache, dass es nicht das erste Mal ist, dass ich derartiges wahrnehme, schaue ich auf die Vorderräder. Beide einwandfrei. Muss also das Hinterrad platt sein. Ich steige ab, schaue nach und meine Befürchtung bestätigt sich. Mist. Also Rad an den Straßenrand, irgendwo in die Sonne, alles Gepäck abnehmen und flicken. Dass nebenan ein Fahrradgeschäft ist, hilft nicht richtig weiter. Der Laden hat geschlossen. Wie die anderen in der Straße auch. Winter halt. Für Badegäste der falsche Zeitpunkt, Geschäfte zu machen. Als ich den Schlauch in der Hand habe, bekomme ich einen Schreck. Ich brauche gar nicht nachzuschauen, wo die Luft entweicht, da weiß ich es schon. Die Felge hat in Höhe des Lochs für das Ventil einen Schlag. Und nicht nur das, es gibt eine Stelle in der Flanke, da kann ich hindurch schauen. Ein etwa fünf Zentimeter langer und ein bis zwei Millimeter breiter Riss.


    Shit happens


    unschöner Anblick

    Frustriert greife ich zum Telefon und wähle die Nummer des Pannendienstes. Nach kurzer Verweildauer mit dem wiederkehrenden Hinweis, dass der nächste freie Mitarbeiter für mich reserviert sei, nimmt man sich meiner an. Die Formalien sind schnell geklärt, dann geht es um das konkrete Problem. Was genau ist geschehen, wo befinde ich mich, wie kann man mir helfen? Anschließend beginnt eine Zeit des Wartens. Ich werde einen Rückruf von den Kollegen der Auslandsabteilung erhalten. Gefühlte Ewigkeiten später klingelt das Telefon. Die Auslandsabteilung. Ein Abschleppdienst sei bereits organisiert und eine Werkstatt informiert. Da ich nicht damit rechne, dass ich noch am Abend weiterkomme, hake ich nach, wie es mit einem Hotelzimmer aussieht. Man hat ja so seine Erfahrungen. Kein Problem, auch das werde in die Wege geleitet. Erneutes Warten. Beim Herumlaufen trete ich in Hundescheiße. Ich muss fast drüber lachen. Alles Kacke, irgendwie.
    Als es anfängt schattig zu werden trifft ein Abschleppwagen ein. Auf die Ladefläche passt ein Kleintransporter. Aber was soll's. Auch ein Liegedreirad findet Platz. Bevor es los geht, stehen jedoch ganz andere Dinge im Mittelpunkt. Ich verstehe den Fahrer nicht, der Fahrer mich nicht. Per Übersetzer auf dem Smartphone finden wir heraus: wo soll es denn hingehen? Eine Passantin, die gerade vom Geldautomaten nebenan Scheine gezogen hat, wird involviert. Sie gibt sich zwar Mühe, Französisches ins Englische und wieder zurück zu übersetzen, kann aber letztendlich auch nicht dazu beitragen, die Frage zu beantworten. Letztendlich greifen wir unabhängig voneinander zum Telefon, ich rufe erneut den Pannendienst an, an wen sich der Fahrer des Abschleppwagens wendet weiß ich nicht, und wir bekommen übereinstimmend heraus: zu Alberabike soll es gehen, einem Fahrradgeschäft im Ort.
    Ein paar Minuten später ist das Fahrtziel erreicht. Das Rad wird abgeladen, die Taschen hinter dem Beifahrersitz hervor gekramt, dann steht das nächste Problem im Raum: eine 20 Zoll Felge, wie ich sie benötige, hat man nicht. Hinzu kommt: die Beschaffung eines entsprechenden Ersatzteils würde wahrscheinlich eine Woche in Anspruch nehmen, der Monteur, der Räder einspeichen könne, sei gerade im Urlaub, und für ein so großes Rad habe man eigentlich keinen Platz im Laden. Ich bin begeistert und beginne mich zu fragen, wozu ich all die Informationen zuvor am Telefon schilderte. Liegedreirad, HP Velotechnik, Scorpion fx, 20 Zoll Felge, Rohloff Nabe. Sogar die Breite der Hohlkammerfelge brachte ich zwischenzeitlich über den Hersteller in Erfahrung: 25 Millimeter. Die Rücksprache mit der Versicherung bringt mich ebenfalls nicht richtig weiter. Ich möge doch versuchen im Geschäft in Erfahrung zu bringen, ob man mir im 25 Kilometer entfernten Perpignon weiterhelfen könne. Als schließlich ein Taxifahrer in der Tür steht, der mich in ein Hotel am anderen Ende des Ortes bringen soll, weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll.
    Während der kurzen Fahrt frage ich mich dann, ob ich mir nicht ohnehin zu viele Gedanken mache. Mein Chauffeur hängt mit der Nase fast vor der Windschutzscheibe und hat einen recht gewöhnungsbedürftigen Fahrstil. Auf dem Rad fühlte ich mich sicherer. Dennoch erreiche ich meine Unterkunft unbeschadet. Ein Blick auf die Karte zeigt mir: sie liegt nur unweit von der Stelle entfernt, an der ich havarierte. Hilft allerdings auch nicht viel weiter. Das Zimmer? Na ja – passt irgendwie zur Situation. Sieht aus, als habe es die besten Zeiten hinter sich. Sollte ich es selbst bezahlen, mehr als 20 Euro wäre es mir nicht wert. Wahrscheinlich aber kann ich ohnehin froh sein, in dem ausgestorbenen Touristenort eine Bleibe gefunden zu haben und ebenso wahrscheinlich zahlt die Versicherung mehr als das Doppelte.

    Am nächsten Morgen brauche ich das Gesprächsguthaben meines Prepaid-Handytarifs auf, am Ende zeichnet sich allerdings ein vager Hoffnungsschimmer ab. Die Versicherung klärt mich nochmals über den Leistungsumfang auf, den sie übernimmt, Kostenübernahme für bis zu fünf Übernachtungen oder Rücktransport noch am gleichen Tage, der Hersteller des Rades gibt sich bemüht, mit dem Fahrradgeschäft eine Lösung zu finden, kurzfristig eine neue Felge zu liefern und im Radgeschäft zeigt man sich kooperativer als es noch am Vortag herausklang. Es dauert noch einen weiteren Tag, dann sind auch letzte Details geklärt. Nicht das Fahrradgeschäft bestellt die benötigte Felge, sondern ich selbst. Alberabike ist lediglich die Versandadresse. Gesendet wird per Express, dass heißt die Felge sollte bis Freitag geliefert werden, spätestens Samstag wäre dann die Nabe mit dem Schaltgetriebe umgespeicht. Freitag schließlich wird alles gut. Die Zustellung erfolgt zum späten Vormittag. Mittags bekomme ich nochmals mitgeteilt, spätestens tags drauf um elf könne ich das Rad abholen, doch dann meldet sich die Versicherung um kurz nach halb sechs. Das Rad sei fertig, ich könne es zurück in Empfang nehmen. Auf meine Frage, wie es um die anstehende Übernachtung bestellt sei, folgt noch eine lächerliche Diskussion, letztlich regelt sich aber auch diesbezüglich alles in meinem Sinne. Kurz nach sechs stehe ich erneut bei Alberabike vor dem Tresen, wo mir die Chefin mit auf den Weg gibt, dass ich mich für den nächsten Tag warm anziehen solle – es werde erneut stürmisch. Ob es mir recht sein wird? Ich werde es sehen. Dreht der Wind nicht, könnte er mir hilfreich sein …



    Fortsetzung?
    Siehe unten
    Zuletzt geändert von dirkpausk; 14.02.2018, 17:16. Grund: Bilder eingefügt

  • Werner Hohn
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    #2
    AW: [FR] gestrandet vor den Pyrenäen

    Eines Tages werde ich eine kleine Streckenbeschreibung für Agde-Beziers verfassen, die die verdammeleite Lehmpiste am Kanal umgeht. 15 km auf einsamem Straßen und zum Schluss am Kanal entlang.

    Ich bin ja fast dieselbe Strecke gefahren, jedoch im Mai. Schon da war es so einsam, dass ich mich wunderte, wo die alle sind. Dass im Januar fast mehr Reiseradler unterwegs sind als im Mai, ist wohl eher ungewöhnlich.
    Zuletzt geändert von Werner Hohn; 02.02.2018, 23:59.
    .

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    • blauloke

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      #3
      AW: [FR] gestrandet vor den Pyrenäen

      Guter Schreibstil, da braucht es keine Fotos!
      Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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      • dirkpausk
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        #4
        AW: [FR] gestrandet vor den Pyrenäen

        Zitat von blauloke Beitrag anzeigen
        Guter Schreibstil, da braucht es keine Fotos!
        Danke!
        Nachdem vor wenigen Stunden das Reiseziel unversehrt und wohlbehalten erreicht wurde, sollen aber ebenso wie die Fortsetzung (weniger dramatisch, so viel sei bereits verraten) auch noch ein paar Bilder folgen. Für letztere ging es am Ende der Zwangspause dann doch zu schnell

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        • lina
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          #5
          AW: [FR] gestrandet vor den Pyrenäen

          OT: Es liest sich inhaltlich wirklich gut, vielen Dank, aber könntest Du bitte für eine bessere Lesbarkeit bitte noch ein paar text-strukturierende Elemente wie bold-Markierungen, Leerzeilen und Absätze einfügen? Das wäre super!

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          • dirkpausk
            Anfänger im Forum
            • 04.02.2016
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            #6
            AW: [FR] gestrandet vor den Pyrenäen

            Zitat von lina Beitrag anzeigen
            OT: Es liest sich inhaltlich wirklich gut, vielen Dank, aber könntest Du bitte für eine bessere Lesbarkeit bitte noch ein paar text-strukturierende Elemente wie bold-Markierungen, Leerzeilen und Absätze einfügen? Das wäre super!
            Danke für die Rückmeldung - ich hoffe, mit den Bildern dazwischen ist es besser ...


            --- schnipp --- schnapp --- schnipp --- schnapp --- schnipp --- schnapp --- schnipp --- schnapp ---



            3.2.2018 – weiter geht´s
            Nicht nur die Sonne lacht, als ich an diesem Samstagmorgen nach drei Tagen Zwangspause meine Reise fortsetze. Argelès-Sur-Mer lasse ich zügig hinter, dann reduziert sich die Geschwindigkeit. Der erste Anstieg. Auf anderthalb Kilometern geht es hinauf auf 50 Meter Höhe. Drei Prozent Steigung. Aufwärmtraining. Trotz blauen Himmels ist es kurz vor zehn noch frisch. Die gleiche Strecke Hügel abwärts fährt es sich in einem Drittel der Zeit, dann bin ich eine Bucht weiter. Collioure. Ähnlich setzt es sich fort: Port Vendres, Banyuls-Sur-Mer, Cerbère. Jedes mal geht es ein wenig höher empor, doch ich kann mich nicht beschweren. Laut Internet erreicht der mir in den Rücken blasende Wind in Böen bis zu sieben Beaufort, gute 60 Stundenkilometer, was auch schon mal spürbar ist. Es gibt Momente, da kann ich mit einsetzendem Windstoß bergauf drei Gänge höher schalten. Lässt die Anschubhilfe nach, schalte ich zwar ebenso zügig wieder herunter, doch es geht mit Sicherheit kräftezehrender.


            neuer Anlauf


            die hügelige Strecke ...


            ... inkl. Mandelblüte


            Collioure

            Den letzten Ort auf französischer Seite erreiche ich nach 25 Kilometern und innerhalb von nur zwei Stunden Fahrt. Die mich überholenden Rennradfahrer mögen meinen Geschwindigkeitsrausch belächeln, doch ich bin nicht unzufrieden und investiere nach drei Wochen im Land noch einmal ein paar Euro in einem Supermarkt. Mit Blick auf das Meer stärke ich mich für die folgenden Anstiege, dann geht es weiter. Nach weiteren vier Kilometern ist die Grenze überschritten. Au revoir France, buenos días España beziehungsweise, um das Votum der Mehrheit der Region zu respektieren, bon dia Catalunya. Außer, dass die nächsten Hügel steiler werden, dafür aber auch Tunnels einige Höhenmeter ersparen, ändert sich nicht viel. Über Portbou, Colera sowie Llanca windet sich die Küstenstraße weiter, die jetzt N260 anstatt D914 heißt. Ab El-Port-de-la-Selva wird das Radeln entspannter. Der folgende Anstieg ist zwar Höhenmeter reicher, zieht sich jedoch. Zudem nimmt der ohnehin schwache Verkehr weiter ab. Auf der Gi-613 habe ich den Asphalt minutenlang für mich allein. Es ist herrlich. Die Stille, die Pinien am Straßenrand, der Duft des Harzes in der Luft – Radlerherz, was willst du mehr?


            Cerbère - letzte 4 km in Frankreich


            Cerbère - Rückblick


            Spanien/Katalonien- Ausblick


            GI-613

            Nach 60 Kilometern ist gegen halb vier die höchste Stelle des Tages erreicht. Coll-de-Perafita. 242 Meter über dem Meeresspiegel. Dass das Navi für den Tag bereits gute 1.000 Meter Anstieg gezählt hat? Egal. An dem Kreisverkehr steht für mich fest: ich werde die Pyrenäen nicht hinter mir lassen, ohne einen Abstecher nach Cadaqués eingelegt zu haben. Anstatt mehr oder minder direkt hinunter nach Roses zu rollen, lege ich einen Zwischenstopp im fünf Kilometer entfernten Fischerdorf ein und erklimme den Pass am nächsten Tag von dort aus erneut. Dann nach Adam Riese mit durchschnittlich fünf Prozent Steigung. Mit Ute zusammen hatte ich die Kreuzung links liegen lassen, jetzt und ohne Zeitdruck, eine Freitagsfähre in Barcelona zu verpassen, folge ich nicht zuletzt der Empfehlung eines Mitglieds aus einem Internetforum. Er habe schon viele Radler dorthin geschickt, allen habe es bislang gefallen. Der Tipp kommt allerdings nicht ohne den Hinweis, dass die Strecke herausfordernd sei.
            Als ich einschließlich Fotostopps eine knappe Viertelstunde später im Ort bin ist mir klar, dass der hinter mir liegende Streckenabschnitt nicht gemeint gewesen sein kann. Da immer noch gut in der Zeit beschließe ich, die acht Kilometer zum Cap-de-Creus direkt mit unter die Räder zu nehmen. Mit den voran gegangenen Höhenmetern in den Beinen merke ich schnell, dass es dieses Teilstück sein dürfte, dem die mir mit auf den Weg gegebene Bemerkung galt. Die Piste zum östlichsten Zipfel der iberischen Halbinsel ist zwar durchgängig asphaltiert, doch handelt es sich bei ihr um eine kurvenreiche Berg- und Talfahrt. Bereits Ausschau haltend, wo ich mein Zelt aufschlagen könnte, strampele ich mich voran. Leider entdecke ich jedoch nicht, wonach ich suche. Bereits kurz hinter den letzten Häusern des Ortes und dem Abzweig nach Port Lligat wird mir offiziell ein Strich durch die Rechnung gemacht. Die Gegend ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen, in dem unter anderem das Campieren nicht gestattet ist. Hinzu kommt, dass die Mondlandschaft auf ersten Blick keine versteckten, ebenen Flecken bietet, dass Ordnungshüter patrouillieren und dass auf der Straße deutlich mehr los ist als den ganzen Tag über zuvor. Dort, wo Salvador Dalí residierte, sich Größen wie Mick Jagger, Walt Disney und John Wayne sehen ließen sowie gelegentlich Vertreter des spanischen Königshauses anzutreffen sind, zieht es auch zahlreiche weniger prominente Besucher.


            Cadaqués - aus der Ferne


            Cadaqués - näher


            Richtung Cap-de-Creus


            Cap-de-Creus - das Ziel vor Augen

            Nach eineinviertel Stunden mühsamer Treterei ist es geschafft. Um zwanzig vor fünf stehe ich vor dem hiesigen Leuchtturm. In der Zufahrt reihen sich Auto an Auto, Menschen tippeln umher und der strahlend blaue Himmel ist mittlerweile einer geschlossenen Wolkendecke gewichen. Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt. Ich lasse das Rad stehen und schlendere in Richtung des zweigeschossigen Hauses, das ein Pfeil am Wegesrand als Bar beziehungsweise Restaurant ausweist. Vielleicht habe ich ja Glück und man vermietet auch Zimmer. Als ich die Tür öffne, schlägt mir eine lebhafte Stimmung entgegen. Ein Kellner jongliert mit einem Tablett in der Hand an mir vorbei, die Tische sind besetzt, man unterhält sich lautstark. Auch wenn ich kein Skiläufer bin, für mich hat das Lokal Hüttenatmosphäre. Es wirkt gemütlich. Am Tresen ordere ich mir eine Coke – sin hielo, por favor. Ohne Eis. Mir ist bereits kalt genug. Ein wenig Zuckerwasser kann jedoch nicht schaden. Ist ja nicht gesagt, dass es mit einer Übernachtungsmöglichkeit klappt. Außerdem gibt mir die Bestellung die Gelegenheit, direkt nachzuhaken. Der Mensch am Zapfhahn verweist mich an einen der Kellner. Dieser hat für mich eine gute und eine schlechte Nachricht: ja, man vermiete Zimmer, für die Nacht seien jedoch alle ausgebucht. Entsprechend hadere ich nicht lange mit dem Rückweg. Zehn Minuten später sitze ich bereits wieder und trete. Den Rückweg empfinde ich als geringfügig weniger anstrengend. Vielleicht liegt es aber auch an der Cola. Nochmals scanne ich im Vorbeifahren die Landschaft, nochmals ändert sich an meiner Einschätzung nichts. Es gibt ein paar kleinere Trampelpfade von der Straße ab, aber selbst mit einem normalen Rad würde ich wahrscheinlich keinen von ihnen einschlagen. Dreispurig scheiden sie erst recht aus. So zerklüftet wie die Landschaft ist, so ungeeignet halte ich sie für mein Ansinnen.
            Als die ersten Häuser wieder vor mir auftauchen, halte ich an einem der ersten an. Schon auf dem Hinweg war mir dort ein Schild aufgefallen. Apartamentos. An einem der Gebäude entdecke ich ein weiteres: Reception. In mir keimt Hoffnung auf. Auf dem Grundstück stehen ein paar Autos, die Tür zur Anmeldung ist nicht verschlossen. Drinnen ist jedoch niemand. Statt dessen eine Notiz an der Wand: ist niemand zugegen, bitte die angegebene Rufnummer wählen. Ich wähle. Einige Male ertönt ein Freizeichen, dann ist die Verbindung beendet. Ich probiere es ein weiteres Mal. Diesmal nicht mit dem eigenen Smartphone sondern mit dem Apparat, der auf dem Tresen vor mir steht. Am Resultat ändert sich nichts. Auch ein paar Schritte durch die Anlage bringen mich nicht weiter. Statt dessen stelle ich fest: die Zeit läuft mir davon. Es ist bereits kurz vor sechs. Macht die Sache nicht einfacher. Auch der Blick in das favorisierte Buchungsportal im Internet liefert nicht das gewünschte Ergebnis. Zwei Herbergen, in Port Lligat, anderthalb Kilometer entfernt, jedoch die eine für 82 sowie die andere für nicht unter 100 Euro die Nacht. In Cadaqués selbst gibt es weitere Quartiere – vom doppelten Preis an aufwärts.
            Wenig hilfreich sind ebenso zwei Gespräche am Straßenrand. Ob die Angesprochenen mir eine preiswerte Herberge empfehlen könnten? Oder ob sie ein Plätzchen für mein Zelt in ihrem Garten hätten? Auf beide Fragen erhalte ich nicht die erhofften Antworten. Der eine hat keinen Garten, der andere kommt von weiter weg. Einig sind sie sich darin, dass es im Ort keine günstigen Unterkünfte gäbe. Im Winter schon gar nicht. Die meisten Hotels hätten ohnehin geschlossen.
            Dennoch versuche ich mein Glück. Auf dem Weg Richtung Strandpromenade komme ich an einem Hostal vorbei. Es brennt Licht, im Schankraum steht jemand hinter den Zapfhähnen, im Nebenraum ist ein Tisch besetzt. Die Leute sitzen in Jacken davor. Könnte von der Preisklasse her etwas für mich sein. Was eine Übernachtung kostet erfahre ich hingegen nicht. Die Situation ist die gleiche wie am Leuchtturm: alle Zimmer belegt.
            Der nächste Schuppen macht bereits einen exklusiveren Eindruck. Ich probiere es dennoch. Es ist bereits kurz nach sechs, es wird langsam dunkel, und nach weiteren 242 Höhenmetern ist mir nach mittlerweile 1418 ebenso wenig zumute wie es mich reizt, aus den 80 Kilometern knappe 100 zu machen, um in Roses nach Alternativen Ausschau zu halten. Ich will mich einfach nur hinlegen, die Beine ausstrecken und möglichst zuvor noch warm duschen. Im „La Residencia“ habe ich Glück. Halbwegs. Es sei gerade ein Apartment für drei Personen storniert worden. Man könne es mir für 75 Euro anbieten. Nicht ganz der Preis, den ich mir vorstellte, mein Gesichtsausdruck macht daraus wohl keinen Hehl, doch Augenblicke später sind auch 70 Euro zu verkraften – sowohl für den Rezeptionisten wie für mich, der wohlwollend zur Kenntnis nimmt, dass immerhin ein Frühstück im Preis enthalten ist. Ebenso ziehe die Unterbringung meines Rades in einer nahe gelegenen Garage keinen Aufschlag nach sich. Dass ich die Wahl habe, welches der zwei Zimmer beziehungsweise der drei Betten ich für mich nutze? Geschenkt. Ein Luxusproblem. Es lässt mich weder besser noch schlechter ruhen.

            Das Frühstück am nächsten Morgen hätte hingegen gerne großzügiger ausfallen dürfen. Eine Tasse cafe-con-leche, ein Orangensaft, ein Teller mit Melonenstückchen, einigen Scheiben rohen Schinken, ein Viertel Baguette, zwei kleine Croissants sowie abgepackt Butter und Marmelade – für eine Runde durch den Ort ganz nett, doch mir schwebt anders vor. Aber egal. Ich lasse mir Zeit, genieße den Blick auf den Strand, dann ruft der Hügel, den es am Vortag so mühelos hinab ging. In Gegenrichtung erweist er sich, wie erwartet, als zeitintensiver.


            Morgenstimmung am Strand von Cadaqués

            In gutem Schritttempo rackere ich mich ab, 40 Minuten später ist er bewältigt. Die ersten 250 Höhenmeter sind geschafft. Viel mehr sollen es an diesem etwas trüben Sonntag nicht werden. Auf den nächsten paar Kilometern kommen noch einmal weitere 30 Meter aufwärts hinzu, doch fallen sie bereits deutlich weniger schwer. Mit moderater Steigung folgt die Straße dem Höhenzug, dann folgt die Talfahrt.
            Schon nach wenigen hundert Metern jedoch werde ich gestoppt. Ein Polizeimotorrad versperrt den Weg, der Fahrer lotst jeglichen Verkehr auf eine Haltebucht am Straßenrand. Auch ich darf mich einreihen. Ein Radrennen. Der Uniformierte bittet mich um eine Viertelstunde Geduld. Kaum stehe ich zwischen den Autos, kommt eine junge Familie auf mich zu. Ob ich derjenige sei, der gestern mit diesem Vehikel am Cap-de-Creus war. Nachdem ich bestätige, erhalte ich stehende Ovationen – nun ja, bereits einmal auf den Beinen, kein großes Kunstwerk, dennoch genieße ich den Respekt. Zum Dank überlasse ich dem einjährigen Sprössling den Sitz und praktiziere kostenloses Sprachtraining. Spanisch für Reiseradler. Auch meine Gegenüber sind nicht ganz unbeleckt. Sieben Mal sei man bereits per Drahtesel nach Santiago-de-Compostela gepilgert, weitere Touren seien nicht ausgeschlossen.
            Gemeinsam bejubelt werden schließlich die eiligeren Pedalisten. Nicht alle sitzen leicht/locker/lässig im Sattel, das Tempo ist jedoch selbst bei denen beeindruckend, die mit scheinbar letzter Kraft und aus dem Mund hängender Zunge dem nahenden Scheitelpunkt entgegen hecheln. Als auch der letzte vorbei ist, wird aufgesessen und es gibt kein Halten mehr. Gebremst wird lediglich, um nicht in den engen Kehren aus der Bahn zu fliegen. Bei knapp 40 Sachen lege ich mich in jede Kurve, nach einer Viertelstunde stehe ich in Roses – seit langem mal wieder vor einer roten Ampel. Es folgen zwei Kilometer Strandpromenade, die bei weiterhin tief hängen Wolken nicht viele Spaziergänger anzieht. Noch eine Woche zuvor in Sète sah das alles ganz anders aus. Anschließend geht es bis L'Escala ein Stück versetzt zur Küste weiter. In einem kleinen Naturschutzgebiet kommt mir der nächste Tross entgegen. Diesmal keine Rennradfahrer, sondern eine Rinderherde. Viehtrieb. Der Weg anschließend: beschissen.


            Nachwuchsförderung


            Ehre, wem Ehre gebührt


            der nächste Tross


            Richtung Sant Pere Pescador/L'Escala

            Nach einem Zweitfrühstück um zwei, Mittagessen mag ich mein Brot aus der Hand mit Camembert vor der Büste eines Olympiafackelträgers nicht nennen, entferne ich mich noch weiter von der Costa Brava. Meine Route führt um den 300 Meter hohen Montgrí herum, auf dessen Kuppe mich bereits zwei Mal im Vorbeifahren eine altehrwürdige Burganlage beeindruckte. Auch diesmal scheue ich jedoch den Weg hinauf. Fünfzehn Prozent Steigung auf den knapp zwei Kilometern, der überwiegende Teil davon laut Karte auf unbefestigten Pfaden, das ist mir zu viel des Guten. Statt dessen folge ich einem häufig genug holperigen Eurovelo 8 beziehungsweise Pirinexus Radwanderweg, auf dessen Internetseite stolz hervorgehoben wird, er sei mit gut 350 Kilometern die längste Route im südlichen Europa. Sie kombiniere physische Herausforderung mit sehenswerten Landschaften. Nun ja – ruhig geht es auf der Piste zu, abgesehen vielleicht von dem Gerappel, das ich verursache.
            Bei immer wieder mal leichtem Nieselregen nähere ich mich meinem Tagesziel Palafrugell Kilometer für Kilometer. Richtig nass werde ich nicht. Der Fahrtwind trocknet Jacke und Hose schneller, als dass Feuchtigkeit durchdringt. Kurz vor Pals dann treffe ich wieder eine der Entscheidungen, die Liegedreiradlern nicht zur Nachahmung empfohlen sei. Ohnehin mit dem Fernradwanderweg von der Route auf dem Navi abgewichen folge ich einem Wegweiser, der einen kürzeren Weg verspricht und mich näher auf die geplante Strecke zurück führt. Was zunächst harmlos anfängt, endet jedoch auf einem sandigen Waldweg in Schiebepassagen. Dass es zudem in einiger Entfernung immer wieder mal knallt und kracht? Ich mache mir keine zu großen Gedanken. Mit Warnweste über der Brust, wehendem Fähnchen im Rücken und gleichfarbig neongelben Helmüberzug auf dem Kopf sollte die Gefahr, einem Jäger unbemerkt in die Schusslinie zu laufen, verschwindend gering sein.


            Pause in L'Escala


            Montgrí samt Castell


            katalonisches Dorf

            Im Zielort nach 80 Kilometern angekommen werfe ich vorsichtshalber noch einmal einen Blick in meinen E-Mail Posteingang. Leider erneut vergeblich. Von den beiden angeschriebenen Warmshowers keine Rückmeldung. Schade. Mit kurz vor fünf wäre es zeitlich eine Punktlandung geworden. Für den Fall der Fälle bin ich jedoch an diesem Sonntag nicht ganz unvorbereitet. Zwischen Palafrugell und Palamós sollte sich entlang einer einstigen Bahntrasse ein Flecken für das Zelt finden.
            Ich bin gerade aus dem Ort heraus, da zeichnet sich ab, dass der nächste Schauer ergiebiger sein wird und nicht mehr lange auf sich warten lässt. Verstecktes Plätzchen? Fehlanzeige. Statt dessen in Sichtweite des Radweges ein paar Häuser. Ich verlasse die Piste und radle rüber. Vielleicht kann mir ja jemand weiterhelfen. Hinter einem der Gebäude befindet sich eine Scheune, unter dessen Dach einige Fahrzeuge stehen. Möglicherweise passt ja auch noch irgendwo ein Zelt dazwischen. Oder es bietet sich Platz auf einer kleinen Wiese.
            Vor der nächstgelegenen Einfahrt bleibe ich stehen. Als ich im vor mir befindlichen Haus hinter einem Fenster im ersten Stock jemanden sehe, gestikuliere ich. Es dauert einen Augenblick, dann steht ein Herr, geschätzt nur wenig älter als ich, vor mir. In radebrechtem Spanisch schildere ich mein Anliegen. In deutlich besserem Spanisch werde ich gefragt, woher ich denn komme. Augenblicke später sprechen wir Deutsch. Zu dritt. Eddie nämlich bittet mich in das Haus nebenan, in dem er wohnt, und ich dort lerne seine Frau kennen, Josefine. Die beiden stammen aus Holland, leben bereits eine ganze Weile in Mont-ras und laden mich ein, in ihrem Gästehaus zu übernachten. Zudem bekomme ich Kaffee, Tee oder was sonst noch im Hause ist angeboten. Dankend fällt meine Wahl auf ein Bier. Bei dem plaudern wir eine Weile, ich berichte von meinen Reisen, im Gegenzug erfahre ich, was Eddie und Josefine in den derzeit nicht gar so sonnigen Süden verschlug und dass sie sich hier wohl fühlen. Im Anschluss werde ich mit Bettzeug versorgt, den wichtigsten Dingen im Haus vertraut gemacht und erhalte die Heizung angestellt. Kurze Zeit später bin ich mein eigener Herr – in einem Gemach, in dem es an nichts mangelt. Als es nach zehn anfängt stürmisch zu werden und ausgiebig schüttet, ziehe ich die Bettdecke noch ein wenig höher und bin froh, nicht im Zelt zu liegen.

            Am nächsten Morgen regnet es zwar hin und wieder immer noch, doch als ich gegen neun aufbreche, ist das Ärgste überstanden. Die Einladung zum Kaffee lehne ich dankend ab. Gerne hätte ich meinen ungeplanten Gastgebern noch ein wenig Gesellschaft geleistet, doch für den Abend habe ich die Zusage eines Warmshowers, bei ihm übernachten zu können. Nachdem kein anderer auf der Strecke auf meine Anfrage reagierte, schrieb ich Mike an, den Radler, der zuletzt bei mir zu Gast war und der mich ein wenig mit der Idee inspirierte, die Internetgemeinschaft selbst mal in Anspruch zu nehmen. Der Haken dabei nur: bis zu Mike sind es entlang der Costa Brava etwa hundert Kilometer, von denen es auf etlichen munter rauf und runter geht. Entsprechend sehe ich zu, auf die Straße zu kommen.
            Bis Palamós ist es einfach. Außer, dass ich, einmal schön in Fahrt, auf der ehemaligen Bahntrasse verpasse, an einem Abzweig abzubiegen und anschließend einen Kilometer wieder zurück darf, ist die Strecke harmlos. Nach 23 Kilometern dann, ab Sant Feliu de Guíxols, wird es hügelig. Auf 40 Kilometern erkämpfe ich mir den Löwenanteil der knapp 1100 Höhenmeter, die das Navi im Laufe des Tages registriert. Zwar komme ich zu keinem Zeitpunkt über 170 Meter Höhe hinaus, doch die Anstiege sind nicht schlecht. Abermals durchschnittlich fünf Prozent Steigung. Um kurz nach drei ist es geschafft. Blanes ist erreicht, Tossa und Lloret de Mar liegen hinter mir, nur noch überschaubare Anstiege vor mir. Einmal mehr bin ich mit meiner Leistung nicht unzufrieden. Knappe vier Stunden für diesen Abschnitt – ich hatte Schlimmeres befürchtet. Auf der Strecke geblieben ist dafür, die Aussichten auf malerische Buchten zu genießen. Bei dem Schmuddelwetter jedoch hält sich der Schmerz in Grenzen.


            Bahntrasse Palafrugell - Palamós


            auf der Suche nach dem Schnappschuss in Palamós


            Sant Feliu de Guíxols: Karneval kann kommen


            Costa Brava - Küstenstraße


            Tossa de Mar


            überwindbare Hindernisse vor Blanes


            Blanes - die Hügel sind geschafft

            Auf den anschließenden Kilometern stelle ich fest, dass die Entscheidung, zusammen mit Ute bei der ersten Anreise ab Calella auf die Bahn umzusatteln, nicht die verkehrteste war. Geht es bis in den Ort hinein noch durch Obst- und Gemüseplantagen, so wird es anschließend trist. Zum Meer hin, zur Linken, ziehen sich die Gleise, zur Rechten kaum sehenswertere Attraktionen: Ortschaften, die sich darin gleichen, dass sie durch die Bahn und die Straße vom Strand getrennt sind und auf „de Mar“ enden. Malgrat, Pineda, Sant Pol, Carnet, Arenys – einstige Fischerdörfer, die heutzutage im Sommer von Badegästen leben. Entsprechend reihen sich Hotel an Hotel, Campingplatz an Campingplatz, dazwischen Wohnsilos sowie das, was man in der Zivilisation zum Leben benötigt – Tankstellen, Autowaschanlagen, Supermärkte und dergleichen mehr. Hinzu kommt, dass die Küstenstraße ab Calella zur N-II wird, zur National Dos, einer gut ausgebauten, häufig genug zweispurigen Schnellstraße, die zu einsetzender Rushhour entsprechend vom motorisierten Verkehr frequentiert wird. Genussradeln sieht anders aus. Gekrönt wird der Tagesabschluss auf der Straße dadurch, dass kurz vor Mataró der Regen an Intensität gewinnt und ich im Ort Richtung Hinterland vor verstopften Kreuzungen zwischen Autos stecken bleibe – ein Vergnügen, an dem ich mich auf den 7 Kilometern bis Argentona eine Stunde lang erfreuen darf.


            Küstenstraße hinter Calella

            Das Wiedersehen mit Mike ist dafür um so herzlicher. Während meinem fahrbareren Untersatz eine Nacht auf der Straße nicht erspart bleibt, genieße ich einmal mehr die Gastfreundschaft, diesmal eines bereits bekannten Warmshowers. An diesem Abend bin ich es, der seine Familie kennen lernt, der froh ist, unter eine warme Dusche zu kommen und der sich an den gedeckten Tisch setzen darf. Darüber hinaus haben wir uns viel zu erzählen: wie ging es für ihn von Köln aus weiter, im letzten Jahr, was erlebte ich auf dem Weg zu ihm, wo könnte es uns als nächstes hin verschlagen und dergleichen mehr. Dass ich mich um zehn zurück ziehe hat nichts damit zu tun, dass uns der Gesprächsstoff ausgeht, ich will meinem Gastgeber lediglich nicht einer Tour etwas vorgähnen. Ein paar der etwas über hundert Kilometer müssen mir doch zugesetzt haben.

            Ausgeruht knüpfen wir am nächsten Morgen dort an, wo wir am Vorabend aufhörten. Beim Frühstück wird geplaudert, anschließend geht es auf der Straße weiter. Nötigte ich Mike bei seinem Besuch in Köln nach einer für ihn kurzen Tagesetappe zu einer gemeinsamen Runde durch die Wahner Heide sowie um den hiesigen Flughafen, so lässt er es sich nicht nehmen, mich auf meinen einstweilen letzten Kilometern gen Barcelona zu begleiten. Mit seiner Ortskenntnis entgehe ich verkehrsreicheren Straßen und schnell gelangen wir auf eine passierbare Piste entlang des Strandes. Überschwemmte Gleisunterführungen bleiben uns erspart, ich bleibe nur einmal im Sand stecken und selbst der noch am Vortag prognostizierte Niederschlag bleibt aus. In der Hauptstadt Kataloniens komme ich darüber hinaus in den Genuss einer ebenso individuellen wie zielgerichteten Stadtführung. Wir hangeln uns entlang der Küste vorbei an Stränden, den mittlerweile zu einem Industriedenkmal verkommenen Schloten eines Kraftwerk, Stätten, die im Zuge der Olympiade 1992 aus dem Boden gestampft wurden und für die man heute einen Verwendungszweck sucht, bis schließlich die Kolumbussäule vor uns aufragt und wir vor dem Gebäude der Fährgesellschaft stehen, in der ich mein Ticket gen Ibiza löse. Im Anschluss bummeln wir noch eine Weile die Rambla hinauf und schieben uns durch enge Gassen des Barrio Gótico, Barcelonas ältestem Stadtviertel. An verschiedenen Plätzen machen wir Halt, Mike unterhält mich kurzweilig mit historischem Wissen sowie persönlichen Anekdoten, bis wir uns um kurz nach eins in ein Lokal setzen und fast zwei weitere Stunden wortreich verstreichen lassen. Als wir wieder vor die Tür treten, trennen sich unsere Wege. Mike macht sich auf den Heimweg, ich irre noch ein wenig planlos durch die Stadt. Überlege, noch einmal der Route zu folgen, auf der ich zusammen mit Ute 2011 diverse Sehenswürdigkeiten abklapperte, oder den Montjuïc hoch zu pilgern, den 173 Meter hohen Hausberg der Stadt, doch wieder allein fehlt mir irgendwie zu allem der rechte Antrieb. Ein wenig reisemüde würde ich am liebsten Schnipp machen und mich nach Formentera beamen. Funktioniert aber nicht. Ich kann die Finger aneinander reiben wie ich will, es gibt nur diesen charakteristischen Laut. Ich bleibe in Barcelona, die Menschen um mich herum werden nicht weniger und der Verkehr auch nicht. Gedankenverloren drehe ich noch eine Runde über den Plaça de Catalunya, den Platz Kataloniens, auf dem Aktivisten für die politische Anerkennung einer von Spanien unabhängigen Republik entsprechend ihres Referendums und die Aufhebung des Haftbefehls gegen die abgesetzten Regierungsmitglieder demonstrieren. Auch wenn ich der Meinung bin, dass die Befürworter der Unabhängigkeitsbestrebungen kein Unrecht begangen haben, so mag ich mir ein Urteil in diesem Konflikt nicht anmaßen. Unbeschwert durch die Gegend zu Radeln ist einfacher. Müssen wir Menschen uns immer über Macht und Recht den Kopf zerbrechen? Oder gar einander die Schädel einschlagen? Ich will keine Partei ergreifen. Ich will einfach nur ein ruhiges Leben führen. Ohne Streit, ohne Konflikte, in Frieden und Freiheit.


            Barcelona in Sicht


            Kritik auf dem Plaça de Catalunya

            Auf der Suche nach einem Platz, wo ich mich im Warmen aufhalten kann und nicht einen Kaffee nach dem anderen trinken muss, pedaliere ich zurück zum Gebäude der Fährgesellschaft. Dort angekommen melde ich mich bei Ute. Am Vorabend hatte ich ihr nur kurz geschrieben, dass es mir weiterhin gut geht, jetzt nutze ich die Zeit, um ihr von den jüngsten Geschehnissen zu berichten. Es ist schön, ihre Stimme zu hören und das gemeinsame Erlebnis in der Stadt aufleben zu lassen. Anschließend beginnt eine Zeit des Wartens.


            warten am Hafen

            Minuten verbringe ich damit zu versuchen, die Angestellten der Reederei umzustimmen und davon zu überzeugen, dass es einfacher sei, selbst auf die Fähre zu fahren. Sie bestehen jedoch darauf, dass ich mich den ohne Fahrzeug Reisenden anschließe, mich um neun zum Bus begebe, der mich samt Rad einsackt und gen Schiff kutschiert. Mein Einwand, dass das Rad wahrscheinlich nicht in den Bus passt und dass ich auch beim letzten Mal letztendlich mich in die Schlange der Autofahrer einreihte, stößt auf taube Ohren. Dass ich dieses letzte Mal von Valencia aus startete, behalte ich für mich.
            Um neun Uhr schließlich finde ich mich an der Bushaltestelle ein. Zunächst macht der Fahrer keine Anstalten, die anderen beiden Passagiere und mich einsteigen zu lassen. Er müsse auf die Dame der Fährgesellschaft warten, die unsere Tickets kontrolliere. Also noch ein wenig frieren. Ein Thermometer zeigt acht Grad an, gefühlt ist es kälter. Vielleicht der Wind. Den Verkehr regelnde Bedienstete tragen Mützen und Handschuhe. Winter im Süden. Nach einer kleinen Ewigkeit erscheint die Herbeigesehnte und die Gepäckluken des Busses öffnen sich. Zu meiner Verwunderung passt das Rad. Müssen Islands Busse kleiner gewesen sein.
            Wir stehen bereits am nächsten Kreisverkehr, warten, dass einer der Lastwagenfahrer eine Lücke lässt, durch die der Bus sich quetschen könnte, da kommt Hektik auf. Die Dame, die zuvor die Tickets kontrollierte, kommt angerannt. Es fehlten Fahrgäste. Wenig später kommt eine Familie außer Atem hinterher. Man spricht englisch. Im Gebäude erfolgte kein expliziter Aufruf, andere Reisende hatten keine Anstalten gemacht, sich zu erheben, da sei man gleichfalls sitzen geblieben. Dass die anderen Wartenden ein anderes Ziel hatten? War den vier Nachzüglern nicht in den Sinn gekommen. Irgendwie muss dann aber doch noch jemand eine Eingebung gehabt haben.
            Was anschließend folgt, ist zumindest für mich eine kleine Odyssee und ich bin froh, im Bus zu sitzen. Wie hätte man mir den Weg beschrieben? Der Bus kurvt einige Kilometer durch das Hafengebiet, überquert dabei eine nicht gerade flach ansteigende Klappbrücke, biegt irgendwo an einem Containerterminal ab und fährt letztendlich auf eine Fähre. Auf der heißt es schließlich Aussteigen und Ausladen. Zwei Herren in Warnwesten und mit kräftigen Armen packen beim Rad mit an, dann macht der Bus kehrt und mir wird ein Platz zugewiesen, an dem ich mein Gefährt lassen soll. Ich ziehe die Parkbremse an, sichere das Vehikel mit einem Spanngurt an einem Handlauf, dann geht es zwei Decks höher in den Salon mit den Liegesitzen für die Passagiere, die sich keine Kabine leisten wollen oder können – all zu viele sind es nicht in dieser Nacht.

            Begleitet vom Geflimmer auf einem Bildschirm verbringe ich eine unruhige Nacht. Quer über ein paar Sitze ist es nicht so richtig bequem, doch immerhin angenehmer als nur zurückgelehnt im Sessel vor mich hin zu dösen. Kurz vor sechs dann erste Lautsprecherdurchsagen. Passagiere in den Kabinen mögen nicht vergessen, vor dem Verlassen des Schiffes die Schlüssel an der Rezeption abzugeben. Irgendwann dann die Hinweise, dass Fahrer zu ihren Autos gebeten werden. Zuletzt schließlich wird auch das Fußvolk instruiert, wo es sich einzufinden hat. Nachdem der Kahn vertäut ist erfolgt die Aufforderung, diesen über eine Gangway zu verlassen. Verständnislos schaue ich ein dort stehendes Besatzungsmitglied an. Mit dem Liegedreirad – dort herüber? Und dann? Das andere Ende des Übergangs mündet in einen langen, überdachten Gang, einige Meter über dem Boden, nach einigen Windungen endet er in einer Halle. Zwei zufällig vorbei kommende Crewmitglieder teilen meine Bedenken und überzeugen den Stewart. Irgendwo auf dem Weg ist eine Treppe. Wahrscheinlich wird es auch einen Aufzug geben, es soll Passagiere geben, die mit Stufen ihre Schwierigkeiten haben, doch ob in diesen mein Rad passt, ist fraglich. Minuten später brauche ich mir darüber keinen Kopf mehr zu zerbrechen. Ich entschwinde, vom besorgten Passagierbetreuer eskortiert, über die Rampe dem Schiffsbauch, über die üblicherweise motorisierte Fahrzeuge rollen.
            In noch stockfinsterer Nacht lege ich anschließend die drei Kilometer von der Außenmole rüber zu dem Teil des Hafens zurück, in dem die zwischen Ibiza und Formentera verkehrenden Fähren anlegen. Außer mir ist so gut wie niemand unterwegs. Als ich dort eintreffe, von wo aus ich schon ungezählte Male ablegte, habe ich Glück. Ich brauche nicht zu warten. Eine Fähre liegt dort abfahrbereit, kurz hinter mir schließen sich die Luken. Minuten später schaukelt der Kahn durch die Wellen. Wie bereits zuvor ist die Überfahrt ruhig.

            Um acht schließlich habe ich zum zweiten Mal an diesem Mittwochmorgen festen Boden unter den Füßen beziehungsweise Rädern. Diesmal ist es leidlich hell doch weiterhin frisch – die Sonne hält sich hinter dicken, grauen Wolken bedeckt. Auf nahezu direktem Wege starte ich durch. Ein kurzer Zwischenstopp beim Supermarkt in La Sabina sowie beim Bäcker in San Francisco, ein Foto des bepackten Vehikels vor dem Rathaus, dann kehre ich ein in den schmalen, von Natursteinmauern gesäumten Weg, lasse die Felder rechts und links vorbei ziehen, bis mich vor einer der letzten Kurven etwas stoppt, das mir auf dieser Tour bereits zu Genüge Umwegen bescherte: Wasser, in voller Breite über der Fahrbahn. Zum Glück ist die Pfütze jedoch flach genug. Sitz und Hintern bleiben auch auf den letzten Metern trocken. Augenblicke später ist das Ziel erreicht – das Ferienhaus, von dem ich mich trennen will, um mehr Zeit mit dem Radeln verbringen zu können …


            San Francisco - Ayuntamiento de Formentera


            letzte Hürde


            geschafft
            Zuletzt geändert von dirkpausk; 14.02.2018, 16:02.

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            • danobaja
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              #7
              AW: [FR] gestrandet vor den Pyrenäen

              hi dirk,
              vielen dank! sehr schön!

              gehts noch weiter? wie kommst du nach hause? oder bist du auf formentera gestrandet und geblieben?

              du müsstest nur noch wheelies üben für die vielen unüberwindbaren hindernisse am weg.
              danobaja
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              • dirkpausk
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                • 04.02.2016
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                #8
                AW: [FR] gestrandet vor den Pyrenäen

                Zitat von danobaja Beitrag anzeigen
                hi dirk,
                vielen dank! sehr schön!

                gehts noch weiter? wie kommst du nach hause? oder bist du auf formentera gestrandet und geblieben?

                du müsstest nur noch wheelies üben für die vielen unüberwindbaren hindernisse am weg.

                Danke für die Blumen!

                Gestartet war ich mit der Vorstellung, in gut einer Woche zurück zu Radeln und bis Ostern wieder Zuhause zu sein.
                Zwischenzeitlich spielte ich mit dem Gedanken, weiterzufahren bis Marrakesch. "Irgendwie" hatte ich da so eine Eingebung. Mit der Fähre nach Denia, spätestens von Tarifa aus rüber nach Marokko, dort noch mal kräftig in die Pedale treten und mit dem Billigflieger schließlich nonstop zurück nach Köln. An letzterem hätte es nicht liegen sollen. Reichte mir jedoch vor einigen Jahren im Zuge einer anderen Tour für einen Tagesausflug nach Tanger ein Personalausweis, so entnahm ich nun den Hinweisen des auswärtigen Amtes, dass für eine Einreise ein Reisepass erforderlich sei. Blöd, wenn man solchen nicht hat.
                Hätte soeben eine Kreditkartenzahlung per Internet funktioniert, wäre ich bereits Besitzer eines Flugtickets Anfang März von Ibiza nach Amsterdam. Auch nicht viel teurer als der Flug vom anderen Kontinent aus. Dort hingegen sollte es mit dem Personalausweis keine Probleme geben. Von Schiphol aus sind es dann nur noch 300 Kilometer bis Köln - und so gut wie alle eben :-) Auch meiner Frau ist es recht.
                Einstweilen jedoch genieße ich das Lotterleben auf der Baleareninsel. Nach ersten Tagen vor dem Kamin kauernd, sonnigem Karnevalsumzug am Sonntag, verregnetem Rosenmontag, gestern Live Musik bzw. Jam Session zu späterer Stunde in einer Kneipe und heute (15.2.) bei Bilderbuchwetter eine Siesta am Strand. Sonnenbaden im Pulli, während in Köln Schneereste dahin schmolzen. So lässt es sich aushalten!

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                • danobaja
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                  • 27.02.2016
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                  #9
                  AW: [FR] gestrandet vor den Pyrenäen

                  ach schade mit dem pass! na, lass es dir gutgehen!

                  holland ist eh geil zum radeln. viel spass!
                  danobaja
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                  • rockhopper
                    Fuchs
                    • 22.04.2009
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                    #10
                    AW: [FR] gestrandet vor den Pyrenäen

                    Hallo Dirk,

                    klasse Bericht und spannend geschrieben. Respekt, so eine Tour im Januar zu fahren !

                    "Kann ich anfangs noch fahren, so schiebe ich kurze Zeit später die meiste Strecke, befreie die Räder immer wieder von dicken Matschklumpen, die diese festsetzen, jongliere es zeitweise gekippt auf zwei Rädern voran und verzweifele letzten Endes nahezu vor einer steilen Schräge zurück auf die Straße."

                    Ich bin 2016 auch am Canal du Midi geradelt. Mit einem Trike ist diese Stelle in der Tat nicht fahrbar.

                    War das dieser Abschnitt ?

                    Grüße rockhopper
                    Zuletzt geändert von rockhopper; 17.02.2018, 08:04.

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                    • Meer Berge
                      Fuchs
                      • 10.07.2008
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                      #11
                      AW: [FR] gestrandet vor den Pyrenäen

                      Hallo Dirk!

                      Danke für den sehr unterhaltsam geschriebenen Bericht!
                      Vielen Dank auch für das Einfügen der Fotos!

                      Ich wünsch dir etwas mehr Sonne in den nächsten Tagen!
                      Sylvia

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                      • dirkpausk
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                        • 04.02.2016
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                        #12
                        AW: [FR] gestrandet vor den Pyrenäen

                        Danke für die lieben Rückmeldungen!
                        Freut mich zu lesen, dass es gefällt. Motiviert mich, vielleicht auch an anderer Stelle mal wieder weiterzuschreiben (Island 10 km/h) :-)


                        Zitat von danobaja
                        ach schade mit dem pass
                        ja, stimmt - werde mir aber dennoch keinen "Roten" auf bloßen Verdacht zulegen. Da müsste dann schon etwas Konkretes geplant sein.


                        Zitat von rockhopper Beitrag anzeigen
                        ...
                        Canal du Midi - War das dieser Abschnitt ?
                        Könnte hinkommen. Der Boden war nur deutlich aufgeweichter ...
                        Mit einem Kartenausschnitt tue ich mich gerade etwas schwer. Definitiv aber die Strecke zwischen Route de Marseillan-Plage (D 51e5) und Chemin de L'Ancienne Voie Ferrée - der Trampelpfad am südlichen Kanalufer. Würde gerne ein Bild des "Weges" vor der Brücke zur Straße hoch einfügen, doch im betreffenden Moment hatte ich beide Hände voll zu tun. Selbst mit einem normalen, bepackten Reiserad (z.B. so wie in deinem Bild) kann ich nur jedem raten, der Beschilderung nach Agde von Marseillan-Plage aus zu folgen, so schön das dazwischen liegende Naturschutzgebiet ist! Den "richtigen" Weg war ich 2015 gefahren, soweit ich mich recht erinnere - diesmal folgte ich dem, was sich Naviki für mich ausgedacht hatte.

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                        • dirkpausk
                          Anfänger im Forum
                          • 04.02.2016
                          • 44
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                          #13
                          AW: [FR] gestrandet vor den Pyrenäen

                          Rückreise hier (Länderkürzel/Titel wären ansonsten unpassend/irreführend): [ES] Ibiza by trike oder Stärker als Achselschweiß ...

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