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Mitreisende | |
juni 1985.
vorsicht! alles aus dem gedächtnis. erwartet nicht genaueste angaben. wer fehler findet, bitte nicht behalten, sondern mir geben. ich besser das dann aus.
los gehts!
nach 4 monaten arbeiten in austin, tx brauchte ich ne kurze pause. also die termine und aufträge entsprechend gelegt, und den chef wahnsinnig gemacht. der hüpfte auf und ab wie rumpelstilzchen, aber da er wollte, dass ich nach der tour wieder zurück komme, blieb ihm keine wahl. hire&fire, und das ganze angstgebilde um den möglichen verlust des arbeitsplatzes waren mir schon immer völlig egal. wenn der chef pleite geht steh ich auf der strasse ohne gefragt zu werden. wenn ich mental pleite bin, dann dreh ich den spiess um. wenn wir keine zufriedenstellende lösung für die zukunft finden, dann steht der chef ohne mich da. gleiches recht für alle!
ich hatte mir auf dem schrottplatz ein altes rad für 5$ geholt und für weitere 10$ in schuss gebracht. am schluss hab ichs mattschwarz lackiert, der einzige fehler bei der ganzen sache. 2x hab ich mir später den oberschenkel verbrannt als ich an den rahmen kam. zur entschuldigung kann ich nur anführen, dass es damals meine erste reise in richtig warme gefilde war. (nur so nebenbei, jetzt hab ich wieder ein mattschwarz lackiertes rad, aber der preis war einfach zu gut. der depp lernt halt nix dazu... doch, ich werde ausschliesslich nach norden fahren damit!)
ich opferte noch einen tag um eine dringende sache fertig zu machen, dafür wurde ich nach san antonio mit dem auto gebracht. so gings halt ab da los, nicht ab austin. wohin? wurscht, nach süden erstmal. später dann eine grosse kurve nach westen und vermutlich über big bend nationalpark wieder zurück. weil ich nur fahren wollte nahm ich auch keine karte mit. das wird heutzutage völlig überwertet. man könnte sich ja ohne smartfon verlaufen wenn man zum pinkeln geht und die strasse für 5 meter verlässt ....ausserdem musste ich meine aufenthaltserlaubnis verlängern, da bot sich ein grenzübertritt an. mexico calling! immer der sonne entgegen, dann wird die grenze schon mal kommen.
wir starteten in der nacht und machten noch einen kurzen schlenker am texanischen regierungsgebäude vorbei. !natürlich! ist es höher als das weisse haus in washington, dc. wir sind hier in texas, da ist alles besser, schöner, und vor allem grösser. als bayer fühlte ich mich sofort sehr wohl dort.
das weisse haus, in austin
startklar
san antonio ist eine sehr angenehme stadt mit richtiger wohlfühlatmosphäre. am riverwalk ist die luft kühl, und wenns nicht reicht, dann rein in eines der klimatisierten gebäude. hank spendierte mir eine letzte mahlzeit und bat mich eindringlich zum vereinbarten zeitpunkt wiederzukommen.
riverwalk in san antonio
natürlich musste ich mir ansehen wo die mexicaner den texanern das letzte mal den hintern versohlt hatten. alle 190 verteidiger kamen am alamo ums leben, john wayne stab hier seinen heldentod als davy crocket verkleidet. die texaner werten das trotzdem als sieg, denn die mexicanische armee unter general santa anna war viele hunderttausend mann stark. nicht vergessen, wir sind in texas! wenn man die mexicaner fragt, waren es wohl 3000 unbewaffnete, die den 190 schwerbewaffneten verteidigern mit den fingernägeln die augen ausgekratzt haben. ich war nicht auf wahrheitsfindung aus und fand beide stories klasse.
alamo
dorf auf der stecke
gewitterstimmung, den regenguss sass ich unter dem dach einer tankstelle aus
zeltplatz mit kaktus
zeltplatz am lauwarmen bach
(heu)schreck am morgen, als ich nach dem rucksack griff sprang er mir entgegen
der strassenverlauf drängte mich schon früh nach westen ab. aber auch da gings zur grenze. ich wollte schnellstmöglich aus den usa und bevorzugte schon immer kleinere grenzübergänge. im süden lag laredo, das war mir zu gross. also war ich mit meiner westlichen richtung ganz zufrieden für den moment. am nächsten tag holte ich mir einen fetten sonnenstich und rettete mich zum lake amistad. der stausee war ideal. ich konnte an einem der rastplätze mit bank und tisch für ein paar tage bleiben bis es wieder ging. es gab wasser und schatten, essen hatte ich genug. in den 4 tagen zum auskurieren kamen genau 4 leute vorbei. autotouristen die eine kurze pause machten und schnell wieder in der klimatisierten sardinenbüchse verschwanden. ich durfte die karte von einem studieren und entschied mich in grossem bogen erst nach süden, dann nach westen und norden richtung big bend np zu fahren. das waren die kleinsten geteerten strassen, schotter mochte mein rennrad überhaupt nicht. mir wurde langweilig und ich nutzte die gelgenheit für ein paar fotos von tieren die ich in echt noch nie gesehen hatte.
wie kann sowas fliegen? brrrrrrrrr, von weit weg schon zu hören...
der übt noch den farbwechsel
libelle
weberknechte?
bohne mit beinen
der laufende stock
als mir nicht mehr schlecht war, und das kopfweh weg, machte ich wieder mich auf den weg. in der nähe von del rio verliess ich die usa. raus aus den usa gehts wirklich leicht- einfach durchgewunken. die mexicaner waren auch sehr nett und in nullkommanix war ich in mexico. ein grosser markt mit vielen verkaufsständen erwartete mich. ich machte stopp an einem obststand. der nette besitzer spendierte mir einen liter frisch gepressten orangensaft und nötigte mir eine karte auf. er konnte überhaupt nicht begreifen, dass ich weder wusste wo ich war und noch wo ich hin wollte. auf der karte waren houston und mexico stadt mit einer linie verbunden, dazwischen war nix ausser der genzlinie. ich entsorgte sie unauffällig bei erster gelegenheit. eines fand ich schon beim ersten gespräch heraus: dass "vengo de austin" (ich komme aus austin) ein extrem schlechter einstand ist. der saftmann bekam den "oh shit ein gringo"-blick. aber ich hatte die lösung schnell gefunden: "pero soy aleman!" (aber ich bin deutscher!) zauberte sofort wieder ein lächeln in sein gesicht. "hola, de alemania. con la biciletta?" (hey, aus deutschland? mit dem rad?) schon gewonnen! frisch gestärkt ging es bald weiter. ich erreichte einen warmen bach mit ein paar flachen stellen für meine schaummatte und es gab ein t-bone steak mit zimt gewürzt zum abendessen. als die sonne weg war kamen die moskitos. ich baute mein innenzelt auf und erstickte fast in der hitze des winddichten (wintertauglichen) innenzeltes ohne lüftungmöglichkeit. draussen schrien die esel und mulis die halbe nacht vor schmerzen. da blieb ich lieber drinnen.
büsche, moskitos, ein kleiner bach nicht weit weg
2x bis zum horizont an einem tag
pause in der schneise beim anstieg auf das nächste plateau, der einzige schatten weit und breit
den ganzen tag fuhr ich mit heissem gegenwind. sowas hatte ich mir gar nicht vorstellen können, es war brutal. mitten auf der strecke, weit und breit kein haus, kein weg, und erst recht kein ort!, stand eine holzbude. ein ungefähr 6-7 jahre alter junge stand davor und winkte mich heran. eigentlich wollte ich nicht stoppen, dann fehlte der fahrtwind und es war noch heisser. aber einfach an einem kind vorbeifahren das eindeutig versucht einen zum anhalten zu bewegen??? das ging nicht! und whow, ich konnte es nicht glauben. der junge hatte eine grosse kühltruhe gefüllt mit eiswürfeln und coke in seiner bude. bei einem eiskalten cola redeten wir ein bischen. schule? nein, das war nix für ihn. er war geschäftsmann! er ernährte seine mutter und seine 2 schwestern mit dem kiosk. sowas hatte ich noch nie (und seitdem auch nie mehr wieder!) gesehen. aber er wusste wohl was er tat und er machte es gut. als ich mein coke bezahlen wollte wehrte er ab. das war ein geschenk für seinen amigo aus alemania! vielen dank. mit einem stolzen mexicaner diskutiert über sowas nie. ich nahm das geschenk mit freude an. als ich wieder aufs rad stieg holte ich mir eine brandblase am rechten oberschenkel.
nachmittags kam ich in nueva rosita bei strömendem regen, in einem unglaublichen wolkenbruch, an. es war der erste regen seit fast einem jahr. das wasser stand 15 cm auf der strasse und ich fuhr in ein unsichtbares schlagloch und stieg über den lenker ab. ich wusste noch gar nicht so recht was los war in der dreckigen brühe, als aus einem haus 5 oder 6 männer gestürmt kamen, mein fahrrad an sich rissen, die abgerissene lenkertasche mit kamera und kleinzeug packten und im haus verschwanden damit. ich rappelte mich auf und wollte natürlich sofort hinterher. da kamen 2 von ihnen wieder, hackten mich unter und verschleppten mich auch ins haus. gegenwehr sinnlos. im dunklen raum stand ich erstmal und konnte nichts erkennen. die brille sass noch auf der nase, aber völlig verdreckt und nass. ich ballte die fäuste. ich wollte mein zeug zurück, wenn sie stärker waren wollte ich mindstens einen von ihnen mit in hölle nehmen. kampflos gab ich nicht auf! von überall prasselten unverständliche spanische wortfetzen auf mich ein. bevor ich auf einen von ihnen losgehen konnte wurde mir ein eiskaltes corona in die hand gedrückt. erstmal die brille runter nehmen, ich war in einer bar gelandet. mein rad stand an die wand gelehnt in der ecke, meine lenkertasche lag auf dem tisch vor mir. das wasser lief über den rand und tropfte auf den boden. ich machte auch eine grosse pfütze, aber das schien niemanden zu stören. als ich meine agressive haltung aufgab bekam ich heftiges geklopfe auf die schultern und wurde an die theke gezerrt. ein tequilla wartete auf mich. alle wollten anstossen mit mir. ich hatte den regen gebracht! ich wurde sowas wie ein volksheld. der retter des dorfes! ich sollte die bar nicht verlassen bis 3 uhr in der früh. sobald das bier alle war wurde ein neues gebracht, immer spendierte einer. das ganze beruhigte sich und nachdem wir alle wussten wer wer war wurde ich dem alcalde, dem bürgermeister, vorgestellt. abends gab es essen, das eine der frauen im topf in die kneipe brachte. saugut, was immer es war. in tortillas eingerollte fleischfüllung, das ganze im rohr gebacken. als ich satt war fragte mich rafael, der bürgermeister, ob ich schach spielen kann. ich bejahte und fragte ob er spielen wollte. nein, nicht er. der lehrer des ortes. den hatten alle dick, schien es, denn keiner konnte gewinnen gegen ihn. vielleicht gab auch noch andere gründe, ich weiss es nicht. auf jeden fall wurde kurz darauf der lehrer angeschleppt und ein schachbrett gebracht. ich war zu der zeit ein sehr guter spieler und es dauerte nicht lange, da hatte ich ihn 5x besiegt. sie versprachen mir, ich würde der neue bürgermeister werden wenn ich blieb. ich war schon froh, dass es mir der lehrer nicht krumm nahm. die mexicanische seele ist empfindlich und ein ego schnell angekratzt. rafael besorgte mir ein hotelzimmer für 5$ ( ich bekam lehrerbesiegerrabatt) und ich sollte am nächsten tag zu ihm kommen. mein gepäckträger war gebrochen und musste geschweisst oder ersetzt werden.
rafaels familie
als ich hinkam war rafael in geschäften unterwegs. seine frau wusste bescheid und schickte mich mit dem grösseren sohn (ja, der kleine grosse mann auf dem foto) zum schmied des dorfes. wir nahmen dazu den grossen ford pickup von rafael. und, nein, ich durfte nicht fahren! der kleine fuhr im stehen. meinen einwand bezüglich der polizei wischte er mit einem "mi papa es el alcalde!" (aber mein papa ist doch der bürgermeister!) vom tisch. er brachte mich sicher hin und zurück, im 3. laden hatten wir einen passenden gepäcktrager gefunden der später gleich montiert wurde. ich hing noch einen tag ab und führ dann in der früh weiter.
vorsicht! alles aus dem gedächtnis. erwartet nicht genaueste angaben. wer fehler findet, bitte nicht behalten, sondern mir geben. ich besser das dann aus.
los gehts!
nach 4 monaten arbeiten in austin, tx brauchte ich ne kurze pause. also die termine und aufträge entsprechend gelegt, und den chef wahnsinnig gemacht. der hüpfte auf und ab wie rumpelstilzchen, aber da er wollte, dass ich nach der tour wieder zurück komme, blieb ihm keine wahl. hire&fire, und das ganze angstgebilde um den möglichen verlust des arbeitsplatzes waren mir schon immer völlig egal. wenn der chef pleite geht steh ich auf der strasse ohne gefragt zu werden. wenn ich mental pleite bin, dann dreh ich den spiess um. wenn wir keine zufriedenstellende lösung für die zukunft finden, dann steht der chef ohne mich da. gleiches recht für alle!
ich hatte mir auf dem schrottplatz ein altes rad für 5$ geholt und für weitere 10$ in schuss gebracht. am schluss hab ichs mattschwarz lackiert, der einzige fehler bei der ganzen sache. 2x hab ich mir später den oberschenkel verbrannt als ich an den rahmen kam. zur entschuldigung kann ich nur anführen, dass es damals meine erste reise in richtig warme gefilde war. (nur so nebenbei, jetzt hab ich wieder ein mattschwarz lackiertes rad, aber der preis war einfach zu gut. der depp lernt halt nix dazu... doch, ich werde ausschliesslich nach norden fahren damit!)
ich opferte noch einen tag um eine dringende sache fertig zu machen, dafür wurde ich nach san antonio mit dem auto gebracht. so gings halt ab da los, nicht ab austin. wohin? wurscht, nach süden erstmal. später dann eine grosse kurve nach westen und vermutlich über big bend nationalpark wieder zurück. weil ich nur fahren wollte nahm ich auch keine karte mit. das wird heutzutage völlig überwertet. man könnte sich ja ohne smartfon verlaufen wenn man zum pinkeln geht und die strasse für 5 meter verlässt ....ausserdem musste ich meine aufenthaltserlaubnis verlängern, da bot sich ein grenzübertritt an. mexico calling! immer der sonne entgegen, dann wird die grenze schon mal kommen.
wir starteten in der nacht und machten noch einen kurzen schlenker am texanischen regierungsgebäude vorbei. !natürlich! ist es höher als das weisse haus in washington, dc. wir sind hier in texas, da ist alles besser, schöner, und vor allem grösser. als bayer fühlte ich mich sofort sehr wohl dort.
das weisse haus, in austin
startklar
san antonio ist eine sehr angenehme stadt mit richtiger wohlfühlatmosphäre. am riverwalk ist die luft kühl, und wenns nicht reicht, dann rein in eines der klimatisierten gebäude. hank spendierte mir eine letzte mahlzeit und bat mich eindringlich zum vereinbarten zeitpunkt wiederzukommen.
riverwalk in san antonio
natürlich musste ich mir ansehen wo die mexicaner den texanern das letzte mal den hintern versohlt hatten. alle 190 verteidiger kamen am alamo ums leben, john wayne stab hier seinen heldentod als davy crocket verkleidet. die texaner werten das trotzdem als sieg, denn die mexicanische armee unter general santa anna war viele hunderttausend mann stark. nicht vergessen, wir sind in texas! wenn man die mexicaner fragt, waren es wohl 3000 unbewaffnete, die den 190 schwerbewaffneten verteidigern mit den fingernägeln die augen ausgekratzt haben. ich war nicht auf wahrheitsfindung aus und fand beide stories klasse.
alamo
dorf auf der stecke
gewitterstimmung, den regenguss sass ich unter dem dach einer tankstelle aus
zeltplatz mit kaktus
zeltplatz am lauwarmen bach
(heu)schreck am morgen, als ich nach dem rucksack griff sprang er mir entgegen
der strassenverlauf drängte mich schon früh nach westen ab. aber auch da gings zur grenze. ich wollte schnellstmöglich aus den usa und bevorzugte schon immer kleinere grenzübergänge. im süden lag laredo, das war mir zu gross. also war ich mit meiner westlichen richtung ganz zufrieden für den moment. am nächsten tag holte ich mir einen fetten sonnenstich und rettete mich zum lake amistad. der stausee war ideal. ich konnte an einem der rastplätze mit bank und tisch für ein paar tage bleiben bis es wieder ging. es gab wasser und schatten, essen hatte ich genug. in den 4 tagen zum auskurieren kamen genau 4 leute vorbei. autotouristen die eine kurze pause machten und schnell wieder in der klimatisierten sardinenbüchse verschwanden. ich durfte die karte von einem studieren und entschied mich in grossem bogen erst nach süden, dann nach westen und norden richtung big bend np zu fahren. das waren die kleinsten geteerten strassen, schotter mochte mein rennrad überhaupt nicht. mir wurde langweilig und ich nutzte die gelgenheit für ein paar fotos von tieren die ich in echt noch nie gesehen hatte.
wie kann sowas fliegen? brrrrrrrrr, von weit weg schon zu hören...
der übt noch den farbwechsel
libelle
weberknechte?
bohne mit beinen
der laufende stock
als mir nicht mehr schlecht war, und das kopfweh weg, machte ich wieder mich auf den weg. in der nähe von del rio verliess ich die usa. raus aus den usa gehts wirklich leicht- einfach durchgewunken. die mexicaner waren auch sehr nett und in nullkommanix war ich in mexico. ein grosser markt mit vielen verkaufsständen erwartete mich. ich machte stopp an einem obststand. der nette besitzer spendierte mir einen liter frisch gepressten orangensaft und nötigte mir eine karte auf. er konnte überhaupt nicht begreifen, dass ich weder wusste wo ich war und noch wo ich hin wollte. auf der karte waren houston und mexico stadt mit einer linie verbunden, dazwischen war nix ausser der genzlinie. ich entsorgte sie unauffällig bei erster gelegenheit. eines fand ich schon beim ersten gespräch heraus: dass "vengo de austin" (ich komme aus austin) ein extrem schlechter einstand ist. der saftmann bekam den "oh shit ein gringo"-blick. aber ich hatte die lösung schnell gefunden: "pero soy aleman!" (aber ich bin deutscher!) zauberte sofort wieder ein lächeln in sein gesicht. "hola, de alemania. con la biciletta?" (hey, aus deutschland? mit dem rad?) schon gewonnen! frisch gestärkt ging es bald weiter. ich erreichte einen warmen bach mit ein paar flachen stellen für meine schaummatte und es gab ein t-bone steak mit zimt gewürzt zum abendessen. als die sonne weg war kamen die moskitos. ich baute mein innenzelt auf und erstickte fast in der hitze des winddichten (wintertauglichen) innenzeltes ohne lüftungmöglichkeit. draussen schrien die esel und mulis die halbe nacht vor schmerzen. da blieb ich lieber drinnen.
büsche, moskitos, ein kleiner bach nicht weit weg
2x bis zum horizont an einem tag
pause in der schneise beim anstieg auf das nächste plateau, der einzige schatten weit und breit
den ganzen tag fuhr ich mit heissem gegenwind. sowas hatte ich mir gar nicht vorstellen können, es war brutal. mitten auf der strecke, weit und breit kein haus, kein weg, und erst recht kein ort!, stand eine holzbude. ein ungefähr 6-7 jahre alter junge stand davor und winkte mich heran. eigentlich wollte ich nicht stoppen, dann fehlte der fahrtwind und es war noch heisser. aber einfach an einem kind vorbeifahren das eindeutig versucht einen zum anhalten zu bewegen??? das ging nicht! und whow, ich konnte es nicht glauben. der junge hatte eine grosse kühltruhe gefüllt mit eiswürfeln und coke in seiner bude. bei einem eiskalten cola redeten wir ein bischen. schule? nein, das war nix für ihn. er war geschäftsmann! er ernährte seine mutter und seine 2 schwestern mit dem kiosk. sowas hatte ich noch nie (und seitdem auch nie mehr wieder!) gesehen. aber er wusste wohl was er tat und er machte es gut. als ich mein coke bezahlen wollte wehrte er ab. das war ein geschenk für seinen amigo aus alemania! vielen dank. mit einem stolzen mexicaner diskutiert über sowas nie. ich nahm das geschenk mit freude an. als ich wieder aufs rad stieg holte ich mir eine brandblase am rechten oberschenkel.
nachmittags kam ich in nueva rosita bei strömendem regen, in einem unglaublichen wolkenbruch, an. es war der erste regen seit fast einem jahr. das wasser stand 15 cm auf der strasse und ich fuhr in ein unsichtbares schlagloch und stieg über den lenker ab. ich wusste noch gar nicht so recht was los war in der dreckigen brühe, als aus einem haus 5 oder 6 männer gestürmt kamen, mein fahrrad an sich rissen, die abgerissene lenkertasche mit kamera und kleinzeug packten und im haus verschwanden damit. ich rappelte mich auf und wollte natürlich sofort hinterher. da kamen 2 von ihnen wieder, hackten mich unter und verschleppten mich auch ins haus. gegenwehr sinnlos. im dunklen raum stand ich erstmal und konnte nichts erkennen. die brille sass noch auf der nase, aber völlig verdreckt und nass. ich ballte die fäuste. ich wollte mein zeug zurück, wenn sie stärker waren wollte ich mindstens einen von ihnen mit in hölle nehmen. kampflos gab ich nicht auf! von überall prasselten unverständliche spanische wortfetzen auf mich ein. bevor ich auf einen von ihnen losgehen konnte wurde mir ein eiskaltes corona in die hand gedrückt. erstmal die brille runter nehmen, ich war in einer bar gelandet. mein rad stand an die wand gelehnt in der ecke, meine lenkertasche lag auf dem tisch vor mir. das wasser lief über den rand und tropfte auf den boden. ich machte auch eine grosse pfütze, aber das schien niemanden zu stören. als ich meine agressive haltung aufgab bekam ich heftiges geklopfe auf die schultern und wurde an die theke gezerrt. ein tequilla wartete auf mich. alle wollten anstossen mit mir. ich hatte den regen gebracht! ich wurde sowas wie ein volksheld. der retter des dorfes! ich sollte die bar nicht verlassen bis 3 uhr in der früh. sobald das bier alle war wurde ein neues gebracht, immer spendierte einer. das ganze beruhigte sich und nachdem wir alle wussten wer wer war wurde ich dem alcalde, dem bürgermeister, vorgestellt. abends gab es essen, das eine der frauen im topf in die kneipe brachte. saugut, was immer es war. in tortillas eingerollte fleischfüllung, das ganze im rohr gebacken. als ich satt war fragte mich rafael, der bürgermeister, ob ich schach spielen kann. ich bejahte und fragte ob er spielen wollte. nein, nicht er. der lehrer des ortes. den hatten alle dick, schien es, denn keiner konnte gewinnen gegen ihn. vielleicht gab auch noch andere gründe, ich weiss es nicht. auf jeden fall wurde kurz darauf der lehrer angeschleppt und ein schachbrett gebracht. ich war zu der zeit ein sehr guter spieler und es dauerte nicht lange, da hatte ich ihn 5x besiegt. sie versprachen mir, ich würde der neue bürgermeister werden wenn ich blieb. ich war schon froh, dass es mir der lehrer nicht krumm nahm. die mexicanische seele ist empfindlich und ein ego schnell angekratzt. rafael besorgte mir ein hotelzimmer für 5$ ( ich bekam lehrerbesiegerrabatt) und ich sollte am nächsten tag zu ihm kommen. mein gepäckträger war gebrochen und musste geschweisst oder ersetzt werden.
rafaels familie
als ich hinkam war rafael in geschäften unterwegs. seine frau wusste bescheid und schickte mich mit dem grösseren sohn (ja, der kleine grosse mann auf dem foto) zum schmied des dorfes. wir nahmen dazu den grossen ford pickup von rafael. und, nein, ich durfte nicht fahren! der kleine fuhr im stehen. meinen einwand bezüglich der polizei wischte er mit einem "mi papa es el alcalde!" (aber mein papa ist doch der bürgermeister!) vom tisch. er brachte mich sicher hin und zurück, im 3. laden hatten wir einen passenden gepäcktrager gefunden der später gleich montiert wurde. ich hing noch einen tag ab und führ dann in der früh weiter.
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