[AT] Stubaier Höhenweg mit Hund Ende August 2016

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Wandermaedel
    Erfahren
    • 02.11.2017
    • 177
    • Privat

    • Meine Reisen

    [AT] Stubaier Höhenweg mit Hund Ende August 2016

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Vor einigen Jahren bin ich den Stubaier Höhenweg schon von der Starkenburger Hütte bis zur Nürnberger Hütte gelaufen, musste dort aber wetterbedingt abbrechen. In diesem Jahr soll es von der Sulzenauhütte zur Innsbrucker Hütte gehen. Mit dabei wieder Wanderhund Dexter.


    1. Neustift - Sulzenau Hütte
    Nach der letzten Etappe der Sellrainer Runde geht es mit dem Linienbus von der Dortmunder Hütte zurück nach Sellrain. Wir steigen an der Abzweigung zur Potsdamer Hütte aus, von hier sind es nur 200 m bis zu unserem Auto. Der rote Renner (Hyundai i10) steht unbeschadet dort, wo ich ihn vor sechs Tagen abgestellt habe.

    „So Dexter, steig ein, ich versuche mal uns nach Neustift zu fahren.“

    Die Naviapp auf dem Smartphone ziert sich, sucht ewig lange nach Satelliten. Da lobe ich mir doch das Garmin Outdoor Navi, mit dem ist ruck zuck eine Navigation möglich.

    Ich habe kein Pickerl gekauft, deshalb meide ich die Autobahn, was nicht einfach ist, denn meine beiden Wegfinder beharren auf dem schnellsten Weg und der führt über die A12.
    Ich trickse sie aus: Zuhause habe ich mir die Orte, die ich durchqueren muss, auf einen Zettel geschrieben. Den hefte ich jetzt an meinen Zettelhalter an der Windschutzscheibe. Ich gebe jeweils den nächsten Ort ins Navi ein und komme so sehr gut bis zur Abzweigung ins Stubaital.

    Auf der Stubaitalstraße brauche ich nur geradeaus bis Neustift fahren. Den kostenlosen Parkplatz an der Touristen Information habe ich als Wegpunkt auf meinem Garmin abgespeichert.


    Auf dem Parkplatz der Touri-Info darf der Hund auf der Rasenumrandung Platz nehmen, während ich meinen Rucksack neu packe - schmutzige Wäsche gegen saubere, die Sellrain Wanderkarte gegen die vom Hochstubai tausche - und des Hundes Packtaschen neu befülle. Futter für fünf Tage plus eine Ration Reserve.


    Zur Sulzenau Hütte will ich über den Wilde Wasser Weg aufsteigen, der soll besonders schön sein und einige Geocaches sind auch noch zu finden.


    Nachdem ich fertig gerödelt habe, zwänge ich meine Füße wieder in die Wanderstiefel und schultere den Rucksack. Der Hund bekommt seine Packtaschen aufgeschnallt und wird angeleint. „So Hund, jetzt gehen wir zur Info und fragen wann und von wo der Bus zum Grawa Wasserfall fährt. Los geht’s.“
    „Der Bus fährt in 5 Minuten von oberhalb der Kirche, das schaffen‘s leicht.“

    „Komm Dexter, wir haben es jetzt eilig.“ Alle Schnüffelversuche des Hundes ignorierend, ziehe ich ihn hinter mir her. Wir schaffen den Weg in drei Minuten.
    Gegenüber der Haltestelle ist ein großes Wasserbecken. Ich nötige Dexter dort hin und befehle ihm zu trinken. Er ignoriert mich. Dann eben nicht.

    Schon rollt unser Transportmittel heran. Ich sage dem Fahrer wo ich aussteigen möchte, schalte aber vorsichtshalber mein Navi ein.

    Als wir uns meiner Zielhaltestelle nähern, drücke ich den Stop-Knopf. Der Fahrer fährt einfach an der Haltestelle vorbei, er hält die nächste für geeigneter. Dann eben so.

    Der Weg zum Wasserfall ist ausgeschildert, wir sind nicht die einzigen Spaziergänger. Was mich aber nicht davon abhält, die Geocaches an der Strecke zu suchen und mich in die Logbücher einzutragen.

    Nach dreißig Minuten im Schleichschritt dürfen wir den breiten Wanderweg verlassen und schwenken auf den Bergpfad zur Sulzenau Alm ein.

    Der anfangs noch naturbelassene Weg geht bald in einen Holztreppensteig über. Das gefällt mir nicht, ist aber sicher nötig um nicht bergerfahrene Menschen zur Aussichtsplattform am Wasserfall zu bringen. Ich werfe nur einen kurzen Blick zum gischtenden Nass, mein Augenmerk gilt dem Geocache Grawa Wasserfall. Nach kurzer Suche ist er enttarnt und das Logbuch signiert.


    Weiter geht es, jetzt wieder ohne Treppen, zur Sulzenaualm auf 1847m Höhe.




    Auf dem Kamm thront die Sulzenau Hütte

    Der weitläufige Almboden ist von Wasser geprägt. Dexter labt sich ausgiebig.

    Auch hier ist ein Geocache zu suchen und dank des Hinweises schnell gefunden.

    Eine Einkehr an der bewirtschafteten Alm ist nicht vorgesehen, ich habe noch ein Croissant im Rucksack.
    Also marschiere ich an der Hütte vorbei und peile einen großen Stein in einiger Entfernung an. Dort wuchte ich den Rucksack von den Schultern, zerre die Bäckertüte aus dem Innenraum und beiße genüsslich ein Stück vom Gebäck ab. Nicht weit entfernt grast ein Horntier.

    „Hey, hallo“, keift plötzlich eine Frauenstimme, „sie können doch mit dem Hund nicht so nahe an der Kuh Pause machen. Kein Wunder, dass so viel passiert.“ Sprach‘s und war weg.

    Ich sehe allerdings weder mich noch den Hund in Gefahr. Das Rindvieh ist völlig ruhig und geht seines Weges, der Hund hält gebührenden Abstand. Ich esse in Ruhe auf - natürlich bekommt auch der Hund ein Stückchen ab – und gehe dann gemütlich weiter bis zum Sulzenauwasserfall, der imposant über Felsstufen abwärts donnert.



    Auch hier wäre ein Geocache zu finden, ständen nicht so viele Fotografiermuggel in der Nähe des Verstecks herum. Ich ziehe ohne Eintrag ins Logbuch weiter.


    Auf einem kehrenreichen Bergpfad gewinnen wir schnell an Höhe und können Kontakt mit der heimischen Tierwelt aufnehmen.


    Die Ziege ist sehr anhänglich


    Auf der Zielgeraden steigt der Pfad nur noch marginal an und bietet einen grandiosen Blick zurück auf die Alm und die gegenüber liegenden Berge.



    Der Hund hat keinen Blick für den Blick, er strebt der Hütte zu. Dort gibt es Menschen. Er liebt Menschen und deren Aufmerksamkeit ihm gegenüber.

    Bevor er die Zweibeiner in Angst und Schrecken versetzen kann, stoppe ich ihn. Angeleint darf er die Terrasse und danach die Hütte betreten.

    Auf Nachfrage wird uns unser Schlafdomizil zugewiesen. „Ihr seids im Nebengebäude. Das erste Lager auf der linken Seite ist eures. Schuhe ausziehen nicht vergessen.“

  • danobaja
    Alter Hase
    • 27.02.2016
    • 3287
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: Stubaier Höhenweg mit Hund Ende August 2016

    schön! freu mich schon auf die fortsetzung.
    danobaja
    __________________
    resist much, obey little!

    Kommentar


    • Wandermaedel
      Erfahren
      • 02.11.2017
      • 177
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: Stubaier Höhenweg mit Hund Ende August 2016

      Tag 2: Sulzenauhütte – Nürnberger Hütte
      Vorbei an und über Gletscherschliffe geht es zu einem markanten Moränenrücken.







      Ich bin nicht alleine unterwegs, einige Wanderer sind kurz hinter mir.
      Ich trete ein Stück zur Seite. „Die schnellen immer vorweg.“

      Ein Mann und zwei Jugendliche überholen. Ich steige langsam weiter. Von hinten nähert sich noch eine Einzelperson. Ich bleibe nochmals stehen. „Immer vorbei, ich lasse es langsam angehen.“
      Die Frau schließt auf. „Mein Mann und meine Kinder sind schon voraus. Die laufen viel schneller als ich. Am Grünausee warten sie auf mich. Morgens bekomme ich immer zehn Minuten Vorsprung, damit ich nicht gar so schnell hinten hänge. Man sieht sich.“


      Grünausee




      Am Grünausee verweilen wir ein wenig. Ich nötige Dexter ins Wasser zu gehen, aber dieser Hund hat einen sehr eigenen Kopf. Er begnügt sich mit Wasser aus der Flasche.

      Über felsdurchsetzte Mattenhänge geht es jetzt aufwärts. Dexter prescht wie immer voraus. Gelegentlich bleibt er stehen oder sitzen um auf mich zu warten. Zu mir zurück kommt er nur, wenn er alleine nicht weiterkommt, oder wenn er mich längere Zeit nicht gesehen hat.
      Er nimmt auch gerne Kontakt zu anderen Wanderern auf, geht nahe an ihnen vorbei und freut sich, wenn er Aufmerksamkeit bekommt. Im Gebirge ist das kein Problem, die Menschen, die hier unterwegs sind, mögen Hunde.

      Immer wieder führt der Pfad über steinige Aufschwünge, eigentlich nichts wildes, aber an einem kommt der Hund nicht weiter. Er kommt zurück und fiept jämmerlich. „Warte Dexter, ich helfe dir.“

      Am direkten Aufstieg blockiert eine höhere Steinstufe des Hundes Vorwärts kommen. Links daneben sieht es aber gut aus. Ich zeige Dexter die Alternative, schiebe ihn an, schon ist er oben und freut sich wie toll. „Gut gemacht Hund.“

      Über leichteres Gelände geht es weiter bis zu einer Abzweigung. Dem rechten Pfad folgend, könnten wir übers Niederl, links aufwärts via Mairspitze, zur Nürnberger Hütte gelangen.
      Ich habe mich gestern Abend schon für den Weg über bzw. an der Mairspitze vorbei entschieden, um uns die exponierten Felspassagen mit Sicherungen am Niederl zu ersparen.
      Dabei hatte ich nicht mehr im Gedächtnis, dass es auch auf diesem Pfad exponierte Stellen gibt. Auf eine solche bewegen wir uns jetzt zu. Wir müssen einen schrofigen Aufschwung bewältigen. An den kann ich mich ganz und gar nicht erinnern. Ein straff gespanntes Drahtseil hilft die ausgesetzten Stellen zu überwinden. Dexter schafft die Kraxelei trotz der beiden seitlichen Packtaschen ohne Probleme.

      Zur Mairspitze müssten wir jetzt vom eigentlichen Weg noch etwas aufsteigen. Das schenke ich uns. Wir gehen weiter bis zu einer verblockten Mulde. Hier ist es windstill, sonnig und ruhig. Ein guter Ort für eine Pause.

      Hundi wirft sich sofort in den Schatten eines Felsblocks und bettet den Kopf auf seine Vorderbeine. War wohl doch anstrengend, die Kraxelei. Er steht noch nicht einmal auf um sich seinen Anteil am Brot abzuholen. Also ist eine längere Pause angesagt.

      Ich krame den E-Book-Reader aus dem Rucksack und vertiefe mich in den Krimi. Nach einiger Zeit ist Steingepolter zu hören.
      Ein Vater mit seiner Tochter – ich schätze sie auf höchstens 6 Jahre – nähert sich. Obwohl sie sehr gut geht, sichert der Vater sie mit einem Seil.

      „Ich finde es sehr gut, dass sie ihre Tochter sichern, das habe ich bisher noch nicht oft gesehen, dass Eltern so verantwortungsbewusst sind.“
      „Ist ja kein Aufwand und in diesem rauen Gelände besser.“ Und schon sind die Beiden vorbei.

      Ich gönne Dexter weitere zehn Minuten Pause.

      „So Hund, auf, es geht weiter. Ich trage deine Packtaschen und du ziehst dein Sicherheitsgeschirr an, auf der anderen Seite der Mulde geht es steil abwärts.“ Gesagt, getan und noch bevor ich meinen Rucksack geschultert habe, schießt der Hund davon.



      Abwärts


      Der Wegfinder voraus


      Nürnberger Hütte in Sicht


      Pause vor dem Endspurt

      Kurz vor der Hütte gibt es noch eine kleine alpine Schikane. Im Abstieg muss eine glatte Platte überwunden werden. Das klappt aber bestens, der Stein ist trocken und ein Drahtseil zum Anfassen hat‘s auch.

      Vorbei an einer Ziegenherde gelangen wir zum Gebäude. Ich dirigiere Dexter unter eine Bank (nur dort oder im Haus ist Schatten), binde ihn am Tisch an, stelle ihm Wasser hin und biete Futter an. Beides nimmt er. Danach kümmere ich mich um unser Nachtlager.

      „Hast du reserviert?“, will die Hüttenwirtin wissen. „Freilich.“ Sie schaut und blättert und schaut und blättert und findet nichts. „Oh, ich habe aber ganz bestimmt reserviert.“
      „Im Hundezimmer ist jetzt aber der junge Mann, den hast du bestimmt draußen gesehen, mit seinem Hund.
      Schläft der deinige allein? Dann kann er in die Veranda.“ „Der kann schon allein schlafen.“ „Dann mach mir des so. Kannst ihn auf Nacht do eini duan. Du schläfst oben im Zimmer Nummer 10.“

      "Gut, dann haben wir das geklärt, Zeit für Kaffee und Kuchen."
      Zuletzt geändert von Wandermaedel; 28.12.2017, 23:06.

      Kommentar


      • Wandermaedel
        Erfahren
        • 02.11.2017
        • 177
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [AT] Stubaier Höhenweg mit Hund Ende August 2016

        Tag 3: Nürnberger Hütte – Bremer Hütte

        Laut Mark Zahel (Trekking im Stubai) erwartet uns ähnliches Gelände wie gestern. Elementare Hochgebirgserfahrung ist wieder hilfreich und Trittsicherheit unbedingt notwendig. Für Dexter könnte (so sagte die Hüttenwirtin) ein Kamin, nicht weit entfernt von der Hütte, etwas fordern sein. Schaun mir mal, dann sehn mir schon.

        Über Gletscherschliffzonen mit Steilstufen geht es abwärts. Fährtensuchhund Dexter ist voraus. Plötzlich kommt er im Trab zurück. "Mmmm, fiep, quitsch". Aha, wir sind am Kamin angekommen.

        „Warte Hund, ich helfe dir.“ Ich zerre sein Geschirr, die Reepschnur mit den beiden Karabinern und meinen Sitzgurt mit der Klettersteigsicherung aus dem Rucksack. Ich kleide uns an und verstaue seine Packtasche im Rucksack. „Hund, lass dich anleinen.“ Wie immer in für ihn unangenehmen Situationen gehorcht er sofort.

        Der Kamin ist eng, mit einem Drahtseil als Sicherung und zwei Eisenklammern als Stufen.
        „Warte Hund, ich gehe zuerst.“

        Ich klinke mich und den Hund ins Sicherungsseil ein, trete mit einem Fuß auf den ersten Bügel, der andere Fuß fasst Tritt auf einer Felsnase, dann packe ich Dexter am Tragegriff seines Geschirrs.

        „Komm, ich hab dich, du schaffst das!“ Und das tut er. Seitliche Vorsprünge als Tritt nutzend, klettert er zu mir und dann sofort weiter. Ich hake seine Sicherung aus und schon ist er unten.
        „Prima, Dexter, sehr gut gemacht.“



        Nürnberger Hütte in der Rückschau


        Der Weg wendet sich nach links. Im Bergauf liegen immer wieder felsige Stufen im Weg.







        manche mit Drahtseilen versichert.

        Schließlich stehen wir vor einem ausgedehnten Gletscherschliff, der bergauf bezwungen werden muss.
        Der Weg führt uns geradewegs ins Paradies mit seinen Schwemmböden und Mäandern.





        Ich gönne uns eine längere Pause bevor wir die letzten 350 Hm zum Simmingjöchl aufsteigen.




        Oben auf dem Scheitelpunkt dieser Etappe thront die alte Zollhütte. Sie ist verschlossen, aber auf den Bänken vor der Hütte lässt sich gut Brotzeit machen und dabei kann der Blick in die Ferne schweifen.




        Laut Mark Zahel (Trekking im Stubai) beginnt der Abstieg vom Jöchl mit einer grimmig steilen, gesicherten Rinne.

        „So Hund, genug geschaut, es geht weiter. Lass dich anleinen.“

        Er trägt noch sein Geschirr, ich meinen Klettergurt. Wir biegen um eine Felsnase, Dexter voraus.

        „Frauchen mach die Leine ab, ich kann alleine laufen.“

        Jeder Nicht-Hundebesitzer wird mich für spinnert halten, aber ich kenne meinen Hund und weiß seine Sprache zu deuten.

        „Dann lauf“.

        Bei mir geht es nicht so schnell. Ich taste mich zum ersten Drahtseil vor.




        Ein Stolperer bringt mich aus dem Gleichgewicht. Ich fange mich, bin am Drahtseil und klinke die Klettersteigsicherung ein. Damit überwinde ich die Rinne problemlos.

        Wieder in gemäßigtem Gelände wandern wir schwungvoll dahin, bis sich Dexter plötzlich niederwirft und eine Pause einfordert. Wir haben Zeit, die Hütte ist in Sicht, also erst mal Pause.




        Bremer Hütte

        An der Hütte angekommen, werden wir sofort von einem schwarzen Zottel in Schäferhundgröße begrüßt, der sich naturgemäß mehr für Dexter als für mich interessiert. Ich lasse die Beiden gewähren.

        Auf dem kleinen Platz vor der Hütte stehen Bänke, etliche Sonnenhungrige lassen sich von der Wärme verwöhnen.

        Auf einer direkt vor der Hüttenwand stehenden Bank sitzt, wie ich sofort erkenne, die Hüttenwirtin und hat alles im Blick.
        „Ich habe euch gestern erwartet.“ „Tatsächlich? Dann muss in meiner Planung etwas schief gelaufen sein.“
        „Ihr schlaft im Winterraum.“ Sie deutet in die entsprechende Richtung. „OK.“

        Ich packe meinen Rucksack und stapfe um die Hütte herum, Dexter und den Hüttenhund im Schlepp.

        Im Raum setzt dann die übliche Routine ein: Schuhe aus, Hüttenschlappen an, ein Bett mit Schlafsack und Schlafkleidung belegen, Dexter füttern, Navi, Smartphone, Geldbörse in den Taschen der Jacke unterbringen, E-book-Reader und Karte unter den Arm klemmen.

        Der Hüttenhund beobachtet Dexter genau, stört ihn aber nicht beim Fressen. Dafür bekommt er ein Leckerchen und dann geht’s wieder nach draußen.

        Es ist noch früh am Nachmittag, also passt noch ein Etappenabschlusskuchen. Diesmal ist es Apfelstrudel, ohne Rosinen, aber mit Sahne. Die Zeit bis zum Abendessen geht mit Lesen und kleinen Schwätzchen dahin.

        Die Gespräche kommen fast immer durch den Hund zustande: "Was hat er in seinen Packtaschen? Und der macht alles mit? Wo darf er schlafen? Was frisst er?"

        Selbst einem Kommunikationsmuffel wie mir, fällt es dann leicht, ein Gespräch zu führen.

        Beim Abendessen setzen sich zwei junge Frauen, gerade der Schule entwachsen, zu mir. Es wird ein sehr unterhaltsamer Abend.
        Zuletzt geändert von Wandermaedel; 29.12.2017, 16:43.

        Kommentar


        • Wandermaedel
          Erfahren
          • 02.11.2017
          • 177
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [AT] Stubaier Höhenweg mit Hund Ende August 2016

          Tag 4: Bremer Hütte – Innsbrucker Hütte
          Heute ist die Königsetappe des Stubaier Höhenweges zu bewältigen, 960 hm auf, 1000 hm abwärts. Dafür sind laut Wanderbuch und Wegweiser 7 Stunden zu veranschlagen.
          Ich rechne für Dexter und mich mit 10 Stunden. Das heißt, dass wir pünktlich zum Abendessen um 18 Uhr in der Innsbrucker Hütte einlaufen werden.

          Punkt 8 Uhr starten wir an der Bremer Hütte. Die erste alpine Schikane, einen stark geneigten, mit Drahtbügeln versehenen Abbruch



          bezwingt der Hund mit Bravour, während ich mich mühe auf die erste Stufe zu kommen. Dabei sind die Wanderstöcke mehr hinderlich als nützlich. Kurzerhand werfe ich sie auf den Weg unter dem Abbruch und hangele hinterher.

          Danach führt der Weg in einer schattigen Flanke steil abwärts und wer mich hier herumhampeln sieht, könnte glauben, ich sei noch nie in den Bergen gewesen.

          Am Ende des Steilstückes angekommen, nimmt uns die Sonne in Empfang. Wir sind auf der Simingalpe.



          Von hier steigt der Weg wieder an. Und so geht es weiter: Aufstieg, Abstieg, Aufstieg, Abstieg, dazwischen auch längere Hangquerungen.





          Plötzlich stellt sich ein drahtseilgesicherter Blockaufschwung in den Weg.

          „Dexter, lass dich anziehen.“

          Das schon bekannte Spiel beginnt: Geschirr, Reepschnur mit Karabinern, Sitzgurt, Bandschlinge mit Karabiner, aus dem Rucksack, Dexters Packtasche rein, Wanderstöcke am Rucksack befestigen. Hund anziehen, mich ausrüsten. Und los.

          Nein, noch warten. Es kommen Leute von der anderen Seite. Sie kraxeln gerade übers Gestein abwärts.

          Ich dränge Dexter so weit wie möglich zur Seite, fixiere ihn mit meinen Beinen und lasse die Wandergruppe passieren.

          „So Dicker, jetzt los.“

          Er braucht nur eine kleine Anschubhilfe und schon hat er den Aufschwung bezwungen.
          Danach zieht sich der Weg weiter durch den Hang, sehr schmal jetzt, rechts steil abfallend, aber Drahtseil versichert. Also Obacht! Ich lasse meinen Klettergurt an. Ab und an klinke ich mich ins Sicherungsseil ein.

          Eine weitere alpine Schikane, eine glatte Platte, umgeht der Hund links und arbeitet sich über steiles Gras nach oben. Menschen können sich am Drahtseil hochhangeln. Geht auch ungesichert ganz gut. Oben angekommen sehen wir die vorspringende Kanzel der Pramarnspitze links vor uns. Ein schönes Fleckchen um eine Pause einzulegen.

          Danach wieder hinauf. Dexter wirft sich jetzt immer öfter in den Schatten von Felsen und legt den Kopf auf seine Vorderbeine, was so viel heißt wie: ich brauche eine Pause.

          Unweit einer dieser Pausenstellen haben drei Personen ihren Brotzeitplatz eingerichtet und schlemmen genüsslich. Ich werde eingeladen mit ihnen (es sind Holländer) Partywürstchen zu teilen. Das mache ich gerne und wir kommen ins Gespräch, wobei wie so oft der Hund das Thema ist.

          Nach einiger Zeit setzt die Gruppe ihren Weg fort. Inzwischen haben uns auch alle anderen Wanderer, die von der Bremer Hütte aufgebrochen sind, überholt.

          „So Dexter, wir müssen auch weiter.“

          Ein Ende der Wanderung ist noch nicht abzusehen. Es geht wieder aufwärts. Oben angekommen ist die Innsbrucker Hütte immer noch nicht in Sicht.

          "Bin ich noch auf dem richtigen Weg?"

          Müsste ich eigentlich sein, einen Abzweig gab es nicht. Zur Sicherheit starte ich das Garmin Navi und wähle den Track Bremer Hütte – Innsbrucker Hütte. Ja, alles richtig. Nach einem erneuten Anstieg ist das Tagesziel dann endlich zu sehen. Inzwischen habe ich keine Lust mehr zu Laufen.



          Jetzt hat aber der Hund wieder Oberwasser. Er schaltet den Turbogang ein. Ich wackele eher langsam hinterher. Pünktlich um 18 Uhr laufen wir mit dem ersten Regenschauer im Ziel ein.

          „Do seids jo“,
          empfängt uns der Hüttenwirt, der schon mit dem Fernglas nach uns ausgeschaut hat.

          „Do kimmt noch a Frau mit am Hund, ham die andern Wanderer gesagt. Mir ham uns scho Sorgen gemacht.“
          „Das tut mir leid, ich hätte den anderen sagen sollen, dass ich erst gegen 18 Uhr hier sein würde.
          Bei dem warmen Wetter braucht der Hund braucht seine Pausen." Und nicht nur der Hund.

          „Komm Dexter, wir gehen rein.“

          Ich befreie ihn von den Packtaschen, die er wieder tragen musste nachdem die alpinen Schikanen mit ihren Drahtseilen zu Ende waren und rubbele ihn mit dem Hundehandtuch ab. Trocken wird er nicht, aber der gute Wille zählt.

          Danach begeben wir uns in die Gaststube um zu erfahren wo wir nächtigen werden.

          „Ja, wir hatten gestern mit euch gerechnet. Heute haben wir kein Zimmer mehr, nur noch ein Notlager. Ich zeige es euch.“

          Er eilt uns voran die Treppe hoch und öffnet die Tür zu einem Raum, den ich ein Kabuff nennen würde. Ist wohl ein Lagerraum. Ohne Fenster, aber mit einem Stockbett und zwei Stühlen. Na dann.
          Dass der Hund und ich in dieser Kammer beinahe ersticken werden, weiß ich jetzt noch nicht.

          Ich lasse den Hund in der Kammer zurück und suche den Waschraum. Ich erwäge zu Duschen, obwohl eine Minute 2€ kostet.

          Also entledige ich mich meiner Kleidung und füttere den Münzautomaten mit einem Geldstück. Die Münze fällt durch und landet im Ausgabeschlitz.
          Ich versuche es noch einmal. Sie kommt wieder raus. Ich spucke sie an (hilft manchmal), werfe sie wieder ein und zack rauscht sie wieder durch. So geht es auch mit den beiden anderen Geldstücken.
          Dann eben nicht. Warmes Wasser gibt es auch am Waschbecken. Und es gibt sogar einen Haartrockner. Dann also das volle Programm: Haare, Körper, Füße.

          Blitzblank gehe ich danach mit Dexter zum Abendessen. Die erste vollbesetzte Stube durchqueren wir. In der zweiten entdecken uns die netten Holländer, die ihre Brotzeit mit mir teilten und winken uns zu sich. Dexter wird sofort ausgiebig geknubbelt.

          Wir unterhalten uns so gut wie möglich, sie können etwas deutsch. Es wird ein sehr angenehmer Abend.
          Zuletzt geändert von Wandermaedel; 29.12.2017, 17:21.

          Kommentar


          • Wandermaedel
            Erfahren
            • 02.11.2017
            • 177
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [AT] Stubaier Höhenweg mit Hund Ende August 2016

            Tag 5: Abstieg nach Neustift
            Der Morgen empfängt uns mit undurchsichtigem Grau, was nicht schlimm ist, auf dem Weg durchs Pinnistal sind keine alpinen Schikanen zu erwarten, allenfalls eine auf dem Wanderweg stehende friedliche Kuh. 1400 hm sind im Abstieg zu bewältigen, drei Geocaches zu finden.

            Vom Pinnisjoch laufen wir auf einem breitem, wenig spannenden Serpentinenweg hinab zum Karboden mit der Jausenstation Karalm, von dort weiter zur Pinnisalm.
            Hier ist der erste Geocache zu suchen. Ich finde ihn erst nachdem ich einen Hinweis von der netten Serviererin bekommen habe.

            Hier an der Alm hätten wir die Möglichkeit uns mit einem Taxi ins Tal bringen zu lassen, oder wir könnten zum Elferlift aufsteigen und dann gemütlich abwärts gleiten. Beide Möglichkeiten verwerfe ich. Es geht jetzt nur noch mäßig bergab und außerdem lugt die Sonne durch die Wolkenfenster, also alles easy.



            Die Geocaches Pinnistal der Stein und Pinnistal Issenanger sind schnell entdeckt und die Logbücher signiert. Der Weg wird wieder steiler. Langsam nähern wir uns der Ortschaft Neder.

            Wir müssen nicht ins Dorf hinunter, sondern biegen oberhalb in den *Oberer Weg* ein. Parallel zur Hauptstraße, die weit unter uns liegt, laufen wir über den aussichtsreichen Höhenweg bis unter uns Neustift auftaucht.
            Auf einem schmalem Serpentinenweg steigen wir zur Talstation des Elfer Liftes ab. Von hier aus sind es nur noch wenige Meter bis zum Parkplatz an der Tourist-Info auf dem ich mein Auto abgestellt habe. Es harrt dort meiner und ist völlig unversehrt.

            Ich hänge den Hund mit der Leine an den Fahrradträger und reiße alle Türen auf. Ein Schwall heißer Luft knallt mir entgegen.
            Dexter bekommt Futter und Wasser, ich nichts, muss erst einkaufen.

            „Dexter, leg dich hin und ruhe dich aus, Frauchen sucht den Cache an der Kirche, danach fahren wir zu Billa.“

            Wieder zurück, nötige ich den Hund zum Einsteigen. „Rein Hund, ich lasse auch die Fenster auf.“ Der ist Kummer gewohnt und wehrt sich nicht.

            Fazit:
            Ein sehr schöner Weg. Trittsicherheit hilft den Genuss zu steigern. Ab und an Hand anzulegen ist auch nicht verkehrt.
            Die Etappe > Bremer Hütte – Innsbrucker Hütte < ist sehr lang und nicht zu unterschätzen. Es sind viele Hangquerungen mit Tiefblicken zu bewältigen.

            Kommentar


            • danobaja
              Alter Hase
              • 27.02.2016
              • 3287
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [AT] Stubaier Höhenweg mit Hund Ende August 2016

              klasse! danke, ich mag coole hunde!
              danobaja
              __________________
              resist much, obey little!

              Kommentar

              Lädt...
              X