Notwendigkeit von Kursen - Autodidakt oder Kursjunkie

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  • Gast20200707
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    • 25.05.2013
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    Notwendigkeit von Kursen - Autodidakt oder Kursjunkie

    Hallöchen,

    mich würde mal Eure Meinung dazu interessieren, welche Kurse Ihr bis dato gemacht habt und was es Euch über die Jahre gebracht hat. Ich habe es unter dieser Rubrik laufen lassen, weil es mich speziell im alpinen Bereich interessiert, aber auch andere Kurse von Euch könnt Ihr auflisten.

    Warum Diese Frage? Naja, in der heutigen Gesellschaft wird man ja so lange in die Hand genommen bis man nicht mehr selbständig laufen kann. Jaja, früher war alles besser. Doch irgendwie war es anscheinend wirklich so, denn die Flut an Einsteigerkursen, Einsteiger-Aufbaukursen und Aufbau-Aufbaukursen nimmt überhand. Macht man nicht alle Kurse durch und kann mit einem Zertifkat rumwedeln ist man leichtsinnig, grob fahrlässig und bei Gleichgesinnten nicht gern gesehen.

    Doch wie haben es die Kursleiter gelernt, wie die Gleichgesinnten? Sie sind ja nicht mit der Fähigkeit auf die Welt gekommen, mussten es auch lernen. Daher verstehe ich die heutige Sorge nicht darum, dass man ohne Kurs nicht vor die Tür gehen darf.

    Wie Ihr vielleicht aus den Zeilen oben herauslesen könnt, bin ich eher der Autodidakt. Habe mir das sächsische Freiklettern selbst beigebracht. Erst bouldern, dann im Vorstieg leichte Routen bis ich es sogar mal zu einer einzigen IXa RP geschafft hatte. I.d.R bin ich sonst viel im oberen VIIer Bereich sicher im Vorstieg unterwegs gewesen, habe aber immer durch Andere wieder was dazu gelernt, war aufnahmebereit und habe mir Verbesserungen zu Herzen genommen.

    Dann bekam ich mal einen 3-tägigen Survival Kurs geschenkt bekommen. Totaler Schrott, da ist nix hängen geblieben, völliger Geldrausschmiss. Dann mal ein Wochenend-Eiskletterkurs. Der war schön und hatte mich angefixt. Habe viel gelernt, aber auch viel vergessen. Vieles wusste ich schon durch Lesen in Büchern. Die Theorie war also da, die Praxis musste gefestigt werden.

    Braucht man dazu aber immer Kurse? Im Konkreten stelle ich mir aktuell die Frage beim Eisklettern. Ich muss ja nicht gleich vertikal klettern. Horizontal klettern um den Bewegungsablauf zu üben, Eisschrauben setzen, Abalakov Eisuhr setzen reicht doch für den Anfang. Ich bin der Auffassung "Learning by doing" kann doch nicht schaden und ich habe das Gefühl, dass durch das autodidaktische Lernen bei mir mehr hängen bleibt.

    Freue mich auf Eure KONSTRUKTIVEN Beiträge. Gern können hier Eiskletterer mir gern Tipps geben, wo man in Österreich/Schweiz vielleicht in Ruhe sich selbst am Eis versuchen kann ohne blöd angeschaut zu werden. Aber im Allgemeinen interessiert ich hier schon die Meinung über Kurse.

    Schönen 1.Advent
    LG Jens

  • danobaja
    Alter Hase
    • 27.02.2016
    • 3287
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    #2
    AW: Notwendigkeit von Kursen - Autodidakt oder Kursjunkie

    hi jens,
    kurse hab ich nie belegt. ich bin allerdings in den alpen aufgewachsen und hatte immer gute, erfahrene begleiter wenn es darum ging neuland zu betreten.
    mitdenken hat mir viel geholfen, ich erinner mich an eine skitouren-situation wo einer der begleiter gesagt hat (wörtlich): "klar seh ich die lawine, aber wenn ich da komm, dann teilt die sich." naja, sie kam nicht runter, aber ich bin trotzdem im wald geblieben bis der kollege durch war und danach abgefahren (er ist ein paar jahre später bei einem hirnrissigen motorradunfall tödlich verunglückt). ich hab mir ins eis oft ne toprope gehängt zum üben. so ne schraube dreht sich leichter rein wenn man schon gesichert ist, und nur vorstieg spielt. ich hab geübt bis zur vergasung, sehr oft war ich solo unterwegs, sommers wie winters. hab immer versucht an meine grenzen zu gehen. bin aber auch schon 5 m vom gipfelbuch weg wieder umgekehrt weil mein bauch gesagt hat dass es reicht.
    da hilft es halt wenn man immer jemanden findet der mitgehen will und man nur ne halbe stunde anfahrt hat. wenn ich längere wege (zb anfahrt aus hamburg) gehabt hätte wär das nicht möglich gewesen. dann wär ich wohl auch auf organisierte kurse angewiesen gewesen um in relativ kurzer zeit möglichst viel wissen zu erwerben. zeit ist halt oftmals ein kritischer faktor, heutzutage immer mehr. nebenbei auch einer der risikofreudigkeit erhöht. ich hab münchner hochgefährliche touren gehen sehen mit der begründung: jetzt bin ich schon mal da...

    learning by doing war immer mein weg. denali war meine 2. skitour. skifahren konnte ich sehr gut, nur den umgang mit der anderen bindung und die technik im anstieg musste mir jemand zeigen. auch im fels bin ich autodidakt. mangels übung bin ich da auch nur weit unter mittelmass. aber ich weiss das, und sowas wie el cap hab ich abgeschrieben.

    klar, würd ich auch kurse belegen wenn ich ichs nicht selber planen/organisieren könnte oder wollte. aber es beruhigt auch das gewissen ungemein und wenn was passiert kann man hernach sagen: kritik unbegründet, ich hatte nen kurs, und jetzt halt mal pech. ich hatte immer top leute die mir was gezeigt haben, das hat halt auch nicht jeder. insofern, find ich, haben die kurse ihre berechtigung, für mich wärs in den meisten fällen wohl nix. den zeitfaktor hab ich schon erwähnt oben.

    aus vielen kursen kann man sehr viel wissen ziehen, üben muss man trotzdem. ich finds gut wie du das angehst. und schei** drauf wie dich andere ansehen. das ist dein ding. cyoic! ( climb your own ice-climb). pass nur auf dass nix passiert. shit happens anyway. restrisiko bleibt mit kurs oder ohne.

    berg heil, mann!
    danobaja
    __________________
    resist much, obey little!

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    • TeilzeitAbenteurer
      Fuchs
      • 31.10.2012
      • 1415
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      • Meine Reisen

      #3
      AW: Notwendigkeit von Kursen - Autodidakt oder Kursjunkie

      Bei mir ist es eine Mischung aus beidem: Klettern an Bohrhaken habe ich über Freunde gelernt. Für's Trad- und Alpinklettern haben wir dann mal einen Kurs belegt, weil es keiner konnte. Das dabei erlernte Wissen wurde dann wieder in Eigenregie verfestigt und ergänzt.
      Ich halte eine am persönlichen Bedarf orientierte Mischung aus Eigenregie und Kursen sinnvoll. Gerade bei viel autodidaktischem Lernen finde ich es gut, wenn einem von Zeit zu Zeit "zertifiziertes" Personal auf die Finger schaut, damit sich keine Fehler einschleichen, die einem selbst evtl. nicht auffallen, bzw. die nicht als solche erkannt werden. Außerdem sind Kurse auch gut, um den einen oder anderen praktischen Tipp jenseits des nominellen Kursinhaltes mitzunehmen, was der Lernkurve sehr zuträglich sein kann. Trotzdem ersetzt kein Kurs regelmäßige Anwendung und Aktualisierung des Wissens und man muss auch nicht sein gesamtes Wissen aus "qualifizierter Hand" beziehen. Abweichungen von der Lehrmeinung können je nachdem ja auch probat sein.
      Insgesamt habe ich glaube ich deutlich mehr in Eigenregie als durch Kurse gelernt, würde mich aber auch nicht scheuen, bei Bedarf wieder einen Kurs zu belegen.

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      • Vegareve
        Freak

        Liebt das Forum
        • 19.08.2009
        • 14389
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        • Meine Reisen

        #4
        AW: Notwendigkeit von Kursen - Autodidakt oder Kursjunkie

        OT:
        Zitat von danobaja Beitrag anzeigen
        denali war meine 2. skitour.
        As in, Du warst auf dem Gipfel des Denali/Mount Mckinley? Wow.
        "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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        • danobaja
          Alter Hase
          • 27.02.2016
          • 3287
          • Privat

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          #5
          AW: Notwendigkeit von Kursen - Autodidakt oder Kursjunkie

          Zitat von Vegareve Beitrag anzeigen
          OT:

          As in, Du warst auf dem Gipfel des Denali/Mount Mckinley? Wow.
          OT: ja, talkeetna-wonderlake zu fuss. mit echten 6000 höhenmetern zwischendrin. auf grund des riesigen gepäcks (20 tage essen) haben wir ab motorcycle hill die halbe ladung hoch, sind zurück und haben unten übernachtet. am nächsten tag sind wir mit der 2. ladung hoch zum eingegrabenen, usw. im grunde hab ich den berg in beide richtungen überschritten. gipfeltag war 11.juli 1986. kann ich nicht vergessen, in usa fährt man so oft an einem 7/11 laden vorbei....
          danobaja
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          • Gast20200707
            GELÖSCHT
            Dauerbesucher
            • 25.05.2013
            • 764
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: Notwendigkeit von Kursen - Autodidakt oder Kursjunkie

            Okay, danke, vor allem an Dich danobaja. Logisch, wenn was passiert, hebt Jeder den Finger und meckert rum, warum man keine Kurse gemacht hat. Andererseits passiert auch vielen Geübten mit Kursen was. Bin da so wie Du. Lieber einen klaren Gedanken fassen, Selbstvertrauen, aber auch Mut zum Rückzug. Dann passt das schon und nun widme ich mich mal Deinem Denali Bericht. *Freu*

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            • AlfBerlin
              Lebt im Forum
              • 16.09.2013
              • 5073
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: Notwendigkeit von Kursen - Autodidakt oder Kursjunkie

              Ich habe an Paddel- und Segelkursen teilgenommen und dabei einiges schnell gelernt.

              Zum schnellen Lernen empfehle ich Kurse plus Literatur plus Youtube-Videos. Praxiserfahrungen, Austausch, Anregung und Konkurrenz von Kursen sind nur schwer zu ersetzen. Von Freuden kann man auch einiges Abschauen, aber die übernehmen meistens die schwierigen Sachen oder können nicht gut erklären oder korrigieren was man macht.

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              • Torres
                Freak

                Liebt das Forum
                • 16.08.2008
                • 30686
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: Notwendigkeit von Kursen - Autodidakt oder Kursjunkie

                Ich komme nun nicht vom Klettern, aber ich würde sagen, dass es darauf ankommt, auf welchem Niveau man agieren will, wie jung man anfängt und wieviel Zeit man investieren kann und will. Natürlich kann man sich vieles selbst beibringen, aber einiges geht eben schneller und effektiver, wenn man jemanden hat, der einen lehrt. Bei bestimmten Sportarten, die man quasi mit der Muttermilch lernt, lernt man es von anderen, wenn diese auf einen achten, wobei man auch da Glück haben sollte, nicht jeder, der gut ist, kann auch gut weitergeben. Bei anderen Sportarten ist es so, dass sich keiner damit aufhält, dem anderen zu erklären, was richtig ist und jeder wurschtelt sich mit seinen Erfolgserlebnissen so durch, weiter geht es dann aber an einer bestimmten Stelle dann auch nicht, wenn man nicht das Mega-Talent ist, dem die Sache zufliegt.
                Selbstlernen kann auch zu dem Problem führen, dass man sich bestimmte Techniken aneignet, die entweder überholt sind (auch das kann ein Problem bei "Laienlehrern" sein) oder die sich viel später, bei intensiverer Ausübung, als schmerzhaft oder verletzungsfördernd entpuppen. Natürlich gibt es immer verschiedene "Schulen", aber einmal bewusst eingeübt ist eben auch etwas anderes als "aus dem Bauch heraus".

                Ich würde daher immer sagen, dass es auf den Einzelfall und Anwendungsbereich ankommt. Ich habe einige Sportarten autodidaktisch gelernt und Kurse mittlerweile schätzen gelernt. Trainieren muss man natürlich dennoch, der Kurs kann nur die ersten Hinweise geben, das Verfestigen muss jeder selbst erledigen, und oft hakt es daran, dass das Wichtige im Detail liegt, der Anfänger aber gerade das für garnicht so wichtig erachtet. Alleine die durch einen Kurs geschärfte Selbstkontrolle, und die Fähigkeit, sich aufgrund dieser Basis die anderen Sportler genau anzuschauen und zu analysieren (und dadurch auch von ihnen zu lernen, durch Kopie), ist für mich schon oft ein Kurs wert gewesen.
                Oha.
                (Norddeutsche Panikattacke)

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                • Flachlandtiroler
                  Freak
                  Moderator
                  Liebt das Forum
                  • 14.03.2003
                  • 29008
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: Notwendigkeit von Kursen - Autodidakt oder Kursjunkie

                  Bergsteigen: Autodidakt -- seeehr langsame Lernkurve, weil alpenfern.
                  In den AV bin ich erst eingetreten, als ich bereits einen Alpenviertausender bestiegen hatte.
                  Irgendwann steht man vor der Hürde, mit Seil & Gurt umgehen zu müssen. Ich hab' trotzdem erstmal mit allen möglichen, irgendwie berg-affinen Bekannten Touren gemacht und halt konservativ geplant. Kurse hätten das vielleicht beschleunigt, aber den Erlebniswert kaum erhöht. Irgendwann waren die Ressourcen in der Verwandtschaft usw. aufgebraucht die ersten Anbahnungsversuche z.B. im lokalen Alpenverein oder auch auf irgendwelchen Webboards waren garnicht bis wenig erfolgreich. Ich war bspw. mit einem FÜL-Anwärter unterwegs, zunächst mal privat und dann auch mal im Rahmen einer Ausbildungstour (Tourenwoche mit integriertem Gletscherkurs für seine Sektionsteilnehmer); Pech, Pleiten und Pannen sag' ich nur.
                  Dann waren ab und an mal Kameraden dabei, wo ich dann von profitieren konnte

                  Klettern:
                  Hier bekam ich einst einen "Schnupperkurs" geschenkt und hatte diesen Gutschein zunächst naserümpfend in der Ecke verschimmeln lassen... ich glaube rein mit dem Kurs wäre es wohl auch dabei geblieben, aber der Ausbilder wollte im Anschluß an den (Toprope...) Kurs noch was machen und bot an, dass wir noch Vorsteigen könnten. Schon besser, hätte das allein mich aber in Duisburg wohl nicht zum Sportklettern gebracht. Zehnmeter-Betonwände mit geschlagenen Löchern und kleinen Kieseln. Aber nach ein paar mehr oder weniger haarsträubenden Solotouren und mit dem Wunsch nach schwierigeren Bergzielen fand ich dann doch hinein. Mittlerweile bin ich in der Arbeitsgruppe eines Klettergebietes und habe dort einiges gelernt. Das würde ich aber eher nicht als organisierte Ausbildung betrachten.

                  Mein Fazit ist, wer Bergsport autodidaktisch lernen will muss sich sehr genau überlegen was er tut. Wer Kurse macht, muss das auch oder er läuft ewig hinterher. Das oft gebrachte Argument, dort findet man Gleichgesinnte kann ich nicht bestätigen, zumindest nicht als Anfänger...
                  Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 27.12.2017, 21:09.
                  Meine Reisen (Karte)

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                  • opa
                    Lebt im Forum
                    • 21.07.2004
                    • 6728
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: Notwendigkeit von Kursen - Autodidakt oder Kursjunkie

                    also ich habe beim klettern in der jugend schon ein paar kurse gemacht. in der folge dann die kenntnisse selbst vertieft. also ich finde,es geht beides, allerdings sehe ich beim autodidaktischen lernen schon eine paar knackpunkte: irgendeinen input von außen wirst du schon brauchen, entweder über kurs oder entsprechendes durch freunde, bekannte. und als anfänger ist es unter umständen schon schwer einzuschätzen, wie kompetent die freunde wirklich sind. ist schon ein gewisser zufallsfaktor dabei, vor allem bei sicherheitrelevanten sachen.

                    beim bewegungslernen finde ich auch input von außern äußerst wichtig. skifahren zum beispiel lent sich deutlich besser mit anregung von außen. bin selbst ein schlechter schifahrer. ohne anregung von außen wäre ich ein sehr sehr schlechter schifahrer. viel gebracht hat mir seinerzeit schon , dass ich mir irgendwann einmal eine übungsleiterasubildung gegönnt habe (leider längst verfallen), ist aj auch eine art kurs. und da im vorfeld und nachgang viel auf sektionsveranstaltungen war und auch privat dann halt aus der sektion viel mit leuten unterwegs war, die wenigstens übunsleiter waren, bzw. auch weitergemacht haben und verbandsskilehrer oder auch staatliche geprüfte skileherer waren, bzw einer, mit dem ich viel unterwegs war, bergführeranwärter. der input ist schwer zu ersetzten, und wenn du nicht durch zufall entsprechende leute kennenlernst, dann geht das halt nur mit kurs.
                    @danobaja: super bericht, habe ihn mit großer freude gelesen. zum autodidaktischen muss sich halt jeder selbst überlegen, inwieweit die aktion vorbehaltslos zur nachahmung zu empfehlen ist. wenn du kinder hast, verändert sich da vielleicht auch der blickwinkel. mir wäre es nicht so recht, wenn meine kinder irgendwann mal so ans alpine rangehen würden...

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                    • Tie_Fish
                      Alter Hase
                      • 03.01.2008
                      • 3550
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: Notwendigkeit von Kursen - Autodidakt oder Kursjunkie

                      Als gelernter Ossi neigt man dazu, sich möglichst autodidaktisch Wissen anzueignen. Oftmals fehlt einem einfach die Zeit, sich einen geeigneten Kurs zu suchen oder einen Kurs zu finden, der dem entsprechenden Niveau entspricht und nicht unbedingt beim Urschleim anfängt. Beruflich wie privat. Ich habe beruflich schon Kurse besucht, die zehn Riesen für drei Tage gekostet haben und außer Businesskasper-Geschwurbel keine Inhalte hatten und schon welche bei der Volkshochschule für 5€ pro Abend, die mich was gelehrt haben. Mit einem Privatlehrer habe ich in einem halben Jahr besser englisch gelernt als in 12 Schuljahren vorher.

                      Zum Thema Outdoor: Skilaufen konnte ich schon, bevor ich Fahrradfahren oder Schwimmen konnte, aber ohne richtigen Trainer hätte ich es sicher nie ordentlich hingebracht.

                      Paddeln tue ich auch schon 15 Jahre oder so, aber die Probleme in der Schulter in den Griff zu kriegen und effektiv zu paddeln habe ich erst mit der richtigen Technik beim Kurs gelernt. Ebenso notwendige Rettungs- und Bergungstechniken. Also unverzichtbar imho.

                      Beim Klettern kenne ich die ganze Theorie und alle Knoten, aber an eine Wand oder einen spaltigen Gletscher würde ich mich ohne Erfahrenen nicht wagen, da bin ich einfach zu ahnungslos und unerfahren. Wenn ich es wollte, würde ich sicher einen Kurs machen, aber dann auch nur erfahrene Leute in zweiter Reihe begleiten.

                      Manchmal hat man einfach keine Zeit, sich autodidaktisch etwas anzueignen und insbesondere, wenn Fehler fatal und irreversibel sind oder sein könnten, ist ein Kurs die bessere, schnellere und preiswertere Variante (Klettern). Als verzichtbar werden oft Kurse in den Disziplinen eingestuft, die man gefahrlos selbst vermeintlich sofort beherrscht, wie z.B. eben Skifahren und Paddeln. Jeder, der sich auf zwei Brettern halten kann oder in einem Boot mit einem Paddel sitzen kann, kommt irgendwie vorwärts - aber effizient, energiesparend und sicher geht letztendlich nur mit einem guten Trainer und ständiger autodidaktischer Selbstoptimierung (möglichst in Begleitung Erfahrener), denke ich.

                      OT: Übrigens: Groß- und Kleinschreibung kann man auch in Kursen lernen
                      Grüße, Tie »

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                      • opa
                        Lebt im Forum
                        • 21.07.2004
                        • 6728
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: Notwendigkeit von Kursen - Autodidakt oder Kursjunkie

                        Zitat von Tie_Fish Beitrag anzeigen

                        OT: Übrigens: Groß- und Kleinschreibung kann man auch in Kursen lernen
                        ja, diese kurse habe ich in jungen jahren lange besucht. habe mich da aber als absolut "bildungsresistent" herausgestellt. selbst 13 jahre kurs können nicht alles richten.

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                        • Schattenschläfer
                          Fuchs
                          • 13.07.2010
                          • 1574
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: Notwendigkeit von Kursen - Autodidakt oder Kursjunkie

                          Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                          dass es darauf ankommt, auf welchem Niveau man agieren will, wie jung man anfängt und wieviel Zeit man investieren kann und will. Natürlich kann man sich vieles selbst beibringen, aber einiges geht eben schneller und effektiver, wenn man jemanden hat, der einen lehrt.
                          Sicherlich. Natürlich sind diverse DAV Kurse nicht die einzige Methode Klettern zu lernen. Ich persönlich habe nie einen besucht, sondern alles über Freunde, Bekannte, Eigenstudium, gelegentlich mal ein Buch oder auch mal DAV - Wissen gelernt, bis dann irgendwann jobmäßig gewünscht war, dass ich den Kletterbetreuerschein mache.

                          Mir fällt auf, dass (subjektiv) Leute, die über die reine Alpenvereinsschiene kommen (Schnupperklettern, DAV Kurs Indoor Toprope, dann Indoor Vorstieg zum DAV Kletterschein, dann zwei Wochenenden "Vom Sofa in die Halle", "Von der Halle an den Fels", "Mobile Absicherung", "Sicher sichern" etc. etc. etc.) meist sehr DAV-hörig sind, das bedeutet dann, dass alles doppelt und dreifach redundant sein muss, sonst fürchtet man sich schon und diskutiert lang und breit ob es jetzt dieser oder jener Safelock-Karabiner sein muss, ob Tube schon lebensmüde ist etc. und hat m.E. weniger Konzentration für's Wesentliche übrig.
                          Natürlich kann ich gut verstehen, dass Alpenvereine möglichst "Idiotensicher" lehren möchten, schließlich sind sie Anlaufstelle für die meisten Anfänger, die eben nicht die Möglichkeit über Freunde haben. Es kann sich aus deren Angebot ja jeder das auswählen, was er/sie möchte.

                          Vermutlich würde ich jetzt besser (Sport-)klettern, wenn ich mit 17 oder 18 mal ein paar Technikkurse besucht und nicht einige Jahre annähernd gleich schwer geklettert hätte. So hab ich mich halt mit meinem Dasein als Alpin- und Genusskletterer eingerichtet.

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                          • Flachlandtiroler
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                            Moderator
                            Liebt das Forum
                            • 14.03.2003
                            • 29008
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: Notwendigkeit von Kursen - Autodidakt oder Kursjunkie

                            Zitat von Schattenschläfer Beitrag anzeigen
                            Alpenvereinsschiene
                            Mein Eindruck als relativer (Hochtouren-) Anfänger vor vielen Jahren war, dass die Sektionsgruppen absolut digital zusammengesetzt waren: Führende und Geführte. Privattouren, wo man mit Gleichgesinnten mitgehen konnte schien es nicht zu geben.

                            Da ich mittlerweile ja den einen oder anderen Führenden am Seil gehabt habe, ist mir aber auch klar dass das mit Redundanz & Idiotensicherheit halt so sein muss. Wer so'nen DAV-Leitungsschein gemacht hat, fühlt sich scheinbar immer mit einem Fuß im Gefängnis, sobald er irgendwo von der Lehrmeinung abweicht.
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                            • opa
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                              • 21.07.2004
                              • 6728
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                              #15
                              AW: Notwendigkeit von Kursen - Autodidakt oder Kursjunkie

                              Zitat von Flachlandtiroler Beitrag anzeigen
                              Wer so'nen DAV-Leitungsschein gemacht hat, fühlt sich scheinbar immer mit einem Fuß im Gefängnis, sobald er irgendwo von der Lehrmeinung abweicht.
                              ist ja auch ganz schön bescheiden, wenn du da als kursleiter nicht mehr vollzählig zurückfährst - sogar, wenn du von den juristischen konsequenzen absiehst.

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                              • Bambus
                                Fuchs
                                • 31.10.2017
                                • 1859
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                                #16
                                AW: Notwendigkeit von Kursen - Autodidakt oder Kursjunkie

                                Das ist nicht nur für Kursleiter unschön sondern selbst wenn 2 unterschiedlich Starke (im Sinne von Erfahrung und Können) unterwegs sind kann es für den Besseren äußerst unerfreulich werden, wenn dem Anderen was zustößt. Umgekehrt sowieso .

                                Versicherungen, Juristen und die Staatlichen Stellen sind da ziemlich eigen ....

                                Sprecht mal mit einem Bergführer über die Sache, dann sollte Klar sein, warum 2 oder 3x nachgesehen wird.






                                PS. das mit Idiotensicher ist sehr schwer, Idioten sind sehr kreativ und erfinderisch!

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                                • Flachlandtiroler
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                                  Moderator
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                                  • 14.03.2003
                                  • 29008
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                                  #17
                                  AW: Notwendigkeit von Kursen - Autodidakt oder Kursjunkie

                                  Zitat von opa Beitrag anzeigen
                                  ist ja auch ganz schön bescheiden, wenn du da als kursleiter nicht mehr vollzählig zurückfährst - sogar, wenn du von den juristischen konsequenzen absiehst.
                                  Klar, während einer Ausbildung sollte alles lehrbuchmässig laufen -- wenn nicht da, wo sonst.

                                  Was ich meinte, dass es den Kursleitern mitunter (nicht immer) schwer fällt, auf einer privaten Tour davon mal bisschen Abstand zu gewinnen. Ist absolut verständlich, aber manchmal halt auch lästig.

                                  Die von bambus thematisierten Umstände waren für mich frühzeitig ein Grund, im Bezug auf Kurse abstinent zu bleiben.

                                  Achso, einen Kurs habe ich tatsächlich unterschlagen: Da gab's mal einen DAV-Kurs zu Klemmkeilen, war aber aus meiner Sicht eine ziemliche Lachnummer und groß mitgenommen habe ich da nichts.
                                  Meine Reisen (Karte)

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                                  • Torres
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                                    Liebt das Forum
                                    • 16.08.2008
                                    • 30686
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: Notwendigkeit von Kursen - Autodidakt oder Kursjunkie

                                    Man sollte nicht unterschlagen, dass es immer noch so etwas wie Talent, Begabung gibt. Wer z.B. den passenden Körperbau zu einer Sportart hat (und damit meine ich nicht das Gewicht, das könnte man ja noch beeinflussen), wird immer auf höherem Niveau unterwegs sein, als jemand anderes, der diese Voraussetzungen nicht hat. Letzterer muss viel mehr auf Ausbildung und Technik setzen und kann sich keine Schludrigkeiten erlauben. Wobei ein Talent sich auch erst dann entfaltet, wenn es die richtige Förderung erhält. Das ist aber im Hobbybereich sicherlich nicht so entscheidend.
                                    Ich habe schon als Kind verschiedene Sportarten von der Pike auf gelernt, im Verein, und fand das sehr anregend, damals gab es natürlich kein Youtube. Mit 12 Jahren habe ich meine Lieblingssportart gefunden, da war ich schon fast zu alt dafür, autodidaktisch gar nicht schlecht unterwegs, dann kam der Verein, die Leute haben mich ausgelacht. Ich war gut bei Null Technik und das war einfach nicht gut genug, verschwendetes Talent, ich hab trotz regelmäßigen Trainings nie das erreicht, was ich hätte erreichen können, wenn ich es gleich richtig gelernt hätte und bin dann eben auf Amateurniveau geblieben (weil ich instinktiv bei Bewährungsproben in alte Gewohnheiten zurückfiel) und hab den Sport letztlich aufgegeben.

                                    Auch die Langzeitfolgen - von Tie angesprochen - sollten nicht unterschätzt werden (Fingerprobleme, Schulterprobleme, Knieprobleme). Nicht alles ist wirklich rein altersbedingt, sondern beruht auf Raubbau am Körper, aufgrund falscher Haltung, Überlastung etc., das merkt man dann manchmal erst, wenn es in die Mittvierzieger-Fünfziger geht. Dann noch Technik umlernen bringt oft nichts mehr, das war es dann.

                                    Ich finde einen guten Zugang, autodidaktisch zu prüfen, ob eine Sache wirklich etwas für einen ist und sich dann frühzeitig ergänzend gezielt Schulungen herauszusuchen, die einen korrigieren und weiterbringen. Es gibt heute so viele personalisierte Möglichkeiten, die man nutzen kann und sollte. Dass, wie von Schattenschläfer angedeutet, viele Leute alles über Kurse regeln wollen, inklusive Ausrüstungsfixierung etc., ist sicherlich das andere Extrem, ein bisschen Spaß sollte die Sache natürlich machen, aber beim regelmäßigen Training oder bei privaten Touren ist man sowieso auf sich gestellt.
                                    Oha.
                                    (Norddeutsche Panikattacke)

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                                    • Flachlandtiroler
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                                      Moderator
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                                      • 14.03.2003
                                      • 29008
                                      • Privat

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                                      #19
                                      AW: Notwendigkeit von Kursen - Autodidakt oder Kursjunkie

                                      Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                      Dass, wie von Schattenschläfer angedeutet, viele Leute alles über Kurse regeln wollen, inklusive Ausrüstungsfixierung etc., ist sicherlich das andere Extrem, ein bisschen Spaß sollte die Sache natürlich machen, aber beim regelmäßigen Training oder bei privaten Touren ist man sowieso auf sich gestellt.
                                      Insbesondere beim Bergsteigen gibt es m.M.n. eine große Zahl von Ausübenden, die lediglich und nahezu ausschließlich im Rahmen von geführten Veranstaltungen unterwegs sind. Mag sein das ist alpennah etwas anders.
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                                        • 27.02.2016
                                        • 3287
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                                        #20
                                        AW: Notwendigkeit von Kursen - Autodidakt oder Kursjunkie

                                        Zitat von Flachlandtiroler Beitrag anzeigen
                                        Insbesondere beim Bergsteigen gibt es m.M.n. eine große Zahl von Ausübenden, die lediglich und nahezu ausschließlich im Rahmen von geführten Veranstaltungen unterwegs sind. Mag sein das ist alpennah etwas anders.
                                        ja das ist es. viele sind mitglied im av, aber in erster linie wegen versicherung und übernachtungen auf den hütten. gegangen wird meist privat in passenden gruppen, mit freunden. geführt gibts dann erst wieder wenn man höher hinaus will und ins ausland. aber auch solche touren werden privat organisiert und durchgezogen. ich hab so den eindruck das geführte beschränkt sich auf gruppenwanderungen für die senioren. da sind dann mal 20 auf einen haufen unterwegs, alles sektionsmitglieder, meist tageswanderungen. und natürlich die kurse die angeboten werden. sonst telefoniert man sich kurzfristig zusammen und macht was aus, trifft sich oft auch am parkplatz an dem es losgeht mit der tour.
                                        danobaja
                                        __________________
                                        resist much, obey little!

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