"Wundversorgung draußen" oder"Wann sollte man den roten Knopf drücken"

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  • AlfBerlin
    Lebt im Forum
    • 16.09.2013
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    • Meine Reisen

    #41
    AW: "Wundversorgung draußen" oder"Wann sollte man den roten Knopf drücken"

    Natürlich sollte man beachten, was die Ärzte sagen. Und wenn die sagen, im Zweifel nicht nähen, dann wird das wohl besser sein. Aber es gibt vermutlich Fälle, wo Nähen die bessere Option ist. Und ich kann mir nicht Vorstellen, dass Wundnähen in jedem Fall so eine Hightec- und Hochkompetenz-Sache ist, dass sie von einem Laien in der Pampa auf keinen Fall durchgeführt werden kann und darf.

    Ditschi würde halt wochenlang mit einer klaffenden Wunde rumlaufen.

    Ich würde sie lieber selber mit Zahnseide nähen und beobachten.

    Statt die Sache an Extrembeispielen zu diskutieren, wären vernünftige Hinweise, was man wie wann machen sollte und wie man sich dafür ausrüstet hilfreicher.

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    • Wanderleben
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      • 19.12.2017
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      #42
      AW: "Wundversorgung draußen" oder"Wann sollte man den roten Knopf drücken"

      Meiner Meinung nach lässt sich diese Frage nur in Relation zu den jeweiligen Fähigkeiten der helfenden Person (im schlimmsten Fall bist Du alleine und musst Dich selbst versorgen) und den Umständen beantworten.
      Bei den Fähigkeiten kommt es halt immer auf das Vorwissen an. Ein erfahrener Chirurg wird andere Grenzen der akuten Wundversorgung haben, als ein klassischer Büroangestellter, dessen einzige Vorerfahrung der Erste Hilfe Kurs beim Führerschein vor 20 Jahren war.
      Außerdem spielt die Umgebung und die Umstände eine große Rolle. Wenn ich nur 100-200m von professioneller Hilfe entfernt bin, nehme ich diese gerne an. Wenn ich allerdings hunderte Kilometer von der nächsten Menschenseele entfernt bin, ist Eigeninitiative unter Umständen überlebensnotwendig.
      Das muss schon jeder für sich entscheiden UND MIT DEN KONSEQUENZEN LEBEN. Ich meine, wer sich zutraut in der Wildnis zu nähen und auf "Hilfe holen" verzichtet, kann alles richtig gemacht haben (keine Spätfolgen) oder eine Wundinfektion auslösen, die letztendlich zu einer Amputation führen kann (geringe Wahrscheinlichkeit, aber nicht ausgeschlossen).

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      • Gast32020151
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        • 05.07.2003
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        #43
        AW: "Wundversorgung draußen" oder"Wann sollte man den roten Knopf drücken"

        Zitat von Schnapspralinen Beitrag anzeigen
        Das ist nicht korrekt und kann so pauschal auch nicht gesagt werden.
        Zumindest in UK sind auf allen mir bekannten Luftrettungsmitteln auch Ärzte eingesetzt.
        Die Befugnisse der Paramedics sind auch nicht einheitlich geregelt- genauso wenig, wie derzeit in Deutschland.
        So sind z.B. in einigen Gegenden der USA den Paramedics keine Schmerzmittel freigegeben. Das heißt, auch wenn du als Häufchen Matsch auf der Straße liegst, gibt es höchstens Diazepam. Aua.
        Wogegen du in Deutschland z.B. in Hanau oder Marburg bereits durch Rettungsassistenten/Notfallsanitäter ohne Notarzt mit Opiaten versorgt werden kannst (In anderen Bundesländern oder sogar nur im Nachbarkreis kann das ganze dann aber wieder völlig anders aussehen).
        Mir ist bewusst, dass dieses Thema zahlreiche Facetten hat und dass es vor allem ständing im Fluss ist. Nachträglich beschränke ich meine Aussage mal auf den militärischen Bereich, obwohl auch da die Grenzen fließend sind. Das führt hier aber deutlich zu weit. Deshalb die grobe Vereinfachung.


        Zitat von Schnapspralinen Beitrag anzeigen
        Ich bin der letzte der sagt, eine notwendige Maßnahme sollte aus irgendwelchen Mimimi-Gründen nicht durchgeführt werden. Aber jede Maßnahme- egal, ob sie jetzt ein Oberarzt mit 40 Jahren Berufserfahrung oder ein zitternder Ersthelfer durchführt- muss den Patienten danach entweder besser oder zumindest nicht schlechter als vorher dastehen lassen. Und sie muss beherrscht werden. Wenn ich den begründeten Verdacht auf einen SPANNUNGSpneumothorax habe (nicht Pneumothorax!), dann muss ich ihn entlasten. Sonst Patient tot. Auch eine Koniotomie (eine Tracheotomie ist etwas anderes. Und nicht Mittel der ersten Wahl in der Notfallsituation) kann notwendig sein (ignorieren wir mal die Frage der praktischen Durchführbarkeit. Leider auch nicht so einfach wie bei McGuyver)
        Die endotracheale Intubation ist in der Realität (gerade "draussen") wesentlich schwieriger und komplikationsreicher als am Phantom. Für ungeübte Personen nicht realistisch schnell genug durchführbar-und meist auch nicht zwingend notwendig. Es gibt genügend Alternativen zur Atemwegssicherung.
        Hier noch mal der klare Hinweis, dass ich keine dieser Maßnahmen hier irgendjemandem nahe lege. Das Szenario des Lehrgangs, den ich besucht habe, geht von einer Lage aus, in der externe Hilfe nicht zeitnah verfügbar ist. Die Inhalte dieses Lehrgangs konnten damals auch nur an einer internationalen Schule erlernt werden, weil sie weit über das damals in Deutschland übliche Maß an Ersthelferausbildung hinaus gingen. Das Motto war ganz klar "Aus der Praxis für die Praxis". Ich kenne die ganzen juristischen und fachlichen Bedenken und stelle diese im deutschen Alltag auch nicht infrage. Es gibt aber nun mal reale Szenarien fern jeder medizinischen Infrastruktur, die sich dem gemeinen Foristen hier vielleicht nicht sofort erschließen, in denen beschriebene Fähigkeiten nützlich oder gar lebensrettend sein können. Deshalb gab/gibt es diesen Lehrgang überhaupt (inzwischen auch in einer "germanisierten" Version).

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        • blackteah
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          • 22.05.2010
          • 777
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          • Meine Reisen

          #44
          AW: "Wundversorgung draußen" oder"Wann sollte man den roten Knopf drücken"

          Zitat von BigKahuna Beitrag anzeigen
          Freut mich!
          Die Vehemenz, mit der hier einige Leute abgehen, ist mir suspekt. Ich habe die Verwendung von Nadel und Faden als die absolute Ausnahme beschrieben und unter deutliche Vorbehalte gestellt. Alles Dinge, die bei dem ganzen Gezehter offenbar vorsätzlich ausgeblendet werden.
          Ich bin auch ein bisschen über den Ton einger Schreiber hier überrascht...

          Anfangs klang es halt so, als ob du das Nähen generell anderen Behandlungen vorziehen würdest. Das hast du ja jetzt relativiert und besser dargestellt.

          Ich entnehme allen Argumenten trotzdem, dass man als Ottonormaloutdoorer im Notfall lieber nicht nähen sollte. Entweder man kann Hilfe erwarten und sich retten lassen, oder man bleibt vor Ort und sorgt mit (ausgekochten) Verbänden und Ruhe für eine schnellere & sicherere Wundheilung bzw Mobilität.

          @Alf: bzgl den Ländern, in denen man lieber nicht ins Krankenhaus geht: Zur Not kann man ja nach der Rettung die Wunde selbst mit Apothekenzeug versorgen und dann, wenn man einigermaßen sicher sein kann, dass da nix fault, selbst mit steriler Nadel vernähen. Man hat wohl häufiger Glück als Pech und zur Not kann man sich ja dann immer noch nach D fliegen lassen, um die betroffene Stelle amputieren zu lassen

          PS: Referenzen zu "früher" oder Militär halte ich hier nicht für Zielführend. "Früher" war es normal, dass viele Leute gestorben sind oder Gliedmassen verloren haben... Und bei Militär gibt es ausgebildete Sanitäter und medizinische Einrichtungen mit guter Ausrüstung.

          PPS: Generell ist es denke ich in einem Fall wie bei Libertist besser, vorsichtig zu handeln. Eine Tour auf Kosten eines Armes oder Beines fortsetzen? Ich denke, ich weiß wie die meisten Leute entscheiden würden
          Wenns ums überleben geht –was ist da schon ein Bein oder Arm, den man vielleicht verliert? (Wobei ja jetzt schon ein paar Mal gesagt wurde, dass Verbände bezüglich Blutstillen und Mobilität in den meisten Fällen vorzuziehen sind. Offenbar gibt es zwar Situationen, wo Nähen sinnvoller sein kann –aber das kann man als Laie ja eigentlich kaum einschätzen.)
          Zuletzt geändert von blackteah; 22.12.2017, 12:44.

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          • Intihuitana
            Fuchs
            • 19.06.2014
            • 2041
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            #45
            AW: "Wundversorgung draußen" oder"Wann sollte man den roten Knopf drücken"

            Zitat von Markus K. Beitrag anzeigen

            Hat eigentlich jemand schon Blutegel und Maden mit auf Tour genommen? Die sollen ja auch helfen.
            Wir hatten ein Kamel mit einer offenen Wunde am Kopf bei der letzten Wüstentour. Da haben wir auch die Nomadentechnik angewandt imdem wir da erstmal die Maden den Dreck wegfressen liesen und nachher die Kokons rausgesammelt habe und mit ner dicken Prise Salz die Wunde ausgetrocknet haben.
            Klappt auch Prima.
            Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

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            • AlfBerlin
              Lebt im Forum
              • 16.09.2013
              • 5073
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              #46
              AW: "Wundversorgung draußen" oder"Wann sollte man den roten Knopf drücken"

              @Intihuitana:

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              • Gast32020151
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                • 05.07.2003
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                #47
                AW: "Wundversorgung draußen" oder"Wann sollte man den roten Knopf drücken"

                Zitat von Ditschi Beitrag anzeigen
                Und dann schreibt jemand gegenan, der vielleicht 3 Tage beim Bund am toten Schwein geschnippelt hat
                Ja, genau so war es...

                Zitat von Ditschi Beitrag anzeigen
                Wer sich mit dieser Ausbildung gegenüber einem ausgewiesenen Fachmann derart anmaßend äußert, sollte sich nicht beklagen, wenn er entsprechende Reaktionen erfährt. Und die user hier mögen entscheiden, wem sie ihr Vertrauen schenken. Ditschi
                Mir gegenüber hat sich niemand ausgewiesen. Und selbst wenn, würde das nicht viel ändern. Ich weiß, was ich gelernt habe und von wem ich es gelernt habe. Diese Leute haben für mich mehr Kredibilität als dieses ganze Forum zusammen. Und auch das waren übrigens ausgewiesene Fachleute (Ärzte!). Und zum x-ten mal: Ich will hier niemanden missionieren. Jeder kann glauben und machen was er/sie will. Das ändert aber nichts daran, dass die absolute Aussage (Nähen=völlig sinnlos), die am Anfang dieser Diskussion stand, in meinen Augen so nicht zutrifft. Um nichts anderes ging es von Anfang an.

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                • blackteah
                  Dauerbesucher
                  • 22.05.2010
                  • 777
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                  • Meine Reisen

                  #48
                  AW: "Wundversorgung draußen" oder"Wann sollte man den roten Knopf drücken"

                  Zitat von Intihuitana Beitrag anzeigen
                  Wir hatten ein Kamel mit einer offenen Wunde am Kopf bei der letzten Wüstentour. Da haben wir auch die Nomadentechnik angewandt imdem wir da erstmal die Maden den Dreck wegfressen liesen und nachher die Kokons rausgesammelt habe und mit ner dicken Prise Salz die Wunde ausgetrocknet haben.
                  Klappt auch Prima.
                  Das arme Kamel
                  Salz in die Wunde, auaaa

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                  • Pielinen
                    Fuchs
                    • 29.08.2009
                    • 1347
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                    • Meine Reisen

                    #49
                    AW: "Wundversorgung draußen" oder"Wann sollte man den roten Knopf drücken"

                    Man muss noch nichtmal nähen müssen:
                    https://www.outdoorseiten.net/forum/...-Concordiatrek

                    Sehr viel Glück gehabt.
                    Wer nichts weiß muss alles glauben...

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                    • Markus K.
                      Lebt im Forum
                      • 21.02.2005
                      • 7452
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                      • Meine Reisen

                      #50
                      AW: "Wundversorgung draußen" oder"Wann sollte man den roten Knopf drücken"

                      Zitat von Ditschi Beitrag anzeigen
                      Zitat Markus K:

                      Das ist ein Irrtum.

                      http://www.sepsis-hilfe.org/de/infor...eufigkeit.html

                      In 23 Jahren Betreuungsrecht und bei täglichem Umgang in Krankenhäusern , auf Intensivstationen und in Diskussionen mit unzähligen Ärzten habe ich viele Patienten an Sepsis sterben sehen , die trotz intensivmediziner Behandlung nicht mehr zu retten waren.
                      Dass man sich in Krankenhäusern und Altersheimen den Tod holt, bei den ganzen multiresistenten Keimen ist klar. Wir reden hier über gesunde und junge Menschen, die sich ausgewogen ernähren, vermutlich auch durchgeimpft sind und sich draußen auf Tour aufhalten

                      Da kann ein Körper eine Sepsis durchaus mal abkönnen. Muss ja nur bis zur nächsten Zivilisation reichen.
                      "Es gibt kein schlechtes Wetter, nur das falsche Fell!"

                      -Samson und Beowulf- Als Hunde sind sie eine Katastrophe, aber als Menschen unersetzbar.

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                      • Pielinen
                        Fuchs
                        • 29.08.2009
                        • 1347
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                        • Meine Reisen

                        #51
                        AW: "Wundversorgung draußen" oder"Wann sollte man den roten Knopf drücken"

                        Unsinn!!!
                        Zuletzt geändert von Pielinen; 22.12.2017, 14:15.
                        Wer nichts weiß muss alles glauben...

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                        • Pielinen
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                          • 29.08.2009
                          • 1347
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                          • Meine Reisen

                          #52
                          AW: "Wundversorgung draußen" oder"Wann sollte man den roten Knopf drücken"

                          Siehe Beispiel im o.g. Reisebericht
                          https://www.outdoorseiten.net/forum/...-Concordiatrek
                          Wer nichts weiß muss alles glauben...

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                          • Markus K.
                            Lebt im Forum
                            • 21.02.2005
                            • 7452
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                            • Meine Reisen

                            #53
                            AW: "Wundversorgung draußen" oder"Wann sollte man den roten Knopf drücken"

                            Zitat von Pielinen Beitrag anzeigen
                            Siehe Beispiel im o.g. Reisebericht
                            https://www.outdoorseiten.net/forum/...-Concordiatrek
                            Ja, und hat ja überlebt. Und es bis in die Zivilisation geschafft.

                            Alt, gebrechlich, unter-/mangelernährt hätte es vielleicht tödlich ausgehen können. Wie bei vielem ist die physische und psychische Verfassung oftmals ausschlaggebend.
                            Zuletzt geändert von Markus K.; 22.12.2017, 14:22.
                            "Es gibt kein schlechtes Wetter, nur das falsche Fell!"

                            -Samson und Beowulf- Als Hunde sind sie eine Katastrophe, aber als Menschen unersetzbar.

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                            • Pielinen
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                              • 29.08.2009
                              • 1347
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                              #54
                              AW: "Wundversorgung draußen" oder"Wann sollte man den roten Knopf drücken"

                              Leider hat Ditschi recht!
                              Wer nichts weiß muss alles glauben...

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                              • Ditschi
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                                #55
                                AW: "Wundversorgung draußen" oder"Wann sollte man den roten Knopf drücken"

                                In dem von Pielinen geschilderten Fall hat der TO wohl wirklich viel Glück gehabt, weil er nach dem "roten Strich" Ausschau hielt und damit eine Sepsis verwechselte mit einer Lymphangitis, die allerdings auch zu einer Sepsis führen kann. Eine Sepsis hatte er noch nicht, aber es hätte eine werden können. Ob er die überlebt hätte.....?

                                Eine Sepsis kann leider auch junge, gesunde und vitale Menschen dahinraffen. Habe es wiederholt erlebt, aber nur anekdotisch als hilfloser Zuschauer. Es gibt Ärzte, die halten aufgrund der Zählweise die Sepsis sogar für Todesursache Nr. 1:
                                https://www.aerztezeitung.de/medizin...mmer-eins.html
                                Wir habe ja genug Ärzte im Forum, die dazu mehr sagen können.
                                Ditschi
                                Zuletzt geändert von Ditschi; 22.12.2017, 16:04. Grund: Man entdeckt immer mal wieder Schreibfehler

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                                • janhimp
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                                  #56
                                  AW: "Wundversorgung draußen" oder"Wann sollte man den roten Knopf drücken"

                                  Moin,
                                  Das ist ja doch recht interessant, was hier so alles "öffentlich" dargestellt und überlegt wird. Dass junge, ansonsten gesunde Menschen mit einer Sepsis selbst bei bestmöglicher medizinischer Versorgung überleben, ist äusserst selten. Wer etwas anderes behauptet, ist falsch informiert. Was mich wundert ist, dass so wenig angesprochen/erörtert wird, wie Verletzungen unterwegs zustande kommen, und wie sie zu vermeiden sind. Eine Unterabteilung des Smithsonian Institute untersucht und analysiert in den USA seit mehr als 50 Jahren derartige Vorkommnisse und kommt in mehr als 90% der gemeldeten Fälle zu dem Ergebnis, dass die Verletzung mit hoher bis höchster Wahrscheinlichkeit hätte vermieden werden können, wenn der später Verletzte nicht unter Zeitdruck gestanden hätte, ausgeschlafen gewesen wäre, alle aktuell etablierten Sicherheitsstandards eingehalten und sich konzentriert der jeweiligen Situation gewidmet hätte. Darauf sollte sich doch viel eher die Aufmerksamkeit richten, als auf die Frage, wie umfangreich das jeweils eigene Instrumentarium & Repertoire zur medizinischen Versorgung ausgelegt sein soll. Zitat eines Ausbilders für Expeditionsteilnehmer: "Wenn Sie während der Expedition mehr als Heftpflaster und Wunddesinfektion benötigen, haben Sie etwas entscheidendes falsch gemacht."
                                  Mit freundlichem Gruss,
                                  Janhimp

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                                  • Pielinen
                                    Fuchs
                                    • 29.08.2009
                                    • 1347
                                    • Privat

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                                    #57
                                    AW: "Wundversorgung draußen" oder"Wann sollte man den roten Knopf drücken"

                                    Da Krankheit und Leid heutzutage normalerweise nicht mehr zum Alltag gehören, gibt es hier reichlich abstruse Vorstellungen dazu.
                                    Einfach mal einen Erste-Hilfe/Kurs machen hilft da schon, es gibt ja auch outdoorbezogene.
                                    Die Medizin ist eine komlexe Angelegenheit und auf einem Schiff hat man andere Gegebenheiten, als in Äthipien.
                                    Selbst die Bundeswehr nimmt am liebsten ihr Felflazarett (mit CT) mit, hier wird dann alles versorgt.

                                    Zur Sepsis: Das einzige, was wirklich hilft ist zum einen die Vermeidung durch Impfung, saubere Wundversorgung, Desinfektion und Sauberkeit
                                    Superwichtig ist die frühzeitige Erkennung, ursächliche Behandlung, „fauendes Fleisch“ entfernen und initial breite intranvenöse Antibiotikatherapie.
                                    Antibiotikatesistenzen treten auch in fernen Ländern auf, in welchen die Menschen in ihrer Not irgendwelche Antibiotika auf dem Bazar kaufen müssen und nicht gerade zielgerichtet einnehmen.

                                    In den meisten üblichen Reiseländern ist eine medizinische Versorgung zeitnah möglich.
                                    Da braucht man nur eine kleine ERSTE Hilfe Ausrüstung, Fäden dazu gibt es hier genug.
                                    Koniotomie und Entlastung eines Spannungspneumothorax würde selbst ich nur bei absoluter Lebensgefahr durchführen.
                                    Und es gibt noch viele viele andere Ursachen die einen handlungsunfähig machen können.
                                    Für alle Eventualitäten kann man nur mit einer Rucksackapotheke nicht gewappnet sein.
                                    Besser ist ein Sat.Fon, PLB, Spot.
                                    Schaden kann es wie gesagt nicht sich weiterzubilden, einen Erste Hilfe Kurs zu besuchen, mal einem Tag in einer chirurgischen Notfallaufnahme zu verbringen.

                                    Ja und ich bin Anästhesist, Notarzt seit 15 Jahren und Intensivmediziner

                                    Und auch von mir +1 zu Antracis Ausführungen.
                                    Zuletzt geändert von Pielinen; 22.12.2017, 16:59.
                                    Wer nichts weiß muss alles glauben...

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                                    • Antracis
                                      Fuchs
                                      • 29.05.2010
                                      • 1280
                                      • Privat

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                                      #58
                                      AW: "Wundversorgung draußen" oder"Wann sollte man den roten Knopf drücken"

                                      Ausgangspunkt für meine Erläuterungen in Gabriels Thread war ja die dortige Verletzung und deren Wundversorgung.

                                      Die Naht war, nach allem, was ich aus dem Bericht entnehmen konnte, komplett unnötig. Warum sie bei Fortsetzen der Tour gegenüber einem Verband die schlechtere und sogar deutlich gefährlichere Option gewesen wäre, hab ich versucht darzulegen.

                                      Ich hab auch deutlich gemacht, dass ich selbst kein Experte sondern eher interessierter Betroffener bin. Mir ging und geht es nicht darum, eine Diskussion zu gewinnen oder gar einen Ausbildungsklassenkampf, sondern um sachliche Klärung. Im besten Fall lerne ich selbst was nützliches. Vom Background her nutze ich dann natürlich neben Literatur den Austausch mit Kollegen, die entweder in einem der vielen Krisengebiete tätig waren und dort Erfahrung mit Wundversorgung unter teils haarsträubenden Bedingungen gemacht haben oder selbst z.B. mit chirurgischem Background Expditionen z.B. im Hochgebirge in Nepal.

                                      Keiner von denen hat mir eine unsterile Wundnaht empfohlen, was wie gesagt auch keinen Sinn machen würde. Bei dem Beispiel mit der Machete im Fuß würde mich auch interessieren, wie da die Ausrüstung war. Wenn man ein steriles Nähset und reichlich Desinfektionsmittel sowie Verbandsmaterial zum Wechseln hat, kann das gutgehen. Ob es gegenüber einem Verband vor dem Hintergrund des vorhandenem Infektionsrisikos wirklich zwingend notwendig ist, kann man aus meiner Sicht diskutieren. Das es gut gegangen ist, ist eine Sache. Dass es sehr schwerwiegende Komplikationen gibt , die u.a. zu der Richtlinie führten, dass man aktuell in den westlichen Ländern in der Regel Wunden, die älter als 6-8h sind, nicht mehr primär mit einer Wundnaht versorgt, ist die andere.

                                      Mir fehlt wie gesagt immer noch die Beschreibung einer zwingenden Situation für eine Wundnaht. Und wenn es sie gibt und ich mich auf diese vorbereiten will, dann wäre konsequent, neben ausreichend Desinfektionsmittel auch ein Steriles Nahtset mit Nadelhalter, sterilen Handschuhen, kleinem Tuch u.ä. mitzuführen. Nur sterile Nadel und Faden mitzuführen und schon mit zwangsweise unsteriler Ausführung zu kalkulieren, z.B. Mit Leatherman, bringt aus meiner Sicht keinen zusätzlichen medizinischen Nutzen. Das ist ähnlich wie beispielsweise ein Klettersteig-Set, dass man dann mit einer Rebschnur sichert im Klettersteig. Man denkt, das funktioniert, aber spätestens wenn man es ausprobiert, werden doch die Mängel deutlich. Aber viele, die das so verwenden, haben schlicht keinen Überblick und so ist es auch bei den Zusammenhängen mit Nähen und Hygiene. Ich spreche damit jetzt ausdrücklich nicht BigKahuna an, da er ja seine Hintergründe und Beweggründe ausgeführt hat sondern allgemein die medizinischen Laien. Da wurde ja an einigen Statement deutlich, dass da teilweise andere Vorstellungen bestanden. Wer mir jetzt oder anderen hier nicht glauben will, ist im besten Fall aber angeregt, sich an anderer Stelle weiter zu informieren.

                                      Ich hoffe, dass die ganze Diskussion und nicht zuletzt auch Gabriels Unfall vielleicht dafür gut sind, dass der eine oder andere sein Erste Hilfe-Set in der Zusammenstellung mal überprüft und überdenkt. Gerade da, wo nur 1 Pflaster und die Kopfschmerztablette drin sind. Man darf und muss ja durchaus Risiken eingehen, aber man sollte sie kennen. Auch, wenn man eine Wunde draußen einfach mal näht, und damit rum läuft.



                                      Zu dem Thema Sepsis sag ich jetzt aber nix mehr, dass ist wirklich zu absurd.



                                      Edit: und +1 zu dem, was Pielinen sagt - hat sich zeitlich überschnitten.
                                      Zuletzt geändert von Antracis; 22.12.2017, 17:11.

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                                      • danobaja
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                                        • 27.02.2016
                                        • 3287
                                        • Privat

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                                        #59
                                        AW: "Wundversorgung draußen" oder"Wann sollte man den roten Knopf drücken"

                                        Zitat von janhimp Beitrag anzeigen
                                        ..."Wenn Sie während der Expedition mehr als Heftpflaster und Wunddesinfektion benötigen, haben Sie etwas entscheidendes falsch gemacht."
                                        Mit freundlichem Gruss,
                                        Janhimp
                                        danke jan!

                                        ich glaube wenn ich an solche, hier geschilderten, horrorszenarien gedacht hätte, ich wäre niemals irgendwohin gekommen.

                                        vielleicht ist es dusel, aber ich hab mich noch nie verletzt unterwegs. klar, mal ne kleine schramme am schienbein oder arm, aber mehr hatte ich noch nie. fast das ganze blut das ich vergossen hab haben die moskitos und no-see-ums bekommen, das schlimmste war ein aus dummheit (und unerfahrenheit bei meinem ersten 2 monatigen winterouting) leicht angefrorener finger.

                                        aber ich war auch immer (bis auf den finger!) mit voller aufmerksamkeit unterwegs. als medizinkit ist bei mir dabei: duct-tape um die benzinflasche gewickelt, ein bischen klopapier, ein fläschchen bachblüten (rescue), 3-4 starke ibus, und ein kleines fläschchen mit effektiven mikroorganismen (nehm ich zuhause zur wunddesinfektion), und eines der minitools von leatherman mit schere dran zum nägelschneiden.

                                        nicht berücksichtigen tut die og. aussage halt den "shit-happens" faktor. manchmal läufts blöd. punkt. aber da kümmere ich mich drum wenns soweit ist, nicht in weltfremder theorie aufm papier oder als verbale schlägerei neuzeitlich im inet. und klar, wenn ich denke das wäre der richtige weg, dann würd ich nähen genauso wie schienen oder was anderes, das mir als mögliche lösung einfällt. "anything goes".

                                        hat über 40 jahre einwandfrei funktioniert. hab den notruf, den ich (mangels ausrüstungsgegenstand) eh nie hätte absetzten können nie gebraucht. ich bin ein schlaues kerlchen, wenn ich meine gedanken spielen lasse schaffe ich mir selbst die hölle auf erden.... deshalb lieber nicht.

                                        ich finds trotzdem interessant hier zu lesen. nicht so sehr wegen der medinzinischen kniffe (obwohl ich schon immer mal den tödlichen unterschied zwischen einem SPANNUNGSpneumothorax und einem Pneumothorax! wissen wollte was issn das überhaupts?) sondern weil es mich einfach interessiert wie andere mit sowas umgehen.

                                        blackteah hat was interessantes gefragt: Eine Tour auf Kosten eines Armes oder Beines fortsetzen? Ich denke, ich weiß wie die meisten Leute entscheiden würden
                                        kann ich ganz klar für mich beantworten: dann ist das eben der preis für meine entscheidung. ich hätt den denali trip gemacht wenn ich vorher gewusst hätte dass es mich einen arm und einen/beide füsse kostet. definitv, ja, ich hätt ihn gemacht.

                                        hoffen wir dass alle theorie grau bleibt und es nie ernst wird.
                                        danobaja
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                                        • TanteElfriede
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                                          Lebt im Forum
                                          • 15.11.2010
                                          • 6439
                                          • Privat

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                                          #60
                                          AW: "Wundversorgung draußen" oder"Wann sollte man den roten Knopf drücken"

                                          ..zu Erst einmal, ich habe nicht alle Postings gelesen und beziehe mich auf die am Anfang gemachten Aussagen bzgl. Sterilität... und nähen.

                                          Ich hatte am Rücken so einen "Gnubel"... er lag unter dem Bereich der Rucksackpolster und ich habe mich entschieden ihn entfernen zu lassen. Kleiner Schnitt unter OP Bedingungen und dann zack zack drei Stiche und zu war die Laube.. keine 24Std. später hatte ich ein "halbes Brötchen im Rücken" und es war feuerrot.... in der Notaufnahme hat man dann die Fäden gezogen und die Naht - ich hab ne gute Heilhaut, ich übe viel- wieder aufgerissen, weil es nicht von allein geplatzt ist... es lief gut sabber raus und man lies die Wunde (unter Verband) offen.. jeden Tag zweimal neuer Verband drauf und zwischendurch mit Kochsalz spülen..

                                          Was will ich damit sagen? Ich fürchte das was mir unter OP Bedingungen passiert ist, passiert Outdoor unter unsterielen Bedienungen vermutlich noch leichter. Antibiotikum und andere Dinge ich bekommen habe wären dann ggf. nicht verfügbar. Die offene und sabbernde Wunde aber tut das was der Körper kennt.. Dreck ausspülen solange der Körper nicht zufrieden ist... und langsam von außen nach innen heilen.. und ich kann jederzeit kucken (OK; am Rücken jemand anders kann kucken) wie es der Wunde geht...

                                          Blutung stillen geht meist mit Druckverband ganz gut. Und dann ist gut.

                                          Auf Grund meiner persönlichen Erfahrungen und nicht wegen irgendwelcher Ausbildungen würde ich also eine Wunde nicht nähen. Ich bedecke Wunden auch nur dann mit Verband oder Pflaster, wenn die Lymphe oder das Blut zu ergiebig rinnen... sonst macht der Körper es selbst fix zu. Fibrinogen war glaube der Kollege der da hilft...

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