[F] Normandie/Bretagne Radtour 2017

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    [F] Normandie/Bretagne Radtour 2017

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    Mitreisende
    Normandie_Bretagne, Radtour 2017


    Copyright: rockhopper

    Eigentlich wollte ich Anfang Juni starten... eigentlich. Wegen der Regenperiode verschob ich den Start um fast eine Woche. Ich wollte nicht, wie bei der letzten Tour, eine Woche lang im Regen unterwegs sein. Die Entscheidung war gut so.
    Am Donnerstag, den 9. Juni geht es endlich los. Am Bahnhof kaufe ich mir ein BW-Ticket und nehme zuerst den Zug nach Karlsruhe. Die Zugfahrt verläuft kurzweilig, weil mir ein Kroate im Ruhestand seine komplette Lebensgeschichte erzählt. Da ich schon in bester Urlaubsstimmung bin, gönne ich mir ein feines Frühstück bei Tante Emma, einem kleinen Café gegenüber des Karlsruher Zoos. Um an den Rhein zu kommen, geht es erst einige Kilometer sehr idyllisch an dem kleinen Flüsschen Alb entlang.




    Die Idylle hört allerdings auf, als ich in den Hafenbereich komme. Irgendwie verfahre ich mich um das Hafenbecken herum. Davor muss ich noch eine größere Kreuzung mit 4 grausam raduntauglichen Drängelgittern passieren. Das erste größere Ärgernis. Ich bekomme meine Fuhre mit Packtaschen und einigem Rangieren gerade so durchgezwängt. Aber dann geht es richtig los. Ich bin am Rhein und radle an einigen Kieswerken vorbei, bis ich in Scheibenhardt über die Grenze nach Frankreich komme.
    Über kleine Landstraßen geht es über Salmbach, Siegen, Trimbach, Buhl, Hatten und Rittershofen nach Betschdorf.


    Restaurant in Hatten

    Hier will ich durch ein schönes Waldgebiet nach Hagenau bis zum Campingplatz fahren. Die Route, die ich über Komoot geplant hatte, führt mich bei Betschdorf zuerst auf einen Bauernhof, von dem es nicht wirklich weiter geht. Das war wohl nichts. Also suche ich mir die nächste Möglichkeit, einen Weg durch das Waldgebiet zu finden, der dann sehr schön zu radeln ist. Ich arbeite mich durch Hagenau durch, an einer ziemlich befahrenen Straße entlang bis zum Campingplatz.


    Im Hagenauer Forst

    Tag 2
    Auf dem CP gibt es keine Croissants zu kaufen. An der viel befahrenen D263 finde ich nach ein paar hundert Metern eine Bäckerei und kaufe mir dort mein Standard Frühstück, 1 Pain au Chocolat und 1 Croissant. Ich bin schon jetzt froh, den Trangia mitgenommen zu haben. Mein Frühstück darf ich in einer kleinen Gartenhütte, die extra für mich aufgeschlossen wird, einnehmen. Die Hütte ist offiziell erst ab 8 Uhr für die Campinggäste offen. Es ist 7:30 Uhr.



    Heute geht es an den Rhein-Marne Kanal, den ich bis Arzviller schon mal gefahren bin. Hinter Bruhmat finde ich, etwas versteckt, den Einstieg zum Radweg am Kanal. In Saverne ist mächtig was los, Radfahrer ohne Ende, mit und ohne Gepäck, schieben sich durch die Fußgängerzone und bevölkern die Cafés. Ich finde noch einen freien Platz im Café Haushalter und beobachte das bunte Treiben während ich eine äußerst leckere Quiche esse. Danach geht es für mich weiter zum CP Plan Incliné bei Hofmuhl. Unterwegs überholt mich noch einen junger Amerikaner auf dem Rennrad mit ganz wenig Gepäck und einem Mini-Zelt am Lenker. Wir unterhalten uns ein wenig, während er neben mir her fährt. Er wohnt in Paris und will den Paneuropa Radweg von Strasbourg nach Paris radeln. Auf die Frage, wie er denn übernachtet, antwortet er mit einem Lächeln: So wie es kommt, er zeltet da wo sich ein Platz findet. Dann düst weiter. Der Himmel zieht sich zu und es fallen ein paar Regentropfen. Mit meinen neuen wasserdichten Packtaschen berührt mich das nicht, super. Sonst brach bei mir immer Hektik aus, bis ich endlich den Regenüberzug über die Packtaschen gepfriemelt hatte. Auf dem CP angekommen bin ich gerade fertig mit dem Zeltaufbau, da beginnt ein plötzlicher Wolkenbruch. Ich schaffe es gerade noch trocken in das Zelt zu kommen. Wieder bin ich froh um mein Unna, das wie festgesaugt am Boden klebt und die Sturmböen locker übersteht.


    Vor und nach dem Wolkenbruch.

    Mit mir auf dem Platz sind noch 3 Damen aus Ludwigsburg, bei Stuttgart, auf einer „wir sind jetzt mal ohne unsere Familien unterwegs“ Tour nach Paris. Wieder bin ich mal erstaunt, wie man so viele Sachen mitnehmen kann. Beim Frühstück zubereiten setzen die Damen ihren MSR Benzinkocher in Gang. Ich erschrecke ordentlich als das „Ding“ losgeht. Dagegen ist mein Trangia, Spiritus betrieben, die reinste Flüstertüte. Die Damen schauen etwas irritiert zu mir herüber, als ich mir heißes Wasser für meinen Kaffee mache, weil der Trangia so gar keine Geräusche von sich gibt.

    Tag 3
    Heute geht es weiter am Kanal entlang bis zu CP in Parroy.


    Zuerst lasse ich mich durch das idyllische Vallée des Éclusiers treiben, etwa 9 Kilometer, am früheren Kanal entlang.


    Bei Arzviller geht es vom Kanal weg und ich muss eine ziemliche Steigung hoch schieben bis ich irgendwann wieder an den Kanal zurückkomme. Über Niderviller, Schneckenbusch und Hesse geht es weiter. Dann führt mich meine geplante Komoot Route wieder ins „Nichts“, das heißt, da wo ich eigentlich weiter will ist Dickicht. Nicht die winzigste Spur eines Weges. Zum Glück kann ich einen Einheimischen nach der Richtung fragen. Ich möchte nämlich über den Ort Xouaxange radeln. Er schickt mich über Lorqin, das ich eigentlich wegen der extremen Steigung umfahren wollte. Außerdem erfahre ich endlich wie man diesen Ort, Xouaxange, richtig ausspricht. Nicht ganz einfach.... Auf jeden Fall habe ich die Richtung wieder und es geht ziemlich hügelig weiter.


    Es ist heiß heute.

    Hinter Moussey, auf der D92 geht es achterbahnmäßig rauf und runter. Ziemlich anstrengend, weil der Schwung, den man beim Bergabfahren bekommt, nicht für die kommende Steigung ausreicht und man letztendlich doch auf dem kleinen Kettenblatt die Steigung hochkurbelt. Das wiederholt sich einige Male bis ich den Campingplatz erreiche. Auf dem CP in Parroy treffe ich das Damen-Trio aus Ludwigsburg wieder.



    Tag 4

    Bei schönstem Wetter geht es weiter am Kanal entlang.

    Ursprünglich war die Route so geplant, dass ich von Nord-Osten her nach Nancy hinein radle, um die viel befahrene D 400 zu umfahren. Heute ist Sonntag und es gibt keine LKWs auf den Straßen. Suppi. So entscheide ich mich doch über St. Nicolas-de-Port nach Nancy auf der fast leeren D400 zu fahren. Schön ist anders. In St. Nicolas-de-Port verfahre ich mich etwas und entdecke dafür die schöne Basilika.



    Vor Nancy entdecke ich noch ein Stück Radweg. Ich fahre kurz über den Place Stanislas zum Bahnhof, um mir die Zugfahrkarte für den nächsten Tag nach Rouen zu kaufen.
    Am Schalter gestaltet sich der Fahrkartenkauf als schwierig. Zuhause hatte ich die Zugverbindung recherchiert und war mir sicher, dass das auch so klappen würde. Das Problem ist natürlich wieder mal die Radmitnahme. Die junge Dame am Schalter teilt mir mit, dass es nur bis Paris freie Plätze für Fahrräder im TGV gibt. Für die Strecke Paris-Rouen gibt es keine freien Plätze mehr. So ein Mist. Um den ganzen Schalterbetrieb nicht aufzuhalten, kaufe ich erst mal die Fahrkarte nach Paris. Der CP von Nancy liegt etwa 6 Kilometer vom Zentrum entfernt, oben auf dem Berg. Die halbe Strecke bekomme ich noch geradelt, dann wird es so steil, dass ich nur am Schieben bin. 10% Steigung mit Gepäck ist bei der Hitze heftig.
    Nachdem das Unna aufgebaut ist, gehe ich zu meinen Zeltnachbarn hinüber, um das Gefährt der Beiden näher an zu sehen. Ein australisches Ehepaar im Rentenalter ist mit ihrem Bike Friday Tandem und Anhänger an der Mosel unterwegs. Nach der Tour, erzählen mir die zwei, wird das Tandem zerlegt und kommt mit dem Zelt und dem anderen Equipment in die beiden Koffer. Ich bin sehr beeindruckt.

    Tag 5
    An der Rezeption bekomme ich zu meinen Croissants einen gratis Kaffee. Ich überlege hin und her, wie es nun weiter gehen soll. Am Rande von Paris gibt es einen Campingplatz. Ich könnte von hier aus an der Seine entlang nach Rouen kommen.
    Bevor auch ich losfahre, wird noch schnell ein Foto von den weiterradelnden Australiern gemacht.



    Die Abfahrt vom Campingplatz zum Bahnhof ist pures Vergnügen. Währenddessen überlege ich mir, dass ich doch noch einmal am Bahnhof wegen der Zugverbindung nach Rouen nachfragen könnte. Mein Rad stelle ich abgeschlossen, außerhalb des verglasten Schalterbereichs, innerhalb des Bahnhofs in Sichtweite ab. Während ich noch in der Warteschlange stehe, kommt ein Gendarme herein und fragt, wem das Vélo gehört. Ich bekomme ein etwas schlechtes Gewissen. Vielleicht hätte ich es außerhalb des Bahnhofs abstellen sollen. Das hatte ich ja alles schon. Das Fahrrad bitte draußen abstellen, nicht hier,... drinnen...draußen....
    Als ich zu meinem Fahrrad gehe, traue ich meinen Augen nicht: 2 Gendarmen stehen breitbeinig mit verschränkten Armen rechts und links meines TX400 und bewachen es. Es könnte gestohlen werden, so die Ansage des dritten Gendarmen. Ich solle es mit in den Schalterraum nehmen. Soviel Fürsorge hat mich doch leicht gerührt. Nach dieser Aktion bin ich an der Reihe und komme dieses Mal zu einer anderen Dame und sie findet einen freien Platz im Zug für mich und mein Rad. Genau dieselbe Verbindung, die ich auch ausgesucht hatte. Glücklich mit einer weiteren Fahrkarte in der Hand verlasse ich die Billetterie und mache mich auf den Weg zu dem IC nach Paris.
    Entspannt suche ich meine Wagennummer, ich habe für das Rad und mich reservieren müssen. Da kann nichts schief laufen. Dumm ist nur, dass der reservierte Wagen kein Fahrradabteil hat. Etwas hektisch eile ich zum nächsten Wagen, dieser hat Abstellplätze für Fahrräder, die waren zu gebeugt mit dicken Koffern. Das ist wieder nichts, also weiter eilen zum nächsten Wagen. Hier werde ich fündig. Erleichtert bugsiere ich alles durch die Türe und stelle mein Fahrrad diagonal über alle Plätze ab. Ich bin so erledigt von dieser Aktion, dass ich keine Lust mehr habe mein schweres TX hoch zu hieven und an dem Haken ein zu hängen. So, nun muss ich nur noch einen freien Platz für mich finden. In dem Abteil dazu sehe ich noch leere Plätze.
    Erst viel später bemerke ich, dass ich in der ersten Klasse sitze. Das interessiert aber niemanden. In Paris muss ich den Bahnhof wechseln. Zeit dafür habe ich genügend und der Gare St. Lazare liegt etwa 3,5 Km entfernt vom Gare de l’Est. Ich komme pünktlich um 17:30 Uhr in Rouen an.



    Hier wird zur Zeit der Bahnhof umgebaut. Ich frage nach einem Aufzug . Irgendwie muss ich ja wieder aus dem Bahnhofsgebäude hinaus kommen. OK. Ich nehme den empfohlenen Lift, der mich begeistert, weil er so groß ist. Hier haben locker 4 Fahrräder platz. Die Begeisterung ist sofort wieder weg, als ich merke, dass ich im Parkhaus gelandet bin und jetzt vor einer Ausfahrsperre für Fahrräder (?) stehe. Mit Packtaschen komme ich da nicht durch, also alles abladen. Nachdem das Gepäck über das Hindernis geschafft ist, will ich mein TX durch schieben. Das scheitert gleich beim ersten Versuch, weil ich nicht durchkomme. Aha, vielleicht ist das nur für Rennräder gedacht. Mit einigem Gemecker meinerseits wuchte ich das Fahrrad über das Hindernis. Willkommen in Rouen.
    Die Touristeninfo liegt etwa 1,2 Kilometer vom Bahnhof entfernt im Zentrum, sie schließt aber um 18 Uhr. 5 Minuten vor 18 Uhr eile ich hinein und stresse die Damen etwas mit meinen Wünschen. Letztendlich klappt alles und ich kann zu meinem Hotel zurück radeln, das 2 Minuten vom Bahnhof entfernt liegt. Als ich mein Zimmer betrete, bin ich wieder mal froh, dass ich nicht so groß bin )). Ich schätze 8 bis10 qm inklusive Toilette und Waschbecken. Die Etagendusche existiert nicht, ich darf aber trotzdem einen Stock höher, in der Wäschekammer mit Dusche die wohl selten benutzt wird, duschen. Besser als keine Dusche. Dem Schlauch fehlt der Duschkopf, was mich weiter nicht stört. So kommt wenigsten ordentlich Wasser aus dem Schlauch. Im Gegensatz zu den üblichen Tröpfel- Rieselduschen.
    Hier werde ich zwei Tage bleiben um mir Rouen anzusehen.

    Tag 6
    Nach dem Frühstück begebe ich mich zu Fuß auf Stadtbesichtigung. Mein Fahrrad parkt in der Zwischenzeit in dem kleinen Innenhof des Hotels.
    In Rouen verfalle ich in einen Fotografier-Rausch. Ich kann mich gar nicht sattsehen an der normannischen Fachwerkarchitektur und der gotischen Kirchenbaukunst. Als erstes begebe ich mich natürlich zu der Kathedrale. Wenn man davor steht, ist es unfassbar und sehr beeindruckend. Ich stelle mir vor, wie Monet auf dem Platz vor der Kathedrale sitzt und malt. 36 Versionen hat er gemalt, oder noch mehr. Bei meinen Stadterkundungen komme ich ein paar Mal an diesem grandiosen Bauwerk vorbei und bin jedes Mal beglückt.


    Unfassbar schön.


    Sehr spannend finde ich auch den Âitre Saint-Maclou, einen mittelalterlichen Pestfriedhof. Ein großer Innenhof mit altem Baumbestand in der Mitte, umrahmt von allen 4 Seiten mit alten Fachwerkhäusern. Die Anlage wird zurzeit saniert.




    Impressionen
    Zuletzt geändert von rockhopper; 01.03.2018, 06:40.

  • ichbins
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    #2
    AW: [F] Normandie/Bretagne Radtour 2017

    Werde den Bericht aufmerksam lesen, danke dafür! Ich war im Frühjahr auch in der Bretagne/Südengland unterwegs.
    Zu meinem Verständnis. Du bist nach Nantes geradelt und hast anschließend die Tor wie auf der Karte absolviert?

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    • ronaldo
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      #3
      AW: [F] Normandie/Bretagne Radtour 2017

      Zitat von ichbins Beitrag anzeigen
      Werde den Bericht aufmerksam lesen, danke dafür! Ich war im Frühjahr auch in der Bretagne/Südengland unterwegs.
      Zu meinem Verständnis. Du bist nach Nantes geradelt und hast anschließend die Tor wie auf der Karte absolviert?

      Sowieso! Tolle Gegend.
      Ja die Route hat mich auch verwirrt. Vielleicht schreibst du noch einen erklärenden Satz oben rein, oh Hopper des Rockes?
      (Monet: 33 x Kathedrale von Rouen)
      Zuletzt geändert von ronaldo; 10.12.2017, 14:16.

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      • rockhopper
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        #4
        AW: [F] Normandie/Bretagne Radtour 2017

        hallo ichbins und hallo ronaldo,

        Ich bin von Karlsruhe bis Nancy geradelt. Von Nancy habe ich den Zug über Paris nach Rouen genommen.
        Die ersten Kilometer von Karlsruhe nach Nancy wollte ich nicht extra in eine Karte packen.
        Von Rouen bin ich an die normannische Küste geradelt, siehe Karte und Bericht. Von Fécamp habe ich den Zug mit Umsteigen in Rouen nach Caen genommen. Ab hier bin ich alles, bis auf wenige Kilometer vor Rennes, geradelt.
        Von Caen aus bin ich nach Süden bis Angers durch die Normannische Schweiz und ab dem Ort Mayenne an dem Fluss La Mayenne entlang gefahren. Weiter ging es an der Loire entlang bis Nantes, weiter zum Canal de Nantes á Brest bis Redon.
        Ab hier bin ich entlang der Villaine bis kurz vor Rennes geradelt.
        Ich könnte in die Karte noch Richtungspfeile einbauen....
        Zuletzt geändert von rockhopper; 10.05.2020, 15:39.

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        • ichbins
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          • 01.02.2016
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          #5
          AW: [F] Normandie/Bretagne Radtour 2017

          Dank, ich habe es verstanden... im Großen und Ganzen...

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          • rockhopper
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            • 22.04.2009
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            #6
            AW: [F] Normandie/Bretagne Radtour 2017

            Tag 7
            Heute setze ich meine Tour mit einer relativ kurzen Etappe nach Jumièges fort.
            Meine Routen sind mehrfach abgesichert. Mit analogen Karten, Route auf dem iPhone und zuletzt habe ich alle Tracks auf mein eTrex geladen. Am liebsten fahre ich nach der analogen Karte. Wenn ich mich verfahre, oder mal sehen will, wo ich bin, kommt Komoot zum Einsatz. Wenn es ganz eng wird mit der Routenfindung kommt das GPS zum Einsatz. Um Energie zu sparen, benütze ich die Geräte nur wenn Bedarf ist. Die Strecke nach Jumièges scheint auf der Karte einfach zu sein. Im Hafengebiet von Rouen muss ich aufpassen die richtige Straße zu nehmen, da es 3 Hafenbecken gibt um die ich herum fahren muss. Irgendwie schaffe ich es mich zu verfahren, nachdem ich mit Mühe den kleinen Abzweig der Straße, der um das Hafengebiet herum führt, gefunden habe. Jetzt stehe ich irgendwo auf dem weitläufigen Gelände im Off. Ein paar Meter entfernt von mir steht einsam ein altes, mit Grafitti bemaltes Wohnmobil. Irgendwie möchte ich da jetzt auch nicht hin gehen und an die Türe klopfen um nach der Richtung zu fragen. Keine Menschenseele weit und breit. Weit hinten sehe ich einen rostigen Tanker. Jetzt kommt das eTrex zum Einsatz. Die Karte lädt auch schnell, freu. Dann wird das Gerät dunkel, die Batterien sind alle. Zum Glück habe ich Ersatz mitgenommen, der sich natürlich in einer der Packtaschen irgendwo ganz unten findet. Nach der Batteriewechsel Aktion kann ich endlich sehen, wo ich eigentlich bin. Dank GPS finde ich wieder aus dem Hafengelände heraus und kann die Tour an der D 51 fortsetzen.



            Die Strecke ist hier an der Seine nicht so spannend. Ich komme am Pavillon Gustave Flaubert vorbei, der geschlossen hat. Bei La Bouille setze ich mit der Fähre über und mache hier in dem idyllischen kleinen Ort eine Kaffeepause.


            Die Seine bei La Bouille

            Danach erledige ich meine erste längere Steigung nach Jumièges zum CP hoch. Das Unna ist schnell aufgebaut und ich mache mich zu Fuß bei schönstem Wetter auf den Weg die Abtei zu besuchen.
            Bei diesen Temperaturen, etwa 35 Grad, sind kaum Besucher auf dem Gelände und ich genieße die Ruhe dort. Nach unzähligen Fotoaufnahmen lasse ich mich, von der Hitze erledigt, in einem Bistro auf eine kleine Cola nieder und bezahle dafür 4€!


            Ich könnte hier stundenlang Fotografieren.




            Tag 8
            Heute geht es an die Küste nach Yport. Ich bleibe auf der rechten Seite der Seine. Die Strecke um Le Trait ist nicht so toll, wegen des Verkehrs. Bei Caudebec-en-Caux biege ich nach Norden ab und komme durch ein hübsches bewaldetes Tal, an Sainte Gertrude vorbei, über Saint Nicolas-de-la-Haye, Grand Camp, Rouville und Épreville bis ich schließlich Yport erreiche. Ein kleiner ruhiger Ort, weniger touristisch als Étretat. Deshalb habe ich mir hier einen Campingplatz ausgesucht, natürlich oben auf dem „Berg“. Die Straße führt so was von steil hoch, dass mir sogar das schieben schwer fällt. Endlich oben auf dem Platz wird man mit einer fantastischen Aussicht auf die Kreidefelsen belohnt. Viele Radler begegnen einem in der Normandie nicht. Auf dem CP ist außer mir noch ein Radler aus England, der mir erzählt, er hätte bis hierher 10 Kilometer geschoben und dafür 3 Stunden gebraucht. Ich kann mir nicht vorstellen wie er „gefahren“ ist. Zum Glück gibt es vom CP aus einen steilen Fußweg nach Yport hinunter und man kann so prima abkürzen und muss nicht an der Straße gehen. Das nütze ich sofort für einen Abendspaziergang und erkunde den Ort und natürlich schaue ich mir die Kreidefelsen an.


            Links: Denkmal bei Caudebec-en-Caux, Rechts: Blick vom Campingplatz auf Yport.

            Tag 9__Pausentag
            Heute muss ich erst mal meine Wäsche waschen.
            Mit einer abenteuerlichen Konstruktion spanne ich die Wäscheleine vom Gestänge des Unna über 2m zu meinem Fahrrad. Aus Erfahrung weiß ich, dass das Rad bei der kleinsten Windböe umfallen wird. Deshalb suche ich mir zwei dickere Äste und stütze mit einem mein Fahrrad ab. Der andere Ast kommt unter die Wäscheleine die unter den nassen Sachen ziemlich durchhängt. Ich hoffe, die Konstruktion wird halten bis ich von meinem Ausflug wieder zurück bin.



            Zu Fuß begebe ich mich ins Ortszentrum und nehme von dort für 1€ den Bus nach Étretat. Der Ort lebt vom Tourismus. Trotzdem ein sehr netter Ort mit einigen hübschen alten Häusern. Ich schlendere durch die Hauptstraße mit vielen Souvenirshops, Cafés und Hotels.



            Dann komme ich an die Promenade am Meer und bin im ersten Moment ziemlich ergriffen von der Schönheit der Küste. Die vielen Menschen stören mich dabei überhaupt nicht. Irgendwie ist zu spüren, dass es den anderen Menschen ebenso geht. Das erzeugt eine besondere Stimmung an dem Ort. Da gerade Niedrigwasser ist, spaziere ich unten am Strand entlang, der aus größeren Kieselsteinen besteht. Allzu weit gehe ich doch nicht von der Promenade weg, weil die Flut im Anmarsch ist.


            Was macht "Herrchen" da oben?"


            Die Promenade ist gleichzeitig der Damm, der den Ort vor Flutwellen schützt. Der Kieselstrand dient ebenfalls als Schutz gegen die Flut. Deshalb ist es strikt verboten Kieselsteine als Souvenir mitzunehmen. Wird man dabei erwischt, ist ein Bußgeld von 90€ fällig.
            Es ist schon ein besonderes Erlebnis, am Fuße der hohen Kreidefelsen zu stehen. Ich fotografiere einige Male die Porte d’Aval mit der Aiguille (Felsnadel) und die Falaise d’Amont, welche der Maler Claude Monet auch gemalt hat. Auf kleinen Wegen, meist ohne Geländer, kann man hinauf auf die Klippen steigen. Sicher hat man von da oben eine fantastische Aussicht. Ich verzichte da hoch zu steigen, weil ich Probleme beim Abstieg bekommen würde. Bin nicht schwindelfrei. So schaue ich etwas wehmütig zu der kleinen Kirche Notre-Dame de la Garde hoch.



            Auf dem Rückweg zum Bus spaziere ich noch etwas „Backside“ durch den Ort und entdecke eine kleine Bäckerei, in der ich eine vorzügliche Quiche kaufe. In etwa 20 Minuten bringt mich der Bus nach Yport zurück.
            Vor einem kleinen Restaurant mit Holzterrasse lese ich, dass es Muscheln in verschiedenen Variationen gibt. Endlich kann ich mich dazu überwinden und entschließen, dass ich wenigsten einmal Moules Frites essen werde. Ich bestelle mir Moules au Roquefort. Die Sauce mit vielen Zwiebeln und Roquefortkäse bedeckt zum großen Teil den Inhalt der Schüssel. Das ist mir sehr recht, weil ich schon leichte Probleme habe, so etwas zu essen. Zum Glück sitzen noch weitere Gäste auf der Terrasse. Meine Nachbarn, ein älteres Ehepaar aus der Pfalz, im Muschelessen versiert, leisten mir erste Hilfestellung beim Handling. Zum Schluss habe ich doch etwas Mühe, die letzten Muscheln zu verzehren, weil es eine ordentliche Portion ist. Es hat schon gut geschmeckt, aber ich muss das nicht noch einmal essen. Ist nicht so mein Ding. Gut gesättigt steige ich wieder zum Campingplatz hoch.



            Tag 10
            Heute geht es weiter Richtung Caen.


            Campingplatz Yport, Zeltwiese.

            Da mir die Hügelfahrerei doch etwas zu anstrengend ist, plane ich etwas um und werde von Fécamp aus den Zug nach Caen nehmen. Der Fahrkartenkauf ist mühsam. Das Bahnhofsgebäude ist geschlossen, da Sonntag ist. Also muss ich die Fahrkarte am Automaten rauslassen. Toll. Irgendwann habe ich begriffen, wie das System funktioniert. OK. Der Automat sagt mir, dass ich zwei Mal Umsteigen muss. In Bréauté und in Rouen. Die Fahrkarte kostet 38€. Der Automat nimmt aber keine Scheine, sondern nur Karten und Münzen. Super. Von einem Zugbegleiter erfahre ich, dass in Bréauté die Fahrkartenschalter geöffnet sind und ich dort die Fahrscheine kaufen könne. Gut, dann versuche ich einen Fahrschein nur bis Bréauté zu lösen, der 3,50€ kostet. Toll, in meinem Geldbeutel sind noch 2,80€. Ich muss irgendwie meinen 50 Euro Schein gewechselt bekommen, am Sonntag, da alle Geschäfte zu haben. Also spreche ich eine ältere Dame an, die mir auch nicht wechseln kann, sie gibt mir aber den Tipp, dass ich bei „Madonna“ fragen könnte, das sei gerade hier nebenan. Also, Madonna ??? oder Macdonna ??, so etwas verstehe ich. Ich frage sie mindestens drei Mal bis ich verstehe, dass sie MacDonald meint.
            Ja, man kann auch Macdo sagen, sagt sie zu mir. Gut, dann gehe ich mal zu MD wechseln. Ich erzähle meine Geschichte der Verkäuferin mit dem Automaten und so. Ich glaube, ich komme ihr etwas suspekt vor. Sie antwortet mir, das könne nur der Geschäftsführer machen. Letztendlich habe ich genügend Kleingeld, um die 3,50€ für den ersten Fahrschein bezahlen zu können.
            In Bréauté klappt alles mit dem Ticketkauf und ich kann die Zugfahrt nach Caen fortsetzen. In Caen direkt gibt es keinen Campingplatz, ich muss etwa 14 Kilometer nach Norden auf einem Radweg links der Orne bis Bénouville radeln. Dann schiebe ich über die Pegasus Brücke, ein geschichtsträchtiger Ort aus dem 2. Weltkrieg. 1994 wurde die vergrößerte Kopie der Pegasusbrücke eingeweiht. Nach 2 Kilometern bin ich in Ranville auf dem CP.
            Zuletzt geändert von rockhopper; 27.12.2017, 19:20.

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            • lina
              Freak

              Vorstand
              Liebt das Forum
              • 12.07.2008
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              #7
              AW: [F] Normandie/Bretagne Radtour 2017

              Toll, fühlt sich schon alleine durch das Lesen an wie Urlaub
              Danke!

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              • blauloke

                Lebt im Forum
                • 22.08.2008
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                #8
                AW: [F] Normandie/Bretagne Radtour 2017

                Schön mal die Felsen von Etretat wieder zu sehen. ich war da mal vor vielen Jahren.
                Freue mich auf die Fortsetzung deines Berichts.
                Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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                • rockhopper
                  Fuchs
                  • 22.04.2009
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                  #9
                  AW: [F] Normandie/Bretagne Radtour 2017

                  Tag 11
                  Auf dem Campingplatz gibt es keine Croissants. Ich radle wieder zurück zur Pegasus Brücke. Hier gibt es ein kleines Museum mit Café-Betrieb und Selbstbedienung das so früh am Sonntagmorgen auf hat. Die Dame an der Theke bedient mich etwas muffig, keine Ahnung weshalb. Vielleicht weil ich sie frage, ob ich ein Foto machen darf. Den großen Hinweis, Fotografieren verboten!, habe ich übersehen, ohne Absicht. Der Raum ist auch voll dekoriert mit Zeugnissen vom D-Day. Ich genieße bei dem schönen Wetter mein Frühstück auf der Terrasse und sehe den vielen Radlern zu, welche hier vorbeikommen. Zur Küste sind es nur noch wenige Kilometer zur Sword-Beach.



                  Ich werde mir das nicht ansehen, sondern radle wieder zurück nach Caen. Ab hier ist der Radweg zur Normannischen Schweiz sehr gut ausgeschildert, super ausgebaut zum Voie Verte (ehemalige Bahntrasse). Bei dem sonnigen Wetter, und Sonntag ist es dazu, sind ordentlich viele Radler unterwegs. Heiß ist es heute, über 30 Grad.





                  In Thoury-Harcourt gibt es in einem stillgelegten kleinen Bahnhof einen Imbiss. Hier lasse ich es mir bei einer langen Pause gut gehen, mit Kaffee, Panini und einer kalten Cola.
                  Dann geht es weiter. Mit einer etwas abenteuerlichen Umleitung erreiche ich den privat geführten Campingplatz in Clecy. Hier merke ich deutlich den Unterschied zu einem Camping Municipal.
                  Diesen Platz kann ich sehr empfehlen, nicht zu teuer, freundlicher und super Service, direkt an der Orne gelegen, gegenüber des Radwegs, auf der anderen Flussseite.


                  Umleitung

                  Tag 11
                  Nach einer erholsamen Nacht und gutem Frühstück gibt es heute eine anstrengende Etappe zum CP in Domfront. Die Strecke ist ziemlich hügelig bis Flers. Einige Kilometer nach Flers gibt es einen Radweg, der bis Domfront führt und angenehm zu fahren ist. Ich radle so dahin und verpasse die Abfahrt in den Ort und bin schon auf dem weiterführenden Weg Richtung Mont St. Michel. Zum Glück bemerke ich den Irrtum recht bald und drehe um.


                  Abzweig verpasst


                  Dann sehe ich ein Hinweisschild, nach Domfront1 Km. Super, dann bin ich ja gleich da. Leider muss ich das Fahrrad eine kurze steile, fein geschotterte Rampe hinunterschieben und einen schmalen Weg weiter bis zur Hauptstraße, die steil den Berg in den Ort hoch führt. Nach ein paar Metern gebe ich auf. Die vielen Autos und die Steigung geben mir den Rest. Ich kehre wieder zu dem Radweg zurück und will das wirklich kurze, geschotterte Stück hochschieben. Nach 1m zieht es mir das Vorderrad weg, keine Chance. Ich muss das ganze Gepäck abladen und alles einzeln hochtragen. Mit Mühe bekomme ich das Fahrrad nach oben. Ich finde auf der Karte eine Alternative mit weniger Autoverkehr. Den Hügel muss ich trotzdem hoch treten. Der CP liegt leider nicht wie ich dachte auch oben auf dem Berg, sondern unten am anderen Ende des Ortes. Grrr! Und das bei über 30 Grad Hitze. Auf dem Campingplatz ist nicht viel los. Ich suche mir eine schattige Ecke zum Zeltaufbau. Auf dem Weg zu den Sanitärgebäuden sehe ich noch das Zelt eines anderen Radlers. Als ich näher komme, denke ich, den kennst Du von irgendwo her. Klar, es ist der Liegeradler, den ich 2016 auf dem CP in St. Gilles getroffen habe. So ein Zufall. Auch er freut sich, mich wieder zu sehen. Letztes Jahr war er auf großer Frankreich Umrundungs-Tour unterwegs. Jetzt ist er, nach einer kurzen Tour, auf dem Rückweg zu seinem Heimatort Le Havre. Er wird morgen sehr früh starten, bevor es zu heiß wird. Ich werde einen Pausentag wegen der zu erwartenden hohen Temperaturwerte von 38 Grad einlegen.



                  Tag 12
                  Pausentag mit Ortsbesichtigung und Essen + Getränke einkaufen.
                  Im Zentrum gibt es eine außergewöhnliche Kirche, Saint Julien, zu besichtigen, die durch ihre besondere Fassadengestaltung auffällt. Die Kirche wurde 1924 im neo-byzantinischen Stil mit Stahlbeton erbaut. Nach Vollendung des Baus wurde die Kirche 1933 eingeweiht.
                  Seit 1993 steht die Kirche unter Denkmalschutz.


                  Domfront
                  Zuletzt geändert von rockhopper; 18.12.2017, 18:05.

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                  • bluesaturn
                    Fuchs
                    • 11.01.2017
                    • 1012
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                    #10
                    AW: [F] Normandie/Bretagne Radtour 2017

                    Danke fuer den Bericht. Die Idee der Australier finde ich sehr schoen. Ich lese gerne mit.

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                    • rockhopper
                      Fuchs
                      • 22.04.2009
                      • 1238
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                      #11
                      AW: [F] Normandie/Bretagne Radtour 2017

                      Tag 13
                      Zum Frühstücken muss ich vom Campingplatz wieder in den Ort hinauf fahren.
                      An der Hauptstraße finde ich eine Bar in der ich frühstücken kann. Jetzt muss ich wieder den Einstieg zur Strecke finden, den ich erst nach einigen Kilometern ausfindig machen kann.
                      Da es heute wieder hügelig werden wird und wieder mit Temperaturen um die 30° zu rechnen ist, gibt es eine kurze Etappe von 51 Kilometern bis zum CP in Mayenne.
                      Hier beginnt der Radweg an der Mayenne entlang, der bis kurz vor Angers verläuft.


                      An der Mayenne


                      Tag 14
                      Heute wird es wird es wieder ein schöner, sonniger und heißer Tag werden. Gemütlich radle ich mich an der Mayenne weiter. Laval passiere ich relativ entspannt an der Uferpromenade entlang.


                      Mein TX400...ich bin glücklich! Gegenüber ist eine der vielen Mühlen, die am Fluss stehen, zu sehen.


                      Nach 80 Kilometern erreiche ich den CP in Chateau Gauntier. Hier werde ich einen Pausentag einlegen.
                      Auf dem Campingplatz treffe ich Sally und Trevers aus Plymouth. Sie sind in entgegengesetzter Richtung unterwegs. Der Platz ist gut belegt. Nachdem ich das Unna aufgebaut habe und vom Duschen zurückkomme, sehe ich Vogelkacke auf dem Zelt. Das kommt hin und wieder mal vor. Ich putze „das“ vorsichtig mit Wasser weg und gehe zum Mülleimer, um das Toilettenpapier zu entsorgen. Kaum bin ich zurück sehe ich schon wieder Spuren davon. Ich habe wohl das Zelt unter der Einflugschneise der Ringeltauben, die hier zahlreich in den Bäumen leben, aufgebaut.
                      Am frühen Abend laden mich Sally und Trevers zu englischem Tee vor ihrem Zelt ein. Bei unserer Unterhaltung merke ich, dass mir mein Schulenglisch nicht so viel nützt. Wir haben trotzdem viel Spaß miteinander. Zum einen habe ich viel vergessen, zum anderen verstehe ich die Aussprache kaum und so ist unser Gespräch leider etwas begrenzt auf das Woher und Wohin und über das Unterwegssein mit dem Fahrrad und ein wenig reden wir noch über Joan Baez, Julie Felix und die Folkaera. Trevers ist der gleiche Jahrgang wie ich und kennt die beiden Folkdamen natürlich. Während Sally ein paar Jahre jünger ist und von Joan Baez keine Ahnung hat. Na so was.




                      Tag 15
                      Ich habe nicht so gut geschlafen, weil die Ringeltauben einen ordentlichen Lärm machen mit dem Geflatter und dem Gurren. Am Morgen treffe ich Sally vor der Abfahrt, die sich über das „Vogelgezwitscher“ das so laut war, beschwert.



                      Heute geht es weiter bis zum Campingplatz bei Angers. Der CP ist sehr schön gelegen, unweit des Lac de Maine. Die Mayenne mündet kurz vor dem Lac de Maine in den gleichnamigen Fluss, der wiederum in die Loire fließt.


                      Zum Campingplatz sind es nur noch wenige Kilometer.


                      Beim Einchecken sagt mir die junge Frau am Empfang, dass es extra einen Platz für Radler zum Sondertarif gibt. Toll, das freut mich. Als ich den Platz sehe, bin ich etwas enttäuscht, es ist eher eine „Dreckwüste“. Ich könnte den Platz wechseln. Das kostet dann fast das Doppelte. Super. Also bleibe ich. Außer mir kommen noch zwei Radelpaare dazu. Ein Paar aus den Niederlanden mit viel Gepäck, die nicht so kommunikativ sind und 2 Franzosen, mit denen ich mich etwas unterhalte.

                      Zuletzt geändert von rockhopper; 19.12.2017, 19:27.

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                      • Rattus
                        Lebt im Forum
                        • 15.09.2011
                        • 5177
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                        #12
                        AW: [F] Normandie/Bretagne Radtour 2017

                        Schöner Bericht
                        Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

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                        • rockhopper
                          Fuchs
                          • 22.04.2009
                          • 1238
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                          #13
                          AW: [F] Normandie/Bretagne Radtour 2017

                          Vielen Dank für das Feedback an alle !
                          Gleich geht es weiter.

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                          • rockhopper
                            Fuchs
                            • 22.04.2009
                            • 1238
                            • Privat

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                            #14
                            AW: [F] Normandie/Bretagne Radtour 2017

                            Tag 16
                            Die Nacht verlief sehr ruhig.
                            Für mein Frühstück hole ich mir an der Rezeption einen Kaffee to go und frühstücke zusammen mit den beiden Franzosen auf einer Bank neben ihres Zeltes. Dann packe ich meine Sachen zusammen und mache mich weiter auf die Strecke nach Ancenis, zum nächsten Campingplatz, der etwa 3 Kilometer vom Zentrum an der Loire liegt. Auch hier gibt es wieder massenhaft Ringeltauben. Das Unna stelle ich neben einem Wohnmobil mit deutschem Kennzeichen auf. Wie sich später bei einer kleinen Unterhaltung herausstellt, ist es ein Winzer aus Cochem an der Mosel.
                            Am frühen Abend gehe ich zu Fuß etwa 1,5 Kilometer an der Loire entlang bis zu einer Bootsanlegestelle. Hier gibt es jeden Abend bei einem mobilen Pizzawagen leckere Sachen zu essen. Es gibt natürlich auch Galettes. Da der Monsieur mir ausgiebigst die besondere bretonische Spezialität, Galette mit Würstchen, Ei und Senf empfiehlt, probiere ich das. Leider ist die Galette so hauchdünn, dass man fast nichts vom Teig schmeckt. Ich verzichte auf eine zweite Portion.



                            Tag 17
                            Als ich aus dem Zelt krieche, ist mein Nachbar schon am Zusammenpacken.
                            Ursprünglich wollte ich von Ancenis aus nordwestlich zum Canal de Nantes a Brest hochradeln. Heute entscheide ich mich doch an der Loire weiter über Nantes an den Canal zu kommen. Die Strecke bin ich schon mal gefahren, eben in entgegengesetzter Richtung. Es ist trotzdem jedes Mal schön. Am Rocher de Bécherel, lege ich eine kleine Pause ein.


                            Am Pierre de Bécherel


                            Ach ja, meine Route führt mich wieder über die Ile de Chalonnes, eine lang gezogene Loire Insel auf der sich auch das Kultur Café Lenin befindet. Ich komme nun zum 3. Mal an dem Café vorbei und jedes Mal hatte es geschlossen.. 2011 und 2014 war das gewesen. So auch heute. Frust. Ich bin 3 Stunden zu früh da. In Nantes muss ich mich nach Norden orientieren. Die ersten Kilometer darf ich auf gigantischen Busspuren fahren. Dann gibt es keine Hinweisschilder und ich verfahre mich irgendwie weiter an der Erdre entlang. Der Canal de Nantes à Brest mündet nördlich von Nantes in die Erdre. Diese mündet in Nantes in die Loire. Dann finde ich einen Radweg der an einer autobahnähnlichen Straße entlang führt. Ich arbeite mich über kleine Wege weiter, in der Hoffnung, dass der Canal endlich auftaucht. Eigentlich wollte ich bis nach Blain kommen. Den Anfang des Canal de Nantes à Brest finde ich auch nicht. Auf der Karte sehe ich, dass es in Nort-sur-Erdre einen Campingplatz gibt. Diesen werde ich ansteuern. Wie es sich später herausstellen sollte, war das eine gute Entscheidung. Nachdem das Unna aufgebaut ist, fängt es an zu schütten. Mal sehen, wie es mit dem Wetter werden wird. Bisher hatte ich nur Sonnentage. Auf dem Platz wird heftig gearbeitet, es ist laut bis spät abends.

                            Tag 18
                            Platzregen! Ich bleibe erst mal im Zelt liegen.
                            Irgendwann gehe ich zu der Rezeption und genehmige mir einen löslichen Kaffee. Besser als nichts. Die Arbeiter sind trotz des Regens schon wieder im Einsatz. Wie ich erfahre, wird der Platz für das kommende Festival präpariert. Ich flüchte! Ein Wohnmobil nach dem Anderen verlässt den Platz. Nachdem der Regen etwas nach gelassen hat, packe ich das nasse Zelt ein und mache ich mich auf den Weg nach Blain.



                            Am Nachmittag steuere ich den mir schon bekannten Camping Municipal an. Dann stehe ich vor verschlossenem Tor. Fermé! Ja super. Ich radle wieder zurück in den Ort und trinke einen Kaffee und überlege, wie es weiter gehen soll. Gegenüber der Bar ist die Touristeninformation, die glücklicherweise auf hat. Ich frage nach dem nächsten Campingplatz, der für mich zu weit weg liegt. Dann frage ich nach einem Zimmer: alles belegt. Toll. Die freundliche Dame überlegt hin und her, da hat sie eine Idee. Sie könnte mir eine Gite Étape anbieten, in einem Mehrbettzimmer. Davon bin ich nicht begeistert. Also, sie telefoniert mal .....Es gibt doch ein Einzelzimmer für 15 €. Prima, das freut mich. Sie erklärt mir noch wo ich die Gite finde und wie ich zu dem Schlüssel komme. Die Gite, aus dem 17./18. Jahrhundert gehört zu dem Anwesen des Chateau Blain und ist ein kleines Häuschen. Den Schlüssel bekomme ich an der Kasse des Schlosses, wo ich auch die Übernachtungskosten entrichte. Ich bekomme eine kleine Einweisung von dem freundlichen jungen Mann. Das allerbeste: Es stehen für heute Nacht keine weiteren Übernachtungen an und ich habe das ganze Haus für mich alleine, mit allem Komfort. Küche, Dusche, Waschmaschine und Trockner.


                            Gite Étape, Chateau Groulais

                            Neben der Gite gibt es zum Glück eine Möglichkeit das Unna zum Trocknen aufzuhängen.

                            Tag 19
                            Ich habe super geschlafen. Zum Frühstück mache ich mir einen englischen Beutel Tee, von Sally geschenkt bekommen. Dazu Reste Müsli mit Fruchtsaft. Nach dem Packen radle ich noch einmal in den Ort hoch, um einen Kaffee zu trinken und zum Einkaufen. Anschließend setze ich meine Tour am Canal de Nantes Brest bei leichtem Nieselregen bis zum CP in Redon fort.


                            Das Wetter wird unbeständiger

                            Überlauf Stelle

                            Leider habe ich vergessen wo das mit dem Kreisverkehr war.

                            Ob sich da irgend jemand an die Kreisverkehr Regel hält ?

                            Dann erreiche ich Redon. Der Campingplatz liegt etwas außerhalb am Rande eines Industriegebietes. Der Platz an sich ist schön, nur die Umgebung ist trist.


                            Ein ruhiger Platz, etwas außerhalb gelegen.

                            Tag 20
                            Heute verlasse ich den Canal de Nantes à Brest und setze die Tour an der Villaine fort bis zu CP in Bourg de Comptes. Unterwegs überrascht mich ein Wolkenbruch und ich kann mich gerade noch halbwegs trocken in ein kleines Bistro flüchten.



                            Nachdem der Regen wieder aufgehört hat, geht es weiter zu dem sehr freundlich geführten CP in Bourg des Comptes. Der Platz befindet sich gerade in der Umbauphase und es sind kaum Gäste da. Das Sanitärgebäude wird wohl auch saniert und ist in einem, sogar für mich, grenzwertigen Zustand. Am Abend gibt es wieder wolkenbruchartigen Regen.

                            Tag 21
                            Regen......ich beschließe die restlichen Kilometer nach Rennes mit dem Zug zu überbrücken. Den Fahrschein für den Zug nach Rennes bekomme ich im nächsten Ort, Guichen, im Café de la Gare. Mein Zug fährt erst in 2 Stunden und ich überbrücke die Wartezeit in dem kleinen Café bei einem großen Kaffee Crème. In dem Café ist fast nichts los. Außer mir sitzt noch ein älterer Mann unbeweglich, fast wie in einem Film, am Tresen vor seinem Glas Bier. Die Katze der Betreiberin des Cafés interessiert sich für meinen Rucksack und besonders für das Milchkännchen, welches auch auf dem Tisch steht.


                            Nini ist sehr an meinen Sachen und an dem Milchkännchen interessiert.


                            Der Bahnhof in Rennes wird gerade saniert und ist eine einzige Baustelle. Mit Fahrrad und Gepäck nicht einfach sich durch zu finden. Vor allem, weil es verschiedene Ebenen gibt, die nur über Rolltreppen zu erreichen sind. Das geht für mich gar nicht. Ich frage eine SNCF Mitarbeiterin nach einem Aufzug. Sie ist so nett und lotst mich durch ein Labyrinth von Bauzäunen zu einem Lift. Unterwegs erzählt sie mir noch, dass alle Hotels in der Nähe des Bahnhofs belegt seien. Na toll. Nachdem ich es geschafft habe, aus dem Bahnhofsgebäude herauszufinden, schiebe ich, weil der Verkehr um den Bahnhof herum enorm ist. In einer Seitenstraße entdecke ich ein kleines Hotel und frage dort nach einem Zimmer. Ich habe Glück, es gibt noch ein Zimmer für mich, für 56 € mit Frühstück. Dann ist ja immer die Sache wohin mit dem Fahrrad. Es wird in dem Mini-Innenhof geparkt. Anschließend frage ich die Dame an der Rezeption, ob es eine Möglichkeit gibt mein nasses Zelt zum Trocknen aufzuhängen. Super, ich darf das Zelt im Keller des Hauses aufhängen. Über eine abenteuerlich steile Steintreppe trage ich das Unna hinunter. Zum Glück bin ich nicht so groß, die Raumhöhe beträgt etwa 1,70m. Ich verteile das Unna über die dort gespannten Schnüre und habe somit den restlichen Raum komplett belegt. Anschließend organisiere ich die Rückfahrt mit dem TGV nach Strasbourg und gehe danach noch eine Kleinigkeit, im Zentrum von Rennes, Essen.


                            In Rennes regnet es.
                            Raumhöhe 1,70m etwa. Mein TX 400 vor einer Bauabsperrplane im Bahnhof, vor der Abreise.
                            Zuletzt geändert von rockhopper; 25.12.2017, 19:26.

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                            • rockhopper
                              Fuchs
                              • 22.04.2009
                              • 1238
                              • Privat

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                              #15
                              AW: [F] Normandie/Bretagne Radtour 2017

                              Fazit:
                              Die Normandie ist ähnlich wie die Bretagne ziemlich hügelig. Trotzdem möchte ich da noch einmal hin.....oder immer wieder.... Mit dem Wetter hatte ich wieder Glück, bis auf ein paar regnerische Tage am Anfang und zum Ende der Tour. Rouen ist eine tolle Stadt, da muss ich unbedingt auch noch einmal hin. Nantes ist sicher eine schöne und interessante Stadt, mit dem Fahrrad war die Querung eher eine ungemütliche Angelegenheit. Die „Radwege“ sind natürlich nicht durchgehend Auto frei. Aber zum größten Teil. Es gibt oft begleitende Radwege an größeren Straßen. Auf den kleinen Landsträßchen radelt man sowieso oft allein. Die Treidelpfade direkt an den Flüssen sind meistens befestigte Wege oder eben Trampelpfade. Das muss man mögen. Mir gefällt es. Das neue Fahrrad, TX 400 hat sich bestens bewährt. Hier noch ein großes Danke an Lina für den Tipp in dem Thread, Entscheidungshilfe Fahrrad Neukauf. Das ist bisher mein bestes Rad. Ein Reisepanzer, der mit allen Oberflächen klar kommt. Vom Untergrund hatte ich viel feinen Schotter, Sand und befestigte Wege.
                              Zuletzt geändert von rockhopper; 24.12.2017, 15:20.

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                              • ronaldo
                                Freak
                                Moderator
                                Liebt das Forum
                                • 24.01.2011
                                • 11879
                                • Privat

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                                #16
                                AW: [F] Normandie/Bretagne Radtour 2017

                                Danke nochmal fuers Mitfahrenlassen... Tolle Ecke.

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                                • Torres
                                  Freak

                                  Liebt das Forum
                                  • 16.08.2008
                                  • 30593
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                                  #17
                                  AW: [F] Normandie/Bretagne Radtour 2017

                                  Seufz. Wenn ich das so lese, bekomme ich so Sehnsucht, mal wieder im Sommer Urlaub zu haben und eine Radtour machen zu können. Ich hätte zwar Deinen Kaffee durch Kakao ersetzt, aber ansonsten habe ich mitgefrühstückt und bin mitgeradelt. Danke schön für den Bericht, seufz.
                                  Oha.
                                  (Norddeutsche Panikattacke)

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                                  • rockhopper
                                    Fuchs
                                    • 22.04.2009
                                    • 1238
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [F] Normandie/Bretagne Radtour 2017

                                    Ronaldo, gerne Danke !

                                    Torres, die Sehnsucht einfach nur draußen in der Natur zu sein kenne ich nur zu gut . Zum Glück gibt es ODS und man kann sie, besonders hier im Forum, beim Lesen der Berichte stillen.

                                    Eine Frage habe ich:
                                    Endlich habe ich es geschafft mein kleines Video korrekt auf YouTube hochzuladen.
                                    So, und wenn ich den Link von YouTube kopiere und dann in den Text einsetzte, erscheint beim Anklicken des Links die YouTube Seite. Gibt es eine Anleitung diesbezüglich? Bei ODS Wiki habe ich nichts pasendes gefunden, Der Button Video upload sehe ich auch nicht.

                                    Danke für eure Hilfe, im voraus.
                                    VG rockhopper

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                                    • Werner Hohn
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                                      Liebt das Forum
                                      • 05.08.2005
                                      • 10870
                                      • Privat

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                                      #19
                                      AW: [F] Normandie/Bretagne Radtour 2017

                                      OT: Eine Anleitung für und mit rockhopper.
                                      .

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                                        • 22.04.2009
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                                        #20
                                        AW: [F] Normandie/Bretagne Radtour 2017

                                        Werner, 1000 Dank jetzt hat es geklappt.
                                        Ich habe das Video an der entsprechenden Stelle in Post #1, Tag 2 platziert.

                                        Das aktuelle rockhopper, 29 Zoll sieht klasse aus! Schönes Teil !

                                        VG rockhopper

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