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Normandie_Bretagne, Radtour 2017
Copyright: rockhopper
Eigentlich wollte ich Anfang Juni starten... eigentlich. Wegen der Regenperiode verschob ich den Start um fast eine Woche. Ich wollte nicht, wie bei der letzten Tour, eine Woche lang im Regen unterwegs sein. Die Entscheidung war gut so.
Am Donnerstag, den 9. Juni geht es endlich los. Am Bahnhof kaufe ich mir ein BW-Ticket und nehme zuerst den Zug nach Karlsruhe. Die Zugfahrt verläuft kurzweilig, weil mir ein Kroate im Ruhestand seine komplette Lebensgeschichte erzählt. Da ich schon in bester Urlaubsstimmung bin, gönne ich mir ein feines Frühstück bei Tante Emma, einem kleinen Café gegenüber des Karlsruher Zoos. Um an den Rhein zu kommen, geht es erst einige Kilometer sehr idyllisch an dem kleinen Flüsschen Alb entlang.
Die Idylle hört allerdings auf, als ich in den Hafenbereich komme. Irgendwie verfahre ich mich um das Hafenbecken herum. Davor muss ich noch eine größere Kreuzung mit 4 grausam raduntauglichen Drängelgittern passieren. Das erste größere Ärgernis. Ich bekomme meine Fuhre mit Packtaschen und einigem Rangieren gerade so durchgezwängt. Aber dann geht es richtig los. Ich bin am Rhein und radle an einigen Kieswerken vorbei, bis ich in Scheibenhardt über die Grenze nach Frankreich komme.
Über kleine Landstraßen geht es über Salmbach, Siegen, Trimbach, Buhl, Hatten und Rittershofen nach Betschdorf.
Restaurant in Hatten
Hier will ich durch ein schönes Waldgebiet nach Hagenau bis zum Campingplatz fahren. Die Route, die ich über Komoot geplant hatte, führt mich bei Betschdorf zuerst auf einen Bauernhof, von dem es nicht wirklich weiter geht. Das war wohl nichts. Also suche ich mir die nächste Möglichkeit, einen Weg durch das Waldgebiet zu finden, der dann sehr schön zu radeln ist. Ich arbeite mich durch Hagenau durch, an einer ziemlich befahrenen Straße entlang bis zum Campingplatz.
Im Hagenauer Forst
Tag 2
Auf dem CP gibt es keine Croissants zu kaufen. An der viel befahrenen D263 finde ich nach ein paar hundert Metern eine Bäckerei und kaufe mir dort mein Standard Frühstück, 1 Pain au Chocolat und 1 Croissant. Ich bin schon jetzt froh, den Trangia mitgenommen zu haben. Mein Frühstück darf ich in einer kleinen Gartenhütte, die extra für mich aufgeschlossen wird, einnehmen. Die Hütte ist offiziell erst ab 8 Uhr für die Campinggäste offen. Es ist 7:30 Uhr.
Heute geht es an den Rhein-Marne Kanal, den ich bis Arzviller schon mal gefahren bin. Hinter Bruhmat finde ich, etwas versteckt, den Einstieg zum Radweg am Kanal. In Saverne ist mächtig was los, Radfahrer ohne Ende, mit und ohne Gepäck, schieben sich durch die Fußgängerzone und bevölkern die Cafés. Ich finde noch einen freien Platz im Café Haushalter und beobachte das bunte Treiben während ich eine äußerst leckere Quiche esse. Danach geht es für mich weiter zum CP Plan Incliné bei Hofmuhl. Unterwegs überholt mich noch einen junger Amerikaner auf dem Rennrad mit ganz wenig Gepäck und einem Mini-Zelt am Lenker. Wir unterhalten uns ein wenig, während er neben mir her fährt. Er wohnt in Paris und will den Paneuropa Radweg von Strasbourg nach Paris radeln. Auf die Frage, wie er denn übernachtet, antwortet er mit einem Lächeln: So wie es kommt, er zeltet da wo sich ein Platz findet. Dann düst weiter. Der Himmel zieht sich zu und es fallen ein paar Regentropfen. Mit meinen neuen wasserdichten Packtaschen berührt mich das nicht, super. Sonst brach bei mir immer Hektik aus, bis ich endlich den Regenüberzug über die Packtaschen gepfriemelt hatte. Auf dem CP angekommen bin ich gerade fertig mit dem Zeltaufbau, da beginnt ein plötzlicher Wolkenbruch. Ich schaffe es gerade noch trocken in das Zelt zu kommen. Wieder bin ich froh um mein Unna, das wie festgesaugt am Boden klebt und die Sturmböen locker übersteht.
Vor und nach dem Wolkenbruch.
Mit mir auf dem Platz sind noch 3 Damen aus Ludwigsburg, bei Stuttgart, auf einer „wir sind jetzt mal ohne unsere Familien unterwegs“ Tour nach Paris. Wieder bin ich mal erstaunt, wie man so viele Sachen mitnehmen kann. Beim Frühstück zubereiten setzen die Damen ihren MSR Benzinkocher in Gang. Ich erschrecke ordentlich als das „Ding“ losgeht. Dagegen ist mein Trangia, Spiritus betrieben, die reinste Flüstertüte. Die Damen schauen etwas irritiert zu mir herüber, als ich mir heißes Wasser für meinen Kaffee mache, weil der Trangia so gar keine Geräusche von sich gibt.
Tag 3
Heute geht es weiter am Kanal entlang bis zu CP in Parroy.
Zuerst lasse ich mich durch das idyllische Vallée des Éclusiers treiben, etwa 9 Kilometer, am früheren Kanal entlang.
Bei Arzviller geht es vom Kanal weg und ich muss eine ziemliche Steigung hoch schieben bis ich irgendwann wieder an den Kanal zurückkomme. Über Niderviller, Schneckenbusch und Hesse geht es weiter. Dann führt mich meine geplante Komoot Route wieder ins „Nichts“, das heißt, da wo ich eigentlich weiter will ist Dickicht. Nicht die winzigste Spur eines Weges. Zum Glück kann ich einen Einheimischen nach der Richtung fragen. Ich möchte nämlich über den Ort Xouaxange radeln. Er schickt mich über Lorqin, das ich eigentlich wegen der extremen Steigung umfahren wollte. Außerdem erfahre ich endlich wie man diesen Ort, Xouaxange, richtig ausspricht. Nicht ganz einfach.... Auf jeden Fall habe ich die Richtung wieder und es geht ziemlich hügelig weiter.
Es ist heiß heute.
Hinter Moussey, auf der D92 geht es achterbahnmäßig rauf und runter. Ziemlich anstrengend, weil der Schwung, den man beim Bergabfahren bekommt, nicht für die kommende Steigung ausreicht und man letztendlich doch auf dem kleinen Kettenblatt die Steigung hochkurbelt. Das wiederholt sich einige Male bis ich den Campingplatz erreiche. Auf dem CP in Parroy treffe ich das Damen-Trio aus Ludwigsburg wieder.
Tag 4
Bei schönstem Wetter geht es weiter am Kanal entlang.
Ursprünglich war die Route so geplant, dass ich von Nord-Osten her nach Nancy hinein radle, um die viel befahrene D 400 zu umfahren. Heute ist Sonntag und es gibt keine LKWs auf den Straßen. Suppi. So entscheide ich mich doch über St. Nicolas-de-Port nach Nancy auf der fast leeren D400 zu fahren. Schön ist anders. In St. Nicolas-de-Port verfahre ich mich etwas und entdecke dafür die schöne Basilika.
Vor Nancy entdecke ich noch ein Stück Radweg. Ich fahre kurz über den Place Stanislas zum Bahnhof, um mir die Zugfahrkarte für den nächsten Tag nach Rouen zu kaufen.
Am Schalter gestaltet sich der Fahrkartenkauf als schwierig. Zuhause hatte ich die Zugverbindung recherchiert und war mir sicher, dass das auch so klappen würde. Das Problem ist natürlich wieder mal die Radmitnahme. Die junge Dame am Schalter teilt mir mit, dass es nur bis Paris freie Plätze für Fahrräder im TGV gibt. Für die Strecke Paris-Rouen gibt es keine freien Plätze mehr. So ein Mist. Um den ganzen Schalterbetrieb nicht aufzuhalten, kaufe ich erst mal die Fahrkarte nach Paris. Der CP von Nancy liegt etwa 6 Kilometer vom Zentrum entfernt, oben auf dem Berg. Die halbe Strecke bekomme ich noch geradelt, dann wird es so steil, dass ich nur am Schieben bin. 10% Steigung mit Gepäck ist bei der Hitze heftig.
Nachdem das Unna aufgebaut ist, gehe ich zu meinen Zeltnachbarn hinüber, um das Gefährt der Beiden näher an zu sehen. Ein australisches Ehepaar im Rentenalter ist mit ihrem Bike Friday Tandem und Anhänger an der Mosel unterwegs. Nach der Tour, erzählen mir die zwei, wird das Tandem zerlegt und kommt mit dem Zelt und dem anderen Equipment in die beiden Koffer. Ich bin sehr beeindruckt.
Tag 5
An der Rezeption bekomme ich zu meinen Croissants einen gratis Kaffee. Ich überlege hin und her, wie es nun weiter gehen soll. Am Rande von Paris gibt es einen Campingplatz. Ich könnte von hier aus an der Seine entlang nach Rouen kommen.
Bevor auch ich losfahre, wird noch schnell ein Foto von den weiterradelnden Australiern gemacht.
Die Abfahrt vom Campingplatz zum Bahnhof ist pures Vergnügen. Währenddessen überlege ich mir, dass ich doch noch einmal am Bahnhof wegen der Zugverbindung nach Rouen nachfragen könnte. Mein Rad stelle ich abgeschlossen, außerhalb des verglasten Schalterbereichs, innerhalb des Bahnhofs in Sichtweite ab. Während ich noch in der Warteschlange stehe, kommt ein Gendarme herein und fragt, wem das Vélo gehört. Ich bekomme ein etwas schlechtes Gewissen. Vielleicht hätte ich es außerhalb des Bahnhofs abstellen sollen. Das hatte ich ja alles schon. Das Fahrrad bitte draußen abstellen, nicht hier,... drinnen...draußen....
Als ich zu meinem Fahrrad gehe, traue ich meinen Augen nicht: 2 Gendarmen stehen breitbeinig mit verschränkten Armen rechts und links meines TX400 und bewachen es. Es könnte gestohlen werden, so die Ansage des dritten Gendarmen. Ich solle es mit in den Schalterraum nehmen. Soviel Fürsorge hat mich doch leicht gerührt. Nach dieser Aktion bin ich an der Reihe und komme dieses Mal zu einer anderen Dame und sie findet einen freien Platz im Zug für mich und mein Rad. Genau dieselbe Verbindung, die ich auch ausgesucht hatte. Glücklich mit einer weiteren Fahrkarte in der Hand verlasse ich die Billetterie und mache mich auf den Weg zu dem IC nach Paris.
Entspannt suche ich meine Wagennummer, ich habe für das Rad und mich reservieren müssen. Da kann nichts schief laufen. Dumm ist nur, dass der reservierte Wagen kein Fahrradabteil hat. Etwas hektisch eile ich zum nächsten Wagen, dieser hat Abstellplätze für Fahrräder, die waren zu gebeugt mit dicken Koffern. Das ist wieder nichts, also weiter eilen zum nächsten Wagen. Hier werde ich fündig. Erleichtert bugsiere ich alles durch die Türe und stelle mein Fahrrad diagonal über alle Plätze ab. Ich bin so erledigt von dieser Aktion, dass ich keine Lust mehr habe mein schweres TX hoch zu hieven und an dem Haken ein zu hängen. So, nun muss ich nur noch einen freien Platz für mich finden. In dem Abteil dazu sehe ich noch leere Plätze.
Erst viel später bemerke ich, dass ich in der ersten Klasse sitze. Das interessiert aber niemanden. In Paris muss ich den Bahnhof wechseln. Zeit dafür habe ich genügend und der Gare St. Lazare liegt etwa 3,5 Km entfernt vom Gare de l’Est. Ich komme pünktlich um 17:30 Uhr in Rouen an.
Hier wird zur Zeit der Bahnhof umgebaut. Ich frage nach einem Aufzug . Irgendwie muss ich ja wieder aus dem Bahnhofsgebäude hinaus kommen. OK. Ich nehme den empfohlenen Lift, der mich begeistert, weil er so groß ist. Hier haben locker 4 Fahrräder platz. Die Begeisterung ist sofort wieder weg, als ich merke, dass ich im Parkhaus gelandet bin und jetzt vor einer Ausfahrsperre für Fahrräder (?) stehe. Mit Packtaschen komme ich da nicht durch, also alles abladen. Nachdem das Gepäck über das Hindernis geschafft ist, will ich mein TX durch schieben. Das scheitert gleich beim ersten Versuch, weil ich nicht durchkomme. Aha, vielleicht ist das nur für Rennräder gedacht. Mit einigem Gemecker meinerseits wuchte ich das Fahrrad über das Hindernis. Willkommen in Rouen.
Die Touristeninfo liegt etwa 1,2 Kilometer vom Bahnhof entfernt im Zentrum, sie schließt aber um 18 Uhr. 5 Minuten vor 18 Uhr eile ich hinein und stresse die Damen etwas mit meinen Wünschen. Letztendlich klappt alles und ich kann zu meinem Hotel zurück radeln, das 2 Minuten vom Bahnhof entfernt liegt. Als ich mein Zimmer betrete, bin ich wieder mal froh, dass ich nicht so groß bin )). Ich schätze 8 bis10 qm inklusive Toilette und Waschbecken. Die Etagendusche existiert nicht, ich darf aber trotzdem einen Stock höher, in der Wäschekammer mit Dusche die wohl selten benutzt wird, duschen. Besser als keine Dusche. Dem Schlauch fehlt der Duschkopf, was mich weiter nicht stört. So kommt wenigsten ordentlich Wasser aus dem Schlauch. Im Gegensatz zu den üblichen Tröpfel- Rieselduschen.
Hier werde ich zwei Tage bleiben um mir Rouen anzusehen.
Tag 6
Nach dem Frühstück begebe ich mich zu Fuß auf Stadtbesichtigung. Mein Fahrrad parkt in der Zwischenzeit in dem kleinen Innenhof des Hotels.
In Rouen verfalle ich in einen Fotografier-Rausch. Ich kann mich gar nicht sattsehen an der normannischen Fachwerkarchitektur und der gotischen Kirchenbaukunst. Als erstes begebe ich mich natürlich zu der Kathedrale. Wenn man davor steht, ist es unfassbar und sehr beeindruckend. Ich stelle mir vor, wie Monet auf dem Platz vor der Kathedrale sitzt und malt. 36 Versionen hat er gemalt, oder noch mehr. Bei meinen Stadterkundungen komme ich ein paar Mal an diesem grandiosen Bauwerk vorbei und bin jedes Mal beglückt.
Unfassbar schön.
Sehr spannend finde ich auch den Âitre Saint-Maclou, einen mittelalterlichen Pestfriedhof. Ein großer Innenhof mit altem Baumbestand in der Mitte, umrahmt von allen 4 Seiten mit alten Fachwerkhäusern. Die Anlage wird zurzeit saniert.
Impressionen
Copyright: rockhopper
Eigentlich wollte ich Anfang Juni starten... eigentlich. Wegen der Regenperiode verschob ich den Start um fast eine Woche. Ich wollte nicht, wie bei der letzten Tour, eine Woche lang im Regen unterwegs sein. Die Entscheidung war gut so.
Am Donnerstag, den 9. Juni geht es endlich los. Am Bahnhof kaufe ich mir ein BW-Ticket und nehme zuerst den Zug nach Karlsruhe. Die Zugfahrt verläuft kurzweilig, weil mir ein Kroate im Ruhestand seine komplette Lebensgeschichte erzählt. Da ich schon in bester Urlaubsstimmung bin, gönne ich mir ein feines Frühstück bei Tante Emma, einem kleinen Café gegenüber des Karlsruher Zoos. Um an den Rhein zu kommen, geht es erst einige Kilometer sehr idyllisch an dem kleinen Flüsschen Alb entlang.
Die Idylle hört allerdings auf, als ich in den Hafenbereich komme. Irgendwie verfahre ich mich um das Hafenbecken herum. Davor muss ich noch eine größere Kreuzung mit 4 grausam raduntauglichen Drängelgittern passieren. Das erste größere Ärgernis. Ich bekomme meine Fuhre mit Packtaschen und einigem Rangieren gerade so durchgezwängt. Aber dann geht es richtig los. Ich bin am Rhein und radle an einigen Kieswerken vorbei, bis ich in Scheibenhardt über die Grenze nach Frankreich komme.
Über kleine Landstraßen geht es über Salmbach, Siegen, Trimbach, Buhl, Hatten und Rittershofen nach Betschdorf.
Restaurant in Hatten
Hier will ich durch ein schönes Waldgebiet nach Hagenau bis zum Campingplatz fahren. Die Route, die ich über Komoot geplant hatte, führt mich bei Betschdorf zuerst auf einen Bauernhof, von dem es nicht wirklich weiter geht. Das war wohl nichts. Also suche ich mir die nächste Möglichkeit, einen Weg durch das Waldgebiet zu finden, der dann sehr schön zu radeln ist. Ich arbeite mich durch Hagenau durch, an einer ziemlich befahrenen Straße entlang bis zum Campingplatz.
Im Hagenauer Forst
Tag 2
Auf dem CP gibt es keine Croissants zu kaufen. An der viel befahrenen D263 finde ich nach ein paar hundert Metern eine Bäckerei und kaufe mir dort mein Standard Frühstück, 1 Pain au Chocolat und 1 Croissant. Ich bin schon jetzt froh, den Trangia mitgenommen zu haben. Mein Frühstück darf ich in einer kleinen Gartenhütte, die extra für mich aufgeschlossen wird, einnehmen. Die Hütte ist offiziell erst ab 8 Uhr für die Campinggäste offen. Es ist 7:30 Uhr.
Heute geht es an den Rhein-Marne Kanal, den ich bis Arzviller schon mal gefahren bin. Hinter Bruhmat finde ich, etwas versteckt, den Einstieg zum Radweg am Kanal. In Saverne ist mächtig was los, Radfahrer ohne Ende, mit und ohne Gepäck, schieben sich durch die Fußgängerzone und bevölkern die Cafés. Ich finde noch einen freien Platz im Café Haushalter und beobachte das bunte Treiben während ich eine äußerst leckere Quiche esse. Danach geht es für mich weiter zum CP Plan Incliné bei Hofmuhl. Unterwegs überholt mich noch einen junger Amerikaner auf dem Rennrad mit ganz wenig Gepäck und einem Mini-Zelt am Lenker. Wir unterhalten uns ein wenig, während er neben mir her fährt. Er wohnt in Paris und will den Paneuropa Radweg von Strasbourg nach Paris radeln. Auf die Frage, wie er denn übernachtet, antwortet er mit einem Lächeln: So wie es kommt, er zeltet da wo sich ein Platz findet. Dann düst weiter. Der Himmel zieht sich zu und es fallen ein paar Regentropfen. Mit meinen neuen wasserdichten Packtaschen berührt mich das nicht, super. Sonst brach bei mir immer Hektik aus, bis ich endlich den Regenüberzug über die Packtaschen gepfriemelt hatte. Auf dem CP angekommen bin ich gerade fertig mit dem Zeltaufbau, da beginnt ein plötzlicher Wolkenbruch. Ich schaffe es gerade noch trocken in das Zelt zu kommen. Wieder bin ich froh um mein Unna, das wie festgesaugt am Boden klebt und die Sturmböen locker übersteht.
Vor und nach dem Wolkenbruch.
Mit mir auf dem Platz sind noch 3 Damen aus Ludwigsburg, bei Stuttgart, auf einer „wir sind jetzt mal ohne unsere Familien unterwegs“ Tour nach Paris. Wieder bin ich mal erstaunt, wie man so viele Sachen mitnehmen kann. Beim Frühstück zubereiten setzen die Damen ihren MSR Benzinkocher in Gang. Ich erschrecke ordentlich als das „Ding“ losgeht. Dagegen ist mein Trangia, Spiritus betrieben, die reinste Flüstertüte. Die Damen schauen etwas irritiert zu mir herüber, als ich mir heißes Wasser für meinen Kaffee mache, weil der Trangia so gar keine Geräusche von sich gibt.
Tag 3
Heute geht es weiter am Kanal entlang bis zu CP in Parroy.
Zuerst lasse ich mich durch das idyllische Vallée des Éclusiers treiben, etwa 9 Kilometer, am früheren Kanal entlang.
Bei Arzviller geht es vom Kanal weg und ich muss eine ziemliche Steigung hoch schieben bis ich irgendwann wieder an den Kanal zurückkomme. Über Niderviller, Schneckenbusch und Hesse geht es weiter. Dann führt mich meine geplante Komoot Route wieder ins „Nichts“, das heißt, da wo ich eigentlich weiter will ist Dickicht. Nicht die winzigste Spur eines Weges. Zum Glück kann ich einen Einheimischen nach der Richtung fragen. Ich möchte nämlich über den Ort Xouaxange radeln. Er schickt mich über Lorqin, das ich eigentlich wegen der extremen Steigung umfahren wollte. Außerdem erfahre ich endlich wie man diesen Ort, Xouaxange, richtig ausspricht. Nicht ganz einfach.... Auf jeden Fall habe ich die Richtung wieder und es geht ziemlich hügelig weiter.
Es ist heiß heute.
Hinter Moussey, auf der D92 geht es achterbahnmäßig rauf und runter. Ziemlich anstrengend, weil der Schwung, den man beim Bergabfahren bekommt, nicht für die kommende Steigung ausreicht und man letztendlich doch auf dem kleinen Kettenblatt die Steigung hochkurbelt. Das wiederholt sich einige Male bis ich den Campingplatz erreiche. Auf dem CP in Parroy treffe ich das Damen-Trio aus Ludwigsburg wieder.
Tag 4
Bei schönstem Wetter geht es weiter am Kanal entlang.
Ursprünglich war die Route so geplant, dass ich von Nord-Osten her nach Nancy hinein radle, um die viel befahrene D 400 zu umfahren. Heute ist Sonntag und es gibt keine LKWs auf den Straßen. Suppi. So entscheide ich mich doch über St. Nicolas-de-Port nach Nancy auf der fast leeren D400 zu fahren. Schön ist anders. In St. Nicolas-de-Port verfahre ich mich etwas und entdecke dafür die schöne Basilika.
Vor Nancy entdecke ich noch ein Stück Radweg. Ich fahre kurz über den Place Stanislas zum Bahnhof, um mir die Zugfahrkarte für den nächsten Tag nach Rouen zu kaufen.
Am Schalter gestaltet sich der Fahrkartenkauf als schwierig. Zuhause hatte ich die Zugverbindung recherchiert und war mir sicher, dass das auch so klappen würde. Das Problem ist natürlich wieder mal die Radmitnahme. Die junge Dame am Schalter teilt mir mit, dass es nur bis Paris freie Plätze für Fahrräder im TGV gibt. Für die Strecke Paris-Rouen gibt es keine freien Plätze mehr. So ein Mist. Um den ganzen Schalterbetrieb nicht aufzuhalten, kaufe ich erst mal die Fahrkarte nach Paris. Der CP von Nancy liegt etwa 6 Kilometer vom Zentrum entfernt, oben auf dem Berg. Die halbe Strecke bekomme ich noch geradelt, dann wird es so steil, dass ich nur am Schieben bin. 10% Steigung mit Gepäck ist bei der Hitze heftig.
Nachdem das Unna aufgebaut ist, gehe ich zu meinen Zeltnachbarn hinüber, um das Gefährt der Beiden näher an zu sehen. Ein australisches Ehepaar im Rentenalter ist mit ihrem Bike Friday Tandem und Anhänger an der Mosel unterwegs. Nach der Tour, erzählen mir die zwei, wird das Tandem zerlegt und kommt mit dem Zelt und dem anderen Equipment in die beiden Koffer. Ich bin sehr beeindruckt.
Tag 5
An der Rezeption bekomme ich zu meinen Croissants einen gratis Kaffee. Ich überlege hin und her, wie es nun weiter gehen soll. Am Rande von Paris gibt es einen Campingplatz. Ich könnte von hier aus an der Seine entlang nach Rouen kommen.
Bevor auch ich losfahre, wird noch schnell ein Foto von den weiterradelnden Australiern gemacht.
Die Abfahrt vom Campingplatz zum Bahnhof ist pures Vergnügen. Währenddessen überlege ich mir, dass ich doch noch einmal am Bahnhof wegen der Zugverbindung nach Rouen nachfragen könnte. Mein Rad stelle ich abgeschlossen, außerhalb des verglasten Schalterbereichs, innerhalb des Bahnhofs in Sichtweite ab. Während ich noch in der Warteschlange stehe, kommt ein Gendarme herein und fragt, wem das Vélo gehört. Ich bekomme ein etwas schlechtes Gewissen. Vielleicht hätte ich es außerhalb des Bahnhofs abstellen sollen. Das hatte ich ja alles schon. Das Fahrrad bitte draußen abstellen, nicht hier,... drinnen...draußen....
Als ich zu meinem Fahrrad gehe, traue ich meinen Augen nicht: 2 Gendarmen stehen breitbeinig mit verschränkten Armen rechts und links meines TX400 und bewachen es. Es könnte gestohlen werden, so die Ansage des dritten Gendarmen. Ich solle es mit in den Schalterraum nehmen. Soviel Fürsorge hat mich doch leicht gerührt. Nach dieser Aktion bin ich an der Reihe und komme dieses Mal zu einer anderen Dame und sie findet einen freien Platz im Zug für mich und mein Rad. Genau dieselbe Verbindung, die ich auch ausgesucht hatte. Glücklich mit einer weiteren Fahrkarte in der Hand verlasse ich die Billetterie und mache mich auf den Weg zu dem IC nach Paris.
Entspannt suche ich meine Wagennummer, ich habe für das Rad und mich reservieren müssen. Da kann nichts schief laufen. Dumm ist nur, dass der reservierte Wagen kein Fahrradabteil hat. Etwas hektisch eile ich zum nächsten Wagen, dieser hat Abstellplätze für Fahrräder, die waren zu gebeugt mit dicken Koffern. Das ist wieder nichts, also weiter eilen zum nächsten Wagen. Hier werde ich fündig. Erleichtert bugsiere ich alles durch die Türe und stelle mein Fahrrad diagonal über alle Plätze ab. Ich bin so erledigt von dieser Aktion, dass ich keine Lust mehr habe mein schweres TX hoch zu hieven und an dem Haken ein zu hängen. So, nun muss ich nur noch einen freien Platz für mich finden. In dem Abteil dazu sehe ich noch leere Plätze.
Erst viel später bemerke ich, dass ich in der ersten Klasse sitze. Das interessiert aber niemanden. In Paris muss ich den Bahnhof wechseln. Zeit dafür habe ich genügend und der Gare St. Lazare liegt etwa 3,5 Km entfernt vom Gare de l’Est. Ich komme pünktlich um 17:30 Uhr in Rouen an.
Hier wird zur Zeit der Bahnhof umgebaut. Ich frage nach einem Aufzug . Irgendwie muss ich ja wieder aus dem Bahnhofsgebäude hinaus kommen. OK. Ich nehme den empfohlenen Lift, der mich begeistert, weil er so groß ist. Hier haben locker 4 Fahrräder platz. Die Begeisterung ist sofort wieder weg, als ich merke, dass ich im Parkhaus gelandet bin und jetzt vor einer Ausfahrsperre für Fahrräder (?) stehe. Mit Packtaschen komme ich da nicht durch, also alles abladen. Nachdem das Gepäck über das Hindernis geschafft ist, will ich mein TX durch schieben. Das scheitert gleich beim ersten Versuch, weil ich nicht durchkomme. Aha, vielleicht ist das nur für Rennräder gedacht. Mit einigem Gemecker meinerseits wuchte ich das Fahrrad über das Hindernis. Willkommen in Rouen.
Die Touristeninfo liegt etwa 1,2 Kilometer vom Bahnhof entfernt im Zentrum, sie schließt aber um 18 Uhr. 5 Minuten vor 18 Uhr eile ich hinein und stresse die Damen etwas mit meinen Wünschen. Letztendlich klappt alles und ich kann zu meinem Hotel zurück radeln, das 2 Minuten vom Bahnhof entfernt liegt. Als ich mein Zimmer betrete, bin ich wieder mal froh, dass ich nicht so groß bin )). Ich schätze 8 bis10 qm inklusive Toilette und Waschbecken. Die Etagendusche existiert nicht, ich darf aber trotzdem einen Stock höher, in der Wäschekammer mit Dusche die wohl selten benutzt wird, duschen. Besser als keine Dusche. Dem Schlauch fehlt der Duschkopf, was mich weiter nicht stört. So kommt wenigsten ordentlich Wasser aus dem Schlauch. Im Gegensatz zu den üblichen Tröpfel- Rieselduschen.
Hier werde ich zwei Tage bleiben um mir Rouen anzusehen.
Tag 6
Nach dem Frühstück begebe ich mich zu Fuß auf Stadtbesichtigung. Mein Fahrrad parkt in der Zwischenzeit in dem kleinen Innenhof des Hotels.
In Rouen verfalle ich in einen Fotografier-Rausch. Ich kann mich gar nicht sattsehen an der normannischen Fachwerkarchitektur und der gotischen Kirchenbaukunst. Als erstes begebe ich mich natürlich zu der Kathedrale. Wenn man davor steht, ist es unfassbar und sehr beeindruckend. Ich stelle mir vor, wie Monet auf dem Platz vor der Kathedrale sitzt und malt. 36 Versionen hat er gemalt, oder noch mehr. Bei meinen Stadterkundungen komme ich ein paar Mal an diesem grandiosen Bauwerk vorbei und bin jedes Mal beglückt.
Unfassbar schön.
Sehr spannend finde ich auch den Âitre Saint-Maclou, einen mittelalterlichen Pestfriedhof. Ein großer Innenhof mit altem Baumbestand in der Mitte, umrahmt von allen 4 Seiten mit alten Fachwerkhäusern. Die Anlage wird zurzeit saniert.
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