[NO] Setesdalen Sommer 2017 (02.09. - 08.09.)

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    [NO] Setesdalen Sommer 2017 (02.09. - 08.09.)

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Setesdalheine Sommer 2017


    Mein Bruder und ich waren dieses Jahr, nachdem wir 2015 unsere Trekkingtour durch die Hardangervidda gemacht hatten, wieder in Norwegen.

    Bei der Planung wurde schnell klar, dass wir 3 Wochen Zeit haben würden und auf jeden Fall auch eine Outdoorwoche dabei sein sollte. Da stellte sich dann nur die Frage wohin es gehen sollte. Aufgrund relativ kurzer An- und Abreise, und der Möglichkeit für das Gebiet Angelkarten zu erwerben fiel die Wahl auf das Setesdalen.

    So planten wir eine ruhige Woche im Setesdalen. Das heißt wenig Kilometer laufen und wenn das Wetter es zulässt einige Tage an Seen oder Flüssen mit Angeln und Tagestouren zu verbringen.

    Mitte August ging es dann endlich los. Zuerst zwei Wochen in einer kleinen Wohnung am Fjord und dann eine Woche im Setesdalen.


    Zu den ersten zwei Wochen nur so viel: Wir hatten bis auf 3 Tage gutes Wetter und konnten dementsprechend schon diverse Tagestouren machen. Ausgedehnte Angeltage auf dem Boot durften natürlich auch nicht fehlen.

    Hier ein paar Eindrücke












    Samstag 02.09.2017

    Heute geht es ins Fjell. Um 10:00 Uhr müssen wir die Wohnung geräumt haben, also müssen wir zeitig aufstehen.

    Nach den zwei entspannten Wochen ist es gar nicht so einfach sich von der gemütlichen Wohnung loszureißen. Zudem ist heute das beste Wetter bisher.



    Nachdem wir der E39 nach Süden gefolgt sind wollen wir in Algard ins Inland abbiegen. Allerdings ist die Straße voll gesperrt. Also müssen wir einen Umweg über Vikesa fahren. Die Landschaft wird bei bestem Wetter rauer je weiter wir dem Ziel entgegen fahren. Irgendwann sind lauter Schafe auf und an der Straße. Zudem ist es für so einsame Gegend tierisch voll. In Hogaleiter (Eine Ortschaft im Hunnedalen und ein Startpunkt um in die Frafjordheine zu gelangen) ist nicht ein einziger Parkplatz frei. Inzwischen muss ich ziemlich vorsichtig fahren weil die Schafe echt überall sind. Uns dämmert inzwischen das Viehabtrieb sein könnte.

    Die Landschaft erinnert mich an Bilder die man von Lappland kennt. Mich würde nicht wundern wenn die gute Asphaltstraße aufhört und von einer Schotterpiste abgelöst werden würde. Allerdings lässt der nächste Kulturschock nicht lange auf sich warten. In dem nächsten Dorf werden die Schaulustigen mit Bussen ins Fjell gekarrt. Nach der Tour erfahren wir dass jetzt die Sirdalsdagenen sind (daher die Volksfeststimmung und die Busse).

    Als wir die Ortschaft hinter uns lassen wird es merklich ruhiger. Auch wenn durch den Viehabtrieb immer noch tierisch! viel los ist. Kurz vor dem Rosskreppfjorden versperrt uns ein Schäfer den Weg. Nur wenig später kommt uns auf der Straße eine große Schafsherde entgegen. Inzwischen nerven uns die dauernden Unterbrechungen ein wenig. Wir wollen ja heute noch ein bisschen laufen und inzwischen ist es 15:45 Uhr.

    Nachdem die Schafe vorbei gezogen sind geht es zum Glück ohne große Unterbrechungen bis nach Øyuvsbu. Auf dem Parkplatz ist Schlange stehen angesagt. Es ist kein Parkplatz frei.
    Wir hoffen dass es im Fjell nicht so voll ist wie auf der Straße…

    Nachdem wir einen Parkplatz ergattert haben geht es ans Packen der Rucksäcke. Das geht uns ganz gut von der Hand und um 17:00 Uhr sind wir abmarschbereit. Wir vernichten noch kurz den letzten Rest der verderblichen Lebensmittel und um 17:15 Uhr überqueren wir die Straße und machen uns Richtung Svartenut auf ins Fjell.



    Es geht direkt an einem großen See vorbei. Die Sonne strahlt und es ist schön warm. Nach ca. 500m läuft vor mir ein kleines braunes Fellknäul über den Weg. Ein Lemming!

    Er bleibt sogar in einem Erdloch sitzen, bis ich ein Foto gemacht habe.



    Von mir aus könnten wir jetzt umdrehen. Ziel erreicht… Allerdings wirkt Hauke nicht begeistert von meinem Vorschlag. Also gehen wir „notgedrungen“ weiter. Wir queren einen sumpfigen Talkessel. Die nassen Flächen sind netterweise durch rötliches Gras gekennzeichnet. Im weiteren Verlauf des Weges wandern wir an einem Bächlein durch ein Tal bergan. Der Boden ist ziemlich sumpfig, so dauert es seine Zeit einen trockenen Weg zu finden. Der Rucksack ist nach einem Jahr Pause ungewohnt, aber nach einer (Achtung Wortspiel) schweren Stunde machen wir auf einer Anhöhe Pause und genießen die Landschaft und das Wetter.



    Eine weitere Stunde später erreichen wir die zwei Seen, die wir uns auf der Karte als Nachtlager ausgesucht hatten. Kurz bevor wir unser Ziel erreichen, fängt es aus heiterem Himmel an zu regnen… Wir schützen die Rucksäcke und warten den Schauer am Wegrand ab. Nach 15 Minuten ist der Spuk dann vorbei und wir suchen uns eine Stelle an der wir das Zelt aufbauen können.

    Auf einer Halbinsel, welche die zwei Seen voneinander trennt, werden wir fündig. Schnell ist das Zelt aufgebaut und eingeräumt.

    Die umliegenden Hügel sind in goldenen Sonnenschein getaucht.





    Ich genieße das Gefühl wieder unterwegs zu sein, während Hauke unsere Angeln fertig macht, um einen schnellen Angelversuch zu unternehmen. Wir beide glauben nach unserer Erfahrung in der Hardangervidda nicht wirklich daran etwas zu fangen, allerdings belehrt uns das Setesdalen eines Besseren. Nach drei Versuchen fängt Hauke unsere erste richtige Fjellforelle.



    Was für ein Anfang für die Tour… Lemminge, Fisch und gutes Wetter. So hatte ich mir das vorgestellt.

    Zufrieden und mit gewisser Vorfreude auf morgen geht es nach dem Abendessen und einem Schluck Bunnahabain in den Schlafsack. Das Bimmeln der Schafsglocken am gegenüber liegenden Hang begleitet uns beim Einschlafen.




    Sonntag 03.09.2017


    Um 8:00 Uhr bin ich das erste Mal richtig wach. Scheiße war das eine kalte Nacht… Kalte Füße bzw. Beine kenne ich sonst garnicht. Zum Frühstück gibt es bei uns Knäckebrot und Käse. Damit hatten wir uns Samstag noch schnell eingedeckt, zumindest für die ersten Tage. Ein Sonne–Wolken-Mix macht uns den Aufbruch einfach. Die Schafe finden uns auf jeden Fall sehr interessant. Es kann nur einer das Zelt aufräumen. Der andere muss immer mit den Schafen um selbiges wandern, um die hartnäckigen Biester auf Abstand zu halten. Nach einer gefühlten Ewigkeit ziehen sich die Schafe ein wenig zurück, beobachten uns aber weiterhin. Und sind dabei überhaupt nicht scheu oder ängstlich…

    Während der ersten Kilometer begleitet uns das gute Wetter. Die Landschaft ist genial.





    Auf einer Passhöhe machen wir Pause, dabei fängt es an leicht zu regnen. Wir versuchen den Schauer aus zu sitzen, geben aber nach 30 Minuten auf und gehen dann bei Regen weiter. Anscheinend hat das Wetter aber auch nur auf uns gewartet. Kaum haben wir den Pass hinter uns gebracht hört es auf zu regnen.

    Wir folgen einem kleinen Fluss als wir auf Unmengen an Schafen stoßen. Die nächste Stunde scheuchen wir immer wieder Schafe vom Weg. Wenig später treffen wir dann auch die Treiber.
    Der Weg hat stellenweise sehr gelitten. Gerade an den, nicht gerade knapp vorhandenen, sumpfigen Stellen ist das Gelände total zertreten.

    Es geht durch eine weite, trockene Ebene, die nur durch kleine Hügel unterbrochen ist. Der Wind nimmt zu und es fängt an dauerhaft nieseln. Wir laufen mit Regenzeug weiter. Der Weg wird wieder nasser. Immer wieder durchbrechen tief eingefressene Abläufe von den Berghängen den Weg. Diese sind zwar nicht mit Wasser gefüllt, aber trotzdem teilweise sehr sumpfig. Zusätzlich haben die Schafe die Kanten sehr
    zertreten. Dadurch kosten uns die Sumpfstellen sehr viel Kraft.

    Unser Weg führt leicht bergab zu einem Fluss. Diesen queren wir problemlos. Die Wolkendecke sieht aus als könnten wir sie mit den Händen greifen.
    Nachdem der Fluss gequert ist folgt der Weg einem Hang bergan. Hauke zieht davon. Ich merke, dass es mir nicht besonders gut geht. Trotzdem schleppe ich mich den Hang hinauf. Am Pass wird mir dann tatsächlich schwindlig. Nach kurzer Zeit und einem halben Liter Wasser geht es mir schon deutlich besser.

    Ich denke, dass ich einfach zu wenig getrunken habe. Bei gutem Wetter machen wir beide deutlich mehr Pausen, außerdem bin ich mit einer gut funktionierenden Wasserkühlung ausgestattet, die unter dem Regenzeug auch nur bedingt gut funktioniert.

    Aus dem Erlebnis habe ich auf jeden Fall gelernt: Ich muss mehr trinken!

    Nachdem ich wieder fit bin geht es mit Blick auf den Rosskreppfjorden den Pass hinab. Bei momentan trockenem Wetter entdeckt Hauke die ein oder andere reife Moltebeere, die natürlich probiert werden muss.



    Durch die zertrampelten und schlammigen Schafsfurten haben wir inzwischen gemerkt, dass das rote Gras zwar nasse Stellen kennzeichnet, aber der Boden dort einigermaßen fest ist. Am anderen Ende des Talkessels geht es wieder einen Hang hinauf. Hauke sammelt nebenbei noch Blaubeeren in die Hand.

    Als wir dem Weg weiter bergan folgen fängt es wieder an zu regnen. Irgendwann stehen wir auf einer Anhöhe und sehen zum ersten Mal die Svartenuthytta. Und leider auch das Wetter das uns heute noch erwartet.





    Als wir an der Hütte angekommen sind erwischen wir einen der seltenen trockenen Momente heute. Im Windschatten der Hütte trocknen wir und beratschlagen uns. Ich möchte nach der großen Etappe heute eigentlich an der Hütte bleiben. Hauke will aber lieber weiter und an einem der folgenden Seen campen. Denn hier würde unsere Angelkarte nicht gelten.

    Das Ende vom Lied ist, dass Hauke sich durchsetzt und ich nochmal den Rucksack aufsetze und die gemütlich wirkende Hütte hinter mir lasse.

    Im Nachhinein hat sich das auf jeden Fall gelohnt. Das Wetter bleibt trocken und wir laufen in Sichtweite eines kleinen Flusses ein Tal entlang. Der Fluss erweitert sich immer wieder zu kleinen und größeren Seen durchbrochen von kleinen Stromschnellen und Wasserfällen. Nach ungefähr einer Stunde schlagen wir unser Zelt auf einer Landzunge in einem der Seen auf. Tatsächlich reißt jetzt sogar die Wolkendecke noch ein wenig auf.

    Wir machen die Angeln fertig und versuchen unser Glück. Diesmal dauert es länger bis wir Erfolg haben, aber schließlich fange ich dann eine Forelle.

    Die Landschaft ist einmalig, sollte das Wetter es zulassen, wollen Hauke und ich morgen hier einen Pausentag verbringen und die nähere Umgegend erkunden und Angeln.






    Montag 04.09.2017

    Wir kommen heute nicht hoch. Es ist 10:00 Uhr ehe wir uns aus dem Zelt trauen. Die Nacht war wieder kalt, aber weniger schlimm als gestern. Auch weil ich mich wärmer eingepackt habe.

    Das Wetter ist zwar trocken, aber überwiegend wolkig. Ein starker kalter Wind macht unsere Hoffnung auf einen Pausentag zunichte. Man kann sich draußen bewegen, aber länger irgendwo sitzen oder Angeln würde schnell sehr kalt werden.

    Also blasen wir zum Aufbruch. Wir schauen auf die Karte und entscheiden uns erstmal bis zu einem See am Ende des Tals weiterzugehen. Während ich das Zelt einpacke fängt Hauke eine weitere Forelle. Das verzögert unseren Aufbruch bis ca. 11:30 Uhr. Allerdings haben wir heute keine große Etappe vor, also stört uns das nicht weiter.

    Auf dem Weg zum Pfad sammelt Hauke einen Becher Moltebeeren. Wir sind noch nicht lange unterwegs als der Himmel deutlich zuzieht. Noch ist es trocken.



    Es geht durch ein tolles Tal während wir dem Fluss stromauf folgen. Immer wieder halten wir für Angelversuche an, leider erfolglos. Nach der halben Etappe fängt es an zu nieseln (Nicht mal richtiger Niesel, aber allgegenwärtige Feuchtigkeit in der Luft).

    Um 14:30 Uhr erreichen wir während eines kleinen Schauers unseren Lagerplatz. Die Zeltplatzsuche gestaltet sich schwierig. Es ist entweder sumpfiger oder sehr unebener Boden. Nach 30 Minuten Suchen finden wir oben auf einem Grat im mittlerweile recht starken Wind eine schöne Stelle. Wir bauen auf und anschließend sitzen wir im Zelt und essen Bannock mit Moltebeeren. Lecker!



    Später am Tag zieht es uns für einen weiteren Angelversuch an den See. Innerhalb
    einer Stunde fangen wir beide 3 Forellen. Abendbrot ist gesichert.
    Es ist trocken, so sitzen wir draußen im Windschatten des Zeltes und lassen uns den Fisch schmecken.



    Später am Abend sitzen wir bei einem Schluck Bunnahabain im Zelt und beobachten wie die Wolken die Berghänge herunterkriechen.



    Nachts wache ich auf. Es ist zu leise. Kein Geräusch ist zu hören, kein Wind, kein Murmeln des nahen Baches. Ich mache das Zelt auf und habe Nebel vor der Haustür.

    Später in der Nacht fängt es an zu regnen. Na toll, das macht Lust auf morgen…




    Dienstag 05.09.2017



    Der Regen von heute Nacht hat noch zugenommen. Es weht Wind, trotzdem sind wir immer noch mitten in den Wolken. Wir sind beide etwas gefrustet vom Wetter. So liegen wir im Zelt und lauschen Regen und Wind. Es ist 11 Uhr ehe wir aufstehen, um zu frühstücken.

    Wir beide haben das Gefühl, dass wir einen Lagerkoller kriegen, wenn wir den Tag komplett abwettern. Außerdem ist die Hütte Bossbu nicht besonders weit entfernt. Also packen wir alles was geht im Zelt und bauen das Zelt im Regen ab. Es ist kalt, nass und nebelig. Was für Scheißwetter… (Und wir kommen aus Hamburg, schlechtes Wetter im Sommer sind wir durchaus gewöhnt.)

    Es geht bei Dauerregen den Hang am Ende des Tals hoch. Der Rucksack fängt den, hier oben, relativ starken Wind und bringt mich jedes Mal aus dem Tritt. Mir rutscht ständig die Kapuze der Regenjacke vor die Augen und meine Brille ist voller Regentropfen. ICH HASSE ES. Hauke zieht bergan wie immer davon. Ich stapfe leise schimpfend hinter ihm her. Ein unerwartetes Schlammloch beschert mir dann nasse und dreckige Füße. Echt ein Tag zum Abgewöhnen. Während ich von innen langsam genauso nass werde wie von außen, frage ich mich, warum man sich so etwas überhaupt antut.

    Als ich Hauke oben an der Kuppe einhole gucken wir beide uns an und sind uns einig das der Aufbruch die falsche Entscheidung war. Wir wollen aber auch nicht umdrehen, ist ja eh alles nass. Es geht also durch tolle Landschaft, die wetterbedingt viel zu wenig gewürdigt wird. Als wir den Berg verlassen wird der Wind wieder weniger. Das hilft schon mal sehr. Wir achten kaum auf die Landschaft, wir wollen die Etappe nur möglichst schnell hinter uns bringen. Nach 1,5 Stunden kommt die Hütte in Sicht. Es dauert trotzdem noch fast 30 Minuten bis wir im Regen und Windschutz der Hütte sitzen. Der letzte Wegabschnitt war durch die letzte Nacht sehr nass. Außerdem wird der Wind immer stärker.

    Mir fällt jetzt auch ein was wir dieses Mal vergessen haben. Ich habe sämtliche DNT Unterlagen sowie den Schlüssel zu Hause vergessen! Hauke testet ziemlich fassungslos ob die Hütte auf ist. Gott sei Dank ist sie offen. Ich hätte sonst wohl die Nacht draußen im Vorzelt verbringen müssen…

    Wir ziehen uns um und tragen uns im Hüttenbuch ein. Seit drei Tagen war niemand da. Anschließend heizen wir den Aufenthaltsraum und den Trockenraum ein. Nach einer Stunde ist es im Aufenthaltsraum behaglich warm. Trotzdem muss Hauke noch einen Angelversuch unternehmen. Widerstrebend komme ich mit. Der Wind ist inzwischen so doll, dass man die Wurfrichtung des Blinkers um 3m korrigieren muss um dahin zu werfen, wo der Haken hin soll. Es regnet und stürmt. Nach einer halben Stunde habe ich keine Lust mehr. Hauke kommt 10 Minuten nach mir. Da genießen wir dann doch lieber die Behaglichkeit der Hütte.



    BILD 2378



    Der Wind zerrt an der Hütte. Es knackt und knarrt und an einer der anderen Hütten flattert eine Plane im Wind.

    Wir beide sind inzwischen heilfroh ein festes Dach über dem Kopf zu haben und nicht draußen im Zelt sitzen zu müssen. Ich schreibe Tagebuch und später macht Hauke uns Abendessen.

    Wir sitzen bei Kerzenschein im Aufenthaltsraum und lauschen den Elementen, die an der Hütte zerren.

    Als wir später ins Bett gehen und Hauke das Licht ausmacht ist es so dunkel, dass man die Hand vor Augen nicht sieht. Es herrscht absolute Finsternis…

    Trotz des Sturms schlafe ich wie ein Stein.




    Mittwoch 06.09.2017

    Wir stehen um 9:00 Uhr auf. Draußen hat sich immerhin der Sturm beruhigt. Da wir einen Gasherd benutzen können macht Hauke zum Frühstück Bannock. Danach räumen wir die Hütte wieder auf, holen Wasser und fegen. Als wir uns vor der Hütte bei Nieselregen abmarschbereit machen kommt uns ein anderer Wanderer entgegen. Er erzählt, dass er die letzte Nacht im Zelt verbracht hat und wegen dem Sturm überhaupt nicht geschlafen hat. Dann hat unser Gefühl uns ja nicht getrogen…

    Unsere heutige Etappe führt uns den Weg von gestern zurück. Wir hoffen trotz dem schwierigen Wetter immer noch auf einen Pausentag an einem der Seen. Allerdings wird unsere Zeit ein wenig knapp, sollten wir heute den Tag vertrödeln.

    Vor der Hütte befindet sich ein Sandstrand. Ich komm mir so vor als würde ich irgendwo in Irland am Atlantik stehen und nicht auf 1000m über 0. Die Landschaft ist auf diesem Wegabschnitt echt einmalig.







    Immer wieder werden heute Fotopausen gemacht. Es ist zwar stark bewölkt aber trocken. Das muss ausgenutzt werden. Irgendwann setzt gelegentlicher Nieselregen ein. Wir genießen die Etappe trotzdem. Inzwischen hat der Wind ganz aufgehört und die Wolken hängen deutlich höher als gestern.







    Wir scheuchen wie auf jeder bisherigen Etappe immer wieder Lemminge auf. Ich liebe diese putzigen Tiere. Die laufen vor einem weg bis ihr ausgetretener Gang im Heidekraut zu Ende ist. Wenn sie dann nicht weiter können drehen sie um und quietschen einen an. Daher kommt dann wohl auch der Ruf, dass sie selbstmörderisch veranlagt sind.

    An stillen Seen geht es vorbei dem Pass von gestern entgegen. Ich finde, dass man auf der heutigen Etappe deutlich Herbstfarben zu sehen sind.






    Die Wege sind zu großen Teilen Bäche geworden. Kleine Senken stehen voller Wasser.

    Oben auf dem Pass machen wir Pause. Heute kann man gut gucken und der Nieselregen hat auch wieder aufgehört.



    Ziel ist der Zeltplatz von gestern.

    Auf dem Weg bergab sammeln wir dann nochmal Blaubeeren. Wir freuen uns den Rest des Tages zu entspannen und eventuell noch ein paar Sachen trocknen zu können. Das Wetter ist jetzt schon relativ lange stabil.




    Aber:

    Wir haben unsere Rechnung ohne das Wetter gemacht. Wir sind fast am Zeltplatz als es wieder anfängt richtig zu regnen. Ein Blick zurück zerstört unsere Hoffnung irgendetwas trocknen zu können.

    Wir stellen das Zelt auf und packen unsere Rucksäcke so wie sie sind hinein. Wir machen die Angeln fertig und gehen im Regen angeln. Immerhin das klappt. Wir fangen in einer Stunde sieben Forellen.



    Als Hauke und ich die Fische ausnehmen ist es trocken und ein wenig heller als die letzte Stunde. Fast zwei Stunden ist es trocken. Wir wollen wie das letzte Mal an diesem Platz draußen essen.

    Allerdings fängt es, kaum dass wir den Kocher aufgebaut haben wieder an zu regnen. Also kochen wir im Vorzelt.

    Das Essen ist absolut genial, auch wenn das Wetter uns mal wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht hat.

    Aber so langsam reicht es mir. Das Wetter ist nicht mal richtig schlecht, aber man muss in dieser Woche dem Wetter einfach alles abtrotzen. Das ich nicht erwarten kann, eine Woche gutes Wetter zu haben ist schon klar, wir wären auch durchaus zufrieden wenn es heute Abend mal trocken geblieben wäre.

    Als ich abends nochmal vors Zelt muss ist das Wetter immer noch schlecht. Es ziehen zusätzlich zum Regen auch wieder Wolken durch das Tal.



    Donnerstag 07.09.2017

    Wieder mal begleitet uns stetes Prasseln durch die Nacht. Ich liege wach und würde mir am liebsten die Ohren zuhalten, ich frage mich wie wir morgen den Tag verbringen wollen.

    Hauke muss morgens um 8:00 Uhr vors Zelt, es regnet; was auch sonst…

    Zwei Stunden später machen wir uns Frühstück: Porridge, einer der Versuche diesen Urlaub, der nicht wiederholt werden muss, wenn es nach mir geht.

    Ein Blick aus dem Vorzelt beschert uns die gleiche deprimierende Aussicht auf Wolken vor der Haustür wie vorgestern. Wir ziehen den Reißverschluss wieder zu und verkriechen uns im Zelt.

    Rechnerisch haben wir mit heute noch zweieinhalb Tage Zeit, da wir Samstagabend die Fähre in Stavanger bekommen müssen. Wir brüten über der Karte, überlegen nach Svartenut zu gehen und uns dort einzuquatieren. Eine andere Option wäre einfach hier zu bleiben. Irgendwie hat keiner Lust zu entscheiden, wobei bei dem Wetter jede der Möglichkeiten nicht besonders einladend ist.

    Irgendwann beugt Hauke sich über die Karte guckt mich an und sagt: „Wir können bis zum Auto gehen“

    Ich guck ihn an. –Das meint der nicht ernst…-

    Hauke rechnet mir das vor. Das sind doch nur 19 Kilometer, wenn wir um 12:00 Uhr losgehen sind wir um 20:00 Uhr am Auto…

    Hauke ist von der Idee begeistert, ich eher nicht. 19 Kilometer unter Zeitdruck bei schlechtem Wetter…

    Allerdings, da wären Wechselklamotten, trockene Schuhe und ein trockenes Dach über dem Kopf. Viele Argumente dafür…

    Nach und nach kann ich der Idee was abgewinnen. Es braucht noch ein wenig bis der Geist den Körper so weit hat, aber um 11:15 Uhr fangen wir an zu packen. Das Zelt bauen wir bei Starkregen ab.

    Um 11:50 Uhr haben wir alles verstaut und schultern die Rucksäcke.

    Der Weg heute ist ein einziges Schlammloch. Bei jedem zweiten Schritt rutscht man weg oder der Schlamm saugt an den Schuhen. Es nieselt konstant, immerhin weht kein Wind.

    Teilweise schwimmt der Weg. Kleine Bäche, die wir auf dem Hinweg fast nicht wahrgenommen haben, sind inzwischen nicht mehr an den üblichen Stellen zu queren. Die nassen Felsen sind weniger rutschig als der völlig aufgelöste Pfad.



    Nach eineinhalb Stunden in Svartenut angekommen, machen wir eine kleine Pause und füllen Wasser auf. Wir sind bisher gut in der Zeit. Aber jetzt kommt der anstrengende Teil mit vielen Sumpf- und von Schafen zertretenen Wegstellen.

    Die Sumpfstellen, die auf dem Hinweg Zeit ohne Ende gekostet haben, lassen wir links liegen. Wann immer es geht weichen wir auf das rote Gras aus. Dort steht zwar auch zentimetertief das Wasser, aber der Boden ist fester.

    Der Pfad ist an einigen Stellen relativ trocken, an anderen ist er so aufgelöst das der Untergrund überhaupt keinen Widerstand mehr gibt. Man sackt dann einfach mit dem ganzen Stiefel weg.

    Trotzdem kommen wir ganz gut voran. An dem Pass, wo mir letztes Mal schwindlig war, machen wir wieder Pause. Drei Stunden unterwegs…

    Die Flussquerung die Sonntag problemlos war entpuppt sich als schwierig. Es ist bestimmt ein halber Meter mehr Wasser im Fluss. Hauke traut sich und hüpft mit den Rucksäcken und der Kamera drei Mal über weit auseinanderliegende Felsen.


    Bei stärker werdendem Regen und von vorne kommendem Wind laufen wir durch weite Ebenen und sumpfige Täler. Meine Füße schwimmen in den Stiefeln. Meine Trekkinghose zieht unter der Regenhose langsam Wasser, aber auf eine perfide Art macht das Laufen bei Scheißwetter heute sogar Spaß.

    Bei der nächsten Pause gucken wir gemeinsam auf die Karte. Wir haben ca. die Hälfte der Strecke.
    Gefühlt werden wir immer schneller. Quer durch Sumpf, über Stock und Stein fliegt das Setesdalen an uns vorbei. Man könnte meinen wir sind auf der Flucht, was ja nicht mal so weit hergeholt ist.



    Der letzte große Pass wird erklommen, Hauke sieht während er auf mich wartet aus nächster Nähe einen Adler. Beide beobachten sich fasziniert.

    Wir sind bei Nebel und allgegenwärtigem Dauerregen am ersten Zeltplatz, an zelten nicht zu denken. Überall steht Wasser.



    Kurz darauf verlieren wir den Weg, wir folgen einer alten Markierung die uns aber auch im Stich lässt. Es ist inzwischen 18:45 Uhr. Die Zeit wird doch langsam knapp…

    Mit Hilfe der Karte stehen wir fünfzehn Minuten später wieder auf dem Pfad. Jetzt gilt ein bisschen Gas zu geben. Bei einem weiteren Sumpfabschnitt verlasse ich mich auf unsere Regel (Rotes Gras = Gut).
    Allerdings lässt uns das Gras dieses Mal im Stich. Ich trete zu und – bin dann gleich mal bis zum Knie weg. Ich schmeiße mich mit dem Oberkörper nach vorne und hab wieder festen Boden unter den Füßen, aber auch einen gehörigen Schrecken in den Gliedern. (Da war überhaupt kein Widerstand, sah aber aus wie 100 andere Stellen die wir zuvor gequert haben.)

    Auf die letzten Kilometer fängt es an dunkel zu werden. Wir fliegen den letzten großen Hang hinab. Inzwischen können wir die Straße sehen und um 19:55 Uhr erreichen wir erschöpft unser Auto.

    Wir packen unsere Rucksäcke im Grau der Wolken bei anhaltendem Nieselregen aus, als ein anderer Trekker aus Richtung Øyuvsbu auf uns zukommt. Es ist der einzige Wanderer außer dem bei Bossbu den Hauke und ich auf der Tour getroffen haben. Er hat einen Rundweg gemacht und sich ebenfalls verschätzt wie nass es ist. Anscheinend ist es Richtung Øyuvsbu überhaupt nicht besser mit den Wegverhältnissen. Schade, denn wir hätten ja morgen noch komplett frei.

    Als wir mit dem Verstauen der Sachen fertig sind ist es fast dunkel. Wir setzen uns in den Windschatten des Autos und kochen im Schein einer Taschenlampe bei Nieselregen und 5°C Außentemperatur Abendessen. Ich frage mich was die vorbeifahrenden Autofahrer denken…

    Nach dem Essen verkriechen wir uns ins dunkle Auto. Ich liege mit angewinkelten Beinen auf der Rückbank und bin trotz der Enge heilfroh jetzt ein trockenes Plätzchen zu haben.



    Freitag 08.09.2017

    Die Nacht war erstaunlich gut. Ich bin ausgeschlafen und relativ gut drauf. Was sich bei einem Blick aus dem Fenster des Autos schnell erledigt hat. Das Wetter ist noch schlechter als gestern. 3°C und noch mehr Nebel.

    Wir beschließen heute das Fjell zu verlassen, wir haben keine Lust nochmal die nassen Sachen anzuziehen.

    Also fahren wir durch die Waschküche langsam zurück. Der Viehabtrieb liegt inzwischen in den letzten Zügen. Die Straße wird trotzdem noch durch Viehtransporter versperrt. So haben wir einen guten Blick auf das Treiben. Den Rest des Tages verbringen wir tagebuchschreibend und lesend auf einem tollen Rastplatz auf halber Strecke Richtung Stavanger.

    Als wir abends die Bilder sichten, stellen wir beide fest, dass definitiv der ein oder andere Tag zum Abgewöhnen dabei war, aber es hat trotzdem wieder unglaublich viel Spaß gemacht nur mit Rucksack unterwegs zu sein.

    Die nächste Tour kommt bestimmt.
    Zuletzt geändert von Fjeldfross; 24.11.2017, 17:51.

  • Borgman
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    • 22.05.2016
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    #2
    AW: [NO] Setesdalen Sommer 2017 (02.09. - 08.09.)

    Danke für den stimmungsvollen Bericht! Hat mich gefreut, mal wieder was aus den Setesdalsheiane zu lesen.

    Ich kann lebhaft nachfühlen, wie Ihr fluchend im Regen durch das aufgweichte Gelände gestapft seid, genauso war's bei meiner Tour in der Gegend auch. Stiefel, die einfach im Matsch versinken, daran kann ich mich auch erinnern.

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    • Fjeldfross
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      • 10.10.2015
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      #3
      AW: [NO] Setesdalen Sommer 2017 (02.09. - 08.09.)

      Schön das dir der Bericht gefallen hat!


      Die matschigen Wege waren zum Teil echt nicht mehr lustig...
      Wobei der Schafsabtrieb da an einigen Stellen noch was zu beigetragen hat. Ich hab leider keine Bilder davon, aber an einigen Stellen sah's echt wüst aus.

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      • andrea2
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        • 23.09.2010
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        #4
        AW: [NO] Setesdalen Sommer 2017 (02.09. - 08.09.)

        Vielen Dank für den schönen Bericht aus einer, zu Unrecht, eher unbekannten Gegend. Uns hat es dort auch sehr gut gefallen. Eure Strecke vom Parkplatz bei Øyuvsbu bis hinter Bossbu war auch ein Teil unserer Tour.

        Zum Teil müssen wir an fast den gleichen Stellen gezeltet haben. Z.B haben wir, wie ihr in eurer ersten Nacht, zwischen den Kyrkjenostjørnin gezeltet und genau wie bei Euch waren die Schafe dort seeehr aufdringlich.



        Die matschigen Wege kann ich auch bestätigen. Was haben wir teilweise darüber geschimpft. So viele Schafe wie ihr, hatten wir aber nur auf der anderen Seite des Rosskreppforden. Wir waren aber auch ein paar Tage früher dran, es war Ende August.

        Dass der Parkplatz sehr voll war, daran erinnere ich mich auch noch. Wir kamen dort an einem Freitag durch und viele Norweger mit denen wir sprachen, machten eine kleine Tour über das Wochenende. Sobald wir aber ein paar Kilometer von der Straße weg waren, traf man wieder fast niemanden.

        Sieht die Brücke kurz vor Bossbu eigentlich inzwischen besser aus? Das war damals für mich mit das Schlimmste der ganzen Tour.



        Gruß Andrea

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        • Fjeldfross
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          #5
          AW: [NO] Setesdalen Sommer 2017 (02.09. - 08.09.)

          Ich denke das der Parkplatz wegen dem Viehabtrieb so voll war. Uns sind auf dem Weg zum Parkplatz ganze Familien auf der Straße entgegen gekommen. Bei unserer Rückkehr war auch bis auf 2 andere Autos nix mehr los.

          Wo habt ihr denn noch gezeltet? (Ich bin ja überhaupt nicht neugierig^^)
          Unsere weiteren Zeltplätze waren auf der Landzunge im Kolsvassåni und am unteren Ende des Auguntjørnin.

          Die Brücke bei Bossbu ist inzwischen total harmlos. Eure sieht ja echt abenteuerlich aus...
          Inzwischen steht am Abfluss des oberen Sees (Låghellervatnet) eine Hängebrücke. (Hab da leider kein Bild von)

          Und landschaftlich muss ich dir auf jeden Fall Recht geben, das Setesdalen hat ne Menge zu bieten. (auch bei schlechtem Wetter)

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          • andrea2
            Dauerbesucher
            • 23.09.2010
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            #6
            AW: [NO] Setesdalen Sommer 2017 (02.09. - 08.09.)

            Schau mal in meinem Reisebericht, da sind alle Zeltplätze drinnen. Ich hab dort den Link zur Karte erneuert, da scheint es ein Problem zu geben. Dabei hab ich auch gesehen das wir gar nicht zwischen den Kyrkjenostjørnin sondern südlich davon gezeltet haben.

            Setesdalsheiene – Auf einsamen Pfaden im Süden Norwegens

            Routenbeschreibung

            Wir haben in Sichtweite von Svartenut unterhalb des Midtfjelli am Kolsvassåni und dann wieder am Skammevatnet gezeltet. Mein Mann ist übrigens ganz neidisch auf euer Angelglück.

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              #7
              AW: [NO] Setesdalen Sommer 2017 (02.09. - 08.09.)

              Ein sehr schöner Bericht von dir! Da krieg ich direkt Fernweh.

              Und das wir so viele Fische fangen würden hätte ich vorher nie geglaubt...

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