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Reisetagebuch Süd-Lappland 19. – 26. Juli 2017
Wie alles begann
Wer einmal die Weiten Lapplands erlebt hat, den zieht es immer wieder in diese unberührte Natur. Mich selbst hatte diese Sehnsucht 2013 erfasst. Wir, meine Frau und ich, waren in den beiden Jahren zuvor im südlichen und mittleren Schweden und Norwegen unterwegs gewesen und rein zufällig las ich im Herbst 2012 vom Fjällräven Classic im Norden Schwedens. Ich meldete mich kurzerhand an, ohne zu wissen, ob ich die Strecke von 110 Kilometern bewältigen würde. Große Wandererfahrungen hatte ich nicht. Die Tour sollte für mich zu einem einzigen Erlebnis werden, ich war überwältigt von der Weite der Natur.
Zwei Jahre später zog es mich wieder zum FC, diesmal mit zwei Freunden, doch die Teilnahme selbst musste ich wegen einer Verletzung in der Wade kurzfristig absagen. Meine beiden Freunde wanderten und ich erkundete stattdessen mit einem Mietwagen den Norden Lapplands, erfüllte mir meinen Traum von einer Fahrt zum Nordkap und sah auch die Lofoten.
In diesem Jahr sollte es endlich wieder so weit sein. Auf das Wandergebiet hatte ich mich bereits frühzeitig grob festgelegt. Die Trekkingtour sollte im Gebiet ober- oder unterhalb des Kultsjön stattfinden. Ich bin durch die Planung einer Wohnmobiltour für 2016 auf das Gebiet des Vildmarksvägen im Übergang vom Jämtland nach Västerbotten aufmerksam geworden. Berichte im Netz (u. a. www.wildernessroad.eu) über den Vildmarksvägen, einer Straße, die im Rundkurs weitläufig um den Kultsjö und das Borgafjäll führt, beeindruckten mich. Letztendlich gaben die Romane des schwedischen Schriftstellers Bernhard Nordh über die Besiedlung des Marsfjälls um 1860 herum den Ausschlag, mich für eine Wanderung nördlich des Kultsjön zu entscheiden.
Vorbereitung
Der groben Festlegung des Wanderziels folgte die Beschaffung der passenden Fjällkarten und die Besprechung mit meinem Freund Hubert, mit dem ich die Tour gehen wollte.
Sicherlich wäre eine Wanderung im August oder September der beste Zeitrahmen für uns gewesen. Es gäbe weniger Probleme mit den Mücken und auch das letzte Schmelzwasser wäre abgezogen, ehe sich die Natur wieder auf den nächsten Winter vorbereiten würde. Wir mussten uns allerdings an den Zeitrahmen der Sommerferien halten und legten die Tour an das Ende der Ferien vom 19. bis 26. Juli (incl. Anreise und Rückflug nach Stockholm).
Der ein oder andere Leser mag befremdet sein über die nächsten Ausführungen, aber eine Planung der Strecke im Detail nahmen wir nicht vor. Von unseren Fjällräven Classic-Teilnahmen wussten wir, dass 20 bis 30 km Tagesstrecke gut machbar waren, unser Ziel in Saxnäs legten wir nach der Busstrecke fest und wollten es am 25. Juli erreichen, wir hatten also sechs Tage Zeit, zwischen 100 und 150 km würden es werden.
Wir sind beide keine regelmäßigen Wanderer, Hubert verfügt über eine Grundkondition vom gelegentlichen Laufen, ich selbst spiele Fußball in unserer örtlichen Ü40-Mannschaft. Mit großen Zielen wollten wir uns auf unser Abenteuer vorbereiten. Bereits für den Februar beim ersten längeren Sonnenlicht plante ich die ersten Läufe, Schwimmen sollte noch hinzukommen, eine 10er-Karte für das Schwimmbad wurde besorgt. Diese ist heute noch vollständig und der innere Schweinehund ersann ständig neue Gründe, warum ein Laufen verschoben werden musste. Hubert ging es nicht anders. So beschränkten wir uns zur konkreten Vorbereitung auf zwei Tageswanderungen im Harz inclusive einer Tour auf den Brocken, um die Beinmuskulatur für Anstiege zu trainieren und uns an das Gewicht des Rucksacks zu gewöhnen. Hubert verkürzte zudem die Laufintervalle.
Auf meiner Fjällräven-Tour 2013 hatte ich 18kg auf dem Rücken und da war noch nicht einmal das Essen für die ganze Tour bei, weil wir die Vörräte an den Checkpoints immer wieder auffüllen konnten. Das war eindeutig zu schwer und ich nahm mir daher in der Vorbereitung sehr viel Zeit für die genaue Planung des Gewichts. Mein Ziel waren maximal 16 kg. Alles, bis hin zum Plastiklöffel wurde gewogen, beim Schlafsack und der Isomatte bin ich auf deutlich leichtere Modelle umgestiegen. Um es vorwegzunehmen, der Plan ging nicht auf, es wurden 17 kg aber ich wusste ja, dass mein Gepäck in den folgenden Tagen durch Essen um bis zu 3 kg leichter werden würde.
Der Tag des Abflugs rückte näher, wie würde das Wetter werden? In den letzten 14 Tagen vor der Abreise beobachteten wir täglich die Wettervorhersagen. Es schien so, als würde alles bestens laufen. Temperaturen um die 16 Grad und wenn, dann nur mäßiger Regen, eher einzelne Tropfen. Was will man mehr?
Mittwoch, 19. Juli 2017 – es geht los
Wenn man die Zeit für eine PKW-Anreise nicht hat, kommt eigentlich nur ein Flug über Stockholm und mit Nextjet weiter nach Vilhelmina in Frage.
Es klappte gut trotz einer Verspätung des Fluges von Hamburg nach Stockholm, die uns zwang, im Laufschritt auf dem Airport Arlanda von Terminal 5 zu Terminal 3 zu eilen. Wir brachen mittags zu Hause auf und landeten um 19.50 Uhr auf dem Regionalflughafen in Vilhelmina. Der Flughafen lag etwa 15 km vom Ort entfernt, Busse verkehrten dort nicht. Meine Bekannte Ingrid, die vor einigen Jahren mit ihrem Mann Andreas in den Süden Lapplands ausgewandert war, bot sich zuvor spontan an, uns vom Flughafen abzuholen.
Von Vilhelmina fahren ein bis zwei mal täglich Busse in das Gebiet des Vildmarksvägen mit Endstation in Klimpfjäll. Da der nächste Bus erst am nächsten Tag fahren würde, verbrachten wir die erste Nacht in Vilhelmina auf einem Campingplatz. Dieser lag am südlichen Ortsrand an einem See. Es gab verschiedene Bereiche, die als Zeltplätze ausgewiesen waren.
Nachdem unsere Zelte aufgestellt waren, gingen wir in den Ort hinein, um uns umzusehen und noch ein letztes Bier für den Abend zu kaufen. Es gab dort zwei Supermärkte, den COOP und den ICA, der COOP hatte bis 22 Uhr geöffnet, wir waren noch rechtzeitig dran. Wir besichtigten dabei den alten Stadtteil Kyrkstaden mit seinen gut erhaltenen Holzhäusern aus dem 19. Jahrhundert. Immer wieder fielen uns auf der Hauptstraße ältere Fahrzeuge auf, oftmals Mercedesse. Es waren meistens junge Fahrer, die bis zum Ortsausgang fuhren, dort auf einem Firmengelände wendeten und zur nächsten Schaufahrt antraten.
Das Wetter meinte es gut mit uns, wir genossen den lauen Abend am See und sahen den Vätern zu, wie sie ihren Kindern das Auswerfen der Angel beizubringen versuchten. Erst, als es klamm wurde, zogen wir uns in unsere Zelte zurück.
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