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Eckdaten:
14.-28.10.2017
Schottische Highland, Westküste um Shiel Bridge
1. Woche solo, 2. Woche zu zweit
14.-28.10.2017
Schottische Highland, Westküste um Shiel Bridge
1. Woche solo, 2. Woche zu zweit
Liebe Leute,
schon recht traditionell war ich auch diesen Herbst wieder in Schottland wandern.
Regen und Sturm waren diesmal meine ständigen Begleiter durch die Highlands.
Zwei Wochen war ich in der Umgebung von Shiel Bridge unterwegs. Die erste Woche alleine Richtung Norden, die zweite Woche mit meiner Freundin Richtung Süden.
Shiel Bridge liegt an der Straße nach Skye nicht weit vor Kyle of Lochalsh.
Mitte Oktober flog ich von Hamburg via Amsterdam nach Inverness, musste ziemlich rennen um zwei Gaskartuschen im nächsten Outdoor-Laden zu ergattern und sprang dann gerade rechtzeitig in den Bus quer rüber an die Westküste. Meine bisher schnellste Anreise, morgens um 8:30 Uhr aus dem Haus, abends gegen 18:30 Uhr im Zelt an der Westseite.
Hier habe ich auch nicht mehr lange getüddelt und bin schnell im Schlafsack verschwunden.
Morgens hätte ich die legendären Five Sisters of Kintail (eine Bergkette mit 5 Gipfeln incl. 3 Munros) gesehen, wenn ich was gesehen hätte. Es war aber neblig und hat geregnet.
Laut Wetterbericht, den ich die letzten 2 Wochen intensiv verfolgt hatte, hat es die ganzen letzten 2 Wochen schon geregnet. Nicht ohne Unterbrechung, aber doch ständig.
Ich packe meine Wohnung in den Rucksack und mache mich auf den Weg. Um die Ecke halte ich kurz im Kintail Lodge Hotel, in dessen angegliedertem Bunkhouse ich 6 Tage später ein Bett gebucht hatte, um mich dort mit meiner Freundin zu treffen und die 2. Runde zu starten. Ich darf einen ziemlichen Sack dort deponieren mit Lebensmitteln und Brennstoff etc. für den 2. Teil der Reise.
Dann geht´s los.
Ein wenig Sonne blitzt durch ein Loch, ist aber gleich wieder verschwunden.
Über Morvich erreiche ich das Glen Lichd. Erst folge ich einer Erdpiste durch das breite, flache Tal, dann geht es über einen Pfad hinauf zum Affric Kintail Trail Richtung Glen Affric.
Erste Begegnungen mit Highlandern lassen nicht lange auf sich warten.
Focus auf die Augen!?
Wolken heben und senken sich.
Es ist sehr stürmisch und regnet viel. Wasserfälle spritzen den Berg hinauf, eine Kaltwasserdusche von unten. Ich werde vehement das Tal hinaufgeschoben.
Schließlich gelange ich zur Camban Bothy.
Bisher bin ich beim Wandern hier immer mal wieder an einer Bothy vorbeigekommen, habe reingeschaut, bin dann aber entweder weitergewandert oder habe neben dem Haus gezeltet. Meist sind sie zwar im Großen und Ganzen wasserdicht, aber doch klamm und muffig.
Diesmal bin ich ganz froh über die Steinwände, denn für die kommende Nacht und den folgenden Tag ist Orkan in den Highlands angekündigt.
Die Camban Bothy ist schön sauber und nicht vermüllt.
Ich mache es mir auf den Pritschenbrettern gemütlich.
(Panorama mit dem Navi-Phone-Knips)
Zwei Nächte und einen Tag verbringe ich hier.
Draußen heult und prasselt es. Es ist kaum möglich die Haustüre zu öffnen, ohne dass sie mir aus der Hand gerissen wird.
Ich bunker genug Wasser und bin damit gut versorgt.
Während draußen der Orkan rüttelt und so viel Regen fällt, dass er von unten durch den Boden aus großen, flachen Steinen drückt, mache ich es mir mit einem spannenden Buch gemütlich, koche immer mal wieder Tee oder Essen.
Die Bothy-Maus macht sich heimlich nachts über meinen Rucksack her und knabbert ihn an. Hey! Den brauche ich noch!
Glücklicherweise halten sich die Schäden in Grenzen.
Meine benutzten Teebeutel mag sie auch, und die kann sie ruhig haben.
Nach der 2. Nacht hier oben in der Bothy mit viel lesen und lange schlafen, beides nicht schlecht, soll ja auch ein bisschen Urlaub sein , ist der Orkan durchgezogen und ich kann zumindest die Türe wieder gefahrlos öffnen.
Ich packe meinen Rucksack und mache mich wieder auf den Weg.
Vor der Bothy eine Ruine. Ein ehemaliger Stall? Eines der alten Crofter-Häuser, die in den Highland Clearances verlassen werden mussten?
Diese Herbstfarben in der schottischen Landschaft, die liebe ich sehr!
Und das oft unglaublich schnelle Wechselspiel der Wolken. Bei miesestem Wetter blitzt plötzlich irgendwo ein Sonnenstrahl durch - und ist auch schon wieder verschwunden.
Unten links eines der "most remote youthhostels of Scotland", das Alltbeithe YH oder Glen Affric YH. Mit Fahrzeugen nicht zu erreichen, mindestens einen Tagesmarsch von der nächsten Straße entfernt. Selbstverpflegung.
Ich laufe weiter. Nicht in das berühmte Glen Affric hinein, sondern nach Nordwesten. Durch Bäche, durch ertrunkene Landschaften, neben einem Pfad her. Den Pfad kann ich nicht benutzen, der ist entweder Bach oder tiefer Morast.
Das Goretex in den Schuhen hat trotz großer Wachs-Orgien schon längst kapituliert. Ich trage 2-L-Gefrierbeutel in den Schuhen. Nicht ganz meine Schuhgröße, ich muss mir für das nächste Mal 3- oder 5-L-Beutel besorgen.
Wenn ich abends die Tüten ausziehe, gibt es eine schlimme olfaktorische Explosion.
Die Kamera verschwindet, wie so oft auf dieser Tour, im Rucksack. Der Neopren-Überzieher schafft es nicht den schottischen Regen abzuhalten.
Am späteren Nachmittag komme ich an das Loch a´Bealach, wo ich endgültig das letzte Stückchen Pfad verlassen will, um in die Landschaft nach Norden abzubiegen.
Ich stelle mein Zelt auf einen weniger überfluteten Grasbuckel und erkunde ein wenig die Gegend um zu sehen, wie ich hier morgen am besten weiterkomme.
Nun ging es ohne jegliche Wege durch die Landschaft.
Ich war mir nicht sicher, ob ich überhaupt durchkommen würde, denn ich musste einen der Zuflüsse zu den Falls of Glomach queren. Ein gewaltiger Wasserfall, den ich vom letzten Jahr auf dem Cape Wrath Trail schon kannte. Wie würde der bei so viel Regen wohl aussehen?
Das Wetter war erstmal nicht so ganz schlecht. Sehr windig, aber mit Wolkenlücken.
Das Gelände aus hohem, harten Gras und Heide ist überwiegend gut zu laufen.
Von hinten holt mich der Regen ein. Kamera einpacken. Auf halber Strecke stehe ich vor einem Bach, der kaum den Eintrag in die Karte gefunden hat. Er ist aber gerade einige Meter breit und knietief. Schuhe aus, Hosen aus, Stöcke ausfahren, furten. Eigentlich kein Problem. Es lässt mich aber ein wenig zweifeln, ob ich durch den großen Bach, der noch vor mir liegt, überhaupt durchkomme.
Das ist dann tatsächlich gar kein Problem, denn wir treffen uns an einer Stelle, wo er sehr breit wird und daher recht flach und gut zu durchwaten. Ich kann also meine Tour am anderen Ufer wie gehofft fortsetzen.
Am Ende geht es steil über grasige Rücken bergab. Vorbei an einem anderen beeindruckenden Wasserfall. Der müsste so an die 100 m Fallhöhe haben.
Abends kann ich mein Zelt am River Elchaig aufschlagen. Ein wunderschöner Platz! Mächtig laut. Zu dem kräftigen Wind kommt jetzt noch der rauschende Bach mit Wasserfällen hinzu. Herrlich :-)
Der nächste Tag ist gar nicht so schlecht. Gegen Mittag ziehe ich sogar die Regenhose für eine Weile aus. :-)
Ich laufe erst einmal eine ganze Weile auf einer Fahrspur durch das Tal des River Elchaig nach Westen.
Unterwegs ergeben sich einige Portrait-Shootings mit örtlichen Models.
Die stoischen Highland Cattles finde ich einfach herrlich.
Kaum weniger scheu sind hier die Hirsche. Sie röhren hier im Herbst rudelweise von jeder Bergflanke. Herden bis 30 Tiere oder einzelne Kerle.
Heute ist der letzte Tag der Stag Stalking Season, der Jagd auf die männlichen Hirsche. Ab morgen sind die Frauen dran. Dennoch ist die Fluchtdistanz erstaunlich gering.
Kurz vor Camas-luinie treffe ich noch auf diese Wooly-Familie, die sich sofort für ein Gruppenbild aufstellen.
Von Camas-luinie steige ich wieder querfeldein durch Farn, Heide und Gras zu einem Sattel hinauf. Hier bekomme ich das erste Mal auf dieser Tour ganz direkt einen Sonnenstrahl ab! Für vielleicht 5 Minuten genieße ich die Sonne und Wärme auf der Nase und mache schnell ein paar Bilder, bevor der Sonnenfleck weiterzieht.
500 Hm weiter stelle ich mein Zelt halbwegs trocken mit herrlichem Blick auf. Es ist erst 14:00, aber es setzt gerade wieder kräftiger Regen ein - und ich habe spontan keine Lust mehr auf Wasser von oben für heute.
Hier und da findet die Sonne aber immer mal eine Lücke in den Wolken.
Später laufe ich noch ein wenig durch die Bergwelt und kletter hier und da ein wenig herum.
Am nächsten Morgen breche ich bei Powerniesel aus dichtem Nebel auf. Ich wurschtel mich über ein Hochplateau und finde schließlich den Pfad, der durch eine Schlucht hinunter ins nächste Tal führt. Der Nebel ist ziemlich schade, denn die Karte lässt vermuten, dass die Aussicht hier echt toll sein müsste.
Ich erreiche irgendwann eine Fahrspur und auf ihr den Talausgang.
Und genau hier reißt plötzlich der Himmel auf, die Wolken geben Licht frei und heben sich. Na toll! 2 Stunden zu früh aufgebrochen. Wer kann das ahnen?
Gerade als mich die Sonne trifft, treffe ich auf eine Schafweide.
Anders als andere Schafe kommen diese Wollknäuel zu mir her und stellen sich für eine kleine Foto-Session auf.
Eines meiner Lieblingsbilder der ganzen Reise:
Am Loch Duich entlang laufe ich nun zurück nach Shiel Bridge zur Kintail Lodge.
Während Wolken und Sonne um ihre Positionen ringen, bekomme ich noch die eine oder andere hübsche Aussicht.
Im 6-Bett-Bunkhouse angekommen bin ich erstmal der einzige Gast und breite meine nassen Sachen gnadenlos aus
Duschen, und dann im hauseigenen Pub lecker essen und die lokalen Biere verkosten.
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