[AT] Venediger Höhenweg mit Hund

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  • Wandermaedel
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    • 02.11.2017
    • 177
    • Privat

    • Meine Reisen

    [AT] Venediger Höhenweg mit Hund

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    1) Aufstieg zur Essen-Rostocker Hütte
    2) Übergang zur Johannishütte über das Türmljoch
    3) Übergang zur Eisseehütte über die Zopetscharte
    4) Übergang zur Bonn-Matreier Hütte über den Eselsrücken
    5) Abstieg ins Tal
    6) Aufstieg zur Bonn-Matreier Hütte
    7) Übergang zur Badener Hütte
    8) Übergang zum Lobbentörl und Abstieg zum Matreier Tauernhaus

    1. Aufstieg zur Essen-Rostocker Hütte
    Gegen 12 Uhr kommen wir am Großparkplatz in Ströden an. Ich löste ein Wochenticket, schließlich soll der komplette Venediger Höhenweg abgelaufen werden.

    Dann die übliche Prozedur:
    Rein in die Wanderklamotten, Schuhe anziehen, Stöcke bereitstellen, Packtaschen mit Futter am Hund festschnallen, Rucksack aufsetzen, Hundeleine umhängen, Hund anleinen, Auto abschließen und los.



    Wetter: durchwachsen aber noch gutartig, fast schon etwas zu warm für den Aufstieg.

    Auf breitem Almweg streben wir der Jausenstation Stoanalm zu, lassen sie aber links liegen und schwenken auf den Bergpfad durchs Maurertal ein. Die Sonne erwischt uns ungebremst, nur ab und an spendet ein Baum etwas Schatten. Kein Lüftchen verwirbelt die Wärme.



    Einmal kommen wir dem Maurerbach nahe und so kann wenigstens der Hund ein kühlendes Bad nehmen. Wasserscheue Menschen wie ich, meiden das kalte Nass.



    Ziemlich steil geht es bergauf, immer wieder machen wir eine Trinkpause. Das Wasser für den Hund trage ich, er braucht nur sein Futter schleppen.

    Nach gefühlten fünf Stunden haben wir den ersten Anstieg und den letzten Baum hinter uns. Das Tal öffnet sich und sofort atme ich freier. Angenehm eben geht es jetzt dahin.

    Inzwischen hat sich die Wolkendecke verdichtet, die Hütte ist aber schon in Sicht. Der Hund schnürt wie immer vorneweg und geht seinen eigenen Weg. Er nimmt die Abkürzung – auch rot/weiß gekennzeichnet - zur Hütte. Die ist mir zu steil, ich halte mich an den Serpentinenweg.


    Fast da

    Jetzt fängt es doch an zu regnen. Die Frage, ob ich die Regenjacke aus dem Rucksack holen und anziehen soll, stelle ich mir nicht. Im letzten Jahr habe ich einmal zu lange gewartet, mich wasserfest zu machen. Die Folge davon war, dass nicht nur meine Kleidung klatschnass wurde, nein, das Wasser sammelte sich auch in den Schuhen. Äußerst unangenehm.
    Inzwischen ist der Hund wieder bei mir. Den hat an der Hütte wohl niemand rein gelassen. Die letzten zwanzig Minuten gehen wir zusammen.
    Wir treten durch die Hintertür in die Hütte ein und stehen nach ein paar Schritten im Schuhraum. Ich befreie mich vom Rucksack und den Hund von seinen Packtaschen, krame Hüttenlatschen und Hundehandtuch hervor und nehme soviel Wasser wie möglich vom Hundefell. Danach melden wir uns in der Gaststube und bekommen unser vorbestelltes Zimmer zugewiesen.
    Ich lasse Rucksack und Hund dort zurück, suche den Trockenraum, finde ihn im Keller, nach Käsemauken riechend, aber warm und lasse unsere nassen Sachen (Jacke, Hose, Schuhe, des Hundes Packsack, Hundehandtuch, dort zurück).
    Anschließend gibt es in der Gaststube Futter für den Vierbeiner und einen gespritzten Apfelsaft für mich. Bis zum Abendessen ist es noch etwas hin. Weil ich mich aber für die Halbpension (Suppe, Hauptspeise, Dessert) entschieden habe, verkneife ich mir heute den Etappenabschlusskuchen.
    Den Abend verbringen wir in der Gaststube, der Hund unter, ich auf einer Bank, er schlafend, ich im angeregten Gespräch.


    2. Zur Johannishütte über das Türmljoch

    Der Morgen empfängt uns frisch und klar, der Himmel blank geputzt.
    Nach einem ausgiebigen Frühstück, bei dem wir uns bis 9 Uhr (die absolute Ausnahme
    auf der Tour) Zeit lassen konnten, rüsten wir uns zum Aufbruch. Der Hund trägt seine
    Packtaschen, lässt sich zum Abschied noch einmal von unserer Abendbekanntschaft
    streicheln und geht auf Wegsuche.
    Bevor ich ihm folge, habe ich noch etwas zu Erledigen. Hier oben ist ein Geocache
    versteckt, den gilt es zu finden. Die beiden Muggel (das sind Menschen die nicht
    (geo)cachen) sind schon ganz gespannt wie so ein Geocache wohl aussieht.

    Mein Navigationsgerät zeigt 24m Distanz zum Ziel.
    Ich lese den Hinweis, der das Finden erleichtern soll: Im Fundament der Fahne. Und
    tatsächlich ist es der Muggelmann der die Dose findet. Ich trage mich ins Findebuch, das
    Logbuch, ein. Anschließend wird alles wieder gut verpackt und die Dose an ihren Platz
    zurückgelegt.
    Nach einem letzten – Tschüss und guten Aufstieg – folge ich dem Hund, der wie immer
    den richtigen Weg eingeschlagen hat. Nächstes Ziel: Türmljoch.




    Zum Türmljoch




    Die Essen Rostocker Hütte in der Rückschau


    Türmljoch - fast oben


    Türmljoch mit dem Türml, das über einen Klettersteig bestiegen werden kann



    Am Türmljoch, einer ausgedehnten Plattform, mit vielen Steinmännchen,
    tummeln sich etliche Wanderer, ein schöner Platz um eine Brotzeit zu machen.

    Allerdings nicht für mich. Ich muss hier einen Geocache suchen. Das Navigationsgerät
    kann sich aber nicht entscheiden, mal sind es zehn Meter bis zum Ziel in die eine Rich-
    tung, dann fünf in eine andere, dann plötzlich sieben in die nächste. Jetzt kann nur noch
    der Hinweis in der Cachebeschreibung helfen: Nördlich des Einstiegs unter einem Stein.
    Sofort fällt mir ein entsprechendes Exemplar auf und bei genauerem Hinschauen erkenne
    ich auch das Versteck. Ins Logbuch eintragen, fertig.

    Während meiner Aktivitäten war der Hund nicht untätig, schnüffelte hier und dort und fand
    auch unseren Weiterweg. Dort sitzt er nun und wartet. Ich frage ihn: „Willst du was trinken?“
    Er steht auf und läuft weiter. Aha, nichts trinken. Wir sind ein gutes Team und
    verstehen uns. Gemütlich wandern wir weiter, genießen das Laufen und die Ausblicke.


    An der Johannishütte angekommen, wird der Hund im Schatten geparkt, bekommt Wasser, das er verschmäht und Futter, das er gerne nimmt. Immer wieder gehen Menschen ganz nahe an ihm vorbei und wühlen eine Hand, manche auch beide Hände, in sein Fell. „Ist der flauschig“.

    Ich muss Fragen beantworten:
    „Was hat er in den Packtaschen? Der schafft das alles? Geht er immer mit?“

    Es ist früher Nachmittag, das Wetter perfekt, die Terrasse voll. Den eroberten Platz zu ver-
    lassen ist nicht ratsam, er wird sofort neu besetzt, auch wenn noch ein Getränk oder eine
    Wanderkarte auf dem Tisch platziert sind.
    Gegen 17 Uhr wird es kühl, ich kümmere mich um meinen Schlafplatz, anschließend ver-
    ziehe ich mich mit dem Hund in die Gaststube und schaue mich nach einem schönen
    Platz um. Ich will mich schon in einer Ecke niederlassen, als ich das Namensschild mit
    einem fremden Namen auf dem Tisch sehe. Aha, Platzzuteilung. Meiner ist an einem
    großen Tisch.
    Dass diese Aufteilung für mich keine gute ist, wird sich erst später herausstellen.
    Eine 6er Gruppe junger Leute belegt die freien Plätze. Sie übersehen mich, pressen sich
    noch nicht einmal ein Hallo, oder Grüß dich, woher, wohin, ab. Das bin ich so auf Hütten
    nicht gewöhnt.
    Zum Glück habe ich meinen E-Book-Reader mit genügend Lesestoff dabei und bin auf
    ein Gespräch nicht angewiesen.
    Gegen 21 Uhr mache ich mit dem Hund die Pippirunde, gegen 21:50 Uhr zahle ich und
    lasse mir den Schlafplatz für den Hund zeigen (die Johannishütte hat nur Lager, die sind
    für Hunde verboten).
    Ich dirigiere ihn auf die Decke, verlasse den Raum, schließe die Tür und gehe. Und es
    passiert das, was zu Hause niemals stattfindet, egal wie lange das Hündchen (freiwillig) im
    Garten liegt, es bellt.
    Zeit für Plan B eintreten. Ich hole meinen Rucksack, stelle ihn neben meinem Prinzchen
    ab, sage zu ihm: „Pass schön auf den Rucksack auf“, und gehe wieder. Es kommt kein
    Laut mehr aus dem Kabuff.


    3.Eisseehütte über die Zopetscharte
    Gegen 7 Uhr befreie ich das Fellbündel, wir nehmen wieder am zugewiesenen Tisch
    Platz. Wieder werde ich übersehen, auch der Hund kann hier nicht punkten. Auch gut, wir
    sind zum Wandern hier, nicht zum Quatschen.
    Obwohl auch unsere heutige Tour nicht lang ist, darf ich beim Frühstück nicht trödeln
    sonst passiert das:



    Und so machen wir uns um 8:35 Uhr auf den Weg. Es ist noch angenehm frisch, aber die Sonne tut ihr Bestes damit das nicht so bleibt.

    Der erste Teil des Weges ist identisch mit dem zur Sajathütte über die Kreuzspitze. Am
    Abzweig nimmt der Hund den falschen Weg, er glaubt wohl in der Senke Wasser zu
    finden. Ich folge dem richtigen Pfad.


    Hund auf Abwegen. Wir müssen links am Nationalparkschild vorbei.



    Nach einer Weile merkt der Verwirrte, dass unten kein See und auch kein Schneefeld ist,
    kraxelt den Hang rauf und steigt mit mir weiter nach oben. Die Scharte ist schon zu se-
    hen, aber es dauert sicher noch fast eine Stunde bis wir oben sind. Dort könnten wir
    dann eine Pause machen.
    Die Pause kommt schneller als mir lieb ist. Noch im Aufstieg entdeckt mein Wegführer einen großen Stein, der an der Talseite eine schattige Nische bildet. In diesem Schatten wirft er sich lang hin und legt den Kopf zwischen die Vorderpfoten, was bedeutet: Frauchen, ich brauche eine Pause. Na gut, essen wir ein Häppchen, trinken wir ein Schlückchen.
    Von oben kommen die ersten Wanderer von der Eisseehütte. Sie wundern sich wahrscheinlich, dass wir gerade hier pausieren, kommentieren die Situation aber nicht. Mit einem freundlichen Grias di stapfen sie bergab.
    Nach ca. einer halben Stunde frage ich meinen Begleiter: „Sollen wir weitergehen?“ Antwort: Er macht sich noch länger, seufzt tief auf und legt den Kopf auf seine Pfoten. „Ok, eine viertel Stunde noch.“



    Frisch gestärkt und ausgeruht überwinden wir die restlichen Höhenmeter bis zur Scharte
    recht schnell. Wir sind jetzt am höchsten Punkt des Venediger Höhenwegs.



    Während ich noch fotografiere und die kleine Actioncam einschalte, ist der Hund schon
    auf dem Weg nach unten. Er hat eindeutig Gämsengene.


    In der Zopetscharte


    In der Zopetscharte


    In der Zopetscharte

    Die Wanderstöcke in der einen Hand, die andere am Drahtseil, taste ich mich nach unten.
    Das feine, trockene Grieselzeug unter den Schuhen lässt meine Füße immer wieder
    wegrutschen, trotzdem komme ich gut voran.
    Als ich beide Hände fürs Drahtseil brauche, werfe ich die Stöcke kurzerhand den Hang
    hinunter. Sie bleiben an einer günstigen Stelle liegen. Dort sammele ich sie später wieder
    ein und stöckere die Serpentinen weiter nach unten.


    Fast unten

    Als der Blick wieder schweifen kann, sehe ich unter mir in einem weiten Talboden den
    Eissee. Der Hund, sowieso schon zügig unterwegs, beschleunigt noch mehr, stürmt ins
    Wasser und schaufelt Maul für Maul davon in seinen Körper.
    Ein Wanderpärchen, das sich von der Eisseehütte auf den Seerundweg begeben hat,
    genießt die Ruhe und eine kleine Brotzeit.
    Später treffe ich die beiden an der Hütte wieder. „Wir trinken noch etwas, dann müssen
    wir noch weiter bis zur Bonn-Matreier-Hütte, hier ist alles voll.“ Auch drei andere Wanderer
    schickt der Hüttenwirt weiter.


    Badener Hütte

    Dass die Hütte voll belegt ist, bestätigt sich mir später nicht. In dem Lager in
    dem ich unterkomme (der Hund schläft auf dem Gang vor den Lagern), sind noch drei
    Plätze frei und bleiben es auch. Im Nachbarlager, so erzählen andere Übernachtungsgäste
    am nächsten Morgen, sind auch drei Plätze frei geblieben. Außerdem stehen im Gang vor
    den Lagern mindestens zehn Notbetten, die recht bequem aussehen.

    4. Übergang zur Bonn-Matreier Hütte
    Die Wanderung beginnt angenehm. Ein fast ebener Steig schneidet die Hänge,
    Schotterhalden werden auf aus großen Steinplatten gelegten Wegen durchquert. Dazu
    begleitet uns die Sonne an einem makellos blauen Himmel.



    Gemütlich bummele ich dahin, immer wieder die Aussicht genießend, aber auch die
    nähere Umgebung nicht außer Acht lassend. Und so schweift mein Blick auch zu einem
    scheinbar unüberwindlichen Felsriegel.


    Steile Rinne

    Im Näherkommen erkenne ich zwischen zwei Fels-
    gebilden eine steile Rinne, die durch einem serpentinenartig angelegten Weg gangbar
    gemacht wurde. Ganz ungefährlich scheint mir das schmale Steiglein nicht zu sein. Im er-
    kenne Drahtseilversicherungen und steinerne Stufen.
    Während ich vorsichtig aufsteige, jeden Blick talwärts vermeide, sitzt mein Gämsenhund
    schon weit über mir auf dem Weg und schaut wo ich bleibe. Vierradantrieb müsste man
    haben.



    Nach der Rinne geht es in leichtem auf und ab weiter bis zum Eselsrücken.



    Von dort geht es in fünfzehn steilen Kehren etliche Höhenmeter hinab, bis wir auf dem
    Sandboden des großen Niltals stehen. Von hier aus ist es nur noch ein Klacks bis zur
    Bonn-Matreier-Hütte.




    In 15 Kehren steil bergab


    Kunstwerk

    Noch ein letzter kleiner Anstieg und wir stehen vor der Hütte.

    Bonn-Matreier Hütte

    Meinen neugierigen Hund habe ich vorsichtshalber angeleint. Das war gut so.. Es gibt einen Hüttenhund der sich, so Hüttenwirt Wolfgang, gerne mal aufspielt.

    Ich bin in Bezug auf Hundebegegnungen nicht ängstlich, später sollen die Beiden sich
    draußen treffen.

    Jetzt beziehen wir erst mal ein Zimmer, dann gibt es Futter für den Hund, und für mich den obligatorischen Etappenabschlusskuchen mit einem gespritzten Apfelsaft. Kaffee wäre zum Kuchen passender, aber der schmeckt mir auf Hütten nicht.
    Auf die Frage nach dem Wetter für die nächsten Tage, wiegt Wolfgang bedenklich den Kopf. „Nicht gut, es kommt eine Kaltfront, es wird schneien.
    Oh Schiet, dann wird das wohl nix mit der Galtenscharte. Die soll sehr anspruchsvoll und Steinschlag gefährdet sein und bei Nässe gemieden werden.

    Nach der Stärkung tanken wir noch etwas Sonne, laufen zur Felsenkapelle und bis zum Abzweig zur Kälberscharte. Wieder zurück an der Hütte findet dann die Hundebegegnung statt. Alles geht gut und Wolfgang schießt mehrere Fotos.
    Aber das ist nur die Ruhe vor dem Sturm. Als die Hunde sich eine Stunde später in der Gaststube der Hütte erneut begegnen, stürzt sich Hüttenwächter Paul sofort auf meinen Dexter und attackiert ihn. Dank Dexters wuscheligem Fell erwischt Paul nur ein Büschel Haare. Er wird sofort von Wolfgang eingefangen und in der Küche angebunden. Der meine ist ganz ruhig geblieben und wirft sich jetzt unter die Bank auf der ich sitze.

    5. Abstieg ins Tal
    Die Schlechtwetterfront ist tatsächlich angekommen und somit ist klar, ich steige ab. Die nächsten beiden Tage werde ich mich dem Geocachen widmen, das hatte ich eh vor.

    6.Wiederaufstieg zur Bonn-Matreier Hütte
    Nach zwei trüben Tagen ist der Himmel wieder blank geputzt. Ich rufe Hüttenwirt Wolfgang an. „Wie schaut es aus mit dem Übergang über die Galtenscharte?“ „Da ist gestern schon einer rüber, also ist gespurt.“ „Gut, dann komme ich jetzt hoch zu dir.“

    Es gibt mehrere Weg zur Bonn-Matreier-Hütte. Nach gründlicher Recherche habe ich mich für den Aufstieg von der Bushaltestelle in Obermauern entschieden. Das sind zwar knapp 1500 hm, dafür ist der Wanderparkplatz aber nur zwei Minuten von der Bushaltestelle entfernt, was mir sehr entgegen kommt wird, wenn ich zum Ende der Tour mit dem Bus vom Matreier Tauernhaus komme.

    Zuerst wandern wir auf einer Asphaltstraße durchs Dorf, dann weiter auf einem geschotterten Wanderweg, bis wir auf einen schmalen Pfad treffen, der sich steil über Almgelände empor zieht.



    Wieder ist die Niljochhütte ein markanter Orientierungspunkt, wieder lasse ich sie links liegen. Nicht so der Hund. Er steuert zielstrebig darauf zu. „OK Hund, dann Tschüss.“ Ich gehe unverdrossen weiter, irgendwann wischt er an mir vorbei und übernimmt die Führung auf dem richtigen Weg.


    Die Bonn-Matreier-Hütte auf 2742m

    An der Hütte liegen noch einige Zentimeter Schnee, sofort wirft sich der Hund samt seinen Packtaschen hinein und aalt sich in der weißen Masse. Um Hüttenhund Paul macht er heute einen großen Bogen.
    Ich checke erst mal wieder ein, vertilge dann ein Stück Kuchen, anschließend genieße ich die Aussicht und studiere durchs Fernglas, das an der Hütte aufgebaut ist, die Kälberscharte, sie ist morgen die erste Schikane zum warm werden.
    Deutlich sehe ich wie steil sie ist, erkenne Holztreppen und Drahtseile. „Ok, dann ziehe ich morgen den Sitzgurt schon an der Hütte an, des Hundes Packtaschen kommen in meinen Rucksack, dafür wird er seinen Sicherungsgurt tragen.
    Der Rest des Nachmittags und der Abend vergehen schnell, es sind noch andere Wanderer gekommen, die Stimmung ist gut, die Gespräche kurzweilig.

    7. Übergang zur Badener Hütte

    Beim Frühstück stellt sich heraus, dass noch zwei weitere Personen den Übergang zur Badener Hütte wagen wollen. Da wir fast zur gleichen Zeit aufbrechen werden, ich aber sicher langsamer bin als sie, kläre ich die Beiden über die Eigenheiten meines Hundes auf.
    Der Hund liebt es in Gruppen zu laufen, das heißt, er integriert andere Menschen in sein Rudel, dann spielt er sein Spiel: Er läuft vor, bleibt stehen, tut so als ob er intensivst schnüffelte, lässt sich überholen, läuft wieder vor, schnüffelt, lässt sich überholen …Das kann nicht nur lästig sein, sondern auch zu Kollisionen führen, er hat mit seinen Taschen Überbreite. Die Beiden versichern, damit kein Problem zu haben.
    Gegen 9 Uhr stapfen wir los. Schon nach zehn Minuten ist klar, die anderen sind schneller und mein Hund ist ihr Hund. Die Kälberscharte wird im Auf -und Abstieg problemlos überwunden, danach ist schon der weißgepuderte Trümmerhaufen zu sehen über den zur
    Galtenscharte aufgestiegen wird. Wir kommen gut voran, an zwei heiklen Stellen hängt ein Drahtseil. Ich komme als Letzte oben an, sechs Augenpaare verfolgen meine letzten Meter. Es ist kalt, die Pause wird kurz gehalten.


    Galtenscharte Anfang

    Jetzt ist es an mir die Führung zu übernehmen. „Also Dexter, Abmarsch.“



    Galtenscharte

    Und schon wieselt er davon, noch ungesichert, im Gegensatz zu mir, mein Karabiner hängt schon im Drahtseil.
    Meistens merkt er selbst wann er die Leine spüren möchte, so auch jetzt. Er bleibt stehen und ich hake einen Karabiner der Sicherungsleine an sein Geschirr, den anderen ans Drahtseil. Und weiter geht es.


    Gesichert


    Der Schnee ist fest, die Tritte halten. Teilweise muss das Drahtseil ausgegraben werden.
    „Hallo“, kommt plötzlich eine Stimme von weit hinter mir, „wir kehren um. Das ist uns ohne Sicherung zu heikel.“ „Alles klar., guten Rückweg.“



    Galtenscharte

    Ich bin so mit Karabiner umhängen und Drahtseil ausgegraben beschäftigt, dass keine Angst aufkommen kann. Ohne dass ich die Tiefe links neben mir bemerkt habe, ist die Querung plötzlich zu Ende.









    Es geht abwärts. Bei einer höheren Stufe braucht Dexter noch mal eine straffe Leine, danach geht er seilfrei weiter. Es gibt aber immer noch Drahtseile und mein Karabiner schnarrt weiter auf ihnen entlang.
    Ein steiler Moränenrücken, der abwärts bezwungen werden muss, verlangt beherztes Zugreifen am Drahtseil und den Rückwärtsgang. Danach ist das Gröbste überstanden, der Schnee begleitet uns aber noch weiter.



    Eine Sechsergruppe Wanderer kommt uns im Aufstieg entgegen. Nach einem kurzen Erfahrungsaustausch gehen wir weiter, sie zur Bonn-Matreier, ich zur Badener Hütte.

    Der Steig zieht sich jetzt am Hang entlang und bietet einen guten Ausblick. Allerdings haben die zwölf Füße der Gruppe den Schnee so pappig getreten, dass er teilweise glatt wie Schmierseife ist. Nur meine Wanderstöcke retten mich vor einem nassen Hosenboden. An anderen Stellen ist der Schnee geschmolzen. Den kleinen Seen ist kaum auszuweichen. Schnell ist das Oberleder meiner Wanderstiefel rundherum nass. Irgendwann ist der Schnee dann aber weg und es lässt sich angenehm laufen.





    Der letzte Anstieg zur Hütte verlangt noch einmal Beharrlichkeit. Die Hütte immer vor Augen, muss eine Senke am oberen Rand umrundet werden. Während der Hund noch fix voran strebt, werde ich immer langsamer. Kraft habe ich noch genug, aber keine Lust mehr.
    Auf der Hütte werden wir sehr herzlich empfangen. „Der Wolfgang hat angerufen, die Sechs sind drüben, gerade angekommen. Ich sage ihm Bescheid, dass ihr es auch geschafft habt.“
    Nachdem der Hund mit seinem Handtuch trocken gerubbelt ist und meine Füße in Hüttenlatschen stecken, dürfen wir ins Zimmer.
    Anschließend gibt es Futter für den Hund und den obligatorischen Kuchen – diesmal Schoko – für mich. Inzwischen ist noch ein Vierbeiner angekommen. Beide Hunde tun so als ob sie sich nicht sehen würden. Jeder legt sich zu seinem Zweibeiner.
    Eine große Gruppe junger Leute und ein Pärchen sind von der Neuen Prager Hütte gekommen. Dort läge sehr viel Schnee, erzählen sie und auch auf dem Höhenweg von der St. Pöltener Hütte seien sie knietief eingesunken.
    So sollte eigentlich mein Weiterweg verlaufen (Neue Prager – St. Pöltener – Matreier Tauernhaus). Auf stundenlanges Schneestapfen habe ich aber keine Lust, deshalb werde ich morgen über das Lobbentörl direkt zum Matreier Tauernhaus absteigen.
    Einige aus der großen Gruppe halten den Weg bis zum Lobbentörl für sehr gefährlich und nicht machbar für den Hund. Die Wirtin dazu befragt, sagt nur: „Hey, du und der Hund seid über die Galtenscharte gekommen...“

    10. Badener Hütte – Lobbentörl – Auge Gottes – Venediger Haus - Matreier Tauernhaus



    Das Wetter sieht vielversprechend aus, erst zum Nachmittag soll es regnen. Gut gelaunt mache ich mich auf den Weg. Der Hund trägt wieder seine Packtaschen, das Sicherungsmaterial steckt im Rucksack.


    Auf dem Weg zum Lobbentörl

    In welligem auf und ab mit weiter Aussicht geht es dahin. Wären nicht die kleinen Schikanen in Form von seilversicherten, glitschigen Rinnen und Schluchten, könnte ich glatt übermütig werden. So heißt es immer wieder aufpassen und gut festhalten.


    Durch die schräge Rinne führt der Weg

    In einer besonders schmalen Rinne benötige ich beide Hände am Sicherungsseil. Ich werfe meine Stöcke auf den Weg unter mir, jedoch so ungeschickt, dass sie direkt in der Gumpe des Miniwasserfalls am Rinnenende landen. Während ich nach ihnen angele, wird mein linker Arm ordentlich geduscht. Nicht schlimm, wird schon trocknen.
    Ist dann aber nix mit trocknen. Die Sonne lässt sich immer mehr von Wolken vereinnahmen, es wird kälter. Na gut, setz ich eben den Rucksack ab. Ich ziehe die nassen Oberteile aus und weil ich nicht großartig kramen will, ziehe ich die Softshelljacke direkt übers Unterhemd. Darüber soll die Regenjacke, die aber, kaum dass ich sie neben dem Rucksack abgelegt habe, den Hang neben mir hinunter rollt. Verdammt, vielleicht hätte ich das Teil nicht wie einen Ball zusammenrollen sollen.
    Zum Glück ist der Hang nicht zu steil, ich komme unbeschadet zur Jacke und wieder zurück.


    Zum Lobbentörl

    Bevor ich weitergehe, nehme ich noch einen Schluck aus der Flasche und esse zusammen mit Dexter die Hälfte meiner Jause.
    Das Lobbentörl ist schon in Sicht, nur noch eine kleine Schutthalde hoch und das *Gipfel*kreuz ist erreicht. Den Geocache *Lobbentörl* suche ich nicht, in dieser Steinwüste würde Ich den eh nicht finden.


    Lobbentörl

    Eine Pause am Kreuz gibt es nicht, zu kalt und zu windig hier oben.

    Vom Törl führt ein ausgetretener Pfad durch Schutt in Serpentinen steil nach unten in grobes Blockgestein und dann ist plötzlich der Weg weg. Dexter läuft über das Trümmerfeld weiter nach unten. Ich tapere hinterher, der Hund ist ein guter Wegfinder.


    In dieser Steinwüste haben wir den Weg verloren

    Nach zehn Minuten zweifele ich allerdings an seinen Führerqualitäten. Weit und breit ist keine einzige rot/weiße Markierung zu entdecken. Also zurück zum letzten Farbklecks. Nach dreißig Minuten Suchen bin ich wieder in der Spur, allerdings eine Etage höher. Der Weg führt auf einem Rücken weiter.


    Höhenweg - Blick aufs Schlatenkees

    Schlatenkees

    Bis zum Auge Gottes ist der leicht abfallende Höhenweg gut und entspannt zu gehen. Neben dem Wegweiser steht eine Bank, vor der wirft sich der Hund nieder, er fordert eine Pause. Gut, Pause. Essen, trinken, gucken. Wir essen den Rest der Jause komplett auf, für schlechte Zeiten brauche ich nichts zurück behalten. Bei Bedarf können wir im Venedigerhaus einkehren.



    Nach einer angemessenen Ruhezeit machen wir uns an den letzten Abstieg unserer
    Venedigertour.. Der ist steil und birgt etliche Stolperfallen. Treppenstufen aus dicken
    Baumstämmen erfordern höchste Aufmerksamkeit. Gut, dass ich die Wanderstöcke habe.

    Im Tal angekommen, suche ich zuerst den Gschlöß Brückencache #1, danach laufen wir
    noch circa einen Kilometer am Gschlößbach entlang zum Venedigerhaus. Die letzten sie-
    ben Kilometer bis zum Matreier Tauernhaus legen wir (im Regen) mit dem Taxibus zurück.

    Geschafft! Auch wenn ich die Neue Prager und die St. Pöltener Hütte ausgelassen habe,
    bin ich sehr zufrieden, mit meiner Leistung und auch mit der meines Hundes.

    Wer möchte, kann sich noch die kleinen Filmchen ansehen:


    Galtenscharte
    https://youtu.be/YtECMdhBs3Q
    https://youtu.be/BE3yMbAjUMM
    https://youtu.be/nLRn5n-Dtl0

    Zopetscharte
    https://youtu.be/SZrLWKMhTJY
    Zuletzt geändert von Wandermaedel; 05.11.2017, 11:23.

  • derSammy

    Lebt im Forum
    • 23.11.2007
    • 7412
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: Venediger Höhenweg mit Hund

    WOW ...bzw. WAU!!

    Kommentar


    • Torres
      Freak

      Liebt das Forum
      • 16.08.2008
      • 30594
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: Venediger Höhenweg mit Hund

      Ein toller Bericht, da ist mir doch vor lauter Lesen gerade das Essen angebrannt. Danke für die Bilder und die spannenden Schilderungen.
      Oha.
      (Norddeutsche Panikattacke)

      Kommentar


      • Scrat79
        Freak
        Liebt das Forum
        • 11.07.2008
        • 12532
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: Venediger Höhenweg mit Hund

        Uhi! Was für ein klasse Einstieg ins Forum!
        Ein echt spannender Reisebericht, den ihr beide da abgeliefert habt!
        Der Mensch wurde nicht zum Denken geschaffen.
        Wenn viele Menschen wenige Menschen kontrollieren können, stirbt die Freiheit.

        Kommentar


        • ParaMHN
          Erfahren
          • 04.03.2010
          • 257
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: Venediger Höhenweg mit Hund

          Da kann ich mich nur anschließen. Erfreulich Berge und Hunde in einem Reisebericht vereint zu sehen. Meine beiden ungestillten Sehnsüchte

          Kommentar


          • Wandermaedel
            Erfahren
            • 02.11.2017
            • 177
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: Venediger Höhenweg mit Hund

            Danke für eure positiven Rückmeldungen.

            Kommentar


            • Meerlie
              Gerne im Forum
              • 31.05.2016
              • 50
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              #7
              AW: Venediger Höhenweg mit Hund

              Großen Respekt vor der Leistung von Frauchen und Hund! Die Galtenscharte mit Schnee ist eine ordentliche Herausforderung! Ich hab beim Video schauen immer befürchtet einer von euch beiden rutscht aus und fällt runter. Ich hätte dort wahrscheinlich aus Angst kalte Füße bekommen, aber so hab ich am Ende meiner "visuellen" Galtenschartenbegehung kalte Hände verspürt (weil du ja alles ohne Handschuhe gegangen bist und immer wieder das Seil ausm Schnee ausgraben musstest, - Wahnsinn!)
              Tolle Bilder, eine wunderbare Tour, hast auch einen sehr guten Bergpartner mit dabei, - der Wuffi ist ja schon ein professioneller Alpinist!
              Danke fürs zeigen und mitgehen lassen (bei den Videos mit Gänsehautfaktor),
              Meerlie

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              • entropie
                Alter Hase
                • 09.07.2010
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                #8
                AW: Venediger Höhenweg mit Hund

                Toller bericht. Cooler hund.

                OT: Würde es nicht praktischer sein den hund an einem selbst zu sichern? Muss man nicht so oft umklicken.
                Whenever people agree with me, I always feel I must be wrong.
                -- Oscar Wilde

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                • Wandermaedel
                  Erfahren
                  • 02.11.2017
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                  #9
                  AW: Venediger Höhenweg mit Hund

                  @entropie
                  Wenn ich den Hund an meinem Gurt hätte und er fallen würde, könnte er mich auch von den Füßen reißen. Und ein 30 kg Paket, womöglich zappelnd, hätte ich nicht gerne am Gurt.

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