[DE] Paddeln mit Herwarth im Rücken

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    [DE] Paddeln mit Herwarth im Rücken

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    Dieses Wochenende war mal wieder Zeit. Den Freitagnachmittag konnte ich mir frei nehmen, die Liebsten waren bei den Schwiegereltern und die Katzen versorgt. Da wollte ich mir wegen einer auffrischenden Brise der nicht den Kurzurlaub vermiesen lassen.

    Allerdings ändert sich mit dem Wetterbericht ständig die Streckenplanung. Aus Müritzquerung, wurde Binnenmüritz bis Parchim, dann Rheinsberg bis Fürstenberg via Steinhavel. Als es dann hieß, dass es in Brandenburg nur Wind statt Sturm wie in MV war, entschied ich mich für Fürstenberg – Templin. Eigentlich ein bisschen kurz für meinen Geschenk, aber die Fahrtrichtung entsprach im groben der Windrichtung.

    Kurz vor vier war ich dann endlich an der Wasserwanderstelle in Fürstenberg. Durch den lange Woche war ich etwas müde und unterbat meinen Rekord fürs Faltkajak zusammenbauen, umziehen und das Boot startklar machen um eine sportliche Stunde! Als ich dann endlich das schmale Bächlein durchs schöne Fürstenberg paddelte war ich froh. Allerdings war es inzwischen schon Zeit, die Bootsbeleuchtung und meine Stirnlampe anzupacken.

    Nachtfahrt liebe ich inzwischen. Dank kraftvoller Lampen (Armytek Wizard und Doberman) und GPS stellen sie auch kein Problem dar. Inständig hoffte ich, dass all die gemarterten Menschen des KZ Ravensbrück, an dem man vorbeifährt, wenn man von Fürstenberg den Stolpsee erreichen will, inzwischen ihren Frieden gefunden haben und legte eine Schweigeminute ein.

    Dann kam schon der Stolpsee, auf dem es zwar windig war, aber die Wellen klein blieben. Die erste Nacht am Stolpsee (kein Wildcampen, weil ich den Besitzer des Stückes Land kenne) war recht unruhig und der Wind hat mich ein paar geweckt. Für stärkeren Wind war der Zeltplatz nicht ideal, da zu viele große Bäume standen. Aber es sollte ja in der Nacht zu Sonntag erst doll werden.



    Am nächsten Morgen nahm ich mir nicht die Zeit, meinen Hobo mit Holz zu füttern und nahm den Trangiaeinsatz. Die Schleusen machen um die Zeit alle schon früh dicht und Umfragen ist mühsam. Nach einen guten Frühstück und mit einer vollen Thermoskanne Tee ging es dann auf die Havel. Die große Weite der Müritz wäre mir zwar lieber gewesen, aber die herbstliche Havel hatte auch ihren Reiz – trotz der tiefhängenden Wolken.

    Der auffrischende Wind machte sich auf dem Fluss kaum bemerkbar. Nur bei den Schleusen musste man gegenpaddeln, um nicht an die Nordwand gedrückt zu werden. Sobald es tiefer ging, natürlich nicht mehr. Die Jahreszeit und das Wetter Taten ihr übriges und ich war bei jeder Schleuse der einzige! Das Getümmel ist mir in den warmen Monaten ein Greul.

    Da ich so gut vorrankam, wollte ich meine Plan ändern und statt nach Templin nach Dannenberg paddeln, was 14 km mehr gewesen wären. Aber als ich dann nach Westen in die Havel Richtung Marienthal einzog, erwischte mich eine ordentliche Sturmböe. Ich konnte zwar trotzdem Fahrt machen, wollte dann aber nicht aus Übermut meine an sich klugen Plan aufgeben.
    Inzwischen war es Nachmittag und mir schwante, dass die Sturmwarnung vielleicht doch nicht übertrieben war. Auf eine Campingplatz entlang der Tour war ich jetzt nicht mehr scharf. Dort zelten man ja auch immer zwischen Bäumen. Also bis Templin Paddeln und einen Tag früher nach Hause. Richtig glücklich machte mich diese Option nicht.

    Dann sah ich entlang des Templiner Gewässers ein freies Stück Land mit nur kleinen Heidekiefern.



    Die Schorfheide war es noch nicht und auch kein Naturschutzgebiet. Ich landete an und besah es mir sorgfältig. Der potentielle Zeltplatz wäre im sicheren Abstand zu den nächsten großen Bäumen. Gleichzeitig blies der Wind an der Stelle weniger stark. Angesichts des zunehmenden Windes entschloss ich mich, den Sturm abzuwarten und mein Exped Orion III mal zu testen.

    Mein Kajak schleppte ich gleich mit zu der Stelle und richtete mein Lager ein. Der Zeltaufbau war durch die Böen nicht ganz ohne und prompt brach brach beim Aufbauen (wieder) eine Gestängehülse. Wahrscheinlich bin ich zu grobschlächtig und nicht für Featherlight-Gestänge geeignet. Mit 10mm Gestänge ist mir sowas noch nicht passiert. Beim Zelt habe ich jeden Abspannpunkt aktiviert und die Heringe gut im festen Boden verankert. Mein Fjällräven Keb Dome wäre mir trotzdem lieber gewesen...

    Als es Dunkel wurde ging es schon etwas los. Also hängte ich das IZ zur Hälfte aus und kochte mir mein Abendessen im Zelt. Hier fand ich das Orion 3 wieder genial, weil es hoch genug ist, dass ich auf meinem Bootswagen/Campinghocker sitzen kann und nicht auf dem Boden kauern muss wie bei anderen Zelten. Ausserdem geht das Aushängen des IZ sehr fix. Das Köchen ging gut, obwohl ich bei der nächsten Tour durch mit Sturmwarnung doch lieber den Gaskocher nehme. Mit Spiritus muss man höllisch aufpassen.

    Bei Regen und Wind im Zelt zu liegen, gehört zu meinen Lieblingsbeschäftigungen – wie bei sicher vielen im Forum! Schnell bin ich dann auch eingeschlafen. Um vier war es dann aber vorbei mit dem Schlaf, denn draußen fing der Wind mit einer Stärke an zu Orgeln und zu brausen, dann es zur Heidenbekehrung gereicht hätte. Irgendwo in der Nähe krachte es wie bei einem Kanonenschuss als ein Baum wegbrach. Mein Platz war aber gut gewählt. Das Zelt wurde von den Sturmböen nicht annähernd mit voller Wucht getroffen und es stand wie eine Eins!

    Die Baumkronen rauschten nie alles gleichzeitig, sondern schienen einen Kreis im mich zu bilden. Wirklich sehr beeindruckend! Als mir klar wurde, dass sowohl der Platz als auch das Zelt halten, was ich mir von Ihnen versprochen hatte, konnte ich das „Hörspiel“ glatt genießen und fand langsam wieder in den Schlaf.



    Bis Mittag hielten die Sturmböen an. Ich machte mir einen sehr erholsamen Abwetterungsvormittag und wollte gegen eins aufbrechen, um nach der Mittagspause der Schleuse Kannenburg wieder durchgeschleust zu werden. Meine Sorge galt eher dem ÖPNV, da Pushnachrichten das Internetloch durchbrechen und mir von Zugausfällen berichtet.

    Auch zum Umziehen ist das Orion 3 genial. Das IZ hatte ich zuerst ausgegangen, um es separat vom AZ zu verpacken. Es war schön trocken, was ich bei anderen Zelten anders erlebt habe. Sich im großen AZ in die feuchten Fleecesachen und den Trocki zu zwängen, während draußen der Regen gegens Zelt peitsche, war sehr angenehm. Die Winterklamotten hätte ich schon mitnehmen können, da der Wind die Kälte brachte.


    Der Rest des Strecke nach Templin war durchwachsen, aber die Sonne kam sogar ein paar Mal raus, um das letzte bunte Laub zur Geltung zu bringen. Der Röbelinsee war bewegt, aber kein Problem, obwohl der Wind pfiff.





    In Templin machte eine eiskalte Dusche das Umziehen zur Mutprobe, aber zum Glück fährt die Bahn nach Löwenherz. Richtung Oranienburg hat die Bahn SEV-Busse gestellt, auf die ich warte. Der Sturm hat die Strecke Berlin-Rostock lahmgelegt. Hoffentlich bin ich bald in Berlin. Aber in der Zwischenzeit habe ich die Gelegenheit, einen kleinen Reisebericht auf den Blackberry zu schreiben.



    Aber schön, dass überhaupt was geht. Hätte zwar gerne noch eine Nacht gezeltet und ob meine Studenten ihren Dozenten vermisst hätten, bezweifele ich, aber mir ist das Essen ausgegangen. Ein/zwei Trockenmahlzeiten als Notreserve könnte man immer dabei haben...

    Insgesamt eine schöne Tour! Ein tolles Naturerlebnis mit überschaubaren Risiko. Woanders hätte ich aber nicht zelten wollen. Bei dem Getöse zwischen Bäumen zu schlafen, wäre ein bißchen wie russisches Roulette.
    Zuletzt geändert von Katsche; 30.10.2017, 08:14.

  • MichaelH
    Dauerbesucher
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    #2
    AW: Paddeln mit Herwarth im Rücken

    Das klingt nach einem tollen Abenteuer.
    Ich mag mein Exped Orion III auch sehr. Habe es zwar bis jetzt nur bei Windstärke 6 getestet, aber da hat es sich auch gut geschlagen.

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    • Eckido
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      #3
      AW: Paddeln mit Herwarth im Rücken

      Klasse Tour und Bericht. Die Bilder sind beeindruckend.
      Mutige Tour ......
      Immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel!

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      • Ditschi
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        #4
        AW: Paddeln mit Herwarth im Rücken

        Der Zeltplatz scheint mir gut gewählt. Bei Wind immer drauf achten, daß kein Baum auf das Zelt fallen kann. Also raus aus dem Wald.
        Andere waren nicht so umsichtig. Ein Camper im VW- Bulli ertrank in der Sturmflut, weil er seinen Bus vor (!) dem Deich aufstellte.
        Ditschi

        http://www.rp-online.de/nrw/panorama...-aid-1.7173704
        Zuletzt geändert von Ditschi; 31.10.2017, 15:45. Grund: Ergänzung link

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        • Katsche
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          #5
          AW: Paddeln mit Herwarth im Rücken

          Ich hatte mir auch viel Zeit genommen, mir den optimalen Zeltplatz auszusuchen. Den größten Abstand zu Bäumen habe ich für Nord-West gewählt, da von dort der meiste Wind kam. Das Foto zeigt Richtung Osten.

          Im Nachhinein hätte ich vielleicht lieber zu Hause bleiben sollen und auf Wetteronline hören sollen. Im Gegensatz zu der Warnwetterapp und Windfinder lagen die mit den tatsächlichen Windgeschwindigkeiten in der Region richtig. Andererseits hatte ich immer einen Plan B und es war genial, mal bei so einem Sturm im Zelt zu sein. An der Küste und in den Bergen hat es auch schon öfter starken Wind gegeben. Das mächtige Tosen des Windes in den Bäumen war etwas neues für mich.

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