[DE] Ausflug nach Rittgarten

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  • Igelstroem
    Fuchs
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    [DE] Ausflug nach Rittgarten

    Tourentyp
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    Mitreisende



    Nechlin – Rittgarten (Wüste Kirche) – Prenzlau


    Diese zweitägige Tour fällt unter die Kategorie ›Erkundung vernachlässigter Landschaften‹, d.h. es geht darum, eine wenig frequentierte, für Tagestouren eher ungünstige Gegend zu Fuß zu durchqueren und dabei angenehme Wege, interessante historische Anschauungsobjekte und nicht zuletzt geeignete Übernachtungsplätze zu finden und eventuell zu dokumentieren.

    Die nördliche Uckermark, naturräumlich zum Rückland der mecklenburgischen Seenplatte zählend, ist eine dieser vernachlässigten Landschaften. Ich bin in Nechlin gestartet (dem letzten brandenburgischen Haltepunkt auf der Strecke Berlin – Angermünde – Stralsund) und hatte vor, entweder in drei Tagen nach Blankensee (einem Haltepunkt auf der Bahnstrecke Neustrelitz – Neubrandenburg) oder in vier Tagen via Feldberg nach Fürstenberg/Havel zu wandern. Aus den in einem anderen Thread diskutierten Ausrüstungsgründen habe ich diesen Plan nach der ersten Nacht geändert und bin stattdessen nach Prenzlau quasi zurückgelaufen.

    Deshalb reduziert sich die Durchquerung der Region jetzt auf einen Übernachtungsausflug zur sogenannten Wüsten Kirche bei Rittgarten, die ich seit langem als interessantes Besichtigungsziel und zugleich als möglichen Übernachtungsplatz im Auge hatte. Wichtigste Inspiration dafür waren die beiden ODS-Reiseberichte von Hugimon:

    https://www.outdoorseiten.net/forum/...-der-Uckermark
    https://www.outdoorseiten.net/forum/...kermark-Teil-2


    Erster Tag (Mittwoch, 25.10.2017)


    Hier sollte eine GPX-Karte erscheinen! Wenn diese nicht nach wenigen Sekunden nachgeladen wird bitte die Seite aktualisieren.





























    Dorfkirche Nechlin


    Start bei sehr mildem, nassem Wetter morgens um zehn. Es beginnt leicht zu regnen, aber nicht so sehr, dass man unbedingt die Regenhose überziehen müsste. Später bessert sich das Wetter, wie man an den Bildern sehen kann. Nur kurz vor dem Ziel werde ich noch einmal von einem Schauer erreicht. Etwas windig ist es allerdings den ganzen Tag.



    Mahlzeit




    Sozusagen die einzigen Menschen, die mir (wiederholt) unterwegs begegnen, sind Traktoristen, Fahrer von Gülletransportern und sonstige Mitarbeiter von Agrarkonzernen.



    Bendelow



    Agrarwüste zwischen Bendelow und Jagow (Blick nach Norden)



    Der Ertrag als Landschaftselement


    Die obigen Bilder sind aber Extrembilder. Das Landschaftsbild ist mitunter durchaus idyllisch oder ersatzweise romantisch-melancholisch. Der Waldanteil ist geringer als in anderen Teilen Brandenburgs, deshalb hat man oft weite Ausblicke, genauso wie im mecklenburgischen Binnenland.



    Sitzpause, kurz vor Jagow



    Schlossruine in Jagow



    Kochender Reis zwischen Taschenberg und Kutzerow



    Ausblick beim Reiskochen (mit typischem Farbenspiel)



    Westrand der Kutzerower Heide (bei Augustfelde)



    Möglicher Übernachtungsplatz am Westufer des Rittgartener Sees
    Dezimalgrad-Koordinaten: 53.393, 13.715


    Die Wüste Kirche Rittgarten liegt nordwestlich des Dorfes Rittgarten, eigentlich zwischen den Ortschaften Wittstock und Augustfelde. Es handelt sich um eine Dorfkirche aus dem 13. Jahrhundert, die schon im 14. oder in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts – vermutlich im Zuge der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Brandenburg und Mecklenburg – zerstört worden ist. Man muss sich die Quellenlage (nach meinem Eindruck aus dem Internet) so vorstellen: Irgendwann wird das Dorf und ggf. die Kirche erwähnt; 150 Jahre später sind Dorf und Feldmark in irgendeinem Dokument als »wüst« aufgelistet. Dazwischen liegen drei oder vier Kriege, die als Ursache in Frage kommen.

    Von einer Wehrkirche zu sprechen (wie es gelegentlich geschieht), ist eine der üblichen heimatkundlichen Übertreibungen, Fluchtkirche wäre der angemessenere Begriff. Das Gebäude ist etwa 20 x 7 Meter groß mit einem querrechteckigen Turm im Westen.

    Auf Fotos im Internet sieht es meist so aus, als stünde die Ruine frei sichtbar in der Landschaft, und auch der User Pfad-Finder hat in einem Kommentar zu den oben verlinkten Reiseberichten geschrieben, sie sei schon von Weitem zu sehen. Das habe ich so nicht bestätigt gefunden; ich bin in der beginnenden Dämmerung sogar fast vorbeigelaufen. Die Ruine steht zwar auf einem flachen Hügel, ist aber von einigen größeren Bäumen umgeben und außerdem inzwischen stärker ›verbuscht‹, als man nach den älteren Bildern denken könnte. Auch einen angelegten Rastplatz, von dem im Internet vereinzelt die Rede ist, gibt es inzwischen nicht mehr. Vom Feldweg her führen zugewachsene Pfade zu den verschiedenen Eingängen (Westportal, Priesterpforte und zwei weitere Seiteneingänge). Die Reste der Gebäudewand sind im Bereich des Westturms etwa sieben Meter hoch, am östlichen Ende hingegen sehr niedrig. Theoretisch könnte man über die Südmauer ohne besondere Ausrüstung bis auf die westliche Stirnwand hinaufklettern, aber es wäre natürlich gefährlich.

    Das Areal im Inneren ist ebenfalls stark verkrautet, mit einzelnen baumähnlichen Gewächsen (z.B. Ahorn) im Bereich des Westturms; ferner ist der Boden insgesamt steinig und uneben. Einen brauchbaren Lagerplatz findet man somit nur in der Nordostecke, auch hier ist das Gras hüfthoch. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass es sich um einen wenig besuchten Ort handelt. Übrigens habe ich auch keinen Müll vorgefunden.

    Außerhalb des Gebäudes finden sich noch Reste einer früheren Friedhofsmauer, teilweise ist die Vegetation zwischen dem Gebäude und dieser Mauer allerdings sehr dicht und dornig. Platz für ein Zelt gäbe es am Feldrand auf der südöstlichen Seite des Hügels, dort allerdings nah am Feldweg.

    Ich selber habe die Nacht ohne Zelt innerhalb der Ruine verbracht, mit Biwaksack und einem Mikro-Tarp als Kopfschutz für den Fall, dass es zu regnen begonnen hätte. Tatsächlich war die Nacht zeitweise sternenklar bei relativ milden Temperaturen und frischem Westwind. Die Umgebung war allerdings noch sehr nass vom vorhergehenden Regen, und unter diesen Bedingungen findet man hier keinen Platz, an dem man etwa bequem sitzen und kochen könnte.


    Bilder der Kirchenruine


    Das Innere der Ruine (Blickrichtung von Osten nach Westen)



    Westwand des Turms (von innen, d.h. von Osten gesehen)



    Nordwand des Turms mit Schlitzfenster



    Westliche Außenwand mit Feldsteinquader-Verblendung



    Detailansicht



    Mauerwerk am südwestlichen Seiteneingang (mit hohem Ziegelanteil)



    Ansicht des Areals von Südosten


    Zweiter Tag (Donnerstag, 26.10.2017)

    Hier sollte eine GPX-Karte erscheinen! Wenn diese nicht nach wenigen Sekunden nachgeladen wird bitte die Seite aktualisieren.





























    Der Rückweg nach Prenzlau führt über die Dörfer Rittgarten, Falkenhagen, Basedow und Klinkow.

    Zwischen Rittgarten und Falkenhagen ist in der Freizeitkarte 1:50.000 des Landesvermessungsamtes ein Feldweg verzeichnet, der zunächst ganz anheimelnd in einem Knick, d.h. in einem Gehölzstreifen verläuft, im weiteren Verlauf aber mangels Nutzung fast ganz verschwindet. Ich bin dann nach rechts auf den Feldrand ausgewichen. Jenseits der beiden querlaufenden Knicke taucht der Weg dann bald wieder auf. Das ist in OSM zutreffend dargestellt. Zu Fuß kommt man jedenfalls irgendwie durch, mit dem Rad wäre es kaum möglich.


    Zum Schluss laufe ich noch einmal einige Kilometer auf Asphalt, insbesondere auf dem straßenbegleitenden Radweg der B198. Hier habe ich mein einziges Gespräch mit einem Einheimischen. Ich sitze an einem Rastplatz (der hier für die Fernradler eingerichtet ist), und ein Fußgänger mit Plastiktüte setzt sich dazu. Er weist auf meinen Rucksack und fragt: »Na, Großeinkauf gemacht?« Ich erkläre ihm, wie es wirklich ist. Er selbst geht zu Fuß von Prenzlau nach Dedelow, das sind etwa sieben Kilometer. Schon sehr ungewöhnlich für brandenburgische Verhältnisse. Aber vielleicht hat er vorübergehend keinen Führerschein; das ist ja immer die erste Assoziation, die man hat, wenn man in diesen Gegenden jemanden zu Fuß die Straße entlanggehen sieht.



    Zur Erinnerung (Schild bei Falkenhagen)



    Windpark am ›Weinberg‹ westlich von Basedow



    Friedhofskapelle in Basedow



    Schlussbild


    Die Darstellung der Original-Tracks hat leider hier nicht funktioniert (ich bitte um sachdienliche Hinweise, woran das liegen könnte); stattdessen habe ich jetzt wieder nachgezeichnete Routen eingesetzt.
    Angehängte Dateien
    Zuletzt geändert von Wafer; 28.11.2020, 23:48.
    Lebe Deine Albträume und irre umher

  • Wafer

    Lebt im Forum
    • 06.03.2011
    • 8660
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    • Meine Reisen

    #2
    AW: Ausflug nach Rittgarten

    Hallo Igelstroem,

    vielen Dank für den Bericht aus einer Gegend über die man wirklich noch nicht viel gelesen hat! Aber genau das war wohl dein Bestreben.

    OT:
    Zitat von Igelstroem Beitrag anzeigen
    Die Darstellung der Original-Tracks hat leider hier nicht funktioniert (ich bitte um sachdienliche Hinweise, woran das liegen könnte); stattdessen habe ich jetzt wieder nachgezeichnete Routen eingesetzt.
    Ich nehme an, die beiden Anhänge unten sind die Dateien, die nicht sauber angezeigt werden. Bei mir funktionieren sie zumindest auch auf Anhieb nicht richtig. Ich habe mir die mal angesehen. Grundsätzlich sind sie sauber. Aber: Sobald man die erste EXTENSION - also die innerhalb des Tracks (trk) - raus nimmt, dann tut es. Wenn man hinter diese EXTENSION einfach einen Zeilenumbruch einbaut - also vor dem Tracksegment (trkseg) - dann tut es auch. Irgendwelche nicht darstellbaren Sonderzeichen habe ich nicht gefunden und syntaktisch ist das eigentlich richtig.
    Wenn es geht solltest du die GPX-Tracks ohne Extensions vom Gerät laden. Herstellerspezifische Erweiterungen mögen zwar grundsätzlich immer vorgesehen und kompatibel sein aber nicht jede Software kommt immer mit allem zurecht. Oder hier würde evtl. sowas wie ein Pritty-Printer helfen: Eine Software, die das XML "hübsch" macht und Zeilenumbrüche und Einrückungen einfügt. Manuell geht sowas auch, ist aber sehr aufwendig. Nachdem du aber weißt, dass es mit einem Zeilenumbruch vor dem ersten Tracksegment getan ist, könnte man das auch manuell einfügen.
    EDIT: Ich sehe gerade, dass du die manuell erstellten Tracks bei GPSIES.com bearbeiten lassen hast. Vermutlich hast du KML in GPX umgewandelt und die Höhen zugespielt. Du könntest auch die Originaltracks dort mal durch lassen und mit den Optionen spielen. Evtl. reicht das dann auch schon.
    Aber so ist die Computerwelt: Ab und zu klemmt es an Stellen, die man sich auf den ersten Blick nicht erklären kann! Vielleicht ist gpxx in den Schemata nicht sauber definiert oder du hast in deinem Track bei einem Tag oder sonstwo zufällig genau eine String-Länge erwischt, bei der es Probleme gibt oder das Anzeige-PlugIn für die GPX-Tracks hat hier ein kleines Bug oder die Integration des selben passt nicht ganz oder ....


    Gruß Wafer
    Zuletzt geändert von Wafer; 29.10.2017, 11:37.

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    • Igelstroem
      Fuchs
      • 30.01.2013
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      #3
      AW: [DE] Ausflug nach Rittgarten

      @Wafer: Danke für die Auskünfte. War für mich auch ein Anlass, mich im Editor mit der Struktur der Dateien zu beschäftigen; das hatte den Nebeneffekt, dass ich jetzt weiß, wie man sie eventuell zusammenschneiden kann.


      Der Bericht ist insgesamt wahrscheinlich nicht besonders unterhaltsam und könnte sogar lustlos wirken, aber es ist eben auch nichts Anekdotisches passiert. Unter Stimmungsgesichtspunkten hätte man vielleicht noch die Kraniche erwähnen müssen, die in der Dämmerung immer wieder aus verschiedenen Richtungen mit großem Geschrei über das Objekt hinweggeflogen sind. Oder jenes Lichtspiel von Sternen und dünner Bewölkung bei windigem Wetter, in dem der Sternenhimmel nach und nach verschluckt wird und dann gleichsam wieder neu entsteht – oder, wie im Sucher einer Kamera, einmal verschwommen und nach einer Weile wieder ›scharfgestellt‹ erscheint, als ob jemand die Fokussierung verändert hätte.

      Da ich eigentlich vorhabe, häufiger kürzere Übernachtungstouren in der Region zu machen, suche ich nach einem Berichtsmodus, der verhindert, dass ich für den Bericht sozusagen länger brauche als für die Tour. Die Tour soll aber trotzdem dokumentiert werden. Deshalb ist der Bericht dann nur eine Art Fotostrecke mit erweiterter Kommentierung und ohne besonderen erzählerischen Anspruch.
      Zuletzt geändert von Igelstroem; 31.10.2017, 22:28. Grund: Wildgänse durch Kraniche ersetzt
      Lebe Deine Albträume und irre umher

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      • blauloke

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        • 22.08.2008
        • 8315
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        #4
        AW: [DE] Ausflug nach Rittgarten

        Zitat von Igelstroem Beitrag anzeigen
        Deshalb ist der Bericht dann nur eine Art Fotostrecke mit erweiterter Kommentierung und ohne besonderen erzählerischen Anspruch.
        Ein Bericht in der vorliegenden Form reicht mMn vollkommen aus.
        Wichtig ist, dass du uns solche "vernachlässigste" Gegenden zeigst, an die man nicht denkt weil sie in einem touristisch unbekannten Gebiet liegen.
        Wenn auf so einer zweitägigen Wanderung nichts besonderes passiert ist das halt so und eigentlich die Regel.
        Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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        • lina
          Freak

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          #5
          AW: [DE] Ausflug nach Rittgarten

          Zitat von blauloke Beitrag anzeigen
          Ein Bericht in der vorliegenden Form reicht mMn vollkommen aus.
          Wichtig ist, dass du uns solche "vernachlässigste" Gegenden zeigst, an die man nicht denkt weil sie in einem touristisch unbekannten Gebiet liegen.
          Wenn auf so einer zweitägigen Wanderung nichts besonderes passiert ist das halt so und eigentlich die Regel.
          Genau :-)

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          • Hugimon
            Anfänger im Forum
            • 28.10.2008
            • 11
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            #6
            AW: [DE] Ausflug nach Rittgarten

            Diesen August führte mich eine Tour auf ähnlicher Strecke bei der Kirchenruine Rittgarten vorbei. Man hat in dieser melancholischen Landschaft tatsächlich das Gefühl das sie sich nicht im geringsten für den Reisenden interessiert. Wie eine trotzige Jungfer hält sie ihre Reize zurück.

            Sehr feiner Reisebericht, dessen Duktus mich an das Beruhigende Säuseln einer liebenden Mutter erinnert. Dagegen liesst sich meiner wie die fahrige Lebensbeichtes eines Alkoholiker.

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            • Igelstroem
              Fuchs
              • 30.01.2013
              • 1888
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [DE] Ausflug nach Rittgarten

              Zitat von Hugimon Beitrag anzeigen
              Sehr feiner Reisebericht, dessen Duktus mich an das beruhigende Säuseln einer liebenden Mutter erinnert.
              Wie sagt man jetzt? »Gerne.«
              Lebe Deine Albträume und irre umher

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