Reinschnuppern in Wintertouren - Fragen zur Ausrüstung

[dingsbums]

Einleitung
Fast jedes Jahr im Spätsommer zieht es meinen Freund und mich nach Lappland. Ich denke, viele haben schon den ein oder anderen meiner Reiseberichte gelesen. Unser Traum ist es, auch einmal eine Wintertour zu machen. Leider sind wir auf diesem Gebiet komplett unerfahren und dementsprechend vorsichtig. Da wir generell keine Erfahrung auf Skiern hatten, haben wir in den letzten Wintern immerhin ein paar Tage Langlaufurlaub gemacht. Außerdem hat Holger zur Vorbereitung mehr oder weniger das ganze Winterforum gelesen. Ich habe mich bisher auf einige Threads beschränkt.

Plan
Wir haben beschlossen, uns dieses Jahr einen Winterurlaub in Abisko zu gönnen. Von dort wollen wir dann eine Minitour nach Abiskojaure und zurück machen, mit Übernachtung in der Hütte. So können wir 2 Tage lang ausprobieren, ob Wintertouren uns liegen. Ski, Schuhe und auch Pulka (nicht weil wir soviel Gepäck hätten, sondern zum Testen) wollen wir in Abikso leihen. Ich persönlich mache mir ja am meisten Sorgen darum, dass ich bei körperlicher Betätigung schnell schwitze. Während das im Spätsommer höchstens unangenehm ist, kann das im Winter halt schnell gefährlich werden, wenn man nicht aufpasst. Na, deswegen werden wir es ja ausprobieren.

Fragen
Was wir jetzt entscheiden müssen, ist folgendes: Was brauchen wir für unseren 'Test' an neuer Ausrüstung. Wir besitzen alles, was man für eine Spätsommer-Tour in Lappland braucht. Aber das ein oder andere muss natürlich dazukommen. Aktuell überlegen wir, ob unsere Schlafsäcke ausreichen. Mit dem WM Antelope bzw. WM Sequoia haben wir schon recht warme Schlafsäcke. Von daher denke ich, für die eine Nacht in der Hütte sollten die okay sein. Da wir uns dabei aber nicht sicher sind, hier die Frage an euch: Was meint ihr dazu?

Ansonsten dürft ihr auch gerne Ratschläge geben, was man unbedingt braucht. Klar haben wir uns darüber auch schon Gedanken gemacht. Und wenn weitere Fragen aufkommen, werde ich sie hier stellen.

[Moltebaer]

AW: Reinschnuppern in Wintertouren - Fragen zur Ausrüstung

OT: Nur kurz ein kritischer Satz, melde mich vielleicht später ausführlich, muß gleich los:

Ihr wollt ernsthaft für eine Zweitagestour von Kaiserslautern nach Abisko und zurück!?
Klar, Meister fallen nicht vom Himmel, kleine Schritte und so. Aber ich hoffe, Ihr klemmt noch ein paar Tage Lappland davor/dahinter, um einen ökologischen Fußabdruck und keine Schneise der Verwüstung zu hinterlassen
Das können ja auch Städtbesichtigungen oder noch weitere Zweitagestouren an selber oder anderer Stelle, im Flachland oder an der Fjordküste sein.

[dingsbums]

AW: Reinschnuppern in Wintertouren - Fragen zur Ausrüstung

Ihr wollt ernsthaft für eine Zweitagestour von Kaiserslautern nach Abisko und zurück!?

Nein, wollen wir natürlich nicht. War anscheinend nicht deutlich genug ausgedrückt. Wir wollen Winterurlaub in Abisko machen. Dort kann man ohne Frage ein paar schöne Tage verbringen. Und dann wollen wir in dieser Zeit für 2 Tage etwas machen, was näher an einer Wintertour ist. Wir werden eine gute Woche in Lappland verbringen.

[casper]

AW: Reinschnuppern in Wintertouren - Fragen zur Ausrüstung

Hallöchen,

ihr wollt erstmal in einer Hütte übernachten, richtig? Und geplant sind 2 Tage "unterwegssein"?

Für die Pausen dürfte das Mitführen von dicken Jacken und Hosen wohl unverzichtbar sein.
Zudem würde ich (wie es in den "Regeln" angedeutet steht) einen Windsack als absoluten Schutz sowie ne Schaufel für den Notfall mitnehmen.
Auch wenns nur 2 Tage wären.

[Coenig]

AW: Reinschnuppern in Wintertouren - Fragen zur Ausrüstung

Die Schlafsäcke reichen. Die sollen im Notfall ja nur in Verbindung mit einem Biwaksack das Überleben sichern und keinen übermässigen Komfort bieten.

Und die Hütte wollt ihr ja sicherlich heizen

Grüsse
Christian

[Plautze]

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Also, ich war erst einmal auf diesem Abschnitt unterwegs, aber da hab ich mit vollbeladenem Schlitten (ca.25 kg Gesamtgewicht) ca. 4 Stunden gebraucht, mit Schneeschuhen, entspanntes Tempo; auf der Strecke war die Hölle los, ein Motorschlitten nach dem anderen.
Da Ihr Euch sicher nicht das schlechteste Wetter aussuchen werdet, werdet Ihr wohl genauso sicher nicht alleine unterwegs sein. Biwaksack und Schaufel sind natürlich immer sinnvoll, aber richtig Angst braucht man auf diesem Streckenabschnitt sicher nicht zu haben, höchstens von snowcat-heizenden Teenietrupps überrollt zu werden.

Schwitzen ist also dort auch nicht so gefährlich, prinzipiell gilt dasselbe wie im Sommer: Zwiebelprinzip um den Schweiss grossflächig und vielschichtig verdunsten zu lassen. Ich bin auch Vielschwitzer und bin damit immer gut klargekommen. Zweckmässig finde ich auch möglichst grosse Lüftungsreissverschlüsse in der 3. Schicht.
ODER, mit VBL-Klamotten laufen, dann wird nur die NTS-Schicht feucht/nass, der Rest bleibt knochentrocken. Und, wie erwähnt, für Pausen die Isoklamotten bereithalten und den Tee.

Gruss, Plautze

[Moltebaer]

AW: Reinschnuppern in Wintertouren - Fragen zur Ausrüstung

OT: Prima, dann genießt auch die übrigen 5 Tage, auch wenn sie lange nicht so geil werden

Das mit dem Schweiß sehe ich auch nicht so kritisch. Da es kälter ist, schwitzt Du bestimmt weniger, das hält sich so etwa die Waage. Wenn es sonnig und windstill ist, kannst Du ja ein paar Schichten ausziehen oder die RVs öffnen. Wenn der Wind so richtig pfeift, kühlt er Dich auch durch winddichten Kram und Isolationsschichten hübsch aus, da wirst Du auch nicht schwitzen.

• Für sehr wichtig halte ich Schutzausrüstung (Wärmeisolation und Windschutz) für Hände, Füße, Ohren und Nase. Diese Partien haben ein mieses Verhältnis Volumen/Oberfläche und kühlen schneller aus. Hier gerne auch redundant packen: warme Handschuhe fürs Lager, dünne Liner, winddichte Überhandschuhe, normale Langlaufhandschuhe.
• VBL-Socken, warme Socken, dünne Socken. Gesichtsmaske, Mütze, Ohrenwärmer usw. eventuell modular zum Testen? Die Beine werden durchs Laufen ohnehin erwärmt, da hat uns eine dünne, lange Unterhose und ne normale Sommertrekkinghose fürs normale Wetter gereicht - bei Sturm dann eine Regenhose drüber gegen den Wind: spitze.
• Eine Daunenhose ist schon eher Luxus. Lohnt sich, wenn Ihr nachts Sterne/Nordlicht gucken wollt oder Ihr legt Euch halt im Schlafsack vors Zelt.
• Eine Daunenjacke ist dagegen fast schon unverzichtbar (jedenfalls seeehr empfehlenswert) um sich bei kurzen Pausen warm zu halten. Unterwegs zieht man sie natürlich aus, soll ja keinen Schweiß aufsaugen.

Bei Marschpausen am besten gleich die Daunenjacke anziehen und die Handschuhe niemals einfach an die Skistöcke hängen, wenn man kurz die Finger benutzen will, lieber kurz in die Jacke stecken und die Teile am Körper warm halten. Ein wenig darin enthaltene Schweißfeuchte kühlt blitzschnell aus, gefriert und muß dann erst wieder mühsam durch Eure Körperwärme geschmolzen werden. Euren Fingern (geringes Volumen, große Oberfläche, nicht übermäßig durchblutet im Gegensatz zu nem Oberschenkel) wird also massiv Wärme entzogen --> Riesenbockmist!

[Fjaellraev]

AW: Reinschnuppern in Wintertouren - Fragen zur Ausrüstung

Da ihr ja einen Hüttenausflug machen wollt habt ihr das nötige Material wirklich schon, oder zumindest fast
Die Schlafsäcke reichen für die Hüttenübernachtung locker und zu den Klamotten wurde ja schon einiges geschrieben.
Sicherheitsausrüstung die auch auf Tagestouren im Rucksack sein sollte ist:
Isomatte (Schaumstoff, keine Thermarest, damit man sie auch bei einer Pause als Sitzgelegenheit nutzt)
Thermosflasche (voll, zumindest zu Beginn der Tour )
Schaufel
Windsack (Viele gehen auch ohne los, aber bei mir gehört er in den Rucksack)

Schaufel und Windsack könnt ihr in Abisko ausleihen.

Wann wollt ihr denn los? Vielleicht läuft man sich über den Weg

Gruss
Henning

[weisseruebe]

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Das meiste ist ja bereits gesagt.

Bei leichten Minusgraden und mäßiger Steigung halte ich Schwitzen auch nicht für so kritisch. Fies ist es, wenn es richtig kalt wird und man dann auch noch ackern muss. Dann kann man Schwitzen kaum noch verhindern und es friert irgendwo auf dem Weg nach draussen fest. Für solche Fälle lieber vorher die äußere GoreTex o.ä.-Schicht ablegen.
Das hatte ich ein Mal bei deutlich unter -20° und einem fiesen steilen Anstieg mit schwerer Pulka. Die Fleecejacke war mit der GoreTex-Jacke zusammengefroren und nur noch knirschend auszubekommen. Gut, dass wir Abends eine Hütte erreicht haben.

An den Händen habe ich immer ganz dünne Seidenhandschuhe aus dem Motorradladen als erste Schicht. Die sind prima, wenn man feinfühlig arbeiten muss (Fotografieren usw.) und die Hände kühlen nicht so aus wie komplett ohne Handschuhe. Es ist ausserdem viel angenehmer, danach wieder in die Überhandschuhe zu schlüpfen.

Muss es Abisko sein? Das ist natürlich "schön weit oben", aber soooo toll finde ich es dort nicht. Viele Motorschlitten, viel Trubel, mehrmals am Tag die langen Erzzüge. Ausrüstung ist relativ teuer zu mieten. Die kleinen Fjällstationen sind teilweise preiswerter und liegen netter, oft ist auch die Atmosphäre familiärer.
Die Bahnanreise ist natürlich komfortabel, aber dauert lange. Storlien, Jämtland usw. sind auch gut zu erreichen über Östersund.
Wir waren letztes Jahr in Valadalen. Da ist zwar die Übernachtung in der Jugenherberge derb teuer, aber die Austüstung recht günstig. Da unten gibt es auch viel "Gegend" und einige Fjällstationen mit Verleih.

[Fenris]

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An einen vernünftigen Schutz für die Augen solltet ihr auch denken.(Sonne,Wind,Schnee)

[crux]

AW: Reinschnuppern in Wintertouren - Fragen zur Ausrüstung

Habe so eine Tour noch nicht gemacht, aber ich bin beeindruckt: der WM Sequoia und der Antelope reicht nur für die Hütte?! Mit was für Temperaturen muss man da denn rechnen und welche Schlafsäcke habt ihr dann dabei??

Gruß,
Crux

[Moltebaer]

AW: Reinschnuppern in Wintertouren - Fragen zur Ausrüstung

Mit was für Temperaturen muss man da denn rechnen?

Im Februar/März sollte man bei nicht unüblichen -30°C noch genug Reserve haben, falls es mal an die -40°C runter geht. Unüblich, kann aber zu gewissen Wetterlagen und in Gebirgshochtälern durchaus mal vorkommen. Ab April wird es dann 'wärmer'.

[ich]

AW: Reinschnuppern in Wintertouren - Fragen zur Ausrüstung

Wobei das dann auch stark aufs persönliche Kälteempfinden ankommt. Besonders mit langer Unterwäsche und z.B. nem VBL ist n Antelope (GWS) auch für weit mehr geeignet!
Bietet aber natürlich wenig Reserven...

[LihofDirk]

AW: Reinschnuppern in Wintertouren - Fragen zur Ausrüstung

Im Februar/März sollte man bei nicht unüblichen -30°C noch genug Reserve haben, falls es mal an die -40°C runter geht. Unüblich, kann aber zu gewissen Wetterlagen und in Gebirgshochtälern durchaus mal vorkommen. Ab April wird es dann 'wärmer'.

Und das auch, wenn man erschöpft ist.

Ansonsten Sonnenschutz für nicht bedeckte Gesichtsteile, wenn es "wärmer" wird.

[Pfad-Finder]

AW: Reinschnuppern in Wintertouren - Fragen zur Ausrüstung

Falls ihr März/April unterwegs seid, solltet ihr so flexibel sein, auch Tauwetter wegstecken zu können. Also wasserfest.

[dingsbums]

AW: Reinschnuppern in Wintertouren - Fragen zur Ausrüstung

Vielen Dank für die ganzen Antworten und Ratschläge. Ist vor allen Dingen schön, dass alles in etwa so klingt, wie auch wir uns das vorgestellt haben.

Der Flug ist gebucht (@Fjaellraev - wir sind vom 03.-09.03. vor Ort, haben den Tag davor/danach für die Reise), jetzt müssen noch die warmen Sachen gekauft und in Abisko Ausrüstung reserviert werden. Das mit den vielen Motorschlitten ist natürlich weniger schön, aber ansonsten gehören wir zu den Leuten, die Abisko mögen. Von daher wird das wohl schon unser Ziel für dieses Jahr bleiben.

[Plautze]

AW: Reinschnuppern in Wintertouren - Fragen zur Ausrüstung

Ich finde es eigentlich schade, das Ihr die Zeit da oben nicht nutzen wollt um Euch wirklich mit den Erfordernissen einer Wintertour vertraut zu machen. Was Ihr plant ist letzten Endes nur ein Spaziergang bei schönem Wetter in einer Gegend, wo man eine Wintertour machen könnte. Euer knowhow wird sich dadurch nicht erweitern, denn Pulkaziehen ist nicht das ganz grosse Geheimnis, und in der Regel angenehmer als Rucksackschleppen. Ihr werdet wahrscheinlich mit Ski kaum mehr als 3 Stunden brauchen, braucht also eigentlich nicht mal ein Pausenkonzept, mit Daunenjacke usw. Orientierung ist auch kein Problem mit einer fetten Wegmarkierung alle 100 Meter oder so, von den 1000 Spuren mal abgesehen.
In Sichtweite der Hütte gibt es massig Zeltmöglichkeiten, und da Ihr sonst kein Gepäck habt könntet Ihr ausreichend backup-Material für ne Nacht im Zelt mitnehmen, z.B. Decken aus der JuHe oder so. Mit Euren Schlafsäcken habt Ihr ja schon einen super Grundstock, und wenns allzu frostig wird, ab in die Hütte!

Nur sone Idee, sonst seid Ihr nach der "Tour" so schlau wie vorher.

[Coenig]

AW: Reinschnuppern in Wintertouren - Fragen zur Ausrüstung

Nur sone Idee, sonst seid Ihr nach der "Tour" so schlau wie vorher.

Sehr vernünftige Anmerkungen. Stimme Dir prinzipiell zu.

[Becks]

AW: Reinschnuppern in Wintertouren - Fragen zur Ausrüstung

Was mir so spontan einfällt an speziellerer Ausrüstung ist:
Schneeheringe (entweder abgesägte Abwasserrohre oder z.B. Sand-/Schneeanker von Exped) wenn man zeltet
Daunenjacken für die Pausen und die Hütte
Warme Socken, insb. für den Schlafsack, oder ganz nobel: Daunenschuhe
Sonnencreme und gute Sonnenbrille
Gute Schneeschaufel, am besten eine aus Alu. Die Plastikdinger taugen nichts.
Grosse Thermoskannen


Bei den Klamotten:
Immer so viel tragen, dass man beim Gehen weder friert noch übermässig schwitzt, Nässe ist tödlich im Winter.

Ansonsten viel Spass und keine Sorge. Selbst ungeübt hat man es sehr schnell gelernt, wie man mit Skiern in der Ebene watschelt und eine Pulka zieht.

Alex

[crux]

AW: Reinschnuppern in Wintertouren - Fragen zur Ausrüstung

Nässe ist tödlich im Winter.

Hier geht's zwar um ne Pulkatour, aber bei einer Tour mit Rucksack lässt sich das schwitzen am Rücken doch gar nicht vermeiden, oder?!