[DE, AT, CH, IT, SL, HR, HU, SK] 3300km mit dem Rad durch Europa

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  • Starkbier
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    • 13.09.2010
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    • Meine Reisen

    [DE, AT, CH, IT, SL, HR, HU, SK] 3300km mit dem Rad durch Europa

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Der Hintern ist kuriert, das Sitzen auf einem Stuhl wieder möglich, die Gedanken geordnet. Zeit, dass wir einen kleinen Bericht über unsere erste größere Reise auf die Beine stellen.

    Wir, das sind Felix (19), Manu (20) und Niko (19), sponnen Anfang dieses Jahres bei dem ein oder anderen gemütlichen Bier die Idee, dass wir die freie Sommerzeit nach dem Abitur unbedingt für eine längere Unternehmung nutzen müssen. Was zunächst als biergeschwängerte Witzelei begann, verfestigte sich dann immer stärker in unseren Köpfen. So waren die Eckpunkte bald gesetzt.
    Unsere Fahrräder sollten uns über die Alpen und durch Teile Osteuropas führen bis ans Mittelmeer auf die Insel Krk. 7 wochen wollten wir mit durchaus spartanischer Ausrüstung und möglichst geringem finanziellen Aufwand verbringen.

    Falls also Interesse besteht würden wir nur zu gerne einen ausführlicheren Einblick in die Tour geben. Ansonsten sind wir uns aber auch nicht zu schade ein aufs minimum komprimiertes Stück Prosa zu dichten . Jedenfalls sollten aber morgen schonmal die ersten Zeilen zur Reise hier ankommen.

    Gute Nacht!
    Zuletzt geändert von November; 06.11.2011, 19:33.

  • ApoC

    Moderator
    Lebt im Forum
    • 02.04.2009
    • 5830
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [DE, AT, CH, IT, SL, HR, HU, SK] 3300km mit dem Rad durch Europa

    Her damit ;)

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    • homeless
      Anfänger im Forum
      • 08.07.2011
      • 26
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: [DE, AT, CH, IT, SL, HR, HU, SK] 3300km mit dem Rad durch Europa

      Ja bitte!

      Bin sehr gespannt, vor allem auch auf die Details...

      LG
      homeless

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      • hosentreger
        Fuchs
        • 04.04.2003
        • 1406

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [DE, AT, CH, IT, SL, HR, HU, SK] 3300km mit dem Rad durch Europa

        Da bin ich allerdings auch gespannt! Und bitte den Text mit ein paar Fotos würzen!
        Bitte die Vorfreude auf den Reisebericht nicht zu sehr ausdehnen...
        hosentreger
        Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

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        • Starkbier
          Gerne im Forum
          • 13.09.2010
          • 54
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [DE, AT, CH, IT, SL, HR, HU, SK] 3300km mit dem Rad durch Europa

          Tag 1 - 4. Juli 2011

          Reutlingen - Ulm, ca. 80km

          Der Beginn unserer Reise ist von jener jugendlichen Nachlässigkeit geprägt, die der Jugend wohl immer angekreidet wird. Morgens um 9 Uhr treffen wir uns, nichts ist verpackt, nichts auf die einzelnen Personen aufgeteilt, noch nicht einmal die Ausrüstung ist komplett. "Packliste steht ja..." beruhigen wir uns gegenseitig und rechnen mit einer guten Stunde bis zum Reisebeginn.
          Da noch der Bau eines Dosenkochers ansteht, kommt es, wie es kommen musste - vor der Mittagszeit muss noch jeder von uns dabei helfen entsprechendes Bierdosenmaterial nutzbar zu machen



          Da morgentlicher Biergenuss nicht gerade zu blühender Aktivität führt, beansprucht das Aufteilen, Packen und Basteln letztlich deutlich mehr Zeit als gedacht. Langsam steigt die Anspannung und der Drang zum Aufbruch wird immer stärker.
          Tatsächlich ist dann gegen 12 Uhr alles an Ort und stelle und wir sind bereit loszuziehen. Besser spät als gar nicht.



          Als wir endlich in den Sätteln sitzen, fällt mit einem Mal alle Anspannung ab und wir starten voller Vorfreude und Naivität in unseren Trip.
          Vom ersten Tag haben wir allerdings nicht all zu viele Bilder geknipst, da uns ja das aller meiste recht bekannt war. Schließlich fahren wir nicht zum ersten Mal auf der Schwäbischen Alb. So gelangen wir über Bad Urach und das Schmiechtal nach Ulm. Kurz vor dem angepeilten Ziel entscheiden wir uns auf einem kleinen Hügel unser erstes Nachtlager zu errichten.



          Nicht ganz unbeteiligt an jener Entscheidung ist die Entdeckung eines kleinen Flusslaufs aus dem uns eine Horde fresswütiger Forellen entgegenblickt. Wir wissen zwar, dass es in Deutschland verboten ist, aber einen selbst geangelten Fisch zu verspeisen steht sehr weit oben auf der To-Do-Liste...seht es uns nach
          Nachdem wir unser üppiges Mahl genossen haben, beenden wir den ersten Tag in unseren Schlafsäcken und realisieren, dass unser Vorhaben nun endlich Realität geworden ist.

          Tag 2 - 5. Juli 2011

          Ulm - Kempten, ca. 112km

          Die erste Nacht haben wir gut überstanden, weder Regen noch sonstige Unannehmlichkeiten haben unseren Schlaf gestört. Ein vorbeikommender Mann weckt uns indem er dreimal in die Hände klatscht und laut "Aufstehen!" ruft. wir alle halten es für einen schlechten Scherz eines anderen von uns und bleiben nochmal liegen.
          Nachdem wir Ulm passiert haben führt uns der Illerradweg Richtung Süden. Wir merken recht schnell, dass Flussfahrten sehr stark durch Monotonie glänzen. Trotz allem ist die Fahrt an der Iller sehr schön.



          Nachdem wir den Iller-Radweg hinter uns gelassen haben, bauen sich zum ersten Mal die Alpen auf - zwar in weiter Entfernung, aber endlich ändert sich das Terrain.
          In Kempten angekommen decken wir uns an einem Supermarkt neu ein, essen eine Kleinigkeit in einer Dönerbude und machen uns auf die Suche nach einem Schlafplatz.
          Am Ortsrand von Kempten finden wir einen kleinen Bauerndorf, dessen Besitzer uns bereitwillig sein Grundstück zum Übernachten anbietet.
          Der zweite Tag geht nach einer weiteren kleinen Mahlzeit zu ende.

          Tag 3 - 6. Juli 2011

          Kempten - Reutte, ca. 80km

          Der dritte Tag beginn sofort mit einer positiven Überraschung. Nachdem wir Sack und Pack verstaut haben, begrüßt uns die hiesige Bauerin mit 1,5 Liter frischester Milch und verbessert damit unser Brötchenfrühstück um ein vielfaches. .

          Mit jedem Kilometer kommen wir den Alpen näher und die Vorfreude wächst im gleichen Maße.





          Gegen später erreichen wir einen wunderschönen, aber irrsinnig kalten Bachlauf, den wir für ein kleines Bad missbrauchen. Man muss dazu sagen, dass auch der Tag wahnsinnig warm war.



          Schnell wird noch ein Selbstauslöserbild geschossen, dass uns im warsten Sinne in die Seile werfen sollte, bevor wir weiterziehen.



          Gegen Nachmittag passieren wir die deutsch-österreichische Grenze. Sie ist lediglich durch ein kleines Schild markiert - nichts was den Fanfaren und Trompeten in unseren Köpfen gerecht werden würden. Tatsächlich freuen wir uns sehr, die erste Landesgrenze zu überschreiten - auch wenn es "nur" Österreich ist

          Ab hier begleiten uns die ersten Wegmarkierungen der Via Claudia. Wir sind also auf dem rechten Weg. In Reutte angekommen beginnt die obligatorische Suche nach einem Supermarkt.
          Gelockt durch ein scheinbares Stadtfest lassen wir uns in einem kleinen Park nieder und verspeisen unsere Einkäufe. Dort kommen wir auch mit einigen Jugendlichen ins Gespräch. Ein junger Mann, schätzungsweise Mitte 20, ergreift das Wort. Optisch fällt er v.a. durch reichlig Tattowierungen auf den Armen, Beinen sowie dem Gesicht auf. Wir erzählen was wir vorhaben, worauf hin er uns am liebsten begleiten möchte. Jedoch erzählt er uns, dass er eine lang vor sich hergeschobene Haftstrafe absitzen muss. Ein Jahr lang hat er auf Mallorca gewohnt um ihr zu entgehen.
          Anschließend rät er uns augenzwinkernd in einer scheiweizer Apotheke ein "Kräutersäckli" zu ordern. . Trotz dieser und einigen weiteren schrägen Geschichten ist er uns sehr sympathisch.
          Wir verabschieden uns von jenem "Haufen" und suchen am Ortsrand nach einer Schlafmöglichkeit. Ein etwas entferntes Sportheim scheint uns perfekt. So betreten wir zeilstrebig die Behausung, bis wir durch das Genörgel der ansässigen Feiergemeinschaft aufgehalten werden. Ein Matthias Sammer ähnelnder Mann fragt uns wütend nach unserem Vorhaben. Freundlich erwiedern wir, lediglich auf der Suche nach einem Schlafplatz zu sein. Nach einer kurzen misstrauischen Begutachtung dürfen wir hier bleiben. Wir bekommen sogar noch einen Kaffee spendiert.
          Trotz allem wirft uns Matthias Sammer weiterhin böse Blicke zu. Schnell klärt sich auch warum - der Besitzer des Sportheims erzählt uns, dass in letzter Zeit sechs Mal eingebrochen wurde



          Nachdem die Meute verschwunden ist, rollen wir unsere Isomatten und Schlafsäcke aus und beenden den Tag.
          Zuletzt geändert von Starkbier; 06.09.2011, 14:28.

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          • Starkbier
            Gerne im Forum
            • 13.09.2010
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            • Meine Reisen

            #6
            AW: [DE, AT, CH, IT, SL, HR, HU, SK] 3300km mit dem Rad durch Europa

            Tag 4 – 7. Juli 2011

            Reutte – Landeck, ca. 81km

            In der Nacht werden wir zweimal von Regen geweckt, können jedoch auf Grund unseres Vordachs immer beruhigt weiterschlafen.
            Schlechtes Wetter erwartend bietet sich uns ein strahlend blauer Himmel als wir die Augen öffnen.
            Wohl erholt sammeln wir die wenigen ausgepackten Ausrüstungsstücke zusammen und verstauen sie in den Rucksäcken. Wir sind teilweise selbst überrascht wie einfach und unkompliziert bisweilen alles funktioniert und halten es kaum aus endlich weiter zu ziehen.
            Weiterhin fasziniert uns das großartige Alpenpanorama – zwar waren wir alle schon in den Alpen, doch wirkt es irgendwie anders, wenn man aus eigener Kraft dort ankommt.





            Unser Weg führt uns heute in Richtung Fernpass. Natürlich nehmen wir dabei nicht die Autostraße, sondern folgen einem Forstweg durch den Wald. Nach einigen Kilometern bietet sich eine Abzweigung, wobei uns die Karte verspricht, dass der schmalere und verblocktere Weg von beiden schneller zum Ziel führen soll. Da er auch gut befahrbar scheint entscheiden wir uns für die kürzere Variante. Anfangs begeistert der Weg durch griffigen Erdboden der eine 40cm breite Fahrspur vorgibt. Letztlich stoßen wir jedoch auf einen umgestürzten Baum, der uns den Weg versperrt. Während wir uns anschauen ob und wie man über den Baum klettern kann, fängt es zu allem Überfluss an zu regnen. Wir schnappen uns schnell die Räder und wuchten sie über das Hindernis.



            Als hätten wir das Wetter mit unserer festen Überdachung in der Nacht herausgefordert, prasselt es nun ordentlich auf uns herunter. Rückbetrachtet allerdings weder der letzte Regen, noch der stärkste. Wir schrauben uns immer weiter den Weg hinauf, bis wir nach einer guten viertel Stunde aus dem Regen fahren – der Abfahrt sei Dank.
            Aber keine fünf Minuten später wartet auch schon das nächste kleinere Problem. Einige hübsche Schildchen wollen uns klar machen, dass der Weg ab hier gesperrt ist.



            Laut Kartenmaterial gibt es keine Alternative, weshalb wir uns erneut eine kleine Gesetzesübertretung leisten. Wir schaffen es auch mittels einem kleineren Fußweg die tatsächliche Baustelle zu umfahren. Nach diesen kleineren Zwischenfällen erreichen wir dann die Inn (oder den Inn?)



            Wir folgen dem dortigen Radweg bis Landeck. Während dem Abendessen werden wir von einigen neugierigen Passanten angesprochen. „Bis nach Ungarn wollts ihr? Mit dem Rad? Sieben Wochen? Verrückte!“ In diesem Zusammenhang lassen wir uns gerne als Verrückte bezeichnen und keiner von uns kann sich ein kleines stolzes Schmunzeln verkneifen. Diese Art der Anerkennung gefällt uns, da es aufzeigt, dass man durch solche Vorhaben zu einer Minderheit gehört. Begeistert von den zwischenmenschlichen Erfahren der letzten Tage beschließen wir auch heute bei Anwohnern um Obdach zu bitten.
            So schlendern wir durch die Stadt bis uns eine kleine Tiefgarage anlächelt.



            Die junge Frau im Garten spricht nur gebrochenes Deutsch. Warum wollen wir denn in der Tiefgarage schlafen, es gäbe auch Platz in der Wohnung. Felix lehnt jedoch dankend ab. Wir wollen die Gastfreundschaft nicht überstrapazieren. Trotzdem muss er sich den restlichen Abend etwas Spott gefallen lassen, da er ein solches Angebot einer jungen Frau ausgeschlagen hat
            Vier Tage sind fast vorbei und es wird eindeutig Zeit für ein Bad. Zuvor war uns ein kleiner Bach einschließlich luxuriösem Dusch-Wasserfall aufgefallen. Kalt aber belebend, so ist das Wasser wohl zu beschreiben. Wir haben natürlich keine Seife im Flusslauf verwendet.



            Anschließend kehren wir in unsere vier Garagenwände zurück, kochen Tee und bereiten alles zum Schlafen vor.
            Es erstaunt uns, wie heimisch wir uns dort fühlen. Jede Bleibe wird für wenige Stunden zu einem kleinen zu Hause. Das macht eindeutig Lust auf mehr.
            Als später am Abend der Mann der jungen Frau ankommt ist er bereits über uns informiert und zeigt uns lediglich noch den Wasserhahn, den wir natürlich benutzen dürfen.
            Ein interessanter Tag geht mit erneutem Regen zu Ende.

            Tag 5 – 8. Juli 2011

            Landeck – Ramosch, 90km

            Der heutige Tag beginnt zum ersten Mal etwas ernüchternd. Das Garagentor gibt den Blick auf eine graue Suppe und leichten Nieselregen frei. Felix und Niko fahren schnell zum Supermarkt und besorgen das Frühstück. Ein kleiner Mortelkübel wird zum Tisch umfunktioniert, was zwar keineswegs eine große Leistung darstellt, uns aber trotzdem durch seine Unkonventionelle Art ein Lächeln abgewinnt.
            Als wir das Frühstück beenden scheint auch der Nieselregen ein Ende zu finden. So fahren wir zwar nicht mit sommerlichem Wetter los, bleiben aber zumindest trocken. Dennoch lässt uns der Sommer auch heute nicht im Stich. Nach einigen Kilometern durch weitverzweigte Alpentäler bessert sich das Wetter enorm. Hinter der Schweizer Grenze gelangen wir an eine wunderschöne Stelle der Inn.



            Die mächtigen Felswände in Verbindung mit der gewaltig anmutenden Strömung
            vermitteln uns ein Gefühl von Nichtigkeit. Es ist einer dieser Momente, der einem Respekt für die Kräfte der Natur einflößt. Daneben scheint man selbst auf zwergischer Größe zu schrumpfen.





            Eine gute halbe Stunde sehen wir uns an diesem Schauspiel satt bevor wir weiterfahren. Das obligatorische Bad lassen wir dieses Mal aus
            Auf Grund der abnehmenden Infrastruktur müssen wir einige Kilometer mehr fahren, als wir eigentlich Lust haben. Ramosch scheint uns ein geeigneter Ort zu sein um einzukaufen und unter zu kommen. Auf dem Weg treffen wir ein polnisches Ehepaar, die uns bestätigen, auf dem rechten Weg zu sein.
            Kurze Zeit später passiert Niko ein amüsantes Missgeschick. Während der Fahrt möchte er die Schutzkappe seiner Trinkblase abnehmen, wobei er mit Entsetzen aufschreit, er habe sein Ventil beim Öffnen in ein Grasfeld rechts des Weges geworfen. Die 15-minütige Suchaktion wird letztlich dadurch beendet, dass sich das Ventil in der Schutzkappe befindet.



            Heute darf er das Gespött der Runde spielen. Schließlich erreichen wir Ramosch, wo ein Bauernhof das Objekt unserer Begierde darstellt. Die Besitzer essen gerade auf der Terrasse als sie uns auf unsere Bitte eine kleine Scheune zum Schlafen anbieten. Ein kleiner Schlauch mit eiskaltem Wasser ersetzt erneut eine richtige Dusche. Obwohl unser Zittern auf etwas anderes schließen lässt, genießen wir die Einfachheit des Reiselebens.
            Abends packen wir zum ersten Mal das Kochgeschirr aus und kochen eine gute Portion Nudeln mit Tomatensoße. Als das Essen fertig ist müssen wir es gegen die anwesenden Stubentiger verteidigen. Wir bleiben die Sieger und verputzen das wohlschmeckende Mahl.
            Gestärkt beschließen wir, dass unser Budget einen Kneipenbesuch zulässt. In dem Geisterdorf etwas Kneipenartiges zu finden ist durchaus schwer, da sich die Leute auf den Straßen beinahe an einem Finger abzählen lassen. Tatsächlich werden wir fündig.



            Wir wissen zwar, dass die Schweiz teuer ist, doch sollte die Rechnung einen echten Schock bereit halten. Zwei Bier und ein Schnaps pro Nase kosten uns ganze 48 Franken. Für diese Rechnung hatten wir eindeutig zu wenig getrunken. Wir nehmen es mit Humor und kehren zu „unserer“ Scheune zurück.

            Tag 6 – 9. Juli 2011

            Ramosch – Prad, ca. 80km

            Auch heute soll der Morgen wieder nass beginnen. Dieses Mal ist es jedoch einem tapsig hin und her trollendem Hund geschuldet, der es sich nicht nehmen lässt über unsere Gesichter zu schlabbern. Das Tier gehört einem echten Bauernoriginal, der mit grauem Bart, Hut und seiner Art alle Klischees eines Alteingesessenen erfüllt.



            Erneut müssen wir unser Essen gegen die Katzen verteidigen, aber wir bleiben standhaft



            Mehr schlecht als recht gestärkt beginnen wir die vorerst härteste Etappe die uns über die Uina-Schlucht nach Italien führen soll. Auf den ersten Kilometern des Aufstieges treffen wir schon wieder auf das polnische Ehepaars, die von einem Platten geplagt werden. Das Wiedersehen ist allen ein Foto wert.



            Einige Meter radeln wir noch gemeinsam, bis wir uns von den Polen absetzen. Wenig später tut sich uns erstmalig der Blick auf den in Fels gemeißelten Weg auf. Die Faszination über dieses Panorama mischt sich bald mit einem gesunden Respekt vor dem schmalen, oft ungesicherten Weg. Während wir unsere Räder den Pfad hinauf schieben sind wir immer wieder zwischen diesen Gefühlen hin- und hergerissen.







            Letzten Endes siegt die Faszination als wir die auf 2.256m gelegene Sesvanahütte erreichen. Erschöpft aber tief zufrieden und auch ein wenig stolz sitzen wir also dort und warten auf unser wohlverdientes Essen. Zu unserer Überraschung ist es erstaunlich günstig.



            Die wirkliche Belohnung folgt aber erst nun: Eine endlos scheinende Abfahrt auf feinsten Wegen entschädigt uns für jeden Tropfen Schweiß. Im Tal empfängt uns die Etsch, die mit einem perfekt ausgebauten Radweg aufwartet. Am Abend erreichen wir Prad am Stilfserjoch. Da sich die Geldreserven gen Ende neigen wollen wir in Prad Geld abheben. Der Geldautomat resigniert jedoch partout bei Nikos EC-Karte. Nachdem von zu Hause aus Geld auf Felix Konto überwiesen wurde, ist das Problem jedoch auch schon behoben.
            Wir decken uns mit den üblichen Lebensmitteln ein und halten Ausschau nach Scheunen, Vordächern und Konsorten. Trotz aller Bemühung freundlich und ausgemerzt zu wirken, bekommen wir zwei Absagen. Ein älterer Herr winkt uns zu sich. „Jaja Buben, kommets zu mir!“ Bereitwillig folgen wir und sind völlig erschlagen als wir unsere Unterkunft entdecken.



            Vom Tellerwäscher zum Millionär. Wir wollen uns gerade schon in diesem Prachtbau breit machen, als die Ehefrau unseres edlen Retters auftaucht. Ihr Sohn, dem das Haus gehöre, wisse doch nichts davon und das sei ihr nicht recht. Sollten wir nun wieder zu Tellerwäschern degradiert werden? „Kommt ins Haus, ich verlang doch nicht viel.“ sagt sie. Fragend schauen wir uns an – eine bezahlte Unterkunft? Eigentlich nicht was wir wollen, zumal unsere Ansprüche äußerst gering sind. „Können wir nicht einfach in ihrer Werkstatt bleiben?“ Wir wollen etwas ganz einfaches, was jedoch nicht wirklich ankommt. So lässt sie es etwas widerspenstig zu, dass uns ihr Ehemann in ein kleines Hinterzimmer mit Holzdielen führt – die seien wärmer als Betonboden.



            Es soll sich auch in Zukunft immer wieder als Problem herausstellen, dass sich viele Leute nicht vorstellen können in einer Garage oder unter einem Vordach zu schlafen. Diesen Unterschied fangen wir jedoch an zu genießen.
            Am Abend eine Überraschung: Der Sohn unseres Gastgebers ist der Referent von Neu-Ulm. Trotz dessen scheint er uns anfangs in die Mangel nehmen zu wollen – haben wir böse Absichten, sind wir Ganoven oder gar Schlimmeres? Sein perfider Plan geht gar soweit, dass er uns scheinbar mit einem Kasten Bier betrunken machen will. In vino veritas. Aber sein Vorhaben geht nicht ganz auf, da er zunehmend seinen festen Stand verliert, während wir und sein Kumpane lediglich angeheitert sind. Sein Kumpel zwinkert uns daher immer wieder entschuldigend zu, wenn unser Ankläger über die Stränge schlägt. Wir scheinen jedoch seine Tests zu bestehen und verbringen einen amüsanten Abend auf dem zufällig stattfindenden Stadtfest.



            Am Ende des Abends zeigt er uns noch seinen Neubau und präsentiert seine im eigenen Geschäft geschmiedeten Treppenstufen und sonstige Highlights seines Hauses. Der Kasten Bier ist leer als er uns endlich schlafen gehen lässt.

            Tag 7 – 10. Juli 2011

            Es ist Sonntag und wir beschließen einen Ruhetag einzulegen, da wir in unserer gemütlichen Schmiedewerkstatt noch einen weiteren Tag bleiben dürfen. Der Tag verläuft größtenteils unspektakulär. Wir suchen das örtliche Freibad auf und lassen uns auch sonst nur die Sonne auf den Bauch scheinen. Prad hat wahrlich nicht viel zu bieten. Eine fahrt auf das Stilfserjoch lässt uns kalt – zu viele Autos, zu viel Asphalt.
            Abends gönnen wir uns ein Abendessen in einem Gasthof, da wir natürlich nicht daran gedacht haben am Vortag einzukaufen.
            Wir gehen relativ zeitig schlafen um am nächsten Morgen hoffentlich früh aus den Federn zu kommen. Vergebens!

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            • Starkbier
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              #7
              AW: [DE, AT, CH, IT, SL, HR, HU, SK] 3300km mit dem Rad durch Europa

              Tag 8 - 11. Juli 2011

              Prad - Lana, ca. 83km, 2.056hm, 2685m bergab

              Der Abschied von unseren Gastgebern erfolgt recht unspektakulär. Wir sehen lediglich unseren "alten Retter", wohingegen sein Sohn noch auf den Brettern liegt. Zugegeben müssen auch wir uns etwas aus den Betten quälen. Wer feiern kann, kann auch schaffen.
              So besteigen wir unsere Drahtesel und folgen weiterhin der Etsch in Richtung Meran. Obwohl uns die Uina-Schlucht noch etwas in den Knochen steckt, wollen wir die Naturnser Alm befahren. Gute 2000hm bzw. 24km trennen uns von diesem Ziel als wir in Naturns ankommen.
              Während der Auffahrt treffen wir auf eine Gruppe ältere Radler. Der jüngsten von ihnen ist 50, der älteste läuft auf die 70 zu. Sie erzählen uns, dass sie jedes Jahr mit dem Auto in die Alpen fahren und von Tour zu Tour ziehen. Eine Tag zuvor seien sie auf 3500m mit dem Rad gewesen - schiebend und tragend durch Schneefelder. Wir sind durchaus beeindruckt von dieser Leistung als wir davonziehen.
              Mit der Zeit ziehen einige Wolken auf, was die brühende Hitze etwas erträglicher macht.





              Endlich oben angekommen gönnen wir uns das wohlverdiente Gipfelbier. In Kombination mit der Sonne sorgt es dafür, dass Manu und Felix einen kleinen Schlaf im Sitzen einlegen







              Nach einigen Momenten der Erholung treten wir die Abfahrt an. Wie schon in der Uina Schlucht sollen uns auch heute die Alpen nicht enttäuschen. Die schier endlos erscheinende Abfahrt nach Lana wartet mit wunderschönen Trails auf. Ebenso begeistert weiterhin das Panorama. Es war also eine gute Entscheidung, die entspanntere Talfahrt entlang der Etsch gegen diesen Aufsteig zu tauschen.
              In Lana angekommen sitzen wir mal wieder an einem Supermarkt und vernichten ein paar Brötchen.
              Plötzlich spricht uns ein Mann mittleren Alters an. Wo wir hinwollen interessiert ihn und wir erzählen erneut von unserem Vorhaben. Angeregt davon schwelgt er in Erinnerung. Als er in unserem Alter war ist er von Deutschland aus mit getuneten Mopeds nach Italien gefahren. Sowohl seine Art zu erzählen, wie auch sein ansteckendes Lachen machen diese Unterhaltung zu einer echten Comedy Show. Er lässt uns selbst kaum mehr zu Wort kommen, da sein geballtest Mofawissen an den Mann gebracht werden muss. Bevor seine kleine, ungeduldige Tochter ihn von uns wegzieht rät er uns noch dazu, in Italien nicht wild zu campen, da die Carabinieri dabei nicht mit sich scherzen lassen. Wir folgen dem Hinweis uns suchen auch heut wieder bei den Anwohnern eine Unterknunft.
              Die erste gefragte Person sagt sogar schon zu, wir dürfen unsere Zelte im Garten aufschlagen. Wohl etwas verwöhnt von Vordächern wollen wir erst einmal noch weitersuchen. Nach ca. 15 Absagen kehren wir jedoch wie reumütige Hunde zur ersten Adresse zurück, wo uns der Sohn freundlich mit drei flaschen Bier empfängt. Anschließend bauen wir die Zelte auf.



              Die Frau unseres Gastgebers fragt uns, wann wir denn aufstehen würden. Irritiert setzen wir acht Uhr an, worauf hin sie erwiedert, uns Frühstück machen zu wollen. Fast schon beschämt nehmen wir dieses Angebot an. Jedoch sind wir absolut verwundert und zugleich erfreut darüber, wie viel Gastfreundschaft uns entgegen gebracht wird.

              Tag 9, 12. Juli 2011

              Lana - Riva del Garda, ca. 140km

              Als wir am nächsten Morgen das Frühstück erblicken steigt die Freude nochmals. Kaffe, Brötchen, Honig, Marmelade und Eier. Und wir reden von einfachem, anspruchslosem Leben.



              Ein kleines Küken muss jedoch um sein Geschwisterlein trauern...



              Als wir uns verabschieden sichern wir uns noch die Adresse der Familie, um ihnen später aus Budapest eine Postkarte zu schicken - eine Art kleines "Dankeschön".



              Wir satteln die Räder und steuern Richtung Bozen. Während bislang überall noch Deutsch gesprochen wurde, steigt der italienisch-sprachige Teil nun immer mehr an. Auch die Hitze lässt auf den "Beginn" von Italien schließen. Über 40 Grad brutzeln auf uns hinunter, während wir auf dem denkbar schlechtesten Weg für derartige Temperaturen fahren. Es soll der heißeste Tag cer gesamten Tour werden.



              Verständlicher Weise sind wir beinahe die einzigen Menschen die sich in dieser Hitze auf die Straße trauen. Daher suchen wir uns ein schattiges Plätzchen und gönnen uns ein kleines Bad in der Etsch - Klamotten inklusive.



              Immerwieder tränken wir unsere Shirts ins kühle Nass um diesen Tag zu überleben. Nach ca. 110km ist es fast sechs Uhr. Bis zum Gardasee fehlen uns noch gute 30km. So kurz vor dem ersten größeren Etappenziel sind wir nicht sicher, ob wir weiterfahren sollen. Immerhin würden wir erst um acht Uhr am Gardasee ankommen und müssten uns dann noch nach einer Bleibe umschauen. Letztlich siegt der Drang, heute noch den ersten Abschnitt der Reise zu beenden.
              Wir reissen also die letzten 30km bis wir endlich gegen acht Uhr am Lago ankommen.





              Etwas verwundert schauen die ansässigen Strandgänger, als wir samt Klamotten in den Gardasee rennen. Uns ist es egal, wir sind einfach froh angekommen zu sein. So dümpeln wir einige Zeit am Strand und erfreuen uns am See, den Bergen und der ganzen Situation, bis wir wieder etwas aus der Stadt fahren, um ein günstiges Zimmer zu beziehen. Auf einem Berg werden wir fündig. 17 Euro pro Person scheint uns in Ordnung zu sein. Wir essen noch in einer Pizzeria zu Abend, bevor wir den Tag bei einem Bier ausklingen lassen.
              Zuletzt geändert von Starkbier; 07.09.2011, 11:22.

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              • _Matthias_
                Fuchs
                • 20.06.2005
                • 2170
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                #8
                AW: [DE, AT, CH, IT, SL, HR, HU, SK] 3300km mit dem Rad durch Europa

                Fängt ja toll an der Bericht, bitte weiter so ...

                Übrigens: "der Inn"

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                • Starkbier
                  Gerne im Forum
                  • 13.09.2010
                  • 54
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                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [DE, AT, CH, IT, SL, HR, HU, SK] 3300km mit dem Rad durch Europa

                  Tag 10&11 - 13.-14. Juli 2011

                  Zum ersten Mal wachen wir wieder frisch geduscht in einem richtigen Bett auf. Der Schlaf war natürlich erstklassig, aber eigentlich auch nicht besser als auf unseren aufblasbaren Himmelbetten. Trotzdem verlassen wir unsere Quartier schon wieder, da das Zimmer wegen eines Kletterturniers (angeblich die Weltmeisterschaft?) nur eine Nacht zu haben sei.
                  Seis drum, erst ein Mal ziehen wir mit unserem Frühstück bewaffnet an den Strand. Besser als Frühstück am Bett ist wohl Frühstück am See.





                  Eigentlich passierte dann nicht sehr viel, bis wir gegen Mittag bemerken, dass uns zwei Mädchen überall hin folgen und dabei kichern wie kleine Schulmädchen. Allmählich gehen uns die beiden auf die Nerven, daher versuchen wir sie mit unserem Fotoapparat zu verscheuchen.



                  Bis wir endlich in der Jugendherberge ankommen lassen die zwei nicht von uns ab. Wir bringen unser Hab und Gut aufs Zimmer und schlendern wieder zur Promenade. Essen fassen!
                  Im Gegensatz zu unserem Essen schaut der Himmel nicht so verlockend aus. Über die Berge zieht eine Gewitterfront heran.



                  Von Bäumen geschützt schauen wir einige Zeit dem Gewitter zu, bis uns der Regen in die Jugendherberge verscheucht. Wir teilen uns das Zimmer mit drei norwegischen Motorradfahrern und einem Mann samt Sohn. Wieder haben wir das Glück, dass das Zimmer nur für eine Nacht zu haben ist, so dass uns der Mann eine Adresse eines Privatzimmers gibt. Eigentlich wollten sein Sohn und er es beziehen, wobei sie nun doch schon morgen abreisen werden. Glück gehabt!
                  Nach dem Regen ziehen wir wieder in Richtung Promenande, wo wir mit ein paar Jugendlichen ins Gespräch kommen. Sie haben einen Alpencross als Klassenfahrt absolviert. Grandios! Viel besser als die obligatorischen Schulabschlussfahrten in die Partyhochburgen Spaniens. Trotzdem sind auch sie beeindruckt von dem was wir vorhaben. Um 12 Uhr werden sie von ihren Lehrern in die JuHe zurückgepfiffen - wir bleiben noch ein wenig an der Promenade und lauschen dem See, bis wir den Tag beenden.

                  Am nächsten Tag geniessen wir noch schnell das 4-Sterne Luxusfrühstük der JuHe, bevor wir uns zur nächsten Adresse begeben. Eine nette, ältere Seniora empfängt uns dort. Schnell schmeißen wir unsere Sachen ins Zimmer und laufen zum Strand, denn heute ist das Wetter wieder sagenhaft.
                  Wieder geraten wir mit einer Schulklasse aus Bühlen ins Gespräch, die ihre Abschlussfahrt hier verbringen. Nach ein paar Runden im See gehen wir ein wenig Beachvolleyball spielen. Felix schreibt dazu in unserem Tagebuch "ein gutes Gefühl zu Jugendlichen Kontakt zu haben, zumal in der Klasse viele hübsche Mädchen sind"



                  Irgendwann verabschieden wir uns und wir verbringen den Tag mit unspektkulären, organisatorischen Dingen. Wir wollen uns nun nicht zu lang mit diesen Ruhetagen aufhalten und daher endet der Tag nun!

                  Tag 12 - 15. Juli 2011

                  Riva del Garda - Caldonazzo, 81km

                  Mittlerweile haben wir uns schon fast an ein richtiges Bett gewöhnt, es wird höchste Zeit weiterzuziehen. Nach einem einfachen Frühstück im Wohnzimmer der Seniora steigen wir wieder in die Sättel.
                  Kurz nach Wiederaufnahme der Reise passiert uns ein absolut unwahrscheinlicher Zufall. Wir überholen ein radelndes Ehepaar und denken uns erst nichts dabei. Erst als Niko einen zweiten Blick auf die Frau wirft ist klar, es sind Aga und Kris, das polnische Ehepaar. "What a meeting". Sie erzählen uns, dass sie vorgestern am Gardasee angekommen sind und ganz zufällig auch heute weiterziehen. Wir begleiten die beiden noch bis Rovereto, wo sie den Zug zurück zu ihrem Auto nehmen wollen. Wir machen ein Abschiedsfoto und tauschen unsere e-mail Adressen.



                  Vielleicht können wir anhand dieses Bildes noch kurz etwas klären. Von links nach rechts: Manu, Felix und Niko (ich)
                  Wir ziehen anschließend weiter nach Trento - schon wieder. Es ist wirklich sehr ernüchternd nochmal die selbe Strecke zu fahren. Daher legen wir einen Zahn zu und gelangen am Abend nach Caldonazzo. Schon wieder scheint das Wetter gegen uns Spielen zu wollen. Als wir in dem kleinen Ort ankommen regnet und gewittert es schon rings um uns herum. Wir bleiben glücklicher Weise noch verschont. Wir fragen den erst besten Italiener nach einem Vordach. Mit Englisch kommen wir nicht weit, also muss das spärliche Italienisch von felix herhalten. Trotz aller Mühe, Absage! Der Zweite faucht uns sogar an, was wir in Italien suchen ohne italienisch zu sprechen. Wir fürchten schon, heute zum ersten Mal nicht unterzukommen. Noch wollen wir jedoch nicht aufgeben.
                  Wir fahren etwas an den Ortsrand und versuchen unser Glück beim aller letzten Haus. Felix legt wieder mit seinem Italienisch los, also die Frau plötzlich erwiedert "sprechen Sie Deutsch?" Vermutlich hat man den Aufschlag der Steine gehört, die uns von den Herzen gefallen sind. Die gute Dame führt uns in den Garten unter ein Vordach. Unter diesem stehen wir vielleicht 5 Minuten, bis:



                  "Man haben wir ein Glück!" Als wär nicht alles schon gut genug gelaufen stößt noch ihr Mann zu uns hinzu und "verbietet" uns draußen zu schlafen. Wir sollen in den Keller gehen, da sei es wärmer. Ein klein wenig widerwillig nehmen wir das Angebot an. Manu und Niko fahren in einer Regenpause schnell zum Supermarkt und besorgen das Abendessen. Sie kehren mit eigenartigen Brotscheiben zurück.



                  Da wir unsere Route im Vorfeld nur bis caldonazzo geplant hatten, steht jetzt die Planung der Route bis Slowenien an. So verbringen wir den restlichen Abend damit, die bisherige Route nachzuvollziehen, den Luftlinienabstand von X und Y nach Reutlingen zu messen und den geschicktesten Weg nach Slowenien auszufuchsen.



                  Anschließend legen wir uns in die Schlafsäcke. Ob Manu wohl so sauer ist, weil er nur halb auf seiner Isomatte liegt? Der Tag geht mit Donner und Regen zu ende. Nie war ein Keller angenehmer.

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                  • blauloke

                    Lebt im Forum
                    • 22.08.2008
                    • 8317
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                    • Meine Reisen

                    #10
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                    Eine tolle Fahrt habt ihr da gemacht. Bin gespannt wie es weiter geht.
                    Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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                    • Starkbier
                      Gerne im Forum
                      • 13.09.2010
                      • 54
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                      #11
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                      Tag 13 - 16. Juli 2011

                      Caldonazzo - Monte Belluno, 141km, 1160hm

                      Am Morgen werden wir von unserem freundlichen Gastgeber mit einer Kanne heißem Wasser begrüßt - super so ein warmer Tee am morgen. Wir sollen bald aufbrechen, da sie nun auch die Heimreise antreten. Tatsächlich handelt es sich bei unserem Haus lediglich um das Ferienhaus unser südtiroler Gastgeber. Es war die letzte Nacht die sie hier verbringen wollten - wieder ein Mal unglaubliches Glück gehabt.
                      Wir suchen nach dem nächsten Via Claudia Schild und folgen weiterhin dem Radweg. Anfangs verläuft der Weg ziemlich eben, eventuell leicht steigend entlang einiger kleinerer Bachläufe. Wir wissen, dass wir nochmal über einen kleinen Berg müssen, also halten wir am Fuß des Anstieges, wo Felix in einen kleinen Schlaf verfällt Man könnte langsam meinen, dass wir auf unserer Tour nur gegessen und geschlafen haben.
                      Jedenfalls ringen wir uns irgendwann durch den Aufstieg anzugehen, bis wir fast oben angekommen eine Verteidigungsanlage vorfinden.



                      Neugierig betreten wir die Anlage und entecken am hinteren Ende ein kleines "Höhlensystem" . Die Stirnlampen ausgepackt begeben wir uns auf Erkundungstour.



                      Etwas verwundert sichten wir in der Höhle lauter Klamotten und sonstige Dinge, die Menschen eigentlich nicht freiwillig zurück lassen. Wir wissen nicht was es damit auf sich hat, aber wir wollen nicht zu viele Gedanken daran verschwenden. Einige Zeit klettern wir noch in der Anlage herum, bis wir die Fahrt fortführen.
                      Leider verläuft die Via Claudia im Anschluss auf einer sehr stark befahrenen Bergstraße - ganz Italien scheint am heutigen Tag auf ihr unterwegs zu sein. Wenigstens kommen wir so schnell voran und bald treffen wir auch wieder auf einen Radweg. So lassen wir die Alpen immer weiter hinter uns, langsamer wird alles flacher - leider
                      Wie immer beschließen wir gegen sechs Uhr Abendessen und Unterkunft sicherzustellen. Monte Belluno scheint uns hierfür sehr geeignet. Ein riesiger Supermarkt, beinahe amerikanischen Ausmaßes, wartet mit allerlei Leckereien auf, die man sich vorstellen kann. Wir entscheiden uns stilgerecht für Pasta mit Tomatensoße, Ciabatta und Schninken. Yammi!
                      Aber noch sehr viel besser als unsere Einkäufe sollte unsere heutige Unterkunft sein. Nachdem wir eine erste Absage kassieren geraten wir an das haus eines Weinbauers. Ein kleinerer Musteritaliener steht im Innenhof und nimmt Notiz von uns. (Unten rechts im Bild)



                      Freundlich lachend kommt er auf uns zu. Direkt wird uns ein kleiner, wenn auch zu erwartender Dämpfer verpasst - mit Englisch kommen wir hier nicht weiter. Felix muss erneut mit seiner kleinen Vokabelliste herhalten. Nachdem noch Nachbarn zu unserer kleinen Versammlung hinzugestoßen sind, scheint es so langsam allen zu dämmern was wir wollen. Zu unserer Überraschung scheint es den Weinbauer Giovanni noch viel mehr zu begeistern als unsere blose Anwesenheit. Er führt uns in die Scheune und zeigt uns seinen riesigen Bottig voller selbstgemachtem Wein. Er gönnt sich einen Becher und deutet uns an, dass wir uns gerne bedienen dürfen. Unser Schlafplatz befindet sich also direkt neben einem Weinfass? Hört sich gut an!
                      Giovanni zieht sich in sein Haus zurück und wir wollen gerade auspacken, als er wieder zurück kommt. Seine heftige Gestikulierung und das immer wiederkehrende Wort "mangiare" zeigt uns, dass wir zum Essen geladen sind. Jedoch betreten wir nur zögerlich seine Behausung - haben wir auch wirklich alles richtig verstanden?
                      Als wir das Esszimmer erblicken sind wir erleichtert. Der Tisch ist für fünf Personen gedeckt.



                      Schwester Agnes steht gerade am Herd und bereitet das Essen. Sie lebt seit 27 Jahren in Nazareth und besucht ihren Bruder Giovanni alle vier Jahre.
                      Nach dem Essen führt uns Giovanni durch seine Obstgärten. Das Grundstück offenbahrt uns einen letzten wunderschönen Blick auf den Alpenrand.



                      Wie schon die ganze Zeit folgt uns Giovannis tappsiger Hund "Sascha" auf Schritt und Tritt.



                      Bei den Obstwiesen angekommen werden wir kiloweiße mit Pflaunen und Birnen beladen. Super dieses ungespritze Gemüse - da kann man auch mal über den ein oder anderen Wurm hinwegsehen.



                      Zurück am Haus wartet die nächste Überraschung. Schwester Agnes bietet uns an im Haus zu schlafen. Wie immer sind wir etwas unsicher, ob wir das Angebot annehmen sollen. Natürlich wollen wir, aber wie viel Gastfreundschaft darf man annehmen? Ein Dilemma das uns bis zum Ende der reise begleiten soll. Letztlich beziehen wir das Haus. Schwester Agnes deutet auf einem Schild über dem Eingang: Ospitalità. Wir sind uns sicher, dass wir heute keine Belastung darstellen.



                      Und als wär der Abend nicht schon interessant genug, bekommen wir auch noch Besuch von Verwandten. Michele, seine Tochter Marie und seine Frau, deren namen uns leider entfallen ist. Michele spricht sogar ein sehr einfaches, solides Englisch. Eine Rarität unter Italienern seines Alters. Marie ist etwas schpchtern und geizt mit ihren Deutschkenntnissen. Ganz zur Unterhaltung der gesamten Runde.
                      Dank Michele können wir nun endlich ordentlich mitteilen, was wir denn vorhaben. Begeisterung macht sich breit, nur die Mutter von Marie scheint eher daran interessiert zu sein, dass wir endlich duschen, als noch mehr Geschichten von den verschwitzten Deutschen zu hören.
                      Irgendwann gehen wir dieser Bitte auch nach - zuvor schießen wir jedoch noch ein Abschiedsfoto.



                      Frisch geduscht schaut Felix noch Sissi mit Giovanni. Wild gestikulieren sie mit Handys und anderen Gegenstände um ausreichend präzise über Sissi fachzusimpeln. Ein gottgleicher Anblick!
                      Ein wirklich toller Tag voller unglaublich erfreulicher Erfahrungen geht zu Ende mit einem grappagetränkten Espresso. Wir sind mal wieder genau an den Richtigen geraten.
                      Zuletzt geändert von Starkbier; 08.09.2011, 13:11.

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                      • Starkbier
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                        • 13.09.2010
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                        #12
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                        Tag 14 - 17. Juli 2011

                        Montebelluna - kurz hinter Udine, ca. 160km

                        Der Morgen bei Giovanni steht ganz im Zeichen des Vortages. Als wir aufwachen wird uns sofort ein Frühstück bereitet samt dem besten Kaffee der Tour. Logisch, ist ja auch Italien. Aber als sei das noch nicht genug, bekommen wir eine vollgefüllte 1,5 Liter Flasche Wein geschenkt.



                        Unsere Rucksäcke drohen bald zu platzen. Nicht nur die üppigen Einkäufe des Vortages sind auf Grund der Gastfreundschaft noch fast unangetastet, auch die 2kg Obst wollen noch untergebracht werden. Letztlich passt aber alles und wir sind startklar.
                        Wir wissen gar nicht, wie wir unseren Gastgebern danken sollen. Natürlich lassen wir uns auch hier die Adresse geben, aber wir wissen, dass wir niemals so viel zurückgeben können, wie wir in den letzten Stunden bekommen haben. Einfach unglaublich! Giovanni und Schwester Agnes haben sich eindeutig zu den Helden unserer Reise gemausert. Noch Tage und Wochen später erinnerin wir uns immer wieder gerne an diese Begegnung.



                        Wir verabschieden uns herzlich und verlassen fast schon etwas wehmütig das Gelände. Es war eindeutig ein Ort, an dem wir auch gerne noch einen zweiten Tag geblieben wären - und zwar nicht nur wegen dem Wein
                        Michele hatte uns gestern schon gewarnt, daher geht es ähnlich weiter wie zuvor - Radwege werden immer mehr zur Mangelware. Wir fahren auf großen Straßen, was sehr anstrengend ist. Der italienische Fahrstil tut sein übriges dazu. Wir beschließen heute ordentlich voran zu kommen, um den unschönen Abschnitt bis Slowenien möglichst schnell zu überbrücken. Als irgendwann die Rucksäcke drücken, werden die Vorräte etwas dezimiert. Wir kochen uns eine Portion Nudeln und gönnen uns ein wenig Wein - stilecht aus einem Plastikbecher



                        Wein und Mittagssonne...wir haben immernoch nichts gelernt



                        Irgendwann raffen wir uns jedoch auf und quälen uns die Straße runter. Auf ein Mal treffen wir auf eine große Gruppe radler. So eine Art Radrennen scheint es zu sein. Sie scheinen in unsere Richtung zu fahren, also folgen wir ihnen und tatsächlich geraten wir so doch noch auf einen Radweg. Dieser trägt uns auch recht weit, so dass wir am Abend an einen kleinen Ort hinter Udine gelangen. Den Namen haben wir leider nirgends aufgeschrieben. Verdammt.
                        Da wir noch genug zu Essen und zu Trinken haben fällt heute der abendliche Gang zum Supermarkt aus. Wir fragen eine Frau ob wir in ihrer Scheune schlafen können. Leider gibt es wohl keinen Platz, aber sie verschwindet kurz im Haus, telefoniert und kommt dann zurück. Es gäbe hier einen Sportplatz mit einer Überdachung, sie habe gerade nachgefragt und wir dürfen dort schlafen. Das hört sich doch gut an, vor allem da uns der Sportplatz wieder an unseren guten Freund Matthias Sammer erinnert.



                        Nochmal werfen wir die Dosenkocher an und brauchen unser letztes Spiritus auf um uns ein paar Nudeln zuzubereiten.



                        Leider passiert Felix beim Nudelwasser abgießen ein kleines Missgeschick. Die Panik steht ihm ins Gesicht geschrieben.



                        Sein Plan, die heißen Nudeln in eine Plastikschale zu kippen erweist sich als weniger klug. Das Plastik schmilzt unter den Nudeln weg und bildet eine vorzügliche Schicht auf unserem Essen. Vielleicht nicht so gut wie Parmesan aber sicher ein würdiger Ersatz. Letztlich sieht das Menu aber akzeptabel aus. Inbesondere da noch Wein über ist.



                        Als wir dann in unseren Schlafsäcken liegen fährt auf ein Mal ein Auto vor. Obwohl wir ja scheinbar die Erlaubnis haben hier zu schlafen, beobachten wir die Situation eine Weile. Schlussendlich ist die Aufregung jedoch umsonst - das Auto zieht davon und uns fallen die Augen zu.

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                        • Starkbier
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                          • 13.09.2010
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                          Tag 15 - 18. Juli 2011

                          Udine - Tolmin, ca. 86km

                          Wir machen uns morgens früh auf die Socken, da wir möglichst schnell nach Slowenien wollen. Endlich etwas halbwegs fremd anmutendes.
                          Wir haben uns am vorabend dazu entschlossen, recht weit nördlich in Slowenien einzutrudeln um möglichst viel von der Soca zu sehen. Kobarid ist also das erste Etappenziel. Wir wählen einen recht direkten Weg, was leider wieder einige größere Straßen einschließt. Kurz vor der slowenischen Grenze knacken wir dann die ersten 1000km.



                          Die 1000km werden feucht fröhlich verbracht. Aber keineswegs mit einem Sekt, sondern einem kleinen Regenschauer. Wir verziehen uns ein Weilchen unter das Tankstellendach und ziehen als bald weiter.
                          Kurze Zeit später die nächste Zwangspause. Manu fährt den ersten Platten der Tour. Damit hat er diese Wette verloren. Er schuldet dem Rest somit ein Bier.



                          Halb so wild, flicken müssen wir erst später, ein neuer Schlauch ist schließlich im Gepäck. Unbeirrt halten wir auf Slowenien zu und erreichen bald eine einsame, leicht bergabführende Straße, die uns zur Grenze bringen soll.



                          Schön ist es hier, endlich wieder Berge. Das steigert die Lust auf Slowenien. Nach wenigen Kilometern entspanntem bergab ist es dann soweit.



                          Slowenien scheint sich jedoch nicht von seiner besten Seite präsentieren zu wollen. Kaum sind wir an der Grenzstation, beginnt es auch schon zu regnen. Und das nicht zu knapp.



                          Wenigstens umfasst die Station einen Konzum-Supermarkt und wir können ein wenig Schokolade knabbern. Glücklicher Weise hält der Regen nur eine kurze Zeit an und wir dürfen endlich weiterziehen. Von der Grenze bis Kobarid ist es ein dauerhaftes auf und ab. Aber zumindest sind die Straßen einsam, kaum befahren und führen durch eine tolle Gegend.
                          Zu unserer Überraschung entdecken wir einige Schilder die auf einen Fahrradweg hinweisen. Da sagen wir nicht nein und folgen diesen blind. Die slowenische Auffassung von Fahrradweg scheint sich aber stark von unserer zu Unterscheiden.



                          Wir kurven teils durch zugewachsene Wege und wissen auch oft nicht, wo genau der Weg denn nun verläuft.



                          Spaß machts aber allemal. Letztlich finden wir den richtigen Weg und landen wieder auf der Straße. Als wir Kobarid erreichen sind wir erst einmal verblüfft. "Das Städtchen könnte auch in Deutschland stehen". Schöne Häuser, Restaurants, Hotels und aufgeräumte Straßen - so empfängt uns die erste slowenische Stadt. Keine Spur von Kinderschmugglern oder Ganoven. Tatsächlich sind wir in einer touristen Hochburg gelandet. Schnell wird auch klar warum. Die Soca ist einfach unglaublich schön und soll in Richtung Triglav Nationalpark noch schöner werden. Ein potentielles Ziel für die Zukunft.





                          Bis und die Touristen auf die Nerven gehen schauen wir uns die kleine "Schlucht" an. Es ist noch ein Stück nach Tolmin also ziehen wir schnell weiter. Langsam scheint auch das Wetter besser zu werden und wir dürfen uns wieder an der Sonne erfreuen.





                          In Tolmin angekommen kaufen wir erst ein Mal ein. Seltsam was die Slowenen in ihre Wurst tun.



                          Letztlich schmeckt sie aber besser als es die Verpackung vermuten lässt.
                          In Tolmin wollen wir mal wieder unser Zelt aufstellen. Wir wissen nicht so recht wohin, also sprechen wir einen Mann an. Wie es der Zufall will, ist er aus Deutschland und hat mit dem Rad schon ein wenig die Gegend erkundet. Er empfiehlt uns, runter zur Soca zu fahren. Dort sei die letzten Tage ein Metal-festival gewesen und scheinbar gäbe es dort noch Dixi-Klos, Unterstände und es würde niemanden stören. Gesagt, getan gehen wir dem Tipp nach und finden den vermutlich schönsten Übernachtungsplatz der Tour vor.



                          Die Soca ist erbärmlich kalt, aber wir trauen uns trotzdem rein. Einige Musiker sind noch hier, da am morgigen Tag ein Experimentalmusik-Festival stattfinen soll. Sie betrachten belustigt den Zirkus, den wir gerade im Wasser veranstalteten.



                          Wie schon im Hintergrund zu sehen, zieht langsam Nebel auf, der dem Fluss eine wunderschön idyllische Stimmung verleiht.







                          Wir braten uns ein wenig Rührei, steigen immer wieder in en Fluss und trinken ein paar Gläschen Wein. "Was wohl die Leute zu Hause treiben?" Wir sind uns einig, nichts zu verpassen und dass wir das eindeutig bessere Erlebnis vorweisen können.
                          Satt, gewaschen und bibbernd schlüpfen wir in unsere Schlafsäcke. Ein wohligeres Gefühl ist uns nicht bekannt.. Die Strandhütte unter der wir liegen sorgt noch für das nötige karibische Flair um sich wahrlich im Paradies zu fühlen.

                          Zuletzt geändert von Starkbier; 09.09.2011, 13:55.

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                          • Joachim2011
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                            • 06.04.2011
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                            #14
                            AW: [DE, AT, CH, IT, SL, HR, HU, SK] 3300km mit dem Rad durch Europa

                            Hallo,

                            klasse Bericht. Macht richtig Spaß zu lesen.

                            Mehr davon.

                            Gruß
                            Joachim

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                            • weserwolf
                              Erfahren
                              • 02.09.2008
                              • 107
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                              #15
                              AW: [DE, AT, CH, IT, SL, HR, HU, SK] 3300km mit dem Rad durch Europa

                              Dunnerkrach!

                              Mehr davon! Cooler Schreibstil!

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                              • ParaMHN
                                Erfahren
                                • 04.03.2010
                                • 257
                                • Privat

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                                #16
                                AW: [DE, AT, CH, IT, SL, HR, HU, SK] 3300km mit dem Rad durch Europa

                                Ich schließe mich hier auch mal an: Die Tour ist Großartig und weckt Fernweh! Weiter, weiter!

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                                • Starkbier
                                  Gerne im Forum
                                  • 13.09.2010
                                  • 54
                                  • Privat

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                                  #17
                                  AW: [DE, AT, CH, IT, SL, HR, HU, SK] 3300km mit dem Rad durch Europa

                                  Tag 16, 19. Juli 2011

                                  Tolmin - Triest, 123km

                                  Während dem Frühstück muss heute zunächst ein Mal über den weiteren Tourverlauf entschieden werden. Ursprünglich wollen wir nach Ljubljana, am Morgen reizt uns jedoch eher das Mittelmeer. Kurzerhand wird umdisponiert und wir folgen weiterhin der Soca in Richtung Triest.



                                  Die Fahrt nach Triest erfolgt recht ereignislos. Weiterhin begeistert Slowenien durch seine einsamen Straßen und das schöne Panorama. Lediglich Nova Gorica ist eventuell eine Erwähnung wert. Wer auch immer einmal dort hinmöchte, sollte sich lieber ein anderes Ziel suchen - es ist eine der abstoßensten Städte die wir je gesehen haben. Daher schlingen wir schnell unser Mittagessen hinunter und machen und schleunigst auf nach Triest.



                                  Gegen fünf Uhr kommen wir auch dort an und genießen den ersten Blick aufs Mittelmeer.



                                  Leider schaute das Wetter zu diesem Zeitpunkt schon nicht all zu gut aus, aber später mehr dazu.
                                  Zunächst freuen wir uns einfach über die kilometerlange Abfahrt in die Innenstadt Triests. Schnell müssen wir jedoch feststellen, dass es keine besonders fahrradfreundliche Stadt ist. Wir sitzen zunächst in der Innenstadt fest, da der scheinbar einzige Weg aus Triest zur slowenischen Grenze über eine Autobahn führt. Nach langem hin und her finden wir einen außenherum führenden Weg über einen Hügel. Noch 20km bis zur Grenze. Als wir dort ankommen fällt uns eine kleine Landzunge ins Auge. Vor ihr steht ein großes Schild, das jegliches campieren mit dem Zelt oder Wohnmobil und offenes Feuer verbietet. Ein Blick um die Ecke bringt uns zum Lachen. Einige Wohnmobile und Zelte stehen uns gegenüber und wir erblicken auch das ein oder andere Feuer dazwischen. Slowenien ist uns einfach sympathisch.
                                  So schlagen auch wir unser Zelt an dieser schönen Stelle auf.



                                  Manu baut sein Zelt akribisch nach allen Künsten des Campings auf, während Felix und Niko ihre Behausung schnell hinpfuschen um ein Bad im Mittelmeer samt feinem Rotwein zu geniessen. Manu muss sich viel Spott aus dem Meer anhören, letztlich wird er jedoch derjenige sein, der zuletzt lacht.
                                  Nach ausgiebigem Bad kriechen alle in ihre Zelte. Zuvor hatten wir noch erfahren, dass es regnen soll. Soweit kein Problem. Als jedoch um zwei Uhr nachts ein Gewitter losbricht, das uns zum aller ersten Mal richtige Angst auf dieser Tour beschert, beginnen Felix und Niko um ihre Zelte zu bangen. Tatsächlich dauert es auch nicht sehr lange, bis der enorm starke Wind die ersten Heringe aus dem total aufgeweichten Boden reisst. Schnell wird versuch zu retten, was noch zu retten ist. Während Manu vor Nikos zelt rumturnt und versucht ihm zu helfen resigniert Niko verzweifelt. "Ach lass liegen, ich schlaf jetzt so!" Als die Isomatte und der Schlafsack zum Transport verpackt sind wird schnell barfuß über den felsigen Untergrund gespurtet. Autsch! Wir verfrachten das Gepäck in eine kleine Behausung.



                                  Zwar lässt es das Bild nicht gerade erahnen, aber wir sind bester Laune. Spätestens als Felix die Arme in die Luft schmeißt und im cast-away-Stil "ist das wirklich alles" ruft, bricht lauthalses Gelächter los. Unsere Campingnachbarn wagen sich aus ihrem VW Bus und wollen uns Decken und Regenjacken reichen. Ein total nette Geste, wir schlagen das Angebot jedoch aus - wir wollen unsere Dummheit selbst ausbügeln.
                                  Außerdem ist doch alles im Butter, da wir noch Kekse haben.



                                  Wir stehen also in unserem kleinen Hüttchen und begutachten den Schaden. Die Isomatten sind gut durchnässt, aber das ist auch schon alles. Wir hoffen nur, dass die anwesenden Maden nicht unsere Ausrüstung verspeisen.



                                  Als der Regen nachlässt holen wir auch die Zelte ein und verpacken alles, um einen nahegelegenen Supermarkt zu missbrauchen. Unters Vordach wollen wir uns legen bis die Mitarbeiter auftauchen.





                                  Auch ohne Isomatte war es im Grunde recht bequem auf diesem Fußabtreter. So kommen wir also noch zu ein paar Stunden Schlaf. Was für ein Abend.
                                  Zuletzt geändert von Starkbier; 09.09.2011, 13:05.

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                                  • Starkbier
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                                    • 13.09.2010
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                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [DE, AT, CH, IT, SL, HR, HU, SK] 3300km mit dem Rad durch Europa

                                    Ich möchte mich an dieser Stelle noch für den etwas verwirrenden Schreibstil entschuldigen. Ich rede aus diesem Grund auch von mir aus der dritten Person, da Felix und Manu auch noch Berichte schreiben werden und es dann einheitlicher ausfällt.

                                    Und noch vielen Dank für das Interesse, macht das Schreiben deutlich einfacher.

                                    Tag 17 - 20. Juli 2011

                                    Triest - Rijeka, ca 120km

                                    Nach dem durchaus amüsanten Desaster der letzten Nacht wachen wir nur halbwegs erholt auf. Da wir jedoch sowieso die Ausrüstung trocknen müssen und es immernoch regnet, haben wir noch etwas Zeit um zu relaxen. Wir legen uns also unter die slowenische Grenzstation und lassen die Isomatten ausdampfen. Bis um 12 Uhr dauert die ganze Prozedur und endlich scheint sich auch das Wetter zu beruhigen. Genauer gesagt wird es richtig warm. Während wir uns gestern noch über die tiefe Lage Triests gefreut haben, dürfen wir heute in süd-östlicher Richtung die selbe Höhe wieder überwinden. Zu unserem Entsetzen müssen wir feststellen, dass der Akku unserer Kamera schlapp macht. Rückbetrachtet besonders ärgerlich, da das Grenzgebiet von Slowenien und Kroatien unglaublich schön ist.
                                    Eine einsame Bergstraße führt uns in Richtung Grenze. Kleinere, schön gelegene Dörfer begleiten uns, bis sie auf ein Mal vollkommen ausbleiben. Wir finden uns in einer menschenleeren Gegend wieder. Zwar sieht man einige Mauerreste, Ruinen und Kosorten, aber Menschen begegnen uns hier nicht. Eine angenehm zu fahrende Forststraße leitet uns zwischen zwei Bergen hindurch die durch ihre Vegetation eher an Peru erinnern als an Osteuropa. Wir überlegen zeitweise ob wir hier übernachten sollen, was allerdings bedeuten würde, dass wir ohne Essen dastehen würden. Der Hunger treibt uns letztlich durch weitere schöne Bergstraßen, an einem See vorbei und schlussendlich nach Rijeka. Die letzten 20km führen beinahe nur bergab. Die Schinderei hat sich allein dafür gelohnt.
                                    Recht spät erreichen wir also Rijeka und suchen einen kleinen Imbiss auf. An deutsche Burgergrößen gewohnt bestellt jeder von uns zwei Cheesburger. Etwas verwundert nehmen wir die 20cm Burger an. Haben wir das bestelllt? Ein guter Einstand Kroatien.

                                    Gesättigt aber sichtlich erschöpft stehen wir nun in dieser duruchaus großen Stadt und haben keine Ahnung, wo wir schlafen sollen. Ein Jugendlicher legt uns "den schönsten Platz Rijekas" ans Herz. Als wir am beschriebenen Platz ankommen finden wir jedoch den "ungeeignetesten Platz Rijekas" vor. Direkt neben einer recht hoch frequenzierten Straße, unter einer Brücke, abschüssig zum Abgrund hin und dann auch noch felsenübersäht. Wie zur Hölle sollen wir dort schlafen?
                                    Ernüchtert fahren wir die Straße weiter hinauf in der Hoffnung, im oben gelegenen Dörfchen etwas zu finden. Wir fragen bei einer Familie nach, die gerade im Garten sitzt. Ein junger Kerl ergreift das Wort und hört sich unsere Bitte an. Hier gäbe es keinen Platz, aber 100m weiter sei ein leerstehendes Haus. Wir lassen uns dort hinführen und quetschen den letzten Saft aus unserer Kamera.



                                    Es sieht von außen schäbig aus und das war es auch von Innen. Aber uns gefällts. Wir geben dem Jungen unsere Kamera mit, da er uns angeboten hat, sie bei ihm zu laden.
                                    Auf dem oberen Bild gibt es noch eine witzige Sache zu sehen. In der unteren Ecke sieht man Nikos Fahrradhandschuhe, die er am nächsten morgen verzweifelt suchen sollte. Dabei lagen sie die ganze Zeit dort draußen
                                    Jedenfalls machen wir es uns bequem in unserer Bleibe. Ein umgekippter Schrank und alte Matratzen werden zum Bett.



                                    Von unserem Helfer erfahren wir noch die Geschichte zu diesem Haus. Direkt daneben sei eine alte Schule und das Haus gehörte einer Lehrerin. Diese sei vor fünf Jahren verstorben und anschließend habe die Dorfjugend (er nimmt sich selbst davon aus) das Haus verwüstet. Als er uns Geschichten von Gras und Unsinn über seine Clique und sich erzählt vermuten wir jedoch, dass er genauso an dieser Verwüstung beteiligt war. Wir können nur den Kopf schütteln. Aber wir sind zu erschöpft um uns den Kopf über die moralische Komponente unserer Übernachtungsmöglichkeit zu zerbrechen. Wir hoffen nur, dass wir vom Geist der alten Lehrerin verschohnt bleiben.

                                    Zuletzt geändert von Starkbier; 09.09.2011, 13:09.

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                                    • sieb10er
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                                      AW: [DE, AT, CH, IT, SL, HR, HU, SK] 3300km mit dem Rad durch Europa

                                      Eine Tour genau nach meinem Geschmack !

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                                        #20
                                        AW: [DE, AT, CH, IT, SL, HR, HU, SK] 3300km mit dem Rad durch Europa

                                        Zitat von sieb10er Beitrag anzeigen
                                        Eine Tour genau nach meinem Geschmack !
                                        Dem schließe ich mich so an. Würde ich gerne nächstes Jahr auch machen, fehlt nur noch die passende Begleitung.

                                        Sehr cool, weiter so

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