[TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

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    [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Tourenverzeichnis:


    Alaudin Camp Vertical und Umgebung

    FKIS
    Mutny See
    Zamok
    Chimtarga Pass
    Pik Energia und Zindon Tal
    Mirali Pass
    Kulikalon Valley








    Vorgeschichte:
    Wir schreiben Ende Mai 2017, und noch immer ist nicht klar, wohin wir im Sommerurlaub denn nun reisen wollen/sollen. Höhere Berge wäre klasse, aber alle bis jetzt gewählten Ziele fallen entweder aus Sicherheitsbedenken (Zwei Leute und dicke Gletscher mit Mehrtagesgepäck ist nicht ideal) flach, oder wir sind die einzigen Interessenten (Himalaya) und die Veranstalter bekommen kein Permit für solch eine Gruppe. Also doch Kilimanjaro? Ein kurzer Blick bei der Ruefa, mit denen ich schon am Acon war und die den Kili auch im Programm haben, offenbart eine Alternative: West Pamir, Chimtarga.

    Kurze Rücksprache in der Family und die Entscheidung steht fest: auf nach Tadschikistan. Bernhard Letz, der für diesen Bereich zuständig ist, ist schnell erreicht, hat überhaupt keine Probleme damit, die Zeit um einige Tage auszudehenen (wir sind eh die einzigen Interessenten Mitte Juli), und weil die Zeit knapp ist, bucht er bereits die Flüge, bevor er von uns Geld oder eine schriftliche Vereinbarung überkommen hat.

    Auch sonst klappt alles am Schnürchen. Impftermine für Tetanus (meine letzte Impfung war wohl 1985...), Hepatitis und Tollwut sind schnell vereinbart, ein Großteil der Ausrüstung liegt eh schon herum.


    12. Juli 2017
    Alles in allem erreichen wir (zur Überraschung von Vega) problemlos und ohne Mitnahme irgendwelcher Luxusdinge zusammen 60kg Flugegepäck in drei Taschen sowie jeder noch etwa 5kg Handgepäck. Der ganze Kram muß zum Glück nicht weit getragen werden, um ihn von der Wohnung zuerst zum Bahnhof und weiter nach München an den Flughafen gekarrt zu bekommen, dennoch ist es eine elende Schinderei.


    Quasi alles außer Mülleimer und Mauer muß mit - 70kg

    Beim Check In dann ein kurzer Schreck. Am Nebenschalter wird einem Gast der Koffer abgelehnt, da er 30kg wiegt. Laut Reglement läge das erlaubte Gewicht zwar bei 30kg, aber das Maximalgewicht eines Koffers sei 23kg (und man darf 2 Koffer abgeben). Unsere Dame interessiert das Regelwerk nicht, bittet uns jedoch, alles beim Sperrgepäck abzugeben. Wie Bernhard uns eingeprägt hat, versichern wir uns, daß alles bis nach Duschanbe durchgeleitet wird, geben das schwere Gepäck ab, und fliegen zum ersten Zwischenstopp - Istanbul. Der Check In verzögert sich um eine Stunde (scheint auf der Strecke normal zu sein), dank 3 Stunden Puffer bei der Umsteigerei ist das jedoch verschmerzbar.
    In Istanbul dürfen wir dann an einer Terminalrally teilnehmen. Unser Flug soll von Gate 302 abfliegen. Wir begeben uns artig eine halbe Stunde vorher dorthin und landen in einem arabisch/afrikanischen Bazar. Es geht auf der Ebene, auf der das Gate liegt, hoch her. Alle Sitzplätze sind belegt, alle Varianten an Bettlakenträger, mit und ohne Kopftücher sind vertreten, es geht laut her. Dann verschwindet die 302 von der Anzeigetafel und nach einer spannenden Minute der Leere taucht die 702 auf. Also hoch in das Flughafenzentrum, Orientierung an den Wegweisern und dort steht: "Gate 701-712 - 20-25 Min time". Die Rally ist eröffnet, zusaammen mit einem Haufen weiterer auf Outdoor getrimmter Fluggäste geht es schnellstmöglich quer durch den ganzen Flughafen in einen sehr ruhigen Bereich. Wir sind schnell genug am Ziel, die Abfertigung hat noch nicht begonnen, vom Flugpersonal noch keine Spur.
    Während tröpfchenweise die Gruppen eintrudeln erfolgt das Spiel erneut. Das Gate in der Anzeige verschwindet, und nach einer kurzen Gedenkpause erscheint als neues Terminal für den Check-In: 302
    ...
    Meckern hilft nicht, mit Vollgas zurück auf Los, die ganze Strecke zurück. 15 Minuten später dann die Erlösung: wir sind endlich wieder richtig. Die Abfertigung hat zwar noch nicht begonnen (auch hier geht es am Ende erst eine Stunde später los als geplant), aber immerhin hat sich eine Warteschlange gebildet und Flughafenpersonal ist am Schalter unterwegs. Um 21:30 Uhr geht es dann endlich auf die Reise nach Duschanbe, wo wir so gegen 4 Uhr morgen Lokalzeit ankommen sollen.


    13. Juli 2017
    Schlafen war nicht wirklich drin, dafür stehen wir nach etwas Flugzeugkino und einem guten Essen an Bord nun in der Schlange mit den anderen Ankömmlingen und warten auf die Visakontrolle. Während es bei uns (mit drei geöffneten Schaltern) gesittet zu geht, kann man dies nach Ankunft eines Flugzeugs aus dem lokalen Raum nicht behaupten. Im Kampfknäuel, jegliche Absperrungen und Markierungen mißachtend kämpfen die Leute um Aufmerksamkeit am Schalter. Wie der Grenzbeamte das so stoisch lächelnd über sich ergehen kann, kann ich mir nicht erklären.
    Die Paßkontrolle erfolgt freundlich, aber sehr zeitintensiv (2-10 Minuten/Person). Alles wird kontrolliert, die Daten genau überprüft, und mancher darf die eine oder andere Frage beantworten. Also immer lächeln und freundlich (und das um fast 5 Uhr morgens), denn auf dem Visaausdruck steht: "Please note that if your e-Visa is approved, this approval establishes that you are eligible to travel to Tajikistan, but does not guarantee that you are admissible to Tajikistan. Upon arrival you will be inspected by a Border protection officer who may determine that you are inadmissible under the e-Visa program or for any reason under Tajikistan law".

    Border Control hat nix gegen uns, nach 2 Minuten bereits dürfen wir zum Gepäck, welches in Sichtweite schon länger seine Runden auf dem Laufband dreht. Der letzte Knackpunkt erledigt sich schnell, alle drei Taschen sind da. Der von der Ruefa organisierte Fahrer findet uns prompt, bugsiert uns ins Auto und im frühen Morgenlicht geht es eine kurze Strecke bis zum Hotel, wo wir nur noch zwei Flaschen Mineralwasser an der Rezeption mitnehmen und völlig erledigt im klimatisierten Zimmer in die Federn kippen.


    Unser Zimmer nach den ersten Stunden - sieht aus wie in Westeuropa


    Die übliche Teeecke (sogar Pulverkaffee hat es)


    Der dezente Unterschied, bei uns gibt es keine Wegmarkierungen gen Mekka.


    Völlig unspannend europäisch - der Naßbereich, sogar mit Einwegutensilien in Schächtelchen wie Seife, Zahnbürste, Nähzeug


    Auch Klo und Dusche wie bei uns, und rund um die Uhr mit Warmwasser.


    Um 12 Uhr beschließen wir, eine erste Runde in der Stadt zu drehen, um 14 Uhr dann kommt unser Guide Dilja und führt uns zusammen mit ihrem Bruder zu einem Wechselbüro und dann über den traditionellen Markt. Dieser ist quasi identisch zu den Märkten in Rumänien, weswegen Vegareve auch hemmungslos eine Shoppingtour durchzieht. Bananen, Karotten, Gurken, Tee, drei Brote, tadschikisches Gebäck und Gewürze verschwinden in meinem Daypack. Alles Lebensmittel für die nächsten Tage bzw. als Mitbringsel für daheim bestimmt.
    Im Supermarkt etwas später klärt sich dann endgültig, was man denn vor Ort alles kaufen kann und nicht umständlich mitbringen muß: alles außer Trekkingspezialnahrung und eventuell Müsliriegel. Vom Klopapier über diverse Duschgels, Nudeln, einzelnen Fertiggerichten von Knorr über Cola, Säfte, Bier, Konservendosen mit Fisch oder Gemüse bis hin zu Schokolade finden wir alles. Lediglich ein kritischer Blick auf das Haltbarkeitsdatum ist notwendig, um sich keine böse Überraschung einzuhandeln, ansonsten kann man problemlos zuschlagen. Ich entdecke z.B. russische Fischkonserven mit Ablaufdatum Mitte 2014, die oben in den Bergen mit erhöhter Wahrscheinlichkeit zu Problemen führen könnten.
    Gegen 16 Uhr verabschieden wir uns und laden die beiden noch spontan ins "Al Sham" ein, einem arabischen Restaurant, welches wir auf Tripadvisor entdeckt haben (im Hotel gibt es Free Wifi).

    [Vegareve] Der Gewürzstand war wirklicht beeindruckend. Vom Verkäufer hiess es sehr entschieden: "erst kaufen, dann Foto" . Was wir gerne gemacht haben, ebenso beim Teestand, leider ohne Foto. Der Basar ist schon "normal orientalisch", also nicht "identisch zu Rumänien", aber die Wassermelonenberge und das restliche Gemüse, bis auf die sehr leckeren und empfehlenswerten tadschikischen Zitronen, sahen sehr familiär aus .



    Grundnahrungsmitteln, nichts für Hochgebirge


    Kleiner Supermarkt
    [vegareve aus]

    Das Restaurant erweist sich als Volltreffer. Für uns Westeuropäer problemlos erschwinglich und mit einer hervorragenden Küche. Für die ganzen Kebapteller, Biere, Mojitos, Vorsepeisen und sonstige Getränke zahlen wir am Ende etwas mehr als 300 TJS (Somoni, Wechselkurs erfreulich einfach berechenbare 1 Euro = 10 TJS), werden noch zum Hotel zurückgefahren und veranschlagen den Start ins Gebirge für 9 Uhr nach dem Frühstück.


    Mein Hauptgang - Fleischspieße, Reis, Gewürzpaste, Fladenbrot


    Arabischer Eintopf mit Reis, im Hintergrund frisch gepreßter Melonensaft


    Eckdaten:
    Flug MUN - IST um 14:40 Uhr, Ankunft 18:25 Uhr
    Flug IST - DYU um 20:45 Uhr, Ankunft 3:35 Uhr
    Zeitverschiebung: 3 Stunden
    Zuletzt geändert von Vegareve; 02.12.2017, 20:17. Grund: fotos hinzugefügt
    After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

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    #2
    AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

    14.Juli 2017
    Endlich geht es in die Berge, doch zu allererst verstoßen wir gegen die Reiseregel: "boil it, peel it, cook it, wash it or forget it!". Am Frühstücksbuffet gibt es Früchte, Nudelsalat mit Mayonnaise, Joghurt und noch viel mehr, und wir probieren einfach mal alles aus.

    Um 9 Uhr dann steht Dilja zusammen mit dem Fahrer und einem geländegängigen 290s Musso (nie zuvor von der Marke gehört) vor der Tür. Gepäck rein und ab geht es in nördliche Richtung aus der Stadt heraus. Schon nach 20 Minuten lernen wir die Mentalität der Ordnungshüter kennen. Die Polizei winkt uns heraus, der Fahrer seufzt, greift einen 5 TJS Schein aus dem Mittelfach heraus, reicht es dem Polizisten und wir dürfen weiter. Die Polizisten geben sich nicht einmal die Mühe, uns irgendetwas nachzuweisen. Rauswinken, Geldschein einsammeln, weiterfahren lassen.


    Beim Start in Dushanbe.


    Noch nicht raus aus der Stadt und schon Berge in Sicht.


    Unterwgs, das Wetter wird schlechter.

    Das Wetter an dem Tag hat zudem Vor- und Nachteile. Es ist stark bewölkt und regnet immer wieder, was mir zwar die Fotosesseion versaut, da alle höhere Berge im Nebel stecken, dafür aber die Fahrt erträglicher macht, da wir so nur knapp unter 30°C haben und weniger Staub aufgewirbelt wird. Entsprechend entspannt ist die Fahrt. Selbst ein mehrerer Kilometer langer Tunnel, welcher früher recht abenteuerlich war, ist dank halbwegs neuer Fahrbahndecke nun, abgesehen vom Abgasnebel und ein paar Überholmanöver in der Dunkelheit, sehr entspannt.


    Einer der Tunnels, dieser ist zur Abwechslung sogar beleuchtet.


    Regen unterwegs


    Unfallstelle, die verletzte Beifahrerin bereits auf dem Weg ins Krankenhaus

    Lediglich an einer Stelle zeigt sich, daß der Verkehr nicht immer harmlos ist. Wir halten an einem Geländewagen an, der auf der Beifahrerseite in Längsrichtung bis zur Fahrgastzelle zusammengequetscht ist. Die Windschutzscheibe ist von innen heraus ausgedellt, die Beule ordentlich blutverschmiert. Die Verunfallte (wie hier üblich: kein Gurt) ist bereits auf dem Weg ins Krankenhaus und so bleibt nicht viel zu tun. Nach einer Pause in einem kleinen Ort, wo ein weiterer Bruder von Dilja aussteigt und wir eine Wassermelone für uns kaufen und drei weiteren Stopps, bei denen wir eine Klopause einlegen sowie Vorräte für das Camp einladen bzw. kaufen, geht es bei Pinën endlich weg von der geteerten Straße.


    Kein Hindernis für unseren Fahrer. LKWs werden links, wahlweise auch rechts neben der Straße überholt


    Boxenstopp irgendwo unterwegs.


    Marktplatz in einem Dorf


    Klopause, zudem werden Vorräte für das Camp verladen.


    Noch mehr Vorräte kaufen

    Die letzten rund 20km werden dann recht abwechslungsreich, da der Regen den Pfad aufgeweicht hat. Einige Male wird es recht rutschig und an einer Stelle hängen wir letztendlich für eine viertel Stunde fest, da der Wagen in der ausgefahrenen Spur im Schlamm festsitzt und zudem ein größerer Felsbrocken in den Weg gerollt ist und so den Weiterweg versperrt. Mit etwas Mühe bekommen wir den Musso zumindest wieder raus aus dem Dreck, und nachdem ich per Zufall eine mögliche Umfahrung durch die Wiese neben dran entdecke und es unser Auto beim Herausfahren auf diese einmal 90° quer stellt, geht es durch Matsch, Wasser, Schlaglöcher und über allerlei Geröll bis zum Endpunkt in der Nähe des Lake Alaudin - Camp Vertical (2650m).


    Endlich weg von der Teerstraße


    Durchfahrt durch Pinën


    Sieht flach aus, aber die Serpentinen haben es in sich.


    Im oberen Drittel durch die rechte Schuttwand verläuft unser Weg


    Eine Siedlung unterwegs


    Viehwirtschaft, wichtiges Quelle für Nahrung und Geld für die dort Lebenden


    Das Camp ist recht übersichtlich. Etwa acht Häuser, davon vier Stück mit mietbaren 2- und 4-Bettzimmern, einem "Minirestaurant", der Rest Unterkünfte für die Betreiber sowie die ebenfalls anwesenden Offiziellen von der "Forest control". Das von einem Zaun umschlossene Areal wird von einem Bach durchflossen, in dessen Nähe Zelte aufgeschlagen werden können. Alles in allem weitaus schlichter und weniger durchorganisiert als im Bezengigebiet, wo wir einige Jahre zuvor unterwegs waren.


    Camp im Regen


    Campübersicht - links die Miethäuser, das Gebäude rechts beinhaltet Küche und Restaurant

    Schon kurz nach der Ankunft werden wir von Alexander (Kreizberg), dem Leiter des Camps, begrüßt, bekommen ein Zweibettzimmer zugeteilt, und sitzen nach einem kurzen Rundgang über das Gelände bereits bei Tee und Knabberzeug bei einer russischen Truppe unter dem Tarp, während es immer wieder leicht regnet.

    Irgendwann brechen wir dann zu einem ersten Rundgang Richtung Alaudinseen (2800m) auf, um die Beine zu vertreten und einen Blick auf die Umgebung werfen zu können. Beim Aufstieg treffen wir dabei auf eine Trekkinggruppe, welche zusammen mit Eseln von den Mutnye Lakes herunter kommt. Nach ein paar Bildern geht es wieder zurück ins Camp, und hier erwartet die erste Überraschung. Einer der Guides der Truppe spricht sehr gut deutsch (er ist Deutschlehrer in Tadschikistan) und kennt nicht nur die Schweiz vom Hörensagen, sondern war in St.Gallen unterwegs. Schon etwas seltsam, wenn einem am ersten Tag vorgeschwärmt wird, wie gut Appenzeller Käse sei. Die Deutschen selbst sind etwas mürrisch bzw. schlecht gelaunt, was durchaus verständlich ist. Vor knapp 3 Tagen eingetroffen, im Dauerregen zum See (Mutnye Lake, 3500m) hoch, dort ungefiltert Wasser getrunken, worauf sechs der sieben Teilnehmer Brechdurchfall und Fieber bekam, und dann das Ganze wieder runter im Regen.


    Der unterste der Alaudinseen


    Könnte auch in den Alpen liegen.


    Verbotsschild am großen See (wird ignoriert)


    Oberer Alaudinsee im Regen


    Blick hinunter zum See. Die Sonne hat einen Teil der Wolken entsorgt und endlich sieht man Farbe

    Wir genießen zunächst einmal unser Abendessen (O-Ton Vegareve: "da fliegt man um die halbe Welt und was bekommt man zum Essen? Rumänische Küche..."), fotografieren den Sonnenuntergang und verschwinden ins Bett.


    Im Restaurant


    Sieht...


    ... alles sehr rumänisch aus, inklusive der Beilagen.


    Restaurant in der Übersicht


    Die kunstvoll verierte Eingangstür


    Sonnenuntergang am Pik Adamtash (4760m)
    After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

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      #3
      AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

      15.Juli 2017
      Nachdem es bereits um 5:10 Uhr hell wird, treibt mich die Sonne um kurz nach 7:30 Uhr endgültig aus dem Bett. Die Wolken sind fürs erste verschwunden, aber Alexander warnt beim Blick auf den wolkenverhüllten Adamtash, daß es nachmittags wohl wieder regnen könnte. Uns ist das egal, nach einem Frühstück in der Kantine (Milchreis, frische Früchte, Pfannkuchen, Tee) brechen wir zur ersten Akklimatisierungstour in Richtung Laudanntpaß (3625m) auf. Der Weg beginnt gleich hinter den alten Klohäuschen und verschwindet entlang eines Bachs aufwärts in westliche Richtung. Unterwegs bekommen wir das erste Mal die Macht der Sonne zu spüren. Sobald der gelbe Ball am Horizont sichtbar wird, klettert die Temperatur gnadenlos nach oben und durchbricht auf 2700m locker die 30°C-Marke.


      Campansicht I


      Ansicht II mit Adamtash in Wolken


      Blick in die Kletterwand beim Camp


      Unser Zimmer - etwas unordentlich, aber das sortieren wir spätestens beim Abmarsch in ein paar Tagen


      Unterwegs, der Pfad führt später über den Höhenrücken rechts im Bild. Was hier so toll grün wie Gras aussieht, ist Estragon. Die einzige Pflanze, welche von keinem Weidetier dort akzeptiert wird, und da der Rest dank Überweidung ratzeputz klein gehalten wird, bilden sich riesige Estragonmonokulturen


      Blick zurück, das Camp liegt im Tal hinter dem bewaldeten Hang


      Auf 2900m. In den Kessel rechts rein, auf etwa 3080m dann nach rechts raus und hinauf zum nächsten Höhenrücken.

      Nach knapp hundert Höhenmeter haben wir dann bereits den Weg im Gewirr der ganzen Tierpfade verloren, gehen zunächst noch etwas dem Bach entlang aufwärts und queren dann pfadlos zu einem Höhenrücken etwas nördlich von unserer Spur. Auf 3000m erreichen wir dann eine Senke, wo ebenfalls reger Weidebetrieb herrscht (diesesmal Schafe), erklimmen einen weiteren Höhenrücken nördlich von uns und folgen dort ab etwa 3200m dem deutlich ausgetretenen und mit Eselkothaufen bestückten Pfad Richtung Paß bzw. einem vorgelagreten Übergang auf 3510m.


      Blick zurück zu P3200


      Irgendwo knapp unterhalb 3400m mit Blick zum Paß. Die farbigen Punkte sind eine russische Gruppe, die wir wenig später überholen.


      Pik Alaudin (4130m)

      Da sich von oben herab immer mehr die Wolken ballen und auch nur geringfügig höhere Gipfel im Grau verschwinden, erklimmen wir lediglich kurz P 3548 beim ersten Übergang, vergrößern den dortigen Steinmann und taufen den Buckel Pik Peppi (so heißt einer unserer Kater). Nach ein paar Bildern geht es dann zunächst runter zu P3200 (hier hat es einen weiteren großen Steinmann) und abschließend zurück ins Camp. Dort treffen wir gegen 14 Uhr ein und lernen bei der Intensivbetrachtung der Wolkenbilder der nächsten Stunden: "Wolken bedeuten, daß sich das Wetter ändert, oder es bleibt, wie es ist.". So richtig schlau werden wir jedenfalls nicht aus dem ganzen Zeug und die Regeln der Alpen gelten hier anscheinend gar nicht. Es bleibt trocken und die teilweise mächtig grauen Wolkenzellen werden vom kleinsten Sonnenstrahl zerlegt.


      Pik Peppi vom Paß aus gesehen


      Pik Peppi und im Hintergrund Pik Alaudin


      Blick hinunter in Richtung Camp


      Ein erster Blick zum Mutnye. Der erste kleine Zacken in der Mitte (rechts) ist der Fagitor (3900m), rechts daneben noch kleiner der Zmeia


      Camp von oben


      Wolkenstudie I - bedeutet das Regen?


      Man beachte insbesondere diese Wolkenwalze


      Da der Regen ausbleibt gibt es spontan ein Geschenk von Dilja als Zwischenstärkung


      Und wie am tag zuvor - Adamtash am Abend

      Routenbeschreibung:
      Beim Tor bei den alten Klohäuschen aus dem Camp heraus und dem gut erkennbaren Pfad schräg nach rechts oben in westliche Richtung zu einem Bach. Diesen Bach bis zu einem Steinmann aufwärts, hier dem scharf nach rechts abknickenden Pfad folgend auf den Höhenrücken und dem dort deutlich erkennbaren Weg bis auf etwa 3000m in eine Senke hinein folgen. Die Senke bis etwa 3080m bis zu einem Steinmann aufwärts (knapp oberhalb einer eingerichtetetn Biwakstelle, wo die Schäfer ihre Unterkunft aufbauen), nach rechts weg (Pfad zunächst undeutlich, verwachsen) den nördlich anschließenden Höhenrücken bis auf etwa 3200m hinauf. Wer hier den Pfad verliert geht einfach querfeldein. Nun nur noch dem weiteren deutlich ausgetretenen und von den Eselkarawanen zugesch* Pfad aufwärts bis zum Sattel bei 3515m. Wer Zeit hat, kann zudem zum echten Laudantpaß 3625m weiter gehen (etwa 40-45min ab hier). Rückweg wie Aufstieg.

      Die Tour ist gut geeignet, um sich etwas für die weiteren Ziele in der Gegend zu akklimatisieren.
      Zuletzt geändert von Becks; 01.08.2017, 17:57.
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      • Nita
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        #4
        AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

        Jipiii, das Fangebirge als Becks-Bericht! Da "muss" ich schon lange hin... Besorge gleich Popkorn

        Merci!
        __________________________________________________________________________________________

        Edit: Gelesen. Cool. Aber: Becks, bitte Berge!

        (Spaß beiseite, kommt gut an und schlaft Euch aus!)

        Die Namen "Alaudin", "Adamtash" - wie Musik, kenne sie seit ich Kind bin.
        Zuletzt geändert von Nita; 01.08.2017, 17:53.
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        • Vegareve
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          #5
          AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

          Zitat von Nita Beitrag anzeigen
          Da "muss" ich schon lange hin..
          Uns was das bis Ende Mai nicht mal ein Begriff . Pamir schon, aber nicht speziell die Fann Mountains. Ich habe zumindest einen neuen persönlichen Höhenrekord, das war die Idee dahinter, raus aus den Alpen .
          "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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          • Becks
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            #6
            AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

            16. Juli 2017
            Eigentlich ist für heute der Pik Alaudin eingeplant. Die leichteste Route ist russisch mit 2A bewertet, was laut Summitpost bedeutet: "Ascent of more than 500 m on a peak between 2000-6000 m or traverses at this height on rocks, snow or ice with rock pitches of up to II, and/or snow and ice sections of up to 100 m of II. "


            Immer will einer nicht...


            ...entweder Mirali oder Adamtash sitzt in Wolken gehüllt herum


            Alexander jedoch rät uns ab und meint, es gäbe dort im Aufstieg eine kurze Steilstufe, die mit Friends gesichert werden müsse. Außerdem müsse man abseilen und mit 1x50m käme man da nicht weit. "WTF?" denke ich mir, und das in einer IIer-Route? Ausschlaggebend dann jedoch ist die Aussage des Gruppenleiters der Russen (mit dem wir bereits am ersten Tag hier Tee getrunken haben). Ein Teil seiner Leute ist dort beim Klettern, und alle losgetretenen Felsen aus den anderen Routen gehen die 2A (eine Rinne) runter.


            Am südlichen Campende


            Unterster Alaudinsee, endlich im Licht


            Noch eine Ansicht


            Und endlich leuchtet das Wasser


            Camp Alaudin auf 2900m


            LKW-Wäsche


            Unterwegs zum Mutnye. Links Zamok, in der Mitte Fagitor.


            Blick zurück zu den Alaudinseen

            Als Ersatz suchen wir uns notgedrungen den Fkis heraus, einem ebenfalls mit 2A bewerteten 4000er hinter Mutnye. Laut Alex nur "two pitches 40°", aber da ich mir nicht sicher bin, ob der Zustieg über Gletscher geht oder nicht, packe ich neben einem Eisbeil und Steigeisen auch das Halbseil, Gurt und Eisschrauben ein.

            Recht schwer bepackt geht es so in Richtung Mutnye. Am Alaudin (hier hat es eines bewirteten Zeltplatz) befinden sich einige Gruppen und im Bach werden die LKWs gewaschen. Wir wehren die "Chai Chai"-Aufrufe ab und watscheln weiter in Richtung Mutnye. Die Strecke zieht sich ganz schön und bei den ersten Aufschwüngen bekommen wir schon mal einen Vorgeschmack auf die ersten kommenden Schutt- und Staubgefechte. So mancher Abschnitt ist gut mit losen Steinen gepflastert.


            Ein paar Ziegen einer etwa 100 Viecher umfassenden Herde


            Parandas, Zamok, Pakhhamber, Fagitor (v.l.n.r.)


            Chimtargamassiv in Wolken


            Ziel in Sicht. Die Schneemauer neben dem Fagitor ist der Fkis


            Nahansicht mit Zoom, rechts daneben der Zmeia


            Am Mutnye

            Nach einer kurzen Pause am Mutnye(lake) arbeiten wir uns zunächst links um den See herum quer durch einen Blockfelsbereich mt über 3m großen Trümmerteilen und steigen dann weglos in Richtung Fagitor eine Moräne hinauf. Das Ganze entpuppt sich spätestens beim Abstieg als miese Schnapsidee, denn es gibt direkt unterhalb des Fagitors eine gute Spur. So aber verheizen wir fröhlich im Aufstieg eine geschlagene Stunde um die 100 Höhenmeter auf das nächsthöhere Plateau zu erreichen. Ab hier wird es dann einfacher.


            Edelweiß in Tadschikistan


            Beim Aufstieg, Blick Richtung Chimtarga


            Der Energia schaut raus


            Rechts vom Gratuela (Bildmitte) geht es zum Fkis

            Wir entdecken den Pfad und folgen ihm bzw. parallel bis auf etwa 3700m in Richtung VAA-Paß und biegen dann weglos wieder über Schutt und Felsen in einen anderen Talkessel ab, von wo aus zwei Pässe (Mazalat und Kaznok East) einen Übergang in die südlicheren Täler ermöglichen. Nach einem weiteren kurzen Aufstieg über einen Moränenrücken (sogar mit Steinmann und Wegspuren) stehen wir auf etwa 3900m im Kessel und beim finalen Aufstieg zum Tagesziel. Der Gletscher entpuppt sich als harmloser Firn, den lediglich einige Risse aus dem linken Bereich kommend durchziehen. Die Risse sind quasi geschlossen und selbst mit dem umgedrehten Stock bekomme ich kein Loch in den Schnee gestoßen. Das Seil und die Eisschrauben bleiben daher gleich unten, lediglich mit Helm, Steigeisen und Eisgerät geht es zum Mazalatpaß hinauf, Der kurze steilere Aufschwung (40°) ist schnell im wichen Trittfirn überwunden, und nach weiteren 15 Minuten über den breiten Grat hinauf ist der erste 4000er Asiens für uns fällig, der Fkis.


            Aufstieg, auf etwa 3800m


            Jetzt wird es endlich mal steiler


            Schon vorbei. Auf dem Mazalatpaß, Blick Richtung Gipfel


            Blick in das südlich gelegene Tal


            Energia und Chimtarga


            Gipfelbild mit Small Ganza im Hintergrund


            Drei Abstiegsvariantenn: Schutt links, Tritte rechts, auf dem Hintern in der Mitte


            So kommt man auch die 40° schnell und elegant runter


            Auf dem Heimweg ins Camp


            Schutt auf 3750m


            Mohn auf 3700m


            Zamok im Abendlicht


            Wieder Zamok und Pakhhamber, dazu der Normalweg über den Gletscher


            Die Alaudinseen kommen in Sicht


            Erneut Zamok


            Zeltplatz am Alaudinsee


            Politekhnik


            Reges Treiben im Camp Alaudin am See


            Und unser Camp vertical

            Der Rückweg gestaltet sich dann erfreulicherweise leichter als der Aufstieg. Den guten Pfad hinunter zum See, dort den ganzen technischen Kram im Blockfelsfeld versteckt (wir kommen morgen eh wieder) und nichts wie runter zum Camp. Dort angekommen wedeln die Russen schon mit den Armen und schicken mich sofort zu Alex für eine Rückmeldung. Er hat sich schon Sorgen gemacht, wobei mir nicht klar ist, warum.

            Den Abend verbringen wir dann mit vier Österreichern, die auf eigene Faust angereist sind und wie wir am nächsten Tag mit Eselsupport zum Mutnye aufsteigen wollen.


            Routenbeschreibung:
            Vom Camp Vertical (2650m) folgt man dem gut ausgetretenen Pfad zum Mutnye (Lake) (3520m, ca. 3h ab Camp). Bei den Zeltplatzstellen biegt man nach links ab und folgt einer Steinmannspur quer durch die Blockfelsen in Richtung Fagitor, VAA-Paß bzw. Aufstieg zum Zamok aus den Blockfelsen heraus. Das feld wird dann rechts haltend umrundet, wobei man zu einem kleinen Bach kommt, welcher eine Rinne direkt unterhalb der Felswand des Fagitors herunter fließt. Man folgt dem Bachverlauf (Steinmännchen, Wegspuren) bis auf etwa 3700m aufwärts. Hier beginnt eine Seitenmöräne etwas rechts vom Weg. Vor der Moräne biegt man rechts ab und wandert dann die Schuttebene in Richtung Gratuela hinauf. Kurz vor dem Aufschwung zu diesem Gipfel dreht man erneut nach rechts und folgt über einen Schuttrücken in einen Kessel (3900m), von dem aus es zu den beiden Pässen Kaznok East und Mazalat weiter geht. Der Mazalatpaß wird bestiegen (Firn, 40° auf etwa 50Hm, sonst flacher) und von ihm aus über einen breiten Gratrücken in Firn bzw. Schutt der Fkis erreicht. Rückweg wie Aufstieg, alternativ kann zum Kaznok East weitergegangen und über ihn abgestiegen werden. Bei uns war der Bereich unter dem Paß jedoch zu stark ausgeapert und steinschlägig.
            After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

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            • opa
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              • 21.07.2004
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              #7
              AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

              schöer bericht und super bilder bis jetzt! freu mich auf die fortsetzung!

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              • diezwiebl
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                • 13.12.2016
                • 22
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                #8
                AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

                ...mehr davon meeehr

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                • sudobringbeer
                  Administrator

                  Administrator
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                  • 20.05.2016
                  • 2486
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                  #9
                  AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

                  Sehr coole Bilder! Neid! Ich warte auf mehr!!!

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                  • Becks
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                    • 11.10.2001
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                    #10
                    AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

                    17.Juli 2017
                    Heute ist Schluß mit Komfort, einem Zimmer mit Betten, Strom (von 20-22 Uhr), Duschen (wahlweise brühheiß oder zu kalt und einer einstelligen Anzahl an Wasserstrahlen), Essen im Restaurant und sowas. Nach dem Frühstück checken wir aus, hinterlegen den normalen Kram in einer Garage und die Wertgegenstände im Zimmer von Alex, schnappen das uns von Alex empfohlene Funkgerät mit der Ermahnung, um 9, 12, 15, 18 oder 21 Uhr zu melden und legen unsere beiden dick gefüllten Expeditionstaschen an den Sammelpunkt, wo die drei Esel (einer für uns, zwei für die vierköpfige Truppe aus Österreich) um 10 Uhr vorfahren sollen.


                    Die Österreicher rücken ab.


                    Schweizer Pärchen, welches auf Zamok war und Energy angetestet hat.


                    Gepäcksammelstelle


                    Schluß mit Komfort

                    Kurz vor 10 Uhr brechen wir mit leichtem Gepäck auf Richtung Mutnye. Den Weg kennen wir ja vom Vortag, aber er ist eh so gut ausgelatscht, daß man ihn nicht verpassen kann. Vegareve und ich treffen nach 3h und einigen Bildern wie geplant oben ein, wenig später folgt Gepäck und die Österreicher. Kurz vor dem Camp latschen wir noch an einer Gruppe vorbei, welche bei meiner besseren Hälfte für Stirnrunzeln sorgt. Die kenne ich doch, aber das kann nicht sein?


                    Alaudinsee


                    Blick zum Alaudinpaß


                    Pik Alaudin im Zoom


                    Einer der Gründe für die notwendigen Filter: eine Herde


                    Fagitor in Sicht


                    Wahnsinn, was Esel tragen können


                    Im ersten Schutt auf 3200m, Vorgeschmack auf die nächsten Tage


                    Zamok



                    Am See dann folgt eine intensive Diskussion über den Zeltplatz. Ich präferiere Plätze abseits des Hauptplatzes in Richtung Fkis/VAA. Weniger besucht, weniger Müll und vor allem fließendes Wasser sprechen für sich. Nach dem Einwurf von Mubin (so heißt der deutschsprachige tadschikische Führer der Deutschen): "Steinschlaggefahr" helfen alle Einwürfe bezüglich seinem Unwissen, den Hinweis auf den Untergrund und etwaiger (bzw. nicht vorhandener) Felsbrocken aka "Steinschlaggut" nichts, die Mehrheit will an den See.


                    Unser Gepäck rollt herein


                    Abladen


                    Weitere Gruppe am See, hinten Energy


                    Zelt steht, Rest muß noch eingeräumt werden.


                    Filter für Faule. Sawyer auf eine abgeschnittete PET-Pulle drauf, auffüllen und in das Gefäß tröpfeln lassen. Langsam, aber wir haben Zeit.


                    Blick zum Energy


                    Zamok und dessen Zustieg.

                    Bei der ersten Besichtigung schwant mir schon übles. Bis 3m an den See heran findet man hinter Steinen Klopapier und andere Hinterlassenschaften, auf dem See selbst bildet sich eine Haut am Rand und die Eselkackhäufen direkt am Wasser sehen auch nicht lecker aus. Hoffen wir mal, der Filter (extra gekauft, nie zuvor so etwas benutzt) hält, was er verspricht, sonst wird das hier wortwörtlich eine beschissene Unternehmung und das Klopapier könnte zu knapp kalkuliert sein...

                    Ich drücke noch eben Mubin eine bestellte Pulle Wodka für seine Gruppe in die Pfoten, dann bauen wir unser Zelt auf einem der freien Plätze auf. Der Rest des Tages vergeht ganz schnell mit Herumlungern, Wasser filtern, Kochen und die Gegend anschauen.

                    Neben all dem ganzen Campinggedöns löst sich eine Frage auf: ja, sie ist es. Gerlinde Kaltenbrunner ist hier und will auf den Energy und wundert sich ebenso wie wir, woher wir denn von diesem Ort erfahren haben und wie wir auf die Idee kommen, hier Urlaub zu machen. Nette Frau und für Vegareve ein nettes Geburtstagsgeschenk, sie zu treffen.


                    Routenbeschreibung:
                    Vom Camp aus zum südlichen Gatter raus und den gut ausgetretenen und mit Setinmmännchen gespickten Weg bis Mutnye. Der Weg steigt in Schüben zu einzelnen Ebenen auf (3000m, 3250m, 3470m), erreicht nach etwas mehr als 2.5h eine Kante bei 3470m und geht von da aus zum See (3h total, T2). Hier hat es am nördlichen Ende zig eingeebnete Plätze für Zelte aller Größen. Wer möchte, kann auch in Richtung VAA-Paß weiter und dort am Bach sein Lager aufschlagen (etwa 10 Min ab Mutnye). Alternativ dazu bietet sich die Ebene südlich vom See in Richtung Chimtarga-Paß an. Hier hat es ebenfalls fließend Wasser, jedoch weniger Ecken, wo man Gepäck verstecken könnte.

                    Abends kommen die Deutschen vom Energy zurück. Laut dem russischen Führer soll es in der Flanke maximal 45° haben, was im drastischen Kontrast zur Angabe der beiden Schweizer steht, die wir heute morgen noch im Camp getroffen haben. Diese haben den Zamok bestiegen, am Energy umgedreht und schätzen die Steilheit auf 70-80° ein. Bleibt wohl nichts anderes als nachzusehen, denn nun haben wir aus einigen Berichten so ziemlich alles zwischen 40 und 80° abgedeckt.
                    After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

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                    • EbsEls
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                      #11
                      AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

                      Großer Glückwunsch & Respekt ... Der Wunsch hat sich wohl erledigt, Ihr hattet ja schon das Glück des Fan-Gebirges.
                      Kenne ich nur aus Sieghard Liebes "Gebirgsfotografie" (mein Lehrbuch für Reisefotografie). War mein Traumziel zu DDR-Zeiten. Aber nun ist es zu spät
                      Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
                      Eberhard Elsner

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                        #12
                        AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

                        Respekt?

                        Naja, also nach Rußland, Tadschikistan und Argentinienmuß ich sagen: alles halb so wild. Man muß sich lediglich bewußt sein, daß keine Rettung kommt, wenn was schief geht, und eben ein paar Gänge zurückschalten, aber ansonsten ist das Ganze wirklich völlig harmlos. An die "Fremde" gewöhnt man sich ganz schnell, der Rest ist wie bei uns.
                        After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

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                          • 23.07.2011
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                          #13
                          AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

                          Zitat von Becks Beitrag anzeigen
                          Respekt?
                          .... An die "Fremde" gewöhnt man sich ganz schnell, der Rest ist wie bei uns.
                          Der Respekt bezieht sich auf den Mut und coolness solche "untraditionellen" Gebiete zu besuchen. Das "Fremde" ist kein Problem, sondern die schöne & spannende Herausforderung.
                          OT: Ich will nächstes Jahr als letzte Herauforderung den sibirischen Altai mit dem Radl machen - "Tschuja-Trakt".
                          Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
                          Eberhard Elsner

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                            #14
                            AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

                            Zitat von EbsEls Beitrag anzeigen
                            Der Respekt bezieht sich auf den Mut und coolness solche "untraditionellen" Gebiete zu besuchen. [/OT]
                            Genau das ist der Trugschluß, den ich meine: es ist nur wie beim Sprung vom 1m-Brett im Schwimmbad. Ungewohnt, aber wenn man mal gehüpft ist: kein Thema. Eigentlich kann ich nur empfehlen, so etwas mal auszuprobieren um zu erkennen: is wie bei uns.
                            After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

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                            • Vegareve
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                              #15
                              AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

                              Nu ja, wäre alles wie bei uns, würde ich zuhause bleiben. Ich fand diese Fremde extrem erfrischend und die Menschen dort sind schon was besonderes. Dazu wird aber Becks sicher noch schreiben.
                              "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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                              • Becks
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                                #16
                                AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

                                18.Juli 2017
                                Nach einer etwas unruhigen Nacht steht heute und morgen das erste hochalpine Ziel auf dem Programm: der Zamok. Alle paar Stunden wurden wir entweder von Eselgeschrei oder Hundegebell geweckt.


                                Und dafür impft man sich gegen Tollwut: der Hund des russischen Bergführers, von dem man maximal totgeschmust wurde


                                Packen


                                Fotobeweis: #1 in der Gruppe is de Gerlinde


                                Los geht es


                                An das Gelände muß man sich gewöhnen - Schutt, grober Rollsplit, Sand

                                Im Camp haben wir zwar widersprüchliche Dinge erfahren, aber das stoppt uns nicht. Der russische Bergführer der deutschen Gruppe meinte, die Bedingungen seien seit Jahren nicht besonders und das Teil gefährlich, die Schweizer (die am Energy umgedreht sind) fanden die Verhältnisse gut. So richtig schlau sind wir nicht, wir wissen lediglich von unserem Bilderführer (mehr dazu unten), daß man den Gletscher wohl nach rechts queren und dann einen Durchschlupf durch den Bruch suchen muß.
                                Während unsere österreichischen Kollegen noch eine Runde Pause einlegen, die deutsche Trekkinggruppe in Richtung Süden aufbricht und Gerlindes Gruppe zum Chimtargapaß aufbricht, packen wir gemütlich Zelt und Eiskram in die Rucksäcke und verstecken die beiden großen Taschen unter den Felsen in einer Kluft.
                                Gegen 10 Uhr brechen wir für die "lächerlichen" 700 Höhenmeter auf, die wir heute auf dem Programm haben, mit dem Ziel Biwakplatz Zamok auf 4260m. Da wir den ganzen Tag Zeit haben, verfallen wir sofort in den gleichen Rhythmus: 45 Minuten Gehen, 15 Minuten Pause.


                                Zentral liegt das Ziel, aber wir müssen nach rechts


                                Unterhalbs des braunen Felskopfs links im Hang geht es hoch


                                Im Anmarsch zum letzten Hang


                                Im Hintergrund der Chinal


                                Schutt *seufz*


                                Es flacht ab, das Ziel ist Nahe

                                Vom Mutnye aus zunächst durch die Blockzone in Richtung VAA, dann über flaches Gelände zum ersten Anstieg entlang eines Bachbetts links (nördlich) vom Fagitor. Hier entscheiden wir uns, einen großen Felskopf im unteren Bereich in der Bettmitte anzupeilen und dann weiter aufzusteigen. Netterweise finden wir ein paar Spuren, kommen aber nicht drum herum, uns eine Seitenmoräne mit 5m im allerfeinsten Rollsplit hochackern zu müssen. Dann wieder folgt der Weg über den Moränenrücken zunächst R. Zamok Gipfelaufbau, dreht nach rechts und folgt dem geröllbedeckten Gletscher nach Süden aufwärts. Irgendwann verlieren sich Wegspuren und Steinmännchen, und erst nach einem Blick auf den Reiseführer wird klar: wir müssen schräg nach links oben den Schutthang hoch und von da aus zum Biwakplatz. Alles leichter gesagt als getan, denn es rollt alles. Nach einiger Zeit erreichen wir dann gegen 14:30 Uhr doch P4260. Netterweise sind einige Plätze bereits eingerichtet und wie ein Schnellcheck ergibt läuft gerade mal 100m neben dem Zelt Schmelzwasser den Hang runter. Die Behälter sind schnell aufgefüllt, den Rest der Zeit verbringe ich mit der Verstärkung der Windschutzmauer.


                                Zeltplatz auf 4260m


                                Das sieht schon lustiger aus - der Weg morgen


                                es dunkelt


                                Blick gen Chimtarga


                                Was haben wir denn da? Eine Wolkenwalze am Adamtash, und der Wind bläst in unsere Richtung


                                Bei uns wirds dunkel


                                Der war echt hoch, den bekam ich nicht mal mit 22mm noch aufs Bild


                                Und der Pakhkamber hüllt sich in Wolken


                                Die übliche Gewitterstimmung vor dem Knall


                                Ich habe mich zwar damit abgefunden, das Wetter nicht gedeutet zu bekommen, und ignoriere die alpenüblichen Warnsignale, aber das ist doch zu viel des Guten. Am Adamtash (mit WindRichtung Zamok) bildet sich eine Wolkenwalze, es grummelt. Der Pakhhamber hüllt sich in Wolken, die Wolken werden bleigrau, und im Blau des Himmels bauen sich unglaublich hohe Wolkentürme auf. Nach etwas Schichterei ist klar: bei der Mauer kann ein Sturm kommen. So viel Schutz hatte ich nicht einmal am Acon, und da hat es ordentlichst gepfiffen.

                                Beim Abendessen kochen legt es dann auch wirklich los. Auf dem Zelt klopft es leicht, wie wenn starke Wind kleine Steinchen aufs Zelt bläst. Blick raus: Graupel. Das wars aber auch schon, außer einer Stunde ganz leichte Eisbällchen von oben kommt - nix. Gelassen pennen wir daher um 20 Uhr ein.


                                19.Juli 2017
                                Der Wecker klingelt um 5 Uhr. Tee kochen, Kram einsammeln, und nach einigen sehr hübschen Sonnenaufgangsbildern geht es zum ersten Berg hoch. Wir folgen dem Pfad ab Zelt bis zum Beginn des Gletschers, steigen problemlos an der linken Seite über Schutt und Lawinenschnee aufwärts und müssen erst auf 4500m das Seil anlegen.


                                Sonnenaufgang I


                                Energia


                                Chimtarga


                                Da geht es rauf


                                Die ersten Meter im Firn


                                Irgendwo da müssen wir durch


                                erste Serakzone, hier kann man mit Eismaterial auch in Falllinie hoch


                                Querung


                                Die Kuppe bin ich hoch, aber da der Spalt breiter wurde, habe ich umgedreht


                                Die rechte Kante. Die Fläche dürfte eine verdeckte Spalte sein

                                Wir folgen weiter links haltend aufwärts und queren erst zwischen dem untersten und nächsthöheren Bruch nach rechts in den Gletscher hinein. Mit zwei Eisgeräten und mehr Schrauben könnte man eigentlich auch links halten direkt die Flanke hoch (geschätzt 45, ev. Stellen 50°, etwa 300 Hm), aber wir haben dazu nicht ausreichend Material dabei. Unter dem ersten echten Serak durch, schräg aufwärts und wir stehen nach kurzer Zeit am Beginn einer Kuppe, welche sich nach links hoch zieht und von einer Spalte mit zwei dürftigen Brücken durchzogen wird. Ich gehe die Kuppe etwas nach oben, aber da sich die Spalte breiter wird, drehe ich um. Wir folgen dann dem Rand der breiten, schneebedeckten Kluft an den rechten Rand, und ganz außen sieht es so aus, als ob man hier weiter kommen würde. Ganz wohl ist mir zwar nicht beim Überqueren der 5m breiten platten Schneeterasse, aber alles hält und ich erreiche die rechte Kante. Hier steilt es ordentlich auf, zudem fehlt der Trittschnee. Da keine Alternative sichtbar ist, schrauben wir uns eben kurz die 50m in 40° Eis hoch, bis das Gelände flacher wird, und wir unter der steilen Gipfelwand des Pakhkamber in Richtung Zamok Vorgipfel durchqueren können. Sobald dieser passiert ist, flacht das Gelände deutlichst ab und geht in Firn über. Problemlos erreichen wir den flachen und breiten Schieferschuttgrat und folgen zum Gipfel. Das letzte Hindernis besteht dann in der Querung eines Firnfeldes im Schatten eines breiten Felsaufbaus im Grat. Hier muß ungesichert ein etwa 100m langes Stück in 30° durchquert werden. Sichern ist nicht, wer ausrutscht landet automatisch unten am Zelt - zumindest teilweise. Vor der Firnrampe lege ich das Seil ab, danach fliegt alles an Eisausrüstung raus, und so geht es beschwingt zum Zamok hoch. Da ich dämlicherweise neben Eisgerät und Steigeisen auch die DSLR abgelegt habe, drehe ich 30m unter dem Gipfel noch eine Ehrenrunde, hole die Cam und genieße dann meinen dritten und Vegareves ihren ersten 5000er.


                                Schrauben frei - in der Eisflanke


                                Sieht ganz ok aus - bei der Querung vom Pakhkamber


                                Gemütlicher Bereich


                                Kein "Emanuelle"-Weichzeichner sondern Wasser im Objektiv - im Firnbereich


                                blick zurück vom Vorgipfel


                                Letztes Hindernis - die Flanke unterhalb dieses Felskopfs


                                Zamok 5070 M


                                Unsere Route. Zur Kuppe mit der Spalte im linken Drittel, nach rechts an die Kante und dann über die Flanke


                                Was sehen wir denn da in der Bildmitte? Eine Brücke


                                Wie immer um 10 Uhr, die Waschküche legt los


                                Wolken im Abstieg

                                Am Gipfel ist es im Windschatten (hier bläst eh kaum ne Brise) erstaunlich warm, nicht einmal Jacke o.ä. benötigt man. Nach einigen Bildern der umliegenden, sich bildenden Waschküche, brechen wir zum Abstieg auf. Nach dem Queren der Firnflanke ergibt ein Check der von hier sehr gut einsehbaren Eisbruchzone: da könnte eine Brücke sein, wo ich heute morgen umgedreht habe. Wir beschließen, den Versuch zu wagen und watscheln zunächst über den flachen, breiten Firn, später dann angeseilt über den Gletscher hinunter zu einem Übergang, der in Fallininie einer Felsformation vom Pakhkamber liegt und schnell gefunden ist.
                                Die ersten Meter sind einfach, ich latsche einfach über deutlich erkennbaren Altschnee bzw. harten Firn rein in den Bruch, die letzten 5m dann werden haarig. Von links kommt die Spalte herauf, die ich heute morgen schon besichtigt habe, rechts weitet sich der Bruch zu einer 20m breiten Spalte. Auf Knien, das Seil gespannt und ständig mit dem Griff eines Stocks den Untergrund sondierend arbeite ich mich in einer S-Kurve über den Bereich und finde dabei so manches Loch. Am Ende angekommen wird das Eisgerät versenkt und Vegareve darf gesichert an einem T-Anker nachkommen. Sicher ist sicher,pfeif auf die Minuten extra. Ungeschoren kommen wir über den Bereich, queren dann zurück an den Gletscherrand, bekommen dabei unterwegs einen Stein von oben ab, ich finde noch die zum Glück kleine Randkluft, dann sind wir raus aus dem Eis, können das Seil ablegen und zum Zelt absteigen.


                                Für die Strecke habe ich 15 Minuten benötigt


                                Im Bruch


                                Zelt in Sicht (Suchspiel)



                                Nach einer Tee- und Kochpause packen wir den Kram zusammen, steigen über den ganzen Schutt zum Mutnye ab und erreichen letztendlich den See, wo wir unser Zelt erneut aufschlagen. Kurz vorm Se begegnen wir noch einer 5er-Gruppe aus Estland, welche sich mit 100L-Rucksäcken(!) auf dem Rücken und in dicken Klamotten gehüllt sich in Richtung Zamok hoch quält. Sie wollten den Chimtarga besteigen, lagen nach dem Genuß von Mutnyewasser jedoch mit Fieber und Brechdurchfall eine Woche flach und nehmen nun den Zamok als Ersatzziel unter die Hufe. K.A., was in den Rucksäcken steckt, aber es ist viel.


                                Nur noch hier runter


                                Schutt, mal wieder


                                Auf dem Gletscher


                                Estländer, dick bepackt


                                Mutnye

                                20.Juli 2017
                                Pausentag


                                Filteranlage


                                Pausengelage


                                Aussicht vom Zelt


                                Frühstück mit frischen Gurken, Käse, Streichwurst und Butter aus der Schweiz


                                Es blüht sogar etwas


                                Leider zu hart für den Kochtopf: Lauch


                                Die übliche Problematik: Eselkacke und Müll


                                Mehr Müll



                                Routenbeschreibung:
                                Vom Mutnye den Weg zum VAA-Paß folgen. Direkt in der Ebene am See vom Pfad weg und in Richtung Zamok (links bzw. nördlich vom Fagitor), Man steigt einen ersten Aufschwung ein Bachbett entlang nach oben, wobei man sich entweder mittig oder ganz rechts nahe des Fagitors hält (Wegspuren, Steinmännchen). Oben erklimmt man am rechten Rand die Seitenmoräne, folgt dieser etwa 50Hm in Richtung Zamok aufwärts, und dreht dann dem Gletscher folgend nach rechts aufwärts. Über den Moränenrücken gelangt man in ein Hochtal, von dem man aus nach links (wieder in Richtung Zamok Hauptgipfel) dreht und den nächsten Schutthang nach schräg links oben begeht. Hier lohnt es sich, in einem Bachbett (erkennbar am schwarzen Fels), welches sich vom linken Felskopf in der Schutthalde herunter zieht, in Fallinie möglichst weit aufzusteigen (Ausstieg mit Steinmann), da hier der Untergrund etwas stabiler ist. Anschließend umrundet man in einer Rechtskurve aufsteigend den letzten Schutt und erreicht den Biwakplatz auf 4260m (T3, 700Hm, etwa 4-5h ab Mutnye).
                                Vom Biwakplatz folgt man an der linken Seite des Gletschers in Richtung Sattel zwischen Pakhkamber und Zamok aufwärts, bis man auf etwa 4500m die erste Bruchzone überschritten hat und das Eis bzw. der Firn aufsteilt. Zwischen dieser und der nächsthöheren Zone quert man Höhe haltend bzw. leicht abwärts nach rechts in den Gletscher (Randkluft!) und peilt den Bereich unter dem ersten Serak an. Dieser wird unterquert, der Gletscher aufsteigend nach rechts begangen und die Hauptbruchzone entweder zentral oder ganz rechts überwunden. Nach der >Bruchzone schräg nach links oben zum Sattel zw. Zamok und Pakhkamber bzw. zum Zamok-Vorgipfel. Über den breiten Grat zum Felsaufbau, und diesen in der Flanke (je nach Lage direkjt am Fels bzw. im Hang) über Firn (30°, etwa 100m) zum gegenüberliegenden Ende und von hier unschwer über den breiten Schiefrschuttrücken zum Gipfel (5070m).


                                Reiseführer oder Bilderbuchreiseführer:
                                Bei der Recherche nach Material über das Gebiet stieß ich auf ein Bilderalbum auf Google von einer Person, welche die ganzen Routen in Bildern eingezeichnet hatte. Die Bilder zusammen mit der Bildunterschrift landeten dann bei mir in einem pdf, welches ich farbig ausgedruckt dabei hatte und uns wirklich weiter half.
                                Zuletzt geändert von Vegareve; 06.08.2017, 11:16. Grund: höhenangabe
                                After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

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                                • Nita
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                                  • 11.07.2008
                                  • 1721
                                  • Privat

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                                  #17
                                  AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

                                  Yeah, Berge, danke

                                  Glückwunsch zum ersten 5000er, Vegareve!

                                  Sieht nach viel Schutt und nicht soo viel Eis aus...täuscht es? Die Aussicht aus dem Camp ist schon gewaltig.
                                  Reiseberichte

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                                  • Vegareve
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                                    • 19.08.2009
                                    • 14383
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

                                    Zitat von Nita Beitrag anzeigen
                                    Yeah, Berge, danke

                                    Glückwunsch zum ersten 5000er, Vegareve!

                                    Sieht nach viel Schutt und nicht soo viel Eis aus....
                                    Leider ja und der Schutt war ziiieemlich anstrengend. ich hätte gern mehr weiss gehabt. Aber der Gletscher war schon so löchrig genug, zu zweit war diese Gegend besser. Die ganze Region apert extrem aus, so werden die Alpen auch bald aussehen, fürchte ich.
                                    "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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                                    • Vegareve
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                                      • 19.08.2009
                                      • 14383
                                      • Privat

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                                      #19
                                      [Bilder-Nachschub]

                                      Auf dem Weg zum FKIS (Fis Kultur i Sport, oder so, diese sowjetische Gipfelnamen sind zum brülen ), 4100 M ungefähr.



                                      Der letzte Gipfelaufschwung, im Hintergrund Pik Energia (5120 M)



                                      Small Ganza (4956 M), auch ein lohnendes Ziel, den wir leider nicht mehr angehen konnten. Eher weiter weg von Mutnysee.



                                      Zamok Hochlager, Abendstimmung mit unserer lieblings Marke





                                      Gletscherbruch mit Becks, kurz vor dem Steilaufschwung auf der rechten Seite (vom Tal aus ausgesehen), den wir als Aufstiegsvariante gewählt hatten.



                                      Die Steilflanke, ging ganz gut, aber sehr exponiert, daher empfiehlt sich bei guten Verhältnissen eher der klassische Weg auf den Schneebrücken in der Mitte des Gletschers.



                                      Nochmal der Gletscher von oben reingezoomt




                                      Im Abstieg, Small Ganza in den Wolken






                                      Bergsteigen kann so enspannt sein
                                      "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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                                      • LihofDirk
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                                        #20
                                        AW: [TJ] Fan-Gebirge, West Pamir

                                        Schöner Bericht

                                        OT: Musso ist übrigens SSangyong in Europa also koreanischer Autohersteller

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