Opinel frittieren / mit Leinölfirnis behandeln (auch für andere Holzgriffe)

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    • 15.06.2014
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    Opinel frittieren / mit Leinölfirnis behandeln (auch für andere Holzgriffe)

    Hallöchen,
    bei den Opinels ist es ja so ein Thema mit dem Wasser... man lässt es kurz aus den Augen, denkt sich nichts und ZACK, hat es irgendwer mit dem restlichen Abwasch in die Waschwanne geworfen. Oder es plumpst in den Fluss. Oder, oder... und dann geht es die nächsten 3 Wochen nicht mehr anständig auf. Abgesehen vom Grind, bestehend aus Tomatenwasser, Sand, Öl und Zwiebelresten, der besonders im Bohrungsbereich schön in den Griff einsickert.. mhjam.

    Lösungsansätze dafür sind sicher so alt wie die Messer selbst, die zwei, die in diesem Beitrag vorgestellt werden sollen, beruhen dabei auf der Polymerisierung (=Aushärtung) von Leinöl in Verbindung mit dem Luftsauerstoff. Idee dabei ist es, dass das Holz auf den obersten Milimetern von Leinöl ausgefüllt wird, welches dann aushärtet und somit Wasser am Eindringen hindert. Ich hab das an meinem Zuhause an diversen Stellen verbaut und finde den Werkstoff "Leinölisiertes Holz" ziemlich klasse, es bleibt beim schön warmen Griffgefühl und einer schönen Farbe, gleichzeitig wird das Holz aber dreckabweisend und Wasser bleibt in Tropfen darauf stehen (!). Bei meiner Arbeitsplatte funktioniert das seit zwei Jahren, ohne das der Effekt nachlässt.

    Vorher muss das Opinel in jedem Fall auseinander gebaut und geschliffen werden, bei Messern mit festverbauten Holzgriffen geschliffen.

    1. Ring ab: Messer verriegeln, Klinge mit Handtuch greifen, kräftig ziehen.. PENG.. und dann den Ring suchen gehen
    2. Achse raus : früher war die Achse vernietet, bei den neueren ist sie das nicht mehr. Wenn sie vernietet ist, auf der Seite ohne Gnubbel so lange mit einem Dremel wegfräsen, bis die Achse gängig ist. Mit Spitzzange rausziehen, mit Schlitzschraubenzieher diagonal hebeln, mit Nagel rausschlagen... dosierte Gewalt hilft. Die Achse geht relativ oft kaputt, Ersatz wird aus einem Nagel mit dem Durchmesser der Achse gebaut, den man passend ablängt und den Kopf auf die Größe des Achskopfes dremelt
    3. Ring abziehen
    4. Klinge rausziehen
    5. Schleifen: 180 Papier zum Vorschleifen, 240 und feiner für das Endergebnis. Der Lack muss ab sein (sieht man an der Farbe zumindest bei Buche deutlich). Innen drin ist schwierig.
    6. Mit feuchten Lappen abwischen

    So, los geht's. Aber vorher:

    Vorsicht!
    Leinöl/Leinölfirnis neigt in geknüllten Lappen zur Selbstentzündung. Die o.g. Aushärtung findet statt, dabei entsteht Wärme, die nicht gescheiht abgeführt werden kann. Die Wräme beschleunigt die Reaktion, mehr Wärme entsteht... puff. Wer keine brennenden Lappen in irgendwelchen Ecken oder im Mülleimer haben möchte, führt die Lappen einer kontrollierten thermischen Entsorgung zu oder hängt sie draußen flach ausgebreitet auf.

    Variante 1: Bratfisch


    Ich bin vor geraumer Zeit über diese Variante gestolpert, wollte aber mein schönes, altes, gereiftes Opinel nicht einer so brutalen Behandlung unterziehen. Zu groß erschien mir die Gefahr von Rissen im Holz, die den postiven Effekt umgekehrt hätten. Nachdem nun aber Schelme in der Kletterhalle den Spind aufgebrochen haben und zwar mein Eierphone im Rucksack gelassen, stattdessen aber mein Opinel mitgenommen haben , war es an der Zeit, sie auszuprobieren. Diese Variante geht nur mit Messern, wo der Griff komplett abmontiert werden kann, um die Wärmebehandlung der Klinge nicht zu gefährden.
    Ziel ist es, jegliches im Holz befindliches Wasser durch Leinöl zu ersetzen. Die Umsetzung ist denkbar einfach:

    500ml Leinöl sowie Opinel-Griff in einen kleinen Topf überführen und erhitzen. Zwei Teelöffel, mit einer Zange auf das Opinel bugsiert, halten es unter Öl. Das Öl wird aufschäumen, aus dem Messer werden Blasen schlagen. Gut so! Am besten die Temperatur beim ersten "Blubberpunkt" eine Weile halten, wenn keine Blasen mehr kommen, weiter erhitzen bis zum nächsten Blubberpunkt. Dabei die Seite, die unten liegt, wechseln. Das Messer wird sich ungleichmäßig verfärben, das gab sich bei mir aber später.
    Ich musste ein ganzes Stück über den Rauchpunkt gehen, bis ich den letzten Blubberpunkt erreicht habe und mein Messer schön dunkel wurde. Das mag sich aber je nach Öl auch unterscheiden. Insgesamt war mein Messer etwa 1 1/2h im Öl. Danach riecht alles nach Fischrestaurant. Das Messer interessanterweise nicht. Geschmackssache.
    Danach eine halbe Stunde abtropfen und abkühlen lassen und wieder zusammen bauen. Freuen.

    Das Messer schrumpt während der Behandlung etwas. Wo, scheint Glückssache zu sein. Meine Klinge saß noch fest, der innere Ring hat aber etwas Luft bekommen. Den äußeren Ring musste ich etwas zusammendrücken, damit er wieder fest sitzt. Wenn die Klinge Spiel bekommt, können kleine Kupfer- oder Teflonringe das Messer retten. Wenn Bohrungen oder so im Griff sind, wäre ich vorsichtig. Ich weiß nicht, ob es dann nicht dort reißt.

    So sieht es jetzt aus (ganz normaler Buchenholzgriff). Wasser perlt ganz hervorragend ab und egal wie unaufmerksam es gewaschen wird, es wird nicht schwergängig



    Variante 2: Was lange währt...

    Wird Leinöl gekocht, mit einigen wertvollen Ingridentien versehen und in teuer aussehende Flaschen verfüllt, entsteht daraus "Leinölfirnis". Der hat die tolle Eigenschaft, schneller zu trocknen als normales Leinöl. Weiterhin kann man mit dieser Methode dem Messer eine Farbe geben - für Leinölfirnis gibt es Pigmente in vielen Farben. Diese werden nach Dosieranleitung in den Leinölfirnis eingebracht (Marmeladenglas als Mischbehältnis hat sich bewährt) und das ganze wirklich gut durchgerührt. Danach wird ein Küchenkrepp in das Öl getunkt und das Messer satt eingerieben. Dabei immer wieder schauen: Wird eine Stelle matt? Wenn ja, wieder drüber gehen. Das kann man an den Stirnflächen des Holzes recht oft machen. Wenn man genug hat, nochmal satt über alles drüber und eine halbe Stunde später allen Überstand schön abreiben (ja, die ganze schöne Farbe geht ab, aber ansonsten wird das Messer klebrig...). 24 h warten. Mit feinem Schleifpapier über alles nochmal drübergehen. Prozedur wiederholen. 24h warten. Prozedur wiederholen. Auf die Lappen aufpassen!.
    Messer 14 Tage liegen lassen.
    (Ja, das ist lange. Ja, man will es ausprobieren... nein! Der Firnis braucht seine Zeit, und am Anfang ist das Holz noch ziemlich empfindlich. Ärgerlich, wenn man gleich am Anfang ewig viel Dreck in das schöne bunte neue Messer einreibt...)
    Freuen.

    Das Farbergebnis ist stark abhängig vom Holz. Ein Buchenopinel ist nur schwach rötlich geworden, das Messer mit Kirschholzgriff im Bild schon intensiver. Weiches Holz wird mit den gleichen Prigmenten wirklich dunkelrot. Die Griffe werden schön hart und wasserabweisend und die Farbe holt die Maserung schön hervor. Weiterhin funktioniert es auch mit fest vernieteten Messern. Nachteil ist halt der Aufwand und die lange Wartezeit...

  • kroessebastian

    Gerne im Forum
    • 16.10.2014
    • 79
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    #2
    AW: Opinel frittieren / mit Leinölfirnis behandeln (auch für andere Holzgriffe)

    Noch ein Tip: verwendet genügend Sorgfalt und Zeit auf das Schleifen. Mein Opinel habe ich mit Beize und Leinölfirnis behandelt, es ist zwar durch mangelnde Sorgfalt beim Schleifen nicht perfekt, aber gerade durch seine "Unperfektheit" ist es auch irgendwie genau "mein Messer ".

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    • Intihuitana
      Fuchs
      • 19.06.2014
      • 2041
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      #3
      AW: Opinel frittieren / mit Leinölfirnis behandeln (auch für andere Holzgriffe)

      edit
      Zuletzt geändert von Intihuitana; 19.05.2017, 06:57. Grund: Ich Idiot hätte erstmal zuende lesen sollen...
      Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

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