[GB] End of the Road... Das letzte Stück auf dem CWT

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Alex79
    Dauerbesucher
    • 05.06.2007
    • 740
    • Privat

    • Meine Reisen

    [GB] End of the Road... Das letzte Stück auf dem CWT

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    So, dass war es also mit dem Cape Wrath Trail...
    Seit Juni sind wir zurück, aber entgegen meiner sonstigen Angewohnheit habe ich mich lange gesträubt, diesen Bericht zu schreiben. Irgendwie habe ich nach dem Abschluss dieses Trails - den wir gemütlich über mehrere Jahre gefolgt sind - zwar das Gefühl ein Ziel erreicht zu haben, aber gleichzeitig damit auch eines verloren zu haben. Die nächsten Schottland-Urlaube werden mich nun immer wieder in Gebiete bringen, die ich zumindest schon einmal gestreift habe. Aber man soll so einen Bericht ja nicht mit dem Fazit beginnen... Also nochmal von vorne und kurz und knapp:

    Nachdem wir 2006 auf dem WHW dem Schottland-Fieber verfallen sind und uns danach aufgrund der vielen Empfehlungen durch Knoydart gesumpft hatten, merkten wir auf einmal, dass es da ja anscheinend weitergeht. Da gibt es anscheinend so einen "Profi-Trail", der oft querfeldein bis zum Cape Wrath führt.

    Spätestens nach unserer Wanderung vom Cluanie Inn nach Strathcarron stand fest, dass wir diesen Weg zu Ende gehen wollten. Dieses Jahr Ende Mai war es dann soweit. Die letzte Strecke stand an und wir hatten mal wieder einige Probleme, an unseren letztjährigen Endpunkt zu gelangen.

    Letztes Jahr hatten wir den CWT am Oykel Bridge Hotel nach einem Abend der Völlerei verlassen. Da auf der A 837 leider keine Busse mehr fahren, blieb uns dieses Jahr nur das Taxi.
    Da die Planung einer solchen Tour einem schon viele Monate vorher das Leben versüßt, war das Taxi ab Ullapool natürlich schon von Deutschland aus organisiert. Flugverbindungen waren dieses Jahr ein echtes Problem. So trafen wir uns am 29.05.2014 dieses Mal in Frankfurt und flogen mit der Lufthansa nach Aberdeen. Nach einer Nacht im Bazpackers in Inverness brachte uns der Citylink am 30.05.2014 bei herrlichstem Wetter nach Ullapool.
    Hier hatten wir uns für eine Nacht im Bunkhouse des Ceilidh Palace einquartiert.

    Bei strahlendem Sonnenschein verbrachten wir den Rest des Nachmittages an der Uferpromenade bei dem ein oder anderen einheimischen Getränk.







    Nach dem Frühstück holte uns das Taxi pünktlich vor dem Bunkhouse ab und brachte uns - bei netter Unterhaltung über das anstehende Unabhängigkeits-Votum - zur A 837 an die Abzweigung zum Loch Ailsh.

    Nachdem wir der Fahrerin mehrfach versicherten, dass wir tatsächlich hier im Nirgendwo aussteigen wollten, fuhr sie mit leicht beunruhigtem Blick zurück nach Ullapool und wir machten uns auf nach Cape Wrath.



    Die Sonne strahlte und wir auch!









    ENDLICH wieder Bog, wenn auch recht fest...





    Loch Carn nan Conbhairean



    Gegen Nachmittag verschwand die Sonne und es wurde tatsächlich etwas kühler... wir brauchten Jacken!





    Plan war, am Gorm Loch Mor das Zelt aufzustellen. Da es langsam dunkel wurde, gingen wir recht flott und füllten auch die schon seit einiger Zeit leeren Wassersäcke nicht mehr auf. Immer mit dem Gedanken "Gleich sind wir da" gingen wir mindestens noch 2 Stunden ohne Wasser, obwohl uns die Sonne am Mittag ziemlich ausgelaugt hatte. Das letzte Stück zum Gorm Loch Mor war somit ziemlich hart, was aber hauptsächlich unsrer Unvernunft zuzuschreiben war. Zudem brauchten wir noch sehr lange, einen "geeigneten" Zeltplatz zu finden. Schlussendlich bauten wir das Zelt auf einer kleinen Grasfläche mitten im Bog auf. Davor gab es jedoch einen guten Liter Wasser für jeden, so dass der Kreislauf sich wieder etwas stabilisierte.



    Nachts röhrten die Hirsche, was etwas gespenstisch war, da sie sehr nahe sein mussten, wir sie aber wegen der vielen Hügel nicht sehen konnten.

    Am nächsten morgen fanden wir noch diese Tatzenabdrücke neben dem Zelt, welche ich auch heute noch nicht zuordnen kann. Welche Säugetiere ohne Hufen gibt es denn in Schottland?



    Heute ging es zu Beginn einige Kilometer querfeldein zum Loch an Eircill. Davor mussten wir uns noch durch die Reste der Krater- und Flusslandschaft am Gorm Loch Mor kämpfen.





    Am Loch an Eircill kamen wir wieder auf einen festen Weg. Die Schotten scheinen mit Begeisterung Wege ins Nichts zu bauen...
    Der Abstieg zur Glencoul Bothy ist nichts für kaputte Knie (davon soll es ja einige unter den Schottland-Begeisterten hier im Forum geben)!!!



    An der Bothy gab es schottisches Kompressionsbrot mit Dosenwurst. Glencoul ist keine schöne Bothy, aber man hat sogar Handy-Empfang, da es recht nah an Kylesku ist. Nachdem wir noch einen kurzen Schauer abgewettert hatten, ging es zur Glendhu Bothy. Hier gibt es einige Erzählungen, dass der Einstieg zu dem Pfad ab der Glancoul Bothy schwer zu finden sei. Das scheint sich auch bei den Schotten herum gesprochen zu haben. Wie es sich für Schotten gehört, bauen sie diesen Pfad daher gerade gut sichtbar aus. Zumindest die ersten paar Meter waren im Juni daher schon mit einem kleinen Bagger gut sichtbar angelegt.
    Nach diesen paar Metern gingen wir jedoch wieder auf dem ursprünglichen Pfad. Dieser ist sehr exponiert und an einigen Stellen geht man ein Stück neben einem fast senkrechten Steilhang entlang. Wenn man da die Berichte von Leuten liest, die hier pfadlos herumgeklettert sind...

    Blick zurück nach Glencoul:



    Die Strecke von Glencoul nach Glendhu sollte man übrigens nicht unterschätzen! Das "letzte" Stück am Loch Gleann Dubh zieht sich ewig!

    An der Bothy angekommen trafen wir auf so eunen UL-Schotten, der es sich schon in einem der Zimmer gemütlich gemacht hatte. Anfangs belächelte er mit mitleidigem Blick unser "Wohlfühlequipment", den angebotenen Whisky nahm er jedoch freudig an und auch unsere "Motivations-Schokolade" machte bald durchaus Sinn für ihn. Bei gutem Ardbeg ging der Abend mit netter und ausführlicher Ausrüstungs-Diskussion zu Ende.

    Am nächsten morgen war das Wetter bescheiden und wir hatten einfach keine Lust auf den Marsch nach Rhiconich!
    Das schöne an diesen Urlauben ist ja immer der Plan B... Somit entschieden wir, einfach nur bis Kylesku zu laufen, dort einen Tag bei Burger und Bier im Hotel zu verbringen und am nächsten Tag mit dem Bus nach Rhiconich zu fahren. Es kommt immer anders als man denkt...

    Glendhu:



    Der Weg nach Kylesku, von dem nach der Hälfte der CWT Richtung Norden abzweigt, ist ein guter Schotterweg. Auch der CWT scheint - nach allem was wir gesehen und später gehört haben - bis Rhiconich gut ausgebaut.



    In Kylesku traf uns mal wieder das Schicksal mit all seiner Härte: Das Hotel war ausgebucht.



    Auch Uhr kein Bus mehr nach Rhiconich. Wohl aber nach Ullapool !

    Ja, wir sind manchmal etwas faul, aber wir haben ja auch Urlaub... Also fuhren wir mit dem Bus zurück nach Ullapool und übernachteten wieder im Bunkhouse. Wie gut doch so ein Burger schmeckt!

    Am nächsten morgen fuhren wir mit dem Bus gleich bis Kinlochbervie, da wir uns die paar Kilometer auf der Straße von Rhiconich nach Kinlochbervie sparen wollten.



    In dem kleinen Laden kauften wir uns noch jeder zwei Dosen "Motivations-Bier" und dann ging es im strömenden Regen mehrere Kilometer die Straße entlang. Kurz vor Blairmore bogen wir ab Richtung Strathan Bothy.

    Der Schaffänger von Blairmore...



    Vergesst übrigens den bei OS eingezeichneten Pfad von Blairmore zur Bothy... Oder wir waren einfach nur zu blöde ihn zu finden...



    Kurz vor der Bothy klarte das Wetter wieder auf. Falls übrigens nochmal jemand was über die "nicht vertrauenserweckende" Brücke zwischen Sourlies und Inverie schreibt, sollte sie/er mal die Brücke vor Strathan sehen... Wer da rüber geht ist selber schuld!

    Strathan mit Motivations-Trink:



    Sehr schöne Bothy! Leider ein großes Zecken-Problem. Nach dem "vor dem Schlafengehen-Gang" hatte ich sieben (7!!!!!) Zecken an einem Bein! Alle hatten schon schön zugebissen...

    Am nächsten Tag ging es zur Sandwood Bay. Ich hatte mich schon all die Jahre auf diesen legendären Strand gefreut. Nun sollte ich ihn also endlich sehen. Und das bei bestem Wetter!



    Am Sandwood Loch standen schon einige Zelte. Anscheinend ist Sandwood auch für Einheimische ein beliebtes Ausflugsziel.

    Posing:



    Herrlich...



    Ein bis zwei Stundenverbrachten wir einfach in den Dünen liegend, bis wir uns zur Strathchailleach Bothy aufmachten. Immer wieder sahen wir dabei Richtung Cape Wrath Rauch aufsteigen. Heute waren noch Übungen der RAF, aber morgen sollten wir laut telefonischer Auskunft ohne Probleme nach CW laufen können.



    Strathchailleach Bothy



    Abends kam noch ein Deutscher und seine amerikanische Wandergefährtin, die den ganzen Weg in Trailrunnern machte. Ich weiß, dass das mittlerweile viele machen, aber als ich diese Ballett-Schühchen sah, konnte (und kann) ich mir nicht vorstellen, damit in solch einem Gelände zu laufen. Anscheinend war sie dies jedoch gewohnt, da sie erzählte, dass sie schon Fernwanderwege auf der ganzen Welt mit dieser Art von Schuhen zurückgelegt hat. Respekt!

    Wir stellten uns früh den Wecker, da wir um 13 Uhr am Leuchtturm sein mussten, um den Bus zu erreichen. Als wir aufstanden, war die Welt im Nebel. Verdammt! Man konnte keine 50 Meter weit sehen.
    Wir entschieden, dennoch diese Chance zu nutzen. So oft steht man nun nicht 10 Kilometer vor CW.

    Wir verabschiedeten uns von den Beiden, die später aufbrechen wollten, da sie eh im Leuchtturm Bunkhouse übernachten wollten.

    Los ging es durch den Nebel.



    Die Sicht wurde immer schlechter. All die Jahre hatte ich einen Kompass dabei, aber bei unseren "Tal-Wanderungen" nie gebraucht. Nun hatte ich ihn erstmals daheim gelassen. Eine riesen Dummheit, die ich NIE wieder machen werde!

    Nach dem Zaun, der das Übungsgelände umschließt, wurde es immer schlechter mit der Sicht. Auf einmal tauchte ein Wanderer aus dem grauen Nichts auf, einen Kompass in der Hand. Der Glückliche. Wir redeten kurz mit ihm und er konnte kaum glauben, dass wir es bis hierher ohne Kompass geschafft hatten. Sagte es, verabschiedete sich, und verschwand im Nebel... Da standen wir nun und konnten es kaum fassen, diese Chance nicht genutzt zu haben. Geschweige denn daran gedacht zu haben...

    Tja, so sah es um uns herum aus:



    Irgendwann holte Swen sein Iphone aus der Tasche und startete die Kompass-App, die aber auch ziemlich schwankte. Mir kam die ungefähr angezeigte Richtung total falsch vor und leider setzte ich mich durch.
    Nach ein oder zwei Stunden im übelsten Sumpf waren wir Nass bis auf die Haut und sahen nichts außer weiterem Sumpf. Etwas Panik hatten wir da schon...
    Ich war mir mittlerweile meiner Kartenkunde und meinem Bauchgefühl auch nicht mehr sicher (endlich...) und so drehten wir um 90 Grad und folgten Swens Kompass-App.

    Einige Zeit später fanden wir endlich die Straße, die zum CW führt. Diese Erleichterung kann man sich kaum vorstellen. Mitten im Regen gab es auf der Straße ein "überlebt" Kippchen.

    Da wir lange Zeit nach Osten gelaufen waren, mussten wir noch einige Kilometer auf der Straße zurücklegen. Am Leuchtturm angekommen wartete schon der Bus. Wir mussten uns also beeilen, was bei dem Wetter jedoch nicht so schwer fiel.

    Wie haben wir uns all die Jahre unsere Ankunft am Leuchtturm ausgemalt... Schlussendlich sah sie so aus:



    Wenn man genau hinsieht, erkennt man im Nebel den Leuchtturm 10 Meter entfernt...

    Egal, total durchnässt ging es in den Bus und mit der Fähre über den Kyle of Durness. Wir hatten unseren Puffertag nicht benötigt, so dass wir nun schon einen Tag zu früh in Durness ankamen. Unser für den nächsten Abend gebuchtes B&B hatte glücklicher Weise unser Zimmer schon frei, so dass wir uns bei diesem Wetter wenigstens nicht noch pitschnass ins Zelt legen mussten.

    Den nächsten Tag verbrachten wir dann wieder bei Sonnenschen (haben wir uns geärgert...) am Strand von Durness.



    Das war es also. Mal schauen, wo es uns in den nächsten Jahren hinführt. Eins ist jedoch sicher: ich habe dann einen Kompass dabei...

  • Rainer Duesmann
    Fuchs
    • 31.12.2005
    • 1642
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [GB] End of the Road... Das letzte Stück auf dem CWT

    Klasse, vielen Dank.

    Rainer
    radioRAW - Der gesellige Fotopodcast

    Kommentar


    • Ruckie
      Anfänger im Forum
      • 23.10.2011
      • 21
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: [GB] End of the Road... Das letzte Stück auf dem CWT

      Vielen Dank für deinen Bericht. Hat mir gerade mein Frühstück versüßt, da ich im April auch auf dem CWT unterwegs sein werde.

      Kommentar


      • Borderli
        Fuchs
        • 08.02.2009
        • 1734
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [GB] End of the Road... Das letzte Stück auf dem CWT

        Vielen Dank für den Bericht!

        Ein jahrelang andauerndes "Projekt" wurde erfolgreich zu Ende gebracht. Wie geht es weiter? Hast du schon Pläne für die nächste Tour?

        Kommentar


        • Glenfiddich
          Erfahren
          • 19.02.2012
          • 278
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [GB] End of the Road... Das letzte Stück auf dem CWT

          Wieder einmal ein prima Bericht von dir. Danke dafür. Bei den Küsten/ Strandbildern könnte man so in die Badehose springen, obwohl da ein Neoprenanzug sicher die bessere Wahl wäre

          Und schon neue Pläne im Kopf ?
          Ich habe Talente, Rechtschreibung gehört nicht dazu.

          Kommentar


          • Hunter9000
            Dauerbesucher
            • 02.06.2012
            • 671
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [GB] End of the Road... Das letzte Stück auf dem CWT

            Sehr schöner Bericht. Hat viele Erinnerungen an meine eigene Reise aufgefrischt. Danke!

            Kommentar


            • Alex79
              Dauerbesucher
              • 05.06.2007
              • 740
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [GB] End of the Road... Das letzte Stück auf dem CWT

              Zitat von Glenfiddich Beitrag anzeigen
              Und schon neue Pläne im Kopf ?
              Überlege entweder über Glenfinnan ans Loch Morar zu wandern, oder aber irgendwie nochmal vom Glen Affric zur Maol Budhie. Das waren für mich im Nachhinein die schönsten Ecken.

              Kommentar

              Lädt...
              X