[DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

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  • Torres
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    • 16.08.2008
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    [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Viele Grüße,
    kalte Füße,
    ein Ochsenweg bot die Genüsse.
    Doch am Ende
    waren es die Hände.



    Dieser Reisebericht ist den Menschen gewidmet, die der Meinung sind, es gäb kein schlechtes Wetter, sondern nur die falsche Bekleidung.




    Der Ochsenweg oder Heerweg (dänisch: Hærvejen) ist ein Landweg zwischen Wedel, Schleswig-Holstein und Viborg, Dänemark. Seine Ursprünge liegen vermutlich in der Bronzezeit. Über viele Jahrhunderte war er eine wichtige Pilgerroute und gut 500 Jahre die Verbindungsroute für den Ochsenviehtrieb aus Jütland zu den Märkten an der Elbe. Bis zu 50000 Ochsen wurden jeden März den Weg entlang getrieben, um die Städte mit Fleisch zu versorgen. Erst mit dem Bau der Eisenbahnlinien verlor er im 19. Jh. seine Bedeutung.

    Seit 1998 ist der Ochsenweg ein Fahrradweg, der in seinem deutschen Teil von Wedel bis nach Flensburg führt. Er ist in eine Westroute und eine Ostroute geteilt, eine Teilung, die historisch bedingt ist. Die Abschnitte führen so gut es geht den Originalweg entlang, aber natürlich sind einige Teile mittlerweile Schnellstraßen geworden oder werden anderweitig genutzt. Die Ostroute ist 234,53 km lang und umfasst 360 Höhenmeter. Die Westroute ist 232 km lang. In Dänemark wird der Weg unter dem Namen Hærvejen weitergeführt. Dieser Reisebericht erzählt von der Ostroute von Wedel bis Flensburg.






    Für Insider:

    Achtung:
    Der Reisebericht enthält Anteile (Spuren) von Urban Outdoor. Für eventuelle Gesundheitsschäden wird keine Haftung übernommen.
    Zuletzt geändert von Torres; 18.12.2014, 16:17.
    Oha.
    (Norddeutsche Panikattacke)

  • Rattus
    Lebt im Forum
    • 15.09.2011
    • 5177
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    #2
    AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

    Fängt ja gut an
    Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

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    • Gast-Avatar

      #3
      AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

      Mir wird es wohl zu flach sein! Bin allerdings trotzdem interessiert.

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      • gargantula
        Erfahren
        • 09.12.2013
        • 222
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

        Ich freue mich auf den Bericht. Kennst du auch den dänischen Teil des Weges?
        Grüße
        “Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn man nichts mehr hinzufügen, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.”

        (Antoine de Saint-Exupéry, französischer Schriftsteller, 1900 – 1944

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        • Torres
          Freak

          Liebt das Forum
          • 16.08.2008
          • 30593
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          #5
          AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

          Vorbereitung

          Es ist die Woche des dritten Advents. Die besinnliche Jahreszeit. Weihnachtsfeiern. Weihnachtsgebäck. Weihnachtsmärkte. Tannenduft. Das Wetter wechselt zwischen sonnig-kalt und stürmisch-nass-feucht-kalt. Die Tage sind kurz und früh wird es dunkel. Wer Stil hat, setzt sich mit einem guten Buch und einem hervorragenden Cognac an den Kamin. Auf ods plant man die Wintertreffen und hofft auf Schnee. Einsilbige Herren und Pulverfans buchen widerspruchslos Zimmer im Hotel (das wird noch wichtig!). Man fachsimpelt über Isomattenisolierung und Outdoorweihnachtsgeschenke. Kurz: Das perfekte Wetter für eine Radtour.

          Augenblicklich steige ich in eine detaillierte und exakte Planung ein, die nichts dem Zufall überlässt. Die Probetour Anfang des Monats hatte bereits schwerste seelische Schäden hinterlassen, als ich trotz größten Einsatzes von Muskelkraft mit dem gelben Fahrrad einfach nicht vom Fleck kam. Ein dahingeworfener Satz auf einer Weihnachtsfeier : „Als Oma 82 wurde, mussten wir ihr beibringen, dass sie nicht mehr Skifahren darf“, bekommen vor diesem Hintergrund eine völlig neue Bedeutung. Am Anfang der dritten Adventswoche hatte ich mich von dem Schlag soweit erholt, dass ich das Stadtrad in die Werkstatt bringe, um Winterreifen aufzuziehen. Am Dienstag folgt das gelbe Rad, um endlich die Gewissheit zu erhalten, dass der Gummihammer nicht das Rad ruiniert hat. Am nächsten Tag (Mittwoch) erhalte ich die Diagnose: Nein, der Exzenter ist völlig in Ordnung. Die holländischen Werkstätten wussten wohl nicht wie das funktioniert. Ich habe nur das Tretlager gewechselt. TRETLAGER? Kann das heißen, dass das Fahrrad schwer zu fahren war? Ja, das war kein Tretlager, das war ein Mahlwerk.

          Auf dem Rückweg bekomme ich das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Von müden Beinen keine Spur. Das Fahrrad fährt sich wie ein Traum. Ich fahre eine Extrarunde. So schön fuhr das in England nicht. Eigentlich fuhr das so noch nie. Ich pfeife auf das Fahrrad mit den Winterreifen. Ich werde das gelbe Fahrrad nehmen.
          Am Abend erfahre ich bei einem Treffen, dass der Ochsenweg gut zu fahren ist. Bei Trockenheit gibt es aber sehr sandige Abschnitte, wo man schieben muss, weil es für Räder höchstens eine winzige Spur gibt. Nun, das betrifft mich sicherlich nicht, ich rechne mit viel Regen. Das Gespräch befriedigt mich. Die Entscheidung ist so gut wie gefallen. Der Ochsenweg kann kommen.

          Nun geht es Schlag auf Schlag. Am Donnerstag abend lade ich die Tracks herunter. Westroute oder Ostroute? Perfektionistisch wie ich bin, beschließe ich, die Entscheidung vor Ort zu fällen. Der Flyer weist Hotels aus, ich lade ihn herunter. Viele sind es ja nicht, die hier verzeichnet sind, und ob sie offen sind, werde ich vor Ort schon sehen. Zelten werde ich auf jeden Fall nicht, das ist bei dem zu erwartenden Wetter einfach zu brutal. Radfahren ist nicht wandern. Ich habe da schon meine Erfahrungen machen dürfen. Obwohl wildcampen rechtlich sogar möglich wäre. Den dänischen Teil werde ich mir für später aufsparen. Soviel Zeit habe ich leider nicht zur Verfügung, und ich weiß nicht, ob ich dort im Winter an der Strecke ausreichend Wasser finde, sollte ich die Naturlagerplätze nutzen können / müssen.

          Sturmtief Billie kommt und verstärkt die Tendenz zu Cognac am Kamin. Der Freitag ist als Starttermin gestrichen.
          Die Voraussage für Samstag ist dagegen vielversprechend. Vor Freude räume ich überfälligerweise engagiert mein Outdoorgerümpel auf – so etwas nennt mal wohl Übersprungshandlung. Gegen Mitternacht fällt mir auf, dass ich vielleicht schon einmal packen sollte, damit es morgen schneller geht. Die Idee überzeugt mich und so schreite ich zur Tat. Wie üblich werfe ich alles auf einen vorläufigen Haufen. Es wird ja nur eine Hoteltour, viel brauche ich also nicht:

          Unna
          Antelope
          Reactor
          Prolite Plus woman
          Evazote
          ein paar Nudeln
          Besteck
          Kulturbeutel
          Handtuch
          Reserveshirt
          Schlafshirt
          die fettesten Socken, die ich besitze
          Poncho
          Regenhose
          Fahrradgamaschen
          Windshirt
          Radweste reflektierend
          Kamera
          Ladegeräte
          Ersatzschlauch und Flickzeug
          Ersatzhandschuhe (Daune für Radfahrer)

          Den Rest werde ich am Körper tragen (Icebreaker 200, Mufflon Jacke, Baumwollmischjacke, Woolpower Long John 400, Outdoorhose, Unterwäsche, Wanderschuhe, Handschuhe, Sturmhaube, Winterbuff, Sommerbuff). Allein die Mufflonjacke dürfte jedem Uler die Tränen in die Augen treiben. Ich schätze ihr Gewicht auf 2 kg.

          Am Samstag stehe ich früh auf, um all die Dinge in meinen wasserfesten Packtaschen zu verstauen. Das Zelt kommt in die RD Harness Lenkertasche, damit ich einen Kartenhalter habe. Der RD Gastank transportiert wieder die Heringe. Verzweifelt lade ich noch ein paar Reserveakkus, es war mir völlig entfallen, dass sie leer sind, naja, muss auch so gehen, ich schlafe ja sowieso im Hotel. Die Suche nach der Long John schildere ich jetzt nicht genauer und auch nicht, dass ich die Regenhose dort finde, wo ich sie gestern mehrfach gesucht habe. Ich verarbeite den Rest des vorhandenen Brotes und schmiere drei große Stullen mit Käse und Salat. In der Mitte durchgeschnitten sind es schon sechs. Das wird dennoch nicht reichen, denn Mittagessen fällt aus, aber am Bahnhof in Wedel kann ich ja weitere Wegzehrung erwerben. Die Bäckerei dort kenne ich schon.

          Ich bin schon aus der Tür, als mir der Gedanke kommt, ich könne ja zur Halterung auch die Schleswig-Holstein Radkarte mitnehmen. Die liegt immerhin dort, wo sie sein soll, und so radele ich gegen 11.05 Uhr tatsächlich los. Es ist windig und kalt und für einen Moment finde ich die Idee gar nicht mehr gut. Das riecht verdammt nach Tourabbruch.
          Die erste Bahn verpasse ich und helfe dafür ein paar Touristen auf den richtigen Weg. Mit Umsteigen sitze ich bald darauf in der S1 Richtung Wedel. Gegen 13.00 Uhr bin ich da. Die Bäckerei ist geschlossen. Wo ist die nächste? Ich lenke den Blick in Richtung Einkaufsstraße und bemerke einen Weihnachtsmarkt. Die belegten Brote müssen reichen. Abmarsch. Startpunkt ist laut GPS- Track am Roland auf dem Marktplatz. In 3 Stunden wird es bereits dunkel werden.


          Zuletzt geändert von Torres; 18.12.2014, 11:04.
          Oha.
          (Norddeutsche Panikattacke)

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          • schneehuhn
            Gerne im Forum
            • 08.07.2005
            • 57

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

            schön, ein weiterer Bericht von Torres
            und den Ochenweg finde ich richtig gut, die Verlängerund nach DK ist unbedingt zu empfehlen

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            • Torres
              Freak

              Liebt das Forum
              • 16.08.2008
              • 30593
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

              Sa., 13.12.2014 Wedel-Ellerhoop. 40,6 km


              Ich stehe am Roland und der Radweg führt laut Track zunächst Richtung Schulau an die Elbe. Dabei könnte ich schwören, dass der Ochsenweg ein paar Meter weiter an der Hauptstraße beginnt. Ich war hier nämlich schon einmal: Bei meiner WAI-Transporttour nach Sylt aus dem Januar 2010 (sic!). Klick Aber die ADFC Karte bestätigt die Version des Navis, und ich rolle Richtung Schulau. Die Straße kommt, an der ich damals hingefallen bin: Sollte das die Abzweigung sein? Einen Wegweiser finde ich nicht, wie üblich, in Wedel weiß vermutlich jeder außer den Touris, wo es entlang geht. Also fahre ich noch ein Stück weiter geradeaus. Aber nein, die Abzweigung war richtig. Schon damals bin ich auf die fehlende Beschilderung hereingefallen. Ich wende und grüße einen Radfahrer, der mich geflissentlich übersieht.

              Ich biege also in die Straße ein, der das WAI den schweren Schaden verdankt, den Göttergatte 3 oder 4 Jahre später fachgerecht reparieren musste. Ich zitiere mich selbst

              (05.01.2010) Es ist lausig kalt und schon 8.00 Uhr und ich bin gerade mal in Schulau. Oh Gott. Schulau ist zwar schon Schleswig-Holstein, aber Hamburg immer noch in greifbarer Nähe. Ich entscheide mich, über Holm nach Elmshorn zu fahren...... Ich suche den Radweg, biege daher in eine vereiste Straße ein, die Straße ist falsch, ich wende und lege mich auf blankem Eis voll auf die Schnauze. Es tut weh, aber es hilft nix, ich muss weiter. Ich denke an die alte BMW Motorradfahrerweisheit: Fahre immer mit Koffern, auch wenn sie leer sind - legst Du Dich hin, sind die Koffer kaputt, aber die Knie bleiben heil. So ist es!


              Foto. Hier war die historische Stelle.





              Beeindruckt von meinem damaligen Mut gebe ich Gas und erfreue mich an der trockenen, schnee- und eisfreien Straße. Schon wird mir wärmer. Es sind 4 Grad über Null und die Sonne scheint. Ich kann mich nicht beklagen.

              Am Ende der Straße beginnt ein unbefestigter Weg.





              Hier befindet sich der Motorboot Club Schulau.





              Und schon sehe ich den Deich.





              Das Fahrrad.





              In einem Moment der Schwäche überlege ich, wieso ich eigentlich so bekloppt bin, das ganze Zeltgerödel mitzunehmen, obwohl ich nur eine Hoteltour mache. Aber ich kenne mich: Habe ich die Sachen nicht dabei, finde ich auch kein Hotel. Also Schluss der Diskussion.
              Die grüne Kartenhaltertasche auf dem Lenkrad fliegt später in die Packtasche. Sie ist nicht wasserdicht und entbehrlich. Ich esse etwas Brot.


              Deichlandschaft. Ach, der vermeintliche Umweg ist eigentlich doch recht schön. Wegweiser suche ich vergebens.





              Manchmal wäre ein Zoom nicht schlecht.





              Die Elbe.





              Und das ist wohl die Binnenelbe.





              Ich reisse mich von dem Anblick los, denn nun geht es ins Binnenland. Auf einer Wiese lassen sich Scharen von Gänsen nieder. Sie machen einen Höllenlärm.





              Einige wenige Spaziergänger sind unterwegs und wie ich es in England gewöhnt bin, grüße ich. Mühsam ringen sich die Gegrüßten den Gegengruß ab. Zu städtisch das Umfeld oder man grüßt nur Bekannte.





              Noch ein paar Ruhestörer.





              Ich bin jetzt wieder kurz vor Wedel. Im Augenwinkel sehe ich ein Schild, dass dieser Weg ein Zubringerweg zum Ochsenweg ist. Aber ein Foto mache ich nicht. Gleich wird sicherlich der offizielle Einstieg in den Ochsenweg beschildert werden. Denke ich.

              Ich überquere die vielbefahrene B 431 und hier ist der Einstieg:





              Man bemerke die Vielzahl der Schilder, die das Erlebnis, was nun vor mir liegt, vorbereiten. Das gelbe Schild ist übrigens eine Hausnummer.

              Ich befinde mich in Baumschulen- und Blumenzuchtgebiet.





              Der Regen von gestern hat Spuren hinterlassen, und ich ziehe meine Radgamaschen an, um mich gegen Wasserspritzer zu schützen. Das Wetter wird nun immer schöner.








              Ob da wohl Ochsen dabei sind?





              Stille.





              Und dann: Ein Schild!





              Von jetzt an kann man auch recht zuverlässig den Schildern folgen. Der Querweg ist einer der typischen Plattenwege. Die Straße nennt sich Holmer Grenzweg.





              Es ist Pferdegebiet hier. Eine Frau auf dem Pferd kommt mir entgegen, und sie ist die erste und eine von zweien in diesen Tagen, die Emotionen zeigt, als sie mich sieht. Eine Radtour bei diesem Wetter, das findet sie bemerkenswert. Ich winke ihr zu. Kurz darauf nähere ich mich einem Wäldchen.

              Verwunschen....





              Denn nun befinde ich mich in den Holmer Sandbergen. Immerhin: 73 Meter Höhe. Ja, auch wir haben hier Berge!











              Als ich die WAI Tour gefahren bin, lag hier eine feste Schneedecke. Es war schön zu fahren hier und ich wollte ein Bild vom See machen, hatte dann aber nicht angehalten, weil ich nicht bremsen konnte. Auf den kleinen See freue ich mich schon. Leider bin ich hier nicht alleine. Ein Radfahrer raucht im Unterstand hektisch eine Kippe und hat sein Fahrrad mitten im Motiv angelehnt. Vermutlich ist er ganz nett, aber ich habe gerade wenig Neigung zu Kippenmief und Gespräch. So konzentriere ich mich ganz auf die Romantik:








              Die Sandberge sind Flora-Fauna-Habitat Gebiet. Der Sand wurde seit der letzten Eiszeit von der Elbe an die Ufer transportiert und durch den Wind wurden daraus Wanderdünen. Der Mensch hat zwischen 1880 und 1890 durch Aufforstungen und Anpflanzungen in die Natur eingegriffen, um die Felder zu schützen. So wurden die Dünen zurückgedrängt.
              Über die Strecke zwischen Wedel und Holm habe ich damals folgendes geschrieben:

              Ich fahre Landstraße in den Ort (Anm: Wedel) und finde tatsächlich den nicht ausgeschilderten Ochsenweg und gebe Gas. Der verschneite Weg ist relativ festgetrampelt, ich komme leidlich gut voran, aber die Strecke kostet Kraft. Ein zugefrorener See (Anm. Der See in den Holmer Sandbergen) lockt mich, Fotos zu machen, aber ich will weiter und erreiche gegen 10 Uhr Holm. Ich schätze, ich bin vielleicht 10-12 km in 4 Stunden gefahren und bin deprimiert. Ich kaufe Wasser, Orangina und zwei Brötchen, die so knackig sind, dass die Hälfte auf dem Boden landet. Meine Hände sind eiskalt, so komme ich nie nach Sylt!


              Am Ende des Wäldchens befindet sich ein Parkplatz. Die Hunde bellen, und ich stelle fest, dass man hier die Fahrräder mit dem Auto in den Wald fährt. Ich grüße, aber man würdigt mich keines Blickes.

              Weiter geht es.











              Einfach schön.





              Ich bin überrascht, wie bunt die Natur noch ist. Es ist dem traumhaften Sommer geschuldet, der sich von März bis November hinzog. Weder richtigen Frost noch Schnee hatten wir bisher. Sollte das der Klimawandel sein, mir ist er recht.

              In Holm führt der Weg um die Hauptstraße herum. Interessant für mich, denn ich kenne die Gegend recht gut. Damals bin ich durch den Ort geradelt.

              Ein Stück auf dem Radweg an der vielbefahrenen B 431 folgt, ein Rennradler huscht vorbei. Ich erinnere mich, wie ich vor fast 5 Jahren an dieser Stelle gefroren habe. Es waren Temperaturen um die – 1 Grad und meine Ausrüstung war damals noch nicht sehr durchdacht. 30 kg Gepäck hatte ich dabei. Fleecejacken, die nur nass wurden, aber nicht wärmten, weil sie nicht winddicht waren. Die falschen Handschuhe. Einen wasserdichten Ortliebrucksack für den Schlafsack. Eine untaugliche Thermoskanne. Brrrh. An so einem warmen Tag wie heute erinnert man sich gerne. Fünf Grad mehr sind fünf Grad mehr. Ein Schild verweist auf Weihnachtsbäume.

              Links ab geht es auf einer Nebenstraße Richtung Uetersen. Ein paar wenige Autos überholen mich ungelenkt. Radfahrer scheinen sie um diese Jahreszeit zu überfordern. Ein Flugzeug kreist am Himmel, in der Nähe ist ein Regionalflughafen.





              Und dann komme ich an diesen Unterstand, und wieder muss ich lachen. Ich zitiere mich selbst:


              Zwischen Heist und Moorege halte ich an einer Bushaltestelle und lege mich fies auf die Schnauze, als ich versuche, vom Fahrrad zu steigen. Es hat schon seinen Grund, warum ältere Herren Damenfahrräder kaufen! Ich bin noch deprimierter, noch bin ich gerade einmal 45 Autominuten von meinem Wohnort entfernt und es geht schon auf Mittag zu.


              Richtig. Meine Beine waren damals so kalt und das Fahrrad so hochbepackt, dass ich das Bein nicht mehr über den Sattel bekam und vorsichtig das angewinkelte Bein über die Querstange ziehen musste. Aufgrund der reduzierten Motorik war ich dann samt Fahrrad einfach umgefallen. Boah, hatte das weh getan. Mit der Lenkertasche kann das nun nicht mehr passieren, da der Gepäckträger keine Querrolle mehr transportiert.





              Und hier, man glaubt es kaum, ist tatsächlich sogar ein richtiger Wegweiser.





              In der Bushaltestelle sind Infos für Radreisende angeschlagen. Eine interessante Karte und Hinweise auf die Hotels der Region. Viele sind es nicht. Allerdings nutzen mir die Infos wenig, weil ich nicht weiß, wie weit ich noch kommen werde. Eine ältere Dame sucht ein Gespräch, doch ich bin mit Vorbereitungen beschäftigt und daher etwas einsilbig. Sie tut mir leid, aber es ist kurz vor drei, und in einer Stunde muss ich mir eine Übernachtungsmöglichkeit suchen. Als ich etwas später an ihr vorbeiradele wünsche ich ihr ein schönes Weihnachtsfest, und sie freut sich.

              Die Abzweigung in der nächsten Kurve finde ich trotz des fehlenden Schildes sofort, denn dort hatte ich mich auf der WAI Tour schon verfahren. Das passiert mir kein zweites Mal, ich habe ein verdammt gutes Gedächtnis. Und sehe sogleich, dass ich mich damals im WAI Bericht in der Reihenfolge geirrt habe. Die Baumfällarbeiten, die ich damals der Strecke zwischen B 431 und Bushaltestelle zugeschrieben habe, waren nämlich hier:


              Ein Mann fällt Bäume, der Weg ist unpassierbar, ich hebe mein Fahrrad über die Baumstümpfe und er grinst, wer rechnet denn mit Radfahrern um die Zeit. Ich kontere: "Das ist doch hier der Ochsenweg - Ochse zu Ochse". Er grinst noch mehr: "Ja, sogar zwei Ochsen, das passt".






              Das war der Moment, an dem ich mir vorgenommen hatte, irgendwann einmal den Ochsenweg zu fahren. Eine gute Entscheidung, wenn ich das vorwegnehmen darf.

              Nach einigen Wirtschaftswegen folgt wieder ein kurzes Stück am Radweg einer Landstraße entlang, dann biegt der Weg ein.








              Es ist so ruhig und abgeschieden, dass das Hochhaus in weiter Ferne völlig deplaziert wirkt. Ich nähere mich Uetersen.








              Und wie immer in Moorege / Uetersen verfahre ich mich. Egal, welches Verkehrsmittel ich nehme. Immerhin. Nettes Gebäude.





              Schnell finde ich den Weg zurück und biege auf den kleinen Pfad ein. Trotz der Hochhäuser ist es hier idyllisch. Auch an diese Stelle erinnere ich mich und daran, dass ich mich auf meiner WAI Tour in Uetersen ebenfalls verfahren hatte, weil man Navi nur noch merkwürdige Linien zeichnete.





              Der Weg aus Uetersen heraus dauert gefühlt ziemlich lange und ist etwas öde. Ich habe mich mittlerweile für die Ostroute entschieden, weil ich diese Gegend nicht so gut kenne. Die Westroute führt über Itzehoe. Noch bin ich aber in bekanntem Terrain. Es ist der Einzugsbereich von Hamburg, und ich kenne die Landschaft durch Motorradtouren.








              Tornesch. Hier wohnen Bekannte. Zur Not könnte ich fragen, ob ich bei ihnen übernachten kann. Aber ein wenig möchte ich noch radeln. Fußgänger führen ihre Hunde spazieren. Ich grüße weiterhin jeden und meisten werde ich zurückgegrüßt. Eine Fahrradstraße. Zwei große Geländewagen rauschen sie entlang. Anscheinend finden sie Fahrradstraßen lästig. Zwei Jungs auf Rädern kommen mir entgegen und ballern mit Kinderpistolen in die Luft. Die Sonne tritt den Rückzug an.





              Ein Bahnübergang. Der Regionalzug rauscht vorbei. Wieder wird es idyllisch, aber ich muss jetzt mehr radeln als fotografieren. Kurz verfahre ich mich, dann bin ich wieder richtig. Man hört die Hauptverkehrsstraßen in der Ferne.





              Es ist nun kurz vor 16.00 Uhr und meine Füße werden immer kälter. Erst war es nur der große Zeh, aber langsam kriecht die Kälte auch in Richtung Fußballen. Ich muss mir ein Hotelzimmer suchen. Ein Waldstück fasziniert mich, und ich überlege, ob ich mir dort einen Platz für mein Zelt suchen sollte. Aber für Wälder gibt es nachts meiner Erinnerung nach Betretungsverbote, und er liegt außerdem direkt an der Autobahn.


              Nun bin ich in Oha und denke Oha. Hier war ich definitiv noch nicht.





              Ein Schild weist auf Wildverkauf hin, es ist Zuchtwild eines großen Hofes. Am Ende der Straße kommt wieder eine Hauptstraße. Es lockt der Gasthof „Zur Linde“, doch ein Hotel scheint es nicht zu sein. Mein Magen rührt sich. Ich bekomme Hunger. Ein kleines, feines Hotel wäre nun nicht schlecht. Die Dämmerung setzt ein. Mein Navi zeigt Hotels in 3 km Entfernung an, und ich erinnere mich an ein Hotel in Bokel, doch an Bokel führt der Ochsenweg gar nicht vorbei. Etwas ratlos überlege ich hin und her und vertraue mal wieder auf mein Glück. Hinter dem Gasthof geht es auf einem schmalen Weg weiter. Ich befinde mich nun in Ellerhoop.

              Die Sonne gibt alles, um wunderbare Farben in den Himmel zu zeichnen. Gleichzeitig wird es immer kälter. Meine Zehen sind kalt und schmerzen. Ich muss mir jetzt etwas einfallen lassen. Wildcampen? Das Wetter wäre günstig.





              Routinemäßig checke ich die Gegend nach Zeltplätzen ab. An sich ist die Gegend hier gar nicht so schlecht dafür. Ich kenne viele Ecken, da ist es einfach sinnlos, überhaupt nach Gelegenheiten zu suchen. Hier habe ich ein gutes Gefühl.

              Ein Wäldchen kommt, aber es ist ein durchsichtiger Fichtenwald. Autos parken an einer Parkspur. Nein, das kommt nicht in Frage. Und dann weiß ich plötzlich, wo. Die Stelle ist ideal. Nicht einsichtig, an einem Knick und abgetrennt von der Nachbarwiese durch einen schiefen Zaun. Wildwechsel ist hier also nicht zu erwarten. Ist es hier erlaubt? Ditschi dürfte das genau wissen, aber um diese Jahreszeit sollte das gehen. Es ist kurz nach halb fünf und gleich ist es dunkel.

              Ich baue das Zelt auf und fluche meine üblichen HB – Flüche, als sich die Hutze zunächst an einem Zeltschuh verfängt. Auch an Gestängekanäle muss ich mich wieder gewöhnen. Wild fuchteln die Bögen im Gestrüpp herum. Kaum steht das Zelt, fällt es auch schon in sich zusammen, und ich setze überall Heringe. Hilft nichts, die Feuchtigkeit ist zu hoch. Das Zelt steht da wie ein nasser Sack. Die Seitenwände spanne ich so ab, dass sie weit vom Boden abstehen. Der Boden ist feucht und mit nassen Blättern bedeckt, die Heringe halten nur schlecht. Das Fahrrad lege ich auf den Boden. Ein morscher Ast bricht ab und fällt mir auf den Kopf. Er ist leicht. Wie nett.

              In Windeseile verstaue ich die Ausrüstung und richte mich ein.

              Dann versuche ich ein Beweisfoto, aber es ist schon zu dunkel. Obwohl ich mit einem Fotoprogramm alle Helligkeitsregler aufziehe – das Zelt sieht man einfach nicht. Ich hätte blitzen müssen, aber das fällt mir in dem Moment nicht ein. Ich sehe das Zelt nämlich durchaus. Und die kleinen weißen Reflexstreifen. Verdammt, ich habe kein Tape dabei. In einem Lichtstrahl könnte man mich leicht entdecken.





              Für weitere Fotospielchen habe ich keine Zeit. Ich zittere am ganzen Körper und ziehe im Zelt schnell die nassen Sachen aus. Das Problem des Radfahrens im Winter: Man muss sich warm anziehen, damit man durch den Windchill nicht auskühlt, aber wenn man dann stehen bleibt, schwitzt man alles nass und fängt schnell an zu frieren. Beim Wandern erlebe ich das als nicht so extrem, da kann man das besser regulieren. Schnell das Schlafshirt an und die Windbreakerjacke darüber. Sie dient als VBL Ersatz.
              Die ersten Schüsse fallen. Es ist Jagdzeit. Erinnerungen an Finnland werden wach. Passiert das eigentlich nur mir? Eine gute Idee, den Wald gemieden zu haben.

              Alles, was nicht auskühlen oder frieren darf – vor allem die Technik - , kommt nun in den Schlafsack, außerdem die Wollsachen, die ich am Oberkörper getragen habe. Alles andere kommt als Kopfkissen unter den Regenponcho, damit es nicht nass wird. Ich mümmele ein Stück Brot in mich hinein, es schmeckt nicht. Ich weiß, dass ich jetzt dringend kochen müsste. Aber das Zelt hat keine Apsis. Und bei der Feuchtigkeit bringe ich es nicht über mich, jetzt noch einmal den Schlafsack zu verlassen. Hunger habe ich sowieso nicht. Die Zeltwände werden bereits feucht und ich versuche mich nicht zu bewegen. Meine Glieder zittern. Ich bin innerlich völlig ausgekühlt. So schalte ich mein Handy ein und wärme mich kurz an den neusten Beiträgen auf ods.

              Die Luftfeuchtigkeit ist so hoch, dass die Zeltwände kurze Zeit später nicht nur feucht, sondern klitschnass sind. Ich komme mir vor wie in einer Nasszelle. Zwar läuft das Wasser noch nicht die Wände hinunter, aber fast. Jede Bewegung kann eine Dusche auslösen. Dabei ist das Zelt nicht nur an den Seiten gut belüftet, sondern auch die Tür halb auf. Der obere Teil des Innenzeltes ist ebenfalls geöffnet, abgedeckt durch Moskitonetz. Fein sammeln sich die Tröpfchen am Gewebe. So bleibe ich regungslos liegen und warte auf die Wärme. Sie wird kommen, die Erfahrung habe ich mittlerweile. Die Frage ist nur wann.

              Ich döse ein wenig vor mich hin. Gedanken schießen durch meinen Kopf. Soll ich mir einen Zweitaccount zulegen? Name: Hornochse? Der Gedanke gefällt mir, aber Zweitaccounts sind bei ods streng verboten und würden den Forumsausschluss nach sich ziehen. Aber ein Thread mit dem Titel: „Hat Hilleberg ein Kondensproblem?“ könnte meine Laune heben. (Für Newbies: Bei diesen Bedingungen hat man in jedem Zelt Kondens.).

              Meine Nase ist eiskalt. Ich versenke sie im Schlafsack. Ich wage noch einen Blick nach draußen und sehe nur dichten Nebel. Ignorieren. Einfach ignorieren. Unwillkürlich denke ich an die Anfänge. Mein uraltes Vaude Space Explorer. Die ersten Versuche in Worpswede und die Verwunderung, wenn man morgens tatsächlich wieder aufwachte. Der Zeltplatz an der Elbe auf der WAI Tour, wo sich alles, wirklich alles, richtig vollgesaugt hatte, nachdem das gefrorene Kondens auftaute. War das kalt und eklig. Und war ich hilflos.
              Frieren bei diesen Temperaturen ist natürlich immer noch so übel, wie am Anfang. Aber mittlerweile weiß man, was einen erwartet und was man tun kann. Es überrascht nicht mehr. Es ist Normalität geworden. Und so falle ich gegen 18.00 Uhr in den ersten Dämmerschlaf. Erstaunlich, wie ich es hinbekomme, Outdoor meinen Schlafrhythmus innerhalb einer Nacht komplett umzustellen. Und als ich ein, zwei Stunden später kurz aufwache, ist mir tatsächlich warm.

              Spät in der Nacht wache ich erneut auf. Es ist hell draußen, der Mond zeigt sich kurz. Der Nebel ist verflogen. Laut Handy herrschen in Ellerhoop 1° C und eine Luftfeuchtigkeit von 100 Prozent. Morgen soll es ab Mittag noch einmal schön werden und dann ist für die nächsten Tage Regen angesagt. Mein Schlafsack ist von außen klitschnass. Immerhin flufft er innen nun hervorragend und ist schon fast zu warm. Und so schlafe ich kurz darauf weiter.


              Zuletzt geändert von Torres; 18.12.2014, 23:09.
              Oha.
              (Norddeutsche Panikattacke)

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              • rumpelstil
                Alter Hase
                • 12.05.2013
                • 2700
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                #8
                AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

                Ich bin ja nicht so die grosse Reiseberichtleserin, aber diesen Bericht lese ich sehr gerne wieder mit. Du schreibst zwar, was schön ist, Torres, aber beschönigst nicht. Danke für den Bericht und ich bin gespannt wie es weitergeht! Für mich ist die Gegend ja total exotisch.

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                • schneehuhn
                  Gerne im Forum
                  • 08.07.2005
                  • 57

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

                  ich hab mich auch gefragt, warum Du auf Hoteltour das Zeltgerödel mitnimmst - nun weiß ich es

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                  • Torres
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                    • 16.08.2008
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                    #10
                    AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

                    Für mich ist die Gegend ja total exotisch.
                    Das freut mich. Ich gebe zu, dass ich diese Einschätzung bisher noch nie gehört habe

                    ich hab mich auch gefragt, warum Du auf Hoteltour das Zeltgerödel mitnimmst - nun weiß ich es
                    Ich kann nicht ohne. Da gibt es einfach eine Blockade. Zur Not möchte ich einfach eine Alternative haben.

                    Den dänischen Teil auch noch zu machen, habe ich fest vor. Aber zu einer angenehmeren Jahreszeit. Das beantwortet dann auch die Frage von gargantula.


                    P.S. Ich habe im Moment sehr unzuverlässiges Internet. Daher kann ich nicht immer zeitnah antworten. Ich habe die Kilometerzahl noch nachgetragen, am ersten Tag waren es 40,6 km.
                    Oha.
                    (Norddeutsche Panikattacke)

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                    • Ditschi
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                      • 20.07.2009
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                      #11
                      AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

                      Na, Du hast Dir wieder was vorgenommen. Die Landschaft ist mir so vetraut von Kindesbeinen an. Ich liebe die von Knicks eingerahmten Plattenwege. Auf den Fahrspuren kann man Rollerfahren, in der Mitte auf dem weichen Gras wunderbar wandern.
                      Das Wetter sieht auf den Bildern noch passabel aus. Hier stürmt und regnet es seit 4 Tagen ohne Unterbrechung, dafür ist es wieder mild geworden von knapp über 0° auf 10°. Ich habe bei dem echten Schietwetter an jedesmal an Dich gedacht, wenn ich nur aus dem Fenster blickte.

                      Zitat Torres: Ist es hier erlaubt? Ditschi dürfte das genau wissen, aber um diese Jahreszeit sollte das gehen.
                      Aber ja doch, wenn es nicht im Wald oder in einem Naturschutzgebiet war. Das kann ich auf dem Bild nicht erkennen.
                      Du bist nicht motorisiert unterwegs und darfst ansonsten in SL-H völlig legal für eine Nacht wild campen. Unabhängig von der Jahreszeit. " Vorbehaltlich der Zustimmung des privaten Eigentümers" heißt es weiter. Ob das Zelt auf privatem oder öffentlichem Grund stand, konnte ich auch nicht sehen. Ist aber völlig egal. Öffentlich-rechtlich ist es erlaubt. Polizei kümmert es also nicht, ein Bußgeld gibt es nicht. Das Schlimmste, was passieren könnte, ist, daß ein privater Eigentümer kommt und Dich bittet, seine Koppel zu verlassen. Na und? ( Sofern das private Grundstück nicht umfriedet ist, ist auch kein Hausfriedensbruch möglich). Abends sieht er Dich nicht mehr, morgens willst Du eh weiter. Aber jetzt spielt natürlich die Jahreszeit ihre Karten aus: es kommt keiner.
                      Also: baue mit ruhigem Gewissen Dein Zelt auf für die eine Nacht. ( Endlich tut es mal jemand. Es ist in SL-H erlaubt.)

                      Ditschi

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                      • Torres
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                        • 16.08.2008
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                        #12
                        AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

                        Danke für die Information, Ditschi. Ich stand sicherlich nicht auf öffentlichem, sondern auf privatem Grund, allerdings war die Koppel/Wiese offen. Ein Tor gab es nicht. Ich hatte da wirklich Glück, die Stelle war ideal, und natürlich war ich weg, bevor es hell wurde.
                        Zuletzt geändert von Torres; 19.12.2014, 13:28.
                        Oha.
                        (Norddeutsche Panikattacke)

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                        • Ditschi
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                          #13
                          AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

                          In dem Fall würde ich mir wirklich keine Gedanken machen. Auf so einer mit Gras bewachsenen Weidekoppel kannst Du nichts kaputtmachen. Und wenn im Winter die Tiere im Stall sind, kommt da auch niemand hin.
                          Wie gesagt, das Land SL-H erlaubt das Wildcampen für eine Nacht.
                          Ausnahmen: Wald, Naturschutzgebiet, Strand / Dünen.
                          Das Schlimmste, was passieren kann, ist, daß der Bauer schimpft und Dich auffordert, sein Land zu verlassen. Das sollte man dann tun. Aber, wie gesagt, jetzt kommt keiner. Und wenn man ein Stück öffentliches Ödland am Wegesrand findet, kann einem Garkeiner.
                          Ditschi

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                          • Torres
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                            #14
                            AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

                            Ich stand ja noch nicht einmal auf der Wiese, sondern in dem begrenzenden Gebüsch verborgen, das im Sommer zugewachsen ist. Da habe ich extra darauf geachtet. Wiesen sind für mich zu jeder Jahreszeit tabu.

                            Und wenn man ein Stück öffentliches Ödland am Wegesrand findet, kann einem Garkeiner.
                            So etwas habe ich auch gesehen. Das ist nur zu dieser Jahreszeit etwas sehr durchsichtig Da könnte man sich auch auf den Marktplatz stellen....
                            Oha.
                            (Norddeutsche Panikattacke)

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                            • Torres
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                              #15
                              AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

                              So., 14.12.2014, Ellerhoop – Neumünster. 56,7 km

                              Um sechs Uhr bin ich wach und fange an zu packen. Zunächst ziehe ich mich sehr vorsichtig an und vermeide, in die Nähe der Zeltwände zu kommen. Ganz so extrem scheint das Wasser zwar nicht mehr an den Wänden zu hängen, aber nass sind sie weiterhin. Als ich fertig bin, ziehe ich die Regenhose und den Poncho über, um mich im Zelt gefahrlos bewegen zu können. Ich hasse es, morgens Kondens zu duschen.

                              Der Schlafsack ist innen trocken und außen feucht. Ich muss mir für diese Jahreszeit mal dringend eine Schutzhülle basteln, damit das nicht mehr passiert. Um ihn durch das Verpacken nicht ganz durchzufeuchten, lege ich das Handtuch auf die nasse Seite und klappe die beiden nassen Hälften zusammen. So stopfe ich ihn in den STS Sil Sack und komprimiere ihn wie üblich. Der Trick funktioniert besser, als gedacht.

                              Obwohl ich konzentriert arbeite, dauert es doch bis halb acht, bis das Fahrrad abmarschbereit ist. Die Morgendämmerung setzt bereits ein, und ich kann meine Umgebung klar sehen. Meine Kamera nicht. Wieder ein extrem aufgehelltes Bild.





                              Es ist feuchtkalt und in der Ferne blinkt das eine oder andere Licht. Unheimlich sieht es aus. Wie Irrlichter.


                              Gegen acht Uhr reicht das Licht auch für die Kamera.








                              Es ist Sonntag. Es ist feuchtkalt. Selbst die Hundebesitzer scheinen heute länger zu schlafen. Auf einem Hof geht das Licht an. Ich erschrecke mich. Vermutlich eine Katze.





                              Ein Transporter überholt mich, er hat es eilig. Menschen sind keine zu sehen. In anderthalb Wochen ist Weihnachten. Nicht zu fassen, bei dem Wetter.





                              Ein Geräusch erschreckt mich. Es ist der Gulli neben mir.

                              Ich bin nun in Heede. Hier in der Nähe bin ich jahrelang Motorrad gefahren. Die Radwege hatte ich gesehen. Hätte ich sie mal ausprobiert. Die erste Schautafel ist zu sehen.





                              An dieser Stelle führt eine Nebenstrecke über Barmstedt. Ich lasse den Umweg aus, da ich den Ort kenne.











                              Stattdessen mache ich an einem Unterstand für Radler Halt.





                              Es ist ungemütlich frisch. Meine Füße fühlen sich ziemlich kalt an, und ich habe noch nicht gefrühstückt. Ich ziehe ein zweites paar Socken an, aber das wird nur wenig helfen. Ich laufe herum und esse den größten Teil meines Brotes auf. Dazu trinke ich das kalte Mineralwasser. Kurz darauf sind meine Füße noch kälter. Auch die Plastiktüte zwischen den Socken wird nicht helfen. Ich hätte eine Thermoskanne mitnehmen sollen. Heißes Wasser kochen nutzt jetzt nichts, ich kann es ja nicht transportieren.
                              Ich laufe im Kreis und versuche, die Füße warm zu bekommen. Das Infoschild zeigt mir, dass ich gerade an Hügelgräbern vorbeigeradelt sowie an einem Aussichtspunkt auf Sanddünen. Aber zurück will ich nicht mehr. Ich mache ein Foto in die Richtung.





                              Als ich weiter fahre kommt noch ein Grabhügel. Ich befinde mich in Langeln und die Grabhügel sind aus der Bronzezeit (1600-500 v.Chr.). Leider verwackelt.




                              Ich radele weiter und versuche bei jeder Tretbewegung meine Zehen zu bewegen. Es ist kälter als gestern und vor allem viel feuchter.





                              Ein befestigter Sandweg. Möglicherweise Teil einer Originalstrecke.





                              Für einen kurzen Moment scheint es, als würde die Sonne herauskommen. Doch obwohl Teile des Himmels blau sind, bleibt sie verborgen.





                              Ist es nicht schön hier?








                              Dafür ist der Bodenbelag abwechslungsreich.





                              In der Nähe von Heidkaten geht es auf der Landstraße entlang. Einen Radweg gibt es nicht. Auch hier ist sonntägliche Leere. Lediglich ein Auto überholt mich. Im Sommer sollte man hier aber schnell fahren. Es ist Motorradfahrergebiet. So leer habe ich es hier noch nie erlebt.

                              Als die Straße Richtung Lentföhrden abbiegt, kommt tatsächlich für einen kurzen Moment die Sonne heraus. Sofort fühle ich mich warm, aber das ist nur psychisch. Meine Füße sind immer noch kalt, und das lässt sich kaum ignorieren.





                              In Lentföhrden fährt die AKN nach Hamburg, aber von ein paar kalten Füßen lasse ich mich nicht abschrecken. Ich fahre fälschlicherweise geradeaus und lande auf einem Hof, in dem ein kleines Kind gerade sein Pony sattelt. Als ich wieder richtig bin, geht gerade die Schranke herunter, und ich nutze die Zeit, um das Fahrrad zu schieben. Ich erhoffe mir davon wärmere Füße. Im Zug sitzen gerade mal zwei Personen. Menschen begegnen mir keine.


                              Wenig später eine Ochsenwegschutzhütte, doch es ist zu kalt, um sich zu setzen.





                              Wieder habe ich Durst, doch jeder Schluck lässt meine Füße kälter werden. Ich denke an pointloma, der bei diesen Temperaturen ohne Kocher wandern will. Vielleicht ergeht es ihm bei Kälte besser.

                              Die Autofahrer der Gegend scheinen hier einen unkonventionellen Stil zu pflegen, denn es ist nicht der einzige Pfahl, der im Graben liegt.








                              Es duftet und ist ganz still hier.





                              Ein Trimmpfad.





                              Ich bin jetzt kurz vor Bad Bramstedt. Ein nettes Hotel Tanneneck lockt mit einem Mittagstisch, aber die Gastronomie beginnt erst um 12.00 Uhr. Es ist jetzt 10.30 Uhr.

                              Ein Bahnübergang. Stop. Look. Listen.





                              Und dann wird mir das erste Mal klar, wieso Bad Bramstedt Bad Bramstedt heißt. Weil es ein (Kur)Bad ist.





                              Hier sind nun einige Spaziergänger unterwegs, viele davon mit Hund. Sie rechnen nicht mit Radfahrern um diese Jahreszeit, und so muss ich Familien mit Klingeln um Weiterfahrt bitten. Weitläufige Parkanlagen schließen sich an, und ebenso das Kneipp-Gelände. Dann bin ich in der Innenstadt. Ich kenne sie nur zu gut. In der Nähe ist Brokstedt, wo früher die Ausfahrt des Motorradgottesdienstes Hamburg endete. Vor, in und um Bad Bramstedt hatten wir einmal 3 Stunden lang im Rückstau gestanden.

                              Hübsch ist es an der breiten, aber verkehrsberuhigten Straße nicht, aber ich sehe doch tatsächlich eine geöffnete Bäckerei. Dass immer wieder Menschen mit Tüten heraus kommen, werte ich als gutes Zeichen. Ein Teil der Bäckerei ist ein Café und ich bestelle Kräutertee und ein großes Frühstück. Es dauert lange, bis ich nicht mehr friere, aber nachdem ich den ersten Tee getrunken habe, werden sogar meine Füße warm. Als würde der Tee direkt in den Füßen gespeichert. Wie angenehm! Ich werde nie mehr ohne Thermoskanne verreisen. Und der Kocher kommt auch wieder mit. Wie man auf dem Bild sieht, esse ich sogar Wurst und Ei. Ich habe das Gefühl, die Energie zu brauchen.





                              Gesättigt schaue ich noch einmal neugierig auf ods. Und lese folgendes:

                              Zitat berlinbyebye:

                              Hallo Bushi:

                              alles was du über deine Gefühle, das Hin und Her, die (jetzt doch) Sch***-Zelterei usw. schreibst ist völlig normal.

                              Die ganzen Reiseberichte mit den tollen Bildern trügen stark. Wandern mit Zelt - und auch noch im Herbst/Winter - ist fürchterlich anstrengend, kalt, nass, einsam.

                              Es gibt wenig Reiseberichte, die die Wahrheit sagen. Das liegt an der Verklärtheit des Wanderers, der bereits wieder heil nach Hause gekommen ist. Die Psyche des Menschen ist so gestaltet, dass negative Erfahrungen oft völlig verdrängt werden.

                              Hinzu kommt noch, dass die ganzen High-End-Artikel-Beratungen fälschlicherweise suggerieren, dass das alles nicht so wäre. Es ist aber alles genauso wie vor hundert Jahren, nur gottseidank gewichtsmäßig leichter, psychisch nicht.

                              Vielleicht geht es Dir heute, nachdem Du mal wieder im warmen Bett geschlafen hast, besser und du startest demnächst wieder mit dem Wechsel. (Ein anderes Zelt wird nichts an den Strapazen ändern).

                              Das wünsche ich Dir.

                              Hau ´rein und berichte.

                              Viele Grüße

                              bbb

                              Ich lächele in mich hinein. Das hat er schön gesagt.

                              Frohgemut radele ich an der Haltestelle der AKN vorbei. Und siehe da: Plötzlich kommt tatsächlich die Sonne heraus.





                              Wärmer wird es dadurch nicht. Die Luft ist kalt bei 2-3 Grad. Es weht nun ein spürbarer, eisiger Wind. Aber die Welt erstrahlt in neuem Licht. Der Weg führt nun langsam und stetig bergan. Wie einfach sich das Fahrrad fährt.





                              Gut Gayen.





                              Gayen ist ein Höhenzug, dessen Gipfelpunkt 47,6 m hoch ist. Still ist es hier.








                              Was so ein bisschen Sonne ausmacht.





                              Und dann zerplatzt die Seifenblase. Die Zivilisation holt mich wieder ein.








                              Fast der Hohn diese Tafel, die am linken Wegrand aufgestellt ist.





                              Naja. Man darf eben einfach nicht nach rechts schauen.





                              In Wiemersdorf scheint ein Getreidesilo zu einer Funkstation umgerüstet worden. Der Turm thront im Ort wie eine Kirche. Ein paar Menschen sind in der Straße, aber sie wirken abweisend. Vielleicht sind hier im Sommer einfach zu viele Touristen da und man möchte jedenfalls im Winter seine Ruhe haben.





                              Jedes Feld und jede Gemarkung ist nun mit weiteren Schildern versehen. Zunächst halte ich es für Zufall oder fahre einfach daran vorbei, aber als ich „Panzer versunken“ aufschnappe, werde ich aufmerksamer. Nun fotografiere ich einige davon.











                              Dieser Stein berichtet von einer Flurbereinigung.





                              Ein Pferd kommt mir entgegen.





                              Ich denke an früher. Bei diesem Wetter bin ich gerne ohne Sattel geritten. Die Wärme des Pferdes hat sich auf mich übertragen, und ich hatte immer wunderschön warm. Auch meine Füße waren daher warm, die jetzt bereits wieder auskühlen. Ich beneide die Reiterin.





                              Das letzte Schild.









                              Ein frischer Wind weht in mein Ohr und so ist es gar nicht so einfach, Blümchenfotos zu machen.





                              Das nächste Schild gefällt mir natürlich außerordentlich.





                              Eine kleiner, übergewichtiger Junge auf einem riesigen, dicken Kaltblut kommt mir entgegen. Seine Beine reichen kaum an die Rippen des Pferdes heran, aber sie bilden eine beeindruckende Einheit. Ein schönes Paar.

                              Meine Füße sind nun wieder kalt. Nicht nur die Zehen tun weh, sondern die ganze Fußfläche. Kann man bei Plusgeraden erfrieren?





                              Ich lenke mich mit meinem Begleiter, links im Bild, ab.





                              Der Weg heißt Russenweg.





                              Bald darauf bin ich in Padenstedt. Padenstedt gibt es seit 1141 und es liegt nicht nur am Ochsenweg, sondern auch an der Ost-West-Verbindung zwischen Plön und Itzehoe. Daher wurde der Ort oft auch von Kriegshandlungen betroffen. 1713 marschierten im Nordischen Krieg russische Soldaten ein und im Kosakenwinter 1813/14 ebenfalls, als Jean-Baptiste Bernadotte, frz. General und ab 1818 schwedischer König im Anschluss an die Völkerschlacht Dänemark zur Angliederung Norwegens an Schweden zwingen wollte. Daher also der Straßenname.

                              Für mich ist bedeutender, dass Padenstedt einen Campingplatz hat, und ich mache mir die Entscheidung nicht leicht.





                              Die Campingplatzroutinen sind einfach zu verlockend. Das Zelt wäre schnell getrocknet, und den Schlafsack könnte ich in den Sanis auf die Heizung legen. Ich nehme nämlich stark an, der Platz hat auf (laut Internet hat er auf). Nur: Was soll ich dann tun? Es ist kurz nach halb zwei. Spazierengehen? Im Schlafsack sitzen? In den Sanis rumsitzen? In einem Gasthaus mir die Zeit vertreiben? Dazu sind mir die freien Stunden eigentlich zu schade.

                              Ich drehe ein paar nachdenkliche Runden, während am Ende des Platzes Tannenbäume verkauft werden. Meine Füße schmerzen, aber davon will ich mich jetzt nicht beeinflussen lassen. Die Entscheidung will sorgfältig abgewogen sein. Ein Hotel in Neumünster möchte ich mir nicht zumuten, der Ort hat mir bisher nie gefallen. Und in der Karte sehe ich, dass es hinter Neumünster nicht mehr so leicht mit wildcampen sein dürfte. Das hier wäre also eine perfekte Gelegenheit. Andererseits soll es morgen regnen. Will ich dann im Regen alles klatschnass zusammenpacken? Was ist, wenn ich heute nacht nicht richtig warm werde? Kann ich meinem ausgekühlten Körper die Strapaze wirklich zumuten? Im Sommer wäre das alles keine große Sache, da würde man ein wenig in die Sonne blinzeln. Aber jetzt? Nein, die Entscheidung fällt nicht leicht.

                              Ich schaue noch einmal die Straße hinauf, gebe mir einen Ruck und dann weiß ich, dass ich weiterfahre. Es ist noch zweieinhalb Stunden hell. Der Campingplatz kommt einfach zu früh. In ca. 30 Kilometern ist der nächste Platz. Ich werde versuchen, diesen zu erreichen. Dann kann ich im Unwetter morgen von Rendsburg aus nach Hause fahren.

                              Ich fahre über eine Brücke und sehe einen reißenden Fluss. In der Nähe sieht man bereits die A7.





                              Hier ist einer der unfallträchtigsten Autobahnabschnitte Deutschland.





                              Der Radweg zweigt in ein Waldstück ab, und ich bin überrascht. Ich hatte erwartet, jetzt stadtnah geführt zu werden. Hier ist es richtig schön.





                              Am Wegesrand ist eine Aufenthaltshütte und einen Moment überlege ich, ob ich dort nicht übernachten sollte. Aber das hier ist ein Spaziergängerwald. Das ist mir nun doch zu zivilisationsnah. Immerhin. Diese Infrastruktur hätte ich Neumünster nicht zugetraut.





                              Der Radweg geht nun entweder geradeaus oder in einem Umweg zur Wittorfer Burg. Mein Track empfiehlt, rechts abzubiegen und das tue ich. Meine Füße fühlen sich mittlerweile an, als ständen sie nackt auf einem Stahlträger. Es ist ein unglaublicher Schmerz und ich weiß einfach keine Lösung, was ich dagegen tun soll. Ich fahre einfach weiter.





                              Wieder quetsche ich mich an Hundebesitzern vorbei. Es ist ungewohnt, auf so viel Laub zu fahren.

                              In einer Kurve steht ein Hinweisschild auf die Burg, aber wo sie sein soll, erschließt sich mir nicht. Der Tafel entnehme ich, dass sich hier eine sächsische Burg des 09.-10. Jh. n. Chr. befand und der Ringwall restauriert wurde. Einen Wanderweg habe ich vielleicht übersehen und so sehe ich nichts. Etwas enttäuschend, wie ich finde. Oben verläuft eine Straße.





                              Viel interessanter finde ich das rauschende Gewässer, das ich mittlerweile als die Stör identifiziert habe. Die Stör. Nicht zu fassen. An der Stör habe ich einen Teil meiner Kindheit verbracht. Wenn auch nicht hier.





                              Radfahrer absteigen. Und auch dann ist es eng und glitschig. Zwei Radfahrer kommen nicht aneinander vorbei.





                              Wieder geht es durch Laubwald und ich höre einen Knall. Eine Mutter mit zwei Kindern kommt mir entgegen. Das klingt ja fast …..

                              Als ich sie überholt habe, rieche ich den Pulvergeruch. Und siehe da:





                              Ist es nicht schön, wenn Kinder liebevoll von ihren Eltern an den Wald mit seiner Ruhe und Stille herangeführt werden?





                              Es ist nun zehn nach zwei. Ich fahre hinter einer langsamen Frau hinterher, die nach links abbiegt, als der Waldweg endet. Für mich geht es geradeaus an eine Straße weiter. Ob sie aus Kopfsteinpflaster besteht, weiß ich nicht mehr. Ich fahre aber auf dem Bürgersteig. Meine Füße brennen, es ist kaum zum Aushalten. Mittlerweile tut das Treten höllisch weh.
                              Zwei Männer mit dicken Sporttaschen laufen vor mir her, vermutlich haben Sie jetzt Schichtdienst. Ich frage, ob sie mich vorbeilassen würden. Freundlich machen sie Platz.

                              So fahre ich zügig auf die Kreuzung zu und weiß eigentlich, dass es nun geradeaus geht. Dennoch schaue ich nach Schildern. An der Kreuzung befindet sich tatsächlich ein Radwegschilderbaum und auf weißem Grund steht „Jugendherberge“ 0,4 km. Der Pfeil zeigt nach rechts. Mein Gehirn registriert die Information und automatisch biege ich rechts ab – in der vollen Überzeugung, der Ochsenweg führe an der Jugendherberge vorbei. Es kann gar nicht anders sein.
                              Ein paar Meter weiter merke ich, dass das nicht stimmt, und ich will wenden. Mein Körper nicht. Irgendetwas treibt mich weiter. Tunnelblick. Einfach mal schauen, ob die überhaupt aufhaben. Es ist ja nicht weit. Gleich werde ich wenden und weiterfahren. Nur mal gucken, wie die Jugendherberge so aussieht. Man schreibt ja vielleicht einen Reisebericht.

                              Kurz darauf stehe ich vor einem nett aussehenden Gebäude. Wie ich mir dachte, die haben zu. Ich brauche das gar nicht zu probieren. Aber wenn nicht? Visionen von Bett, Heizung, warmem Tee und Frühstück klingen in einem kleinen versteckten Kämmerlein meines Gehirnes an, werden aber sofort unterdrückt. Ich schiebe das Rad die Rampe hoch, stelle es ab und greife beherzt nach der Tür. Zu meiner großen Überraschung öffnet sie sich.

                              Erstaunt trete ich ein. Eine mütterlich wirkende Frau begrüßt mich erfreut und die Wärme eines geheizten Raumes umflutet mich. Die eine Hälfte meines Gehirns sagt: „Campingplatz. Es ist erst halb drei“. Die andere Hälfte fragt ohne Nachzudenken nach einem Bett.. „Aber sicher“, lächelt die Frau, „und Ihr Fahrrad stellen wir in den Fahrradkeller. Fahren Sie einfach mal auf den Hof, der Herr wird Ihnen die Garage zeigen.“

                              Fahrradgarage. Was für ein wundervolles Wort. Glückstrunken schiebe ich mein Fahrrad die Behindertenrampe wieder hinunter. Dass meine Füße nun weniger weh tun, ist Einbildung, aber sie gefällt mir. Ich finde den Mann sofort und das Rad kommt in eine Tiefgarage. Leider sind die Schlafräume alle ausgebucht, so bekomme ich ein Bett im Hoteltrakt. Glück gehabt. Abendbrot 4.50. Gesamt zahle ich 30,50 Euro.

                              Ein Bett. Ich kann es nicht fassen.





                              Es ist dieser Moment, wo mir klar wird, wie ausgelaugt ich eigentlich bin. Wie durchfroren. Wie hart am Rande der Unterkühlung. Schnell packe ich meine Sachen aus und verteile mit dem Zelt nasse Blätter im Bad, die ich schnell wieder einsammele. Anscheinend stand ich unter einer Eiche. Bei jedem Schritt muss ich mich konzentrieren. Es ist, als liefe auch mein Hirn bereits auf Sparflamme.





                              Ich drehe die Heizung auf fünf und dusche erst einmal heiß. Kalt ist mir trotzdem. So lege ich mich ins Bett, damit mir warm wird. Der Antelope ist relativ trocken, der Handtuchtrick scheint gewirkt zu haben. Ich nutze ihn als Überdecke. Dennoch zittere ich noch beinahe zwei Stunden am ganzen Körper und werde einfach nicht warm. Es war eine gute Entscheidung, heute nicht zelten zu gehen.

                              Als es mir besser geht, sehe ich, dass ich der Etappeneinteilung um 20 Kilometer hinterherhinke. Ich muss morgen also ca. 20 km mehr fahren als von den Planern für den Abschnitt vorgesehen ist:

                              Wedel – Bad Bramstedt 67,5 km
                              Bad Bramstedt – Nortorf 48 km
                              Nortorf – Rendsburg 32,5 km
                              Rendsburg – Schleswig 43,5 km
                              Schleswig – Flensburg 55,0 km

                              Diese Etappeneinteilung ist für Genussradler mehr als realistisch. Wenn man sich noch das eine oder andere anschauen will, passt das. Und die Einteilung trägt auch den schwerer zu fahrenden Wegen Rechnung, die in der Mitte der Tour beginnen. Wäre ich gestern noch weiter gekommen, so wäre Nortorf ein realistisches Ziel gewesen. Dort befindet sich der zweite Campingplatz, den ich für heute anvisiert hatte. Ich werde morgen feststellen, dass dieses Ziel nicht mehr angemessen erreichbar gewesen wäre. Meine Entscheidung, in Neumünster zu bleiben, war richtig.

                              Ich esse Abendbrot und trinke drei große Tassen heißen Tee. Erst jetzt wird mir endgültig warm.

                              Vor dem Einschlafen sehe ich die Unwetterwarnung für meinen Standort: Stadt Neumünster, 2.00 – 8.00 Uhr morgens Gefahr vor Windböen. Gut, dass ich nicht im Freien geschlafen habe. Die Wettervorhersage kündigt Regen und starke Böen um die 43 km/h an. Die Höchsttemperaturen liegen bei 4° C. Ich stelle mich auf Tourabbruch ein.
                              Oha.
                              (Norddeutsche Panikattacke)

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                                • 17.02.2013
                                • 162
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                                #16
                                AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

                                Ich war selbst in den beiden beschriebenen Tagen im Norden unterwegs und habe das wundervolle Wetter genossen. Ich habe jetzt schon Mitleid, wenn ich nur daran denke, wie das Wetter am nächsten Tag war...
                                Wandern auf dem E1

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                                  • 16.08.2008
                                  • 30593
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                                  #17
                                  AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

                                  Danke für das Mitgefühl . Aber der nächste Tag ging noch....
                                  Oha.
                                  (Norddeutsche Panikattacke)

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                                  • Ditschi
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                                    • 20.07.2009
                                    • 12345
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

                                    Bist Du heute auch unterwegs? +1°, ein veritabler Sturm aus Nordwest, Schauerböen mit Gewitter, Hagel, Graupel, Schnee und Regen. Wenn ja, Respekt!
                                    Ditschi

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                                    • Torres
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                                      • 16.08.2008
                                      • 30593
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                                      #19
                                      AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

                                      Nur heute morgen im Regen ein paar Besorgungen mit dem Fahrrad gemacht. Das peitschte auch viel Wind durch die Straßen. Als es mit dem Sturm richtig losging, habe ich es dann doch vorgezogen, das Fahrrad stehen zu lassen.
                                      Oha.
                                      (Norddeutsche Panikattacke)

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                                      • Torres
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                                        • 16.08.2008
                                        • 30593
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                                        #20
                                        AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

                                        Mo., 16.12.2014, Neumünster- Rendsburg, 54,7 km

                                        Der Blick aus dem Fenster ist wenig vielversprechend. Es regnet in Strömen und der Wind peitscht durch die Straßen. Meine Nase läuft, und ich huste. Erinnerungen an meine WAI Tour werden wach, als ich mir aufgrund der kalten Luft eine fette Bronchitis eingehandelt habe. Der Regen kommt mir insofern sehr recht, denn er befeuchtet die Luft.

                                        Ich frühstücke und erfreue mich an warmem Tee, Müsli und Brot mit Käse. Ich habe 10 Stunden durchgeschlafen, und es geht mir erheblich besser. Mein Körper saugt die zugeführte Energie förmlich auf. Ich verbiete mir weiteres campen.

                                        Der Frühstücksraum ist gut besetzt, das Gebäude ist nicht nur Jugendherberge und Hotel, sondern auch Internat für die Landesberufsbildungschulen. Je nach Ausbildungsgang oder nach Lage des Ausbildungsbetriebes können Jugendliche hier ihre schulische Berufsausbildung im Blockunterricht absolvieren. Auch die Volkshochschule ist Teil des Hauses untergebracht. Kein Wunder, dass geöffnet ist. Für die Übernachtung in der JH ist übrigens ein Ausweis erforderlich.

                                        Ein langhaariger, sympathischer Mann steht auf einer Leiter, als ich mit Packtaschen und aufgesetztem Helm den Schlüssel abgebe. Fahrradfahren? Bei diesem Sturm? Meine Befürchtungen werden wahr, dass das Wetter nicht fahrbar ist. Ich erkläre ihm, dass ich mir die Sache auf dem Weg zum Bahnhof mal anschauen werde. Im Fahrradkeller wünscht mir eine Reinigungskraft viel Glück ("Bei dem Sturm?").

                                        Ein Bild der Jugendherberge.





                                        Zehn vor neun bin ich an der Straße und stelle fest, dass sich der Wind wohl etwas abgeschwächt hat und aus Südwesten kommt. Ich habe ihn also halb im Rücken. Das war der Plan. Deshalb bin ich in Wedel gestartet und nicht in Flensburg. Er wird mich dennoch ein paar Mal ärgern, wenn der Radweg einen Schlenker Richtung Westen macht.

                                        Es nieselt, und die Temperaturen betragen tatsächlich nur 4 Grad-. Das ist nicht viel mehr als gestern, aber Regen ist bekanntlich warm. So habe ich am Oberkörper mein Kleidungskonzept umgestellt: Icebreaker 200, Windbreakerjacke (Montane featherlite smock), Windweste, Baumwolljacke, Poncho. Wichtig ist nun nicht, mich warm zu halten, sondern nicht durchzufeuchten, wenn der Poncho von innen kondensiert. Die Mufflonjacke wandert daher in die Packtasche, aber auch die nicht wasserfeste Kartentasche, die im Sommer bisher als Kameratasche diente. Die Karte kommt direkt aufs Zelt, eine Lösung, die ich in Zukunft übernehmen werden. Die Kamera trage ich sowieso die ganze Zeit quer über die Schulter in einer kleinen Kameratasche, und sie verschwindet nun ebenfalls unter dem Poncho. Das ist der Hauptgrund, mit Radponcho zu fahren, denn mögen tue ich Ponchos immer noch nicht. Da ich aber mit Rucksack fahre, kann ich sein Flattern verhindern, indem ich ihn am Bauchgurt fixiere und dank der Ärmel bleiben auch die Arme regentrocken. Die Spanngurte zur Befestigung am Lenker bieten außerdem die Möglichkeit, ihn als Regenschutz für die Hände einzusetzen.

                                        In kürzester Zeit bin ich wieder an der Kreuzung, an der ich gestern den Radweg verlassen habe, fahre aber ein Stück zu weit. Die Abzweigung ist aus gestriger Perspektive rechts neben der Brücke. Es geht durch Parkanlagen und an Wohnhäusern vorbei.





                                        Der Regen hat erstaunlicherweise aufgehört, nur der Wind ist äußerst frisch. Die Linien meines Tracks sind nicht präzise, und so fahre ich über einen Parkplatz und eine schmale Gasse zum zentralen Platz. Hübsch. Hätte ich Neumünster gar nicht zugetraut. Ich kenne es ganz anders.





                                        Laut Track scheint das aber nicht richtig zu sein, und so fahre ich zurück, suche eine andere Straße weiter rechts, biege links ab, finde Radwegschilder, biege wieder links ab und komme genau an dieser Stelle wieder vorbei. Ich hätte einfach nur links abbiegen müssen.

                                        Der Radweg. Er ist mit silbernen Markierungsknöpfen eingefasst.





                                        Ich passiere einen nassen, verregneten Weihnachtsmarkt. Einige Fahrradfahrer begegnen mir, aber die Stimmung auf der Straße ist nicht besonders gut. Schietwetter.
                                        Eine Baustelle zwingt mich, kurz zu schieben, und dann stehe ich auch schon am Bahnhof. Der Anblick lässt mich seltsam kalt, noch regnet es ja nicht richtig und auf Fahrtkarteziehen und Bahnfahren habe ich jetzt keine Lust. Sogar das Bild wird unscharf. Ich fahre vorbei, und es fühlt sich gut an.





                                        Die Beschilderung ist nun ziemlich gut. Bis Nortorf zum Campingplatz wären noch 16 Kilometer gewesen. Das klingt wenig, doch bald darauf wird sich herausstellen, dass ich das streckentechnisch nicht geschafft hätte. Übrigens: Meine Füße sind warm und werden es von jetzt an weitgehend bleiben.





                                        Ein Moment der Verwirrung an dieser Stelle. So richtig klar ist nicht, wo der Weg entlang geht. Man kann sowohl diesen, als auch den Parallelweg nehmen. Hauptsache Richtung Tierpark.





                                        Die Beschilderung ist exzellent, und der Weg schön zu fahren. Im Sommer ist hier sicherlich die Hölle los, aber heute ist niemand unterwegs. Der Hinweis zum Rodelberg. Ich sag ja, hier gibt es Berge! Der Stadtwald, durch den ich fahre, war übrigens zu Zeit des Ochsenweges Heidelandschaft und wurde zwischen 1864 und dem 1. Weltkrieg aufgeforstet, um Holz zu gewinnen. Er umfasst 120 ha. Seit 1996 ist er Naturerlebnisraum und damit für den Besucher offen.





                                        Ich fahre parallel zur Straße auf einem Waldweg und bin kurz darauf am Tierpark. Ob das nun wohl ein Ochse ist?





                                        Bald darauf geht es rechts ab, und die vertrauten Anblicke zeigen sich.





                                        Auf der rechten Seite taucht ein Forellenteich auf, die parallel verlaufende Autobahn lärmt. Ich will ein Foto machen, doch in diesem Moment ist meine Speicherkarte voll. Also muss ich erst einmal die Speicherkarte wechseln. Es ist jetzt 10.00 Uhr.





                                        Ein kleines Geräusch irritiert mich, und ich sehe, dass ich an einem Golfclub stehe.





                                        An dem Hof geht es rechts.





                                        Und wieder fällt auf, wie grün es immer noch ist. So grün ist es ja fast im Sommer hier nicht.





                                        Ich passiere den Goldenen Ochsen in Timmaspe. Laut website rustikal, aber preiswert. Der Ort zieht sich, und ich bin ganz froh, die Strecke gestern nicht mehr gefahren zu sein. Zwar sieht bei Sonne alles anders aus, aber mit den kalten Füßen wäre das einfach zu weit gewesen. Auf einem abgeschirmten Radweg an der Straße trinke ich Wasser. Als ich es eingefüllt habe, war es zimmerwarm, nun ist es wieder eiskalt, und ich muss lernen, es erst im Mund anzuwärmen, bevor ich es herunterschlucke. Kein angenehmes Gefühl, und es lässt einen durstig bleiben. Das wird der Grund sein, warum man sich mit Schnee nur schlecht versorgen kann. Es kostet den Körper ungeheure Mengen Energie, das Wasser aufzuwärmen. Ich merke, wie es sich langsam im meinem Körper verteilt und die Wärme verdrängt. Bloß weiter.





                                        Für Blümchenbilder ist es zu windig.





                                        Ich erreiche Nortorf. Eine Tankstelle. Nicht unbedingt das bevorzugte Outdoormotiv. Aber als ich die Preise sehe, kann ich nicht anders. Wie hoch war der Benzinpreis letztes Jahr? 1.65 Euro für Super? Ich habe das Gefühl, ich bin im falschen Zeitstrahl.





                                        Der Ort bietet ausreichend Versorgungsmöglichkeiten, aber ich bin doch froh, gestern in der warmen, gemütlichen Jugendherberge mit ihrem gastronomischen Angebot untergekommen zu sein. Den Campinglatz suche ich nicht. Er ist etwas abseits der Strecke in Borgdorf-Seedorf am See. Die Beschilderung ist nicht zu übersehen.

                                        Dass es gleich richtig schön wird, weiß ich noch nicht.





                                        Während der Fahrt zu fotografieren, funktioniert nicht so gut. Die Kamera ist zu langsam. Im Sommer ist es hier sicherlich ein Traum.








                                        An Kamerun und Ellerdorf bin ich wohl nun bereits vorbeigefahren und nähere mich Bokel.








                                        Menschen gibt es hier wieder keine.





                                        Der Wind kommt von hinten links und die Luftfeuchtigkeit ist hoch. Aber richtig regnen tut es nicht, es ist eher ein leichtes Nieseln.





                                        Am Straßenrand liegen weiße Zettel und zu meinem Erstaunen sehe ich, dass es Einzahlungs- und Überweisungsformulare einer Sparkasse sind. Die Zettel sind blanko.








                                        Merkwürdig. Als hätte jemand im Spaß einen Packen Zettel aus dem Auto geworfen. Insgesamt vier voneinander unabhängige Abschnitte gibt es, wo die Zettel am Straßenrand liegen. Was sich da wohl für eine Geschichte verbirgt?

                                        Windräder ragen brutal in den Himmel. An einer Weide Kunst?








                                        Am Ortseingang von Bokel steht eine Figur.








                                        Die Bäume sind weihnachtlich behängt.





                                        Still ist es hier. Keine Autos. Was für eine wunderbare Jahreszeit.


                                        Der Weg führt nun in waldreichere Gebiete, und ich sehe die ersten Auswirkungen von Tief Christian, der im letzte Jahr im November große Waldgebiete in Schleswig-Holstein verwüstet hat.








                                        Viele Stellen sind schon geräumt, und die unter Spannung stehenden Bäume abgesägt worden. Aber die Verwundungen heilen nicht so schnell. Ein Grund mehr, sich nachts von Bäumen fern zu halten.





                                        Es fängt wieder an zu nieseln, aber der Regen ist recht warm.








                                        Vielleicht ist die Temperatur gestiegen, wärmer als gestern ist es auf jeden Fall. 5 Grad, würde ich schätzen. Ohne Handschuhe wäre es zu kalt. Die Füße sind immer noch warm.











                                        Wie das hier wohl im Sommer aussieht? Im Winter finde ich es fast schöner. Im Sommer wird alles ein einheitliches grünes Band sein.





                                        Der Weg wird nun immer besser und da das Motto der Fotochallenge in dieser Woche „Spuren im Wald ist“, fange ich fleißig an, die Spuren im Wald zu fotografieren.





                                        Das ist meine.








                                        An der Ecke mache ich kurz Rast.





                                        Organische Spuren.








                                        Wenn ich mir jetzt die Bilder anschaue, überkommt mich wieder die wunderbare Ruhe, die ich bereits vor Ort verspürt habe. Wie lange bin ich jetzt niemandem mehr begegnet? Zwei Stunden? Nein, es muss nicht immer Skandinavien sein.





                                        Etwas später komme ich an eine Brücke, die über eine Schnellstraße führt. Ein dickes Umleitungsschild weist auf den Radweg hin – in Warngelb. Die Beschilderung ist dem Schild entsprechend. Mein Navi sagt etwas anderes.
                                        Ich bin zunächst verwirrt. Soll ich nun den Schildern folgen? Oder meinem Navi? Ich entscheide mich für das Navi. Dem nicht auf MTB Einsätze gepolten Reiseradler möchte ich allerdings die offizielle Route empfehlen. Die Tracks sind von 2010, und möglicherweise hat man sie geändert, um Konflikte einer schlechten Wegstrecke, die doch ein wenig Geschicklichkeit benötigt, zu vermeiden. Aber das ist Spekulation.





                                        Kaum bin ich also auf der unbeschilderten Seite abgefahren, treffe ich im Tal wieder auf ein Radwegschild. Und ein Schönes dazu.





                                        Bald bin ich in idyllischer Umgebung und finde eine Schutzhütte. Leider zu früh, um sich dort länger aufzuhalten. Hunger habe ich keinen. Es ist gerade mal halb zwölf.





                                        Das Weiterkommen erfordert nun Geschicklichkeit und Kraft, und ich bin froh über das neue Tretlager.





                                        Und dann hüpft mein Herz vor Freude. Ob das wohl eine der Originalrouten ist? Ich weiß es nicht, aber denkbar wäre es. Es ist, als sähe man den Treck der Ochsen vor sich. Wundervoll ist es hier.





                                        Der Weg ist aber nur kurz und geht in ein schlammiges Stück über. Das Ende ist durch einem Baum versperrt. So wende ich wieder.





                                        Und biege rechts in die Alternativroute ein. Ein glatter, etwas abschüssiger Waldweg erwartet mich. Man braucht Kraft und Mut, um ihn zu meistern. Nichts für den durchschnittlichen Erholungsradler, das steht fest.





                                        Einen Moment erschrecke ich mich, als ich sehe, dass der Weg durch einen Holzwall versperrt ist. Laut Navi müsste er weiter geraudeaus gehen. Anscheinend hat der benachbarte Hof das Wegerecht entzogen. Aber dann sehe ich, dass rechts eine Abzweigung ist, und ich atme erleichtert auf. Der Weg ist nun ein Grasweg, der für Reiter optimal ist. Für Radfahrer mit Gepäck ist er dagegen eine Herausforderung. Nicht, dass es nicht machbar ist. Aber man kann nur langsam fahren und das eben mit Kraft.

                                        In der Kurve stehen Birken und auf dem Bild sieht man nicht so richtig, dass der Wald schon ein wenig unheimlich wirkt. Als wäre er verkohlt. Ein Zauberwald.





                                        Blick zurück.





                                        Ich fräse mich Meter um Meter durch den aufgeweichten Boden voran, die rettende Straße an der Hofzufahrt schon vor Augen. Wie bin ich froh, dass das Fahrrad in der Werkstatt war. Mit dem alten Tretlager hätte ich hier keine Chance.





                                        Und dann passiert, was passieren muss. Ein Stock liegt auf dem Weg, und da ich die Eindrücke am Wegesrand in mich aufnehme, sehe ich ihn zu spät und es macht es Kracks, krkkkhh und die Kette ist herausgesprungen. Nicht nur das, sie ist am Rahmen eingeklemmt.





                                        Nun gehört es zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, auf Tour meine Finger mit Kettenöl einzufetten. Darüber dann wieder die Handschuhe anzuziehen, kommt noch besser. Vorsichtig rüttele ich an der Kette und vielleicht wurde sie gedehnt, aber sie ist noch intakt. Erleichtert atme ich auf. Eine einsame Rabenkrähe zieht ihre Kreise und lacht mich aus. Ich denke an „Krabat“. Der schwarze Wald und die schwarze Krähe. Ein einsamer Bauernhof. Ein unheimlicher Moment. Was wäre, wenn ich das Fahrrad nicht reparieren könnte?

                                        Mit kalten Fingern ziehe ich die Kette wieder auf. Ich habe noch ein Erfrischungstuch im Gas Tank, damit kann ich mich notdürftig säubern. Das Fahrrad rattert etwas, vermutlich sind noch Aststücke in der Kette. Ich bilde mir ein, dass es nicht mehr ganz so perfekt fährt, wie zuvor. Aber es fährt. Glück gehabt.

                                        Der Übeltäter.





                                        Nun kommt auch für einen kleinen Moment die Sonne heraus, als wolle sie schauen, welcher Depp sich in den Zauberwald wagt.





                                        Kurz darauf befinde ich mich wieder auf Asphalt. Immer noch kreisen Rabenvögel über den Wald und stoßen ihre „Krah, krah“ Laute aus. Aber aus sicherer Entfernung wirkt das nicht mehr so bedrohlich, wie vorhin.





                                        Hach, war das aufregend. Auf Plattenwegen geht es weiter.

                                        Ich fahre jetzt durch Nienkattbek.





                                        Plattenweg.





                                        Immer noch sind mir keine Menschen begegnet.





                                        Und dann befinde ich mich an der Kreuzung, an der sich die Westroute und die Ostroute vereinen.








                                        Die Westroute. Der Ort heißt Pollhorn.





                                        Ich dagegen biege rechts ab. Kurz darauf bin ich in Nienlanden. Die Ampel ist ausgestellt, aber als ich drücke, geht sie sofort an und gefühlt zwei Sekunden später springt sie auf grün. Das nenne ich mal Service.





                                        Nun geht es eine recht lange Straße entlang. Die Zahl der Fußgänger und Autos ist weiterhin übersichtlich. Im Sommer, wenn die Touristen da sind, wird es mehr sein. Etwas später kommt ein breiter Radweg, der auf der Straße entlang führt.





                                        Die folgende Kreuzung verwirrt mich etwas ob ihrer Beschilderung, aber ich biege richtig ab.





                                        Hinter Jevenstedt kommt dann wieder Natur.








                                        Am Wegesrand stehen Höfe. Und ich bin ein wenig konsterniert, dass man auf dem idyllischen Land anscheinend seine Plastikbänke anschließen muss. Oder hängt das Schloss da einfach nur so?





                                        Bis Rendsburg ist es nun nicht mehr weit, und ich genieße die letzten Meter. Ein Fahrradfahrer kommt mir entgegen, und das ist doch glatt ein Bild wert.





                                        Wieder bin ich fasziniert, wie bunt es hier noch ist. Indian Summer im Dezember. Rastplatz am Ochsenweg Westerrönfeld/Schülp.








                                        Ein Schild weist darauf hin, dass Verunreinigungen und Beschädigungen der Hütte von jetzt an ausnahmslos polizeilich verfolgt werden. Ich esse eines der Brötchen von gestern und trinke schluckweise das kalte Wasser. Als ich den Poncho ausziehe, ist meine Baumwolljacke klitschnass von Kondens, und als ich den Rucksack abnehme, schlottere ich vor Kälte. Meine Hände sind schon länger nicht mehr richtig warm. Vor allem der Daumen macht Probleme.
                                        Ich checke die Übernachtungsmöglichkeiten. Campingplätze gibt es hier keine und Lagerplätze, die mich begeistert hätten, habe ich nicht gesehen. Der Radwegflyer schlägt ein Seminar- und Tagungshaus der Diakonie vor, aber ein gemütliches kleines Hotel in der Innenstadt wäre mir lieber. Ich werde vor Ort schauen, was möglich ist.

                                        Ein Auto kommt angeheizt und parkt mit quietschenden Reifen vor dem Zugang zur Hütte. Hundebesitzer. Als mich der Mann bemerkt, ist es ihm doch ein wenig peinlich, denn mit Radfahrern hat er nicht gerechnet. Mein Fahrrad steht da bereits in der Hütte verborgen und ist von außen nicht zu sehen. Den offiziellen Parkplatz hat er verschmäht, er ist völlig verschlammt. Gut, das kann ich sogar verstehen. Hochmütig schiebe ich kurz darauf mein Rad an ihm vorbei.

                                        Aber zunächst passiert etwas völlig anderes. Etwas absolut unerwartetes. Ich glaube erst an eine Fata Morgana: Das Licht geht an.





                                        Ich stürze aus der Hütte und tatsächlich: Ein Scheinwerfer.





                                        Ich eile zu meinem Fahrrad und packe den nassen Poncho auf den Gepäckträger. Dann schiebe ich (hochmütig, wie gesagt) um das Auto herum und gebe Gas.


                                        Irre, wie anders es plötzlich aussieht, wenn die Sonne scheint.








                                        Als wäre soeben der Farbfilm erfunden worden.








                                        Und dann ist schon wieder alles vorbei. Es beginnt in Strömen zu regnen. Schnell ziehe ich den nassen Poncho über. Aber nicht nur wegen des Regens. Ohne Poncho ist es einfach viel zu kalt. Die Sonne lasse ich hinter mir zurück.





                                        Noch einmal wird es naturnah.





                                        Aber die Stadt ist nicht mehr weit. Der Radweg verläuft nun parallel zum Tunnel, durch den der durch die Sperrung der Rader Hochbrücke umgeleitete Verkehr gelenkt wird. Ein Nadelöhr. Die Anwohner tun mir leid.

                                        Ein Haus zeigt demonstrativ eine riesige HSV Fahne. Jedenfalls einer, der zu uns hält. Hamburg dankt. Ich verstaue wieder die Kamera und gebe Gas, als vor mir ein rotes Stahlgebilde auftaucht, dass sich lautlos entfernt. Ich bin so verblüfft, dass ich fast mit dem Fahrrad umfalle, als ich nach der Kamera greife. Ein Schiff? Im Binnenland? Ich Idiot. Der Nord-Ostsee-Kanal. Als ich die Kamera endlich aus der Tasche genestelt habe, ist das Schiff schon fast vorbei.





                                        Ich will das Schiff unbedingt fotografieren, und so trete ich in die Pedale. Das Biest ist schnell und es dauert, bis ich es stellen kann. Der Radweg geht links weiter, aber ich will das Schiff fotografieren. Ich ballere die leere Landstraße geradeaus. An Parkplätzen vorbei. Am Glaspalast des Bauernverbandes vorbei. Klick. Das reicht mir.





                                        Der Radweg führt nun sozusagen ins Nichts und es dauert einen Moment, bis ich begreife, dass ich hier hinein muss.





                                        Ich drücke den Knopf und in gelber Schrift leuchtet das Wort „Kommt“. Ein schönes Wort. Irgendwie Norddeutsch. Da steht nicht etwa: „Der Aufzug kommt gleich“ oder „Bitte warten.“, wie man es von Plappermäulern im Süden erwarten könnte. Nein. Da steht ganz schlicht einfach: „Kommt“. Mehr Worte braucht es nicht, wie ich finde. Ich fühle mich heimisch.

                                        Der Fahrstuhl befördert mich in den Fußgängertunnel. Ich betrachte mich im Spiegel und sehe mit Poncho und Helm wie ein Touri aus. Bitter.

                                        Die bei Fertigstellung des Bauwerks längste Rolltreppe der Welt.





                                        Und der Tunnel. Der Nord-Ostsee-Kanal über mir trennt Holstein von (Süd-)Schleswig.





                                        Es ist reger Fahrradverkehr, aber auch lausig kalt im Tunnel. Mit dem nächsten Aufzug geht es wieder nach oben und ich sehe nun die Eisenbahnbrücke von Rendsburg. Die Schwebefähre sehe ich nicht, die zu den Sehenswürdigkeiten Rendsburgs gehört.





                                        Ich bin unentschlossen, was ich tun soll. Das Tagungshaus liegt zwar idyllisch am Kanal, ich konnte es von der anderen Seite aus bereits sehen, aber die Innenstadt ist dann weit weg, um etwas zu essen zu finden. Das gefällt mir nicht. So radele ich Richtung Innenstadt.





                                        Das von mir anvisierte Hotel ist geschlossen. Ein zweites Hotel gefällt mir nicht und scheint renoviert zu werden. Und das dritte Hotel erscheint mir zu teuer zu sein. Und nun? Wieder einmal beginnt es zu schütten, und plötzlich habe ich die Schnauze voll. Ich will ins Warme. Ich rufe das Tagungshaus an. Ja, wir haben ein Zimmer für Sie. Die Stimme klingt angenehm weich, und ich gebe Gas. Zurück also zum Fußgängertunnel und dann die Straße am Kanal entlang. Kaum bin ich richtig abgebogen, zeigt sich die Sonne.





                                        Ich fahre jetzt langsamer, den Blick auf den Kanal. Das Haus ist schon zu sehen.





                                        Ich komme näher und schaue direkt in Saurons Auge.





                                        Ich warte noch auf ein durchfahrendes Schiff, obwohl mir bereits empfindlich kalt ist. Dann quere ich die Straße und suche den Eingang. Im Innenhof treffe ich die Dame, mit der ich eben telefoniert habe. Sie hat gerade Feierabend, instruiert mich aber noch kurz. Da es in Rendsburg den ganzen Tag gegossen hat, ist sie überrascht, als ich erzähle, dass ich nur ein wenig Nieselregen hatte. Ich checke bei der Nachtportierin des Martinshauses ein. Es ist bereits alles vorbereitet, und ich bekomme ein nettes Einzelzimmer im Schwedenhaus. Das Fahrrad kommt in die Garage. Zu essen gibt es hier leider nichts, außer Frühstück natürlich. So dusche ich und hole den Reactor aus der Packtasche. Es gibt eine Sitzgruppe am Haus, und ich bin fest entschlossen, meine Nudeln zu kochen.

                                        Als ich aus der Tür trete, ist es nicht nur entsetzlich kalt, sondern es gießt auch in Strömen. Wäre das nun Sommerregen, wäre mir das egal, aber bei diesem Wetter muss das irgendwie dann doch nicht sein. Also laufe ich wieder zurück und packe den Reactor wieder weg.
                                        Kaum stehe ich am Nord-Ostsee-Kanal, hört der Regen auf und macht einem klaren Himmel Platz. Schicksal. Jetzt laufe ich nicht mehr zurück.

                                        Ich wandere direkt am Kanal entlang. Auf der anderen Seite blinken die Lichter. Die Dame am Empfang hatte mir das Restaurant eines teuren Hotels empfohlen, aber viel Geld wollte ich eigentlich nicht ausgeben. Dabei klingt die Speisekarte verlockend, und die Preise sind für Hamburger Verhältnisse mehr als akzeptabel. Aber eine Pizza würde mir schon reichen. Vorhin hatte ich bereits im Internet Restaurants gecheckt, aber entweder waren sie mir zu weit weg oder es waren Lieferservices. Das wollte ich meiner Unterkunft nicht zumuten. Das beste italienische Restaurant des Ortes hat leider Ruhetag.

                                        Mutig irre ich zunächst durch menschenleere Straßen und finde immerhin die Discounterecke. Ich kaufe ein Stück Käse und drei Brötchen für morgen, aber das ist dann auch schon alles. Also wieder zurück. Viel Nachtleben scheint sich in dieser Jahreszeit hier nicht abzuspielen. Der Pizzaservice in der Nähe hat geschlossen.

                                        Ein Wanderschild am NOK.





                                        Und dann gebe ich mir einen Ruck und gehe doch ins CoventGarden. Ein schönes Restaurant. Eine sehr gute Küche. Vorweg esse ich eine Meerrettichsuppe. Sie schmeckt nur sehr wenig nach Meerrettich, und ich bekomme frischen Meerrettich, um sie nachzuwürzen. Nun schmeckt sie zwar nach Meerettich, ist aber geschmacklich völlig verhunzt. Ich trage der Bedienung auf, sie solle dem Koch meine Entschuldigung übermitteln. Peinlich. Man sollte Köchen nicht ins Handwerk pfuschen.





                                        Als Hauptgericht wähle ich Wildfilet. Im Sommer habe ich mich konsequent fleischlos ernährt, aber zum Winterbeginn hat sich das wieder geändert. Ich will auf meinen Körper hören und wenn er Fleisch möchte, dann soll er es bekommen.





                                        Ein empfehlenswertes Restaurant, in der Tat. Gesättigt laufe ich durch den kalten Wind in mein Hotelzimmer. Der Tag war besser als erwartet. Ich glaube, der Ochsenweg gefällt mir außerordentlich gut. Bisher habe ich mich keine Minute gelangweilt. Und das will in dieser Jahreszeit etwas heißen.
                                        Zuletzt geändert von Torres; 20.12.2014, 23:08.
                                        Oha.
                                        (Norddeutsche Panikattacke)

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