[TR] Langzeitwanderung

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  • grenzenlos
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    • 25.06.2013
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    • Meine Reisen

    [TR] Langzeitwanderung

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Liebe Forumgemeinde,
    wir sind schon einige Zeit unterwegs. Ausgangspunkt war unsere Heimatstadt Sonneberg. Werde in Abständen von unserer Tour berichten. Bin natürlich nicht ständig im Internet, werde aber bei Interesse, sehr gerne Fragen zeitversetzt beantworten.

    Vorbereitungsphase


    Den Wolken gleich wollen wir unterwegs sein. Ein Ziel ist nicht geplant. Wir lassen uns einfach treiben.

    Frühling 2014

    Nach 3 Jahren treibt es uns wieder in die Welt. Schon öfters waren wir unterwegs. Dabei haben wir unterschiedlichste Reiseformen ausgelebt. Jede hatte natürlich ihre Vor - und Nachteile. Doch, egal wie wir auch unterwegs waren, es war immer eine spannende, aufregende, meist schöne Zeit. Wir lernten dabei viel Neues&Interessantes kennen. Die Welt ist groß. Vieles liegt noch immer für uns im Verborgenen. Der Fernwehvirus hat uns wieder gepackt.
    Diesmal wollen wir nicht mit unseren Fahrrädern oder einem Auto unterwegs sein. Zu Fuß (Blasen müssen da einfach akzeptiert werden) soll unsere Reise beginnen. Da Abenteuer oft bereits vor der Haustür beginnen, möchten wir ab Anfang Mai, unsere Heimatstadt Sonneberg, zu Fuß verlassen.
    Wird es eine Wandertour, eine Pilgertour? Wir wissen es selbst noch nicht. Was wir wissen, wir haben viele, viele Monate Zeit. Unsere Begleiter werden Fahrradanhänger sein. Irgendwo müssen wir ja unseren Wander - Pilgerhaushalt unterbringen.
    Im Moment sind wir arg mit unserer Haushaltauflösung beschäftigt. Auch müssen unsere Anhänger noch optimal gepackt werden. Wir sind schon jetzt unheimlich aufgeregt & freuen uns auf neue unvergessliche Erlebnisse.


    Wir freuen uns auf neue Erlebnisse, Sonnenuntergänge, Lagerfeuer und Überraschungen.


    Kurzvorstellung vom Wägelchen: Es wiegt leer so um die 15 kg. Voll wird unser Wander - Transporter an die 50 kg wiegen. Ist ja dann auch unser vollständiger Haushalt drin (Zelt, Kochzeug, Klamotten, Foto, Proviant, Tauchsieder und, und ...). Gi findet ständig weitere Täschchen, denn Nagellack, Musik, Bücher, Klimbim & noch mehr Klimbim müssen mit. Ich hoffe, es bleibt bei den 50 kg, denn an der Schiebestange werde ich wohl die meiste Zeit schieben. Na ja, momentan schiebt er sich noch leicht. Meine überfüssigen Körperkilo sollen auch verschwinden. Vielleicht findet Gi noch einige wichtige Dinge. Bin auf die ersten Anstiege gespannt. Es soll ja irgendwann über die Alpen gehen. Ich schwitze jetzt schon mächtig!


    Ein bisschen Spaß zur Überbrückung bis es endlich los geht. Wie ihr schnell erkennt, Gi braucht noch unbedingt neue Schühchen. Die Zeit bis zum Aufbruch wird immer knapper. Ich denke aber, Gi besteht auf neue Schühchen & findet garantiert welche. Frauen werden es verstehen.
    Die Schühchen-Aufnahme war in der Wüste zwischen Kairo und Luxor während unserer Weltradeltour. In Luxor gab es dann wirklich neue Schuhe. Die waren echt teuer. So um die 2 Euro.


    Entschuldigung, es geht noch immer nicht los, doch Gi hat Schühchen bekommen. Und natürlich, noch weiterer wertvoller Klimbim, häuft sich in der Zwischenzeit in unserer fast leergeräumten Wohnung. Also ist uns die Entscheidung recht leicht gefallen, für Gi ein eigenes Wägelchen zu bestellen. Es ist nun hier, wartet auf Ausfahrt und Befüllung. Es ist einige Nummern kleiner. Gi's Schuhgröße ist ja auch nur die Größe 37. Passt also prima!

    Am Dienstag (6.Mai 2014) wollen wir starten. Keine Ahnung ob es klappt! Schaut einfach später wieder rein!

    Bis dahin,
    LG Wi
    Zuletzt geändert von Vegareve; 13.09.2014, 15:11. Grund: Eine Webseitenverlinkung in der Signatur genügt ;-)
    Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

    Gruß, Wi grenzenlos

  • ChrisH
    Anfänger im Forum
    • 28.08.2014
    • 15
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: Langzeitwanderung (TR)

    Seid Ihr denn gestartet?

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    • Chouchen
      Freak

      Liebt das Forum
      • 07.04.2008
      • 20009
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: Langzeitwanderung (TR)

      Zitat von ChrisH Beitrag anzeigen
      Seid Ihr denn gestartet?
      Ich gehe mal davon aus:
      Liebe Forumgemeinde,
      wir sind schon einige Zeit unterwegs.
      "I pity snails and all that carry their homes on their backs." Frodo Baggins

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      • PWD
        Fuchs
        • 27.07.2013
        • 1313
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: Langzeitwanderung (TR)

        Zitat von ChrisH Beitrag anzeigen
        Seid Ihr denn gestartet?
        Wi & Gi sind jetzt in Konya/Türkei - hier zu sehen
        OT: das Bild des syrischen Kindes geht mir nicht mehr aus dem Kopf...

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        • grenzenlos
          Dauerbesucher
          • 25.06.2013
          • 566
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: Langzeitwanderung (TR)

          Zitat von PWD Beitrag anzeigen
          Wi & Gi sind jetzt in Konya/Türkei - hier zu sehen
          OT: das Bild des syrischen Kindes geht mir nicht mehr aus dem Kopf...
          Ja, das sind so die Momente welche sich einbrennen. Der Junge bleibt auch bei mir einfach im Kopf unlöschbar.
          LG Wi
          Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

          Gruß, Wi grenzenlos

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          • grenzenlos
            Dauerbesucher
            • 25.06.2013
            • 566
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [TR] Langzeitwanderung

            Einlaufen bis Nürnberg (Start 6. Mai 2014)


            Ehemalige Grenze

            Die vorerst letzte Nacht in Sonneberg verbringen wir bei meiner Mutter. Es gibt natürlich ein richtiges Wanderdurchhaltefrühstück. Nach Tränchen beim Abschied ist es nicht sehr weit bis zur ehemaligen Grenze. Dort wird uns so richtig bewusst, dass ohne die Wiedervereinigung es nie unser Neues Abenteuer geben würde. Dankbar marschieren wir recht flott Richtung Coburg. Zum Wanderauftakt lacht die Sonne. Wir sind gut drauf.
            Am Abend, Coburg mit seiner schönen Festung liegt schon einige Stunden hinter uns, treffen wir in Großheirath ein. 39 km hätten wir am ersten Tag nicht erwartet. Muskelkater und leichte Fußschmerzen bringt uns der 2. Tag. Am Nachmittag regnet es leicht. Gis Schühchen ziehen Regenwasser. Das Regenwasser erzeugt Bläschen. Aus den Bläschen werden Blasen. Zwischen den Blasen bilden sich Blutergüsse. Sieht nicht gut aus. Doch Gi ist hart im nehmen. Muss sie auch sein, denn wer wandert schon mit Ballettschühchen. Übrigens, ich habe bisher nicht eine Blase. Ha, ha, ich habe ja auch keine Ballettschühchen an!


            Campingfluss Bamberg

            Auf dem Caming in Bamberg kommen die Fußblasen-Wundermittel zum Einsatz. Gi zaubert aus vielen Täschchen irgendwelche Tübchen, Fläschchen, Nadeln, Heftplaster, und, und ...
            Bis Erlangen ist es für Gi ein Humpel - Blasen - und ich muss durchhalten Weg.
            Etwas Entspannung brachte ein Mittagessen in einer ach so typischen Frankenkneipe. Typisch weil? Es gibt dort noch den Stammtisch. Und welch ein Wunder, der war voll besetzt. Ich bekam gesagt, der ist immer voll besetzt. Also so gar keine Wundergeschichte.
            Das Stammtischgerede - es war für uns leider nicht zu überhören - war auch kein Wunder, denn es handelte über Asylanten, Hartz IV - Beziehern und die Möglichkeiten diese aus dem schönen Frankenland zu vertreiben. Halt ein typisches Stammtischgerede. Oder?
            Untypisch war der Preis für ein halbes Hähnchen mit Klößen und Wirsching. 6 Euro! Wo gibt es denn das noch in Deutschland?


            Nürnberg

            162 Wanderkilometer sind es nach 5 Tagen in Nürnberg. Gis Füße sind noch nicht wieder in Ordnung, doch auf dem Weg der Besserung. Ich denke, wir alle drücken die Däumchen!
            Wir selbst denken, wir sind die Tour etwas flott angegangen. Wir geloben uns selbst Besserung.
            Nürnberg gefällt uns. Die Altstadt ist super. Es stören uns auch nicht die vielen Chinesen, Japaner, Koreaner. Mit vielen kommen wir ins Gespräch. Willkommen in Nürnberg, sagen wir ständig.
            Was gibt es noch zu berichten? Ständig haben wir Hunger. Ist natürlich normal, kennen wir ja von unserer Weltradeltour. Überhaupt ist schon zu Beginn vieles vergleichbar, denn wir kennen den Weg - wir schieben die Wägelchen auf den uns bereits bekannten Radwegen - wir kennen die anfänglichen Schmerzen, damals in der Pobackengegend, diesmal in den Füßen und Waden und wir kennen die Wetterumschwünge der momentanen Jahrezeit.
            Nur eines ist diesmal ganz bestimmt anders. Wir sind natürlich langsamer unterwegs. Damals brauchten wir mit den Rädern bis Nürnberg nur 2 Tage, diesmal sind es 5. In der Langsamkeit liegt oft auch ein großer Segen. Etwas davon haben wir schon gespürt.
            Ach ja, heute war ja Muttertag. In der Nürnberger Gegend ein absolut gutes Geschäft für die Gaststätten und Blumenläden. Ich denke immer, Mütter sollte man das ganze Jahr ehren. Ein besonderer Tag ist dafür dann eigentlich nicht erforderlich.

            Bis zur Fortsetzung,
            LG Wi
            Zuletzt geändert von grenzenlos; 15.09.2014, 13:45.
            Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

            Gruß, Wi grenzenlos

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            • Julia
              Fuchs
              • 08.01.2004
              • 1384

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [TR] Langzeitwanderung

              Wie wunderbar - eine neue Tour, ein neuer Bericht!

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              • RobMenzel
                Gerne im Forum
                • 05.12.2013
                • 59
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: [TR] Langzeitwanderung

                Oh Klasse, ich freue mich schon auf die Fortsetzungen

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                • Revolvermann
                  Neu im Forum
                  • 18.02.2014
                  • 8
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [TR] Langzeitwanderung

                  Ich freue mich über weitere Zwischenstände von Euch !!! Danke, dass Ihr uns an Euren Erlebnissen teilhaben lasst.

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                  • grenzenlos
                    Dauerbesucher
                    • 25.06.2013
                    • 566
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [TR] Langzeitwanderung

                    Weiter bis München

                    Von Nürnberg aus folgen wir dem Radweg Altmühl. Zwischen tiefen, schwarzen, regenschweren Wolken liegen die fränkischen Seen. Sie sind für uns kaum erkennbar, ausmachbar und somit bestaunbar. Das Wetter spielt einfach nicht mit. Dafür erlatschen wir recht flott Kilometer für Kilometer. Wir sind endlich eingelaufen. Ein Rhythmus stellt sich ein.
                    Ach ja, Gis unzählige Blasen sind im Blasenhimmel verschwunden. Also, es gibt nichts mehr zu bemitleiden. Ihr müsst sie nicht mehr bedauern! Bedauert dafür lieber mich, denn nach reiflicher Überlegung, gibt der Held der schmerzfreien Kilometer endlich zu, dass natürlich auch Helden durchaus Schmerzen verspüren. Doch welcher ''Held'' gibt dies schon gerne zu?
                    Tagelang begleitete mich ein Raubtier. Sein Name war Wolf. Dieser vergnügte sich zwischen meinen Pobacken. Nur mit einer täglichen Überdosis meiner geliebten Gesichtscreme Florena, konnte ich den Wolf von dort vertreiben. Schon als junger Held liebte ich Florena ( ein wirklich gutes Produkt aus dem ehemaligen Wilden Osten).
                    Nach dem verschwinden der Blasen, nach der Wolfsvertreibung, konnten wir dann endlich schmerzfrei in die schönen Landschaften der Altmühlregion eintauchen.


                    Altmühl

                    Die Altmühl wässert ja in die Donau. In dieser Verlobungsphase an den Ufern der Altmühl & Donau durchschreiten wir Bilderbuchlandschaften, Bilderbuchgemeinden. Ich erwähne hier nur die Perlen Beilngries, Riedenburg und Kehlheim. In Kehlheim erschufften wir nach über 30 Tageskilometern noch zusätzlich die Freiheitshalle. Wir bereuen nicht, denn die Sicht ist gigantisch auf die Verbindungsstelle der Wassermassen.
                    Erst in Pfaffenhofen überschlagen sich die Ereignisse. Ein Radlager bei meinem Eselchen hat den Geist aufgegeben. Es gibt einige Fahrradgeschäfte an der Strecke, doch niemand kann, will mir helfen.
                    Am Abend bekommen wir unerwarteten Besuch aus Sonneberg. Sabine & Jürgen besuchen uns in Pfaffenhofen. Wir verbringen gemeinsam einen feuchtfröhlichen Abend in einer Bierkneipe. Es ist Gis Geburtstag. Der Abend wird sehr, sehr lang. Tausend Geschichten kreisen durch die von viel Bier geschwängerte Kneipe. Bierbeseelt bestelle ich über Internet Ersatz für mein Wägelchen. Es soll uns in München bei unseren Freundinnen erreichen.

                    Gisela, Rosemarie und Anja sind unsere Gastgeberinnen in München. Wir kennen die uns ans Herz gewachsenen Freundinnen schon sehr lange. Wir verbringen abwechslungsreiche Tage in Bayerns Hauptstadt, warten dabei auf die Lieferung, warten auch auf besseres Wetter. Der Wagenersatz trifft ein, das Wetter ändert sich über Nacht und die Zeit dazwischen vergeht wie im Flug, denn wir haben uns unendlich viel zu erzählen. Unsere Gastgeberinnen sind wie immer herzlich, lieb und somit absolut gastfreundlich aufgelegt. Wir mögen sie ja so, so sehr.

                    Der Abschied fällt nicht leicht. Von München aus, in herrlichsten Blautönen, erblicken wir die sehr nah erscheinenden, schneebedeckten Alpen. Irgendwo dort liegt unser nächstes Ziel. Mozartkugeln sind ein Wahrzeichen für unser nächstes Ziel. Diese möchten wir dort verschlingen. Haben wir uns ja auch verdient, sofern es klappt, denn kurz vor Salzburg soll die erste Ländergrenze unserer Tour überschritten werden.

                    Nach 348 Wanderkilomertern verlassen wir München, verlassen wir unsere Freundinnen und freuen uns auf die Alpen.

                    Bayern hat uns bisher sehr gut gefallen. Zu Fuß durch Bayern erlebt man täglich viel bisher unbekanntes. Es waren meist Erlebnisse & Geschichten der guten Art. Nur einmal kamen wir so richtig ins grübeln. Es sind ja bald Europawahlen. Der Seehofer hat uns da täglich begleitet. Die SPD, die Grünen und natürlich auch die Freien Bayrischen Wähler blickten von den vielen Wahlplakaten. Ein Plakat werde ich nie vergessen. Es hat mich lange beschäftigt.
                    Die Indianer konnten die Einwanderer nicht stoppen! Heute leben sie in Reservaten. Deshalb blau wählen. Die Republikaner.


                    Heute leben sie...

                    Die braune Dummheit gibt es ja in ganz Europa, leider sogar weltweit. Auf all unseren Touren bisher, bemerkten wir leider sehr oft die unterschiedlichsten Formen von Rassismus weltweit. Was uns dabei diesmal im ganz speziellen beschäftigte? Wer sind wir nun eigentlich? Sind wir Indianer? Sind wir Einwanderer? Sind wir momentan zeitweise vielleicht Bayern? Sind wir bald Salzburger? Sind wir Wanderer, Pilger, Weltenbummler, Wegelagerer, vielleicht Obdachlose (wir haben ja keinen festen Wohnsitz mehr!)? Genau diese Frage wollten wir uns bei einem Frühstück an einer Bushaltestelle selbst beantworten.


                    Wer sind wir?

                    Was denken all die Menschen, denen wir bisher begegnet sind? Wer sind sie eigentlich? Für uns waren und sind es immer einfach nur Menschen. Die Frage ist somit für uns recht schnell beantwortet. Auch wir fühlen uns einfach nur als Mensch. Eigentlich genial einfach! Oder?

                    Dann bis später! Salzburg wird unser nächstes Ziel. Ich hoffe, es kommt der Wolf nicht zurück!

                    Stand: Mitte Mai 2014
                    Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

                    Gruß, Wi grenzenlos

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                    • grenzenlos
                      Dauerbesucher
                      • 25.06.2013
                      • 566
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                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [TR] Langzeitwanderung

                      Weiter bis Salzburg


                      Leichte Steigungen

                      Die positive Nachricht, der Wolf kam nicht zurück. Dies war auch bitter nötig, denn wir marschieren den Salinenradweg immer Richtung Süden. Dieser bringt uns unerwartete Schiebesteigungen. Die Wägelchen rollen eigentlich sehr leicht dahin, doch an Steigungen brauchen wir schon all unsere Kräfte. So mancher Schweiß rollt dann in strömen. Erst ab dem Chiemsee lassen die Steigungen nach. Wunderbar, denn am Chiemsee erleben wir den ersten heißen Tag. 31 Grad lassen da den Schweiß auch ohne Steigungen rollen. Wandern macht hungrig und durstig. Deshalb ist eine unserer wichtigsten täglichen Bemühungen, den Durst und Hunger zu stillen.


                      Pausenversorgung

                      Ich muss hier nicht betonen, dass Bayern landschaftlich sehr schön ist. So finden wir auch immer ein gutes Plätzchen für unsere vielen Pausen. Wir haben gemerkt, dass diese Pausen bei Tagesleistungen von um die 30 Wanderkilometer sehr, sehr wichtig sind. Wir lieben diese Pausen, denn erst sie geben die notwendige Kraft, all die km ohne größere Probleme zu meistern.
                      Was ich so nicht erwartet hätte, Aldi hilft uns dabei ungemein. Einen Aldi gibt es in jeder bayrischen Gemeinde. Hier erstehen wir alles was wir so brauchen. Danach spielen wir immer Tischlein deck dich (meist spielen wir in Wirklichkeit Bank deck dich) und sind einfach nur noch happy.


                      Aldi bietet fast alles

                      Da Gi die bessere Aldi-Einkäuferin ist, bewache ich in der Zwischenzeit immer unsere Lasteselchen. Da diese Zwischenzeit in der Regel eine recht lange Zeit ist, manchmal denke ich gar, Gi macht Probestunden als Aldi-Verkäuferin, komme ich auf eine geniale Idee. Ich schaue mir die Abfallbehälter immer etwas genauer an. Schon beim ersten Probeschauen werde ich überrascht. Die Bildzeitung schaut mir entgegen. Ab da verkürze ich mir immer die Wartezeit mit der genialen Bildlektüre. Ich liebe diese Zeitung mit den so vielen Frageschlagzeilen in dieser Zeit. Die Betonung liegt auf, in dieser Zeit, denn ich war noch nie Bildzeitungsleser, werde es auch nie werden, doch irgendwie sind diese Abfall-Aldi-Bildzeitungen ein unheimlich guter Zeitvertreib für mich. Ich komme einfach nicht mehr an den Abfallboxen vorbei. Entschuldigung! Aber ich warte noch immer auf den Abfall-Aldi-Spiegel (meine Lieblingszeitung). Die würde ich auch garantiert nicht zurück in den Abfall werfen.


                      Urbayern?

                      Wir nächtigen bis Salzburg immer in Pensionen, Bauerhöfen (auch Urlaub auf dem Bauerhof war dabei) oder im Zelt. Wichtig für uns. Preisgünsig soll es immer sein. Überrascht waren wir in einer Pension in einer 3 Häusergemeinde tief in den bayrischen Wäldern, denn das ganze Haus glich einer - Erleg unbedingt das Tier - Austellung. Ich mag eigentlich nur lebendige Tiere. Doch jetzt kommt's. Die Besitzerin, so gut über 80 Jahre alt, war mir äußerst sympatisch. Warum? Schon bei der Anmeldung bot sie mir in ihrer Küche eine Zigarette an. Ich war hin und weg. Wo gibt es denn noch so was, fragte ich meine neue Freundin. Ja mei, bei mir, nur im Bett rauchst besser net, war die Antwort. Beim Frühstück, ich dampfte natürlich gemeinsam mit meiner neuen Qualmfreundin ordentlich zum Morgenkaffee, lobte ich all ihre putzigen, ausgestopften Tiere. Beide waren wir einfach zufrieden.


                      Salzburg

                      Von Freilassing nach Salzburg überqueren wir unsere erste Landesgrenze. Über 500 Wanderkilometer liegen da hinter uns. Österreich begrüßt uns mit Sonnenschein. Von der Burg aus schauen wir auf's wunderschöne Salzburg. Wir bleiben 2 Tage. Wir sind fasziniert von der Mozartstadt, vom schmackhaften Essen, von den Museen, der österreichischen Gemütlichkeit und dem Gedanken, nun sind wir bereits in Österreich angekommen. Salzburg ist natürlich eine Touristenstadt. Wir genießen auch diese Touristen, denn wo die sind, gibt es garantiert auch was zu bestaunen.


                      Die berühmte Gasse


                      Fotofreunde

                      Ach ja, natürlich haben wir uns auch die teuren Mozartkugeln geleistet. Was wir da noch nicht wussten, die gibt es nicht nur in Salzburg. Nur Tage später bekamen wir sie in einem kleinen Dorf für 2 Drittel preisgünstiger. Man lernt halt nie aus!

                      Im nächsten Bericht schieben wir die Wägelchen dann durch Österreich. Bis dahin LG Wi + Gii
                      Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

                      Gruß, Wi grenzenlos

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                      • grenzenlos
                        Dauerbesucher
                        • 25.06.2013
                        • 566
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                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [TR] Langzeitwanderung

                        Weiter durch Österreich


                        Burg Werfen

                        In Werfen nehmen wir ein Zimmer in einem Billighotel. Es ist noch immer kalt und verregnet. Doch das Zimmer gibt uns die notwendige Wärme und Trockenheit zurück. Im Zimmer und an der Heizung trocknen wir einfach alles. Von A wie Ansichtskarte bis Z wie Zelt.

                        In dieser Trockenphase (welche ja lange dauert) verbringe ich viel Zeit am verqualmten Stammtisch des betagten Billigschuppen. Bei etwas Bier komme ich mit den sehr aufgeschlossenen, trinkfreudigen Stammtischlern ins Gespräch. Es wird somit immer mehr Bier. Sie flehen mich an, laufe ja nicht über die Tauernstrecke (Radststädter Tauernpass). Lange 18 % ige Steigungen sind dort kein Einzelfall. Ihr schiebt euch dort tot! Wir breiten zwischen den Biergläsern eine Karte aus. Es dauert nicht lange, dann ist die Route klar. Die Warnung wirkt. Ich/wir wollen nicht im ewigen Schnee erfrieren, somit sterben. Wir werden den Radelweg rauf nach Bad Gastein nehmen. Ich verspreche es meinen Bierkollegen. Gastein liegt ja nur auf etwas über 1000 Meter Höhe.


                        Tunnelangst

                        Der empfohlene Radweg führt sogar durch einige Tunnel. Das Problem dabei, Gi hat Angst vor Tunneln. Hinzu kommt, dass auch hier eine 18 prozentige Steigung (bei der Aluminium-Ortschaft Lend) vorher auf uns wartet. Hatten mir die Kerle natürlich nicht verraten. Zum Glück ist die arge Steigung aber nur einige hundert Meter lang. Danach taumeln wir in den Rachen der Finsternis. 1600 Meter ist das Gi – Angstloch lang. Sie schaltet ihre Lampe an, holt tief Luft und fluchtartig sprintet sie wie ein scheues Rehlein davon (von Bergkameradschaft keine Spur!). Ich dagegen taste mich wie ein Blinder durch die Finsternis. Den Tunnelradweg kann ich dabei nur erahnen.


                        Bad Gastein Wasserfall

                        Kurz vor Gastein geht es dann wieder qualvoll bergan. Jedoch genießen wir, dabei total verschwitzt, den Blick auf den berühmten Touristenort. Er liegt eingezwängt zwischen steilen Bergwänden. Gastein hat was, denn wo fällt ein Wasserfall ungestüm tosend schon mitten durch den Ort. Der Ort wird vom fallenden Wasser regelrecht in seiner Mitte durchflutet, durchbohrt. Wir sind nur noch baff. Manches wirkt dabei unwirklich, kitschig, Bilderbuch gesteilt, doch irgendwie auch magisch schön, faszinierend, unbegreiflich.


                        Nebelhängebrücke

                        Bis auf 2300m Höhe treibt uns die Neugier in Gastein, doch dort oben umhüllt uns auf einer Hängebrücke nur noch stetiger Nebel. In Bad Gastein müssen wir für wenige Kilometer (ich schätze so um die 15km) die Eisenbahn besteigen, denn weder eine Straße, geschweige denn ein Radweg, führt auf die andere Seite der Alpen. Gi genießt dabei die Tunnelzugdurchfahrt ohne Angstgefühle. Der Zug hatte ja Licht im Gepäckabteil. Ab Mallnitz geht es für viele km wieder lauf-bremsend steil bergab. Wir treffen ganz weit unten auf den schönen Fluss Drau. Der Drauradweg führt uns bis Villach.


                        Geretteter Maikäfer

                        Wir wandern 2 Tage am Fluss entlang. Endlich scheint die Sonne wieder. Wir erfreuen uns an der Bergwelt links und rechts vom Fluss. Doch oft liegt in den kleinen Dinge für uns sehr viel Reiz. Die vielen Blumen am Wegesrand sind wundervoll. Die Kirschen werden langsam rot. Die Gerüche von Heu, Blumenwiesen, Jasmin und richtiger Bauernluft umströmen unsere Näschen. An einer Allee mit Haselnussbüschen, sehen wir etwas völlig unerwartetes. Maikäfer in großer Anzahl tummeln sich entlang der Allee. Viele retten wir, denn sie liegen auf der Erde, auf dem Asphalt, rücklings nach oben strecken sie ihre dünnen Beinchen hilfesuchend in den Himmel. Helft uns, helft uns, vermeinen wir hundertfach zu hören.So manchen setzen wir deshalb ins Wiesengrün und die putzigsten auch auf eine Blume. Das sie dankbar dafür sind, können wir nur erahnen.


                        Renate & Franz

                        Von Villach aus ist es nicht mehr weit bis zur italienischen Grenze. Deshalb wird es Zeit, Ösiland kurz zu beleuchten. Was uns vorher nie so recht bewusst war, die Österreicher selbst sind sehr angenehme Zeitgenossen. Täglich kommen wir ins Gespräch. Es liegt sicherlich auch an unseren beiden Wägelchen, denn dazu fehlen ja die vermuteten Fahrräder, oder auch die oftmals vermuteten Kinder. Also, die Österreicher sind auch irgendwie angenehm neugierig. Zum Glück, denn wir freuen uns über jedes Gespräch. Es bleibt oft nicht bei den Gesprächen, unser Essen wird manchmal bezahlt und übers Internet bekommen wir viele Einladungen. Leider liegen die Einladungen nie auf unserer eigentlichen Route. Nur Villach macht da eine Ausnahme. 3 Einladungen hatten wir alleine für Villach übers Internet erhalten. Doch oft kommt es anders wie man denkt, denn 15 km vor Villach lernen wir Renate und Franz kennen. Wir merken sofort unsere Seelenverwandtschaft. 4 Stunden später sitzen wir an ihrem Küchentisch in Villach. Es gibt unvergessliche Kärntner Nudeln. Davon braucht man nur maximal 3 Nudeln (sind mächtig gefüllte Nudel-Brummer) um ordentlich satt zu werden. Im Salat tummeln sich, nicht sehr lange, gut schmeckende Kärntner Bohnen. Wir lassen es uns munden.
                        Knapp 40 km sind wir am 3 - Nudelabend gewandert. Die Nudelnbomben und ein lecker Frühstück am nächsten Morgen, geben uns neue Wanderkraft. Renate und Franz begleiten uns nach dem Frühstück noch ein Stück unseres Weges. Der Abschied fällt schwer. Stunden später überqueren wir mit KM-Stand 775 unsere zweite Landesgrenze.
                        Gerne hätten wir auch bei allen anderen vorbeigeschaut, doch es treibt uns einfach immer weiter, denn der Weg ist noch weit. Und was diesmal nicht klappte, klappt vielleicht zu einer anderen Zeit.
                        Jedenfalls fühlten sich die zwei Wägelchen schiebenden Piefkes ( Piefke = Kasperlebezeichnung für die Deutschen + noch viel, viel mehr schlimmeres :-) )sehr wohl im Ösiland. Ihr könnt es uns glauben!

                        LG bis zum nächsten Teil (bis Triest in Italien) von Wi + Gi
                        Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

                        Gruß, Wi grenzenlos

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                        • grenzenlos
                          Dauerbesucher
                          • 25.06.2013
                          • 566
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                          #13
                          AW: [TR] Langzeitwanderung

                          Hallo, heute geht es weiter mit Italien.

                          Mit viel Dampf Richtung Mittelmeer.


                          Wiederbelebung der Lok durch Gi

                          Ab der Grenze Italien folgen wir dem Europa - Fernradelweg Adria immer Richtung Süden. Die ersten Wanderkilometer über Tarviso bis südlich von Chiusaforte sind ein Genuss, denn der Radweg ist die alte Eisenbahnlinie. Keine Angst, die Schienen wurden meisterhaft mit Asphalt ausgegossen, die Tunnel (nach Nummer 20 höre ich mit zählen auf) sind beleuchtet und die Landschaft entlang der Strecke sorgt für absolut viel Abwechslung. Die Wägelchen rollen fast, es geht ja auch meistens etwas bergab, von alleine. Zusätzlich sorgt Gi für die Lokomotive mit Zigarettenrauch für absoluten Durchhaltedampf.


                          Bachlauf


                          Steil rauf

                          Nur manchmal müssen wir uns anstrengen, etwas einfallen lassen, denn so mancher Bach muss überquert werden oder ein kurzer Anstieg verlangt nach ordentlich Kraft. Mit 44 Tageskilometern stellen wir bis zur ehemaligen Bahnstation in Chiusaforte einen persönlichen Tagesrekord von 44 Wanderkilometern auf. Natürlich sind wir da müde, hungrig und durstig, einfach auch kaputt. Wir wissen am Morgen nie wo wir am Abend schlafen, ob es unterwegs was für unsere Bäuchlein zu kaufen gibt und wann wir wieder die Trinkflaschen auffüllen können. Als Orientierung dient mir immer eine Landkarte von der jeweiligen Gegend. So sind natürlich Überraschungen der positiven, manchmal aber auch negativen Art vorprogrammiert.


                          Liebevoll restauriert

                          Speziell am alten Bahnhof von Chiusaforte überhäufen uns die positiven Eindrücke, denn die Bahnstation wurde sehr liebevoll renoviert. Es gibt sogar eine Bahnhofskneipe. Was braucht man mehr nach 44 Wanderkilometer. Die Betreiberin ist zudem eine ausgesprochen nette Person. Käse, Schinken, Maisbrot und kühles Bier serviert sie uns mit freundlichen Worten. Es schmeckt vorzüglich. Die Krönung aber, wir können auf dem Gelände vom alten Bahnhof unser Zelt aufschlagen. Wieder ist ein Lagerplatz in fast letzter Minute gefunden, geschenkt worden.


                          Lagerplatz am Goldfischbahnhofsteich

                          Speziell am alten Bahnhof überhäufen uns auch negative Eindrücke. Sie sind aber nicht menschengemacht. Das Wetter spielt verrückt. Kaum haben wir unser Zelt neben dem Goldfischteich aufgebaut, beginnt ein Gewitter der ungemütlichen Art. Es blitzt, es regnet, es schüttet die ganze Nacht. Gegen 5 Uhr ist der Goldfischteich kurz vor der Überflutung. Wir packen panikartig all unsere nassen Sachen zusammen. Beim Abmarsch hört es auf mit all den Wassereimern von oben. Die Goldfische können es kaum glauben. Sie haben Glück gehabt, denn auch sie standen kurz vor der Flut talwärts.


                          Wildes Erdbeerland

                          Unser Wanderweg führt uns die nächsten Tage weiter über den Fernradelweg. In Gemona öffnet sich ein weites Tal. Die Alpen liegen hinter uns. Nur leichte Hügelketten liegen noch in der Landschaft. Gemona bekommt sofort von uns den Namen Jasminstadt. Egal wo wir in der Gemonagegend unterwegs sind, ständig umhüllt uns dieser wunderschöne Jasminduft. Erst in Udine wechselt der Duft. Lindenbäume haben da die Dufthoheit.
                          3 Tage lang sammeln wir am Waldwanderwegesrand Erdbeeren ein. Auch sie duften. Hilft ihnen aber nichts, denn sie gehören zu meinen Lieblingsbeeren.


                          Basilika

                          Nach Udine gibt es auch keine Hügelchen mehr. Bauernhöfe, weite Felder, Obstplantagen und neue Düfte prägen den Weg. Am Weg selbst liegen 3 Perlen. Palmanovo fasziniert mit seinen 9 Stadttoren. In Aquileia bestaunen wir das unglaublich schöne Mosaik in der Basilika. Solch ein großes, gut erhaltenes Mosaik, haben wir noch nie gesehen.

                          Es wird auch immer, immer wärmer. Als wir am kilometerlangem Damm von Grado angekommen sind, sind wir total verschwitzt, riechen nicht unbedingt gut, doch riechen wir selbst das salzige Meer. Wir sind am Mittelmeer angekommen.


                          Luxus pur

                          Die letzten Wochen waren schön, manchmal auch recht hart. So manche Blase erlebte ihre Wiedergeburt. Wir mieten in Grado ein Apartment für 2 Tage. Das Hotel wurde erst neu eröffnet. Der Eröffnungspreis stimmt uns fröhlich. Wir schlagen zu. Am spannendsten ist die Küchenzeile, denn ein Geschirrspüler, ein Elektroherd mit unglaublich vielen Tasten und eine italienische Wunderkaffeemaschine lassen unsere Augen glänzen. Zur Kaffeemaschine gehören 30 freie Cups. Wir schlürfen die Espressos alle weg, können deswegen dann kaum schlafen, sind einfach überdreht. Passiert halt, wenn Mann/Frau nicht genug bekommen. Zwischendurch pflegen wir unsere Füße, genießen die Aussicht und wässern angeberisch viele, viele Stunden im Dachpool. Luxus umgibt uns zu jeder Minute. Luxus kann auch schön sein.


                          Ehemaliges Tor zur Welt - Triest

                          Frisch luxuserholt, ist es nicht mehr weit bis Triest. Da liegen dann nach 43 Tagen 1082 Wanderkilometer hinter uns. Wir kümmern uns auch um eine Fähre nach Albanien. Es ist schwierig, aber es klappt. Albanien soll unser nächstes Ziel sein. Natürlich hätten wir auch die Wanderstrecke über Kroatien wählen können, doch uns schreckt einfach der viele LKW-PKW-Verkehr entlang der Adriaküste. Gi kauft sich in Triest noch ein neues Köfferchen. Darin schlummern, neben vielerlei Kleinkram auch ihre gehäkelten Tierchen.
                          Italien liegt hinter uns. Auch hier war die Wanderzeit überaus positiv für uns. Die Menschen waren nett. Früher sind wir oft mit dem Camper einfach nur durch Italien bis zur Fähre geflitzt. Was neben der Autobahn war, hat uns nie so richtig interessiert. Diesmal war die Langsamkeit unser Begleiter. Der Langsamkeit haben wir viele schöne Einblicke zu verdanken. Nie hätten wir z.B. erwartet, dass Udine oder auch Triest wirklich schöne Städte sind. Am Hafen von Triest wird uns dies so richtig bewusst.

                          Was war komisch an Italien? Ich dachte immer, wir Deutsche sind die Weltmeister mit der Liebe zu den den Hunden. Ich habe mich geirrt. In Italien klefft es aus jeder Ecke, aus jedem Hof, gibt es Hundesaloons in jeder Stadt, ebenso tritt man weit öfter in Hundekacke, auch wenn es hier die Hundekackeeinsammeltüten an jeder Straße kostenlos gibt. OK, jeder ist anders komisch. Wir führen ja unsere Wägelchen auch täglich aus. Zum Glück kacken die aber nicht.


                          Mein Toyota

                          Ach ja, Gi hat, neben vielen anderen Sachen, auch ein Toyota - Emblem am Straßenrand gefunden. Sofort wollte sie es an ihr Wägelchen anbringen. Es kostete mich viel, viel Überzeugungsarbeit, ihr zu erklären, das schöne Toyotaemblem ist viel, viel zu groß für ihr kleines Schiebeauto. Und es passt somit viel, viel besser zum meinem. Stunden dauerte der Kampf. Hurra, ich habe letztendlich gewonnen. Mein Schiebeauto hat nun endlich einen Namen. Gi muss sich noch etwas gedulden. Vielleicht finden wir ja in Albanien was passendes für Gis Karre.


                          Abschied von Italien

                          Bis zum nächsten Bericht, ganz liebe Grüße,
                          von Toyota Wi + Gi
                          Stand: 17. Juni 2014
                          Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

                          Gruß, Wi grenzenlos

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                          • Juno234
                            Erfahren
                            • 03.08.2007
                            • 397

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [TR] Langzeitwanderung

                            Schöne Tour, gut geschrieben

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                            • ronaldo
                              Freak
                              Moderator
                              Liebt das Forum
                              • 24.01.2011
                              • 11863
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              AW: [TR] Langzeitwanderung

                              Tolle Sache... einfach so los ohne detaillierte Planung, das gefällt mir... :-)

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                              • Rainer Duesmann
                                Fuchs
                                • 31.12.2005
                                • 1642
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #16
                                AW: [TR] Langzeitwanderung

                                Ihr weckt die Sehnsucht.

                                Danke.
                                radioRAW - Der gesellige Fotopodcast

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                                • grenzenlos
                                  Dauerbesucher
                                  • 25.06.2013
                                  • 566
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #17
                                  AW: [TR] Langzeitwanderung

                                  Zitat von ronaldo Beitrag anzeigen
                                  Tolle Sache... einfach so los ohne detaillierte Planung, das gefällt mir... :-)
                                  Kommt eh immer alles anders wenn man zu genau plant
                                  Danke für die netten Sätze, Ronaldo, Rainer & Juno
                                  Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

                                  Gruß, Wi grenzenlos

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                                  • grenzenlos
                                    Dauerbesucher
                                    • 25.06.2013
                                    • 566
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [TR] Langzeitwanderung

                                    Hallo, heute geht es weiter mit Albanien.

                                    Albanien gleich Überraschungsland?




                                    2 Nächte schlafen wir auf der sehr, sehr betagten, altersschwachen Fähre von Triest nach Durres. Das schönste dabei ist eigentlich der Sonnenuntergang am ersten Abend. Danach setzt Dauerregen bis zur Ankunft ein. Irgendwie passt dieser Dauerregen zur Stimmung der Bordmannschaft, denn diese ist mehr als gelangweilt. Genau wie das Schiff, hat auch die Mannschaft irgendwie viel Rost in den Bewegungsgelenken angesetzt. Egal, denn neben der Rostbesatzung, gibt es ja auch die Passagiere. Diese sind zu 90 Prozent Albaner. Die restlichen 10 % bezeichne ich mal als Exoten. 2 von den Exoten verkürzen uns ordentlich die verrostete, verregnete, trostlose Rostkahnzeit. Es sind, ein ehemaliger Leipziger, also ein Landsmann und eine Holländerin. Der Leipziger lebt seit 1981 in Ungarn, hat ein Grundstück mit seiner ungarischen Frau am Balaton, arbeitet nun schon viele Jahre für eine österreichische Firma als Fernfahrer und hat somit das Vergnügen den Rostkahn monatlich zu genießen. Er behauptete wirklich, es gibt weit schlimmere Fähren im Mittelmeer. Mag sein, doch weit interessanter war für mich seine Fracht im LKW. Zigaretten kutschiert er durch ganz Europa. Neben den Sicherheitsvorkehrungen für Zigarettentransporter, kenne ich nun auch das überaus bewegte Leben vom sympathischen Landsmann.
                                    Die Holländerin ist ein wahren Segen an Informationen zu Albanien. Sie lebt seit 1991 in Tirana. Zu albanischen Bunkerzeiten (es soll ca. 750000 Bunker gegeben haben) bereiste sie bereits das Land, kam dann aber auf die Schwarze Liste. Nach der Revolution wurde aus Schwarz sofort für sie Weiß. Sie organisierte die ersten Hilfstransporte für Albanien. Es waren noch die wilden ersten Jahre.
                                    Wir selbst besuchten Albanien damals gleich nach der Öffnung mit unserem Camper. Die Erinnerungen sind rustikal, denn alles war noch Mangelware. Albanien war ein Land ohne Autos (es gab nur ca. 1000 staatlich erlaubte Autos), ein Land mit ständigen Stromsperren, ein Land übersät mit knietiefen Schlaglöchern auf den wenigen asphaltierten Straßen, einfach ein unvorstellbares rückständiges Land.

                                    Die Holländerin, sowie auch die Fährbootalbaner empfehlen uns dringend nur die Küstenstrecke Richtung Griechenland abzulaufen, denn der Norden, die albanische Bergwelt, sei noch immer zu gefährlich. Wörter wie Betrüger, Überfälle, Mafia, Ehrenmorde und Blutrache sausen uns um die Ohren. Mit gemischten Gefühlen beginnt unser albanisches Abenteuer.


                                    Wandern auf der Autobahn

                                    Die Grenzhafenabfertigung ist überaus freundlich. Da wir der Küste entlang bis Griechenland laufen wollen, suchen wir die alte Straße. Uns trifft der Hammer, denn entlang dieser stehen die ersten 10 km Hotel an Hotel, Restaurant an Restaurant, Bar an Bar, Liegestuhl an Liegestuhl, Sonnenschirm an Sonnenschirm. Italien in seinen wildesten Zeiten lässt grüßen.

                                    Dann beginnt plötzlich die Autobahn. Wir suchen wieder die alte Straße. Es gibt sie nicht mehr. Dies bestätigt uns auch die Polizei. Und wir bekommen die Aufforderung, einfach die Autobahn zu benutzen. Wir folgen pflichtbewusst der polizeilichen Anordnung. Mehrere Tage marschieren wir über 100 km entlang der Autobahn bis Vlore. Dies ist keineswegs langweilig, denn alles was sich fortbewegen muss (Kühe, Pferde, Laster, Enten, Schildkröten, Menschen mit und ohne Auto, Fahrräder und, und …) sind somit irgendwie unsere Autobahnkollegen.
                                    Auch entlang der Autobahn wurde kräftig investiert. Restaurants und Unterkünfte gibt es alle paar Kilometer.


                                    Einsamkeit

                                    Das traurige ist nur, dass die vielen Strände, Sonnenschirme, Restaurants, Hotels und Pensionen kaum Gäste haben.


                                    Trinkwasserlöwe

                                    Albanien ist ein Bergland. Dies gilt auch für weite Küstenabschnitte. Für diese Bergetappen ist Wasser absolut wichtig. Zum Glück findet man Trinkwasser fast überall. Ab Orikum, gelegen am Meer auf fast Meereshöhe, schlängelt sich die Straße bis rauf auf über 1000 Höhenmeter. Wir glaubten zu wissen was auf uns zukommt. Ich rechnete für die gut 20 km bis zum Bergpasshöhepunkt einen vollen Tag ein.
                                    Es war heiß, so um die 35 Grad. Zu Beginn war die Steigung noch verträglich, doch nach wenigen km kamen die ersten Kehren. Über 10% sind die Steigungswinkel. Da braucht man nach allen 50 Metern eine kurze Pause, schwitzt nur noch, holt tief Luft und hofft das es die letzte Kehre sein wird. Doch die letzte Kehre dauert noch Stunden. An diesem Tag haben wir den Pass nicht geschafft. Nach über 10 Stunden bergauf schlagen wir unser Lager auf.


                                    Lager am Fluss


                                    Albanische Libelle

                                    Wenn man ein Lager an einer Wasserstelle oder gar Fluss findet, dann sind die Anstrengungen schnell vergessen. Bevor wir das Lager immer aufbauen, stapft Gi richtig laut durch die Lagergrenzen. Mit einem Stock schlägt sie dabei gegen Büsche, große Steine und Bäume. Sie will damit die Schlangen vertreiben. Seit Albanien sehen wir täglich welche (leider liegen sie meist überfahren auf der Straße). Ein Lagerfeuer sorgt dann für einen stärkenden Kaffee. Besonders an Flusslagern sind die Libellen immer hundertfach unsere Gesellen. Bricht die Nacht herein, dann beobachten wir die Glühwürmchen. Die Geräusche am Fluss, aus den Gebüschen und Bäumen lassen uns schnell einschlafen. Mit den ersten Strahlen der Sonne beginnt der nächste Wanderschiebetag.


                                    1000 Meter runter

                                    Jeder Pass hört irgendwann auf. So natürlich auch der Pass Llogorase. Von links grüßt uns der 2078 Meter hohe Berg Oores. Rechts stürzt die Straße 1000 Meter in vielen Kehren runter ans Meer. So eine Wägelchenabfahrt hat es in sich, denn unsere Wägelchen haben keine Bremsen. Bergauf werden immer die Oberschenkel, Handgelenke und der Beckenbereich extrem belastet. Runter ziehen nach wenigen Metern die Waden wie ungeölte Stahlseile und die Schultern machen sich bemerkbar. Gi hat sich hierfür was geniales einfallen lassen. Man hat ja bei all der Wägelchenschieberei auch viel Zeit zum nachdenken.
                                    Doch davon werde ich erst im Teil 2 von Albanien berichten.
                                    Bis dahin liebe Grüße, Wi + Gi
                                    Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

                                    Gruß, Wi grenzenlos

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                                    • Julia
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                                      • 08.01.2004
                                      • 1384

                                      • Meine Reisen

                                      #19
                                      AW: [TR] Langzeitwanderung

                                      Wieder absolut faszinierend!

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                                      • tizzano1
                                        Erfahren
                                        • 13.06.2006
                                        • 383
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                                        AW: [TR] Langzeitwanderung

                                        Ihr seids die Besten : So richtig entspannt durchgeknallt.

                                        Ich wünsche euch weiterhin alles Gute, dass euch nix passiert und ihr viele schöne Tage habt...an denen ihr uns teilhaben lasst

                                        tizzi

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