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Da ihr meinen ersten Bericht so positiv aufgenommen habt, mache ich hier weiter. Bevor ich nun für jede einzelne Tageswanderung einen neuen Thread erstelle (das würde ja auch eher in den Thread "Outdoorerlebnis heute" fallen), packe ich hier mal ein paar an Rheinradwegetappen an voneinander unabhängigen Tagen rein. Chronologisch gesehen sind die ersten drei eine Vorbereitung auf meine 2,5 Tagestour und die vierte eine Fortsetzung des Projekts Rheinradweg.
Ganz spontan wache ich diesen Morgen auf und beschließe: heute ist es soweit für meine erste richtige Wandertagestour außerhalb der Stadttore! In den letzten 3 Monaten, seit ich den Rolli mit kraftverstärkendem Antrieb (E-Motion) habe, habe ich meine Wahlheimat endlich mal richtig kennengelernt. Ich bin durch die Stadt gewandelt, habe auch den rechtsrheinischen Teil gesehen, bin den Kreuzberg hoch, durch die Rheinaue, war mit der DMG auf einem Ausflug und weiß nun, dass mich eine volle Akkuladung 30 – 35 km weit bringt und ich nicht Gefahr laufe bei einer Tagesetappe von 10 -12 km, was ich so aus dem Bauch heraus für machbar halte, irgendwo in der Pampa zu stranden. Mein Plan ist dem Rheinradweg von zuhause aus Richtung Köln solange zu folgen, bis mir die Puste ausgeht (bzw. idealerweise kurz bevor sämtliche Muskeln meines Körpers die Waffen stecken). Da die Stadtbahnlinie und die DB Regio die ganze Zeit mehr oder weniger neben dem Radweg herläuft, kann auch nicht viel passieren, denn so habe habe ich alle paar Kilometer einen Emergency Exit.
Also Essen und Trinken ins Daypack, Erste-Hilfe-Tasche für Mensch und Rolli dazu, Radwegführer, Garmin Etrex Legend eingepackt und los geht’s (es stellt sich im Laufe des Tages raus, dass das Daypack zu klein ist - das Gewurschtel nervt! Nächstes Mal kommt der 55 l-Tatonka mit).
Über die Viktoriabrücke und an den Rheinischen Landeskliniken vorbei, komme ich an den Rhein und wende mich flussabwärts Richtung Köln. Mal sehen wie weit ich komme. Der Weg ist gut ausgebaut und es gibt kaum nicht machbare Steigungen. Als ich mal an einer Steigung zu spät auf 80%-Kraftverstärkung umschalte, kommt von hinten „ich helf Dir“ im rheinischen Dialekt und schon schiebt der Jogger. Eigentlich ja nicht der Sinn der Sache, außerdem mag ich es absolut nicht, wenn Leute einfach zupacken ohne zu fragen. Fußgängern ist das wahrscheinlich gar nicht klar: ich befinde mich irgendwo auf bzw. unter Bauchnabelhöhe und fühle mich allein dadurch „angreifbar“. Ich versuche zwar niemanden blöd anzumachen, denn die Gefahr besteht, dass derjenige nie wieder helfen will, aber den Reflex abrupt Stehenzubleiben, mich umzudrehen und/ oder wenigstens einen knurrigen Blick aufzusetzen, kann ich oft nur mühsam unterdrücken. Gerade dann, wenn nur wenige Menschen unterwegs sind. Doch mein Protest verpufft - an den Kopfhörern des Joggers (es ist übrigens auch kein böser Wille von mir, wenn ich Hilfe ablehne. Ich muss es erst mal alleine versuchen, denn anders kann ich nicht herausfinden was ich kann und wo ich wirklich Hilfe brauche bzw. wie ich eine Situation für das nächste Mal alleine lösbar mache). Ich komme bald in meinen Serotoninrausch und rolle und rolle. Ich merke gar nicht wie die Zeit vergeht und schwubs sind 10 Kilometer auf dem Tacho. Ich könnte noch stundenlang weitermachen (okay bleiben wir mal realistisch, so wird’s nicht weitergehen ) nur wo geht der Rollifahrer aufs Klo, wenn es links senkrecht nach oben und rechts entweder senkrecht nach unten oder in den blümchengesäumten Weg mit, mit der Nagelschere gekürzten englischen Rasen zu einem Hausboot geht. Man pinkelt Menschen nun mal nicht in den Garten! - also ich nicht. Ich weigere mich, die absolute Notfallvariante zu benutzen und sehe endlich steil über mir ein Restaurant. Gibt’s da einen Aufzug? Mein Gesicht wird ziemlich lang, als ich die Millionen Stufen sehe, die sich direkt auf die Terrasse mit Rheinblick wendeln. Ich muss aufs Klo, Mensch!!!
Also weiter und auf Erlösung hoffen. 50 Meter weiter geht aber ein Weg nach oben. Gefühlte 45° Steigung und ich bin hinten zu schwer. Der E-Motion bockt und steigt und ich muss meinen Gehrest nutzen und ein paar Schritte schieben. Oben angekommen geht’s schnurstracks zum Kellner des Restaurants mit der Bitte erst mal die Toilette nutzen zu dürfen, bevor ich was konsumiere. Bereitwillig stürzt ein anderer Kellner mit den Schlüssel voran und zum Restaurant hinaus. Ich folge ihm in das angrenzende Hotel und stehe endlich in einem Klo - sogar ein Rolliklo… Vorbildlich!
Erleichtert bestelle ich eine Cola und - Mut zur Lücke - einen Teller Salzkartoffeln auf der Terrasse (ich habe ihn überlebt). Während ich in Gesellschaft mehrerer feuchtfröhlicher Radlergruppen esse, ziehen dunkle Wolken am Himmel auf und vereinzelte Regentropfen fallen vom Himmel. Schlagartig ist die Restaurantterrasse leer - als ob Radler so schnell wären und Regen davonfahren könnten . Auch ich mache mich auf die Socken .
Nachdem ich den Weg, den ich vorhin raufgeschoben habe wieder u(m)nfallfrei runtergefahren bin, geht’s keine 50 Meter genauso steil wieder hoch… das hätte man mir ja mal sagen können. Ich hänge wieder mit einem bockenden und steigenden Rolli („ruhig Schwarzer“) auf halber Höhe bereit abzuspringen, wenn sich die Technik unter mir beruhigt hat. Okay Technik ist immer so gut wie sein Benutzer und ich gebe zu, solche Steigungen habe ich mit Gewicht hinten einfach noch nicht im Griff (rückwärts wäre eine Möglichkeit - darauf bin ich aber erst zuhause gekommen). Eine Radfahrerin biete mir Hilfe an und ich nehme diesmal gerne an. Sie schiebt kurz und kräftig und ich bin oben.
Ich bin kurz vor Wesseling und beginne mich zu fragen, ob ich noch kann. Es regnet außerdem leicht und ich müsste noch etwa 45 Minuten bis zur Straßenbahnhaltestelle in Wesseling. Oder 5 Kilometer bis Godorf. Ich entschließe mich für Wesseling und finde sogar eine nähere Straßenbahnhaltestelle - „Wesseling Süd“.
19,8 Kilometer zeigte der Tacho am Ende des Tages. Ich bin fix und alle - aber glücklich!!! Es schüttelfrostet mich etwas am Abend im Bett und ich bin erwartungsgemäß die nächsten drei Tage platt. Mit knapp 20 Tageskilometern habe ich dennoch gar nicht gerechnet. Ob ich das mal mehrere Tage am Stück schaffe, bleibt abzuwarten… jetzt ist erst mal erholen angesagt.
Rheinradweg Bonn-Wesseling,
Sonntag, 10.06.2012
Sonntag, 10.06.2012
Ganz spontan wache ich diesen Morgen auf und beschließe: heute ist es soweit für meine erste richtige Wandertagestour außerhalb der Stadttore! In den letzten 3 Monaten, seit ich den Rolli mit kraftverstärkendem Antrieb (E-Motion) habe, habe ich meine Wahlheimat endlich mal richtig kennengelernt. Ich bin durch die Stadt gewandelt, habe auch den rechtsrheinischen Teil gesehen, bin den Kreuzberg hoch, durch die Rheinaue, war mit der DMG auf einem Ausflug und weiß nun, dass mich eine volle Akkuladung 30 – 35 km weit bringt und ich nicht Gefahr laufe bei einer Tagesetappe von 10 -12 km, was ich so aus dem Bauch heraus für machbar halte, irgendwo in der Pampa zu stranden. Mein Plan ist dem Rheinradweg von zuhause aus Richtung Köln solange zu folgen, bis mir die Puste ausgeht (bzw. idealerweise kurz bevor sämtliche Muskeln meines Körpers die Waffen stecken). Da die Stadtbahnlinie und die DB Regio die ganze Zeit mehr oder weniger neben dem Radweg herläuft, kann auch nicht viel passieren, denn so habe habe ich alle paar Kilometer einen Emergency Exit.
Also Essen und Trinken ins Daypack, Erste-Hilfe-Tasche für Mensch und Rolli dazu, Radwegführer, Garmin Etrex Legend eingepackt und los geht’s (es stellt sich im Laufe des Tages raus, dass das Daypack zu klein ist - das Gewurschtel nervt! Nächstes Mal kommt der 55 l-Tatonka mit).
Über die Viktoriabrücke und an den Rheinischen Landeskliniken vorbei, komme ich an den Rhein und wende mich flussabwärts Richtung Köln. Mal sehen wie weit ich komme. Der Weg ist gut ausgebaut und es gibt kaum nicht machbare Steigungen. Als ich mal an einer Steigung zu spät auf 80%-Kraftverstärkung umschalte, kommt von hinten „ich helf Dir“ im rheinischen Dialekt und schon schiebt der Jogger. Eigentlich ja nicht der Sinn der Sache, außerdem mag ich es absolut nicht, wenn Leute einfach zupacken ohne zu fragen. Fußgängern ist das wahrscheinlich gar nicht klar: ich befinde mich irgendwo auf bzw. unter Bauchnabelhöhe und fühle mich allein dadurch „angreifbar“. Ich versuche zwar niemanden blöd anzumachen, denn die Gefahr besteht, dass derjenige nie wieder helfen will, aber den Reflex abrupt Stehenzubleiben, mich umzudrehen und/ oder wenigstens einen knurrigen Blick aufzusetzen, kann ich oft nur mühsam unterdrücken. Gerade dann, wenn nur wenige Menschen unterwegs sind. Doch mein Protest verpufft - an den Kopfhörern des Joggers (es ist übrigens auch kein böser Wille von mir, wenn ich Hilfe ablehne. Ich muss es erst mal alleine versuchen, denn anders kann ich nicht herausfinden was ich kann und wo ich wirklich Hilfe brauche bzw. wie ich eine Situation für das nächste Mal alleine lösbar mache). Ich komme bald in meinen Serotoninrausch und rolle und rolle. Ich merke gar nicht wie die Zeit vergeht und schwubs sind 10 Kilometer auf dem Tacho. Ich könnte noch stundenlang weitermachen (okay bleiben wir mal realistisch, so wird’s nicht weitergehen ) nur wo geht der Rollifahrer aufs Klo, wenn es links senkrecht nach oben und rechts entweder senkrecht nach unten oder in den blümchengesäumten Weg mit, mit der Nagelschere gekürzten englischen Rasen zu einem Hausboot geht. Man pinkelt Menschen nun mal nicht in den Garten! - also ich nicht. Ich weigere mich, die absolute Notfallvariante zu benutzen und sehe endlich steil über mir ein Restaurant. Gibt’s da einen Aufzug? Mein Gesicht wird ziemlich lang, als ich die Millionen Stufen sehe, die sich direkt auf die Terrasse mit Rheinblick wendeln. Ich muss aufs Klo, Mensch!!!
Also weiter und auf Erlösung hoffen. 50 Meter weiter geht aber ein Weg nach oben. Gefühlte 45° Steigung und ich bin hinten zu schwer. Der E-Motion bockt und steigt und ich muss meinen Gehrest nutzen und ein paar Schritte schieben. Oben angekommen geht’s schnurstracks zum Kellner des Restaurants mit der Bitte erst mal die Toilette nutzen zu dürfen, bevor ich was konsumiere. Bereitwillig stürzt ein anderer Kellner mit den Schlüssel voran und zum Restaurant hinaus. Ich folge ihm in das angrenzende Hotel und stehe endlich in einem Klo - sogar ein Rolliklo… Vorbildlich!
Erleichtert bestelle ich eine Cola und - Mut zur Lücke - einen Teller Salzkartoffeln auf der Terrasse (ich habe ihn überlebt). Während ich in Gesellschaft mehrerer feuchtfröhlicher Radlergruppen esse, ziehen dunkle Wolken am Himmel auf und vereinzelte Regentropfen fallen vom Himmel. Schlagartig ist die Restaurantterrasse leer - als ob Radler so schnell wären und Regen davonfahren könnten . Auch ich mache mich auf die Socken .
Nachdem ich den Weg, den ich vorhin raufgeschoben habe wieder u(m)nfallfrei runtergefahren bin, geht’s keine 50 Meter genauso steil wieder hoch… das hätte man mir ja mal sagen können. Ich hänge wieder mit einem bockenden und steigenden Rolli („ruhig Schwarzer“) auf halber Höhe bereit abzuspringen, wenn sich die Technik unter mir beruhigt hat. Okay Technik ist immer so gut wie sein Benutzer und ich gebe zu, solche Steigungen habe ich mit Gewicht hinten einfach noch nicht im Griff (rückwärts wäre eine Möglichkeit - darauf bin ich aber erst zuhause gekommen). Eine Radfahrerin biete mir Hilfe an und ich nehme diesmal gerne an. Sie schiebt kurz und kräftig und ich bin oben.
Ich bin kurz vor Wesseling und beginne mich zu fragen, ob ich noch kann. Es regnet außerdem leicht und ich müsste noch etwa 45 Minuten bis zur Straßenbahnhaltestelle in Wesseling. Oder 5 Kilometer bis Godorf. Ich entschließe mich für Wesseling und finde sogar eine nähere Straßenbahnhaltestelle - „Wesseling Süd“.
19,8 Kilometer zeigte der Tacho am Ende des Tages. Ich bin fix und alle - aber glücklich!!! Es schüttelfrostet mich etwas am Abend im Bett und ich bin erwartungsgemäß die nächsten drei Tage platt. Mit knapp 20 Tageskilometern habe ich dennoch gar nicht gerechnet. Ob ich das mal mehrere Tage am Stück schaffe, bleibt abzuwarten… jetzt ist erst mal erholen angesagt.
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