Tageswanderungen auf dem Rheinradweg 2012 und 2013

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  • Meloney
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    Tageswanderungen auf dem Rheinradweg 2012 und 2013

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    Da ihr meinen ersten Bericht so positiv aufgenommen habt, mache ich hier weiter. Bevor ich nun für jede einzelne Tageswanderung einen neuen Thread erstelle (das würde ja auch eher in den Thread "Outdoorerlebnis heute" fallen), packe ich hier mal ein paar an Rheinradwegetappen an voneinander unabhängigen Tagen rein. Chronologisch gesehen sind die ersten drei eine Vorbereitung auf meine 2,5 Tagestour und die vierte eine Fortsetzung des Projekts Rheinradweg.

    Rheinradweg Bonn-Wesseling,
    Sonntag, 10.06.2012

    Ganz spontan wache ich diesen Morgen auf und beschließe: heute ist es soweit für meine erste richtige Wandertagestour außerhalb der Stadttore! In den letzten 3 Monaten, seit ich den Rolli mit kraftverstärkendem Antrieb (E-Motion) habe, habe ich meine Wahlheimat endlich mal richtig kennengelernt. Ich bin durch die Stadt gewandelt, habe auch den rechtsrheinischen Teil gesehen, bin den Kreuzberg hoch, durch die Rheinaue, war mit der DMG auf einem Ausflug und weiß nun, dass mich eine volle Akkuladung 30 – 35 km weit bringt und ich nicht Gefahr laufe bei einer Tagesetappe von 10 -12 km, was ich so aus dem Bauch heraus für machbar halte, irgendwo in der Pampa zu stranden. Mein Plan ist dem Rheinradweg von zuhause aus Richtung Köln solange zu folgen, bis mir die Puste ausgeht (bzw. idealerweise kurz bevor sämtliche Muskeln meines Körpers die Waffen stecken). Da die Stadtbahnlinie und die DB Regio die ganze Zeit mehr oder weniger neben dem Radweg herläuft, kann auch nicht viel passieren, denn so habe habe ich alle paar Kilometer einen Emergency Exit.
    Also Essen und Trinken ins Daypack, Erste-Hilfe-Tasche für Mensch und Rolli dazu, Radwegführer, Garmin Etrex Legend eingepackt und los geht’s (es stellt sich im Laufe des Tages raus, dass das Daypack zu klein ist - das Gewurschtel nervt! Nächstes Mal kommt der 55 l-Tatonka mit).


    Über die Viktoriabrücke und an den Rheinischen Landeskliniken vorbei, komme ich an den Rhein und wende mich flussabwärts Richtung Köln. Mal sehen wie weit ich komme. Der Weg ist gut ausgebaut und es gibt kaum nicht machbare Steigungen. Als ich mal an einer Steigung zu spät auf 80%-Kraftverstärkung umschalte, kommt von hinten „ich helf Dir“ im rheinischen Dialekt und schon schiebt der Jogger. Eigentlich ja nicht der Sinn der Sache, außerdem mag ich es absolut nicht, wenn Leute einfach zupacken ohne zu fragen. Fußgängern ist das wahrscheinlich gar nicht klar: ich befinde mich irgendwo auf bzw. unter Bauchnabelhöhe und fühle mich allein dadurch „angreifbar“. Ich versuche zwar niemanden blöd anzumachen, denn die Gefahr besteht, dass derjenige nie wieder helfen will, aber den Reflex abrupt Stehenzubleiben, mich umzudrehen und/ oder wenigstens einen knurrigen Blick aufzusetzen, kann ich oft nur mühsam unterdrücken. Gerade dann, wenn nur wenige Menschen unterwegs sind. Doch mein Protest verpufft - an den Kopfhörern des Joggers (es ist übrigens auch kein böser Wille von mir, wenn ich Hilfe ablehne. Ich muss es erst mal alleine versuchen, denn anders kann ich nicht herausfinden was ich kann und wo ich wirklich Hilfe brauche bzw. wie ich eine Situation für das nächste Mal alleine lösbar mache). Ich komme bald in meinen Serotoninrausch und rolle und rolle. Ich merke gar nicht wie die Zeit vergeht und schwubs sind 10 Kilometer auf dem Tacho. Ich könnte noch stundenlang weitermachen (okay bleiben wir mal realistisch, so wird’s nicht weitergehen ) nur wo geht der Rollifahrer aufs Klo, wenn es links senkrecht nach oben und rechts entweder senkrecht nach unten oder in den blümchengesäumten Weg mit, mit der Nagelschere gekürzten englischen Rasen zu einem Hausboot geht. Man pinkelt Menschen nun mal nicht in den Garten! - also ich nicht. Ich weigere mich, die absolute Notfallvariante zu benutzen und sehe endlich steil über mir ein Restaurant. Gibt’s da einen Aufzug? Mein Gesicht wird ziemlich lang, als ich die Millionen Stufen sehe, die sich direkt auf die Terrasse mit Rheinblick wendeln. Ich muss aufs Klo, Mensch!!!

    Also weiter und auf Erlösung hoffen. 50 Meter weiter geht aber ein Weg nach oben. Gefühlte 45° Steigung und ich bin hinten zu schwer. Der E-Motion bockt und steigt und ich muss meinen Gehrest nutzen und ein paar Schritte schieben. Oben angekommen geht’s schnurstracks zum Kellner des Restaurants mit der Bitte erst mal die Toilette nutzen zu dürfen, bevor ich was konsumiere. Bereitwillig stürzt ein anderer Kellner mit den Schlüssel voran und zum Restaurant hinaus. Ich folge ihm in das angrenzende Hotel und stehe endlich in einem Klo - sogar ein Rolliklo… Vorbildlich!

    Erleichtert bestelle ich eine Cola und - Mut zur Lücke - einen Teller Salzkartoffeln auf der Terrasse (ich habe ihn überlebt). Während ich in Gesellschaft mehrerer feuchtfröhlicher Radlergruppen esse, ziehen dunkle Wolken am Himmel auf und vereinzelte Regentropfen fallen vom Himmel. Schlagartig ist die Restaurantterrasse leer - als ob Radler so schnell wären und Regen davonfahren könnten . Auch ich mache mich auf die Socken .

    Nachdem ich den Weg, den ich vorhin raufgeschoben habe wieder u(m)nfallfrei runtergefahren bin, geht’s keine 50 Meter genauso steil wieder hoch… das hätte man mir ja mal sagen können. Ich hänge wieder mit einem bockenden und steigenden Rolli („ruhig Schwarzer“) auf halber Höhe bereit abzuspringen, wenn sich die Technik unter mir beruhigt hat. Okay Technik ist immer so gut wie sein Benutzer und ich gebe zu, solche Steigungen habe ich mit Gewicht hinten einfach noch nicht im Griff (rückwärts wäre eine Möglichkeit - darauf bin ich aber erst zuhause gekommen). Eine Radfahrerin biete mir Hilfe an und ich nehme diesmal gerne an. Sie schiebt kurz und kräftig und ich bin oben.

    Ich bin kurz vor Wesseling und beginne mich zu fragen, ob ich noch kann. Es regnet außerdem leicht und ich müsste noch etwa 45 Minuten bis zur Straßenbahnhaltestelle in Wesseling. Oder 5 Kilometer bis Godorf. Ich entschließe mich für Wesseling und finde sogar eine nähere Straßenbahnhaltestelle - „Wesseling Süd“.

    19,8 Kilometer zeigte der Tacho am Ende des Tages. Ich bin fix und alle - aber glücklich!!! Es schüttelfrostet mich etwas am Abend im Bett und ich bin erwartungsgemäß die nächsten drei Tage platt. Mit knapp 20 Tageskilometern habe ich dennoch gar nicht gerechnet. Ob ich das mal mehrere Tage am Stück schaffe, bleibt abzuwarten… jetzt ist erst mal erholen angesagt.




  • Meloney
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    #2
    AW: Tageswanderungen auf dem Rheinradweg 2012 und 2013

    Rheinradweg Wesseling-Köln
    Sonntag, 17.06.2012


    Spontan beim Frühstück beschließe ich da weiterzumachen, wo ich letzten Sonntag aufgehört habe. Es hatte zwar einschließlich Freitag gedauert bis ich mich wieder von der Tour Bonn-Wesseling letzten Sonntag erholt hatte, doch heute bin ich schon wieder hibbelig. Ich will los! – On the road sein!

    Es ist wunderschönes Wetter und natürlich habe ich mal wieder aus den Augen verloren, dass heute Sonntag ist (bin halt Rentner ). Das gesamte Rheinland scheint am Rhein unterwegs zu sein.

    Zunächst jedoch setzt mich die Stadtbahn in Wesseling Süd ab. Ich bahne mir meinen Weg durch das Wesselinger Industrie- und Hafengebiet und lande schließlich auf einem Radweg entlang der Bundesstraße. An einer Ampel quatscht mich ein Radfahrer an und begleitet mich ein Stückchen bis er schließlich Gas geben muss um am nächsten Bahnhof seinen Zug nach Köln zu erwischen. Er weist mir zum Abschied den Weg nach Köln – immer an der Straße entlang. Diese geht mir allerdings langsam auf den Keks . Ich habe Sehnsucht nach Natur, Ruhe oder das leise Rauschen der Strömung.

    Auf der Suche nach der Stichstraße zum Rhein runter, treffe ich an einer Kreuzung auf eine Radfahrerin. Es stellt sich heraus, dass sie und ihr Mann aus Russland kommen und bereits seit Wochen mit dem Fahrrad durch Deutschland touren. Ihren Mann hatte sie gerade losgeschickt, um zu prüfen, ob dieser Weg rechts von uns hindernisfrei zum Rhein führt. Ich habe zwar meinen uralten Garmin Legend dabei, doch nutze ich diesen nur zum Kilometerzählen und zur groben Orientierung. Die Basiskarte zeigt lediglich große Straßen und Gewässer an und besitzt noch eine RS 232-Schnittstelle. Detaillierter Karten existieren dafür nicht.

    I take my chances und mache eine kurze Pause. Während ich mich mit der Frau unterhalte, gesellt sich eine Gruppe radelnder Schweizer zu uns. Genervt von der Bundestrasse fragen sie uns, ob wir wüssten wo es zum Rheinradweg geht. Ein paar Minuten später kommt der Kundschafter zurück und meldet: dies ist der Weg zum Ziel. Scherzend, dass er wohl schon in Köln war, weil er so lange gebraucht hat, löst sich der Menschenauflauf auf und wenige Kilometer später erreiche auch ich das große Wasser.


    Eine Bank lädt zum Mittagessen ein. Danach folge ich dem Strom und nach 3 Stunden und 55 Minuten reiner Fahrtzeit (ca. 20 km) erreiche ich Köln.


    An der Rheinpromenade steppt der Bär. Ich muss höllisch aufpassen niemanden auf meinen Schoss zu laden und mitzunehmen (die Leute beschweren sich dann immer, dass es in die falsche Richtung geht ) während ich mir meinen Weg zum Hauptbahnhof bahne. Ich bin kaum da, als auch schon eine Regionalbahn einfährt und mich eine halbe Stunde später in meiner Heimatstadt absetzt.


    So long, bis zum nächsten Mal...

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    • Meloney
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      #3
      AW: Tageswanderungen auf dem Rheinradweg 2012 und 2013

      Rheinradweg Andernach Richtung Koblenz
      - oder -
      Koblenz und kein Zurück
      Sonntag, 29.07.2012


      Nach den letzten beiden Tagestouren hatte ich mir fest vorgenommen nicht dauernd zu Hause zu hocken, sondern öfters Tagesausflüge zu machen. Man sagt ja der Wille versetzt Berge, allerdings funktioniert das bei einem Myastheniker nur bedingt . Wenn es nicht geht (wörtlich und im übertragenen Sinne), dann geht es nicht.

      Doch heute ist mal wieder Sonntag, wunderschönes Wetter und in der Mittelrheinbahn die Radfahrerhölle los . Irgendwie passe ich an die Tür gequetscht noch rein. Die Fahrtzeit vergeht wie im Fluge, denn Gespräche über das Wohin und das Woher mit den Radlern bleiben nicht aus. Der Himmel in Andernach ist bedeckt, doch es ist warm und so mache ich mich auf den Weg das große Wasser zu finden. Ich verheddere mich stundenlang im Hafen- und Industriegebiet von Andernach und treffe immer wieder auf entgegenkommende Radfahrer, die langsam genauso genervt sind wie ich. Statt gemütlich am Fluss entlang zu cruisen, bremsen mich ständig Ampeln aus und ein Brummi nach dem anderen donnert an mir vorbei . Mein Rheinradwegführer ist auch überfragt - es wurden vor Kurzem einfach zu viele Lidls, Aldis, KIKs und Lagerhallen gebaut.

      Erst bei Weißenthurm treffe ich auf den Rhein und finde dort ein schönes Plätzchen für eine Mittagspause. Während ich esse, wird es immer düsterer und eine leichte Brise kündet vom bevorstehenden Regen. Ich mache mich lieber wieder auf den Weg. Ca. 2 Kilometer vor Urmitz fallen die ersten, dicken Tropfen, doch das ist es nicht was mich beunruhigt. Vielmehr mache ich mir Gedanken über das stetige Donnergrollen hinter mir, welches bedrohlich näher rückt. Der Regen nimmt zu und der viel zu kurze Poncho behindert meine Arme beim Rollen. Noch dazu stellt er sich als extrem wasserdicht heraus. Wasser das durch kommt, bleibt drinnen und ich bin nach kürzester Zeit durchnässt. Immer noch den Urmitzer Kirchturm in weiter Ferne schiebe ich was das Zeug hält und gehe in Gedanken die richtigen Verhaltensweisen bei Gewitter durch. Möglichst in eine Kuhle hocken, Füße nah zusammen und am besten auf Zehenspitzen so wenig Bodenkontakt wie möglich, nicht unter Bäume und weg von metallischen Gegenständen. Soweit die Theorie! Die Praxis sieht so aus: rechter Hand eine ca. 1 Meter breite Wiese, dahinter Bäume so weit das Auge reicht, linker Hand ein Grünstreifen mit steilem Abfall in den Rhein, dazwischen der Radweg. Ich sitze auf einem akkubetriebenen metallischem Gefährt und bin von den Bäumen mal abgesehen eine deutliche Erhöhung. Von Mulde keine Spur... Sehr witzig! Den Kirchturm jetzt fest im Blick hoffe ich, dass ich schneller bin als das Gewitter und dass die Bäume doch noch für Blitze attraktiver sind. Ich schaffe die 2 Kilometer in Rekordzeit und finde im Ort eine Frau, die mir den Weg zu einer Bushaltestelle weist. Jetzt wo ich dort auf den Bus nach Koblenz warte und einen Tourabbruch beschlossen habe, hört es auf zu Regen und die Sonne bohrt sich zaghaft durch den wolkenverhangenen Himmel. Toll! Ich bin aber nass wie eine Ratte und durchs "Rennen" so ausgepowert, dass mir das jetzt vollkommen Wurscht ist.

      Der Bus kommt keine 10 Minuten später und rauscht mit einer mordsmäßigen Geschwindigkeit Haken schlagend durch die Dörfer in Richtung Koblenz, dass man meinen könnte der Teufel persönlich sei hinter uns her. In Koblenz angekommen, löse ich meine verkrampften Finger von der Haltestange und bin immer noch nass. Diesmal ist es der Angstschweiß ! Am Hauptbahnhof ist mir der Fahrplan hold und ich kann sofort in einen RE Richtung Bonn einsteigen. Ich frohlocke schon mit einer schönen Dusche in weniger als einer Stunde daheim, doch so sollte es nicht kommen.
      Kurz vor Remagen heißt es in einer Zugdurchsage, dass eine Weiterfahrt wegen eines umgestürzten Baumes vor Rolandseck nicht möglich sei und der Zug nach Koblenz zurückfahren würde. Schienenersatzverkehr würde (irgendwann) eingerichtet. Schneller als ich gucken kann, verlassen Dutzende von Radlern und andere Fahrgäste den Zug und ich sitze verdutzt alleine da. Der Zugbegleiter rät mir mit nach Koblenz zurückzufahren, zum einen da Remagen alles andere als barrierefrei sei, zum anderen weil ich angesichts der vielen Fahrräder keine Chance hätte in einen der ersten Busse zu sitzen. Zum Dritten wüste man noch nicht wann der Schienenersatzverkehr überhaupt kommen würde. Ich folge seinem Rat auch wenn ich mir zutraue meinen Behindertenbonus nutzen zu können und sich manche Leute mit Sicherheit für mich einsetzen würden, um in den Bus zu kommen. Ich habe noch nie erlebt, dass mir nicht geholfen wurde. Dennoch hier sitze ich warm und trocken und die Chance, dass die Strecke bald wieder freigeräumt wird, gibt es ja auch noch.

      Wieder in Koblenz jedoch stellt sich heraus, dass der Schaden größer und der Schienenersatzverkehr in Remagen noch immer nicht eingerichtet ist. So beschließe ich mich an den Mobilitätsservice am Infopoint zu wenden und mir dort Infos zu holen, wie ich nun nach Bonn kommen könnte. Die Mitarbeiterin dort ist mal wieder top und nach einigen Telefonaten bietet sie mir folgende Lösung: mit einem IC rechtsrheinisch über Bonn-Beuel (der Bahnhof dort ist nicht barrierefrei und ich heute zu ausgepowert um meinen 30 Kilo Rolli auch nur eine Stufe runter oder rauf zu zerren) nach Köln und dort mit der Regionalbahn nach Bonn Hauptbahnhof. Ich gebe zu, irgendwie "mit der Kirch ums Kreuz g'fahrn" aber der Weg ist ja das Ziel . Im Laufschritt düse ich hinter der DB-Mitarbeiterin her zum Gleis und sie und die Zugbegleiterin des ICs hieven meinen Rolli die drei Stufen in den Wagen. Mit einem lauten Rums fallen hinter mir fallen die Türen zu. Welch ein Abenteuer an einem ganz normalen Wanderausflug!

      In Köln erwartet mich schon der Mobiservice und begleitet mich zum bereitstehenden RE. Kaum eine halbe Stunde später, erreiche ich am späten Nachmittag wieder heimatliche Gefilde. Nebenbei erfahre ich, dass die Strecke zwischen Remagen und Bonn nun auch wieder frei ist. Doch das abzuwarten, wäre ja viel zu langweilig gewesen...

      ...wenn einer eine Reise tut, der hat was zu erzählen !!!

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        #4
        AW: Tageswanderungen auf dem Rheinradweg 2012 und 2013

        Auf dem Rheinradweg von Bad Breisig nach Remagen
        Sonntag, 28.07.2013


        Ich nehme die Mittelrheinbahn um halb zehn Richtung Koblenz und befrage den Rheinradwegführer nach einer machbaren Strecke. Gestern Abend hatte ich zwar Bingen als Startpunkt im Auge, die Wettervorhersage sprach heute morgen allerdings etwas von Regen ab 15 Uhr. Ich entscheide mich dafür nur eine Stunde im Zug zu verbringen und in Bad Breisig zu starten. 7,4km bis Sinzig und nachmal 3,4km nach Remagen sagt der Führer - wenigstens ersteres sollte auch ohne kraftverstärkendem Antrieb möglich sein (der E-Motion ist seit drei Wochen zur Reparatur).

        Am Bad Breisiger Bahnhof muss ich zunächst eine Treppe runter und auf der anderen Seite wieder rauf. Während ich meinen Rolli die Stufen hochzerre, werde ich mal wieder verfolgt und warte schon fast auf die Frage, ob mir geholfen werden kann. Sie kommt auch, nachdem ich die letzte Stufe bewältigt habe und zunächst mal bewegungsunfähig am Geländer hänge.


        Ich schaue mich auf dem Weg zum Rheinufer in Bad Breisig um und richte mich dann mit der Flußrichtung aus. Kaum habe ich den Ort hinter mir gelassen, fängt es zu tröpfeln an und steigert sich Kilometer für Kilometer zu einem dauerhaften Sprühregen. Es ist heute warm genug, so dass ich mir den Poncho spare und die kostenlose Erfrischung gerne mitnehme. Die meiste Zeit halten die Bäume eh schützend ihre Blätter über mich und ich genieße den Blick ins vor mir liegende Rheintal. Ich muss mich zwingen langsamer zu machen, als ich gerade kann.




        Ich bin trotzdem schneller als geplant. Es regnet mittlerweile etwas heftiger und so kehre ich in Kripp vis-a-vis von Linz auf der anderen Rheinseite in ein Hotel-Restaurant auf eine Tasse Kaffee ein. Was nun? Ein Wegweiser zeigt 3km zum Sinziger Bahnhof, ein anderer 4,7km nach Remagen. Oder doch mit der Fähre übersetzen und in Linz in den Zug springen? Ich hadere echt mit mir, denn eigentlich jammern meine Arme ein bißchen herum. Andererseits habe ich gerade wieder meinen Bewegungsflash und jede Faser meines Körpers saugt an den freigesetzten Glückshormonen. Ich knabbere mein Brot auf, gehe aufs Klo und da es gerade nicht naß vom Himmel kommt, setze ich den Radweg Richtung Remagen fort. Um meinen Armen noch etwas Entspannung zu gönnen, gehe ich ein Stück und schaffe, wie immer, genau 800 Meter. Egal ob bergauf oder bergab, asphaltiert oder uneben, nach 600 Metern werde ich torkelig und meine Beine fangen an wegzusacken. Meine Arme aber konnten wieder Kraft sammeln. Die Reste der Remagener Brücke sind bereits in Sicht und bald schon erreiche ich die ersten Häuser.

        Zunächst denke ich es ist eine Statue, die dort oben auf der Mauer der Einfahrt thront, doch dann bewegt sich der Hund und posiert, als ob er dafür bezahlt würde. Er weiß, dass er schön ist .


        In Remagen ist die Hölle los. Das Rheinufer sowie die gesamte Altstadt ist ein einziger Markt, wo v.a. die Hausfrau auf ihre Kosten kommt. Ich will aber weder einen Gurkenhobel, noch ein Putzmittel und finde ja die Stände mit den massenhaft herumliegenden Küchenmessern etwas bedrohlich . Langsam bahne mir einen Weg Richtung Bahnhof. Ein Bahnmitarbeiter bietet mir Hilfe an und schiebt mich mit der Hubrampe in die Regionalbahn nach Bonn.

        Heute bremsen mich keine umgestürzten Bäume aus (ich hatte vor ein paar Tagen in etwa das selbe Erlebnis mit umgestürzten Bäumen wie auf meiner Rheinradwegstrecke Andernach-Koblenz. Nur von Köln aus. Ich dachte schon ich habe eine Deja-vú! Aber das ist eine andere Story) . Ist ja schon fast langweilig...

        ... dafür ist die folgende Nacht alles andere als langweilig. Ich schlafe ziemlich schlecht und meine Nackenverspannungen setzen sich schließlich als Spannungskopfschmerz bis unter die Haarwurzel fort. Wöhrend ich auf den Wirkeintritt der widerwillig geschluckten Ibuprofen warte, frage ich mich mal wieder, ob ich eigentlich komplett wahnsinnig bin? Ja, wahrscheinlich! Immerhin weiß ich nach gut 10 Jahren Myasthenie, dass ich durch so eine Überanstrengung keine krisenhafte Verschlechterung auslösen kann, zumindestens nicht, wenn jetzt zwei geruhsame Hängemattentage folgen (das ist meine persönliche Erfahrung für mich und meinen Körper und bei weitem keine Empfehlung für andere Myastheniker!!!). Ehrlich, ich habe versucht mich mit weniger zufrieden zu geben, aber das mit der Gullideckelerkundung bei gemütlichen Spaziergängen in meiner häuslichen Umgebung hatte ich schon. Und war nicht nur nicht zufriedenstellend, sondern eher das Gegenteil: zermürbend! Auch Wuppertal am Donnerstag war "nett", aber mein Zieleinlauf nach Remagen heute war ein Etappensieg über die Myasthenie . Ich frage mich oft, was ich wäre, wenn ich gesund wäre: Extremsportler, immer auf der Suche nach dem besten Kick? Oder doch eher ein Couchpotato, der sich seine Glückshormone aus Schokolade und Gummibärchen holt? Da Schokolade bei mir nur Bauchschmerzen und Migräne und Zucker nur depressive Verstimmungen statt Glückshormone auslöst, werden wohl auch in Zukunft hier weitere Berichte folgen. Außerdem nachdem nun die Ibuprofen wirkt, verblassen die Schattenseiten und es bleibt nur noch "cool wars!".

        Gute Nacht!
        Zuletzt geändert von Meloney; 15.08.2013, 13:56.

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        • grenzenlos
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          • 25.06.2013
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          #5
          AW: Tageswanderungen auf dem Rheinradweg 2012 und 2013

          Zitat von Meloney Beitrag anzeigen
          Auf dem Rheinradweg von Bad Breisig nach Remagen
          Sonntag, 28.07.2013


          verblassen die Schattenseiten und es bleibt nur noch "cool wars!".

          Gute Nacht!
          cool wars.... und cooler Bericht!

          Dankeschön!
          Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

          Gruß, Wi grenzenlos

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          • Bluebalu
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            • 19.05.2013
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            #6
            AW: Tageswanderungen auf dem Rheinradweg 2012 und 2013

            Danke für die Einblicke des anders reisen!

            Ciau
            Bluebalu

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